Stationär- oder Baitcastrolle

  • Sind vergleichbar, was die WG-Klasse angeht. BC-Gerät ist nun einmal deutlich teurer in Deutschland als qualtitativ vergleichbares Stationärgerät. Genauer gesagt: Es ist zum Teil unverschämt überteuert.


    Das muss nicht auf ewig so bleiben, aber da der deutsche Markt, verglichen mit den USA oder Japan, nur ein ziemlich unbedeutender ist bezüglich BC-Gerät, sind die Preise hierzulande halt gepfeffert und gesalzen, so es sich um qualitativ besseres Gerät handelt.


    Ein Beispiel nur: Gewisse Lucky Craft-Ruten werden hier in Deutschland für sage und schreibe knapp 400,- Euro angeboten. In den USA sind die gleichen Ruten für deutlich weniger als 200,- US-Dollar zu haben.


    Momentan wird der deutsche Markt mit Massen von billigem BC-Gerät überschwemmt. Ich kann nur jedem Anfänger abraten, sowas zu kaufen. Denn entweder zahlt man am Ende doppelt drauf, oder man wird, noch wahrscheinlicher, sehr bald die Lust verlieren. Und bevor man ohne Kenntnis irgendwas kauft oder sich von einem Händler andrehen lässt, sollte man sich in den einschlägigen Foren schlau machen. Sonst geht das mit ziemlicher Sicherheit daneben.


    Ich will hier wirklich keinem sein Stationärgerät mies machen, es gibt zweifellos Fälle, wo solches Gerät besser ist als BC-Gerät. Aber beim Kunstköderfischen ist das in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sicher nicht so.

  • Das mit den Preisen stimmt allerdings auch was anderes Gerät aus dem "moderneren" Spinnfischen betrifft.


    Hab mal bei nem Bekannten der auch zum Spinnfischen ne hochwertig ABU-BC verwendet das edle Teil in den Händen gehalten und das fühlte sich gut an :D
    Momentan bin ich mit der Aufteilung wie ich sie besitze ganz zufrieden. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren und wenn ich mal ganz viel Zeit, nen Lottogewinn und nen geilen See mit guten Raubfischbestand habe dann würde ich mir auch High-End-BC Ausrüstung zulegen... 8) (Ist Zustand :lol: )

  • Es gibt durchaus Fälle, wo Stationärgerät einfach besser sein kann, schon allein wegen der längeren Ruten.


    Ein schon genanntes Beispiel ist das Jiggen und generell die ganze Uferfischerei.


    Denn um mit BC-Gerät die gleichen (oder sogar bessere) Weiten zu erzielen als mit auf Weitwurf getrimmtem Stationärgerät, ist schon einige Übung und obendrein teures und optimal abgestimmtes Gerät nötig.


    Das will ich gar nicht verschweigen. Würde ich zum Beispiel vom Ufer an einem Fluss angeln, dann allerdings würde ich es mir dreimal überlegen, ob nicht eine Stationäre doch die bessere Wahl wäre. Und das um so mehr, je leichter die zu werfenden Köder ausfallen.


    Andererseits: Beim Fischen vom Boot kommt für mich nichts anderes mehr in Frage als BC-Gerät. Und bei Ködern, die eher auf kurze und mittlere Distanzen gefischt werden, etwa bei Jerkbaits, auch nicht.

  • Ich finde einen Wurf per "Notbremse" abzustoppen mit der BC einfacher. Daumen runter anstatt mit der anderen Hand in die Schnur zu greifen.
    Allerdings muss ich bei Ködergewichten unter 10 g noch üben, bei 7 g ist momentan Schluss nach unten. Das ist aber meine Herausforderung und angeltechnisch nicht unbedingt erforderlich. Aber für's Jerken oder für schwerere Fransenjigs, Spinnerbaits oder für XL-Gummilatschen möchte ich die Wurfmulti nicht mehr missen. Auch vertikal hat eine einhändig bedienbare Multi Vorteile.
    Die Listenpreise für anständige BC Rollen sind allerdings heftig in Deutschland, aber auch da finden sich Wege.
    Und was die Wurfweite anbelangt kann ich nicht klagen. Mit der 1,90 Jerke muss ich am 50 m breiten Fluss aufpassen, den Köder nicht gegenüber in den Busch zu hängen. Btw: der Weitwurfweltrekord von ca. 280 m wurde mit einer Multi geworfen und schon in den 30er Jahren war die Mäulersche Weitwurfrolle eine Multi. Es gibt auch Spezialisten, die mit einer (ungetunten) Viento eine 2,7 g Tiny Fry auf 20 m bringen.
    Aber für die klassischen englischen Angelmethoden lob ich mir eine Stationärrolle oder eben die Pin.

