Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Nach der wahrscheinlich laengsten Angelpause meines Lebens kamen gestern mal wieder alle wichtigen Faktoren im richtigen Wertebereich zusammen: der sonst in Victoria seltene Schnee war weg, Eishockeytermin erst am spaeteren Nachmittag, kein Wind und keine dringenden Arbeits- oder Hausverpflichtungen. Ich musste nur das Boot mit Downrigger und Angelzeug bestuecken und den groebsten Staub von Instrumenten und Sitzen entfernen. 8:00 Uhr war ich fertig und Alexander liess sogar sein Basketballtraining dafuer ausfallen und wollte unbedingt mit.


    Es gab nicht allzuviel aktuelle Fangberichte im hiessigen Angelforum weil das winterliche Wetter praktisch seit mitte Dezember die wetterverwoehnten Victorianer vom Wasser weghielt. Ein paar unerschrockene professionelle Guides berichteten von vielen kleineren Winterlachsen. Und da seit 1.2. auch die Heilbuttsaison wieder eroeffnet war, gab es auch die eine oder andere Buttmeldung. Wir waren aber scharf auf Lachs! Kurz vor 9 Uhr waren wir an der Victoria Bootsrampe und dort war Hochbetrieb. Wir waren wohl nicht die Einzigen denen es in den Fingern gejuckt hatte. Es stellte sich heraus, dass ein kleineres Angelderby stattfand und ausserdem war ja Montag Feiertag (Familientag).


    Schnell war das Boot gewassert, aber als ich den Motor starten wollte, stellte sich heraus, das meine normale Startbatterie dem Winter zum Opfer gefallen war. Gut das ich eine zweite hatte! Dann duesten wir aus dem Hafen und in die sonnendurchflutete See. Das Boot lief gut und die See war ruhig und so beschloss ich bis zur 7 km entfernten Constance Bank zu fahren um dort zuerst unser Glueck zu versuchen. Alex war einverstanden. Dort lag zu meinem Erstaunen immernoch das grosse Frachtschiff Hanjin – Hamburg vor Anker. Angeblich war diese Suedkoreanische Firma mit dem Schiff aus einer Hamburger Reederei pleite gegangen und die Crew sass nun in kanadischen Gewaessern fest, hatte keine Bleibegenehmigung in Kanada aber auch keinen Finanzierer einer Weiter-oder Heimfahrt. Arme Schlucker! Eine zahlreiche Trollingflotte zog um das Frachtschiff ihre Kreise.


    Wir machten schnell zwei Ruten klar – eine mit einem Heringsblinker – etwa 5 m ueber Grund eingesetzt und den Nootka Sandaalblinker direkt durch den Grund gezogen. Beide mit Glow-Flasher, die noch ordentlich am Flutlicht aufgeladen wurden, die Blinker mit Heringsoel eingesprueht und dann ab auf Tiefe. Da musste doch was gehen! Dann schauten wir gespannt auf die Ruten und die Boote um uns herum. Da! Auf einem Boot neben uns wurde es lebendig – einer sprang auf und zu einer Rute und zog kraeftig an. Wir sahen die Rutenspitze regelmaessig rucken – die waren am Fisch. Noch waehrend ich das beobachtete, sprang Alex auf und an mir vorbei zur Steuerbordrute. Bevor er ankam sah ich noch wie die Rute, schon ausgeloest, ordentlich ruckte. Biss!


    Das war meine neueste Rute mit dem Heringsblinker – eine relativ leichte Schlepprute von Fenwick die den Drillgenuss bei kleineren Lachsen wie auch den Winter Chinooks maximieren sollte. Alex freute sich ueber die Gegenwehr und das lang vermisste Gefuehl eines Drills. Es war uns aber schnell klar, dass das kein Grosser war. Mal sehen ob es zum Keeper reichen wuerde. Endlich hatte Alex den Lachs neben dem Boot und wir beschlossen, dass der zu klein war – vielleicht gerade das Mass von 45 cm aber unter 50 cm nahmen wir keine Lachse mit, es sei denn sie waren toedlich verletzt. Schnell war der quirrlige Kerl mit der Zange neben dem Boot abgehakt. Nun schnell wieder runter mit der Rute. Jetzt sahen wir noch mehrere Boot um uns herum mit zuckenden Ruten. Alles nur Kleinzeug, nur einmal sahen wir ein Boot zum Kescher greifen.


    Hm, wo steckten nur die Besseren? Wir fischten an der Scharkante der Bank in ca. 35 m Tiefe. Sollten wir weiter westlich im Tieferen oder weiter oben auf der Bank im Flacheren die Groesseren suchen? Ich entschied fuer die flacheren Bereiche. Ich achtete darauf das die tiefere Rute immer mal auf Boden aufschlug waehrend der Heringsblinker etwas darueber lief. Kurz darauf hakten wir wieder einen Shaker an dem Heringsblinker der allerdings schon nach wenigen Kopfstoessen den Haken wieder los wurde. Dann war erstmal Ruhe. Die Flotte um uns herum zerstreute sich auch in allen Himmelrichtungen. Ueber Funk meldeten einige ein paar Fischerfolge um die 6 Pfund. Vor Downtown Victoria war wohl auch Beisspause.
    Ich wechselte dann den Nootkablinker gegen einen Glow-Cohokillerblinker. Etwa 10 Minuten nach dem Koederwechsel riss ploetzlich die neubestueckte Rute aus dem Clip und ruckte kraeftig los. Ich sprang vom Sitz und hatte im Nu die Rute in der Hand und schlug an. Oh ja! Da war dieses wonnige Gefuehl wenn der Anschlag in einem Fischmaul landet und die ersten Kopfstoesse als Gegenwehr zu spueren waren. Der fuehlte sich ganz gut an, wenn ich mich auch kaum noch erinnern konnte. Ich gewann zwar stetig Schnur musste aber hin und wieder mal einhalten und sogar die Bremse fuer eine etwaige Flucht fertig machen. Alex raeumte inzwischen die andere Rute ein und hielt dann bange ums Boot nach Robben Ausschau. Dann war der Fisch oben und Alex griff zum Kescher. Er hatte nicht gerade den Ruf eines souveraenen Kescherers aber ich sprach ihm Mut zu und tatsaechlich schaufelte er den Lachs gleich bei der ersten Bootsannaeherung heraus. Juhu, der erste Fisch 2017 und der erste Lachs seit vielleicht Oktober? Er war zwar wirklich klein aber mit reichlich 50 cm doch in unserem Keeperbereich. Vieleicht 5 Pfund. Wir freuten uns wie ueber einen 20 Pfuender!


