Fliegenbinden - Anfänger sucht Rat!

  • Griezi Mitenander


    Vor kurzem habe ich den Fliegenfischer-Einsteigerkurs beendet und mir nun meine ersten eigenen Fliegen besorgt
    Leider habe ich mit diesem Kauf auch gemerkt, wie schnell die Fliegenfischerei ins Geld geht. Nun habe ich mir überlegt, Fliegen selber zu binden um so meiner Meinung nach, eine Menge Geld zu sparen. Deshalb hierzu ein paar Fragen:


    1. Muss ich unbedingt einen Fliegenbinde-Kurs besuchen, um das Binden zu erlernen? Da ich noch Lehrling bin, habe ich leider nicht sehr viel „Flüssiges“ für all diese Kurse.


    2. Wäre es nicht möglich, das Binden anhand des Internet oder Büchern zu erlernen? Leider kenne ich niemanden, der das kann und es mir beibringen könnte


    3.Was für Material benötige ich, um meine ersten Fliegen zu binden? Das heisst:


    a. Was braucht man UNBEDINGT? Also ohne das, geht nichts!
    b. Was braucht man, ist aber nicht unbedingt notwendig?


    4. Mit wie viel Geld muss ich rechnen, wenn ich mir das nötige Material besorge? Ich möchte keine High-Tech-Ausrüstung! Sondern einfach Material, welches etwas taugt und in einer normalen Preisklasse liegt.



    Ich weiss, viele Fragen, dennoch hoffe ich, dass mir jemand weiterhelfen kann.


    Vielen Dank!

  • Puh, Fliegenbinden ist nicht gerade das Günstigste, aber auf lange Dauer sicher preiswerter.
    Als erstes brauchst du natürlich einen Bindestock. Dazu diverse Scheren, Nadeln, Schnurhalten, etc.
    Das Wichtigste ist natürlich das Material aus dem du deine Fliegen bindest.
    Wenn du mal zum Dealer deines Vertrauens gehst dann wirst du schnell feststellen, dass das ganze Federzeugs, Felle und die Bälger richtig Geld kosten.
    Wenn du die Möglichkeit hast, dann besorg dir einiges davon von einem Jäger. Da bekommst du das meistens kostenlos.
    Wenn du diese Möglichkeit nicht hast, dann solltest du überlegen, was für Fliegen du binden willst und nach diesen Kriterien dir dann dein Bindematerial auswählst.


    Wenn du das noch nie gemacht hast wirds happig, weil gewisse Kniffe oder Knoten nur schlecht in der Literatur gezeigt werden können.
    Ein Fliegebindekurs ist deshalb doch zu empfehlen.


    Das ganze Zeugs wird sich dann zu Beginn auf 200-300 Euro belaufen.

  • Hallo,


    viele Fragen, hier ein paar Antworten:


    Es nicht zwingend notwenig einen Bindekurs zu machen, empfehlenswert ist es schon. Als Literatur zum Lernen empfehle ich: "Das große Buch vom Fliegenbinden", Autor Klaus von Bredow, "Fliegenbinden Schritt für Schritt", Autor Frank de la Porte sowie "Das Praxisbuch Fliegenbinden", Autor Peter Gathercole. Diese Bücher sind alle bezahlbar und für Anfänger wie Fortgeschrittene sehr zu empfehlen. Es gibt auch im Internet, speziell bei You Tube eine Menge Bindevideos, leider sind viele von eher mangelhafter (Film)qualität.


    Zwinged brauchst du:


    Bindestock, Bobbin, eine feine, scharfe Schere, Kopfknotenbinder, Dubbingnadel, Hechelklemme und Pinzette. Weitere Werkzeuge, die viel Sinn machen sind: Dubbingtwister, Materialklemme, Skalpell. Diese Liste lässt sich noch deutlich erweitern. Die Werkzeuge sollten von brauchbarer Qualität sein, ich empfehle hier die Marke Dr. Slick sowie die Hausmarke von Rudi Heger. Beides sind ordentliche Werkzeuge.
    Beim Bindestock ist der Stock von Danville ein sehr guter Einsteigerstock.


    An Material:


    Haken als: Nymphenhaken, Trockenfliegenhaken, Caddis Pupa Haken sind die sinnvolle Grundausstattung. Später kommen noch diverse weitere Hakentypen dazu.


    Dubbing: Ich empfehle Hare's Ear Dubbing, SLF Dubbing und Antron Dubbing, für etwas "gröbere" Fliegen ist Squirreldubbing (Eichhörnchen) auch sehr gut zu verwenden. Als Farben zum Einstieg sind Braun, Beige, Schwarz und Oliv ausreichend. Bernstein, Rot und Gelb sind meistens die nächsten Farben, dann folgt eine kaum übersehbare "Farbpalette".


