Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Samstag den 6.10.2012 beschlossen wir mal was anderes zu probieren. Einmal sah es in Sooke wieder windiger aus und dann wollte ich den beiden mal ein anderes Stueck Wasserwelt zeigen. Ich erzaehlte Rainer und Peter vom Saanich Inlet, einem wunderschoenen Fjord direkt noerdlich von Victoria, der sich mehrere Kilometer durch die Huegel und Berge schlaengelt. Mit nur ca. 1 km Breite und durch Berge geschuetzt, kann man dort auch bei Orkanwinden noch bequem Boetchen fahren und angeln.


    Noch bis Anfang der 90ger Jahre war das Saanich Inlet ein Mekka fuer Angler und Walbeobachter. Leider haben Ueberfischung der Heringsbestaende, die Beeintraechtigung der stadtnahen Lachsbaeche, Ueberfischung der langsamwuechsigen Felsenbarschbestaende und besonders die Abwaertsspirale der einst grossartigen Lachsbestaende im nahen Cowichan River ihren Tribut verlangt und nur noch wenige Angler finden es lohnenswert dorthin zum Angeln zu gehen.


    Brentwood Bay am Saanich Inlet (ca. 20 Minuten von downtown Victoria) war bis ca. 1990 eine betriebsame Marina mit bis zu 12 Angelcharter Adressen und hunderten Sportbooten. Chinooks bis ueber 30 Pfund und Cohos bis 15 Pfund im Sommer, viele Winter Springs (Chinooks) und Blueback Cohos (2-5 Pfund) neben Massen an Lings, Felsenbarschen und Red Snapper im restlichen Jahr waren ueblich. Wale tauchten haeufiger im Fjord auf. Jetzt gibt es umfangreiche Sperrzonen und Schonzeiten, Wale sind schon lange nicht mehr gesehen worden – ohne Futter gibt es auch keinen Grund warum sie dahin ziehen sollten.


    Krabbenfangen und Garnelenfangen ist jedoch noch sehr beliebt. Ich habe auch von einigen Anwohnern vernommen, dass es durchaus Zeiten mit Lachsen im Fjord gibt – man muss nur wissen wann und wo. Auch Linge sollen in ordentlichen Groessen und Mengen an einigen Stellen wieder vorhanden sein – nur man hoert wenig weil es nur wenige versuchen – was auch gut so ist. Es gibt auch mittlerweile eine Freiwilligentruppe die sich bemueht die Heringsschwaerme wieder zurueckzubringen. Mein Fishing Derby Komitee hat schon beschlossen diese Gruppe auch finanziell zu unterstuetzen. Vielleicht ist es ja moeglich diesen Juwel wieder zurueckzubringen.


    Ich fahre 1-2 Mal im Jahr dorthin um die Ruhe und Lieblichkeit des Fjordes zu geniessen. Dabei lege ich normalerweise die Krabbenfalle aus, haeufig mit gutem Erfolg. Die Zeit des Wartens vertreibe ich mir dann oft mit Schollen- und Haifang in den flachen, sandigen Buchten des sonst bis zu 300 m tiefen Fjordes.
    Schollen und Dornhaie stehen ganz unten auf der Zielliste der kanadischen Angler. Aber die wissen gar nicht was fuer einen Spass die dabei verpassen. Ich, und besonders Kinder, lieben die leichte Angelei vom Boot auf die gierigen Schollen. Und hin und wieder greift sich dann auch mal ein Dornhai den Fischfetzen, oder ein Felsenbarsch oder auch schon mal ein Oktopus. Das ist eine kurzweilige und entspannende Angelei, die ich gerne mal im Kontast zum Lachsangeln betreibe. Ausserdem halte ich Schollenfilet immer noch fuer eines der feinsten Fischdelikatessen.


    So wasserten wir unser Boot am spaeten Sa Morgen nahe Brentwood Bay an einer Indianerreservatsrampe. Peter war schon am Bootssteg begeistert von der Unterwasserwelt dort. Im glasklaren Wasser konnte man schoene Seesterne, Seeanemonen und viele Krabben beobachten. Bei strahlendem Sonnenschein duesten wir mit Vollgas ueber den spiegelglatten Fjord. Ich wollte auf der anderen Seite bei Mill Bay die Krabbenfalle einlassen und dort an einigen sandigen Stellen den Schollen nachstellen.


    Ich hatte 2 Ruten fuer das Naturkoederangeln vorbeitet und kleine Heringsstuecke als Koeder mitgebracht. Waehrend Peter und Rainer die Koeder badeten, haengte ich an meiner Rute einen kleinen Pilker ein und pilkte vom Bug. Es war nicht viel los an unserer ersten Stelle. Rainer fing eine kleine Grundel und ich erwischte eine ca. 33 cm Scholle. Dabei sollte es aber erstmal bleiben. Die beiden hatten Probleme die Heringsstuecke am Haken zu behalten da der aufgetaute Hering sehr weich war.


    Wir beschlossen nochmal zur Krabbenfalle zurueckzufahren und uns etwas von den Lachsresten in der Falle als Schollenkoeder zurueckzuholen. Die ledrige Haut vom Lachs haelt prima am Haken – man kann den Koeder sogar nach etlichen gefangenen Fischen weiterbenutzen.


    An einem kleinen Unterwasserberg fing Rainer ein paar kleine Felsenbarsche und weitere Grundeln. Alles das ging natuerlich wieder zurueck. Wo waren denn die ganzen Schollen heute? Vom motorlosen Herumdriften bei Null Wind und bratender Oktobersonne war uns so heiss, dass uns eine kleine Bootsfahrt gut taete, dachte ich. So blies ich zum Einholen und dueste wieder auf die andere Fjordseite – nur etwas noerdlicher von der Bootsrampe.


    Ich kannte in Pat Bay noch ein paar vielversprechende Buchten. Dort hatte ich auch vor Jahren meinen Rekord-Dornhai beim Schollenangeln gefangen – immerhin 1.2 m lang! So was macht dann natuerlich richtig Radau am leichten Geraet!
    In einer flachen Bucht vor einigen nicht ganz billig aussehenden Anwesen und Palaesten am Ufer liessen wir unsere Koeder wieder ein. Und diesmal fanden wir die Schollen. Ich machte den Anfang mit einer schoenen fast pfuendigen Scholle (ich hatte mit Rainer Ruten getauscht – er pilkte jetzt). Dann ging es Schlag auf Schlag und auch Peter brachte einige schoene Schollen ins Boot.
    Ich liess ihn auch meistens meine Fische hochkurbeln da er so einen Spass dabei hatten. Es war immer wieder die selbe Drift ueber einem schmalen Streifen, die Fische produzierte. Kam man etwas seitlich ab, nahm die Bissquote deutlich ab. Als ich das Boot mal wieder perfekt abgestellt hatte, sah ich auch warum. Wir drifteten direkt ueber einen Felsbrocken oder aehnliches hinweg und die Fische stapelten sich dahinter bis ca. 50 m Richtung Ufer in 15 – 25 m Tiefe.


    Als wir direkt ueber die Untiefe hinwegtrieben, wurde Rainers Pilkrute ploetzlich krumm und lachend drillte jetzt auch er etwas Groesseres. Er brachte einen schoenen Kupfer-Felsenbarsch an die Oberflaeche – mit 2-3 Pfund schon ein stattliches Exemplar fuer diese Zeiten im Saanich Inlet. Vor 30 Jahren fing man solche und groessere schubkarrenweise an einem Tag – und behielt sie damals auch – deswegen sieht es heute so aus wie es ist! Rainer’s ging natuerlich sorgsam wieder zurueck.


    Als wir genug Schollen fuer unser Abendbrot hatten und auch etliche wieder zurueckgesetzt hatten, packten wir ein. Leider war uns kein Dornhai an den Haken gegangen. Eigentlich erstaunlich. Auf dem Rueckweg holten wir die Krabbenfalle ein und wir hatten 9 Dungeness Krabben darin. Leider waren bis auf eine alles Weibchen, die wieder freigelassen wurden.


    Abends gab es dann leckeren Schollenfiletbackfisch und Krabbe und Raeucherlachs vom Vortagsfang! Hmmm!


    Ok, nicht wirklich passend unter de Rubrik Lachsangeln aber ich fang jetzt nicht noch ein neues Thema dafuer an. Leider habe ich kaum Fotos von dem Trip da meistens Rainer seine Kamera bediente und ich seine Fotos noch nicht habe.



  • Fuer Sonntag den 7.10.2012 hatten wir wieder eine Abwechslung beschlossen. Wir packten das Kanu auf’s Dach des Vans und fuhren die 2 Stunden die Kueste entlang bis Port Renfrew. Dort gingen wir bei Ebbe zuerst zum Botanical Beach wo die Ebbe zahllose Gezeitenpools in dem Felsgrund hinterlassen hatte, in denen es allerlei interessantes Leben zu beobachten gab. Wie in Aquarien kann man da kleine Fische, Seesterne, Anemonen, Krabben, Einsiedlerkrebse, Muscheln, Kaltwasserkorallen und vieles mehr bestaunen und auch anfassen. Ein herrlicher Spielplatz fuer Kinder und fuer alle Wassertierbegeisterte. Rainer und Peter fanden das auch ganz toll. Nebenbei sieht man Robben und Seeloewen vor der Kueste kreuzen oder faul auf Klippen liegen, manchmal Wale und immer Adler in den Wipfeln. Mir sind da auch schon Baeren begegnet – leider nicht dieses Mal.


    Nach einem Mittagssnack und bei einlaufender Flut liessen wir dann das Kanu im Muendungsbereich des San Juan River zu Wasser. Es herrschte reichlich Trubel am Ufer und auf dem Wasser denn die Cohos und Chinooks hielten sich im Deltabereich auf und warteten auf Regen um den Fluss hinaufzuziehen. Einige Angler per Boot versuchten sich an den wartenden Lachsen die haeufig meterhoch aus dem Wasser sprangen. Peter fragte mich warum, aber ich konnte das gar nicht beantworten. Lachse veraendern sich sehr sobald sie Suesswasser erreichen. Sie verfaerben und verformen sich und verhalten sich auch seltsam. Springen gehoert dazu. Auch zahlreiche Robben trieben sich im Fluss herum und hofften auf Beute.


    Wir paddelten den Fluss weiter hoch und liessen den Laerm hinter uns. Der Fluss verzweigte sich bald in kleinere Arme und wir waehlten einen kaum 7 m breiten Arm mit der fast komplett vom Urwald ueberwachsen war. Das war die richtige Wildnis. Wir begegneten einer Otterfamilie die im Wasser spielte und sich bei unserer Annaeherung ins Ufergestruepp verzog. Wir konnten die lustigen Gesichter durch die Blaetter und Aeste sehen - wie sie uns neugierig beobachteten.


    Ich hatte 3 leichte Spinnruten eingepackt und wir stoppten ein paar Mal um ein paar Wuerfe auf Kehlschnittforellen zu machen. Wir hakten ein paar kleine Exemplare mit herrlicher Zeichnung. Dann paddelten wir mit der Flutstroemung immer weiter flussauf. Rainer fing eine etwas bessere Forelle – aber auch noch zu klein um zu verwerten. Ich suchte nach Baeren am Ufer aber keiner liess sich blicken. Wir sahen grosse Lachskadaver am Flussgrund liegen. Ein paar hatten sich also schon weiter hoch getraut, trotz des niedrigen Wassers. Ein paar Mal, an sehr seichten Stellen, hoerten wir den Kanuboden ueber Grund kratzen. Der Fluss brauchte unbedingt Regen!


