Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Den letzten Morgen vor der Abfahrt fuhren wir nochmal auf Lachs raus. Bei tollem Sonnenaufgang duesten wir zu den Gordon’s Islands und versuchten dort nochmal unser Glueck. Dave war einfach nicht zu stoppen – er hatte den ersten Biss und legte auch sofort einen 10 pfuendigen Chinook ins Boot. Wir fingen noch den einen oder anderen mittelpraechtigen Coho die wir aber alle wieder freiliessen. Dave hatte sein Limit und Ricardo und ich hatten genug mit den 3-4 Lachsen, die wir auf unsere Lizenzen schon behalten hatten. Es ging uns nur noch um den Drill eines Grosslachses aber der sollte uns nicht mehr vergoennt sein. Auch MyTyee und die Jalopy fingen noch einige Cohos oder kleinere Chinooks aber Dave’s Fuehrung kam nicht mehr in Gefahr.


    Es ist schon erstaunlich wie so eine kleine Geldwette aus einem mittelmaessigen Angler einen absoluten Ueberflieger machen kann. Der Spieler Dave schaltete einfach zwei Gaenge hoeher sobald Geld im Spiel war! Unglaublich wie das funktioniert. Ich glaube Carl aergerte sich am meisten als er fuer alle 3 Kategorien seine Kohle an Dave abdruecken musste – er hatte sich das ja ausgedacht aber nicht mit so einer einseitigen Sache gerechnet. Hut ab, Dave! Alles in allem war das wieder eine sehr schoene Tour. Wir hatten zwar einige Pannen dabei, die uns aber Gott sei Dank nicht allzusehr beeintraechtigten. Auch ich bekam mein SUV rechtzeitig repariert wieder. Wir hatten etwas bessere Chinookerfolge als in den vorhergehenden Jahren. Die Heilbutte waren seltener und nicht so gross wie letztes Jahr. Wir hatten immer noch eine Menge Lings aber nicht mehr die Monstergroessen wie die vergangenen Jahre. Insgesamt genuegend Fisch fuer jeden aber nichts fuer die Rekordbuecher. Ich glaube wir werden uns ein neues Ziel setzen fuer naechstes Jahr!

  • rhinefisher, mein Boot ist bis auf paar Male von innen auf den Fotos gar nicht zu sehen. Dies sind nur meine Fotos. Die von Carl und Dave, die sicher auch ein paar Schnappschuesse von meinem Boot in Action dabei haben, habe ich noch gar nicht bekommen. Was Du hier von weiter weg auf dem Wasser siehst sind Carls Jalopy, ein 1802 Trophy mit 115 Merc Aussenborder und Jerrods MyTyee, ein 185 Malibu mit Innenbordmotor. Und ja, mein Arima hat immer noch einen 115 Yamaha Aussenborder dran. Cheers!

  • Ich weiss was Du meinst, rhinefisher. Ich bin frueher auch regelmaessig vom Rhein und Ruhrland nach Norge aufgebrochen um mal richtig zu zuschlagen. Das dort oben und hier ist einfach eine ganz andere Liga im Angeln, und das obwohl ich auch damals gar nicht schlecht fuer deutsche Verhaeltnisse gefangen hatte. Andere Welten und ich empfinde das Privileg hier angeln zu duerfen keineswegs als selbstverstaendlich.

  • So, wieder zu Hause nach einigen Wochen Europaurlaub! Dachte schon ich haette die ganze Sommerlachssaison verpasst, aber es stellt sich heraus, dass die Schwaerme dieses Jahr spaet kommen und somit die Pinks (Buckellachse) erst jetzt so richtig dick vor Victoria/Sooke sind und auch erst jetzt ein richtig guter Schwall an Grosschinooks sich umhhertreibt.


    Ende Juli hatte ich noch ein Wochenende Besuch von 3 deutschen Fischereiwissenschaftlern, die hier zu einer Konferenz in Victoria waren. Die drei blieben von Fri bis Montag bei mir und kamen Sa und So mit auf’s Wasser. Leider waren da noch kaum Pinks vor Ort und auch die Chinooks machten sich rar. Wir hatten aber trotzdem viel Spass und die Orcas und auch die Buckelwale sorgten an beiden Tagen fuer etwas Abwechselung. Bis auf 2-3 kleinere Lachse fing nur Harry einen ordentlichen Chinook den er sich vakuumverpackt und tiefgefroren mit nach Deutschland nahm. War Spass mit Euch, hoffentlich bald mal wieder! Ich hoffe die Downrigger funktionieren gut fuer Dich, Harry!




    Ich kam nun letzten Freitag mit meiner Familie aus Deutschland wieder zurueck nach Victoria. Durch den Jetlag wachten wir am Samstag sowieso um 4:00 Uhr morgens auf und somit hatte ich auch gleich eine Lachstour eingeplant. Alec, Ricardos bester Freund, wollte auch unbedingt mit. Die 3 Jungs wollten sich mal wieder um den Mones Cup balgen. Alecs Bruder Owen konnte leider nicht wegen eines Baseballspiels. So waren wir zu viert schon 5:00 Uhr morgens auf dem Weg zur Marina, die noch recht leer war so frueh. Wir wasserten Max-Waldi und duesten ruck-zuck zur Trap Shack Bucht.


    Dort zogen wir ein paar Runden ganz dicht vor den Klippen und den Krautfeldern. Es sah auch fischig aus fuer Gross-Chinook; eine Menge Futterschwaerme und auch Fischsicheln, nur direkt zupacken wollte keiner. Hier waere Geduld am Platz gefragt gewesen – mit der Zeit haetten die sicherlich vorhandenen Grosslachse auch zu fressen angefangen. Aber Geduld ist nicht die Staerke von Teenagern und so war die Verlockung etwas weiter draussen nach den zahlreichen Pinks zu jagen zu gross. Wir fingen noch den ersten kleineren Pink direkt vor dem Ufer und dann warfen wir auch noch eine dritte Rute am dritten Rigger ins Wasser und zogen dann ins tiefere. Bald schon kam ein Biss an der Mittelrute und kurz darauf einer an der linken. Beides Klein-Chinook die wieder schwimmen durfen. An der ersten Gezeitenlinie ueber ca. 150 m tiefen Wasser kamen wir in den ersten kleinen Pinkschwarm.


    Die Jungs hatten einen Riesenspass wenn es links und rechts und ueberall auf einmal rappelte. Sie konnten aber nur einen Pink landen. Dafuer war der auch schon ueber 5 Pfund. Dieses Jahr sollten die Pinks ueberdurchschnittlich gross sein. Sogar Exemplare bis reichlich 10 Pfund waren wohl schon gelandet worden. Ich kreiste nochmal ueber die Gezeitenlinie aber nun war Ruhe. Weiter ging’s. Eine halbe Stunde spaeter waren wir schon bei 200 m Tiefe und ploetzlich ruckten die Ruten wieder an. Im Abstand von einer Minute alle drei. Diesmal kamen 2 Pinks an Bord. Ricardo fuehrte die Wertung mit 2 Fisch und 5,5 Pfund dem Groessten. Kaum waren die Ruten wieder im Wasser rappelte es schon wieder an zwei Ruten. Diesmal gelang Alex ein Pink fuer die Wertung, Alex hatte nur einen Kleincoho. Wir verloren noch 2 Fische und dann wurde es wieder ruhig.
    Ich hoerte ueber Funk, dass vor Secretary Island viele Pinks gefangen wurden. Weil nicht weit weg, trollten wir gleich hin. Wir hakten noch ein paar untermassige Chinooks auf dem Weg dahin aber keine Pinks. Vor der Insel gesellten wir uns zu einer Menge Boote, die hier in der starken Flutstroemung direkt am Saume der Aufwallung ueber dem Riff fischten. Wir sahen viele Boot zu den Keschern greifen. Komischerweise bekamen wir erstmal keine Bisse. Wir fischten die 3 Ruten von 15 – 25 m tief. Da hier flussartige Stroemungsverhaeltnisse herrschten bekamen wir zweimal Downriggerkabelsalat und packten daher die dritte Rute ein. Das ging nur bei ruhigen Verhaeltnissen.


