Oftmals wird die Frage nach der richtigen Rutenklasse gestellt.
Die folgenden Ausführungen sind für Anfänger gedacht, die vor einer Erstanschaffung stehen und sollen den Hintergrund der geeigneten
Rutenklasse etwas beleuchten und gelten insbesondere für das
Süsswasserfliegenfischen. Man bedenke grundsätzlich, dass wir
ein System Fliege-Vorfach-Flugschnur-Rute-Rolle fischen und dass
dies alles zusammenpassen sollte.
Die Aufgaben der Rute:
1.Unterstützung beim Ausbringen der Flugschnur samt Fliege und Flugschnur sowie Vorfach
2.Unterstützung beim Setzen des Hakens
3.Pufferfunktion beim Drill des Fisches
Zu 1. : Die heutigen Fliegenruten arbeiten im allgemeinen mit der angegebenen Schnurklasse, einer darüber und einer darunter gut zusammen. Wer technisch gut fischt, wird die Rute eher stärker belasten als jemand dessen Wurfstil nicht sosehr ausgereift ist. Die Grösse und das Gewicht der auszubringenden Fliege spielt eine wesentliche Rolle falls es sich um extreme Grössen handelt, desgleichen die Vorfachlänge und auch die Dicke des Vorfachs. Ob schnellere oder gemässigt schnelle Ruten hängt vom Wurfkönnen (je schneller desto weniger fehlertolerant)
und von der beabsichtigten Wurfweite (mit schnelleren Ruten kann man
mit weniger Leerwürfen weiter fischen) ab.
Zu 2.: Der Haken könnte theoretisch umso schneller gesetzt werden. je stärker die Spitzenaktion der Rute ausgeprägt ist. Da wir beim Fliegenfischen im Süsswasser aber normalerweise den Haken „setzen“-also es sich um eine sachte Angelegenheit handelt, ist eine reine „Spitzenaktion“ nicht wünschenswert, weil das den Erfordernissen von Punkt 3. nicht entspricht
Zu 3.: Nach dem Setzen des Hakens soll der Fisch schonend, aber in nicht zu langer Zeit herangedrillt werden (damit er nach dem ev. Zurücksetzen eine gute Überlebenschance hat ) gleichzeitig soll der Haken nicht ausschlitzen. Für diese Aufgabe ist eine Rute mit parabolischer Aktion am besten geeignet. Je höher moduliert die Kohlenstoffruten sind – desto nachteiliger ist dies für den Drill. Dieser Aspekt wurde leider von vielen Firmen in den letzten Jahren zugunsten von Leichtigkeit und Wurfweitensteigerung zu wenig beachtet.
Für die Praxis des Äschen/Forellenfischens lassen sich unter Beachtung des vorangehend angeführten daher folgende Empfehlungen geben, sofern es sich nicht um Spezialfälle (etwa kleinster, zugewachsener Bach etc. handelt)und man geldmässig sparsam wirtschaften muss oder will :
Bei Erwerb nur einer Rute :
Eine 5er (damit kann man auch Klasse 4 und 6 werfen)
Wenn man eher in Bächen oder nicht zu schnell fliessenden
Gewässern fischt und nicht allzuschwere Nymphen ( solche mit
Tungsten köpfen) eingesetzt werden. Nicht zu grosse Streamer
sind kein Problem.
Eine 6 er (damit kann man auch klasse 4 und 7 werfen), falls man
in stärker strömenden Gewässern fischt und mit sehr schweren Nymphen.
Auch in Gewässern, wo ev. der Biss einer Barbe zu erwarten ist.
Notfalls kann man auch noch einen (nicht allzugrossen Karpfen)
damit zähmen.Auch für schwerer Streamer (keine Hechtstreamer) geeignet.
Bei Erwerb von 2 Ruten:
Da würde ich mir eine Rute mit Klasse 6 (einsetzbar auch Kl. 7 und
Klasse 5) und eine Rute Klasse 4 (einsetzbar auch Klasse 5 und Klasse
3 nehmen).
Noch ein Wort zur Rutenlänge. Wer sauber wirft, der kann dies auch mit einer
kurzen Rute, dafür ist die Länge kein Argument. Aber das Dirigieren von
Nymphen, das Menden etc., sind mit einer längeren Rute besser zu handhaben.
Auch ist es möglich, mit einer längeren Rute etwas weiter zu werfen.
Abgesehen von Spezialfällen wird man Ruten zwischen ca. 2,25 bis ca. 3m
Länge wählen, wobei die 9ft (ca. 2,75 m) ein guter Kompromiss sind.
Bezüglich der Teilung der Ruten bestehen bei qualitativ guten Ruten keine
Bedenken vielfach geteilte Ruten zu wählen. Diese haben eine bequemere
Transportlänge, der Nachteil ist der etwas höhere Preis und die Tatsache, dass das Aufstecken und Abmontieren etwas umständlicher ist.
Grüsse
Heinz