    Nach vielleicht 3-4 km landeten wir an einer schoenen sandigen Stelle mit einer tiefen Gumpe davor. Hier vertraten wir uns die Beine und machten noch ein paar Wuerfe. Aber ausser ein paar Miniforellen war nichts zu haben. Das waere aber unter den richtigen Bedingungen eine tolle Stelle fuer Steelhead – oder Lachsfang.


    Als die Flut nachliess und auf Ebbe umschwang paddelten wir nun wieder mit der leichten Stroemung den Fluss hinunter. Wir waehlten einen anderen Flussarm zurueck und kamen an einen Holzstau. Wir fanden einen Weg hindurch und in einer tiefen Stellen konnte ich einige ordentliche Forellen unter das Holz huschen sehen. Es gab also doch noch bessere Forellen! Ich musste mich allerdings auf’s Kanulenken konzentrieren, durch das Holz durch, und konnte keinen Wurfstop einlegen.


    Wieder im Muendungsbereich angekommen, sahen wir die Cohos ueberall springen. Nichtmal 5m neben dem Kanu platschte es manchmal. Wir bekamen sogar die Wasserspritzer ab. Da konnte Rainer nichts mehr bremsen! Selbst mit dem hoffnungslos unterdimensionierten Forellengeschirr wollte er unbedingt einen Lachs haken. Das das nicht unmoeglich war, zeigten uns zwei Angler in einem Aluboot das unweit von uns verankert lag. Ich sah sie erst mit der Fliegenrute auswerfen, aber als der eine dann auf Spinnangel umstieg hatte er auch gleich Fischkontakt. Ich hielt uns gegen die schwache Stroemung an einer Stelle an der besonders viele Lachse sprangen.


    Wir konnten den Drill des Nachbarn beobachten, der nach langer Zeit einen vielleicht 8-9 pfuendigen Coho zum Boot brachte und dort wieder abhakte. Waehrendessen warf sich Rainer die Finger wund. Er wechselt von Spinner auf Minipilker aber nichts wollte beissen obwohl man mit einem blossen Kescher haette Glueck haben koennen. Schliesslich liess ich uns bis kurz vor unsere Landestelle treiben.


    Hier trafen wir auf ein Boot voll Yahoos. Die schienen Indianer zu sein und hatten sicher einiges getankt, der Gestik und der Geraeuschkulisse zufolge. Aber sie hatten sichtlich Spass. Ploetzlich ein Aufschrei eines der Angler und ich sah seine Rute fast seiner Hand entgleiten. Sofort durchbrach nichtmal 10 m vor ihrem Boot ein fetter Silberbrocken die Wasseroberflaeche, platschte laut auf und raste mit atemberaubender Geschwindigkeit kurz unter der Oberflaeche auf uns zu. Ich sah die grosse Bugwelle des Fisches und sah das Peter gerade seine Schnur in dieser Richtung her einholte.


    Ich schnappte mir schnell Peters Rute und kurbelte wie wahnsinnig – zu spaet! Ich verspuerte ploetzlich wildes Leben am Ende der Schnur und sah wie der Spinnerhaken an der anderen Angelschnur festhing. Nun drillten wir doch noch einen Lachs ohne einen gehakt zu haben...lol! Ich oeffnete die Rolle und versuchte so wenig wie moeglich Widerstand zu verursachen. Als der glueckliche Angler den Fisch das erste Mal dicht am Boot hatte und die Schnur steil zum Boot aufstieg, fiel der Haken ploetzlich von der Schnur ab und wir waren frei. Ich kurbelte schnell ein und die Yahoos bedankten sich lauthals.


    Wir beobachteten den Kampf nun weiter ohne selbst zu angeln. Und es sollte noch lange nicht vorbei sein! Wir konnten ploetzlich einen grossen Schwall, in der Naehe wo der Fisch sein musste, erkennen und auf einmal ging ein Geschrei auf dem Boot los und die Rolle des Anglers sang ein beaengstigendes Lied. Ich wusste sofort was los war – Rainer und Peter sahen mich fragend an. Robbe! Eine Robbe hatte sich den mueden Fisch kurz vor der Landung geschnappt und war nicht gewillt den Leckerbissen wieder her zugeben.


    Aber die Angler dachten auch nicht an aufgeben und warfen den Motor an und jagten der Robbe und ihrem Diebesgut hinterher. Sie blieben immer ueber der Robbe und irgendwann muss die zum Atmen auftauchen. Es dauerte vielleicht 7-8 Minuten bis wir die Robbe unweit des Bootes auftauchen sahen. Die anderen 2 Angler schlugen mit Kescher und Ruten auf die Wasseroberflaeche um die Robbe zu erschrecken und zum loslassen zu zwingen. Es funktionierte! Mit soviel Ausdauer hatte die Robbe wohl auch nicht gerechnet und liess vor Schreck los und bevor sie es sich ueberlegen konnte und wieder zurueckkam hatten die Yahoos den Fisch gekeschert und an Bord gehievt. Jubelschreie und ausfaellige Gebaerden waren zu sehen aber Gott sein Dank war Peters Englisch dem noch nicht gewachsen.


    Sah aus wie ein 12 – 13 Pfund Coho. Na das war ja ein Kampf! Wir landeten und luden unser Kanu auf’s Dach und fuhren zu einem redlich verdienten Abendbrot im Hafenpub von Port Renfrew.


    Wieder habe ich leider kaum Fotos von der Kanutour auf meiner Kamera. Wenn Rainer die schickt, stelle ich sie nochmal ein.











  • Am Mittwoch den 10.10.2012 wollten Rainer, Peter und ich es noch mal wissen und den Cohos vor Sooke nochmal frueh morgens nachgehen damit auch das Reisegepaeck der beiden nach Deutschland zurueck gut mit Raeucherlachs und gebeiztem Lachs bestueckt war. Der Windbericht sah gut aus und wir waren heiss!


    Wie liessen das Boot an der neuen Rampe am Sooke Prestige Oceanfront Resort zu Wasser und liessen auf der Ausfahrt noch kurz die Krabbenfalle in einer Bucht liegen. Dann duesten wir wieder vor Secretary Island und fingen mit 3 Ruten an. Gleiche Koeder und aehnliche Tiefen. Peter hatte nun das Geraet voll im Griff und bediente eine Bootsseite alleine.


    Es dauerte gar nicht lange da fing Peters Rute an zu tanzen und noch bevor ich am Steuer sitzend ihn warnen konnte, kam er angesprungen, hebelte die Rute aus dem Halter und zog an. Fish On! Ich holte schnell die Mittelrute ein um Platz zur Landung zu schaffen. Gekonnt drillte Peter den feisten Coho an’s Boot und nach paar bangen Sekunden kurz vor dem Kescher konnte ich den Fisch dann ins Boot holen. Ein schoener Kerl von ca. 8 Pfund. Wir waren sehr stolz auf Peter, der das ganz alleine gemacht hatte!


    Ich drehte ein paar Runden um die selbe Stelle und wir verbuchten noch einen guten Biss der aber nicht hing. Als ich weiter Richtung tiefes Wasser schleppte, hakte Rainer an der tiefen Rute einen kleinen Chinook den ich nur ganz kurz heraushob um den beiden den Unterschied zwischen Coho und Chinook zu zeigen. Auch zwei Babycohos verirrten sich an die fuer sie monstroesen Koeder. Die Gier scheint keine Grenzen zu kennen!


    Dann rappelte es ordentlich an der Mittelrute und Rainer war sofort dran. Routiniert brachte auch er seinen Fisch zum Kescher und ich konnte ihn landen. Fast ein Klon des ersten.


    Als ich mal wieder einen kurzen Kapitaens Rundblick schweifen liess, sah ich einen grossen dunklen Ruecken 50 m vor dem Boot auftauchen. Aha, die Buckelwale waren noch oder wieder da. Ich steuerte das Boot in die Richtung und die Wale (es stellte sich raus es waren 2) kamen sogar noch auf uns zu. In der Naehe das Bootes mussten sie was Verwertbares gefunden haben denn sie blieben praktisch an dieser Stelle und zogen immer wieder Kreise, tauchten fuer paar Minuten ab um dann fuer paar Atemzuege die Oberflaeche zu durchfurchen. Ein klasse Schauspiel fuer uns und wir schossen paar schoene Fotos und Videos. Ein paar Whale Watching Boote kamen und gesellten sich zu uns. Rainer konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, wissend dass die Whale Watch Gaeste Geld bezahlt hatten fuer das gleiche Schauspiel, dass wir umsonst beim Angeln geboten kriegten. Als die Leute zu uns herueberwinkten, hielt Peter ihnen seinen Coho entgegen und bekam lauten Applaus.


    Nach einer Weile steuerte ich das Boot von den Walbooten weg um uns wieder den Fischen zu widmen. Und wir fanden auch bald wieder Fische. Es war zwar kein Fangrausch aber es war konstant was los. Alle 15 Minuten oder so ruckte es an einer der Ruten und wenn auch nicht immer ein Fisch in der Kiste wanderte, so waren wir doch staendig beschaeftigt. Ich packte die 3. Rute weg, da zwei Ruten einfacher zu handhaben waren und wir auch so genug Action hatten. Um die 30 m tief schienen die Cohos heute zu rauben.


    Rainer packte noch einen schoenen 9 Pfuender in die Kiste. Peter verlor 2 Fische beim Anschlag oder Drill und hakte auch noch einen untermassigen Chinook. Vielleicht eine Stunde noch Schleppen um noch eine halbe Stunde zum Pilken zu haben, beschloss ich.


    Als ich den Schleppmotor mal wieder etwas beschleunigte, ruckte es an Peters Rute. Diesmal sollte alles klappen und er kaempfte einen mittelmaessigen 7-8 Pfund Coho heran. Auch wenn meine Gaeste mit 4 Cohos von 7-9 Pfund sehr zufrieden waren, ich wollte unbedingt doch wenigstens einen ueber 10 Pfund erlegen! Je groesser desto besser zum Beizen!


    Etwa 20 Minuten nach Peters letztem Fisch riss es ploetzlich hart an Rainers Rute. Als Rainer die Rute aufnahm zog der Fisch schon etwas Schnur von der Rolle. Aha, der musste etwas mehr auf den Rippen haben! Ich kontrollierte kurz zu Bremseinstellung und wartete dann ungeduldig mit dem Kescher. Rainer musste aber Feingefuehl zeigen und dem Fisch paar Mal Schnur geben. Wie sehr dieses Feingefuehl noetig war, zeigte sich als ich den Fisch endlich in den Kescher bugsierte – der Haken hing nur kurz in der Haut am Kieferknochen und fiel im Kescher sofort heraus.