  • Mit Routine und gutem Gerät sind die Wurfweiten nicht schlechter als mit Stationärgerät. Vor allem dann nicht, wo es um gleiche Rutenlängen geht - nur so ist überhaupt ein fairer Vergleich möglich.


    Die Weitenrekorde im Casting-Sport sind allesamt mit Multis geworfen worden, nicht mit Stationären. Und beim Brandungsangeln stechen gute Werfer mit einer Multi jede noch so ausgefeilte Stationärcombo um mehrere Dutzend Meter aus.


    Das mit dem leichterem Abbremsen ist in der Tat so und ein Grund für die größere Genauigkeit beim Wurf. Dazu kommt, dass die Schnur bei einer Multi gerade von der Rolle läuft und nicht in "Kringeln" wie bei einer Stationären.


    Andererseits hast Du natürlich recht, wenn Du sagst, dass bei den "englischen Methoden" kein ersichtlicher Grund existiert, warum man das mit einer Multi machen sollte.


    Wie ich, anders herum, auch nicht wüsste, weshalb ich mir mit einer Viento und viel Rückenwind 20m abbrechen sollte bei einem Köder von unter 3g, wenn das mit einer Stationären erheblich einfacher und weiter geht.


    Alles eine Frage des rechten Maßes. Übertreibungen nach der einen oder anderen Seite nur um des hehren Prinzips willen, entsprechend aufgeblasener Snobismus inklusive, sind natürlich Blödsinn. Obwohl ja auch sowas vorkommen soll. ;)


    Ich glaube allerdings, dass mit dem Einzug und der Verbreitung neuer Techniken auch hierzulande - und mit dem langsamem Verschwinden der älteren Generation, der ich angehöre obendrein :D - sich die Baitcasterei in Deutschland viel stärker ausbreiten wird, als das momentan noch der Fall ist. Vor allem in der nachrückenden Generation.


    Der in den vergangenen Jahrzehnten doch arg stagnierenden, spezifisch deutschen Art des Angels wird's sicherlich nicht schaden, ein wenig aus dem gewohntem Trott gebracht zu werden.

  • Das ist ja wirklich eine sehr interessante Diskussion und ich finde ich kann beide Seiten sehr gut verstehen aber aus mehreren Gründen werde ich zumindest erstmal bei der Stationären bleiben.
    Diese wären, das ich bisher eig nur vom Ufer angel, auch sehr gerne mit leichten Ködern fische, da ich noch Schüler bin für das Geld bessere Stationärrolen als preislich vergleichbare Baitcaster bekomme usw....
    Aber für einen späteren Umstieg bin ich auch offen und man weiß ja nie was das Leben noch so mit sich bringt, vor allem noch in so jungem Alter :D

  • Zitat von Heiner Hanenkamp

    Es gibt durchaus Fälle, wo Stationärgerät einfach besser sein kann, schon allein wegen der längeren Ruten.


    Ein schon genanntes Beispiel ist das Jiggen und generell die ganze Uferfischerei.


    Siehst Du, bei mir ist der Einsatzbereich hauptsächlich Kanäle so um die 10-15m breit und max. 1,50m tief, aber das ist die eine Ausnahme, der Rest ist eher so 70 cm tief.


    Zitat

    Die Rolle ist nicht gerade die beste, höflich ausgedrückt. Unter etwa 150,- Eu gibt's nix Vernünftiges.


    Sagte ich ja das sie mir nicht gefällt. Selbst Didi Isaiasch, der die ja verkauft, hat auf der Messe auf der ich sie gekauft habe die Daiwa gelobt, die er selber auch nimmt (außer in den Werbevideos in denen er in angelnder Mission unterwegs ist).


    Aber da ist eben auch die andere von mir erwähnte Sache. WER gibt denn schon 150 und mehr Euro aus nur um sowas mal eben auszuprobieren? Das macht man eben mit einfachen Sachen, wenn man nicht die Möglichkeit hat sich was zu leihen. Somit versucht man es eben erstmal mit den nicht so optimalen Sachen, die eben auch leichter Probleme machen. Und das gute Sachen hier eben sehr teuer sind, und damit Einsteiger die es probieren wollen abschrecken, hast Du ja selber gesagt.