    Wir schleppten wieder in die Bissgegend zurueck und hofften auf mehr. Leider schien es ein Einzelgaenger gewesen zu sein. Wir konnten in den naechsten 30 Minuten keinen Biss mehr erzwingen. Da kam ein Funkspruch vom Hafen, dass gerade ein knapp 14 Pfuender als Derbyleader eingewogen worden war – gefangen nahe der Victoria Mole. Wir beschlossen der Constance Bank den Ruecken zu kehren und die letzte Stunde noch vor Downtown zu probieren. Schnell war alles Geraet eingeholt und das Boot wieder unter Land versetzt. Hier verteilten sich die Boote ueber eine grosse Flaeche; manche fischten im Flachen und manche fischten weit draussen ueber 100 m Tiefe. Ich stoppte bei der 40 m Tiefenline und liess wieder beide Blinkerruten runter.


    Wir besprachen Alexanders Fussballsaison; stand sein Team doch im Inselfinale und hatte gute Chances zu den Provinzfinals zu fahren. Ich stellte dann fest, dass meine Salzwasserpumpe fuer den Deckschlauch nicht funktionierte und Sicherungen frass. Ein Boot ohne Nutzung lange stehen zu lassen ist nicht gut – ich wuerde einiges zu reparieren haben vor der naechsten Tour! Ich zirkelte dann mal etwas ins tiefere Wasser und liess den Cohokiller konsequent bis zum Grund herab. Da riss es ploetzlich an dieser Rute und der Downriggerclip loeste aus. Da ich gleich daneben stand riss ich die Rute raus, nahm Fuehlung auf und ruckte an. Der hing!


    Alexander uebernahm von hier. Er meinte gleich, dass da nur ein Kleiner war und sagte er wolle nur ein bisschen Spass beim Drill haben. Ich liess die andere Rute also drin und drosselte nur den Motor ein klein wenig. Alex gewann stetig an Schnur aber der Fisch blieb tief. Normalerweise kamen kleine Lachse durch den Schnurdruck schnell zur Oberflaeche und man sah schnell den Flasher durch die Oberflaeche brechen. Hier musste der Fisch schon bis auf 10 m am Boot sein aber der Flasher war noch nicht aufgetaucht. Das war mir ein bisschen verdaechtig und ich erwaehnte zu Alex, dass der Lachs vielleicht doch nicht so klein war. “Ach was, Papa, der ist wieder so ein Shaker. Ich will nur ein bisschen Spass mit ihm haben!”, meinte er. Ich starrte angestrengt mit der Polbrille ins Wasser wo ich ihn erwartete aufzutauchen. Und ploetzlich sah ich ihn und griff hektisch nach dem Kescher. Der war nicht schlecht! Alex wollte es erst gar nicht glauben, hatte der doch gar nicht viel Rabatz gemacht – bisher. Jetzt naemlich, als er an die Oberflaeche neben dem Boot kam, wurde es dem Fisch wohl etwas mulmig und er schlug Schaum und tobte wie wild. Ich hatte die Kescherstange volle 2 m ausgefahren und schaufelte einfach in diesen Schaumball hinein ohne wirklich den Fisch sehen zu koennen. Ha! Geklappt! Der Lachs war im Netz und tobte dort noch weiter. Zu spaet mein Freund, dachte ich und klatschte mich mit Alex ab!


    Alex war wirklich verbluefft, das der Lachs groesser und besonders fetter war als unser erster Keeper heute. Man weiss halt nie und muss beim Angeln immer auf so ziemlich alles gefasst sein – die Lektion hatte er wohl nun gelernt. Schnell ein Foto und dann drehten wir noch 2 Kreise um die etwaige Fangstelle. Aber wieder war kein weiterer Lachs beisswillig. Da wir auch keine Futterfischschaerme in der Gegend auf dem Echolot sahen, verbuchten wir auch diesen Lachs als einen Zufallsfund – also einen Lachs, der hungrig mit einer kleinen Truppe umherzieht und Futter sucht und wir zufaellig seinen Weg gekreuzt hatten. Bis wir den Lachs gelandet hatten und wir zur Stelle zurueckgefunden hatten, war der Rest der Truppe schon wieder woanders.


    So packten wir nach einer weiteren halben Stunde dann doch recht zufrieden ein. Zwei brauchbare Lachse – 5 und 7 Pfund – und den ersten halben Sonnenbrand des Jahres, da kann man nicht meckern. Heute Abend gibt es frischen Lachs vom Grill!

  • So! Die Forellensaison ist fuer mich nun offiziell eroeffnet! Zwar waere ich lieber am Wochenende auf's Meer gefahren, kein Wind, fruehlingshaft warm und hervorragende Gezeiten aber wir hatten die Victoria Boots- und Angelmesse und die hiessige Angelgesellschaft, der ich mit vorstehe, hatte einen Messestand an dem ich ein paar Stunden aushelfen musste. Damit blieb nur Zeit fuer einen Sonntagmorgen Kurztrip zu einem der lokalen Seen. Der Durrance Lake, urspruenglich unser Ziel, liegt 100 m ueber dem Meerespiegel und hatte erstaunlicherweise noch eine Eisschicht. So wichen wir, 3 Teeagers und ich, zum nahem Prospect Lake aus. Ich hatte wegen der noch sehr niedrigen Wassertemperaturen (~4 Grad) keine grossen Erwartungen aber ich sollte positiv ueberrascht werden!


