Zu früh von uns gegangen

  • Hallo Boardies!


    Mir brennt es auf den Nägeln mal etwas los zu werden!


    Einer meiner besten Freunde ist letzten Sonntag gestorben und ich wollte meine Trauer auch hier zum Ausdruck bringen.


    Er war gerade mal ein Jahr älter als ich (31) und ist völlig unverhofft aufgrund eines Aneurysma (was wohl durch nichtdurchgeführte freiwillige Untersuchungen nie festgestellt wurde) gestorben.


    Er war ein sehr gutmütiger Mensch, der lieber gehungert hätte, statt jemand anderen hungern zu sehen, er hat immer geholfen, wenn er irgendwie konnte, er hat mich mit seinen Späßen (ohr popeln, Knie zwicken oder durch viele andere Sachen) zum Wahnsinn getrieben, aber gerade das war es was ihn ausgemacht hat.


    Er hat zuletzt als Betreuer einer Jugendgruppe gearbeitet, wo er auch mit seiner Art die Jugendlichen zur Vernunft bringen wollte und es auch wohl stellenweise geschafft hat.


    Ich vermisse ihn, er ist einfach zu früh von uns gegangen und ich hoffe, das es ihm gut geht, wo er jetzt ist.


    Ich frage mich ob es einen Gott wirklich gibt und wenn ja, warum er einen Mensch in der Blüte seines Lebens zu sich holen muß, er hatte noch so viel vor und hätte noch so viel machen können.


    Vielleicht kann unser Reverend mir das erklären, ich jedenfalls kann nicht begreifen warum etwas mit einem solchen guten Menschen passieren kann.


    Wir Kumpels haben uns heute Abend bei mir zu Hause versammelt, haben alte Bandvideos geschaut und einen letzten auf ihn getrunken (das wäre in seinem Sinne gewesen), aber wir stellten uns alle die Frage warum er???


    Ihr könnt gerne auf mein Posting antworten, aber auch gerne schreiben wer Eurer Meinung nach zu früh gegangen ist.


    Ich werde jedenfalls immer positiv an meinen Kumpel Alex zurück denken, aber mich immer fragen, warum er so früh von uns gehen mußte.


    Trauernde Grüße in ewiger Treue an meinen Freund und Kumpel Alexander G.




    Gruß... Udo

  • Moin Udo,


    Zunächst möchte ich dir mein herzlichstes Beileid ausdrücken. Ich kenne das Gefühl, welches du beschreibst sehr gut. Ich habe einen Menschen verloren, welcher mir sehr nahe stand, die mich stets aufgemuntert hat, mir Mut gemacht hat, wenn ich entmutigt war, ich genoss es in ihrer Nähe zu sein, und sie gab mir das Gefühl, dass sie es auch tat. Ich habe sie sehr geliebt, wie ein Enkel seine Oma lieben kann, doch sie war mehr als nur meine Großmutter für mich. Ich wusste, dass sie sehr stolz auf mich war, dass ich mir so viel vorgenommen hatte für meine Zukunft, dass ich es in die Oberstufe geschafft hatte, ja sie hat sich sogar gefreut als ich die kleine Theaterrolle bekommen habe, doch die Premiere hat sie nie gesehen, sie war nicht da, als ich mein Abi machte, fehlte mir während meines Grundwehrdienstes, erfuhr nie, dass ich ein Stipendium bekommen hab und in Russland war. Mir schien zunächst kein Erfolg als Erfolg, solange sie nicht daran teilhaben konnte, auch die Tage die vergingen konnten den Verlust nicht mindern. Nun stehe ich kurz vor meinem Abschluss, es ist 9 Jahre her, seit sie von uns gegangen ist, doch es vergeht kein einziger Tag, an dem ich nicht an sie denke. Doch solange ich das tue, wird sie immer bei mir sein, ich werde sie nie vergessen und freue mich, dass bei jedem kleinen Erfolg, jeden Schritt den ich tue auch ein bißchen von ihr steckt.
    Ich will damit sagen, dass solange du an deinen Freund denkst, dich an die schöne Zeit erinnerst, die ihr zusammen hattet, solange wird er auch bei dir sein.

  • Udo: Mein aufrichtiges Beileid. Aber seh es mal so, vllt ist der Tod nicht das Ende. Vielleicht ist der Tod nur ein Weg den jeder beschreiten muss, auf dem Weg in das Paradies?! Vielleicht geht es deinem Freund im Paradies besser als hier auf Erden. Vielleicht sieht er gerade auf dich herrab und denkt an dich und ist stolz darauf einen so gute Freud gehabt zu haben. Auch wirst du ihn irgendwann mal wiedersehen, jeder muss einmal sterben...