    Das muss sich erstmal weiter durchsetzen, dann kommen die Leute die damit Erfolge haben wo andere keine haben, und dann kann man sie auch leichter mal bei einem Bekannten probewerfen. Das beides wird dann auch dafür sorgen, dass sie sich verbreiten. Im Moment haben sie ihre Vorteile halt in der sehr schweren Fischerei, aber beim Rest gehen eben auch Stationärsrollen, die vielseitig gebrauchbar sind und auch oft schon vorhanden. Das sind Punkte die da eine Verbreitung auch noch verhindern.


    Von einem Boot aus vertikal angeln, da würde ich sie auch vorne sehen. Nur wer macht es schon? Die meisten Angler sind auch noch Uferangler, das ist eine weitere Sache.

  • Auf einer Messe mit entsprechenden Angeboten kam die erste Wurfmulti (die tut noch immer "Dienst" auf der leichten Jerke), dann kam die Nächste...
    Und wenn die Jetzige für die Leichtgewichte ausgereizt ist, ja dann geht es in die heftige Preisklasse. Das bleibt dann abzuwarten, denn für das Geld fallen mir so viele andere Dinge aus dem Angelbereich ein, die ich gerne auch hätte...
    Ja und der Isaiasch empfiehlt in der Tat auch ohne Probleme Produkte, die nicht aus der "Vertragswerkstatt" stammen. Bei anderen Firmenrepräsentanten, denen ich die gleiche Frage nach Gerät stellte, bekam ich immer die eigenen Sachen angepriesen.
    Fazit: für die Wurfübungen mit der BC müssen leider momentan die Fliegenrute und der Walliscast huntenanstehen. Man kann nicht alles zugleich haben (aber wollen) ;)

  • Zitat

    Das Ergebnis nach ein paar Versuchen, bisher kann sie mich nicht überzeugen. Das Werfen ist viel schwerer, die Perückengefahr ist größer, wenn auch nicht so hoch, aber grade auch die Wurfweite ist sehr viel geringer.


    Das ist mit dem Gerät allerdings auch kein Wunder, wie Heiner ja schon gesagt hat, musst du gerade in dem Bereich, leider sehr viel ausgeben, um was vernünftiges zu bekommen.
    Ich hatte das Glück, das ich in den USA war, und dort das Gerät deutlich günstiger ist.
    Ich fische im Moment auf Hecht und Zander ne Revo SX, in Kombination mit ner G-Loomis GL2, da biste in Deutschland schnell bei 350,-Euro...
    Ausserdem hatte ich das Glück, das ich dann für etwa 10 Monate fast jeden Tag mit der Baitcaster los bin, und das Werfen damit deshalb jetz recht gut behersche.
    Außerdem besitze ich noch ne Shimano Citica, und ne e21 Carrot Stix, diese ist leider gebrochen, und befindet sich aufm Weg in die USA zum Umtausch, aber da wärste in D. auch ungefähr in dem Preisbereich, wenn dus Überhaupt bekommst, und ausser der carrot Stix und vielleicht der Loomis ist selbst das alles noch kein High End Gerät...
    bei dem Barsch Kombis, die ich im moment im Auge habe, bin ich bei 500-600,- Euro weshalb ich das erstmal ganz schnell wieder vergessen kann...
    Un genau da liegt meiner Meinung nach der Größte Nachteil von Baitcastern, beim Preis:roll:
    LG
    Moritz

  • Zitat von Kai S.

    WER gibt denn schon 150 und mehr Euro aus nur um sowas mal eben auszuprobieren? Das macht man eben mit einfachen Sachen, wenn man nicht die Möglichkeit hat sich was zu leihen. Somit versucht man es eben erstmal mit den nicht so optimalen Sachen, die eben auch leichter Probleme machen.


    Ja sicher, das ist das Problem. Nur um es mal eben zu probieren, gibt natürlich niemand 150,- Eu aus.


    Wenn man aber mit schlechtem Gerät anfängt, ist die Gefahr allerdings sehr hoch, dass man die Flinte ziemlich schnell ins Korn wirft.
    Aber selbst wenn nicht, wird man sehr bald doppelt draufzahlen.