    Ein herrlicher Coho von 10,5 Pfund fand noch Platz in der Fischkiste. Rainer war gluecklich und Peter stolz auf seinen Papa! Bald danach brachen wir ab und fuhren vor die Krautbetten bei Secretary Island. Die Grundfische waren gut gelaunt heute und die beiden brachten Fisch auf Fisch nach oben. Rainer beschraenkte sich auf duzende mittlere Greenlinge waehrend Peter die ganze Palette am Haken hatte. Einmal liess Peter seinen 12 cm Pilker hinunter und im Moment als er Boden spuerte und den Rollenbuegel umlegte, riss es seine Rutenspitze hart nach unten. Es haette nicht viel gefehlt und die Rute waere weggewesen!


    Peter hatte Muehe den Fisch vom Grund wegzubekommen. Die Rute war eine stabile kurze Leichtpilkrute und ich wusste, dass bei dieser Kruemmung ein ordentlicher Fisch dran sein muesste. Meter um Meter kaempfte Peter den Fisch nach oben. Ich rechnete mit einem mittleren Ling. Aber Peter brachte einen schoenen Quillback Felsenbarsch zu Tage. Schaetzte 2-3 Pfund und sehr agil mit seinen Stachelflossen was Peter schmerzhaft zu spueren bekam. Aber stolz praesentierte er den Fisch in die Kamera bevor er wieder schwimmen durfte.


    Ein Paerchen Seeloewen kam direkt am Boot vorbei und liess uns ihren schlechten Atem riechen. Bah! Dann sagten Rainer und Peter Good Bye zu der Sooke Kueste. Das war’s fuer hier! An etlichen Heringsbaellen die von oben von Moewen und von unten von Fischen oder Robben attackiert wurden fuhren wir wieder zur Rampe. Unterwegs holten wir die Krabbenfalle ein und wieder waren nur Weibchen und ein paar kleinere Felsenkrabben drin. Kein Glueck mit den Schalentieren.


    Da die Prestige Bootsrampe keine Filetiertische hatte, mussten wir noch an der Cheanuh Marina anhalten um die Fische zu zersaebeln. Peter hatten einen Riesenspass dabei die Fischreste den wartenden Robben zu verfuettern. Etwa 10 kg feinstes Lachsfilet fielen von dieser Tour ab. Das bedurfte einer Menge Salz um diese Menge zu beizen!


    Ein Abenteuer hatten wir 3 noch ausstehen. Am Do wollten wir nach Vancouver fahren um von dort meinen Freund Glenn im Fraser Valley zu treffen und dann mit seinem Jetboot am Freitag im Harrison River auf Lachs und im Fraser auf Stoer zu gehen.







  • Am 11.10. 2012 fuhren wir nachmittags mit der Faehre nach Vancouver-Sued und von dort aus 2 Stunden mit dem Auto das Fraser Tal hoch bis zur Hoehe Chilliwack – nur auf der rechten Flusseite. Wir kamen spaet abends an und stiegen im Sasquatch Inn ab fuer die Nacht – unweit der Muendung des Harrison Rivers in den Fraser River. Die Herberge war wirklich grenzwertig und nur weil wir muede waren von der Tour und es nicht schien, dass es in dieser Gegend viel Alternativen gab, stiegen wir auch da ab.


    Glenn und ein paar Kumpels campten direkt am Fluss vielleicht 10 Minuten entfernt aber wir fuehlten uns nicht mehr wie Party feiern. Ich verabredete uns mit Glenn fuer 8:00 Uhr morgens. Puenktlich tauchten wir auf und etwa ein Duzend verkaterte Gesichter krochen aus ihren Campinganhaengern oder RVs. Glenn wasserte gerade sein 21 Fuss Thunderjet. Ich liess mir waehrend eines fleischhaltigen Fruehstuecks (Schweinebratenbroetchen, Chillieintopf und Raeucherlachs) gleich einen Fangbericht vom Vortag geben da einige schon einen Tag frueher hier angekommen waren. Viele grosse Chums (Hundlachse), ein Chinook von ca. 40 Pfund und ein paar Cohos waren gehakt worden. Nur Chums durften behalten werden. Stoere waren keine gefangen worden.


    Ich machte unter Glenns Anleitung unser Geraet klar. Peter bekam wieder die Leichtpilkrute mit Schwimmer und rotem Wollfaden am Haken. Ein paar Schrotbleie um den Koeder in Grundnaehe zu bringen. Ich montierte meine 8 weight Fliegenrute mit schwerer Sinktipschnur und hielt Lachsfliegen in Pink und Blau bereit. 7 kg Mono Vorfach sollten reichen meines Erachtens. Ich muss dazusagen, dass ich zwar schon paar Male auf Lachse im Fluss geangelt hatte aber keineswegs ein erfahrener Experte darin war. Am Harrison River war ich sowieso noch nie. Rainer bekam eine Montage von Glenn – eine 3.5 m schwere Spinnrute mit Multirolle und 20kg Geflochtener. Davor ein Dreifachwirbel mit Kugelblei am Nebenarm und ein 1,5 m langes Vorfach wieder mit rotem Wollkoeder bestueckt. Natuerlich nur ein widerhakenloser Einzelhaken entsprechend den Bestimmungen.


    Rainer, Peter und ich wurden auf Glenns Boot eingeteilt und die anderen 7 oder 8 Angler verteilten sich auf die anderen 2 Jetboote der Gruppe. Rainer bekam ein paar Watstiefel geliehen. Glenn und ich hatten unsere eigenen. Dann donnerten wir den Fluss hoch. Glenns Boot hatte einen kraeftigen Inbordmotor der das Aluboot flott vorantrieb. Ich staunte wie breit der Harrison River war auch wenn er je weiter hoch wir kamen etwas schmaler wurde. Im Muendungsbereich waren beide Ufer reichlich von Anglern belagert. Das war wohl der Spielplatz der Metropole Vancouver. Je weiter hoch wir kamen, desto einsamer wurde der Fluss.


    Wir stoppten an einer Landspitze in den Fluss hinein und verankerten die drei Boot im seichten Uferkies. Das Wetter hatte ueber Nacht von Sommer auf Herbst gewechselt – es war kuehl und regnete leicht. Man sah, dass der Fluss reichlich Regen gebrauchen konnte – er musste normalerweise viel hoeher laufen – war aber immerhin noch ca. 40 m breit. Und glasklares gruenes Wasser.


    Ich konnte am anderen Ufer eine ganze Schar von Moewen und Adler ausmachen die sich ueber die verendeten Lachse hermachte. Auch an unserem Ufer waren im seichten Uferwasser schon gestorbene Chums auszumachen. Na vielleicht kam ja mal ein Baer vorbei!


    Waehrend Glenn uns noch erklaerte wo und wie, hatte Kelly aus dem anderen Boot schon seinen zweiten Lachs zum Ufer. Grosse zaehnestarrende Chums um die 20 Pfund. Dann suchten wir uns die besten Stellen wo die Stroemung hinter der Landspitze brach. Ich watete in knietiefes Wasser und sah wie zu meinen Fuessen ein paar grosse Schatten davonhuschten. Aha, man musste gar nicht weit werfen. Ich versuchte die ersten Wuerfe und merkte sofort, dass es in der recht starken Stroemung mehr Schrotblei vor der Fliege bedurfte. Waehrend ich im Boot nach meinen Utensilien suchte, hoerte ich Rainer jubilieren. Als ich hinschaute sah ich seine Rute stark gebogen und er schaute hilflos zu mir rueber.


    Ich rannte zurueck um ihm zu helfen. Als ich ankam sah ich nur noch wenig Schnur auf der Rolle und der Fisch zog mitten im Fluss voll stromab. Rainer wusste nicht wie er den Fisch stoppen konnte. Er gab mir die Rute. Ich zog erst einmal die Bremse fast zu, drueckte den Daumen auf die Spule und stemmte mich dagegen. Tatsaechlich hielt das den Fisch auf. Dann begann ich gegen die Stroemung und einen starken Fisch zu pumpen. Nach dem Winkel der Schnur zu urteilen war der Fisch ca. 200 m flussab. Ich rechnete kaum damit den Fisch noch landen zu koennen. Und tatsaechlich wurde die Last nach ca. 5 Minuten leichter und der Haken kam ohne Fisch zurueck. Ich zeigte Rainer wie die Bremse zu verstellen ist und riet ihm die Fische haerter ran zu nehmen.


    Dann half ich Peter beim Auswerfen. Er hatte Schwierigkeiten das lange Vorfach mir der kurzen Rute zu werfen. Da er keine Watstiefel oder Hose hatte, konnte er auch nicht ins Wasser. Ich zeigte ihm ca. 50 m stromauf eine Bachmuendung in der sich auch paar ermuedete Chums ausruhten. Mit flach eingestellter Pose war er nun eifrig damit beschaeftigt denen seinen Koeder vor das Maul zu werfen. Ok, Peter ist fuer die naechste 2 Stunden bestens beschaeftigt!


    Ich wandte mich wieder meiner Fliegenrute zu – aber noch bevor ich auswerfen konnte, hakte mein Nachbar Kelly einen dicken Chinook der am Ufer entlang sauste und mir keine Chance zum Einwerfen gab. Ich verfolgte den Drill und Kelly konnte einen noch fast silbernen Chinook von vielleicht 25 Pfund ins seichte Wasser ziehen. Dort wurde er abgehakt und wieder freigelassen. Kaum war das vorbei, hatte Rainer seine Rute wieder kreisrund! Ich nahm die Kamera auf und wollte ihn mit einem dieser Brocken im Arm ablichten. Leider stieg der Fisch nach brutalem Drill kurz vor der Landung aus.


    So jetzt war ich dran! Ich ging an meine Stelle zurueck und beobachtete das Wasser. Da, ca. 10 m etwas stromab sah ich einige grosse Schatten in ca. 2 m tiefem Wasser parallel zum Ufer ziehen. Eine Polbrille war durchaus von Vorteil bei dieser Angelei. Ich warf meinen Koeder etwas stromauf ein und hoffte das er bis zu den Fischen auf Tiefe gesunken war. Die Fliege lief unbeachtet durch. Die Lachse schwammen langsam weiter stromauf und waren nun fast auf meiner Hoehe. Ein kurzer Wurf, kurz absinken und ich spuerte einen Ruck. Ich zog an und sofort dreht sich ein breiter Ruecken vom Grund und waelzte sich an die Wasseroberflaeche. Ich sah wie meine Fliege an der Bauchflosse des grossen Chums hing. Mist! Mein Geraet fuehlte sich sowieso schon unterdimensioniert an beim Anblick von 20 – 30 Pfund Fischen aber auch noch foul-gehakt? Ich ruckte hart an um den Schonhaken hoffentlich loszurucken. Der Fisch dreht verschreckt auf und raste in die Flussmitte und die Fliegenrolle ueberschlug sich fast. Gott sei Dank schlitzte der Haken dann bald aus.