    Zu diesem Anlasse mal ein Zitat von Hiob: "Der Herr hat's gegeben, der Herr hats genommen, gelobet sei der Herr..."
    Lese dir diese Geschichte in der Bibel ein Mal durch. Vielleicht findest du dort Antworten auf deine Fragen...


    P.s. Ich bin kein Pfarrer :)

  • Ich danke Euch beiden!


    Das schlimmste kommt für mich aber noch, die Trauerfeier, seine Eltern die ich ansehen muß wo ich sicherlich dran kaputt gehen werde, den ihre Trauer ist noch schlimmer wie meine, ich habe Angst vor diesem Tag.
    Was soll man sagen beim Beileid wünschen, kann man da was falsches sagen, wie verhält man sich gegenüber den Eltern von ihm?


    Ich würde am liebsten nicht hin gehen, aber das kann ich auch nicht bringen, denn auf seinem letzten Weg will ich ihn auch noch begleiten.


    Er wurde ja schon aufgebahrt und das habe ich schon abgesagt, weil ich ihn so in Erinnerung behalten will, wie ich ihn kannte.


    Magne: Tut mir Leid um Deine Oma, aber ich bin mir sicher, das es irgend etwas nach dem Tot gibt und Sie sehr wohl sieht was Du erreicht hast und sicherlich ist sie stolz auf Dich.


    Trost ist das alles nicht, diesen Schmerz kann einem keiner nehmen.


    Ich will nicht daran denken, was wäre wenn meine Mutter, meine Süße oder mein Sohn gehen müßten, ich hoffe diesen Tag nie erleben zu müssen, da will ich mich lieber vorher abmachen.



    Ich finde es schön, das hier überhaupt jemand schreibt, denn ich wußte nicht, ob es für ein solches Forum evtl. etwas zu heftig ist über solche Themen zu schreiben.


    Wenn ein Mod oder user Probleme damit hat, können wir den Fred gerne schließen, ich denke aber, das es evtl. einigen Leuten etwas Mut machen könnte.



    Gruß... Udo

  • Mein Beileid - sehr hart das...Vor ca. einem Jahr ist ein Freund aus meiner Pokerrunde bei einem Autounfall während seines Urlaubs in Asien umgekommen..Ein sehr netter und liebenswerter Kerl, der gerade das Examen bestanden hatte und voller Vorfreude in den Urlaub geflogen ist---und dann das...
    Habe die Erfahrung gemacht, dass so ein Erlebnis durch angemessene Trauerarbeit (sich dem Gefühl "Trauer" offen stellen und ihm die Zeit geben die es verlangt) passabel bearbeitet werden kann und dass danach auch wieder Fröhlichkeit einkehren kann..
    Bei seinem Begräbnis ging ich in 2. Reihe mit - hinter seiner Familie und engsten Verwandten...

  • Mein Beileid, Udo.


    Wenn jemand, den man gern hatte plötzlich und unerwartet stirbt, ist es immer besonders schwer, damit fertig zu werden.
    Von meinem alten Freundeskreis leben so einige nicht mehr. Auch einige nahe Angehörige nicht mehr, teilweise viel jünger als ich.
    Und ja, ich finde, dieses Thema paßt durchaus hierher, auch wenn ich selber auf meine Verluste nicht genauer eingehen möchte, weil mir das dann doch zu persönlich ist. Ich finde es jedoch okay, wenn andere es tun, besonders, wenn sie sich wie du in einer akuten Trauerphase befinden.


    Es gibt wohl auch kein Patentrezept dafür, wie man am besten mit dem Tod umgeht.
    Jeder erlebt Trauer anders. Manchen hilft es, sich abzulenken, manche setzen sich lieber mit ihren Gefühlen intensiv auseinander, wieder andere brauchen es über den Verstorbenen zu reden, in Erinnerungen zu kramen.
    Ich denke, daß es wichtig ist, Trauer zuzulassen, auch wenn es weh tut; daß das dazu gehört, um richtig Abschied nehmen zu können.
    Und der Schmerz ist ja auch völlig berechtigt und in Ordnung. Es war schließlich ein besonderer Mensch, der da gegangen ist, nicht irgendwer.
    Jemand hat mal zu mir gesagt, daß besondere Menschen mit denen einen so viel verbunden hat und die einem viel gegeben haben es auch verdient haben, ein Stück von einem selbst mitzunehmen, wenn sie sterben.
    Dieser Satz hat mir immer geholfen, mit der Trauer an sich besser umzugehen.


