Der kleine Unterschied zwischen Praxis und Theorie!

  • Hallo!


    Jeder Raubfischangler kennt die allgemein gültigen Regeln zum winterlichen Spinnangeln. Die Theorie besagt, dass man im Winter auf große Köder setzten soll, da die Räuber mit wenig Aufwand eine große Menge an Nahrung zu sich nehmen wollen. Auch ich bin mir dieser Tatsache bewusst und so zog ich auch heute wieder ans Wasser, bewaffnet mit vielen verschiedenen Kunstködern.


    Der Jahreszeit angemessen und in Kenntnis der Theorie fischte ich natürlich mit großen Ködern. Da flogen Gummifische der Ü-15 cm Klasse durch die Luft und 30 gr. Blinker stellten neue Wurfweitenrekorde auf. Ich arbeitete konzentriert und warf mir einen Wolf, aber es tat sich herzlich wenig. Da auf die großen Köder einfach nichts beißen wollte, montierte ich einen 10cm GuFi an einem sehr leichten Bleikopf und angelte in Ufernähe, in der Hoffnung vielleicht einen schönen Winterbarsch zu erwischen. Barsche gab es auch nicht, doch konnte ich mich zunächst mit einem Hechtschniepel von geschätzten 35cm entschneidern. Nach zwei Stunden an dem einen Gewässer entschied ich mich dann doch für einen Gewässerwechsel.


    Am neuen Gewässer angekommen kamen wieder die Kunstködergiganten ans Vorfach. Ich durchpflügte das Gewässer und war der Verzweiflung nahe. Nichts, aber auch gar nichts wollte auf die ordentlichen Happen herein fallen. So setzte ich mich erst mal auf eine Bank um die Lage zu überdenken und das Wasser zu beobachten, denn irgend etwas war hier anders, als am Gewässer zuvor.


    Links von mir, in bequemer Wurfweite wurde ständig das Wasser aufgekräuselt. Irgendwie wurden dort in regelmäßigen Abständen Kleinfische (damit meine ich auch Kleinfische um die 2cm!) an die Oberfläche gedrückt und ab und zu gab es einen kleinen Schwall. Nicht spektakulär und auch ziemlich geräuschlos ging diese Prozedur mehrfach von statten. Auch als ich noch mit großen GuFis angelte, konnte ich dieses Schauspiel schon beobachten.


    Nun dachte ich, dass dort Barsche am Werke sind und gemeinsam Jagt auf die Fischbrut machten. Da mir der Illex-Arnaud dieses Jahr schon viele dicke Barsche gebracht hatte, entschloss ich etwas von der Theorie abzuweichen und den für diese Jahreszeit etwas kleineren Köder zu nehmen. Diesen Köder bewegte ich twitchend durch die Fischbrut mit längeren Pausen zwischen den Schlägen. Eine aktive Führung schien mir fehl am Platz, den die Theorie besagt, dass die Fische im Winter nicht all zu agil sind.


    Plötzlich war meine Rute krumm! :shock:
    Nach einer Paus von ca. 2 Sekunden zwischen zwei Schlägen mit der Rute nahm ich wieder Kontakt zum Köder auf und ein Hecht hing am Band. Ich spürte nichts, aber auch gar nichts von einem Biss. Der Fisch ließ sich einkurbeln und zeigte absolut keine Gegenwehr.



    Ich hakte den geschätzt 50er Esox dann im Wasser ab und überdachte die Situation.


    Meine Gedanken dazu:


    Der Hecht lauerte auf die Barsche, welche die Fischbrut jagten. Kein Hecht interessiert sich im Winter für zwei cm lange Brutfische. Das wäre ja gegen jede Theorie.


    Folglich warf ich wieder den Arnaud aus, immer noch der Meinung es mit Barschen zu tun zu haben. Ich änderte auch die Führungstechnik und fischte beinahe wie im Sommer. Die Führung wurde aggressiver, die Pausen kürzer, die Bewegungen des Köders allgemein schneller. Nach drei Würfen gab es dann einen sehr deutlich spürbaren Einschlag an der leichten Rute, dem sofort eine kurze Flucht folgte! Ich wollte es nicht glauben, aber da hing ein recht dicker Hecht am Band.



    Diesen Fisch schlug ich ab, meine Chefin hätte nämlich gerne ein und dieser lag genau in der Mitte meines persönlichen Entnahmefensters für Hechte. Natürlich war ich auch äußerst interessiert, was dieser Bursche den im Magen hat. Zu Hause angekommen nahm ich den Fisch aus und war tatsächlich ziemlich erstaunt über das, was da zum Vorschein kam.