    Die Sache ist leider die: Nur mal eben probieren wollen, reicht als Motivation eben nicht aus.


    Ich hatte halt das Glück, wie Raubfischer92 für ein paar Jährchen in den USA gelebt zu haben, wo ich zwar nicht angelte, wohl aber etliche Male zusah, wie mit BC-Gerät gefischt wurde und daher aus eigener Anschauung wusste, welche Möglichkeiten da so drinstecken.


    Jahre später musste ich mich bloß daran erinnern.


    Ich denke, allen Anlaufschwierigkeiten zum Trotz wird sich die Baitcasterei auch in Deutschland langsam durchsetzen beim Kunstköder-Fischen. Schon allein deshalb, weil etliche der modernen Kunstköder an herkömmlichem Stationärgerät nur schlecht oder jedenfalls nur mit allerlei Abstrichen gefischt werden können.


    Nicht bloß die modernen Kunstköder allerdings. Wer je herkömmliche Bigbaits mit einer Stationären gefischt hat, der weiß, wie schlecht solches Gerät im Grunde geeignet ist für diesen Zweck.

  • Hi! Also diese Preise kann ich nicht wirklich nachvollziehen; meine letzte Multi, ABU 6500, hat mich in der Bucht ca. 80 Euro gekostet.
    Natürlich geht die erst ab 15gr, aber ab 30gr werfe ich damit deutlich weiter als mit der Stationär. Ich habe aber auch keine Bremse in der Rolle... .
    Diese Hype um Multis gibt es alle 15 Jahre wieder - und die Dinger werden dann gekauft wie blöde. Nach 3 Wochen verschwinden die dann im Keller.. .
    Zur Qualität; mit den ABUs für 120Euro kommt keine Stationär in der Preisklasse mit - in Sachen stabilität sowieso nicht.
    Es wurden hier die LuckyCraft Ruten erwähnt, die hier 400Es kosten und in den Staaten keine 200 Dollar; Ich erwähne es gerne wieder, LC ist, genau wie "Illex" ocer Yozury, ne Billigfirma.
    Selbst Schuld, wenn man sich billigstes Plastik für 25 Euro andrehen lässt.. .
    Ich habe schon Yozurys (ich weis, das schreibt sich anders) für unter 5 Mark gekauft, die heute 25 Euro kosten sollen - da frage ich mich was die Distributoren dieses Mülls für Autos fahren... .
    Ist bestimmt ein tolles Geschäft..!!
    Genug geschimpft!
    Petri

  • Zitat von rhinefisher

    Diese Hype um Multis gibt es alle 15 Jahre wieder - und die Dinger werden dann gekauft wie blöde. Nach 3 Wochen verschwinden die dann im Keller.. .

    Petri


    Das ist ein Irrtum, die Szene wächst, langsam aber stetig. Ich sehe es schon allein in meinem eigenem, recht konservativem Verein. Noch vor ein paar Jahren war ich weit und breit der einzige, der mit BC-Gerät fischte.


    Inzwischen sind es, zu meiner eigenen Überraschung, etliche mehr geworden, vor allem aus der jüngeren Generation. Und zwar ganz von selbst, ohne dass ich oder sonst irgendwer im Verein was dazu getan hätte.


    Das ist kein Modetrend, sondern ein wenn auch langsam wachsender. Und das hat auch was zu tun mit den neuen Entwicklungen im Kunstköderbereich, die es vor 15 Jahren allerdings noch gar nicht gab, jedenfalls nicht in Deutschland.

  • Hi! Das sehe ich anders; das ist nichtmal ein Modetrend, sondern ein "Werbetrend". Und die "jüngere Generation" wird durch ständige Werbung, ob nun offen oder öfter noch verdeckt, dazu gebracht sich mit völlig überflüssigem Zeug einzudecken.
    Illex alias Jackall ist momentan das schönste Beispiel.
    Obwohl der Bertuz mit seinen "billiger geht nimmer" BCs auch ganz gut verdienen dürfte.
    Mal Ehrlich; so eine Multi ist einfach nur völlig veraltete Technik, die auch noch sehr unpraktisch zum fischen ist.
    Wenn man Spaß dran hat.... .
    Petri
    Vergessen: welche Innovationen im Kunstköderbereich meinst Du?
    Und was haben die mit Multis zu tun?
    Die meisten "neuen" baits gibt es seit Jahrzenten und ich kann auch den Fettesten mit ner 3500er Quick viele Jahre fischen ohne das die Rolle leidet.