    Die Jungs fuhren zu dritt mit dem Aluboot und E-Motor los und ich setzte mich ins Belly Boot. Ich fand eine beisswillige Regenbogenforellengruppe sehr schnell an der 7 m Tiefenkontour und bearbeitete die mit einer schwarz-grauen Wooly Bugger Fliege. Schnelle Sinkschnur war noetig denn die Forellen waren dicht am Grund und nahmen die Fliege nur wenn man sie in Grundnaehe anbot und nicht zu schnell bewegte. Ich hatte Spass und fing in der ersten Stunde ruck zuck 5 schoene Regenbogner - die groesste knapp 40 cm. Die Jungs schleppten erst ohne Erfolg aber als ich ihnen dann Stelle und Tiefe verrat, kamen sie auch mit der Wurmangel schnell zu Erfolgen. Die 2. Stunde hatte ich noch mehrer Bisse und kurze Drills, konnte aber keine mehr landen - sie bissen jetzt knapp und zoegerlich. Nach 2 Stunden wurden meine Fuesse kalt und wir packten zufrieden ein. Alle Fische wurden wieder freigelassen - einer hat jedoch nicht ueberlebt; die Forelle war wohl vom Drill erschoepft und vom Hakenloesen etwas benommen und wurde eines Weisskopfseeadlers Beute bevor sie abtauchen konnte. Klasse Adlershow!

  • Ich mache das schon haeufiger. Ist so unkompliziert und auch bequem. Fuer 2 wuerde ich wohl lieber das Schlauchboot fertigmachen statt 2 Belly Boote. Aber ich mag Belly Bootangeln mit der Flugangel generell gerne. Bei den niedrigen Wassertemperaturen haeltst Du es eben nicht sehr lange aus aber wir hatten ja auch nicht so viel Zeit.

  • Samstag den 18.3. konnten mein Grosser und ich mal fuer ein paar Stuendchen mit dem Boot raus auf’s Meer. Es war immer noch ungewoehnlich kalt fuer die schon fortgeschrittene Saison aber wenigstens war es windstill. Ricardo hatte schon seid Monaten keinen Fisch mehr gefangen und hatte auch letztes Jahr nicht gerade das groesste Angelglueck. Aber als guter Sportler liess er sich nicht entmutigen und versuchte es mal wieder mit mir. Wir fuhren zur Constance Bank hinaus und kamen ungefaehr zum Gezeitenwechsel an – perfekt! Ein paar andere Boote bearbeiteten die Westseite der Bank schon und hier und da sah man krumme Ruten – vielversprechend!


    Wir setzten 2 Ruten am Downrigger ein und liessen 2 schlanke Blinker mit Glow-Farben bis zum Boden hinab. Es dauerte wirklich nur Minuten bis die erste Rute losruckelte. Ricardo brachte den ersten Lachs an seiner Rute zum Boot – bisschen zu klein fuer unseren Geschmack aber wenigstens ein Fisch. Das ging nun recht regelmaessig so weiter; wir waren wohl in einem Schwarm halbwuechsiger Winterlachse. Der glow-gruene Cohokiller war wohl besonders beliebt und so bestueckte ich auch die zweite Rute mit einem. Wieder ruckte eine Rute los und ich war diesmal schneller als Ricardo und schnappte mir die Rute. “Der fuehlte sich besser an.” meinte ich und Ricardo machte den Kescher fertig. Als ich ihn endlich am Boot hatte, war ich ein bisschen enttaeuscht – wieder nur so ein Halbstarker auf Drogen! Der hatte wirklich Rabatz gemacht fuer seine vielleicht 50 cm.


    Die Nachbarboote hatten auch regelmaessig solche Kaliber am Band. Gab es denn hier keine Grossen? Wir machten aus, dass wenn innerhalb einer halben Stunde kein groesserer Fisch biss, dass wir die Stelle wechseln wuerden – auch wenn es Spass machte, regelmaessig was zu fangen. Wir brachten wohl noch 3 oder 4 der gleichen Sorte ans Boot. Dann opferten wir ein Downriggerblei plus Geschirr einem Unterwasserhinternis – aua! Dann loeste meine Rute das erste Mal von selber aus und ruckte kraeftig nach unten. Das muss doch was groesseres sein! Und wieder meinte ich kraeftigere Kopfstoesse zu spueren und war ein paar Mal drauf und dran Schnur zu geben. Bald lag da nun wieder so ein 52 cm Winter Chinook neben dem Boot. “Ok, im Anbetracht des vorherigen Materialverlustes und im Anbetracht der Gefahr, dass da nichts mehr groesseres kommen koennte, geht dieser hier mit!” beschloss ich denn.


    Wir packten dann zusammen und fuhren an die Kueste vor der Marina. Dort schleppten wir den tieferen Graben bei ca. 50-60 m Tiefe ab. Nichts, kein Biss mehr. Statt dessen beobachteten wir einen Angler der mit seinem Boot driftete und mit einer Grundrute angelte und in schoener Regelmaessigkeit fette Schollen an Bord zog. Hm, das haette man auch machen koennen! Aber wir hatten kein Zeug dafuer dabei. Dann regte sich der ewige Hunger meines Teenage-Sohnes. Ich schlug vor, dass wir in den Victoria Hafen fuhren und dort ein Restaurant mit Dock suchten und einkehrten. Er war sofort einverstanden. So dampften wir um die Mole in den Hafen nach downtown Victoria und legten neben dem Wasserflugzeugterminal beim Restaurant “Flying Otter” an und waermten uns auf und stillten den Hunger. War ein schoener Abschluss dieses Tages.

