Geht mehr mit oder ohne Gummi ?

  • Hallo Dorschangler
    brauch mal eure professionellen Ratschläge zum Angeln auf Dorsch.
    Mit meiner Jahrzehntelangen Pilkerfahrung ist es in den Zeiten von El Ninjo und den Rückgängen der Ostseedorschbestände langsam auch bei mir soweit das ich ausschau nach einer besseren Angeltechnik zum Dorschangeln bin.
    Bei meinem Alljährlichen Ausflug nach Dänemark zum Meerforellenangeln bleiben in den letzten 2-3 Jahren die Pilkausflüge aufs offenen Meer immer erfolgloser. Nicht das gar keine Fische mehr da währen nur habe ich das Gefühl das mit Pilkern immer weniger läuft. Auch oder grade die bisse auf Pilker werden immer Lustloser. Teilweise hängen die Dorsch weit vorn gehakt oder steigen schon nach kurzen Drill wieder aus.
    Ausserdem verzeichne ich vermehrt Stubbser am Pilker oder habe öfter als früher gehakte Dorsche am Pilker. Auch die Umstellung auf dünne Geflochtene oder dünnstmögliche Mono, weiche Ruten oder kleinste Pilker brachten nicht mehr Erfolg. Nun meine Frage an euch ?????
    Was geht zu verbessern? Lese in letzter Zeit immer mehr von Erfolgreichen Gummifischangler die mit Jigs oder Dorschbomben erfolgreicher als die Pílkerfraktion angeln. Könnt ihr ähnliches Berichten?
    Wie muss die Montage aussehen bei 20-45 meter Wassertiefe und häufig starker drift? Wie dick die Schnur ? Welche Farben ? Beißt es wirklich am besten auf Motoroil oder braun ? Besser Mono oder gelbe Geflochtene?
    Danke für Tipps und Ratschläge.

  • Tja, lieber Leidensgefährte - damit müssen wir Pilk-Puristen uns wohl endgültig abfinden: Ohne Gummi geht (fast) nix mehr. Ich selbst habe mich jahrelang hartnäckig geweigert, so ein oder zwei oder drei Schlabberdinger in mein Vorfach zu binden, weil Pilken für mich nicht nur Fischerwerb, sondern auch hoher Sport war. Mit 40er bis 80er Eisen bis an den Horizont werfen und beim dritten Zupfer bereits den "elektrischen" Schlag im Handgelenk spüren - Mann, waren das Zeiten... Das war im vorigen Jahrtausend, da ist man an guten Tagen mit 30-40 Dorschen vom Kutter gegangen. Jetzt binde ich mir - wenn auch widerwillig - auch einen Gummi über das Eisen und habe sogar schon mit Gummifisch solo geangelt.


    Meiner Ansicht nach ist die Schnurstärke eher ein Problem des Auftriebs und Wasserwiderstands - schnurscheu sind Dorsche m.E. nicht signifikant. Aber starke Schnur beeinträchtigt den Kontakt u.U. so stark, dass man den Köder nicht mehr fängig führen kann, bisweilen gar nicht mehr spürt. Deshalb: Geflochtene, so dünn wie möglich. Ein Stück Mono als Dehnungsreserve kann Ausschlitzer minimieren. Kann, muss nicht. Je nach Schnurqualität solltest Du mit 12er bis 18er gut beraten sein. Schicke mir keine Briefbombe, wenn Du einen 30plus drauf kriegst, der Dir unter den Kiel schwimmt und nur Idioten an Bord sind, die Dir nicht helfen, auf die andere Seite zu kommen - habe ich leider schon erlebt. In so einer Situation muss auch der Skipper mitspielen. Da lernt man schnell, Profis von Abzockern zu unterscheiden...
    Schnurfarbe: Nach meiner Erfahrung dem Dorsch absolut schei$$egal - aber ungemein wichtig zur Kontrolle des Wurfs, der Köderführung und zur Vermeidung von Häkeleien ;-) Es gibt ja Leute, die meinen, unbedingt mit "unsichtbarer" Schnur fischen zu müssen, und dann denken, die drei Mitangler, die sie "gehakt" haben, sind der ultimative Dorschklopper :badgrin: Deshalb fische ich prinzipiell mit grellen Farben (und möglichst noch mit Polbrille).Schnur/Köderkontrolle ist alles.
    Köderfarbe: Ab ca. 10 Meter Wassertiefe schon aus physikalischen Gründen irrelevant, weil in dieser Tiefe alle Farben ausgefiltert sind und nur noch hell/dunkel-Kontrast wahrgenommen wird - es sei denn, da unten schwimmt zufällig gerade ein Taucher mit einer Lampe herum ;-)
    Das erklärt indirekt, weshalb immer mal wieder die verschiedensten Farbkombis als besonders fängig erscheinen (z.B. vor ca. 10 Jahren die Rot-Grün-Welle, der ich auch zum Opfer gefallen bin...) - es sind nicht die Farbwerte, sondern die Grauwerte, der Kontrast. Da aber alle Angler die "fängige" Farbe favorisieren, wird auf diese Farbe naturgemäß auch mehr gefangen - es ist wirklich so simpel.
    Fazit: Führung ist alles. Wenn Du Deine Montage so bindest, dass Du Deinen Köder - welchen auch immer - effektiv führen kannst, hast Du gute Karten.
    Reicht die Antwort? Ich könnte noch Einiges zu spezifischen Bedingungen sagen. Aber Deine Fragestellung läßt den Schluss zu, dass Du ein erfahrener Angler bist, der diese Hinweise vielleicht gar nicht mal gebraucht hat ;-)
    Micha