    Ich schickte eine Rute auf 35 m runter und nun ging es auch bei uns rund. Aha, die Pinks jagten heute tief! Die Jungs fingen nun regelmaessig schoene Pinks am Koederfisch oder kleinen Apex. Alec holte auf und fing auch den bislang groessten mit etwa 6 Pfund. Bald hatten wir 8 Pinks im Boot und mehr wollte ich eigentlich auch nicht behalten. Da riss es ploetzlich wieder die Rute mit dem kleinen pinken Apex aus dem Clip. Alec war dran und sprang hinzu. Als er die Rute in der Hand hatte, brauchte er schon nicht mehr anschlagen – die Schnur raste nur so von der Rolle. Ha, da hatte doch ein grosser Chinook zugeschnappt. Am kleinen Apex und nicht wie geplant oder gehofft an der Koederfischrute! Alec drillte den Lachs was das Zeug hergab fuer einige Minuten lang bis dann ploetzlich die Schnur schlapp wurde. Der kleine Einzelhaken hatte sich losgerissen. Schade, aber war Spass gewesen!


    Auf dem Weg mit der Flut zurueck zur Marina hakten wir noch 2-3 weitere Pinks die aber wieder freigelassen wurden oder sich selbst entliessen. Alexander hatte noch die Chance Alec die Trophaee abzuluchsen – er hatte einen Monsterpink von 7-8 Pfund schon fast am Boot als der noch mal Gas gab und den Haken erfolgreich abschuettelte. Selbst ich durfte noch einen Pink ans Boot drillen. War ein schoener Tag mit den Jungs und allerlei Action. 45 Minuten filetieren war dann eher muehsam. Muss den Jungs mal beibringen, dass selber zu machen!

  • Nachdem mich mein ehemaliger und nun in Rente gegangener Arbeitskollege Larry letzten Freitag auf Arbeit zur Weissglut getrieben hatte mit seinen regelmaessigen Textnachrichten vom Wasser, musste ich unbedingt die Victoria Waterfront am Samstag versuchen. Larry und ein Kumpel hatten in 4 Stunden 4 schoene Chinooks bis 21 Pfund direkt vor der Victoria Mole und den Kreuzfahrtschiffliegeplaetzen gefangen. Larry und ich waren sowieso mal wieder fuer einen gemeinsamen Angelausflug faellig und wir luden uns noch unseren gemeinsamen Freund Rick dazu ein. Natuerlich wollten wir wieder die Waterfront probieren, vielleicht hingen ja noch mehr dieser Chinook-Burschen herum.


    Wir trafen uns um 6:00 Uhr an der Victoria Rampe und dort war schon die Hoelle los! Am Sonntag fand dort ein grosses Lachsderby statt und alle wollten nochmal ueben. Auch wenn wir das 8. oder 9. Boot in der Reihe waren, ging doch alles recht flott – ich bekam sogar noch einen Parkplatz auf dem Parkplatz bevor die naechsten alle auf den umliegenden Anliegerstrassen Platz finden mussten. Das Wetter sollte fantastisch werden und auch die Gezeiten waren maessig.


    Wir setzten die Rute gleich vor dem Hafen ein und trollten mit der 70-80 Bootsflotte umher. Larry wiess uns die erforlgreichen Stellen und Tiefen vom Vortag an und so versuchten wir unser Glueck mit Koederfischsystemen mit goldenen und silberchromen Flashern. Aber wie das eben so ist, kein Angeltag ist wie ein anderer obwohl es eigentlich keinen Grund dafuer gab warum heute keine Fische mehr beissen sollten. Wir ueberquerten etliche Futterfischschwaerme aber es sollte ruhig an unseren Angeln bleiben.


    Um 8:00 Uhr sahen wir einen kleineren Lachs, der neben uns gekeschert wurde. Wir drehten eine Schleife um die Fangstelle herum und rums! – da riss es ploetzlich hart an meiner Rute. Die Schnur war schon aus dem Clip und die Rute pumpte hart im Halter. Ich nahm auf und ruckte nochmal an um den Haken zu setzen und konnte mich nun ueber einige schoene schwere Kopfstoesse freuen. Der musste ordentlich sein! Ich machte mich auf eine lange Flucht gefasst waehrend Rick und Larry die anderen beiden Ruten abraeumten. Aber nichts, der Fisch schuettelte wohl nur stur den Kopf und liess sich nach und nach herankurbeln. “Wird wohl doch nicht so gross sein!”, meinte ich zu meiner Crew aber Larry warnte mich, gestern haetten bis auf einer auch alle Lachse faul gespielt bis sie zum ersten Mal ans Boot kamen – dann haetten sie erst richtig Gas gegeben. Hm. Ich kurbelte stetig weiter und mein Fisch kam an die Oberflaeche. Im Moment als wir erwarteten, dass er vielleicht 20 m hinter dem Boot auftauchte, ruckte es ein- zweimal heftig und meine Schnur wurde schlapp. Mist! Ausgestiegen!


    Naja, wenigstens ein Lebenszeichen! Schnell bekoederte ich neu und brachte die Rute wieder aus. Wir kaempften uns durch die vielen Boote hindurch um wiederholt die erfolgversprechende Stelle anzufahren. Aber bis 9:00 Uhr tat sich nichts mehr. Wir waren gerade in eine eifrige Konversation verwickelt als ich ploetzlich die gleiche Rute wieder lospumpen sah. Ich sprang schnell hinzu und riss die Rute raus, hieb an und kurbelte wie ein Berserker um Kontakt herzustellen. Der Fisch musste auf’s Boot zugeschwommen kommen denn es dauerte wirlich einige Sekunden bis ich positiv bestaetigen konnte, dass wir etwas gehakt hatten. Dann gab ich die Rute an Rick, der war ja schliesslich dran.


    Der Fisch schien auch erst unwillig zum Boot hinzufolgen und wir waren schon auf einen kleineren Lachs gefasst und liessen daher noch die anderen beiden Ruten im Wasser. Aber dann wachte der Fisch ploetzlich auf und begann Schnur abzuziehen. Erst noch zoegerlich aber dann immer schneller und bestimmter. Aha, das war kein Schlechter! Nun raeumten Larry und ich das Deck ab – Larry verfing sich doch tatsaechlich beim Einholen an Ricks Schnur – ein paar hektische Momente und Ruten umherreichen aber dann hatten wir gluecklicherweise den Tueddel entfernt.


    Rick war nicht einmal ein sehr routinierter Angler aber er machte das ganz clever vor allem wenn man betrachtet, dass er eine Linkshandrolle gar nicht gewoehnt war. Ich stellte die Bremse noch ein bisschen lockerer um ja keinen Schnurbruch zu riskieren und steuerte dann das Boot zu einer freien Stellen inmitten der Armada. Gluecklicherweise machten alle Boote einen respektvollen Bogen um uns so dass es zu keiner brenzlichen Situation mit anderen Booten kam. Bald hatte Rick den Lachs dann das erste Mal am Boot – aber der Fisch hielt sich noch tief. Sah toll aus wie der Brocken im glasklaren gruenlichen Wasser unter das Boot tauchte. Da Wasser vergroessert, sah der Lachs riesig aus. Nun musste Rick aber aufpassen, dass er den Fisch wieder unter dem Boot hervorbekam. Ich drehte das Boot und so bekamen wir den Fisch wieder an’s Heck. Er raste dort noch ein paar Mal kreuz und quer bis ich ihn dann endlich mit dem langen Kescherstiel erreichen konnte. Geschafft, besiegt!


    Ich legte einen schoenen 17 Pfuender auf die Planken und wir freuten uns ueber den Erfolg. Ein paar Nachbarboote die uns beobachtet hatten, gratulierten rueber. Wir waren mit einem Fisch im Boot wirklich die Ausnahme heute. Wir versuchten es noch zwei weitere Stunden – ohne jeglichen Anfasser. Wir sahen auch nur noch einen weiteren kleineren Lachs in einen Kescher wandern; bei so vielen Booten, kein gutes Zeichen. Um Mittag packten wir ein und duesten noch kurz zur Constance Bank – vielleicht trieben sich dort wenigstens ein paar Pinks herum – nichts, nada.


    Larry schuettelte nur den Kopf ueber den drastischen Unterschied innerhalb von 24 Stunden. Aber so geht das eben beim Lachsangeln. Wir hatten trotzdem einen schoenen Tag zusammen und verabredeten uns wieder fuer eine Oktobertour. Ich filetierte Rick seinen Chinook und so konnte er seiner Familie auch mal wieder feinste Westcoast Seekost anbieten.