    Der Rest des Schwarms war noch in Wurfweite als ich wieder bereit war, warf ich die Fische erneut an. Zweiter Wurf und wieder ein brachialer Ruck an der Fliegenschnur und sofort schoss ein gestreiftes fettes Chummaennchen einen halben Meter aus dem Wasser. Der Fisch machte mit mir was er wollte und ich konnte wirklich wenig dagegen tun. Glenn, etwas weiter abwaerts, sah mich drillen und feuerte mich an. Nach paar Minuten wurden die Fluchten kuerzer und der Fisch stellte sich jetzt still in die Stroemung. Ich zog was das Vorfach hergab, konnte ihn aber nicht bewegen. Na klasse. Das kann jetzt einen Weile so weitergehen. Ich watete Richtung Fisch um ihn aufzuscheuchen – aber es war zu tief und ich kam nicht nah genug hin. Ich lief flussaufwaerts und zerrte von diesem Winkel. Als ich die Schnur wiedermal zum Bersten gespannt hatte, spuerte ich ploetzlich wie der Fisch sich bewegte und wie von einer Tachantel gestochen flussab davonstob. Ich reagierte nicht schnell genug und spuerte augenblicklich den haesslichen Ruck eines Schnurbruches. Damn!


    Ich lief zum Boot und holte mir ein Stueck von Glenns Schnurrolle. 40 Pfund Tragkraft. Na das sollte reichen! Da wird wohl die Rute eher brechen. Ich fand aber nichts zwischen 15 und 40 Pfund Tragkraft. Als ich zurueckkam war Rainer schon wieder voll im Einsatz. Ich legte meine Rute erst einmal weg um ihm zu helfen. Nach einigen rasanten Fluchten und Spruengen brachte Rainer den Fisch ins flache Wasser. Ich watete hinzu und griff beherzt an der Schwanzwurzel zu. Die folgenden Schwanzschlaege des Fisches sendeten mich fast ins Wasser. Unglaublich die Kraft dieser Fische! Ich griff mit der anderen Hand unter des Fisches Bauch und hob ihn hoch. Klasse Fisch! Ein Chum Maennchen mit Laichhaken und furchterregenden Zaehnen – bestimmt 25 Pfund oder bisschen mehr! Ich uebergab den Fisch an Rainer und schoss paar Fotos bevor der Lachs wieder schwimmen durfte.


    Da hoerten wir Peter schreien und liefen schnell hin. Auch er hatte einen grossen Chum ueberlistet und hatte alle Haende voll zu tun mit dem leichten Geraet. Gluecklicherweise schoss sein Fisch weiter in den seichten Bach hinein wo er sich praktisch selber auf Grund setzte. Stolz fing Peter seine Beute ein und bestaunte ihn bevor er ihn wieder freiliess. Ich hatte meine Fliegenrute mitgenommen und versuchte gleich ein paar Wuerfe direkt vor der Bachmuendung. Beim 3. oder 4. rappelte es wieder gewaltig an der Fliegenschnur und in einer ersten gigantischen Flucht riss der Fisch mir die gesamte Fliegenschnur und bestimmt noch 30 m Backing von der Rolle. Weit draussen sah ich ihn paar mal springen und an der Oberflaeche toben. Langsam arbeitete ich den Fisch wieder zurueck. In der tiefen Rinne vor meinen Fuessen war dann wieder Schluss. Er liess sich einfach nicht mehr von der Stelle bewegen. Ich warf Steine in die Richtung und konnte ihn damit sogar einmal an die Oberflaeche bewegen. Die Fliege sass perfekt im Mundwinkel – ein praechtiges Chum Maennchen von fast 30 Pfund - geschaetzt. Aber dann sank er wieder an den Boden der schnellfliessenden Rinne.


    Rainer kam und bot seine Hilfe an. Ich uebergab ihm die Rute und watete tief ins Wasser Richtung Fisch. Der Fisch erschreckte sich und riss aus. Rainer wollte dagegenhalten – allerdings ueberschaetzte er die Schnurstaerke und mit einem lauten Knall riss die Fliegenschnur. Ich sah die Sinkspitze an mir vorbeisaussen und wollte sie noch zugreifen aber es ging zu schnell. Futsch!


    Ich wechselte die Rolle und fischte nun mit einer Schwimmschnur. Ich musste nun ein laengers Vorfach mit viel Bebleiung verwenden um in Grundnaehe zu kommen. Als ich wieder mal einen Schwarm sich naehern sah, warf ich die Fische gezielt an. Ich konnte die knallrote Fliege gut beobachten wie sie durch die Fischgruppe driftete. Da, ein Lachsbauch leuchtete hell auf und im selben Moment der harte Ruck. Ich zog an und der Fisch zog ab. Ich drehte die Fliegenrollenbremse auf die schwerste Stellung, die ich meinem Geraet zutraute und arbeitet und hebelte an dem Fisch, der mittlerweile 50 m abwaerts am Stroemungssaum herumplatschte, um ihn in die seichte Bucht der Kehrstroemung hinter der Landzunge zu bekommen. Es funktionierte! Ich hatte den Lachs nun in flachen und stroemungsarmen Gefilden und konnte ihn dort austoben lassen. Ich lief auf ihn zu und nach vielleicht 10 – 15 Minuten hatte ich den Fisch im handtiefen Wasser zu meinen Fuessen. Ich sah Glenn mit seiner Kamera im Boot auf mich zuhalten und holte das schoene vielleicht 20 Pfund Chumweibchen mit beiden Haenden aus dem Wasser und posierte fuer die Kamera. Dann entnahm ich den Haken, der fest im vorderen Unterkiefer hing, und liess die Chum-Dame wieder frei. Moege sie viele Eier legen. Sie preschte los und schlug mir eine Ladung Wasser ins Gesicht zum Abschied. Besten Dank! Glenn lachte laut!


    Rainer war schon wieder voll in Action und fing noch einen weiteren Chum und kurz darauf einen vielleicht 20 cm langen Squawfish. Sozumindest bezeichtet Glenn das Tier. Sah aus wie eine Maraene oder Felchen – jedenfalls ein Salmonide oder salmonidenaehnlicher Fisch – mit Fettflosse. Seltsamerweise hakte ich kurz darau auch so einen. Es musste ein Schwarm davon an die Stelle gezogen sein. Wahrscheinlich gierige Gelegeraeuber die den Lachsen ins Leichgebiet folgen um da auf ihre Kost zu kommen. Anders konnte ich mir nicht erklaeren, dass so ein kleiner Fisch auf ein knallrotes Wollknaeuel von der Grosse seines Kopfes mit einem 3er Haken anspringt.


    Dann war BBQ-Mittagspause. Glenn hatte den Bootsgrill angeworfen und wir warfen uns hungrig ein paar leckere Bratwuerstchen ein. Nach so einer physischen wie auch psychischen Anstrengung und dann noch mitten in der Natuer schmeckt doch alles noch viel besser. Ein Bierchen dazu durfte auch nicht fehlen! Dann beschlossen wir noch ein paar Wuerfe auf die Lachse zu machen und dann auf Stoer im Fraser zu probieren.


    Glenn stellte sich neben mich und hakte beim 2. Wurf ein wahres Monster. Als er den Fisch zu stoppen suchte, wurde er um ein Haar fast ins Wasser gezogen, derartig wuchtig riss der Fisch an der Leine. Das konnte eine Weile dauern. Auch ich hakte noch einen kleineren Chum der aber auch einen fantastischen Drill an der Fliegenrute ablieferte. Ich hatte sogar noch Zeit einen Squawfish danach zu fangen bis Glenn seinen Brocken dann endlich in die seichte Bucht dirigiert bekam. Ein richtig fetter Chinook waelzte sich da an der Oberflaeche. Weit ueber 30 Pfund, da waren wir uns alle einig. Nachdem er ihn wieder schwimmen liess, warf er nochmal ein und wieder schnappte sich ein D-Zug den Koeder.


    Glenn stoehnte und aechzte – das musste wirklich schon schmerzen! Aber er konnte ja auch nicht genug kriegen. Nach ca. 15 Minuten zog er wieder einen Chinook um die 30 Pfund in die Bucht. Ich kam hinzu und half bei der Landung. Ich griff an der Schwanzwurzel zu und hob ihn mit 2 Haenden kurz hoch, entfernte den Haken und entliess ihn wieder in die Stroemung. Wow. Das war wirklich Fischen bis der Arzt kommt. Rainer hatte inzwischen weiter oberhalb auch noch einen Chum gedrillt und sogar Peter hatte noch einen erwischt. Erschoepft und total begeistert stiegen wir wieder ins Boot um nun dem etwas gemuetlicheren Angeln auf Stoer zu froenen.


    Glenn dueste den Fluss hinab bis zur Muendung in den Fraser. Wo sich die beiden Stroemungen trafen, lag ein Guideboot verankert und drillte gerade einen Stoer. Aha, hier ging was. Glenn suchte sich eine geeignete Stelle zum Ankern etwas flussauf und dann warfen wir 3 Grundruten schwersten Kalibers mit Fischkoedern ein.


    Peter beobachtete das Nachbarboot mit dem Fernglas. Die Gaeste des Bootes zogen gerade einen ca. 1.5 m Stoer an‘s Boot. Der Guide markierte den Fisch und liess in dann wieder schwimmen. Stoerfischen ist in BC nur Catch & Release und die Guides nehmen an einem Markierungsprogramm teil welches den Fischereiwissenschaftlern Bestandsaufnahmen und Verhaltensdaten verschafft. Kurz danach vermeldete Peter, dass die schon wieder drillten. Tatsaechlich! Diesmal war es sogar noch ein groesserer Fisch! So ging das die naechste Stunde weiter. Wir sahen das Nachbarboot 4 oder 5 Stoere landen. Wir lagen nur 50 m stromauf und bis auf einen Biss hatten wir nichts zu verzeichnen.


    Glenn vermutete, dass das Boot direkt vor einem Loch ankerte in dem die Stoere lagen. Als die Nachbarn wieder zuschlugen, hatte Glenn genug. Er holte den Anker ein und zirkelte um das andere Boot. Aber die Stroemungsverhaeltnisse waren so, dass man nur von der einen Seite an das Loch herankam. Etwas frustriert fuhr Glenn in den Fraser zu einer anderen Stelle, die er von frueheren Trips kannte. Dort lagen schon die anderen 2 Boote unserer Gruppe und wir legten alle 3 Boote Seite an Seite zusammen an einen Anker. Es sollte sich aber nichts mehr tun an keiner Grundrute.


    Wir konnten aber schoen die Adler am Ufer beobachten und sahen wie springende Lachse den maechtigen Strom hinaufzogen. Dann war leider unsere Zeit um und Glenn brachte uns zum Camp zurueck. Rainer und Peter brachten mich zur Faehre nach Victoria und fuhren selbst nach Vancouver um dort noch ihren letzten Urlaubstag zu verbringen. Wir hatten eine tolle Zeit mit vielen Angelerlebnissen zusammen verbracht!











  • Da ich momentan nicht zum Angeln komme muss ich meine Fischsucht halt anders stillen. Ich helfe den freiwilligen Flusswaertern der paar staedtischen Baeche beim Zaehlen und Umsetzen der Lachsaufsteiger. Hier in Victoria haben wir nur einige kleine Baeche, die in den umliegenden Bergen entspringen und dann praktisch mitten durch die Stadt fliessen. Ausserhalb der Wohn- und Gewerbegebiete sind diese Baeche recht idyllisch und naturnah. Durch die Stadt hindurch muessen die Baeche jedoch einiges erleiden. Zwar sind direkte Abwassereinleitungen mittlerweile auch hier tabu, aber es geschehen regelmaessig Heizoelunfaelle, Muell findet sich gelegentlich an gut zugaenglichen Stellen im Wasser und die Regenwasser/Strassenablaufkanalisation wird in diese Baeche abgeschlagen, mit allen hydraulischen und biologischen Folgen.