  • Hallo Michi,
    danke für deine Antworten auf meine Fragen.
    Bin ich froh nicht der einzige zu sein der den alten Zeiten der guten Eisen hinterher trauert :cry:
    Ja so ein Biss auf Distanz der hat schon was.
    Habe mein Ü 43 Pfd schon hinter mir ( Norwegen in 90 m auf 32 er Mono an Spinnrute mit WG 80 gr ------Hammer, dauerte 1,5 std)
    Ja, Ja lang ist's her. Aber nun noch eine Frage an dich-
    zu geeigneten Gufis
    wird viel geschrieben aber selten richtige Erfahrungsberichte. Tips für die Schnur sind dankend angekommen. Hast du noch welche zur Wahl der Gufis ---- Länge? Wahl der Bleiköpfe = Jigs oder die vielgelobten Dorschbomben? Liege ich mit Gewichten zwischen 50-80 gr bei der Tiefe ungefähr richtig? hast du schon mal das System von Horst Hennings ausprobiert ( Pilker ohne Drilling und darüber 1-2 leichte Jigköpfe mit Twistern ) ?

  • Zum Gufi: Schon vor ca. 15 Jahren (!) hat ein Kollege von mir (Michi Werner, jetzt Chefredakteur von FliegenFischen) "nur mal so aus Quatsch" einen ca. 30 cm langen, rotbraunen Gufi angebunden und prompt einen 20plus-Dorsch drauf gefangen. Das war im Öresund, wir standen Schulter an Schulter... An das Jigkopf-Gewicht erinnere ich mich nicht mehr. Es war aber eher Bowlingkugel als Stecknadelkopf, weil wir eine sehr harte Unterströmung hatten (typisch eben für Öresund).
    Seitdem habe ich die Beobachtung gemacht, dass meistens mit zu kleinen Gummis gefischt wird. Klar fängt man auch mit Standardtwistern an der Hennings-Montage (die m.E. ein bisschen was vom Dropshotting hat), meiner Meinung nach vor allem Masse, kleine. Aber ich würde die Ködergröße eher am z.Z. dominierenden Futterfisch (-tier) orientieren. Wenn sie vor allem Garnelen im Magen haben, kleine Twister (ebenso bei Wattwürmern), wenn sie Heringe fressen, natürlich Gufis in Heringsgröße usw.usf.
    Wirklich gute Erfahrungen habe ich mit Gulps gemacht. Jaja, ich weiß: Das klingt nach redaktioneller Schleichwerbung. Aber das war noch während meiner "Eisenzeit", und ich habe die Dinger nur nörgeln und fluchend angebunden, weil ich sie testen sollte. Das Resultat war signifikant: Sie waren fängiger als alles andere. Bei einer dieser Testtouren war übrigens unser Mod Tom mit an Bord - er wird sich vielleicht noch dran erinnern, wie gierig die Dorsche die Gulps inhaliert hatten. Allerdings war Schluss damit, wenn sie ausgelaugt waren.
    Zu den Jigköpfen kann man keine konkreten Empfehlungen geben - das hängt doch viel zu sehr von den Bedingungen ab. Allgemein: Ich halte es immer so, dass ich - vorausgesetzt, der Kutter driftet sauber! - auf der Andrift deutlich leichter fische als auf der Abdrift, und prinzipiell so leicht wie möglich. Dieser mein ganz persönlicher "Leichtigkeitswahn" führt dann schon mal dazu, dass ich doch das Feeling verliere und zähneknirschend ummontieren muss. Manchmal hat man eine sanfte und gleichmäßige Drift und spürt trotzdem nullkommanix - weil eine Unterströmung einen Bogen in die Schnur drückt... Also wie gesagt: Konkrete Empfehlungen halte ich für gewagt bis unseriös. Die könnte ich nicht mal vor Ort nach einem ersten Blick aufs Wasser geben. Vielleicht nach dem dritten, vierten Wurf ;-)
    Tut mir leid, dass es nicht genauer geht.
    Micha