  • Nun nachdem die Samstagtour vor Victoria sehr ruhig verlaufen war, wollte ich wissen ob denn neuer Lachsnachschub von Westen her unterwegs war. So packte ich meinen Sohn Ricardo und seinen angelverrueckten Freund Alec ein und wir fuhren So frueh nach Sooke. Da ich viel Betrieb an den Bootsrampen erwartete, plante ich Sunny Shores Marina in Sooke zu benutzen. Sunny Shores war einst die Perle in der Kommune Sooke. Ein geraeumiges Ufergrundstueck am Sooke Inlet, ebener Rasen zum Camping mit Baeumen fuer Schatten, einige Huetten zur Vermietung, Stellplaetze fuer RVs und Anhaenger, einen Swimming Pool mit fantastischer Rutsche durch den Wald hindurch, einen Mini-Golfplatz, eine steile Bootsrampe sogar fuer grosse Boote geeignet, eine geschuetzte Lage fuer die Marina, Filetierplatz, Bootstankstelle, kleinen Snack-und Geraeteladen und eine gute Boots/Motorwerkstatt dabei. Alles was man fuer ein Camping/Fishing Urlaubsaufenthalt braucht. Und direkt am Sooke Inlet gelegen also nicht allzu weit von den beliebten Angelstellen entfernt. Leider, leider haben die Besitzer komplett Interesse an der Anlage verloren. Sie ist seit Jahren zum Verkauf frei aber weil ueberpreist, immer noch unverkauft. Es wurde nicht mehr investiert und alles verfaellt. Im Pool liegen nur noch alte ausgeschlachtete Bootsmotoren, die Rutsche ist schon lange verfallen und abgebaut, der Minigolfplatz ueberwuchert, die Huette riechen muffig und schimmelig und auf den Bootsanlegern muss man Ballerinageschick beweisen um nicht reinzufallen.


    Ein paar RVs und Camper nutzen die Anlage immer noch als Liegeplatz waehrend ihres Angelurlaubs aber die meisten Touristen und auch Lokale meiden sie inzwischen. Ich nutze sie immer mal zum slippen wenn sonst ueberall alles ueberlaufen ist. Ausserdem hat hier ein alter Angelfuchs sein Boot liegen und der gibt mir oefters mal einen Tipp. Und so hatten wir tatsaechlich an dem Sonntag die Rampe um 7:00 Uhr fuer uns und ich konnte mir noch den besten Anhaengerparkplatz heraussuchen. Der alte Fuchs gab uns noch einen Tipp fuer die Krabbenfalle und dann duesten wir hoffnungsvoll ab. Es war ein herrlicher Sommermorgen, kein Wind, schon ordentlich warm aber durch die Fahrt kam eine schoene Brise ins Boot. Wir schlaengelten uns das Inlet hinaus, kamen an der Sooke River Muendung vorbei wo schon ein Flugangler mit Wathose auf ein paar fruehe Lachse hoffte. Es hat seit Monaten nicht geregnet und alle Fluesse hier im Sueden der Insel sind wasserarm und warm. Daher ziehen noch keine Lachse in die Fluesse herein aber steckten sicherlich schon mal ihre Nase hin und wieder in die Muendungsbereiche um die Bedingungen auszuspionieren.


    Aus dem Inlet heraus, fuhr ich uns noch 15 Minuten weiter zum Otter Point. Dort setzten wir unsere 3 Ruten ein und gesellten uns zu den zahlreichen anderen Booten. Nach einer halben Stunde sahen wir ein paar Boote um uns herum kleinere Lachse haken – wahrscheinlich trieb sich ein Trupp Pinks herum. Da ruckte die eine Rute von uns los und Alec nahm den Drill auf. Er brachte einen mittleren Coho zum Boot, vielleicht 6 Pfund; wir sahen keine Fettflosse – der waere also legal zum Behalten aber Alec winkte ab. Er war nur zum Spass hier, seine Familie hatte noch genug Fisch von unserer letzten Tour. In dem Moment ruckte nun auch die andere Rute los und Ricardo hatte nun einen Fisch am Band. Alec hakte seinen Coho ab und half Ricardo bei der Landung einen schoenen Pinks. Ich wollte noch einen Pink zum Raeuchern haben. Mehr brauchte ich heute auch nicht. Wir hofften alle einen Monster-Chinook drillen zu duerfen. Ende August war die beste Zeit dafuer!


    Wir zogen noch einige Kreise um den Otter Point und hakten auch noch 1 oder 2 weitere Pinks. Ein paar leichte Bisse verpassten wir. Es schienen aber keine Chinooks da zu sein oder zu beissen. Bis wir dann ein kleineres rotes Boot dicht unter Land einen Grossen haken sahen. Der riss richtig Schnur ab. Die anderen Boote machten Platz damit die den Fisch auch rennen lassen konnten ohne Gefahr zu laufen, den Fisch an Propellern oder Downriggerkabeln anderer Boote zu verlieren. Diese Etikette gehoert hier dazu – zumindest fuer 99% der Angler!
    Vielleicht 10 Minuten spaeter sahen wir die 2 Maenner auf dem roten Boot einen schoenen vielleicht mitte 20 Pfund Chinook zu keschern. Daraufhin stellten wir unsere 3 Ruten flach und ich zog auch einige Runden dicht unter Land. Nichts, schade.


    Nachdem auch der Gezeitenwechsel nicht viel mehr als ein paar Pinkbisse gebracht hatte, zog ich mit der Ebbstroemung weiter westlich, an der Scharkante vor dem Muir Creek entlang. Die beiden Teenager hatten sich schon seit einer Weile zu einem Nickerchen in die Kajuette gepackt. Ich doeste auch halb schlafend vor mich hin – ohne jegliche Brise war es regelrecht heiss auf dem Boot. Solche Tage gibt es selten hier an der Pazifikkueste! Da, ploetzlich ruckte die Koederfischrute los! Ich sprang auf und schnappte mir die Rute – die Jungs hatten das ja verpennt. Ich drillte einen halbstarken Fisch, der allerdings nach ein paar Kopfstoessen wieder ausstieg. Aber die Jungs waren jetzt wach geworden und kamen aus ihrer Hoehle. Und rechtzeitig! Wir mussten wohl in einen kleinen Schwarm geraten sein denn ploetzlich ging die Post ab: Alec drillte wieder einen Coho ans Boot – diesmal ein wilder – im selben Augenblick zog die Koederfischrute wieder ab ud Ricardo hatte ganz schoen zu tun. Na, sollte das unser erster Chinook heute werden?


    Wir stierten alle ins gruenliche Wasser was da wohl auftauchte – ein grosser Pink – aber irgendwie unten und aussen gehakt! Kein Wunder, dass der ziehen konnte. Wir liessen auch den wieder frei. Durch die Hektik an Bord hatte ich ein bisschen das Steuer vernachlaessigt und wir waren etwas abgetrieben und die Scharkante hochgekommen. Die Blinkerrute schlug auf Boden auf und Alec zog am Rigger hoch – im selben Moment loeste der Clip aus – Alec stutzte fuer eine Sekunde doch als die Schnur straks stramm wurde und die Rute sich durchzubiegen begann, war klar: Fish On!


    Der Fisch zog ruck zuck gleichmal fast 100 m Schnur ab; Chinook, ganz klar. Alec freute sich ueber die Kraft seinen Gegeners und genoss den Drill. Ricardo raeumte die anderen Ruten ein und ich steuerte uns weg von der Kante ins tiefere Wasser. Es waren auch keine Boote um uns herum hier und so schaltete ich den Motor in Leerlauf und liess Alec den Drill voll geniessen. Nach einer Weile brachte er einen vielleicht 15 Pfuender ans Boot. Ich wollte noch ein Foto fuer Alec vom Fisch im Wasser machen aber waehrend ich ihn am Vorfach festhielt fuer ein Portrait, schlug er sich los, spritzte mich nass und raste weg. Nun gut!


    Wir versuchten noch mehr dieser Sorte zu finden und kreisten eifrig um die Fangstelle herum. Aber der Spuk war vorbei. Schliesslich zogen wir weiter zum Sheringham Leuchtturm. Von hier konnte man schon die Landzunge vor Port Renfrew sehen. Hier versuchten wir ein paar Chinooks aus den Klippen im Flachen zu kitzeln. Da musste man hoellisch aufpassen wenn die Felskante hochkam, dass man nicht mit den Riggern festhing. Wir fischten hier nur 2 Rigger und Ruten – jeder der Jungs musste eine Seite bemannen waehrend ich delikat durch die Klippen steuerte. Aber kein Lachs war an unseren Angeboten interessiert. Weiter draussen schien auch nichts zu gehen.


