Die Wirtschaft muss angekurbelt werden – Oder ein kurzer Bericht meiner letzten Angelerlebnisse
Seit geraumer Zeit bin ich stolzer Besitzer einer Daiwa Powermesh mit einem WG von 3 – 21 Gramm. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, dieses feine Rütchen standesgemäß zu entjungfern, außer einigen Barschen der jüngeren Generation habe ich damit erst ein Hechtlein von rund 60 cm fangen können. Was lag also näher, als diese Rute einer Feuertaufe an Vater Rhein zu unterziehen – derzeit spielen die Rapfen verrückt und dezimieren die Schwärme der frischen Brut aufs Gemeinste. Zum abendlichen Zanderfischen hatte ich noch meine gute Crypton Magic Zander Stick eingepackt, diese sollte jedoch erst mit einsetzender Dämmerung zum Einsatz kommen.
Am Wasser angekommen zeigte sich schon bald das gewohnte Bild, das Wasser kam vor lauter aufgeregter Jungfische und deren Jäger nicht zur Ruhe, überall jagten die halbstarken Rapfen laut tosend in die Jungfischschwärme – ein leichtes sollte es sein, einen oder mehrere dieser Gesellen an den Haken zu bekommen. Erster Köder war ein Spöket in grau-schwarz mit einem Gewicht von 10 Gramm – ideal für die Rute, auch die Fireline Crystal und vorgeschaltetes 20er Monofil sollten helfen, einen Fisch zu haken. Nach ca 2 Stunden und zahlreichen Köderwechseln setzte die Frustration ein – nicht einen Angriff hatte ich zu verzeichnen. Selbst 6cm kleine Gummifischlein am Offsethaken mitten under den zahnlosen Räubern wurden ignoriert. Kann das denn wahr sein ? Das Wasser kocht von jagenden Fischen, der Köder sollte ideal ins Beuteschema passen, die Präsentation erfolgt absolut unauffällig und nichts beißt ?
Die absolut größte Frechheit besaß jedoch ein Rapfen von geschätzten 2 Kilo Gewicht, der direkt vor meinen Füßen Beute machte – dabei verpasste er mir eine derartige Dusche, dass ich meine Brille putzen musste. Mir schwoll der Hals – Zornesröte stieg mir ins Gesicht – jetzt kam der Moment meiner letzten Waffe. Ein Popper musste herhalten, schnell die Ködertasche durchsucht und siehe da – in der untersten Ecke schlummerte einer dieser genialen Köder. Sein Gewicht betrug sagenhafte 40 Gramm – viel zu groß war er auch, das Design passte so gar nicht, dennoch kam er ans Band.
Werfen klappte mit der leichten Rute ja noch problemlos, aber eine einigermaßen akzeptable Führung war nicht möglich.
Schweren Herzens beschloss ich, die Entjungferung der Rute ein anderes Mal vorzunehmen – „Ich komme wieder“ fluchte ich den Rapfen entgegen. Rute also eingepackt und zur Crypton gegriffen, schließlich sollte ja bald die Abenddämmerung einsetzten und Zander sind ja auch der eigentliche Zielfisch.
14 Gramm-Jig und naturfarbener Fin-S sind heute komischerweise ausreichend, normal muss ich an dieser Stelle im Rhein mindestens 18 Gramm fischen, die Strömung ist, aus welchen Gründen auch immer, heute jedoch ziemlich harmlos. Noch immer nerven mich raubende Rapfen, können die nicht langsam mal Feierabend machen und mich in Frieden lassen ? Ich will Zander !!
Obwohl – man könnte doch…. Schließlich bin ich ja Angler und meine oberste Devise lautet : Fisch fangen.
Also schnell den –eigentlich viel zu schweren- Popper angeknotet und los geht’s. Geht schon viel besser, dritter Wurf und zack- das Wasser öffnet sich, ein Rapfen erbarmt sich meiner aber was soll das ? Als hätte er geahnt, dass er keine Chance hat, lässt er sich am viel zu schweren Gerät heranführen wie ein nasser Sack, nur um mich bei der versuchten Handlandung ordentlich zu begiesen. Also doch das LipGrip genommen und raus mit dem Bengel. Ist der Winzling überhaupt ein Foto wert ? In Zeiten digitaler Fotografie schon, also schnell den Kollegen herbeizitiert, Bilder machen und zurück in die Fluten mit dem ca 700-Gramm-Zwerg, wenigstens mal Bilder in meiner Galerie hier im Forum.
Schnauze voll von Rapfen, wieder Gummi angeknoten und fleißig den Grund abklopfen. Nach einer Stunde Fischerei erbamt sich dann auch ein Zanderlein und schnappt sich den Fin-S – das sollte es dann aber auch für den Rest des Tages gewesen sein. Bis 1 Uhr werden noch diverse Gummis und Schwimmwobbler getestet, aber nicht ein Biss ist mehr zu verzeichnen.
Auf dem Weg zum Auto treffe ich den Kollegen, der mit seiner neuen Abu Fantasista Yabai vor kurzem einen tollen Zander überlisten konnte –Bild hierzu ist unter Fangberichte Zander zu sehen. Er war etwas erfolgreicher und erzählte mir von vier Zandern bis 70 cm. Da er absolut glaubwürdig ist und nicht übertreibt ziehe ich den einzig richtigen Schluss aus der Situation : Er mit Fantasista 4 gute Zander, ich mit Zander Stick einen halbwüchsigen – es kann nur an der Rute liegen.
Da mir vor Kurzem ein himmlicher Geldsegen beschert wurde (Scheck der Versicherung für die Übernahme eines Hagelschadens am Auto) gibt es nur die eine Möglichkeit – ab zum Händler.
Nach schweißtreibenden Verhandlungen mit dem Messer zwischen den Zähnen konnte ich ihn am folgenden Tag dazu überreden, mir eine Fantasista zu einem sehr guten Preis zu bestellen und vor einer Stunde kam der Anruf von ihm : Deine Rute ist soeben eingetroffen lautete seine Nachricht.
Jetzt sitze ich hier auf glühenden Kohlen – aber um 17 Uhr wird sie endlich in meinen Händen liegen ! Dann – ihr lieben Zander- zieht Euch warm an. Ich komme Euch zu holen, ich werde Euch finden, wenn nicht heute abend, dann morgen abend.
Und dann werde ich Euch mit Bildern und Fangberichten vom Feinsten verwöhnen – hier ist im Moment eh so wenig los