  • Hi! System Horst Hennings? Wird jetzt jeder alte Hut nach dem benannt, der ihn sich als erster wieder aufsetzt? Pilker ohne Drilling mit 2 Beifängern habe ich als Kind schon gesehen... .
    Ich habe eigentlich das Gefühl Beifänger stören nur - mein Köderkontakt ist mit Soloköder einfach besser und ich fange auch mehr. Wenn man bereit ist Hänger einfach abzureißen, kommt man mit sehr dünner Schnur recht gut zurecht; so erreiche ich mit 12er Fireline und 54gr Kopf am 12er Gummi ohne Probleme auch grössere Tiefen.
    Auch wenn ich mir hier in irgendeinem Beitrag über Norwegen einmal anhören durfte mit 0,20er Fireline könne man da Oben nichts "seriöses" anfangen - man kann - setze ich mich jetzt mal wieder der Gefahr aus als unseriös zu gelten; wer mit dickerer Schnur als z.B. 0,12er Fireline fischt, ist selbst schuld wenn er nicht sooo toll fängt.
    Ich habe schon einige male in Holland über den Wracks beobachten können, wie versierte Fischer mit 0,08er Geflecht einen Dickdorsch nach dem Anderen fingen, währen die "Traditionalisten" von Petrus relativ sparsam beschenkt wurden.. .
    Es ist schon Fantastisch wie Dyneema die Angelei verändert hat... :D .
    Petri!

  • Zitat von Szameit

    Das Resultat war signifikant: Sie waren fängiger als alles andere. Bei einer dieser Testtouren war übrigens unser Mod Tom mit an Bord - er wird sich vielleicht noch dran erinnern, wie gierig die Dorsche die Gulps inhaliert hatten. Allerdings war Schluss damit, wenn sie ausgelaugt waren.





    Klar kann ich mich da noch dran erinnern. ;) Es war schon deutlich das du mehr Fische an dem Tag gefangen hast als die meisten.


    Ich persönlich halte aber nicht viel von den Gulps. Die sind mir einfach zu teuer. Kopytos an der Dorschbombe erfüllen genauso ihren zweck.



    Tja was ist nun besser, Jiggen (mit zwei Beifängern), Solopilk, Sologummi oder mit einem Beifänger.


    Ich persönlich fische meist mit einem Beifänger und dann je nach laune. Aber meistens bleib ich dann doch bei den Shads hängen. Die haben meiner Meinung nach einfach zuviele Vorteile:



    Du fängst damit selektiv größere Dorsche


    du kannst damit auch noch im sehr dichtem Kraut fischen ( und gerade da stehen sehr oft die richtig dicken Krautdorsche) ohne ständige Hänger zu haben oder ebend permanent entnervt Kraut vom Drilling fummeln zu müssen


    und die Hängerrate allgemein und somit die abrisse gehen fast gen null mit Shads. ;)



    Und zu Horst Hennings, du kannst der vermeintlich beste Pilk oder sonstwas Dorschangler sein (oder es zumindest von dir denken). Wenn du an Tagen wo du 30 Dorsche bereits in der Kiste hast dir Mittags denkst ich schau mal was der Hennings da im Heck so treibt....... das kann einem schon die Tränen in die Augen treiben. ;) ;) ;)



    Die Jungs haben das ebend drauf. Ich denke jeder Jigger der sein Handwerk versteht wird in der Regel mehr Fische fangen als der reine Solo oder sonstwas Angler. Nur ebend auch mehr kleinere Fische.

  • Danke an alle für Eure Tips :idea:
    Werde Sie bei nächster Tour beherzigen.
    @rhinefischer-
    Montage Horst Hennings gibt es über Cormoran zu kaufen. Das er Sie nicht erfunden hat steht jedoch nicht auf der Verpackung.

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