    Ich steuerte nun die kleine Bucht stromauf der Klippen an und gerade als wir ins tiefere Wasser kamen und Ricardo seinen Rigger wieder auf seine Lieblingstiefe (101 Fuss) stellte, riss es diese Rute aus dem Clip und nach hinten. Ein Ripper, schrien Alec und ich gleichzeitig und wir feuerten Ricardo an. Der konnte erst mal gar nichts machen als seiner Schnur Good-Bye zu sagen. Mensch, das war ein ordentlicher Fisch! Alec raeumte das Deck auf und ich brachte beide Rigger und Gewichte ein – ja kein Hindernis uebriglassen an dem der Fisch sich verabschieden konnte! Ricardo gewann nun etwas Schnur zurueck. Schwere Kopfstoesse deuteten sich an der schwer wippenden Rute an. Das macht kein kleiner Fisch! Wieder zog der Fisch Schnur ab und Ricardo parierte gut – aber dann ein Ruck und die Schnur wurde schlapp. Waaassss? Kopfschuettelnd holte Ricardo das Geschirr ein – das Vorfach zwischen Teaserhead und Haken war durchgebissen! Ricardo war erleichtert, dass niemand ihm einen Vorwurf machen konnte. Sowas passiert schon mal, Lachse haben scharfe Zaehne und wenn die Schnur ein paar Male unter Spannung durch das Maul hin und hergezogen wurde, dann schnitt das schon mal die 50ger Schnur durch. Da Lachse aber nicht so cool auf Stahlvorfach reagieren und solche Vorfachbrueche nur hin und wieder mal passieren, wird dieses Risiko eben in Kauf genommen. Mist, den haetten wir gerne wenigstens mal gesehen.


    Nun zogen wir weitere Schleifen und diese Stelle herum. Da, nun riss es die Blinkerrute herunter und sie loeste gleich aus. Definitiv wieder Chinook! Alec war dran und drillte den Fisch vorsichtig. Auch der nahm ein Stueck Schnur, kam dann aber willig Richtung Boot. Als wir schon an einen kleineren Lachs dachten und danach Ausschau hielten, ploetzlich ein grosser Schwall an der Oberflaeche und ein kraeftiger Schwanzschlag schoss den Fisch wieder von dannen und Alecs Rolle heulte wieder auf. Und dann der Moment den keiner mag, besonders nicht heute: der Kontakt war ploetzlich weg. Haken abgeschuettelt! Die Jungs zuckten nur unglaeubig mit den Schultern. Nichts falsch gemacht aber manchmal war es eben wie verhext. Schonhaken halt.


    Weitere Runden um die Stelle brachten nichts mehr. Die Jungs legten sich bald wieder ab und ich schipperte uns langsam wieder zum Otter Point zurueck ohne jeden weiteren Anfasser. Dort packten wir dann ein und duesten zurueck. Die Krabbenfalle war brechend voll und wir konnten 6 massige Dungeness Krabben mitnehmen. Ich freute mich schon riesig auf frische Krabben mit Knoblauchbutter! Naja, die Angelei war zaehe heute, mit einige kleinen Perioden von Aktivitaet. Einer von drei Chinooks gelandet, dass ist zwar nicht toll aber kommt immermal vor. War ein schoener Tag; man haette mit dem Kanu ueber die Juan de Fuca Strasse in die USA paddeln koennen so ruhig war es!

  • Jeder gute Angler kennt das wohl; hin und wieder hat man so ein Gefuehl “heute geht was!”. Nicht immer trifft das dann auch zu, manchmal aber schon. Ich hatte gestern so einen Moment. Vormittags hatte ich Arzttermine und als ich damit fertig war, ueberkam mich so ein Gefuehl, dass heute am Otter Point in Sooke bestimmt die Chinooks beissen wuerden. Ich wusste nur, dass dort am Nachmittag der hoechste Gezeitenstand und dann gegen 16:00 Uhr der Stroemungswechel sein wuerde. Ich beschloss nicht mehr ins Buero zu fahren und mir den Nachmittag freizunehmen. Ricardo hatte andere Plaene und so zog ich solo los nach Sooke. Gegen 13:00 Uhr war ich auf dem Wasser und vor Sunny Shores Marina legte ich wieder die Krabbenfalle aus. Vielleicht konnte ich nochmal ein paar dieser leckeren Biester abstauben. Dann fuhr ich das Inlet raus. Am offenen Meer angekommen, stellte sich heraus, dass es ganz schoen windig war. Das war nicht ideal fuer’s Solofischen! Ich fuhr im gemaessigten Tempo zum Otter Point und sah dort etwa 4-5 andere Boote die Gegend bearbeiten.


    Ich fing mit einer Koederfischrute und einer Blinkerrute an. Beim montieren merkte ich schon, dass es heute eine Herausforderung werden wuerde, das Boot und das Angelgeraet gleichzeitig to bedienen. Bis 14:00 Uhr blieb es ruhig. Dann sah ich ein anderes Boot mit Maennern ploetzlich abdrehen – aha, die hatten was dran. Ich hatte den Koederfisch auf 20 m und den Blinker auf 15 m Tiefe. Da schlug ploetzlich die Koederfischrute aus und loeste auch gleich aus. Fish On! Ich setzte einen Anschlag und spuerte harten Widerstand. Der Fisch setzte zu einer Flucht an …und schwupps, weg! Mist! Geht das jetzt so weiter wie am Sonntag? Ich drehte das Boot in die entgegengesetzte Richtung und ueberfuhr die gleiche Stelle wieder. Rumms! Der riss beharrlich gleich etliche Meter von der Rolle bis ich auch nur die Rute aufnehmen konnte. Endlich mal wieder einen schoenen Fisch am Haken! Ich drillte den Fisch Richtung Boot von dem er immermal wieder reissaus nahm. Waehrenddessen war ich drauf bedacht das Boot vom Ufer wegzusteuern auf das mich der kraeftige Wind hinblasen wollte. Ich durfte nicht zu dicht unter Land kommen, ich hatte ja den anderen Rigger mit Rute noch auf 15 m Tiefe draussen und keine Zeit einzuholen.


    Ich brachte einen vielleicht 13 pfuendigen Chinook ans Boot. Der Haken sass seitlich im Maul, ein guter Kandidat fuer Catch & Release. Vielleicht ging ja noch mehr. Ich wechselte den Blinker auch auf Koederfisch ueber und setzte diese Rute nun auf 23 m ein. Dann kaempfte ich mich erst einmal durch ein Treibkrautfeld durch, dass mir alle Kabel und Schnuere vollpackte. Und immer wieder den Bootskurs korrigieren – Got sei Dank hatte ich die Steuerstation am Heck – ohne das koennte man so eine Solotour bei solchen Bedingungen gar nicht machen. Als ich mich mit voll funktionierendem Geraet wieder der generellen Fangzone naeherte, zog ploetzlich die neuerlich bestueckte Koederfischrute ab. Aha, die mochten nur den Blinker nicht! Waehrend ich die Rute aufnahm, rappelte die zweite Rute los, loeste auch aus und bog sich bedenklich. Oha, Double Header, alleine. Zwei Chinooks auf einmal am Band. Ich oeffnete schnell die Bremse der noch im Halter sitzenden zweiten Rute und liess den Fisch Schnur nehmen. Das kann ja heiter werden, dachte ich.


    Der Fisch an der ersten Rute war auch ein heisser Fisch und zog auch etliche Meter Schnur ab. Als er stehenblieb wollte ich den erst unterlassenen Anschlag nachholen und ruckte kraeftig an. Ein harter Ruck und weg war der Widerstand. Weg, Mist! Schnell eingeholt und dann zur zweiten Rute. Als ich dort ankam war diese Rute auch ruhig. Doppelmist, beide verloren. Na hier war ja was los, heute!