    Es ist erstaunlich, dass trotz all dessen, jedes Jahr wieder die Cohos (Silberlachse) zurueckkommen und die Fischgenerationen weiterleben lassen wollen. Natuerlich sind die Bestaende durch die vielen Risiken stark schwankend und ohne die Hilfe von Freiwilligenverbaenden und Stuetzbesatz waere von den Lachsbestaenden nicht mehr viel uebrig. Gluecklicherweise und noch ohne jegliche Erklaerung, sind die Cohos dieses Jahr besonders zahlreich. Das gilt fuer die gesamte Inselkueste und wir Angler haben davon schon den ganzen Sommer und Herbst ueber profitiert.


    Auch die kleinen Victoria Baeche (Craigflower Creek, Colquitz Creek, Goldstream River) haben enorme Aufstiege dieses Jahr. Im Craigflower Creek tummeln sich gerade ueber 600 Cohos und es ist noch Zeit fuer mehr. Und das ist ein Bach der im Schnitt hoechstens 2 m breit und 20 cm tief ist. Wenn der Aufstieg Ende Nov vorbei ist, bin ich mir sicher wird die Nummer wohl bei 1000 liegen. So viele sind dort seit Jahrzehnten nicht mehr gezaehlt wurden. Der Flusswart zaehlte in der Falle am Fischzaun vor 3 Tagen alleine 165 Stueck an einem Tag.


    So ein Fischzaun wird als Wanderbarriere quer ueber den Bach installiert mit einer Durchlassoeffnung die Lachse aufhaelt aber kleinere Fische und Lebewesen durchlaesst (Forellen, Gruendlinge, Krebse etc).. Eine Oeffnung im Zaun laesst die Lachse in einen geschlossenen Kaefig in dem sie sich ansammeln, bis 1-3 Mal am Tag der Flusswaerter kommt, sie dort herauskeschert, kurz misst, Geschlecht bestimmt und dann overhalb des Zaunes wieder freilaesst. So bekommt man eine Idee wie gross die Bestaende sind, wie stark die Schwankungen sind, und wie die prozentualen Rueckkehrraten sind fuer die jeweilige Generation.


    Erstaunlich und erfreulicherweise haben wir dieses Jahr eine Menge Coho Jacks gezaehlt. Jacks gibt es haeufig bei Cohos und Chinooks (vielleicht auch bei den anderen 3 pazifischen Lachsen – ist mir aber nicht bekannt) und die sind praktisch das Gegenteil eines Ueberspringers beim Atlantischen Lachs (oder Meerforelle) aus dem gleichen Zweck. Cohos kommen normalerweise im 3. oder 4. Lebensjahr zurueck zum Laichen im Geburtsfluss; Jacks sind dann also Cohos die schon nach 2 Jahren zurueck kommen. Zwar sind die Jacks deutlich kleiner als die “richtigen” Aufsteiger, bekommen jedoch auch haeufig eine Chance zum Ablaichen. Habe schon mehrmals beobachtet wie sich die kleineren Jacks zwischen ein laichendes Grosslachspaar dazwischenmogeln und auch noch schnell ihren Senf dazugeben. Wahrscheinlich nehmen die grossen Milchner die Jacks gar nicht so richtig als Konkurrenz um das Weibchen wahr – genau darin liegt dann der Jacks Chance. Mit dieser Einrichtung hat die Natur fuer Bestandsueberleben bei katastrophalen Generationsausfaellen gesorgt.


    In der Praxis ist ein hohes Jack-Aufkommen ein Zeichen fuer einen grossen Run im folgenden Jahr. Man bekommt also schon mal einen Einblick in die naechstjaehrige Zukunft.


    Die Freiwilligen organisieren um diese Jahreszeit haeufig Besichtigungen der Zaun/Fallenanlage fuer Schulklassen und andere Interessierte. Das ist Biologie zum Anfassen und viele staunen, dass solche kleinen Baeche, und noch dazu mitten in der Stadt, immer noch wichtige Oekosystemfunktionen haben. Das erzeugt Umweltbewusstsein und rekrutiert vielleicht den einen oder anderen neuen Helfer oder Spender. Ich bin jedenfalls mit Stolz und Elan dabei!


    Anbei noch ein paar Bilder von den Victoria Baechen. Viel Spass.


    1) und 2) Craigflower Creek im Oberlauf


    3) Volle Lachsfalle im Craigflower Creek


    4) Schoener Coho Milchner


    5) Lachsbesatz fuer Craigflower von der Brutstation


    6) Colquitz Creek


    7) Fischzaun und Lachsfalle am Colquitz Creek

  • Endlich mal wieder ein Fangbericht von der Insel! Eishockey- und wetterbedingt ergeben sich momentan nicht viele Gelegenheiten mal auf’s Wasser zu kommen. Freitag hatte ich frei und Larry, mein alter Kollege in Rente, ueberzeugte mich, das der Wind erst am Nachmittag zulegen wuerde. Nachdem die Kinder zur Schule abzogen waren, machte ich das Boot klar, tankte auf und holte Larry daraufhin ab.


    Wir beschlossen es vor Victoria zu versuchen; erstens ersparte das uns den 30 minuetigen Weg nach Sooke und zweitens hatten wir 2 oder 3 ordentliche Fangberichte von Victoria gehoert/gelesen. Also das Boot in Victoria eingelassen und mit Volldampf Richtung Constance Bank gebrettert. Die See war recht ruhig – wenn auch nicht voellig glatt. Die Motoren freuten sich mal wieder dampfen zu koennen!


    Wir starteten an der Scharkante der Bank bei ca. 40 m Tiefe. Larry liess einen Koederfisch am System hinab in Grundnaehe und ich vertraute einem Glow-Plastiksquid direkt ueber Grund geschleift. Die Ebbstroemung riss uns schnell an der Kante vorbei und auf das flacherer Plateau an der Westseite der Bank. Es tat sich nicht. Ich fischte aggressive am Grund um etwaige faule Lachse durch Aufwirbeln von Sand und Kies mit dem Downriggerblei in Beislaune zu bekommen. Einmal hing sogar mein Downriggerblei am Grund fest und nur die schnelle Reaktion von Larry den Schleppmotor rueckwaerts zu schalten rettete das Geschirr. Das war knapp. Nach 2 erfolglosen Stunden entschlossen wir unser Glueck auf den Oak Bay Flats zu versuchen. Es schienen keine Winter Springs (Chinooks) auf dieser Seite der Bank zu sein.


    Nach 15 Minuten kamen wir in Oak Bay an. Dort stand der SO-Wind voll entgegen der Stroemungsrichtung und tuermte die See auf. Es wurde ein Wackelfest. Wir hielten trotzdem 1 Stunde aus und schleppten an den ueblichen und vielversprechenden Stellen. Nichts. Es war auch nichts auf dem Echolot zu sehen. Ein Paerchen Orcas kam vorbei und erheiterte unsere Laune etwas. Auch wenn das bedeutete, dass jetzt wirklich jeder Lachs Fersengeld gegeben hatte.


    Auf dem Heimweg wollten wir nochmal kurz vor der Victoria Mole anhalten und ein-zwei Runden drehen. Manchmal – besonders im Winter - kann es dort auch ganz ordentlich rappeln. Wir stoppten unterwegs bei einem anderen Kleinboot und erkundigten uns nach deren Erfolg. Nichts ausser ein paar vielversprechende Signale am Sonar. Also fuhren wir zur Mole und schleppten dort unsere Koeder dicht ueber Grund in 40 m Tiefe entlang. Ich hatte mittlerweile auf einen kleinen Coho-Killer Blinker umgestellt. Larry bliebt bei Koederfisch.


    Ich zoomte gerade an dem Kartenplotter als Larry mir zurief was mit meiner Rute los waere? Ein kurzer Blick und ich sah wie die Rute ungespannt im Halter steckte und die Schnur schlapp herunterhing. Aber nur fuer eine Sekunde denn dann spannte sich ploetzlich die Schnur und die Rute verneigte sich tief zum Wasser hin. Aha, Rute ausgeloest und Fish On! Ich sprang hinzu und wahrscheinlich mit einem breiten Grinsen und einem befriedigendem Gefuehl nahm ich die Rute zur Hand und setzte den Haken in etwas Schweres. Der hing!


    Sofort machte der Fisch ordentlich Betrieb und nahm auch einige Male paar Meter Schnur. Das musste ein anstaendiger Winter Spring sein. Das Durchschnittsgewicht dieser Fresslachse liegt zwischen 5 und 12 Pfund. Alles ueber 10 Pfund zaehlt als stattlicher Winterlachs. Der hier musste in diese Kategori e fallen so wie der sich verkauft. Ich genoss den Drill – war es doch eine Weile her seitdem ich einen Fisch selber gedrillt habe. Larry raeumte den Downrigger auf der einen Bootsseite aus dem Weg und wartete ungeduldig mit dem Kescher.


    Wir konnten einen schoenen silbernen Schatten noch tief neben dem Boot sehen aber der Fisch wollte noch nicht an die Oberflaeche kommen. Immer wenn ich dachte jetzt koennte ich ihn Richtung Netz dirigieren, sausste er wieder in die Tiefe davon. Dann endlich brach er die Oberflaeche und ich schlidderte ihn schwungvoll Richtung Kescher und Larry packte beherzt zu. Haha – gewonnen! Ein herrlicher Silberbrocken von genau 5 kg lag vor uns. Na wer sagt’s denn – es geht doch!


    Waehrend ich mein Geschirr wieder einsatzbereit machte, steuerte Larry eine Schleife um wieder zur Bisstelle zu kommen. Es schwammen aber nun ein paar Krautfelder genau wo ich vorher den Biss hatte. So schleppten wir ueber etwas tieferem Wasser – so 45 m. Larry hatte gerade sein Geschirr etwas tiefer gelassen als es an seiner Rutenspitze zu reissen begann. Er schnappte sich die Rute, wartete eine Sekunde und als er Widerstand spuerte, schlug er an. Im Nu war seine Rute krumm und er war am Fisch. Jetzt sah ich zum erstem Mal sein neues Ruten/Rollenkombo im Einsatz – ein Abschiedsgeschenk unserer Belegschaft zu seinem Renteneintritt.


    Larry machte der Drill sichtlich Spass und der Fisch machte auch ordentlich Dampf. Noch neben dem Boot waelzte er sich wild und sausste wieder tief hinunter und paar Mal musste Larry gefaehrlich um die Motoren herummanoevrieren. Aber der Drilling sass fest und irgendwann wurde der Fisch muede und ich konnte ihn keschern. Ein Stueckchen kleiner als meiner aber mit knapp 4 kg auch noch ein schoener Fisch. Wir versuchten es noch eine Runde ueber die gleiche Stelle, konnten aber nichts mehr ueberlisten. Das andere Boot kam heran und winkte fragend herueber. Larry deutete eine 2 an und die beiden anderen Angler staunten nicht schlecht, hatten wir doch vor 20 Minuten noch mit ihnen gesprochen und Misserfolg bestaetigt.