  • Ein Werbetrend ist sowieso alles, was verkauft wird. Ob gut oder schlecht: In einer Gesellschaft, die von Grund auf auf Massenproduktion, Massenkonsum und Profitmacherei basiert, ist das wohl kaum ein Argument gegen jedwehde Neuerung. Denn das Werbeargument gilt schließlich auch für alles, was die konservativen Leutchen in unserem Hobby so kaufen. Nur werden die dann eben mit "rustikal-bodenständigen" Werbebotschaften beglückt.


    Wenn es allerdings bloß ein Werbetrend wäre und sonst nichts, würde ich gar nicht mit BC-Gerät fischen. Ich mache es deshalb, weil es eine Menge an Vorteilen bietet, und zwar in der Praxis. Weiter oben sind sie aufgezählt.


    Sicherlich sind viele der neuen, jetzt nach Deutschland schwappenden Geräte und Köder überteuert und natürlich ist auch Mist darunter, darüber will ich gar nicht streiten. Hätte allerdings die deutsche Angelgeräteindustrie nicht gepennt zu Zeiten und nicht die innovativen und qualitativen Löffel an die japanischen und US-Hersteller abgegeben, bräuchte man die Sachen heute nicht importieren für viel Geld.


    Aber überteuert, das gilt eben nicht für alles. Wer ein Weilchen damit gefischt und gelernt hat, die Spreu vom Weizen zu trennen, der weiß auch, dass gewisse neue Techniken an Fängigkeit die alten Methoden weit in den Schatten stellen. Einige zum Beispiel erlauben es überhaupt erst, Stellen eines Gewässers effektiv zu befischen, die man früher gar nicht oder nur sehr schlecht und unter großen Schwierigkeiten befischen konnte.


    Nun, Angler sind aber meist ziemlich konservativ. Ich erinnere mich noch mit Vergnügen an das anfängliche Kopfschütteln und Schlaumeier-Gelächter angesichts des gerade beginnenden Gummiköder-Booms Mitte der 80er Jahre. Allzu lange haben besagtes Kopfschütteln und Gelächter allerdings auch damals nicht angehalten, nachdem die Fangergebnisse mit diesen Ködern sich erst herumgesprochen hatten. Nicht alles eben, was der Bauer nicht kennt, ist bloß deshalb ungeniesbar.


    Sicher kann man auch mit einer Quick 3500 jerken - fragt sich nur: Wie lange wohl? Und sicher kann man auch mit einer 2,70m langen Rute irgendwie jerken zur Not. Erheblich besser geht es aber mit einer speziell dafür ausgelegten BC-Combo, und zwar aus schlichten ergonomischen Gründen.


    Stationärcombos sind ok für tradierte Kunstköder, also Blinker, Spinner und "Wobbler" (Crankbaits). Weit weniger geeignet sind Stationäre für Jerkbaits, Twitchbaits und einige neuere Finesse-Techniken aus den USA, die hierzulande ja erst seit ein paar Jahren eine gewisse Verbreitung gefunden haben, auch wenn es sie schon lange gibt. Allerdings nicht in Deutschland, das im Vergleich zu manch anderer Herren Länder ein angeltechnisches Entwicklungsland ist, aus dem schon seit Jahrzehnten kaum Neues mehr kommt. Das war einmal anders, aber das liegt ewig lang zurück.


    Ich glaube allerdings, dass es sich bei dem ganzen Streit um des Kaisers Bart um ein recht durchsichtiges psychologisches Moment handelt. Konfrontiert mit gewissen Neuerungen und Veränderungen, ziehen sich eben manche starrköpfig auf den Standpunkt zurück, dass, was gestern gut war, heute nicht schlecht sein könne. Damit haben sie in gewisser Weise sogar recht.


    Allerdings: Das Gute ist der Feind des Besseren. Aber es ist nichts, wovor man sich fürchten müsste, auch wenn das sich Einlassen darauf heißt, ein bissi von seinem lieb gewonnenen (und selbstverliebten) "Superexperten-Pferdchen" herunter zu klettern, um für Neues offen sein zu können.