  • Ja, gut bemerkt Gerd. Wir hatten tatsaechlich noch ein paar Fehlbisse - die waren einfach nicht sehr aggressiv an diesem Tag. Gibt's schon mal allerdings eher im Sommer/Herbst wenn deren Gedanken schon mehr an der Fortpflanzung haengen. Wer soll's Ihnen auch verdenken wenn die sich auf das eine und einzige Mal im Leben freuen :-)


    Passiert im Winter oft, dass der Blinker im Schlund steckt.

  • Habe ich schon mal erwaehnt, dass ich es liebe einen Freitag fuer’s Angeln frei zu haben? Letzten Freitag ergab sich mal wieder eine solche Gelegenheit und ich stahl mich mit meinem Boot “Max Waldi” auf’s Meer. Der Drang auf’s Wasser schon am Freitag kam sicherlich auch von den windigen Wettervorhersagen fuer das kommende Wochenende. Aber auch wenn ich mich recht problemlos von Arbeit fuer diesen einen Tag loseisen konnte, sollte meine Solotour erst mit Verspaetung beginnen. Als ich zur Abfahrt bereit nochmal einen Inspektionsgang um das Gefaehrt machte, fiel mir auf, dass mein Nummernschild am Bootsanhaenger fehlte. Die Halterung war abgebrochen – entweder war das Plastik durch Vibration auf dem Highway weggebrochen oder jemand hatte es gestolen. Was nun? Ich rief die Versicherung an und die bestellten mich ein. Wie das so geht, Computerprobleme bla bla bla, und der ganze Spass kostete nicht nur ein paar Dollar sondern auch ca. 2 h Zeit.


    Gegen Mittag kam ich dann endlich an der Pedder Bay Marina in East Sooke an. Die freundliche Bedienung sagte mir das die ganze Flotte schon draussen war – deswegen haette ich die Rampe komplett fuer mich alleine. Flugs war das Boot im Wasser und der Haenger geparkt und ab ging’s. Da meine effektive Angelzeit durch den verspaeteten Start auf etwa 3 h max. zusammengeschmolzen war, hoffte ich auf eine fischige Belohnung meiner ganzen Muehe. Das Meer war fast spiegelglatt, kein Wind und endlich mal fruehlingshafte Temperaturen. Als ich aus dem Fjord herauskam, sah ich eine ganze Menge Boote direkt vor dem Fjordausgang schleppen. Ich hatte das Marinapersonal noch gefragt, wo die besten Faenge der letzten Tage herkamen, aber bekam keine schluessige Auskunft da wetterbedingt nicht viel Verkehr war und wenn mal jemand rausfuhr dann waren die Ergebnisse bescheiden. Ich hatte mir aber Whirl Bay als Ziel in den Kopf gesetzt. Ersteinmal zeugte mein Fangbuch dort von ordentlichen Erfolgen im Maerz in vergangenen Jahren und bei diesen Gezeitenkonstellationen (harte Ebbe in der JDF Strait) und ausserdem war diese Stelle leicht zu befischen, was wichtig ist wenn man solo schleppt.


    So donnerte ich an der Flotte vorbei und fuhr 10 Minuten weiter zur Whirl Bay. Hier enstand bei Ebbe ein ruhiges Kehrwasser, das oft Futterfisch ueber dem kiesigen Grund ansammelt. Ich hatte die ganze Bucht fuer mich alleine (ca. 1 km2). Bei leicht bedenktem Himmel setzte ich zwei glow Flasher mit Sandaal-aehnlichen Blinkern an den beiden Downriggern ein. Eine Rute ging direkt auf Grund oder dicht drueber und die andere etwa ins Mittelwasser. Zwei Ruten am Grund sind fuer einen Solofischer schwer zu managen. Vielleicht kam ja schon der eine oder andere Gross-Chinook in hoeheren Gefilden durch, waehrend ich mit der tiefen Rute auf die Winter-Chinooks spekulierte.


    Nach ca. 20 Minuten naeherte ich mich der Church Rock Insel welche die Whirl Bay nach Westen hin begrenzt. Hier wurde der Grund felsig und kam dann in Inselnaehe schnell hoch und so war ich hochkonzentriert auf die tiefe Rute und das Echolot. Da! Ein kraeftiger Ruck – war das der Boden oder ein Fisch? Es ruckte wieder jetzt - fischmaessig nach meiner Beurteilung. Ich riss die Rute raus, kurbelte etwas ein und ruckte hart an. Widerstand. Aber irgendwie fuehlte sich das nicht lebendig genug an – wahrscheinlich hing ich noch im Clip – und so kurbelte ich nochmals bis die Schnur wie eine Guitarrensaite gespannt war und ruckte dann ein, zwei und dreimal hart an – aber es wurde nicht leichter wie wenn die Schnur aus dem Clip sprang. Was war nur los? Im selben Moment loeste sich das Raetsel denn die kraeftigen Rucke hatten wohl jemand aufgewacht da unten. Die Schnur war naemlich schon laengst aus dem Clip raus – es hing nur ein schwerer Fisch dran der wohl anfaenglich etwas traege am Haken hing. Direkt nach dem dritten Ruck meinerseits, riss es meine Rutenspitze zur Wasseroberflaeche und die Schnur raste von der Rolle. Oha! Das war ein anderes Kaliber als die Halbstarken vor Victoria kuerzlich. Nach paar Metern blieb der Fisch kurz stehen und ich spuerte einen kraeftigen Kopfstoss und dann war der Kontakt weg. Nein! So ein Mist, da hatte ich wohl etwas uebertrieben mit dem dreifachen Anschlag!