    Schnell wieder angekoedert und das Boot auf Kurs gebracht. Naechste Passage brachte nichts ausser wieder Krautsalat an den Schnueren. Aber ein kleineres Boot mit Soloangler nebenan, schlug ploetzlich an und fiel nach aussen ab um Platz zu haben. Da! Meine rechte Rute ruckte an und ich dagegen, ein schicker Coho kam ans Boot nachdem ich ihn hart an den Riemen genommen hatte. Ein weiterer sollte mir nur Minuten spaeter den naechsten Koederfisch stehlen. Alle schnell mit der Zange neben dem Boot abgehaengt. Naechste Runde – rumms, die linke Rute ging in die Knie und ich wurde zwischen den Halb- bis Einmeterwellen hin und hergeschmissen – die Auto-Schwimmweste hatte ich sowieso an! Der Lachs tobte sich in der Ferne muede aber trotzdem wurde die Kescherei bei dem Geschuckele und alleine ein Artistenakt! Beim 3. oder 4. Versuch konnte ich den Chinook endlich in den Kescher zerren. Wenigsten einen musste ich doch behalten! Ca. 15 Pfund.


    Und es wurde immer verrueckter. Kaum waren die Ruten beide wieder im Wasser – bang! Erst die eine krumm – dann sofort auch die andere. Wieder ein Double Header. Diesmal war ich gluecklicherweise etwas weiter draussen und brauchte daher die Naehe zum Ufer nicht so zu fuerchten. Ich drillte einen sehr sportlichen Lachs, der wirklich alle Drillregister zog, war die reinste Freude. Aber ich musste mich kurz fassen da da ja immer noch der andere Lachs an der anderen Rute riss. Der war wohl schon einen halben Kilometer weg mit dem Geschirr! Ein anderes Boot steuerte auf die weit rausreichende Schnur zu – sah sie aber wohl rechtzeitig und drehte ab. Sehr nett, vielen Dank! Ich brachte einen feisten vielleicht 18 pfuendigen Chinook heran, machte noch ein paar schnelle Fotos – das glaubt einem ja sonst keiner! – und liess ihn dann wieder frei. Kurz darauf brachte ich noch einen 12- 13 pfuendigen schon sehr erschoepften Chinook an der anderen Rute heran. Auch der durfte wieder. Mann, mir war trotz der kuehlen Brise ganz heiss und ich war ausser Atem. Was war denn hier los heute!? Ich stand ja voll im Schwarm zur vollen Fresszeit wie es schien! Schon 4 Chinooks am Boot gehabt und noch paar verloren.


    Und es ging voll so weiter. Ich fing noch 2 weitere, einer war nur um die 10 Pfund – als ich das merkte, kurbelte ich den gnadenlos heran ohne ihm gross Chancen zum Schnurnehmen zu lassen. Der andere war auch so um die 14 Pfund, ein paar Fotos versucht und wieder angehakt. Einen konnte ich ja noch behalten. Aber es schien kein richtiger Brecher dabei zu sein, noch nicht! Wieder zog die 20 m Rute ab, deren Vorfach ich schon neu binden musste, weil es von den scharfen Zaehnen schon aufgerieben war. Ich fertigte das neue Vorfach gleich mit 60ger Schnur. Sicher ist sicher, heute scherte sich kein Lachs um Schnurstaerke. Gleich nach dem Anhieb fuehlte der Fisch sich anders an. Ich konnte ihn zuerst gar nicht von der Stelle bewegen. Nur unwillige unnatuerlich kraeftige Rucke deuteten ueberhaupt an das da was lebendiges am Haken war.


    Aber dann! Jetzt kam der Fisch in Rollen und unaufhaltsam sausste eine gute Menge Schnur ab. Dann stoppte das Biest und ich wollte Schnur zurueckgewinnen. Aber das ging im Prinzip nicht. Ich zog was ich dem Geraet zutraute aber es ging nur zentimeterweise. Ich wurde richtig aufgeregt, das musste die Mutter aller Lachse sein, der Fisch auf den jeder sein Leben lang hinarbeitet. Fuer den man kalte, nasse, heisse, oder unfaengige Stunden auf sich nimmt oder die obligatorischen Schelte der besseren Haelfte. Jetzt galt es! So kaempfte ich den Fisch vielleicht 20 Minuten wobei ich immer wieder mal eine Rutsche Schnur verlor - aber er kam naeher. Der Fisch drehte nun sture Kreise tief unten. Ich suchte faszieniert im Wasser um seine Gestalt zu sehen aber die Wellen liessen mich nicht seht gut ins Wasser sehen. Als er dann endlich, endlich auftauchte war ich total perplex. Was? Das ist alles? Der war doch hoechstens 17 Pfund!? Ah, der Drilling hatte sich hinter dem Kiemendeckel verfangen. Ich war fertig mit den Nerven nach dieser Anspannung aber auch in den Armen. Ich hakte dieses truegerische Tier schon fast mit Abscheu ab. Mich so zuverarschen!


    Ich setzte mich erst einmal kurz hin und textete Carl, unseren Otter Point Spezialisten, was hier heute los war. Ich war mittlerweile bei 7 Chinooks zum Boot. Sein Neid das alles hier zu verpassen und auf Arbeit sitzen zu muessen, pumpte mir wieder frische Lust in den Koerper. Mal sehen was noch ging. Einen konnte ich ja noch behalten! Und es war noch nicht vorbei. Ich fing noch einen kleineren Coho und verpasste noch 1 – 2 gute Bisse. Dann riss es wieder hurricanartig an der etwas tieferen Rute. Musste wieder so ein sportlicher Teenager sein, nahm schoen Schnur, schuettelte den Kopf – ein Blick zur anderen Rute – Mensch, die pumpt auch schon wieder kraeftig! Gibt’s doch gar nicht, wieder Doppelbiss. Wieder liess ich den einen sausen waehrend ich den anderen hart drillte. Aber diesmal kam es noch dicker. Mein Fisch schwamm nun unaufhaltsam auf die andere Seite und um die andere Schnur herum. Ich fuehrte die Schnur ruckzuck herum. Dann kam der Lachs hochgeschossen und ich kam kaum mit kurbeln hinterher. Der Bursche war richtig auf zack und setzte nun Kurs auf meine Motoren und dann unter dem Boot durch. Ich steckte meine Rute tief ins Wasser und um die Motoren aussen herum und riskierte dabei fast ins Wasser zu gehen. Auf der anderen Seite hatte er nun die Schnur um den Gummisnubber am Downriggerball gewunden und wieder warf ich die Rute fast ins Wasser und wickelte sie ein/zweimal um den Gummiriemen herum um sie wieder freizukriegen. Mittlerweile hatte sich die Rolle der anderen Rute schon bedenklich geleert. Der Fisch musste schon 200 m plus weg sein.


    Ich musste dem Drill ein Ende setzen! Als ich den Burschen wieder ans Boot heran gedrillt hatte, sah ich, dass der Drilling voll in der Schnauze sass, der hing gut. Ich reichte nach dem Kescher und griff nach dem Flasher um den Fisch ohne Erbarmen in den Kescher zu zerren. Jetzt blieb aber das Keschernetz in einer Oese am Downriggerkabel haengen – so ein Mist! – Kescher war unbrauchbar, ich liess ihn einfach fallen, betete, dass das Vorfach hielt und hievte den etwa 13 pfuendigen Lachs mit einem zuegigen Zug ins Boot. Geschafft. Ohne mich weiter um diesen nun unherfloppenden Lachs zu kuemmern, schnappte ich mir die andere Rute und drillte den naechsten Chinook. Der war meilenweit hinter dem Boot aber wohl auch ganz schoen ausgepowert. Ich brachte ihn ohne weitere Schwierigkeiten ans Boot. Wieder ein schoener um die 15-16 Pfund, aber eben kein Kapitaler. Ein paar Fotos zum Verschnaufen fuer mich und dann hakte ich ihn ab. Das musste ein richtiger Schwarm von 10-18 Pfuendern da unten sein. Schade, dass nicht ein paar richtige Brocken dabei waren.


    Ich versorgte meinen zweiten Chinook und war damit offiziell am Limit. Man kann natuerlich noch Catch&Relase weiterangeln. Ich war mittlerweile bei 9 Chinooks am Boot. Beim Ruteneinsetzen, sah ich das andere Soloboot auch gerade einen Lachs landen und dann einpacken und abduesen. Der in seiner 15-16 Fuss Nusschale hatte wohl genug von der Schaukelei nachdem er sein Limit hatte!