  • Hallo zusammen


    Das ist eine sehr interessante Diskussion, die ihr hier führt. Es freut mich, dass es auch solche unter euch gibt, die für die Baitcastrolle sind.
    Für meine Baitcastrolle habe ich ca. 80 Euro bezahlt. Mal sehen, ob ich damit zurecht komme, denn ich habe eine normale Spinnrute ohne Triggergriff. Ansonsten kaufe ich mir noch eine Spinnrute mit einem Triggergriff. Ich habe schon oft im Internet und auch an Ausstellungen nach Spinnruten mit Triggergriff gesucht, aber keine gefunden, die mir gefällt. Denn wenn ich mit Guffis am Jigkopf fische, habe ich ein nicht all zu hohes Wurfgewicht. Auch sollte die Länge um die 2.70 Meter sein. Mal schauen, vielleicht filnde ich ja doch noch was geeignetes.
    Petri

  • Triggerruten mit einer Länge von 2,70m gibt's nicht viele. Die es gibt, sind, so sie gut sind, nicht gerade billig, und sie sind auch längst nicht alle zum Jiggen geeignet, sondern eher für Swim Baits und Crankbaits gedacht.


    In dem Falle könnte es sich also lohnen, entweder eine kürzere Rute zu wählen oder sich was machen zu lassen von einem Rutenbauer.


    Wenn es denn unbedingt eine Baitcaster sein muss für diesen Zweck. Allemal ökonomischer und sicher nicht schlechter ist in diesem speziellem Falle eine Stationäre.


    Nicht empfehlenswert ist es allerdings, eine BC-Rolle an einer Spinnrute zu fischen, da deren Ringanordnung und Ringgrößen dafür einfach nicht ausgelegt sind. Zudem macht der fehlende Triggergriff die ergonomischen Vorteile zunichte und kehrt sie eher in einen Nachteil.


    Falls Du eine zwar nicht spottbillige, aber gute Rute zum Jiggen suchst, findest Du sowas zum Beispiel bei G.Loomis. Da ich hier keine Werbung machen will für irgendeinen Shop, möchte ich auf Google verweisen. Zum Teil sind G.Loomis-Ruten in Deutschland erhältlich, aber das volle Programm gibt's nur in den USA. Was den Blank angeht, sind diese Ruten Spitzenklasse, über die etwas biedere, konservative Optik kann man streiten.


    Da G.Loomis aber schon vor einiger Zeit von Shimano übernommen worden ist, würde ich mich einfach an einen Händler wenden, der Shimano-Produkte im Angebot hat. Vielleicht lässt sich da was machen. Günstiger ist aber eine Bestellung in den USA. So oder so: Vorher würde ich mich in einem der einschlägigen BC-Foren informieren, welche Rute infrage kommt. Sonst gibt's mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Fehlkauf.


    Das gleiche würde ich übrigens auch beim Rollenkauf empfehlen, denn als BC-Anfänger macht man gerade dabei sehr leicht Fehler - und die richtige Wahl ist hier ausgesprochen kritisch, vor allem, wenn es um leichtere Wurfgewichte geht. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die meisten deutschen Fachhändler leider nicht allzu qualifiziert, wenn es um die Beratung beim Kauf von BC-Gerät geht. Da fehlt halt noch die Erfahrung. Das nur mal nebenbei.


    Allerdings sind die G.Loomis-Ruten (und auch andere Fabrikate) allesamt deutlich kürzer als 2,70m. Große Längen bis ca. 9 feet (~2,50m) sind bei BC-Gerät in aller Regel nur für schwere Swim Bait-Ruten üblich.


    Gut und dabei recht günstig sind auch die Ruten von Pezon & Michel, die in Deutschland zu haben sind. Vielleicht die derzeit besten Einsteigerruten überhaupt, wenn die Angebotspalette auch längst nicht so breit ist wie etwa bei G.Loomis. Aber es sind solide Stecken, die ihr Geld allemal wert sind. Auch hier gilt allerdings: Nicht jede Rute ist für jeden Köder geeignet; es macht zum Beispiel einen großen Unterschied, ob man mit einer Rute, sagen wir, Gummiköder fischen will oder Crankbaits ("Wobbler"). Je nachdem sind hier völlig verschiedene Rutencharakteristiken erforderlich, wenn es optimal funktionieren soll.