    Na gut, jetzt wusste ich wenigstens, dass Lachse vor Ort waren und auch beisswillig. Das naechste Mal wuerde ich nicht mehr so plump hereinfallen. Ruck zuck war die tiefe Rute wieder in Aktion auf 53 m Tiefe am Downrigger. Kurz vor Church Rock kam der Boden schon etwas hoch und ich sah Fischsignale auf dem Echolot, genau ueber dem Boden. Ich setzte zur 90 Grad Kurve an; der Boden kam hoch 50 m, 45 m – jetzt sah ich wie das Downriggerblei auf dem Boden aufschlug und die Rute rhythmisch rucken liess. Ich wollte gerade den Rigger ein paar Meter hochbringen, als die Rutenaktion vom rhythmischen Rucken zu einem ungeduldigen Reissen ueberging. Das musste Fisch sein! Ich riss die Rute raus und schlug an. “Fish on!”, sagte ich zu mir selbst sehr zufrieden. Waehrend ich die ersten Fluchten parierte, brachte ich den freien Rigger hoch und machte den Kescher klar. Ich hatte den Kescher mit einem 2 m Telestiel versehen – eine Modifikation die besonders beim Solofischen sehr hilfreich ist da es mit einem ordentlichen Lachs am Haken immer schwierig ist den Fisch mit nur einer Hand an der Rute den letzten Meter zum Kescher zu hieven. Diesen letzten Meter konnte ich mir jetzt sparen!


    Das musste ein besserer Fisch sein denn er nahm hin und wieder mal fuer einen Moment Schnur von der Rolle und schoss hin und her. Dann kam er an die Oberflaeche und tanzte dort ordentlich herum – nur keine Dummheiten mein Kerlchen, dachte ich. Der sollte ins Boot als Beute! Als er das zweite Mal in Bootsnaehe kam, klemmte ich die Schnur gegen den Rutegriff und zog hart an und langte gleichzeitig mit dem Kescher zu. Geschafft! Elegant wie ein Profi versank ich den Lachs im Netz. Ein schoener und kraeftiger 7,5 Pfuender, wie meine Waage zeigte. Schnell abgeschlagen und ausgeblutet und weiter ging’s im Programm. Jetzt hatte ich Blut geleckt.


    Ich vollendete meine Kurve und fuhr die Bucht nun wieder hoch – auf der tieferen Aussenseite. Minuten spaeter ruckte wieder die tiefe Rute los. Anschlag, Motor runterdrehen…der fuehlte sich nicht so gross an. Schnell hatte ich den vielleicht 3-4 pfuendigen am Boot und hakte ihn los. Als ich meine Rute wieder fertigmachte und mal zur flacheren Rute, die eigentlich tot im Wasser haengen sollte, schaute, sah ich diese wild ruckeln. Ha, Doppelbiss, und das an einem fast unbewegtem Blinker! Schnell griff ich mir diese Rute und stolperte dabei ueber die andere – das wurde nun chaotisch alleine im Boot. Dieser Fisch fuehlte sich wieder besser an und ich genoss den beherzten Drill. Dabei machte ich mir nun schon Gedanken was ich mit diesem Fisch machen sollte. Das war ein Keeper, keine Frage, und ich wollte auch mein Chinooklimit von 2 mit nach Hause nehmen. Aber wenn ich den abschlug, dann war ich fertig. Ich hatte ja kaum eine Stunde geangelt! Ich koennte zwar noch catch&release weiterangeln aber wenn ich dann noch einen weit groesseren fing? Waehrend mir diese Gedanken durch den Kopf schossen, brachte ich den Fisch nun in Bootsnaehe. Als ich einen guten Blick auf in werfen konnte, sah ich einen etwa 6 Pfuender der nur knapp vorne im Maul hing. Der eignete sich perfekt fuer ein Release. So machte ich statt Kescher die Kamera klar um noch ein paar Wasseraufnahmen von diesem Silberpfeil zu machen. Als ich ihn an die kurze Leine nahm und in Position zog und die Kamera fokusierte, schlug er ploetzlich wie wild um sich, spritzte mich und die Kameralinse nass und verabschiedete sich blitzschnell in die Tiefe. Da stand ich nun verbluefft und betroeppelt!


    Nun gut, ich machte beide Ruten wieder klar und steuerte die erste Bisstelle an. Als ich in die Gegend kam, sah ich wieder Signale auf dem Screen. Da war auf jeden Fall Leben am Grund. Ich kreuzte die Stelle ohne Fischkontakt und drehte dann eine weite Schleife um in der entgegengesetzten Richtung diese Stelle nochmal zu ueberfahren. Manchmal moegen’s die Lachse nur von einer Seite. Ich liess noch etwas mehr Schnur raus an der tiefen Rute bis ich wieder Bodenkontakt mit dem Blei spuerte. Ich wollte mich gerade hinsetzen, als die Rute runterriss und auch schon ausloesste. Wow, das geht ja heute wie das Brezelbacken! Ein kurzer Anschlag in die schon voll aufgeladene Rute, Downriggerknopf gedrueckt, und nun auf den Fisch konzentriert. Der nahm erstmal ein gutes Stueck Schnur, was mir Zeit gab den Kescher auszufahren und bereitzulegen.


    Der Fisch war staerker als der 7,5 Pfuender. Als er endlich das erste Mal fertig war Schnur zu nehmen, musste ich schon ordentlich ziehen um seinen Kopf gedreht zu bekommen. Starke Stoesse liessen mein Adrenalinspiegel steigen. Das war mal wieder ein ordentlicher Lachs. Man vergisst wie stark die sind! Dann kam er eine Strecke Richtung Boot geschwommen und ich musste kurbeln wie ein Berserker um die Schnur nicht schlaff werden zu lassen. Dann sausste er wieder davon und so ging das noch 5 Minuten hin und her bis ich den Lachs endlich in Bootsnaehe werkeln konnte. Als er vielleicht 7 m hinter dem Boot das erste Mal seine Schwanz- und Rueckenflosse zeigte, war ich hochzufrieden. Das war ein schoener Winterlachs – um die 10 Pfund. Ich konnte ihn dann neben das Boot dirigieren und wollte nun mit dem Kescher zulangen. Aber er war noch zu frisch und sausste wieder ab, als er den Kescher kommen sah. Ich liess schnell den Finger, der die Schnur am Griff festklemmte, los, und liess ihn ziehen. Er kam nicht mehr weit und die naechste Bootsannaeherung war seine letzte. Der lange Kescherstiel packte ihn ein bevor er nochmal Kraft fuer eine Flucht sammeln konnte.