    So schnell kann’s manchmal gehen. Da haetten wir uns ‘ne Menge Zeit und Benzin sparen koennen wenn wir gleich an der Mole zu angeln angefangen haetten. Keine 5 Minuten von der Marina weg!


  • Letzten Freitag ergab sich die seltene Moeglichkeit mal wieder dem Ufer zu entfliehen und auf dem Boot mal wieder salzige Luft zu schnuppern und dabei vielleicht auch noch ein paar Delikatessen fuer die Weihnachtszeit zu ueberlisten. Winter Springs waren wohl vor Victoria als auch Sooke vor Ort, jedenfalls den Berichten einiger wetterunerschrockenen Hardcore-Angler zufolge, doch kamen die Berichte sehr sporadisch und undetailiert. So musste ich wohl selbst erforschen wo and wie.


    Ich entschied mich es die 3 Stunden in einem meiner Lieblingswintergebiete – Whirl Bay – zu versuchen. Ist zwar ein eine halbe Stunde Fahrt von der Haustuer bis zur Bootrampe in Pedder Bay, jedoch kenne ich diese Bucht sehr gut und sie war auch immer gut zu mir gewesen.


    Es waren nur 2 Bootsanhaenger auf dem Marinaparkplatz – im Vergleich zum Rummel im Sommer sah das fast gespenstig aus. Die 20 Mietboote lagen traurig in einer Reihe aufgebockt an Land hinter dem Parkplatz. Bei Null Wind liess ich Red Hot zu Wasser und dueste gleich den Fjord hinaus zur offenen Juan de Fuca Strait. Durch die Race Rock Passage durch, wo es bei unguenstigen Wind- und Gezeitenkonstellationen sehr schnell sehr ungemuetlich werden kann, und nach 10 Minuten war ich in Whirl Bay. Ein anderes Boot kreuzte dort schon herum.


    Ich genoss die Ruhe als der Aussenborder aus war, machte zwei Schleppruten mit Flasher und green-glow Blinker fertig und liess dann den kleinen Schleppmotor langsam forwaerts schnurren. Lachse waren mit Sicherheit da - irgendwo in dieser 1 km2 grossen Bucht mit sandig/kiesigem Untergrund. Frage war nur wo? Auf der tiefen Seite in ca. 50 m plus Tiefe oder auf der Uferseite bei ca. 30-40 m Tiefe? Ich entschied mich zuerst in tieferen Gefilden zu beginnen. Es war schliesslich schon 10 Uhr und die Sonne schien grell herab – Bedingungen unter denen Lachse normalerweise etwas tiefer rauben.


    Ich liess einen Blinker bis zum Grund hinab und den anderen etwa 3-4 m ueber Grund. Dann zog ich einige Kurven am Buchteingang hinter einer Untiefe entlang um dann der 50 m Kontourlinie nach West zu folgen. Es tat sich nichts. Nach einer Stunde ohne irgendeine Reaktion kam ich an den Westausgang der Bucht. Dort schloss Church Rock, eine kleine Felsinsel, die Bucht ab. Dort traf ich auf das andere Boot und wir tauschten nur unsere Nullnummererfahrung bisher aus. Wo steckten denn diese Kerle?

    Direkt vor Church Rock kam der Grund riffartig ploetzlich nach oben. An dieser Kante lag ein Kelpbett und bot damit Kleinfischen ein sicheres Biotop an, was natuerlich auch ein Anziehungsgrund fuer Raubfische war. Ich hatte schon eine Menge schoener Lachse direkt vor diesem Kelpbett abgeschleppt. Es war allerdings nicht so einfach zu befischen mit der Schleppmethode da die Stroemungen einen entweder flott auf das Riff hinzogen oder eine ungemuetliche Kehrstroemung mit dem Boot nur so spielte. Ein bisschen zu nahe an das Riff war der sichere Verlust des Schleppgeschirrs.


    Heute waren die Stroemungen moderat und ich wagte die Tour. Direkt vor dem Riff war der Grund etwa 35 m tief. Ich holte die eine Rute auf 30 m hoch um nur mit einer Rute hart manoevrieren zu muessen wenn es schnell gehen musste. Ich steuerte senkrecht auf das Riff hin um dann ca. 20 m entfernt davon 90 Grad einzuschwenken um dann parallel zum Riff entlang zu fahren. Das Wasser war sehr unruhig. Ich sah auf dem Echolot wie der Kiesgrund leicht anstieg...140 Fuss, 135...130, 125 ...noch ein Stueck dichter denn die Lachse kreuzen gern ganz dicht am Knick entlang...ich sah wie die Bodenlinie ploetzlich steil anstieg und auf 90 Fuss zulief.


    Ich riss das Lenkrad herum um wieder Tiefe zu gewinnen und holte den Downrigger gleichzeitig auf 100 Fuss hoch. Ich gewann gerade wieder die 110 Fuss Tiefe als die Rute ruckte und ausloeste. Ich warf einen schnellen Blick auf den Downriggerarm um festzustellen ob es etwa Bodenkontakt war – nichts – der Downrigger blieb ruhig – also muss es Fisch sein!


    Ich nahm die Rute auf und ruckte an. Ich fuehlte Widerstand und leichtes Kopfschuetteln. Waehrend ich langsam einholte, holte ich den Downrigger hoch und steuerte etwas weg vom Riff. Es war da schon klar, dass das kein Riese war am Haken. Ich drillte den kleinen Silberpfeil heran, der trotz seiner Kleine ordentlich Betrieb machte. Als er dann neben dem Boot nach einigen wilden Taenzen stillhielt, ergriff ich den Blinkerhaken mit der Zange und liess den vielleicht 40-45 cm kleinen Chinook wieder frei. Er schoss nur so davon.


    Na dass musste ich doch glatt nochmal versuchen. Vielleicht waren ja paar groessere Geschwister dabei. Die naechste Anfahrt brachte nichts, aber ich kam diesmal auch nicht ganz so dicht an das Riff heran. Die dritte Anfahrt war perfekt, brachte aber keinen Biss. Als ich schon fast vorbei war drehte ich nochmal voll gegen das Riff um die Koeder praktisch gegen die Wand prallen zu lassen, um dann schnell wieder abzudrehen. Ich befuerchtete fast zu viel riskiert zu haben denn das Echolot schoss schon bis auf 78 Fuss – da zuckelte es leicht wieder an der riffseitgigen Rute. Ich nahm Fuehlung auf und schlug an. Etwas war ‘dran aber keine richtige Gegenwehr.


    Ich vermutete einen der Felsenbarsche, die natuerlich an solchen Riffen haeufig zu Hause waren. Ich hatte Recht und brachte einen vielleicht 2 pfuendigen Copper Rockfish zum Boot. Leckere Filets an diesen Burschen aber sie sind sehr langsamwuechsig und daher lange nicht mehr so zahlreich wie frueher. Er war nur knapp gehakt und hatte auch durch den Druckunterschied aus der geringen Tiefe keinen Schaden gelitten – so liess ich ihn wieder frei. Frohe Weihnacht!


    Aber ich wollte auch nicht als Schneider nach Hause gehen und gab noch nicht auf. Ich beschloss nun die flachere Buchtseite wieder zurueckzuchleppen. Hier gab es kaum Hindernisse und ich schleppte beide Ruten hart am Grund. Das anderen Boot kam mir auf Hoehe der Buchtmitte genau entgegen und wir wollten gerade Erfahrungen austauschen als meine rechte Rute losruckte. Aha! Schnell den Anschlag gesetzt und ich fuehlte einen unerfreuten Kampfgegner. Sicher auch kein Riese aber er wehrte sich ordentlich. Ich drillte ihn gefuehlvoll zum Boot – der sollte mit wenn gross genug!


    Hinter dem Boot tanzte der Lachs nochmal kraeftig los und liess mich bangen. Gar nicht einfach alleine einen Lachs zu landen – der Motor war noch leicht in Vorwaerts um die zweite Rute nicht auf Grund sinken zu lassen... Beim zweiten Versuch war er dann im Kescher! Ca. 5 Pfund blankes Silber!


    Nun kreisten ich und das andere Boot mehrfach um die Fangstelle. Aber wir konnten nichts mehr ueberreden. Nach einer halben Stunde entschloss ich mich zurueckzufahren und noch direkt an der Fjordmuendung – Pedder Bay – eine kleine Runde um die verankerte Tonne zu drehen. Dort zogen auch haeufig Winter Springs herum.


    Auf dem Rueckweg kamen mir 2 Whalewatcher Boote entgegen. Nanu, waren die Orcas so nahe?


    An der Navigationstonne liess ich nochmal beide Rute ein und schleppte hart am Grund in ca. 40 m Tiefe. Es dauerte nicht lange, da loeste ploetzlich eine der Ruten aus und ich konnte nochmal den Haken in einem Fischmaul versenken. Wieder deutete sich ein Kleinlachs mit viel Energie an. Es ging alles wie geoelt und paar Minuten spaeter hatte ich Nummber 2 im Kescher. Der war etwas kleiner als der erste und wohl die unterste Groesse, die ich ueberhaupt und generell mitnehme aber heute war es gut genug und mit der erweiterten Familie ueber Weihnachten wuerden wir diesen Leckerbissen geniessen.


    Dann packte ich zufrieden ein und liess den Yamaha Aussenborder bis zur Marina sprinten. Wer weiss wann er mal wieder Auslauf bekommt!


    Frohe Weihnachten und einen guten Start in ein fischreiches neues Jahr!



  • Leider gibt es momentan von mir wenig zu berichten. Ich hatte es letzten Freitag tatsaechlich mal geschafft, 2-3 Stunden mal auf's Wasser zu verschwinden. Die Motoren mussten mal wieder durchgespuelt werden und ich musste mal wieder salzige Luft schnuppern. Und die Haende zitterten auch schon leicht in Vorfreude auf grossartige Drills. Leider ging an dem Tage gar nichts. Kein Silber liess sich zum Tanz bitten, an drei verschiedenen Stellen. Es blieb bei einer schoenen Bootstour. Kein berauschender Beginn im neuen Jahr! Hoffe, dass aendert sich bald.


    Ich habe aber mal durch meine Fotoachive 2012 gestoebert welche auch von ein paar Freunden aufgestockt wurden und wollte wenigsten mal ein paar schoene Eindruecke mit Euch teilen. Viel Spass!


    Hier Bilder vom letzten Freitag.



    Mt. Baker und das Kuestengebirge in Washington State, US


    Olympic Mountains vor Victoria, BC


    Gulf Islands zwischen Vancouver Island und Festland


    Tierbilder


    Flussotter


    Robbe


    Weisskopfseeadler


    Seestern

  • mehr Tiere


    Squat Lobster - oft Beifang in den Garnelenfallen


    Einsiedlerkrebs in der Krabbenfalle


    Eine Puget Sound King Crab - von einem Taucher vom Grund heraufgebracht


    Porpoises - delfinartige Kleinwale


    Lachs kurz vor Landung


    Biberdamm


    Seeloewe bei Fischattacke


    Das war knapp!


