10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound
Tag 2
Als unsere Flotille Richtung Nordwesten aufbrach um die mittige Inselkette im Barkley Sound in ca. 15 km Entfernung zu erreichen, bretterten Glenn und Jason mit ihren Soehnen auf dem Guide Boot zur Big Bank offshore. Mir tat schon nach den 15 km inshore der Ruecken weh; es herrschte heute eine haessliche kurzfrequentige Duenung mit knapp metrigen Windwellen schraeg darueber. Das Meer war eine einzige Waschmaschinenspuelung und ich konnte kaum mehr als 30 km/h fahren und musste staendig das Gas hoch und runterdrehen. Einfach nur haesslich! Endlich an den aeussersten Inseln angekommen, waren wir wenigstens im Schatten der Duenung. Aber die Windwellen kamen hier voll rein und prallten von den Klippen zurueck und machten das Wasser auch hier sehr unruhig. Aber es mussten wohl Lachse hier sein denn es schleppten mit Sicherheit um die 50 Boote in der generellen Gegend. Grosskampftag. Wir sahen auch viele Guideboote, die ihren Kunden wohl nicht die letzte gute Niere herauspoltern wollten indem sie bei solchen Bedingunen offshore fuhren. Eine weise Entscheidung fand ich. Glenn und Jason’s Boot fingen zwar ihr Limit an Heilbutt und auch einige Lachse offshore aber alle reiherten sich die Kehle wund. Dafuer wollte ich keine $1500 zahlen!
Ich steuerte zuerst und Dave und Ian machten ihre Ruten klar. Hier bei diesem Bootsbetrieb musste einer staendig am Steuer aufpassen. Die meisten Boote folgten einem klassischem Muster das besagt: “rechte Rute zum Ufer”. Damit fuhr eine dichte Flotte synchron eine entgegen-dem-Uhrzeigersinn gerichtete Schleife mit den Booten rechts dicht an Land und die Boote links weiter draussen wieder zurueck. Das funktioniert ganz gut damit jeder mal eine Passage dicht vor den Klippen bekam und das machte die Bootsbewegungen berechenbar. Natuerlich gab es immer wieder Idioten die das entweder nicht verstanden oder absichtlich ignorierten und damit fuer brenzliche Situationen sorgten. Besonders interessant wurde es immer wenn ein Boot im Drill war. Hier musste der Skipper mit Feingefuehl dicht am Fisch bleiben und dabei versuchen den Drill nach aussen zu verlagern. Da war immer auch Ruecksicht der anderen Boote noetig – was aber normalerweise kein Problem war weil ja jeder hoffte dann auch so nachsichtig behandelt zu werden.
Und Lachse waren vor Ort. Wasser war kalt und klar hier. Dave angelte mit Koederfisch und das war wohl gefragt heute. Der erste Biss an Dave’s Rute liess nicht lange auf sich warten und Dave genoss seinen ersten Grosslachsdrill dieses Jahr. Ein ca. 15 Pfuender kam an Bord. Jetzt war ich mal dran und Dave steuerte. Ich fischte meine Flash Fly und bekam bald einen guten Biss der allerdings nicht haengen blieb. Ich machte daraufhin auch einen Koederfisch dran und bald schon ruckte meine Rute wieder los und loeste auch gleich aus; Anschlag sass und ab ging die Post! Der Fisch machte ordentlich Alarm und nahm auch gut Schnur. Die umliegenden Boote machten brav Platz und so konnte ich einen etwa 12 pfuendigen Chinook sicher landen. Klasse! Jetzt durfte Dave wieder ran und Dave war on fire. Nicht lange und seine Rute riss wild nach hinten und er stuerzte hinzu und war am Fisch. Nach 2 guten Fluchten war der Lachs dann bald muede und Dave hievte ihn Richtung Boot wo Ian mit dem Kescher wartete und ihn versenkte. Wieder so ein 14-15 Pfuender. Damit hatte Dave ja schon sein Chinook-Tageslimit. Aber es sollte ja auch gute Cohos geben.
Ian stellte jetzt auch auf Koederfisch um. Aber jetzt war erstmal Beisspause. Wir versuchten es mal um die letzte Schaerenklippe herum zur Aussenseite zu kommen – hoffnungslos. Dort kam dann wieder die brutale Duenung um die Ecke gebrettert und kollidierte mit den Windwellen – nicht befischbar heute! Auch Brad in seinem groesseren und schwereren Grady White versuchte es und kam mit dem Schwanz eingezogen schnell wieder zurueck. So schleppten wir tiefer in den Sound und liessen den Grossteil der Flotte hinter uns. Schoen mal ein bisschen Platz zu haben! Und da riss es ploetzlich Ian’s Rute zurueck und er war an einem guten Fisch. Dave und ich raeumten das Deck um Ian allen Platz zu geben und er hatte den halben Sound um seinen Fisch in Ruhe auszudrillen. Aber sein Lachs kaempfte wieder komisch und kam aehnlich wie gestern Abend noch ziemlich gruen zum Boot wo er dann ploetzlich verrueckt spielte. Leider ging das diesmal nicht so gut aus wie gestern und der Haken kam ihm bald entgegengeflogen.