    Ich freute mich ungemein und bestaunte den kurzen aber sehr kraeftigen Fisch im Kescher. Mein groesster Lachs bisher in 2017. Die Waage zeigte 9 Pfund. Als ich ihn versorgt hatte beschloss ich nur Richtung Marina zurueckzuschleppen. Als ich den Rueckweg antrat, funkte ich noch an Unbestimmt, dass Whirl Bay rund lief – falls es jemanden interessierte. Noch bevor ich Whirl Bay aus den Augen verlor sah ich zwei Boote ankommen. Vielleicht hatten die aehnliches Glueck. Als ich um die Ecke in den Pedder Bay Fjord kam, ruckte wieder die tiefere Rute los und ich dachte schon an das Dilemma wenn ich jetzt einen 15 Pfuender erwischen wuerde. Der Fisch entpuppte sich aber schnell als ein fetter Felsenbarsch, der jetzt in Schonzeit stand.


    Zurueck an der Marina filettierte ich die Lachse und gewann 4 feine Filets. Um die Reste stritten sich zu meinen Fuessen Robben, Otter und Moewen. An ihrem Hunger zu urteilen, war ich wohl der erste heute der mit Beute zurueckkam. Und ich war voll zufrieden mit dem Resultat – nach nur ca. 2 h Angeln. Manchmal muss man eben einen richtigen Riecher haben!

  • Hier mal ein paar Bilder vom heutigen Tag. Diesmal keine Fischentnahme sondern Fischnachwuchs. Wir haben heute den ersten Teil von 300000 Chinook Smolts in ein Netzbecken im Sooke Harbour gebracht. Die Fische stammen von der Nitinat River Aufzuchtstation - die Nitinat Chinooks sind genetisch 100% identisch mit den Sooke River Chinooks. 120000 Smolts wurden heute von dem Tankertruck in das erste Netzbecken gepumpt. Cool wie die Lachse durch das Rohr schwammen - oder besser geschwommen wurden! Als all drin waren, habe ich ganze 4 Tote gezaehlt. Ganz schoen robust, diese Kerle! Jetzt werden sie etwa 3-4 Wochen in den Netzen gehalten und gefuettert. In dieser Zeit verdoppelt sich die Groesse der Fische und dadurch erhoeht sich die Ueberlebensrate beim Entlassen gewaltig. Das ist der Anfang eines mehrjaehrigen Projektes, das die Chinookstaemme im Sooke River Einzugsgebiet kraeftig ankurbeln soll. Das Projekt ist von Freiwilligen durchgefuehrt und von Sponsoren und Spenden bezahlt! Ich habe natuerlich den einen oder anderen Fisch schon an meinen Geruch gewoehnt heute und zum Rendezvous 2021 an meine Lieblingsangelstelle bestellt.

  • Gerd, als noch-Direktor der hiesigen Anglergesellschaft bin ich einer der Organisatoren dieses Projektes. Technisch verlasse ich mich da auf einige erfahrene Fischbiologen und alte Hasen. Mein Betrag zum Projekt liegt mehr in der Finanzierung, Genehmigungsverfahren, Vermarktung und generelle Koordination. Dazu haben wir ein Steering Committee eingerichtet. Bis jetzt hat alles ganz gut geklappt.


    Ein interessanter Aspekt des Projekt ist auch, dass das Fischereiministerium auf Markierungsimplantate bei 50% der Smolts bestanden hat. Das war zwar recht teuer aber wird uns eine Menge Daten ueber die Wanderrouten und Streuung der Lachse bringen.


    Also, merkt Euch: 2021 im August/September vor Sooke! Das koennte eine Traumfischerei werden wenn die kleinen Chinooks gut durchkommen!

  • Zitat

    Dann kam er eine Strecke Richtung Boot geschwommen und ich musste kurbeln wie ein Berserker um die Schnur nicht schlaff werden zu lassen


    kein wunder so wie deine ruten aussehen aben die keine übersetzung :lol:
    Egal! Sauber, gut gefangen. Petri heil. Ich würd mir auch mal gen n paar bachforellen an meine lieblingsstelle bestellen :lol:

  • Letzten Samstag Abend und Sonntag waren Olaf und Elke wieder zu einem Kurzbesuch bei mir. Die beiden Westkuestenfans touren nun schon zum zigsten Mal in dieser Gegend hier herum – sie kriegen einfach nicht genug! Wir hatten uns schon letzten Herbst kurz in Victoria getroffen. Leider hatte es da nur fuer einen etwa zweistuendigen Angelausflug abends in der Woche nach der Arbeit gereicht – und leider ohne Erfolg. Olaf ist aber ein findiger Angler der auch alleine schon ein paar ordentliche Fische in den kuestennahen Gewaessern erwischt hat. Dieses Mal wollten wir aber unbedingt mal eine ernsthafte Tour auf Meeresfische unternehmen.