    Mr. Neugierig

  • So, endlich das erste Mal auf’s Wasser dieses Jahr! Und es ist schon Maerz! Unglaublich wie schnell die Zeit wieder vergeht. Ich hatte die letzten Wochen sehnsuechtig die Fangberichte von Freunden und Bekannten gehoert – die Winterlachse waren das Ziel. An einigen Tage hatte es ordentlich gerappelt, vor Victoria, aber auch in Sooke. Einige Male ging auch gar nichts – irgenwie waren nur wenige Heringsschwaerme da - solche Berichte hatten mich dann immer beruht wenn ich wieder in irgendwelchen Eishockeystadien unterwegs war oder mit unserer neugegruendeten Anglergesellschaft beschaeftigt war. Nur nichts verpassen...lol!


    Heute passte alles, arbeitsfrei, herrliches sonniges und windstilles Fruehlingswetter und keine Termine! So hatte ich mich entschlossen, fuer 2-3 Stunden eines meiner Winterlieblingsreviere unsicher zu machen: Whirl Bay, zwischen Pedder und Becher Bay. Dort habe ich um diese Jahreszeit schon manchen Lachs herausgezaubert. Ausserdem mussten die neuen Bootssitze eingeweiht werden. Die Katze hatte die alten beim Krallenschaerfen regelrecht zerlegt und so habe ich nach ein paar Wochen suchen ein sehr guenstiges Gebrauchtangebot gefunden. Natuerlich musste alles wieder umgebaut werden weil die neuen Sitze nicht auf den Unterbau der alten passten. Immer das Gleiche!


    Jetzt aber zum Angeln. War also gegen 10:00 Uhr an der Pedder Bay Marina angekommen – war der einzige Kunde da heute. Schoen aber auch seltsam. Es war ein Genuss durch den warmen Vormittag den kleinen Fjord hinauszuduesen. Der Motor freute sich auch ueber den laengst faelligen Auslauf! Nach 15 Minuten war ich an der Whirl Bay. Kein Boot weit und breit. Es war maessige Flut und bei Flut fische ich gerne die Kehrstroemung hinter Church Rock – einer Insel am Westende der Bucht. Dort gibt es, vom sonst eher langweiligen Sandgrund um die 40-50 m abgesehen, eine Steilkante zu einem kelpbewachsenen Riff. Der Trick ist moeglichst dicht am Knick und dicht am Grund zu fischen denn dort jagen die Lachse entlang. Dort druecken sie sich vor der Stroemung und koennen vom tiefen aus Kleinfische an der Kante ueberfallen. Dicht am Riff und Grund ist natuerlich haengergefaehrlich und ich habe ueber die Jahre dort auch schon fleissig geopfert. Aber das gehoert eben dazu.


    Ich angelte mit einer Koederfischmontage etwas ueber Grund –in 40 m und mit einer Glow-Blinkermontage hart am Grund. Ich steuerte senkrecht auf das Riff zu und drehte dann dicht daran scharf parallel dazu um den Knick entlangzuschleppen. Der erste Pass war etwas konservativ um mich erst wieder einzuschiessen. Beim zweiten Pass war ich extrem dicht dran. Ich musste hellwach sein und schaute immer abwechselnd vom GPS Plotter zum Echolot und zu den Ruten. Ich war schon am Riff vorbei und die Tiefe fiel schon ab als die Blinkerrute ausloeste und wild zu rucken anfing. Juhu! Endlich wieder am Fisch! Ich schlug an und fuehlte Widerstand der auch gleich unwillig wegzog. Eine Strudelstroemung dreht das Boot und ich konnte mich nicht allein auf den Fisch konzentrieren sondern hatte eine Hand am Steuer.


    Waehrend ich nun etwas Schnur gewann, sah ich wie die zweite Rute zuruecksprang und ebenfalls zu reissen anfing. Na toll! Double header beim Solofischen! Ich drehte einfach die Rollenbremse etwas weicher und konzentrierte mich ersteinmal auf den ersten Fisch. Der ruckte und kamepfte ordentlich – immer noch tief. Mit zwei Knopfdruecken holte ich beide Downrigger hoch um nicht, falls ich auf’s Riff zuruecktrieb, die Gewichte zu verlierenr. Ich sah immer noch wie die zweite Rute wild tanzte und die Rolle 2 – 3 Mal kurz kreischte. Es muss doch auch immer Chaos passieren wenn man mal allleine ist!


    Jetzt hatte ich den Fisch dichter am Boot aber er mochte das wohl nicht und sausste wieder ab aber diesmal nach links und direkt in die Schnur der zweiten Rute. Es ging so schnell, dass ich nichts dagegen unternehmen konnte. Jetzt zog es noch mehr an der zweiten Rute. Ich versuchte die Ruten untereinander durchzufuehren um die Schnuere wieder zu trennen aber es war schon hoffnungslos. Ich musste mich jetzt konzentrieren wenigsten einen der beiden Fische zu landen. Bei solchen Situation, besonders bei Sommer-Grosslachsen – gehen dann oft beide verloren. Ich loeste die Bremse der zweiten Rute ganz um keinen weiteren Widerstand zu erzeugen. Dann machte ich Druck auf den Fisch der jetzt Muedigkeitserscheinungen zeigte. Noch eine kurze Fluch unter das Boot – ich drehte den Schleppmotor auf und bekam den Fisch wieder an‘s Heck. Dann zog ich den Burschen mit Schwung in den Kescher. Geschafft! Haha! Die Schnur der zweiten Rute war hoffnungslos um den Flasher und Wirbel verleiert. Ich griff die Schnur die vom Kescher ins Wasser fuehrte und nahm Fuehlung auf. Aber es war nur noch der Flasher und Koedermontagenwiderstand zu spueren. Der war weg!


    Naja, ich kuemmerte mich um den feinen etwa 7 Pfund Winter Spring und entfitzte den Schnursalat. Man will ja den Koeder wieder schnell in die Beiszone bekommen. Bis ich wieder einsatzbereit war und wieder zum Riff zurueckgeschippert war, waren bestimmt 20 Minuten vergangen. Ich versuchte diese Tack noch 3-4 Mal aber es schien jetzt nichts mehr zu wollen. Bei einer sehr aggressiven Anfahr auf das Riff musste ich schnell den tiefen Koeder hochholen um ich spuerte wie das Downriggergewicht ueber Felsen holperte. Gluecklicherweise haengte es sich nicht fest. Als es in sicherer Hoehe war sah ich ein feines Zuckeln an der Rutenspitze. Ich wusste sofort was das war – ein Felsenbarsch hatte zugeschnappt. Wahrscheinlich ein Kleiner. Tatsaechlich brachte ich einen stachligen Kupfer-Felsenbarsch von vielleicht 1-2 Pfund herauf. Die Kerle sind bis 1. Juni sowieso geschont und weil die Bestaende nicht mehr so zahlreich sind, lasse ich die meisten sowieso wieder frei. Nur wenn denen wie bei Dorsch oder Leng die Schwimmblase zum Halse heraushaengt, nehme ich sie schon mal mit in der Saison. Lecker sind sie allemal. Der hier war in tip top Verfassung. Ich machte noch ein Foto fuer Euch und hakte ihn dann ab. Er schoss sofort in die Tiefe, und das war auch noetig fuer ihn wie ich gleich merkte.


    Ein grosser Schatten fiel ploetzlich auf mich und ich schaute erschrocken nach oben. Keine 10 m ueber meinem Boot drehte gerade ein voll ausgewachsener Weisskopfseeadler ab der wohl schon voll im Sturzflug gewesen war. Der wollte sich den Barsch klauen! Ein toller Anblick wenn ich auch im ersten Moment richtig erschrocken war. Dann sah ich noch einen zweiten Adller etwas weiter hoeher kreisen. Mensch, da war ich wohl voll ihn ihrem Revier am Raeubern und sie machten mir das deutlich klar. Der eine flog in die hohen Baumwipfeln am Ufer und der anderen setzte sich auf die Felsklippen von Church Rock. Ich konnte nur noch den auf der Felsklippe als schwarz-weissen Punkt erkennen. Und die hatten den kleinen Barsch an meiner Angeln an der Oberflaeche zappeln sehen von dieser Entfernung. Alle Achung fuer eine solche Sehleistung.


    Ich versuchte es noch eine halbe Stunde aber die Lachse waren verschwunden. Auf dem Heimweg hoerte ich ueber Funk, das auf Constance Bank der Lachs nur so tanzte und einige Guide schon nach kurzer Zeit mit Limits an Winterlachsen fuer ihre Gaeste nach Hause fuhren. Naja, will nicht meckern, hatte einen sehr schoenen, geruhsamen Tag mit einem Fisch und einer tollen Adlerbegegnung! Jetzt geht’s erstmal 2 Wochen nach Deutschland und wenn ich wieder komme ist die Heilbuttsaison im Gange! Kann’s kaum erwarten!





  • Bevor man Lachse fangen kann, muessen erst welche aufwachsen. In unberuehrten Gewaessern passiert das auf natuerliche Weise. In kompromittieren Gewaessern muss der Mensch nachhelfen wenn man Lachspopulationen erhalten moechte. Haette man das in Deutschlands Fluessen von Anfang an gemacht, als man die Gewaesser massgeblich zuveraendern anfing, dann haette man heute sicher noch einige erwaehnenswerte deutsche Lachsstaemme vorzuweisen. Ist eine Oekoniche erst einmal fuer laengere Zeit unbesetzt und der Genpool verloren, dann wird es sehr sehr schwer die Zeit wieder zurueckzudrehen.


    Wenn man auch sonst nicht allzuviel von den begangenen Fehlern anderer lernen moechte hier in BC, die Erkenntnis hat sich wohl doch durchgesetzt, dass man mit zunehmender Beeintraechtigung der Lachsfluesse auch zunehmende Stuetzmassnahmen ergreifen muss. In den 40-60ger Jahren ging der Gedanke in den USA sogar so weit, dass man meinte das ganze Lachsbrutprogramm eh besser als die Natur ‘drauf zu haben und man in einer unuebertrefflichen Arroganz die Lebensadern vieler Lachsstaemme mit riessigen Daemmen versperrt hat und gedacht hat, dass man mit einer Massen-Brutstation das Ganze viel effizienter ausgleichen koennte. Das war der Anfang vom Ende des scheinbar unerschoepflichen Lachs-Steelhead-und Stoerreichtums des Columbia Rivers und des Sacramento Rivers zum Beispiel. Viele Staemme dieser Fischarten verschwanden komplett innerhalb weniger Generationen. Die Massenproduktion stellte sich nicht als der erwartete Erfolg heraus.


    Heute ist man schlauer und macht Sperrwerke passierbar fuer anadrome Fische und lediglich ergaenzt den wilden Aufwuchs mit kuenstlich erbrueteten. Es gibt allerdings auch heute noch Fluesse im Nordwesten Amerikas die vollkommen auf kuenstliche Erbruetung angewiesen sind weil die Originalstaemme komplett ausgerottet wurden und einige Sperrwerke auch heute noch unueberwindlich sind. An einigen solcher Daemme faengt man die Lachse unterhalb der Staumauer in Fallen und Netzen und faehrt sie in Tanklastern zum Oberlauf!