Schade, denn der hatte groesser ausgesehen als alle zuvor. Schnell waren die Ruten wieder bekoedert und im Wasser und wir zogen nun Schleife um Schleife um die Bisstelle, Nach einiger Zeit war es dann wieder Dave’s Rute die abzog. Diesmal blieb allerdings auch Dave zweiter Sieger – der Fisch blieb kaum 10 Sekunden lang haengen. Wir verbuchten noch einige Fehlbisse – irgendwie waren die Lachse jetzt vorsichtiger und knapperten nur. Als wir wieder Richtung offenes Meer zogen, kamen wir nun in einen Schwarm kleinerer Chinooks – alle so 3-5 Pfund. Beim Ersten dachten wir schon wir haetten einen Cohoschwarm gefunden aber es waren unreife Fresslachse der Chinookgattung.
Wir sahen einen der Topguides dieser Gegend und folgten ihm eine Weile. Er fuhr eine ungewoehnliche und aggressive Linie durch die vielen Untiefen und Unterwasserriffe. Vielleicht konnte man hier noch einen neuen Trick lernen? Aber das waere uns beinahe teuer zu stehen gekommen; Dave war am Steuer und bewunderte laut eine Pyramide an Futterfisch auf dem Echo. Sah wie ein Zuckerhut aus. Wir hatten unsere Koeder auf 20 und 25m Tiefe, das Echodisplay zeigte immer noch 35m Tiefe an aber ploetzlich polterte meine Rute und mein Downrigger los. Erst dachte ich Fisch aber als ich den Downrigger festhaengen und wieder losreissen sah, wusste ich das war Grundkontakt. Ich schrie “Downriggers hoch!” und Ian stuerzte nun auch zu seiner Seite wo der Rigger nun auch schwer ruckte. Ich dachte nur: “bleib nicht haengen bitte, bitte….” waehrend der automatische Einzug schwer arbeitete. Mit riesem Schwein bekamen wir nicht nur beide Downriggergewichte und Geraet sondern auch beide Koedersysteme wieder komplett zurueck.
Pffff, das war Riesenglueck! Dave starrte entgeistert auf den Plotter und das Echo. Da war ein total unmarkiertes Riff das aus dem Nichts auf 15m hochkam. War superklein und keine Andeutung davon auf der Navionics Karte. Da es so ploetzlich und steil wie ein Obelisk hochkam, hatte selbst das Echo Probleme mit der Erkennungssoftware – es hatte weiterhin die Umgebungstiefe angezeigt und das Riff als Futterschwarm gedeutet. Wow. Sofort setzten wir eine Markierung auf dem Plotter.
Nach einiger Zeit uebernahm ich mal wieder das Steuer und liess Dave angeln. Und der war in Form und hatte bald wieder einen gute Biss der diesmal haengenblieb. Waehrend er einen sportlichen Lachs drillte, witzelte ich herum das Dave den Fisch sowieso wieder freilassen muesste weil er ja schon sein Tageslimit in der Box hatten. Ian war verbluefft ueber Dave’s Fangrate im Vergleich zu uns zweien aber ich erklaerte ihm dass das auf jedem Trip das Gleiche war; Dave hatte einen Tag an dem er heisser Angelgott war und dann wurde er immer kalt. Wir lachten und alberten herum waehrend Dave seinen Drill genoss. Dann versenkte Ian den Lachs im Kescher und Dave bot Ian diesen Lachs an. Ian nahm gerne an. Damit hatten wir 4 gute Chinooks in der Box wovon Dave 3 auf die Schuppen gelegt hatte. In Anbetracht des zunehmenden Windes und einer langen Rueckfahrt beschlossen wir den Rueckzug anzutreten und lieber noch ein paar Runden im Windschutz bei Kirby zu drehen. Es wurde wirklich wieder eine nierenpruegelnde Fahrt. Endlich erreichten wir die geschuetzte Seite der Schaerenkette. Hier drehten wir ein paar Runden in ruhigem Wasser. Was fuer eine Erholung! Leider waren nur ein paar Shakerschwaerme hier vor Ort. Aber wir bekamen eine coole Naturshow geboten. Ein Buckelwal trieb sich dicht unter Land zwischen den Klippen herum um kam etliche Male mit offenem Maul nach oben geschossen. Wahrscheinlich waren da Heringsschwaerme in den Felsluecken.
Schwer auf der Kamera einzufangen aber das Schauspiel unterhielt uns lange praechtig. Und dann zeigte Dave ploetzlich vor das Boot. Da tauchte ein Seeloewe mit einem grossen Oktopus im Maul auf. Der Oktopus hatte seine 8 Fangarme um den Kopf des Seeloewen gewickelt und liess sich nicht so einfach herunterschlucken. Aber der Seeloewe machte das wohl nicht zum ersten Mal und warf seinen Kopf immer wieder hin und her und bekam so die Arme des Oktopus los und zeriss ihn schliesslich. Wow, Kampf der Giganten!
Leider liessen sich hier aber keine Lachse finden oder ueberlisten und so packten wir endlich ein und brachten unseren Fisch zum Schlachttisch. Wir alle wackelten noch den ganzen Abend lang und die Offshore Gruppe musste erstmal wieder ihre leeren Maegen fuellen. Der Wind sollte morgen etwas nachlassen aber es sollte immer noch schaukelig werden. Erst am Dienstag und Mittwoch sah es nach Kaiserwetter aus.