    Ende Mai ist sicherlich eine tolle Reisezeit hier in BC; gleich aus mehreren Aspekten. Einmal sind noch nicht die grossen Touristenmassen da, die die Nationalparks und die beliebten Reiseziele im Hochsommer regelrecht ueberschwemmen koennen. Das macht das Reisen erholsamer und den Einblick in die hiesige Natur einfach authentischer. Desweiteren kann man noch die reduzierten Randsaisonpreise bei Fluegen, Unterkuenften und Fahrzeugvermietungen ausnutzen um etwas mehr fuer sein Reisebudget zu bekommen. Aber nichts hat halt nur Vorteile und so muss man sich im Mai auf andere Angelbedingungen einstellen. Die Lachse sind noch im Meer unterwegs und in den Fluessen sind daher “nur” Forellen zu fangen. Die Wintersteelheads sind schon wieder im Meer und die Sommersteelhead noch nicht im Fluss. Im Meer steht Heilbutt ganz gross auf der Liste – allerdings ist man da ein bisschen auf die Gezeiten und auf jeden Fall auf ein Boot angewiesen – leider waren letztes Wochenende keine guten Heilbuttgezeiten. Die Grosslachse sind noch vor der Westkueste unterwegs und erst in kleineren Gruppen in den inneren Kuestengebieten zu fangen. Die Lachsangelei vor Victoria bis Vancouver und Seattle beschraenkt sich um diese Jahreszeit immer noch hauptsaechlich auf die kleineren Fresslachse – Winter Chinooks. Mai bis mitte Juni ist vorallem Forellensaison fuer die Touristen mit Angeln im Gepaeck. Es sei denn sie chartern ein Guideboot an der Westkueste der Insel.


    So hatte ich es Olaf auch erklaert und dementsprechend hatte er sich mit seinem Angelgepaeck auch vorbereitet. Am Sonntag Morgen wollten wir aber raus auf’s Meer um zu sehen was es schon zu fangen gab. Irgendetwas wuerde schon beissen, dachte ich. Ich nahm auch eine Pilkerrute mit damit Olaf vielleicht ein paar der urigen Bodenbewohner zu sehen bekam. Elke wollte auch mit obwohl sie nichts weiter mit Angeln am Hut hat. Ich war unschluessig an welcher Stelle wir es probieren sollten. Ich hatte vereinzelte vielversprechende Berichte von den Oak Bay Flats direkt vor Victoria gehoert. Dort sollte der Wind am Sonntag auch am schwaechsten sein. Allerdings erwarteten wir alle den ersten groesseren Schwall an Grosslachsen von Westen her und daher tendierte ich lieber zum westlich gelegenen Sooke oder East Sooke. Dort sollte es aber etwas schaukeliger werden und die Chance, dass die Grosslachse gerade an diesem Tag auftauchten waren auch nicht gerade riesig. Eine schwierige Entscheidung.


    Am fruehen Morgen hatte ich dann entschieden Richtung Westen zu fahren und die typischen Sommerlachsgruende vor East Sooke zu probieren. Die wilde Kueste dort wuerde eine schoene Kulisse bilden und vielleicht hatte wir ja Glueck! Elke und Olaf war es egal, meinem Sohn Alexander, unserem Fishing Guide Assistenten heute, auch. Als wir an der Cheanuh Marina ankamen, war erstaunlich wenig los an der Rampe. Der Marinabetreiber befuerwortete meine Angelplatzwahl – die Trap Shack Bucht. Angeblich waeren in den vergangenen Tagen dort einige ordentliche Lachse gefangen worden. Trap Shack ist nie verkehrt in einer starken Ebbstroemung.


    Wir liessen vor der Marina noch kurz die Krabbenfalle hinab und machten uns dann auf die etwa 10 minuetige Fahrt. Am Ausgang der Becher Bay Bucht verschluckte uns nicht nur dichter Seenebel (warmes, trockenes Wetter und kaltes Meer) sondern empfing uns auch ein ordentlicher Wellengang. Es war eine sehr schaukelige Tour bis zum Angelplatz aber ich wusste, dass es in der Trap Shack Bucht besser sein wuerde. War es auch, wenn auch nicht gerade ruhig. Zwischen 2-3 anderen Booten machten Alex und ich 2 Schleppruten mit Blinker und Koederfisch fertig. Olaf schaute gespannt zu um zu lernen. Dann steuerte ich eine Runde dicht unter Land was aber durch den dichten Nebel kaum zu sehen war.


    Es dauerte nicht lange da sahen Alex und Olaf ploetzlich die Blinkerrute ausloesen. Ich war am naehesten und sprang hin um anzuschlagen. Leider war kein Kontakt mehr da als ich die Rute in der Hand hatte. Hm, Fehlbiss. Aber immerhin ein Lebenszeichen. Olaf trainierte etwas mit den Rutenhaltern und schaute sich die Moochingrolle genau an, damit er Bescheid wusste wenn es so weit war. Eine Schleife ueber das O’Brian Riff und ploetzlich zuckte wieder die Blinkerrute los. Alexander sah es zuerst und war sich erst nicht ganz sicher, ob das auch wirklich Fisch war denn es war viel Treibgut und Kraut im Wasser. Als ich es auch zucken sah und bestaetigte, nahm er die Rute auf und ruckte an. Was auch immer dran hing kaempfte nicht viel sondern liess sich einfach herankurbeln. Ein kleinerer Felsenbarsch wie sich herausstellte. Alex hakte ihn schnell ab – schneller als gewollt, da Olaf wohl gerne mal einen Blick darauf geworfen haette. Alex, als verantwortlicher Fishing Guide, fuehlte sich schlecht, dass er die Wuensche unseres Gastes so vergessen hatte! 


    Es kamen immermal wieder gute Futterschwaerme durch das Echolot. Das machte mich hoffnungsvoll, dass heute noch was passieren wuerde zumal die beste Beisszeit um den Stroemungswechsel so zwischen 10 und 11:00 Uhr ja noch bevor stand. Ich hoffte auch, dass die Sonne bald durch den Nebel durchbrannte – so war es regelrecht kalt auf dem Boot und wir waren alle froh eine dicke Jacke mitgebracht zu haben. Mir wurde immer wieder warm vom Kraut von den Schnueren entfernen und das Boot in dem Geschuckele auf Kurs zu halten. Bei diesen lausigen Bedingungen hatte wir uns ein paar Fische redlich verdient.


