Tag 4:
Tag 4:
Nachdem die magische Stelle Black Bluffs nicht so doll war am Tage zuvor, bestand Dave auf einen Stellungswechsel. Er kommunizierte abends mit dem Besitzer der Sund’s Lodge, den er kannte, und der berichtete, dass gestern direkt vor unserem Kuechenfenster ein paar schoene Chinooks gefangen wurden. Na das waere ja – da brauch’ man ja noch nicht mal den grossen Motor anwerfen um da hinzukommen!
4:00 Uhr ‘raus aus den Federn und beim ersten Licht um 4:30 Uhr tuckerten wir vorsichtig los. Nach 5 Minuten waren wir schon da und bei einem tollen Sonnenaufgang setzten wir 2 Ruten ein. Es zog sich ein langes Kelpbett vor dem Ufer entlang und auf der Wasserseite davor war es ca. 15 m tief. So schleppten wir unsere Koederfischmontagen in 10 – 12 m Tiefe. Ricardo schlief wieder den Schlaf der Gerechten auf der Bank.
Wir sahen eine Menge grosser Fischsicheln und auch Kleinfischschwaerme waren zahlreich vorhanden. Eigentlich perfekte Voraussetzungen. Nach ein paar Runden vor dem Kelpbett ruckelte Dave’s Rutenspitze und er kurbelte einen Felsenbarsch heran. Nicht unser Zielfisch. Ein Sund’s Lodge Guideboot gesellte sich zu uns, fuhr aber weiter als nach einer halben Stunde nichts passierte.
Als die Sonne hell am Himmel stand und wir immer noch nichts vorzuzeigen hatten, packten wir ein und fuhren auf die andere Seite der Insel. Dort zogen 5 Lodgeboote ihre Kreise in der Gegend die Slides hiess. Ausserdem waren da noch 10 – 15 andere Boote – die meisten sahen aus wie amerikanische Touristen. Wir gesellten uns dazu und schleppten nun 3 Ruten kreuz und quer.
Wir kamen an eine kleine Schule von kleineren Buckellachsen (Pinks) und wir hakten 2 oder 3 der 2-3 Pfundklasse. Die gingen sofort wieder zurueck. Aber sonst war es wie tot heute. Wir hoerten die Funkfrequenz, die die Sund’s Lodgeboote benutzten ab und hoerten, dass auch die heute nicht viel vorzuweisen hatten. 2 der Lodgeboote waren weit suedlich in den Blackfish Sound gefahren und hatten dort ein paar hungrige Chinooks gefunden. Die hiesigen Lodgeboote hatten hoechstens einen oder 2 kleinere Cohos oder Pinks vorzuzeigen. Aber sie riefen Durchhalteparolen durch da sie genuegend Lachse auf dem Echolot markierten und hofften, dass irgendwann bald die Beiszeit einsetzen wuerde.
So blieben wir geduldig im Pack dabei. Aber zu allem Fischerunglueck kamen dann auch noch die Orcas durch. Wenn das auch immer wieder ein schoenes Schauspiel ist - dem Angeln hilft das nicht! Normalerweise sind die Lachse dann mindestends 2 Stunden verschwunden.
Als wir unser Mittagssnack verspeist hatten und sich immer noch keine Action andeutet, packten wir das Lachszeug ein und drifteten in der Naehe unserer Oktopusstelle auf Grundfisch.
Das Wasser war wie ein Spiegel, kein Wind, kaum Stroemung aber auch kein Fisch! Nichts! Wie verhext.
Um Ricardo doch noch ein bisschen Spass zu bereiten fuhren wir am fruehen Nachmittag zu einer Insel- und Riffgruppe oestlich von Malcolm.
Gerade ausserhalb des Schongebietes. Da fanden wir eine steile Felswand die eine kleine Kelpzone vor sich hatte bevor die Tiefe auf ueber 50 m absank. Wir pilken mit einer leichten und einer schwereren Rute vor der Kelpzone in 30 m Tiefe. Ricardo brachte 2 ordentliche Felsenbarsche herauf die wir wieder freiliessen.
Dann wollte ich mal probieren. Ich nahm die leichte Rute mit einem 12 cm Chrompilker (Buzz Bomb) an einer 12 Kg Geflochtenen. Ich liess gerade wieder ab und der Koeder konnte noch nicht ganz Grund erreicht haben da riss es mir fast die Rute aus der Hand und die Rolle kreischte gewaltig auf. Ich konnte nur mit 2 Haenden die Rute halten und der D-Zug da unten zog unerbittlich zum Grund. Dann stoppte es, ruckelte 2-3 mal und fuehlte sich dann wie ein Haenger an. Wieder zwei Rucke und ploetzlich wurde die Schnur schlaff – alles weg.
Ich kurbelte verbluefft hoch und sah die Geflochtene zerrieben – wahrscheinlich als das Biest in seine Felsenhoehle hereinkroch. Im selben Moment stoehnte Dave auf als das Gleiche ihm passierte. Er hatte ein etwas staerkeres Geschirr mit 25 Kg Geflochtener aber auch ihm blieb nichts anderes uebrig als zuzusehen wie das Monster Schnur zum Grund hin abzog ohne es aufhalten zu koennen. Auch beim ihm setzte der Fisch sich brutal fest und zerriss die Schnur bevor Dave auch nur irgendwie reagieren konnte. Wow!