    Weichhecheln: Für den Anfang ausschließlich Rebhuhnrupf, später noch Hennenfedern und einige andere mehr.


    Bindefaden: Standard 6/0 für den Anfang, am besten einen leicht gewachsten Faden, Danville zum Beispiel in Weiß, Schwarz, Rot, Oliv und Braun


    Trockenhecheln: Da gibt es wunderbare Starterpacks von Whiting, zwei halbe Bälge in Bronzequalität, für den Anfang mehr als ausreichend. Die sinnvollsten Farben sind Schwarz und Braun. Diese Hecheln sind das teuerste am Fliegenbinden jedoch zwingend notwendig.


    Tinsel: Silber als Flaches Tinsel, Silber und Gold als rundes/ovales Tinsel, für den Anfang in fein und mittel.


    Drähte: Kupferdraht in diversen Farben (kupfer, gelb, grün, oliv), Bleidraht fein und mittel zum Beschweren.


    Floss: Gerade für klassischen Nassfliegen unentbehrlich, am besten eine Kombipackung kaufen.


    Haare: Rehhaar natur, Elchhaar, eine kleine Packung Bucktail, eine kleine Packung Kalbsschwanz


    Diese Liste ist nicht vollständig, genügt jedoch zum Binden der meisten Standardmuster. Für die Fans von Goldkopfnymphen fehlen noch die Goldkopfperlen.


    Cheers

  • Fang doch mal ganz langsam an, mit supereinfachen Mustern, die universell gut fangen.


    Als Grundwerkzeug brauchst du erst mal nur einen Bindestock (der empfohlene Danville ist sehr brauchbar), Schere, Bobbin (Spulen)- halter.


    Kopfknoten geht einfach von Hand.


    Fang mit Woolly Buggers an, schwarz und oliv.


    Streamerhaken, Gr. 6-10.


    Bleidraht.


    Goldperlen (optional).


    Marabu, schwarz und oliv.


    6/0 Bindefaden in denselben Farben.


    Hechelfedern.


    Chenile (weiss grad nicht, wie das auf deutsch heisst), schwarz und oliv.


    Das reicht schon mal. Vielleicht noch ein bisschen Sekundenkleber, um den Kopfknoten zu sicher, und los gehts...


    Vieles, was im Spezialgeschaeft teuer zu kaufen ist, gibt's im Bastelladen genauso, nur viel billiger. Schau mal, was die an Federn, Boas (Marabu), haben, Christbaumschmuck, etc.


    Und ich finde Youtube hat im Prinzip alles, was du brauchst. Schau dir auch englischsprachige Videos an, davon gibt's mehr. Die videos sind auch ohne grosse Sprachkenntnisse (falls nicht vorhanden) leicht zu verstehen.


    Dann langsam dazukaufen, immer was du gerade fuer ein neues Muster brauchst. Immer auf ein Muster konzentrieren, bis du's im Schlaf kannst. Als Anfaenger wirst du eh' die meisten deiner Fliegen den Baeumen opfern.



    Viel Spass beim basteln, Hogy

  • Hallo


    Erst einmal herzlichen Dank für die Beiträge, welche sehr informativ sind.
    Ich hatte mir vorgenommen, erst einmal zwei oder drei verschiedene Trockefliegen herzustellen. Welche Modelle weiss ich noch nicht, da ich mich damit noch nicht auskenne... Sie sollten geeignet sein, für einen Fluss der klares, sowie auch manchmal trübes Wasser führt. Ich denke mal, da gibt es sicher zwei oder drei Standartmuster??


    Es wäre sehr nett, wenn mir jemand sagen könnte, welche Fliegen sich da eignen und was für Material zum Binden ich für die jeweilige Fliege brauche...


    Danke!

  • Also fürs einfache Binden empfehle ich Dir die Klobürste. Nicht lachen - so wurde diese Art in Fliegenfischen vorgestellt.
    Alles was Du brauchst sind Haken, Feder und Faden, mehr nicht!!!
    Die Federn kriegst Du im Kleintierzüchterverein, wenn man dort Schlachttag hat. Für ein Bierchen kriegst Du dort alles an Federn was Du als Anfänger brauchst. Je kleiner der Haken um so kleiner die Feder. Je schmaler die Feder um so besser schwimmt die Fliege. Lange Fiebern erzeugen eine Nassfliege.