    Ich warf nochmal die Koeder rein und war vielleicht 10 Minuten spaeter wieder am Lachs. Der stieg nach paar Sekunden aus. Kurz darauf wieder einer. Der kam sofort an die Oberflaeche und waelzte sich – wieder ab. Haette auch ein grosser Coho gewesen sein koennen – zumindest passt so ein Oberflaechenspektakel eher zu einem Coho. Ich verpasste noch einen Biss und hing dann meinen vorletzten Koederfisch ans Geschirr. Minuten spaeter, ruck, ruck, die Schnur loeste aus und ich drillte wieder einen Chinook. Der war etwas kleiner um die 10-11 Pfund aber verkaufte sich auch teuer. Nachdem ich diesen 10. Chinook abhakt hatte, schaute ich mir den letzten Koederfisch an und…. neee, ich warf ihn ueberbord. Genug ist genug! “Den habt Ihr Euch ohne Haken verdient!”, dachte ich nur. Ich war fix und fertig und konnte mein Glueck sowas erlebt zu haben gar nicht glauben. Ich hatte in 3 Stunden 10 Chinooks zwischen 10 und etwa 18 Pfund ans Boot gebracht. Drei Coho dazu. Hatte 5 oder 6 Chinooks im Drill verloren und noch etliche Bisse verpasst. Wo gibt’s denn sowas!? Ich kann es immer noch kaum glauben, dass das kein Traum war!


    Und um das Kraut noch fett zu machen, holte ich noch 4 massige Krabben aus meiner Falle. Ein voller Erfolg! Bloss gut das ich meinem Gefuehl gefolgt war! Was haette ich alles verpasst! Bester Angeltag seit Jahren!

  • Gestern hatte ich meinen “Kleinen” gepackt und zum Angeln ueberredet. Er war zwar etwas muede als ich ihn um 6:00 Uhr aus den Federn riss, aber er brauchte dann doch keine lange Ueberredung um mitzukommen. Diese ewig mueden und nimmersatten Teenager!


    Ich wollte die Tyeesaison noch nicht ganz abschreiben. Zwar schwanden die Chancen auf einen Grosschinook um diese Jahreszeit von Tag zu Tag und besonders mit jeden Tropfen Regen aber auf der anderen Seite ist jetzt auch die Zeit in der die Lachse am groessten und dicksten sind – schliesslich steht ja ihre Laichzeit und damit ihr Lebensende auch unmittelbar bevor. Unsere Inselfluesse sind noch sehr wasserarm und damit stauen sich die Lachse an den Flussmuedungen. Als Alex und ich gestern an der Sooke River Muendung im Sooke Inlet vorbeikamen, standen dort schon einige eifrige Flug- und Spinnangler um vielleicht schon den einen oder anderen neugierigen Lachs in einem schwachen Moment zu erwischen. Die Chinooks sind die ersten Aufsteiger der 3 Lachsarten, die den Sooke River beheimaten.


    Ich hatte vor das Ende der Flut und den Stroemungsumschwung am Otter Point zu befischen. Entweder war was da oder nicht. Danach wollte ich mich mal nach hungrigen Cohoschwaermen umschauen, die doch nun langsam auftauchen sollten. Der Buckellachs-Run war dieses Jahr schon aeusserst schwach ausgefallen; ich hoffe nicht, dass der Coho-Run ebenfalls dem ‘Wasauchimmer’ zum Opfer gefallen war. Normalerweise geniessen wir vor der Suedkueste der Insel zwischen September und November eine fantastische Cohofischerei.


    Bei spiegelglattem Wasser und strahlendem Sonnenschein kamen wir um 8:00 Uhr am Otter Point an und gesellten uns zu der moderaten Flotte. Man merkte schon, dass viele Touristenangler fehlten und nun wieder mehr Raum an den Hots Spots war. Unterwegs traf ich noch Rick, einen aelteren Angelfuchs, der seine spezielle Stelle vor dem Sooke Hafen bearbeitete. Wir wollten ueber Funk in Kontakt bleiben um uns gegenseitig zu informieren. Wir fingen mit einer Koederfisch und einer Blinkerrute an. Bis zum Stroemungsstillstand passierte aber leider gar nichts. Alex hatte sich inzwischen in die Kabine abgelegt. Ich zog nun eine Schleife ueber etwas tieferes Wasser und war gerade dabei den Blinker gegen einen Koederfisch zu tauschen. Ein Aechzen von der verbleibenen Rute liess mich aufblicken und meine Augen wurden wohl vor Schreck riesengross!


    Es zog so hart an der Rute, dass ich zum ersten Mal in Jahren wirklich befuerchtete der Rutenhalter wuerde abbrechen und samt der Rute baden gehen. Die Rollenbremse war wohl etwas hart eingestellt – aber noch erstaunlicher war, dass ich vorher kein Rucken oder Ausloesen der Rute bemerkt hatte, obwohl ich ueber die Jahre doch so einen sechsten Sinn dafuer entwickelt hatte. Ich bekam die Rute nur mit aeusserster Anstrengung aus dem Halter und loeste gleichzeitig die Bremse. Oha, der musste ganz ordentlich sein – sagte ich wohl laut zu mir selber denn im gleichen Augenblick war auch schon Alex ganz aufgeregt bei mir. Ich liess den Fisch erstmal sausen und Alex raeumte die anderen Rute weg und holte den Downrigger hoch. Mein Fisch verhielt sich seltsam, fuehlte sich schwer an aber zog irgendwie merkwuerdige Kreise. Vielleicht ist es das was Tyees heutzutage so machen? Schliesslich hatte ich 5 Jahre lang keinen mehr gefangen (Chinook ueber 30 Pfund).


    Ich bekam den Fisch Richtung Boot und wir konnten ihn bald tief im klaren Wasser sehen. Ein mittelpraechtiger Chinook oder ein feister Coho aber etwas stimmte nicht wie der kaempfte. Ich vermutete, dass der Haken irgendwo aussen sass und nicht im Maul. Nun kam der Fisch hoch und sprang doch glatt zweimal aus dem Wasser. Nice show! Vielleicht doch ein Coho, die mehr akrobatisch veranlagt sind? Der Fisch zog nun stur seine Kreise um das Boot aber stets ausserhalb der regulaeren Kescherdistanz. Wir sahen nun, dass die Haken oben hinter dem Kopf in der zaehen Nackenhaut hingen. Wie der dass nur hingekriegt hatte?


    Ich legte mich voll in die Rute und Alex fiel bald aus dem Boot, soweit lehnte er sich mit dem Kescher raus, und schliesslich hatten wir ihn. Toller Kampf mit einem halbstarken Chinook. Aber richtig fett war der Bursche, etwa 11 Pfund. Die Haken hatten nur einen Hautschaden hinterlassen, so dass wir beschlossen diesen Lachs wieder freizulassen; der wuerde das bestens ueberstehen. Ein kurzes Foto und er schwamm majestaetisch in die gruene Tiefe. Hat Spass gemacht, hoffentlich gleich nochmal!


    Die gleiche Rute hatte tatsaechlich kurze Zeit spaeter noch einen Biss; ich schlug an und fuehlte kraeftigen Widerstand der sofort Schnur abzog aber auch leider nach paar Sekunden auch wieder weg war. Die Chinooks spielten wohl heute nur mit den Koedern!? Trotz weiterer Anstrengungen und viel Ausdauer konnten wir aber keinen mehr zum Spielen ueberreden. Komischerweise waren absolut keine Cohos da um die Wartezeit zu versuessen. Normalerweise haette die Flut die Cohoschwaerme bis dicht unter Land druecken muessen. Heute nicht. Ueber Funk erkundigte ich mich bei anderen Kumpels ob was ginge und Carl auf seiner Jalopy berichtete von einigen kleineren Cohos vor Secretary Island. Wir packten daraufhin ein und fuhren ins Tiefe ca. 2 km vor der Insel. Dort schleppten schon eine Menge anderer Boote, weit hier und dahin verstreut. Fangen sahen wir allerdings keinen etwas. Alex legte sich wieder ab und ich doeste eine halbe Stunde vor mich hin. Inzwischen hatte ich sogar eine dritte Rute am dritten Rigger ausgebracht um irgendetwas aufzustoebern.


    Ich beschloss mal gaaaanz weit raus zu fahren. Die Cohos mussten doch irgendwo sein! Ich fuhr uns bis ueber die Mitte der Strasse – das US Ufer war schon deutlicher zu sehen als das kanadische! So weit war ich hier noch nie draussen gewesen aber nach den Bedingungen nach haette es auch der Ratinger Feuerloeschteich sein koennen! Wenn nicht heute, wann dann? Ich legte ruck zuck wieder die drei Ruten aus und keine 5 Minuten spaeter riss es kraeftig an der Blinkerrute. Ich rief Alex und er kam schnell raus und drillte einen supersportlichen Coho. Ein unmarkierter um die 8 Pfund. Waehrend wir ihn abhakten, riss es an der Mittelrute mit dem pinken Mini-Apex. Der ging im Drill verloren. Es ging nun Schlag auf Schlag.