    Am schlimmsten ist wahrscheinlich immer die Lücke, die jemand hinterläßt, und die Endgültigkeit, mit der er aus dem Leben verschwunden ist. Bestimmt ist es ein Trost, wenn man dann an etwas glauben kann, sei es ein Gott oder irgend etwas anderes. Auf jeden Fall daran, daß es nicht völlig zuende ist, sondern irgendwie weiter geht.
    Aber Antworten auf deine Fragen.....hmm, ich denke, selbst wenn es welche gibt, werden sie dich nicht wirklich zufrieden stellen können. Weil es einfach unbegreiflich bleibt.
    Es ist IMMER zu früh, um Abschied zu nehmen, und es kann keinen nachvollziehbaren Grund dafür geben, warum es gerade dieser Mensch sein mußte.


    Wenn dir nicht danach ist, zur Beerdigung zu gehen, dann tu es auch nicht. Du bist niemandem verpflichtet. Und auch wenn es sich nun brutal anhört, aber das, was da zu Grabe getragen wird ist nur noch tote Hülle. Was dich mit deinem Freund verbunden hat ist da nicht.
    Wäre etwas anderes, wenn es für deine Trauerarbeit wichtig wäre, bei der Beerdigung endgültig Abschied zu nehmen. Aber wenn es nur Belastung ist, dann laß es.


    Mach es dir nicht unnötig schwerer indem du dir vorstellst wie es wäre, wenn beispielsweise dein Sohn sterben würde.
    Klar, es kommen einem dann zwangsläufig solche Gedanken, aber ich habe sie immer lieber zum Anlaß genommen, meine zwischenmenschlichen Beziehungen bewußter zu leben.
    Gibt da ein schönes Gedicht mit sehr viel Stoff zum Nachdenken :"Wenn ich wüßte..." Verfasser unbekannt. Bei Bedarf einfach mal diesen Satzteil bei Google eingeben....ist ziemlich bekannt.


    Ich wünsch dir gute Freunde und viel Kraft für die nächste Zeit.

  • Eine Stimme
    die uns vertraut was, schweigt.
    Ein Mensch,
    der immer für uns da war,
    lebt nicht mehr.
    Was uns bleibt sind Liebe, Dank
    und Erinnerung an viele schöne Jahre!


    Als ich diese Trauerkarte gelesen habe, wusste ich, die ist für Alex...
    Ich stand im Geschäft und habe sie mit Tränen in den Augen, gelesen und gekauft!


    Ich bin bei Dir mein Süßer, wir schaffen auch diese schwere Zeit!
    Wir mussten 2003 unseren 1. Sohn beerdigen lassen, er fehlt mir so sehr, aber ich weiss, das Alex jetzt bei ihm ist und auf ihn aufpasst!


    Nils und Alex, wir werden euch nie vergessen, wir lieben Euch, R.I.P.!

  • Mein aufrichtiges Beileid. ich kann mir gut vorstellen, wie diese Situation einen Menschen fertig machen kann. Es tut weh und noch viel mehr.
    Ich kann dir raten, wende dich an Jesus Christus ... ! Er weiß auf auf diese Frage: Warum so frü " eine gute Antwort und du findest viel Trost!


    Dies kann ich dir nah legen, da ich diese Erfahrun g mache und gemacht habe!


    MfG !

  • Hallo, Udo,
    leider lese ich erst heute in deinen Thread hinein und kann dir zur Trauerfeier nichts mehr mit auf dden Weg geben, sie dürfte inzwischen ja schon gewesen sein.
    Wie war es für dich? Vielleicht war es ja nicht nur schlimm - das sicher auch, vor allem der Schmerz, der dabei noch einmal mit voller Härte zugreift, die Ohnmacht, die Wut auch, auf diesen unzeitigen Tod, auf Gott, der ihn zugelassen hat oder ihn nicht verhindert hat - aber vielleicht ist dabei auch ein Weg aufgetaucht, wie du, wie ihr, mit diesem unzeitigen Tod weiterleben könnt. Vielleicht konntet ihr gut und liebevoll Abschied voneinander nehmen, wart einander als Freunde nah.
    Vielleicht habt ihr spüren können: keiner ist mit seiner Trauer, seiner Wut, seiner Ohnmacht allein. Vielleicht konntet ihr viel reden miteinander, über eure jeweils einzigartige Beziehung zu eurem verstorbenen Freund.


