Laichverhalten Regenbogen

  • Hallo liebe Freunde von der Schabenwicklerfraktion, zu der ich auch gehöre: Eigentlich gehört die Frage ins Allgemein-Forum, aber da sich meines Erachtens die Fliegenfischer besonders viel mit Biologie beschäftigen, stelle ich sie trotzdem hier: Warum laicht die Regenbogenforelle bis auf den Einzelfall am Bodensee in Europa nicht ab? Ich habe mal was gelesen, bei dem winterwarme und winterkalte Seitenbäche eine Rolle gespielt haben, die Details und Zusammenhänge sind mir jedoch entfallen. Kann mir jemand erklären, was in den nordamerikanischen Flüssen anders ist, wo sie herkommt und sich natürlich vermehrt? Anlass für mein Frage ist, dass im Nachbarregierungsbezirk Niederbayern die Schonzeit für die Regenbogenforelle aufgehoben wird, in Oberbayern jedoch nicht. Ich habe mich schon seit geraumer Zeit gefragt, was der Sinn einer Schonzeit für einen Fisch ist, der sich hier gar nicht vermehrt und mir obendrein die Frage gestellt, was aus dem Laich wird, den der Fisch ja trotzdem produziert. Hat sich schon mal jemand mit einem Fischzüchter darüber unerhalten?
    Danke im Voraus für etwas Nachhilfe.
    Tom

  • Man muß bei den Regenbogenforellen, die bei uns in Mitteleuropa heimisch sind beachten, daß sie alle Ergebnis einer züchterischen Bearbeitung sind.
    Bei den hier eingeführten Fischen handelt es sich um Konglomerat verschiedener Lebensformen und Stämme.
    Dabei sind stationäre Formen(Shasta-Form) mit meerwandernden Formen(Steelhead), sowie wärmeresistente Formen (z.B. Kamloops) vermischt worden.
    Bei den eingeführten Fischen ging es nie darum "Wildfische" zu importieren, sondern immer darum, einen wiederstandsfähigen, schnellwüchsigen Speisefisch zu erhalten.


    Nun gibt es hier mannigfaltige Zuchtstämme, die je nach züchterischer Bearbeitung und dem Anteil bestimmter Formen sehr unterschiedliche Laichzeiten aufweisen, so findet man Winterlaicher sowie Frühjahrslaicher.
    Da auch weiterhin züchterisch Einfluß genommen wird, sind bei einigen Zuchtstämmen die Laichzeiten zum Teil so verändert worden, daß man fast das ganze Jahr laichfähige Fische erhält(wichtig für die Speisefischproduktion).
    Dazu kommt daß von Züchtereien oft triploide Fische(genomveränderte Fische mit einem zusätzlichen Chromosomensatz, ungrader Chromosomensatz=nicht fortpflanzungsfähig, alles "Weibchen" ohne Rogenansatz), durch Temperaturschock oder Druckschockbehandlung der Eier, oft irreführend als "Hybrid" bezeichnet, produziert werden, die ohne künstliche Hormongaben(Metatestosteron, ergibt dann "männliche Weibchen") und künstliche Spermienentnahme(keine "männliche" Genitalöffnung, da "männliche" Weibchen) nicht fortpflanzungsfähig sind aber schneller abwachsen.


    Ausgewilderte oder verwilderte Fische laichen bei uns auch ab, je nach Stamm zu unterschiedlichen Zeiten.


    Obwohl die Regenbogenforelle wesentlich robuster ist als die Bachforelle, ist sie was die Brutbedingungen im Freiland angeht wesentlich empfindlicher, so verträgt die Brut keine niedrigen PH-Werte, wie sie hier an Gewässern die von Nadelwald umgeben sind oder im Frühjahr durch Schmelzwasser(keine Pufferwirkung durch fehlenden Kalkgehalt, leicht sauer durch "sauren Regen") auftreten können.
    Auch kann es durch die unterschiedlichen Laichzeiten im Freiland zu einer ungünstigen Temperaturführung kommen, die Fische laichen dann quasi zur falschen Zeit, bei ungeeigneten Temperaturen für das Aufkommen der Brut.


    Laichende Regenbogner findet man im Freiland recht oft, jedoch ist ein Aufkommen der Brut seltener zu beobachten.


    Es gibt aber doch, wenn auch wenige selbstreproduzierende Stämme aber eben nur in "passenden" Gewässern und bei angepassten Stämmen.

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  • Servus Tom,


    Deine Information ist leider nicht ganz richtig, mittlerweile gibt es an einigen Gewässern selbst reproduzierende Stämme der Orynchus Mykiss.
    Z. B. Isar im Bereich München bis Achering sowie die Mangfall und deren Kanäle. Ob die Raini bei uns laicht, hängt vor allem auch von der Auswahl des Besatzfisches ab. Es gibt genügend unfruchtbare Stämme, bzw. 100% Rogner-Bestand, na und ein paar Milchner braucht es halt doch für unsere zukünftigen fangfähigen Fische. Auf alle Fälle ist die Aussage, daß sich die Raini nicht fortpflanzt nur noch teilweise richtig, ich denke in 10- 20 Jahren kann man die Fischkundebücher umschreiben.


    Gruß


    Marco

  • Danke Wolfgang und Marco für Eure Erläuterungen. Diese Zusammenhänge sind hochinteressant. Da die Regenbogen als so genannter Sportfisch wohl mittlerweile seit mehr als 100 Jahren in den verschiedendsten Gewässern besetzt werden und früher wahrscheinlich noch nicht so hochgezüchtet waren, eignen sich offensichtlich sehr wenige Strecken für die Reproduktion. Im Umkehrschluss ist das ein Glück für die Bachforelle, deren Wildbestände ansonsten noch mehr unter Druck geraten würden.
    Ich wünsch Euch viel Petri
    Tom

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