    Mit erstaunlicher Gewalt rissen die Cohos die Schnuere aus den Downriggerclips und legten dann beherzte Drills hin. Diese Kraftpakete mussten wohl mit 50 km/h angeflogen kommen und ungebremst die Koeder mitnehmen, anders konnte man sich die Gewalt des Bisses gar nicht erklaeren! Alex hatte einen der an der 10 Pfund Marke anklopfte, der sprang 3-4 mal einen ganzen Meter aus dem Wasser. Das war an der Rute ohne Flasher – ohne diesen Widerstand konnten die Cohos ihre volle Sportlichkeit entfalten. Ein toller Spass. Ich hielt uns an der Schule und Alex drillte einen Coho nach dem anderen. Manchmal dauerte es 10-15 Minuten um die Schule wiederzufinden aber dann ging wieder die Post ab. Viele waren unmarkiert und noch mehr bekamen wir gar nicht erst zu sehen, da sie den Haken bald wieder abschuettelten. Zwei mittelgrosse stellten sich als markierte Cohos heraus und wir behielten diese beiden – sehr lecker! Wir funkten meinen Freunden Carl und Jerrod die Koordinaten durch und Carl kam auch bald hinzu und fing ruck zuck sein Limit plus einen 10 pfuendigen Chinook – sieh’ mal einer an, hier draussen!


    Nach zwei Stunden puren Drillspasses schleppte ich uns langsam wieder Richtung Heimat. Die Bissrate nahm bald ab und dichter unter Land konnten wir nur noch Kleincohos erwischen. Um 14:00 Uhr packten wir total zufrieden ein. Alex hatte sicherlich 20 Lachse gedrillt und ich bestimmt auch 10. Und bei solchem Kaiserwetter ist das wirklich ein Hochgenuss. Gerne bald wieder!

  • Ja, der Junge hatte Spass!


    Ich fische eigentlich schon fast die steifsten Downriggerruten die es gibt. Da solltest Du mal die Nudeln einiger sehen, die kann man wirklich zum Vollkreis biegen! Ich mag flexible Spitzen aber ein kraeftiges Rueckgrat in den unteren 2/3 um einen schweren Fisch auch die letzten kritischen Meter in den Kescher ziehen zu koennen. Man muss die Downriggerruten allerdings fast zum Halbkreis vorspannen koennen waehrend man auf einen Biss wartet. Diese Vorspannung nimmt dann schon ein gutes Stueck der schlaffen Schnur auf wenn ein Fisch den Clip ausloest. Immer gespannte Schnur halten ist hoechste Devise beim Lachsschleppen mit Schonhaken. Zu harten Ruten wuerden auch einige Fische kosten wenn die an kurzer Leine neben dem Boot verrueckt spielen. Daher nimmt auch kaum einer Geflochtene zum Lachsschleppen.

  • Letzten Abend Freitag ueberredete mich Carl am Samstag mit ihm und seinem kleinen 7 jaehrigen Sohn Max auf einen Angelausflug nach Port Renfrew zu begleiten. Nun, richtig viel Ueberzeugungsarbeit musste er nicht leisten, besonders nachdem er mir versichern konnte, dass Wind und Wellen keine Rolle spielen wuerden und es ruhig auf dem offenen Pazifik werden sollte. Die grossen San Juan River Cohos vor der Flussmuendung sollten das Ziel der Reise sein und weil wir beide in der Vergangenheit mit diesen bis zu 10 kg schweren Silberbarren schon Angelsternstunden erlebt hatten, wollte er diese Gelegenheit nutzen, um seinen Sohn Max an die Angelei heranzufuehren. Kinder zum Angeln zu bringen und diese tolle Leidenschaft in ihnen zu wecken, ist sowieso eine meiner Lieblingsbeschaeftigungen.


    Wir verabredeten uns um 5:00 Uhr morgens bei Carl und machten uns zu dritt von dort auf den zweistuendigen Weg an den Suedwestzipfel von Vancouver Island. Wir hatten Carls Jalopy im Schlepptau. Mit Carls neuem Pickup verlief die Fahrt glatt und super bequehm. An der Marina angekommen, liessen wir das Boot ins Wasser und schipperten die Renfrew Bucht hinaus. Wir kamen an der San Juan River Muendung vorbei und dort standen schon einige Uferangler und pfluegten das Wasser mit Blinkern und Fliegen. Wir gesellten uns zu einer Anzahl Trollingboote vor der Buchtmuedung in den offenen Pazifik. Ein leichter Wellengang schaukelte das Boot etwas aber das sollte sich nach dem Gezeitenwechsel ganz legen. Gott sei Dank keine grosse Duenung – das vertraegt mein Magen nicht gut!


    Wir setzten 3 Ruten an 3 Downriggern ein und drehten erst ufernah ein paar Runden und als nichts passierte, zogen wir gerade raus auf’s offene Meer. Irgendwo mussten doch die wartenden Cohoschwaerme sein! Der Fluss war noch zu niedrig und zu warm fuer einen Lachsaufstieg und so sollten sich die Cohos vor der Muendung tummeln. Davon merkten wir allerdings nichts. Auch das Funkgeraet liess nicht gerade vermuten, dass andere Angler viel fingen. Wir hakten ein paar winzige Cohobabies und schliesslich hatte ich einen fast schon brauchbaren um die 4 Pfund aber dafuer waren wir doch nicht so weit hierhergekommen. Max hatte es sich vor Langeweile unter Deck bequehm gemacht und spielte auf Carls Handy Spiele. So war das aber nicht geplant! Ich wechselte ein paar Male meinen Koeder, wir versuchten alle gaengigen und ungewoehnlichen Tiefen – nichts ausser dem Kleinkram. Wir drehten dann etwas parallel zur Kueste entlang und kamen an eine Gruppen aktiver Buckelwale. Das mussten 4 oder 5 Wale gewesen sein die an einer Stelle frassen und spielten. Es war eine tolle Show denn die Wale sprangen mehrfach und waelzten sich an der Oberflaeche oder schwammen in Formation. Wir hielten einen gesunden Abstand denn die “Humpies” sind etwas tollpatschig und haben schon manches Boot beschaedigt als sie zu nahe herankamen.


    Wir sahen auch den Grund ihrer Aktivitaet – eine Futterschwarm in etwa 30 m Tiefe – da musste es doch auch Lachse geben, die sich dieses Buffet nicht entgehenlassen wuerden. Wir drehten einige Runden um diese Gegend und ploetzlich rappelte es auch an meiner flachen Rute mit pinkem Apex. Der war etwas besser und ich brachte einen ca. 6 pfuendigen Coho ans Boot. Carl sackte ihn mit dem Kescher ein – wer weiss wie viel Chancen wir noch bekommen wuerden. Wir hatten noch einen guten Biss den Carl allerdings nicht verwerten konnte. Max hatte mal eine Weile den Walen zugeschaut war dann aber wieder in der Kajuete verschwunden. Jetzt klagte er, dass ihm uebel sei – klar bei dem Geschuckel unter Deck vor einem kleinen Bildschirm zu sitzen… haette mir auch gereicht! Was nun? Schon abbrechen und die ganze Strecke schon wieder nach Hause fahren?


    Carl schlug vor ins Flache vor die Kelpbetten zu fahren und ein wenig zu pilken. Das muesste doch Max ein bisschen Spass machen. Da sollte es doch ein paar Felsenbarsche und vielleicht kleinere Lings geben. Max war einverstanden. Wir suchten uns eine kleine Bucht mit ueppigem Unterseewald heraus und drifteten gaaaaanz langsam in Wurfweite zu den Pflanzen am Ufer entlang. Das Wasser war hier knapp 20 m tief und man konnte hin und wieder durch die Polbrille den Grund sehen.