    Wenn man eine BC-Rolle für's Jiggen oder sonstige Gummiköder will, dann am besten eine mit High-Speed-Übersetzung von ca. 7:1 bei einem Schnureinzug von etwa 70cm pro Kurbelumdrehung oder mehr. Solch eine Rolle geht nebenbei auch sehr gut für's Twitchen und Jerken, sowie für bestimmte Topwater-Köder.


    Will man hingegen Crankbaits fischen, insbesondere tiefer laufende, ist eine Rolle mit niedriger Übersetzung um die 5:1 und einem Schnureinzug von weniger als 60cm pro Kurbelumdehung die beste Wahl. Die wäre nebenbei auch ganz gut brauchbar für Swim Baits und Frog Baits oder für langsam geführte Bucktail-Spinner und Spinnerbaits.


    Rollen mit einer mittleren Übersetzung von etwa 6:1 und einem Schnureinzug von rund 65cm pro Kurbelumdrehung geben gute "Allround-Rollen" ab, mit denen sich, bei kleinen Abstrichen hier und da, fast alles an Kunstködern komfortabel fischen lässt.


    Das war nun ein etwas weit gefasster und sehr lückenhaft-grober "Rundschlag" quer Beet. So als kleine Warnung gedacht, dass es mit einiger Sicherheit nicht funktionieren wird, einfach in den nächstbesten Laden zu marschieren und irgendwas zu kaufen ohne Kenntnis der Materie. BC-Gerät ist, wenn es was taugt, nicht nur deutlich teurer als qualitativ vergleichbares Stationärgerät, auch die richtige Abstimmung von Rute, Rolle und Ködern ist noch ein ganzes Stückchen kritischer. Ohne eine gute, umfangreiche Beratung geht hier rein gar nichts für Newcomer, sonst sind Fehlkäufe und Enttäuschungen vorprogrammiert. Und wer damit anfangen will, sollte sich von vorn herein darüber im klaren sein, dass unter (mindestens) 300,- Eu pro Combo kaum wirklich Brauchbares zu bekommen ist derzeit.


    Bei Stationärrollen kann man es sich ggf. leisten, was unter 100,- Eu zu kaufen. Bei BC-Rollen ist das definitiv die allerbeste Voraussetzung, um schon nach kurzer Zeit die Sachen entnervt in die Ecke zu werfen auf nimmer Wiedersehen - und das um so mehr, je leichter die Ködergewichte werden, mit denen man werfen möchte. Jene Hersteller, darunter auch namhafte, die momentan den deutschen Markt mit Billigware überschwemmen, machen vielleicht kurzfristig die schnelle Mark. Aber langfristig tun sie sich keinen Gefallen damit, denn diese Geschäftspolitik wird unweigerlich dazu führen, dass viele hoffnungsfrohe Newcomer sich sehr bald frustriert abwenden und es wohlmöglich nie wieder probieren werden.


    Aber trotz der nicht geringen Anfangsschwierigkeiten: Es lohnt sich, wenn man es wirklich will und bereit ist, was zu investieren - nicht etwa bloß an Geld, sondern vor allem an Neugier, Geduld, Aufgeschlossenheit und Interesse. Fehlt die Bereitschaft dazu, dann allerdings ist es besser, die Finger davon zu lassen, was so ja auch für alle anderen Dinge des Lebens gilt. Und selbstverständlich kann man auch nach anderer Facon selig werden.


    Ist man jedoch einmal richtig drin in der Materie, tut sich einem nach und nach eine völlig neue Welt des (Kunstköder-) Angels auf, von der man, eingesponnen in die etwas altbacken-provinziellen deutschen Verhältnisse, gar nicht ahnte, dass sie überhaupt existiert. Jedenfalls ist mir das so ergangen vor Jahren - und vielen anderen, die ich kenne, ebenfalls.


    Natürlich kann man eine jede Sache, ohne jemals dringesteckt zu haben, also bar jeder Erfahrung, von (eingebildet) oben herab abkanzeln nach sattsam bekannter Stammtischmanier. Doch so zu "diskutieren", wenn man das überhaupt so nennen will, lohnt eigentlich nicht die Zeit, die dabei draufgeht. Zwar gehöre ich selbst bereits zur älteren Generation, aber ich hoffe doch sehr, auch für den Rest meines Lebens von derart destruktiven, missgünstigen Anwandlungen verschont zu bleiben, wenn's irgend geht. Manch einen ereilte solch betrübliches Schicksal allerdings auch schon in jüngeren Jahren. ;)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!