    Bis auf einen größeren Fisch, bestand der gesamte Mageninhalt dieses mittleren Hechtes aus Kleinfischen und Fischbrut! :shock:


    Hier wurde eine Theorie aber ganz deutlich über den Haufen geworfen. Alle Ansitzangler mit Ihren 25 cm Köderfischen blieben heute wieder erfolglos, soweit ich das beobachten konnte. Vielleicht sollten sie es mal mit Fischbrut versuchen... :-S

  • Ein dickes Petri Heil zu deinem Esox, ausserdem ein klasse Bericht.
    Ich bin auch der Meinung, das man alles andere verrückte versuchen sollte, was der eigendlichen Theorie wiederspricht.
    Wie man sieht hat dieses auch den gewünschten Erfolg gebracht. {ß*#

  • Ich habe neulich einen Film mit D. Isaiasch gesehen, in dem ein großer Hecht im Winter einen ganzen Haufen Kleinfische nach dem Drill ins Boot spuckt. Die Kleinen sind zwar nicht so ergiebig, aber leichter zu kriegen und viele Mücken machen irgendwann einen Elefanten.

  • Danke Jungs!


    War schon eine interessante Erkenntnis. Ihr habt vollkommen recht. Nur wer sein Gewässer beobachtet, wer flexiblen ist und wer, wie Holger es so treffend formulierte, der Mannes Erholung sehr nachdenklich nachgeht, wir dauerhaft erfolgreich sein.


    Noch ein kleines Beispiel dazu:


    Am Tag nach dem die Fotos von oben entstanden sind, war ich noch mal an dem Gewässer. Wieder waren dort einige Angler, doch alle außer mir angelten mit (nicht ganz so toten) Köderfischen. Ich war knapp 5 Stunden am Gewässer und erarbeitete mir 4 Hechte bis 57 cm. (schwimmen alle wieder)


    Die anderen Angler fingen in dieser Zeit nichts und viele gaben schon nach wenigen Stunden auf und ich kenne sogar den Grund für den Misserfolg.
    9 von 10 Hechten haben Parasiten auf ihren Körpern, manchmal sogar eine ganze Menge. Dies ist nicht ungewöhnlich im Winter, da die Fische den Großteil der Zeit träge am Grund stehen und sich nicht bewegen. Angelt man intensiv mit Kunstködern und fischt somit eine große Fläche ab, schafft man es trotzdem ab und zu einen Esox zum Biss zu überreden. Hängt man dagegen einen Köderfisch irgendwo ins Wasser angelt man eben äußerst unflexibel und nur an einer Stelle. Steht dort kein Hecht, bleibt man eben erfolglos. Sie ziehen hallt nicht mehr so umher wie in der wärmeren Jahreszeit.

  • @ Frank und Raubfischer92


    Ich hatte Euch BEIDE kürzlich gebeten in unseren Foren auf die permanente Kleinschreibung zu verzichten.
    Ich habe mir eben die Mühe gemacht, Eure Beiträge bzgl. Groß- und Kleinschreibung nachträglich
    zu editieren.


    Bei erneuter Dauerkleinschreibung werde/n ich/wir die betreffenden Beiträge einfachheitshalber löschen.

  • Taxler: Mal langsam, ich bin mir sicher, dass ich deinen freundlichen Hinweis sofort umgesetzt und mich an die neuen "Regeln" gehalten habe. Ich kenne im übrigen keinen Lehrer, der so penibel darauf achtet, wenn Fehler vorkommen und gleich mit Löschen droht.
    Du kannst aber sicher sein, dass ich verstärkt drauf achte.

  • Zitat von frank

    Taxler: Mal langsam, ich bin mir sicher, dass ich deinen freundlichen Hinweis sofort umgesetzt und mich an die neuen "Regeln" gehalten habe.



    Nun siehst Du mal wie Du Dich irren kannst ....


    Also halte Dich bitte künftig im Interesse eines sauber geführten Fachforums an diese
    minimale Forderung.
    Danke!

  • Ooops-hast ne PN!
    Btt: Es macht immer Sinn, sich gelegentlich von den Regeln zu verabschieden und individuell zu schauen, was gerade am Gewässer passiert. Große Köder passen nicht immer; ein Bull-Dawg wird z.B. an der Ruhr nicht so funktionieren wie in den Bodden oder in holländischen Gewässern.
    kossi: das sehe ich ähnlich, viele andere offenbar auch.

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