    Dann zog ich eine weitere Schleife ueber das Trap Shack Riff. Ploetzlich merkte Olaf auf und zeigte zur Blinkerrutenspitze hin die unruhig zuckte. “Jaaa, Biss!”, meinte ich und nickte Olaf zu. Der holte sich die Rute aus dem Halter und ruckte die Schnur aus dem Clip. Da in diesem Moment die Schnur kurzzeitig schlapp wird, dachte er erst, der Fisch waere weg aber ich rief ihm zu zu kurbeln. Und tatsaechlich wurde die Rute gleich darauf krumm. Oha, der Fisch zog auch gleich ein Stueck Schnur ab. Jawoll! So haben wir das gerne! Alex und ich holten die andere Rute ein und die Downrigger hoch und machten das Deck landungsbereit. Oalf’s Gegner war ein ziemlich sportlicher Geselle, nahm er sich doch immer wieder ein Stueck der Schnur zurueck, die Olaf ihm gerade abgewonnen hatte. Olaf machte das ganz geschickt und abgebrueht – da merkte man, dass da jahrzehntelange Angelerfahrung dahinter steckte. Aber ein paar Mal dachte er schon er haette den Fisch verloren weil die Spannung nachliess. Der Fisch schoss aber nur auf’s Boot zu und ich riet Olaf zu kurbeln wie ein Berserker. Der Fisch war noch dran! Dann kam der Fisch in Sicht. Ich war etwas enttaeuscht – nach dem Hin und Her hatte ich ein zweistelliges Kaliber erwartet. So sackte ich den etwa 7-8 pfuendigen feisten Chinook mit dem Kescher bald ein. Na gut! Als Anfang nicht schlecht aber vielleicht ging ja noch mehr! Olaf schien schon sehr zufrieden. Elke hatte ein paar Fotos vom Drill gemacht.


    Ich drehte nun etliche weitere Runden um die Fangstelle herum; aber ersteinmal erfolglos. Wir sahen auch um uns herum kein anderes Boot drillen. Ein paar bekannte Guides bearbeiteten die gleiche Gegend aber bislang wohl erfolglos. War natuerlich auch schwer zu sehen im Nebel. Vielleicht fingen andere Boote den einen oder anderen Fisch wenn sie ausser Sicht waren. Die Stroemung liess dann merklich nach und ploetzlich ruckte es wieder an der Blinkerrute. Olaf sah es zuerst und kannte nun schon den Drill – schnappte sich die Rute und bekam Kontakt zum Fisch. Es stellte sich schnell heraus, dass das nichts Grosses sein konnte. Der Fisch nahm keine Schnur und wehrte sich nur mit ein paar Kopfstoessen. Als Olaf den Fisch neben das Boot gebracht hatte, warf ich kurz einen Blick darauf – wieder ein markierter Winter Chinook, ziemlich klein aber doch brauchbar. Ich entschloss ihn auch mitzunehmen. Der Haken fiel schon im Kescher raus – der hatte ganz knapp gehangen! Mit ca. 5 Pfund war dieser Lachs sicher keine Trophaee aber ein klasse Speisefisch. Und bei den erschwerten Bedingungen heute hatten wir jede Belohnung verdient.


    Kurz darauf versuchten wir mal ein paar Bodenfische mit dem Pilker aufzustoebern. Leider hatte die Flut nun schon so stark zugenommen, dass man an den tieferen Riffen gar nicht mehr vernuenftig angeln konnte. Ich versetzte uns direkt vor die Klippen und vor Krautzonen – normalerweise erwischt man dort immer mal ein paar Barsche, Lings oder Greenlings. War heute aber nicht so. Ich glaube ein oder zwei kleine Barsche konnte Olaf hochbringen. Und er hatte noch ein paar Bisse, die er verpasste. Aber das lief heute nicht sehr gut. In einer kleinen Bucht vor Beachy Head stellte ich wieder auf Lachs um und hatte vor bis kurz vor die Marina zu schleppen. Bei Flut konnte es gut sein, dass sich dort Futter und daher auch Lachs versammelt hatte. Dummerweise fuhr ich in irgendein Unterwasserhindernis – wahrscheinlich ein altes Kabel oder versunkenes Krabbenfallengeraet was uns beide Downrigger- und Koedergeschirre kostete. Ich versuchte von 3 Seiten herum das Geraet loszubekommen – keine Chance. Es blieb uns nur noch die Kabel und Schnuere abzutrennen. Damit war der Tag gelaufen. Naja, das war zwar sehr aergerlich und auch kostspielig aber es haetten schlimmere Katastrophen passieren koennen und ich wollte auch nicht, dass so ein Missgeschick uns die gute Laune verdarb.


    Die Krabbenfalle war leider auch leer. Doch die Sonne in der Marina war uns nun sehr willkommen – schnell wurde uns wieder warm nach dieser nebelverhangenen Tour. Ich schnitt den beiden 4 feine Lachsfilets am Schlachttisch und nahm die Reste mit fuer meinen Heilbuttduftsack. Dann verabschiedeten sich die 2 und fuhren der Westkueste weiter entgegen. Alex und ich fuhren wieder nach Hause. Mein Nachbar sah mich kurze Zeit spaeter das Boot reinigen und erzaehlte, dass er mit 2 Kumpels zu den Oak Bay Flats zum Fischen gefahren war. Nun waren diese Kerle nicht gerade Angelexperten und eher dem Bier zugeneigt. Nun war ich aber wirklich sauer: hatten diese 3 Clowns doch mal so nebenbei 3 schoene Chinooks von 9-13 Pfund gefangen, hatten den ganzen Tag Sonne pur genossen und kaum eine Welle auf dem Wasser gehabt. Aber wann war Angelglueck schon je fair verteilt?

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