    Mit dem Faden eine Grundwicklung zum Hakenbogen wickeln;
    dort die Federspitze einbinden- so dass sie hinten etwas raussteht,
    dann die Feder zum Hakenöhr wickeln- die Fiebern müssen senkrecht vom Hakenschenkel abstehen!!!! wenn nicht dann hast Du die Feder falschrum aufgelegt - und mit nem Whipfinish fixieren.
    Du hast jetzt eine Klobürstenähnliche Fliege.
    Variationen und Tips:
    alles in Braun - und Du hast eine MarchBrown, die ist gut für alles.
    auch gesperbert läuft sehr gut
    ein rotes Wollfadenstückchen am Hakenbogen macht diese Bürste zur Red Tag
    Lametta auf dem Hakenschenkel + rote Wolle lieben Barsche
    Das ganze auf einen Streamerhaken mit längeren Fiebern erzeugt einen guten Streamer
    dieser lässt sich optimieren indem man vorne und in der Mitte noch Gummifäden einbindet. Sie bewegen sich nach hinten beim Zug und stellen sich wieder auf wenn der Streamer nicht mehr bewegt wird.
    Kombiniere mit Fadenfarbe und Fadendicke. Bis hin zur Wolle. Klebstoff hält alles bombensicher.
    Kosten: 20 cent pro Fliege, Bierchen nicht mitgerechnet.
    Diese Fliegen fische ich mit Erfolg seit 20 Jahren. Mit Erfolg! Döbel nehmen sie sehr gut an in allen Farben. Auch als RedTag.
    Die Streamer sind für Barsch recht gut.
    Viel Gück
    joly


    PS: Diese Fliegen fische ich im Alten Neckar bei sehr sichtigen Wasser. Mit den Trockenen fische ich auf Sicht; mit den Nassen und den Streamern meist nach Gefühl Die Bisse kommen dann meist beim Einstrippen.

  • Hallo joly,
    hallo miteinander,


    hätte nie gedacht, dass Fliegenbinden so einfach geht. Wahrscheinlich habe ich die Sache bisher „überkomplex“ betrachtet.
    Greife eine Anregung aus dem Beitrag auf, nämlich die mit dem Bierchen. Nur werde ich mir das selber gönnen. Sozusagen als Trostpflaster, weil ich mir die Binderei scheinbar bisher unnötig schwer gemacht habe. Bin einfach zu sehr theorielastig.


    Junge, Junge, Junge …


    Servus
    Innfischer

  • Hallo nochmals zum Fliegenbinden....


    es gibt Bäche und Flüsse weltweit, deren Bewirtschaftung und Befischung nen Adelstitel, königliche Blutlinie oder ein Bankkonto in der Schweiz erfordern.
    Auch das Fliegenbinden und die vorgegebenen Muster sind dann entspechend nobel, selten und ausgefallen. Für die Fühler kann dann Schon mal die Sackbehaarung einer Tibetischen Ziege, für die Lockwirkung ein Condomteilchen das unbedingt bei der Entjungferung einer 13 jährigen Pygmäing verwendet wurde......
    Keep it simpel. Unsere Fische sehen einen Umriss, die Grösse und die Farbe. Sie nehmen was fressbar sein könnte. Und zu gewissen Zeiten haben sie ihre Kontaktlinsen verlegt und beissen auf alles was ins Maul passt.
    Ich habe in den USA erlebt, dass die Jungs dort Grillen auf den Haken stecken und damit Fliegenfischen gehen. Und mit ner Made an der Fliege schummelt man sich elegant an fly only Vorgaben vorbei.
    Es gibt für kleine und grössere Streamer Mylarschläuche in verschiedenen Durchmesser. Ein Stück des Schlauches über den Haken legen und den Schlauch zusammenkleben. Mit ner Scheere eine Fischchenform schneiden und fertig; anmalen und lackieren kann man.
    Kleine Streamer lassen sich gut mit ner 5er werfen. Alles was Brutfischchen frisst ist Deine potentielle Beute. Beim Binden einige grundlegende Tips: So leicht wie möglich, so wurffreundlich wie möglich, also einen guten cw Wert. Das Material sollte wasserabweisend sein, damit das Gewicht nicht zunimmt. Einige Teile dürfen ruhig beweglich sein oder Luftbläschen im Wasser festhalten. Puristen gibt es beim Fliegenfischen sehr häufig. Und Dogmatiker!! Dry only zum Beispiel. Aber das wirst Du schon noch merken. Nutze den gesunden Menschenverstand. Fliegenfischen bringt nicht unbedingt mehr Fisch als Pose mit Made oder Wurm. Fliegenfischen ist die verrückteste Form Fische zu fangen und für viele die schönste Art die Freizeit zu nutzen. Das führt dann zu den irren Fliegenmustern.
    Joly

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