    Ich weiß nicht, wer ihm die Trauerrede gehalten hat, ob er in der Kirche gewesen ist und ein Pfarrer ihn und euch auf diesem letzten gemeinsamen Weg begleitet hat, ob er seine Sache liebevoll und gut gemacht hat.
    Wie auch immer: die Frage, die du stellst, die Frage nach dem "Warum?" hat er dir gewiss ebensowenig beantworten können, wie ich sie dir beantworten kann. Wenn ich in einem vergleichbaren Fall eine Beerdigung halte, gebe ich das auch zu, dass ich viele Dinge in diesem Leben - gerade auch so einen unzeitigen Tod - nicht oder wenn überhaupt nur schwer mit dem Gott zusammenbringen kann, an den ich glaube. Es gibt Dinge, die verstehe ich nicht. Und das gebe ich zu.


    Ich will es nicht so direkt sagen wie einer meiner Vorposter, aber ich komme dann auch auf Christus zu sprechen. Auf den Christus am Kreuz, wie er sterbend sein "Warum?" hinausgeschrien hat: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Er bekam am Karfreitag auch keine Antwort darauf. Ebensowenig, wie ihr sie bekommen haben werdet bei der Beerdigung.
    Aber wir würden nicht auch noch nach 2000 Jahren an den Karfreitag denken, wenn es drei Tage danach nicht den Ostermorgen gegeben hätte, der zumindest Jesu "Warum?" in ein "Wozu?" verwandelt hat: "Nun aber ist Christus auferstanden, damit er darin der Erste sei von allen Verstorbenen."


    Ich weiß nicht, wie das "Wozu?" aussehen könnte, in das sich euer jetziges "Warum?" verwandeln könnte, aber ich bin sicher, dass es zu seiner Zeit geschehen wird.
    "An jenem Tag werden wir nichts mehr fragen", heißt es in der Bibel.
    Aber solange wir noch fragen müssen, gerade weil wir so vielfach Gott und die Welt nicht nicht zusammenbringen, dürfen wir dieses "Warum?" auch hinausschreien, die Fäuste ballen, hadern mit Gott, den wir nicht verstehen. Das nimmt er uns nicht übel.


    Ich habe dir jetzt einfach auf deine Frage zu antworten versucht - verspätet, entschuldige bitte.
    Gerne stehe ich dir auch per pm zur Verfügung. Dort sage ich dir auf Wunsch auch gerne meinen Skype-Namen, Telefonnummer oder eMail-Adresse.

  • Vielen Danke Reverent und auch allen anderen!


    Ich war auf der Trauerfeier, zuerst hatte ich übele Bedenken, aber als ich in die Trauerhalle kam, war alles so schön, seine ganzen Freune waren Da, es lief Herz aus Stahl von Manowar, vorne war die Urne aufgebaut, links und rechts von seinem Bild waren zwei große Laternen, die leicht schimmerten und dazwischen lag das Nummernschild seines Motorrades mit seinen Initialien, seine alte Rockerkutte und seine über alles geliebte E -Gitarre stand im Ständer neben einer der Laternen, genauso hätte er es gewollt.


    Es gab wohl auch ein paar ältere Leute aus dem Dorf die frühzeitig mit den Worten "Metall Musik auf einer Beerdigung wäre eine Schande) gegangen sind, aber das war egal, denn die wirklichen trauergäste waren seine Freunde und vor allem seine Eltern und Verwante, die es organisiert haben.


    Als wir dann zur Urnenstelle gingen und einen letzten Gruß aussendeten, stand da ein Wikingerschiff gefüllt mit Rosen, wo jeder eine nehmen durfte im sie mit ins Urnenfeld zu geben.


    Der Pfarrer war ein bekannter alternativer, der seine Sache super gemacht hat.


    Ich habe niemale eine schönere Beerdigung erlebt als diese und bin froh, das ich nochmal so schön Abschied nehmen konnte von meinem Freund Alex.


    Im Anschluß daran sind wir nicht mitgegangen zum Kaffee, wovon wir die Angehörigen allerdings schon vorher informierten, wir haben es im Sinne von Alex beendet, wir haben alle zusammen ein aller letztes Bier auf ihn getrunken.


    In diesem Sinne... Machs gut Alex, wir sehen uns!



    @Reverent: Danke für die Hilfe, aber jetzt fühle ich mich wirklich besser, aber wenn was ist, melde ich mich sicherlich bei Dir, nochmal danke.



    Gruß... Udo

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