Was war denn das? Wir schauten uns unglaeubig an und zogen entschuldigend die Schultern hoch. Was haette man da nur machen koennen? Ricardo war ganz aufgeregt. Ob es der selbe Fisch gewesen war? Hatte das Monster jetzt 2 Pilker im Maul? Ich holte die Heilbuttrute heraus mit 40 kg Schnur. Ich montierte einen grossen Pilker und setzte das Boot auf die gleiche Stelle wieder um.
Ich war entschlossen dem Fisch keine Schnur zu geben und ihn auf biegen und brechen vom Grund wegzuhalten. Als ich den Pilker hinabliess stemmte ich mit breitbeinig ein und hielt die Rute fest mit 2 Haenden. Die Bremse war fest.
Der Pilker traf auf Grund. Ich fing an zu pilken. Nichts. Hatte das Monster jetzt etwa genug? Nach 10 Minuten brachen wir ab und entschlossen spaeter nochmal wieder zu kommen.
30 Minuten spaeter waren wir wieder da. Ich montierte den gleichen Buzz Bomb Pilker auf den ich den ersten Biss hatte. Der Pilker flatterte in die Tiefe.
Ich erwartete gerade den Moment wenn der Pilker auf Grund trifft, da riss es ploetzlich die Rute nach unten. Ich zog die Rolle zu und hielt dagegen. Es war ein echtes Tauziehen ohne Pardon. Ich kann nicht sagen, dass ich mich in dem Moment staerker als der Fisch gefuehlt haette. Die harte Rute war zum Halbkreis krumm gebogen, die starke Geflochtene zum Bersten gespannt und der Fisch unten ruckte wie ein Hund der an seinem Lieblingspielzeug zieht. Einen kurzen Moment gelang es dem Fisch doch von der eigentlich festen Bremse einige Umdrehungen Schnur abzuziehen; dann blieb er stehen und ich konnte ihn Stueck fuer Stueck hochpumpen.
Ein paar Male merkte ich noch die enormen Kopfstoesse aber als ich ihn etwa 5-10 m vom Grund weg hatte war es nur noch sau schwer. Endlich kam das Etwas nach oben. Ich trat zurueck und Dave und Ricardo lehnten sich tief ueber die Bordwand um zu sehen was da kam. Wow, auweia undsoweiter waren die Kommentare.
Ich war auch neugierig und als ich ueber Dave’s Schulter lugte sah ich einen grossen aufgerissenen Rachen wie den eines Groupers oder aehnliches. Ein grosser Ling Cod – wie erwartet. Dave nahm zweifelnd den Kescher da wir kein Gaff oder Harpune mithatten.
Er setzte an und bekam den Fisch 2/3 in the Kescher - da ploetzlich explodierte das Wasser und der Ling drehte sich mit Motorengeschwindigkeit wie ein Krokodil um die eigene Achse. Der Ling brachte es mit diesem Manoever fertig den Pilker loszuwerden und sich wieder rueckwaerts aus dem Kescher herauszuwinden. Dave konnte nicht nachfassen da der Kescher nun hoffnungslos mit Schnur und Pilker verknotet war. Ich sah den Fisch schon entkommen und Ricardo gestikulierte wie wild.
Der Ling war nun allerdings mehrfach in die Angelschnur eingewickelt , welche sich hinter den Kiemendeckeln verfing. Er konnte auch nicht weg. Da lag nun dieses zaehnestarrende Monster neben dem Boot. Dave warf den Kescher weg und griff beherzt nach dem Kiemendeckel und warf den Fisch in einem hohen Bogen ins Boot. Platsch! Da landete dieses Urvieh vor meinen Fuessen mit gleisenden Augen und fletschenden Zaehnen. Kann immernoch nicht glauben, dass Dave da seine nakten Haende reingesteckt hat!
Wir johlten im Siegestaumel. Ein grandioser Fisch. 28 Pfund und 1.2 m lang. Aber von anderen Pilker war keine Spur an oder in dem Fisch. Da muessen wohl noch mehr von solchen Brocken hausen.
Wir beschlossen den Tag mit diesem Erfolg ausklingen zu lassen. Die Rueckfahrt gestaltete sich recht wackelig da der Wind mittlerweile aufgefrischt hatte, was wir in der windgeschuetzten Ecke nicht so gemerkt hatten. Der Fisch wollte wirklich erarbeitet sein! Aber fuer solch einen Fisch hat sich die ganze Tagesmuehe gelohnt. 28 Pfund, das ist mein persoenlicher Ling Cod Rekord! Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass diese Art bis zu 100 Pfund schwer werden kann und jedes Jahr 60 Pfuender gelandet werden mit der Angel – das ist mehr als doppelt so schwer ! – kaum zu glauben, dass das moeglich ist!
Nachmittags sind wir dann noch zu einem kleinen See baden gefahren und haben dabei einen Schwarzbaeren aufgestoebert. Abends haben wir dann am Strand vor unserem Hause noch ein Lagerfeuer als Abschiedsparty gemacht. Am naechsten Tag gings mittags wieder nach Hause. Aber die Morgenbeiszeit wollten wir unbedingt noch mal mitnehmen! Black Bluffs!