    Sobald wir die Koeder in Grundnaehe hatten, sprang etwas dran. Es war eine fantastische Angelei. Ein paar ordentliche schwarze Felsenbarsche, hin und wieder ein Kelpgreenling und auch mal ein Mini-Ling. Ich hatte gar keine Pilker bei mir und musste mir bei Carl einen ausleihen. Er fand einen 60g Schwarz-weiss Pilker mit rostigem Drilling in seiner Kiste. Schon beim ersten Barsch brach eine Flunke des Drillings ab. Eine weitere bog sich wenig spaeter voll auf. Ich spielte Angelwettkampf mit Max – wer die meisten Fische hochbringen konnte und so war es mir recht, dass ich viele Fische wieder verlor waehrend Max einen nach dem anderen hochbrachte. Er jubilierte, den beruehmten deutschen Angler in Grund und Boden angeln zu koennen und wir Alten hatten unseren Heidenspass daran. Carl gaffte nur die fettesten Barsche heraus, die er gerne seiner Mutter mitnehmen wollte. Ich wollte gar nichts weiter als den Coho fuer mich mitnehmen.


    Wir drifteten ein paar Meter weiter und Max wurden endlich die Arme schwer von der kraeftigen Rute und den vielen Drills. Carl uebernahm fuer Max. Ploetzlich war Carls Rute richtig krumm! Aha, vielleicht ein besserer Ling? Der Fisch machte gerade Anstalten Schnur zu nehmen als der Widerstand weg war. Ich musste mich allerdings in diesem Moment auf mich selber konzentrieren denn auch meine Rute wurde ploetzlich brutal nach unten gerissen. Oha! Schwere Kopfstoesse liessen einen guten Fisch erahnen. Allerdings nahm der Fisch keine Schnur und ich pumpte ihn ein paar Meter hoch. Wir schauten gespannt in das klare Wasser und ploetzlich tauchte ein grosser Lachs auf. Gibt’s doch nicht! Da hatte sich ein grosser Chinook den Pilker geschnappt! Carl wurde ganz aufgeregt und ich dachte mit Grausen an den einzelnen rostigen Haken der vom einstigen Drilling noch uebrig war. Das kann nicht gutgehen. Ich zog den Fisch heftig nach oben und der Fisch schuettelte nur wie wild den Kopf um den Haken loszuwerden aber er hatte wohl noch gar nicht richtig begriffen was los war denn er hatte noch gar keinen grossen Spurt hingelegt, wie sonst ueblich. Auch gut so denn wir waren dicht an dem Pflanzenguertel und wenn er dort hineinsaust war eh alles vorbei.


    Ich brachte den Lachs an die Oberflaeche aber in dem Augenblick als Carl mit dem Kescher zulangen wollte, erschrak der Fisch und raste ein Stueck davon. Das war’s dachte ich, jetzt bricht gleich der letzte Haken ab oder reisst zumindest aus. Aber nein, der Fisch stoppte nach paar Metern – auch weil ich richtig Gegendruck machte – und ich bekam ihn wieder gedreht und pumpte nun auf Teufel komm raus – entweder er kommt jetzt in den Kescher oder er flieht nochmal und verabschiedet sich dabei fuer immer! Wild schuettelnd brachte ich den Lachs bis neben das Boot und Carl versuchte ihn mit dem Kescher zu fangen – aber er wand sich nochmal heraus – oje, ich konnte gar nicht mehr hinsehen, aber Carl fasste nochmal nach und jetzt war er sicher! Ein dreistimmiger Siegerjubel ertoente als Carl den Brocken ueber die Reling hievte! Wir waren aus dem Haeuschen und Max tanzte mit ueber’s Deck! So eine Ueberraschung! Reichlich 17 Pfund, einfach mal so in 15 m flachem Wasser mit einem Pilker! Wer haette das gedacht! Dann war sicher Carls heftiger Biss davor auch einer von der Sorte gewesen und eine Gruppe Chinooks hing hier herum.


    Nachdem der Fisch versorgt war, pilkten wir eifrig weiter. Max fing wieder ein paar Barsche und ich montierte nun endlich einen frischen Drilling an meinen Pilker, immer noch kopfschuettelnd, dass der Grosse an der alten, rostigen Einzelflunke noch so lange haengengeblieben war. Manchmal muss man einfach Glueck haben! Carl uebernahm dann wieder fuer Max und ploetzlich war Carls Rute wieder stark durchgekruemmt. Mal sehen was das war! Ein ordentliches Tauziehen zwischen Carl und seinem noch unbekannten Gegner begann – ich lehnte mich tief ueber die Bordwand und konnte ganz tief unten einen marmorierten Schatten herumhuschen sehen. Aha, ein guter Ling Cod! Carl gewann nun Schnur zurueck und pumpte das Biest nach oben. Herrlich wie diese Fische im klaren Wasser auftauchten und all ihre Flossen zeigten. Elegante Tiere, diese Fische.


    Dann war es aber auch vorbei mit der Romantik; Carl beschloss, dass er diesen Ling behalten wollte. Ich langte mit dem Gaff zu als er oben ankam und schleppte ihn ins Boot. Ein gruener, um die 10 Pfund! Mit der Fleischfarbe hat es eine Bewandtnis; wohl eine Genmutation, aus unerfindlichen Gruenden haben einige Ling Cods gruenliches Fleisch, fast schon gift-gruen schillernd. Die Faerbung geht beim Garen sofort weg so dass man absolut weisses Fleisch auf dem Teller hat. Findet man nicht oft aber doch hin und wieder mal entlang der gesamten Kueste. Verrueckt anzusehen!


    Dann hatte ich mal einen heftigeren Biss aber der Fisch sprang mir nach paar Sekunden pumpen vom Haken ab. Da, Carl meldete “Fish On” auf der anderen Bootsseite. Der schien auch besser zu sein. Ich schaute gespannt zu und sah wieder einen Ling Cod nach oben kommen. Der war ganz rot-braun marmoriert, auch massig aber etwas kleiner als der Letzte. Und da tauchte ploetzlich noch ein Ling auf, etwa gleich gross wie der gehakte! Wollte der etwa den Gehakten attakieren? Es kommt oft vor, dass ein grosser Ling einen Fisch am Haken angreift und auch verschluckt; meistens kleinere Felsenbarsche oder auch kleinere Kaliber der gleichen Art. Aber der hier war ja gleich gross!? Carl hoerte auf einzuholen und wir beobachteten gespannt was passieren wuerde. So etwa 3 m unter der Oberflaeche holte der Nachlaeufer auf und stuerzte sich auf den Pilker der noch halb aus dem Maul des Gehakten heraushing. Unglaublich! Immer wieder schnappte der Gierian zu und wollte dem anderen den Pilker klauen. Carl rief Max hinzu und wir lachten uns kaputt im Anbetracht dieses Schauspiels. Endlich hatte der Angreifer genug und verschwand in der Tiefe. Carl holte den anderen herauf und liess ihn wieder frei.


    Wer haette gedacht, dass das Pilken so ein Spass werden wuerde und auch so erfolgreich sein wuerde? Aber die Stelle hatte noch ein Spektakel fuer uns bereit. Als wir so langsam am Pflanzenguertel entlangdrifteten, spaehte ich schon mal voraus und sah ploetzlich in etwa 50 m Entfernung eine Unruhe an der Oberflaeche. Ploetzlich sprangen etliche Fische aus dem Wasser heraus – das Wasser kochte regelrecht auf einer kleinen Flaeche. Raubende Fische! Aber was fuer welche? Carl warf den Motor an und zog uns vorsichtig naeher heran. Ich warf meinen Pilker in die Naehe des wandernden Tumultes und bekam sofort Bisse. Es waren wieder schwarze Felsenbarsch die sich hier ueber flachstehende Kleinfische hermachten. Es sah teilweise aus wie in einer Fischfarm bei Fuetterung. Ich sah die Burschen jetzt auch unter dem Boot entlanghuschen – hier jagten hunderte! Wir fingen nun einen nach dem anderen und es waren auch richtig stattliche Exemplare bis ueber 4 Pfund dabei. Max angelte bis er nicht mehr konnte. Carl filmte nur noch und versorgt den einen oder anderen, den er noch mitnehmen wollte. Dann machten wir Schluss.


    Wir hatten 9 schoene Felsenbarsche, einen Ling Cod, einen grossen Chinook und einen mittleren Coho in der Box. Mehr kann man sich fast nicht wuenschen und fast alles am Pilker im flachen Wasser. War anders als geplant gewesen, aber ein fantastischer Angelspass gewesen! Ich hoffe Max hat so was wie eine Initialzuendung erlebt!

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