    Hier in Victoria gibt es eine Anzahl kleinerer Baeche, die jeweils vor 100 Jahren noch einigen hundert Coholachsen als Heimatgewaesser galten. Grunderschliessung, Bebauung, Einleitungen und Verrohrungen haben einige dieser Baeche als Oekosystem komplett ruiniert; andere stark beeintraechtigt. Heute gibt es viele Freiwilligeninitiativen, die versuchen zu retten was noch zu retten ist und aufzubauen was noch Potenzial hat.


    Ein solche Initiative, die ich als besonders wertvoll erachte, ist das in vielen Grundschulen hier die 3. Klassen von solchen Freiwilligenverbaenden, finanziell unterstuetzt von der Regierung, Aquarien, Kuehlgeraete, Sauerstoffgeblase und Lachseier einer lokalen Brutstation bekommen. Das passiert so im November jedes Jahr. Die Schulklassen lernen dann wie man die Eier behandelt und beobachtet, sehen taeglich im Klassenzimmer nach ob alles in Ordnung ist, sehen dann die Larven ausschluepfen, fuettern die Jungfische dann bis so um diese Zeit herum und lassen die Junglachse dann in einem geeignetem Bach in Schulnaehe frei.


    Ich finde das eine grossartige Idee den Kindern so die Bedeutung der Lachse fuer die hiesige Natur beizubringen und ihnen ueber den Zeitraum von mehreren Monaten auch die Fragilitaet dieses ganzen Vorgangs vor Augen zu fuehren. Ausserdem erzeugt die monatelange Fuersorge fuer die Lachse eine persoenliche Beziehung wie zu einem Haustier und sensibilisiert die Kinder so fuer die Gefahren und Bedrohungen der Lachse in unserer modernen Welt. Es sind hunderte Grundschulen, die dieses Programm jedes Jahr vollziehen und ich ziehe meinen Hut vor den Lehrern und den Verantwortlichen dieses Programmes. Es gibt nichts Besseres als den naechsten Generationen schon frueh die Bedeutung unserer Fische fuer ein gesundes Oekosystem beizubringen und ihnen ihre persoenliche Verantworlichkeit einzuimpfen. Wenn unsere vorangegangenen Generationen ein solches Bewusstsein besessen haetten, waeren wir sicher in einer ganz anderen Position heute.


    Hier ein paar Bilder von der Klasse meines juengeren Sohnes als sie letzte Woche etwa 300 Junglachse im Mt. Douglas Creek in Victoria freiliessen.





  • Letzten Samstag bot sich mal wieder die Gelegenheit auf Silberjagd zu gehen. Leider war keiner meiner Angelfreunde in der Lage mich zu begleiten, so dass ich eine Solotour unternehmen musste. Hin und wieder gehe ich auch gerne mal alleine zum Angeln. Meistens bevorzuge ich jedoch Gesellschaft; vorallem beim betriebsamen Lachsangeln wo immer was zu tun ist und bei hektischen Beissperioden auch schnell mal (angenehmes) Chaos ausbricht.


    Ich hatte in den letzten Tagen einige vielversprechende Fangberichte von den Oak Bay Flats vernommen. Dieses sandig-kiesige Plateau direkt vor der Haustuere des Victoria Ortsteils Oak Bay war frueher (60-70ger Jahre) ein fast schon beruehmtes Angelrevier. Die damaligen bekannten Angelgroessen und Autoren mannigfaltiger Angelliteratur beschworen seinerzeit Oak Bay als einen absoluten Hot Spot an der ganzen Nordpazifikkueste. Grosse Lachsschwaerme zogen dort um die vielen Riffs und Inselchen herum, welche Futterfische in Massen an stroemungsguenstigen Stellen beherbergten. Heilbutte gab und gibt es auf diesem sandigem Plateau vor den Inselgruppen auch in grossen Mengen und an einigen Stellen auch in gewaltigen Groessen. Desweiteren waren die vielen Felsriffe die Heimat unzaehliger Felsenbasche und Ling Cods, auch in beachtlichen Groessen.


    Leider sind die Lachsschwaerme heute laengst nicht mehr so zahlreich wie damals. Einige Lachsstaemme gibt es fast gar nicht mehr . So gab es zum Beispiel einen fruehen Fraser River Chinook Run der Victoria im Maerz/April passierte. Diese fruehen Chinooks waren wahre Schweine – 30 – 50 Pfund, kurz und unglaublich kompakt und muessen einen Riesenspektakel an der Rute veranstaltet haben. Diese Chinooks waren unterwegs bis fast in die Rocky Mountains - an die Quellgewaesser des grossen Fraser Rivers. Um bis zum Spaetsommer da hinaufzukommen mussten die Fische sehr frueh schon in den Fluss ziehen; immerhin war ihre Reise im Fluss weit ueber 1000 km lang. Kommerzielle Ueberfischung, Beeintraechtigung der Wasserqualitaet - und quantitaet entlang ihrer Reisestrapaze haben diese fruehen Chinooks fast ganz verschwinden lassen. Wir sehen heute fast keine dieser Kraftpakete mehr im Maerz/April und wenn doch mal ein Angler zufaellig einen solchen Riesen erwischt, muss er schonend wieder freigelassen werden. Bis Mitte Juni duerfen wir hier nur aussschliesslich markierte Chinooks ueber 67 cm mitnehmen oder unmarkierte kleiner als 67 cm; also Chinooks die aus einer Brutstation entstammen oder unreife Wildlachse die offensichtlich nicht zu den selten gewordenen fruehen Fraser-Chinooks gehoeren.


    Die einst schier unerschoepflichen Felsenbarsch- und Ling Cod Populationen in Oak Bay sind durch reine Ueberfischung dezimiert worden. Und in diesem Fall muessen sich auch die Angler an die eigene Nase fassen. Zwar ist es in erster Linie ein Versagen der Fischereibehoerde, die viel zu spaet eingegriffen hat, jedoch haetten die Angler den negativen Trend ohne weiteres erkennen koennen und ihren Beitrag zur Arterhaltung leisten koennen. Noch bis in die 80ger Jahre gab es 2 oder 3 Kuttertouranbieter aus der Oak Bay Marina, die aehnlich wie in Heiligenhafen o.a. eine Menge Pilkangler zu den Riffen brachten. Es gab damals kein Limit fuer Anzahl oder Groesse fuer Felsenbarsche und es war keine Ausnahme wenn jeder Angler mit einer Schubkarre voll Barsche und Lings zurueck kam. Nun muss man wissen das Felsenbarsche absolute standorttreu sind und ausserdem sehr langsamwuechsig. Es kann bei einigen Unterarten bis zu 20 Jahre dauern, bis sie geschlechtsreif sind und das dann bei vielleicht 30 cm Laenge. So ist es kein Wunder, dass es nicht ewig lange dauerte bis die Riffe leergefischt waren. Die Kutterfahrten lohnten bald nicht mehr und als die Fischereibehoerde die Reissleine zog, waren nur noch wenige kleine Barsche uebrig, die nun Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, brauchen um die Population wieder aufzubauen. Bis heute darf man hier vor Victoria und Sooke nur 1 Felsenbarsch pro Tag mitnehmen, was dafuer sorgt, dass keiner mehr wirklich gezielt auf sie fischt, aber es einem erlaubt, falls man doch mal einen aus Versehen beim Lachs-oder Heilbuttangeln faengt und er durch den Druckunterschied halb tot ins Boot kommt, den Fisch sinnvoll zu verwerten. Felsenbarsche kommen in einer Vielzahl an Unterarten vor (google mal pacific rockfish), oft sehr farbenfroh, sind dem Rotbarsch in Groesse und Aussehen sehr aehnlich nur leben die pazifischen Felsenbarsche eher an flacheren Felsenriffs und Kelpzonen. Waehrend die meisten Unterarten maximal 50 cm lang werden, gibt es eine Art, den Yelloweye Rockfish oder auch Red Snapper genannt, der schon in Groessen von fast 1 m Laenge gefangen wurde und ueber 30 Pfund schwer werden kann. Dieser Barsch, dem Rotbarsch vom Aussehen am aehnlichsten, liebt auch eher die tieferen Zonen; 100 m oder mehr. Solche riesigen Snapper koennen dann fast 100 Jahre alt sein. Kulinarisch sind alle Felsenbarsche ein Genuss.


    So, jetzt aber wieder zu den Lachsen. Wenn wir also auch nicht mehr die riesigen Frueh-Chinooks haben, so tummeln sich doch besonders im Fruehjahr eine Menge Winter Chinooks – auch Winter Springs genannt auf den Oak Bay Flats. Die rangieren so in Groessen von 5 Pfund bis 15 Pfund und sind fast alle markierte Chinooks von den vielen USA Brut-und Aufzuchtstationen um Seattle und der Olympic-Halbinsel. Diese Winter Springs haben sich vornehmlich auf die vielen Sandaale im Sandplateau eingeschossen. Als Koeder sind also alle ca. 10 cm langen und schlanken Kunstkoeder direkt ueber dem Grund angeboten angesagt.


    Ich liess Red Hot um ca. 8:30 Uhr am Samstag in Victoria zu Wasser und dampfte alleine los. Musste noch etwas ueber das Ungeschick eines anderen Anglers lachen an der Marina. Ein junger Kerl, auch solo und wohl noch angeschlagen von einer wilden Party am Abend vorher, liess neben mir sein Boot ins Wasser. Oder besser gesagt er schmiss es rein. Ein lauter Platsch und ein kleiner Tsunami als ich sein Boot regelrecht vom Anhaenger wegfliegen sah. Dann sein Gesicht als er bemerkte, dass er die Dockleine nicht festgehalten hatte und sein Boot nun herrenlos zwischen den Docks umherschwamm. Gluecklicherweise wehte der leichte Wind das Boot wieder auf seine Dockseite wo er es ergriff und sich alsbald an die Stirn schlug: Stoepsel im Boot vergessen reinzutun – Boot laeuft voll Wasser. Panisch sprang er nun umher um sein Boot so schnell wie moeglich wieder auf den Anhaenger zu kriegen und es an Land zu ziehen. Zwei wartende Angler sprangen hinzu und halfen. Da brachen 2 seiner Bootshalterrollen am Anhaenger und machten das Aufladen sehr kompliziert. Als ich mein Auto zum Parkplatz fuhr, kam ich an ihm vorbei und wuenschte ihm mehr Glueck auf dem Wasser. Ein Wasserstrahl wie aus einem vollaufgedrehtem Gartenschlauch schoss aus dem Ablaufloch des Bootes heraus. Mann oh Mann, keiner guter Start in den Tag fuer ihn.


    Auf dem 20 minuetigen Weg nach Oak Bay liess ich underwegs noch die Krabbenfalle ein. Dann kaempfte ich mich durch die unruhige See an der Victoria downtown Seite. Als ich dann nach Osten in Oak Bay einbog wurde das Wasser schoen ruhig. Gute Entscheidung hierher zu kommen!


    Drei andere Boote zogen schon ihre Runden. Zwei davon renomierte Charterboote. Ich montierte an einer der beiden Schleppruten den unfehlbaren 10 cm glow-gruen Coyote Blinker vor einem glow/Chrom Flasher. Das Ganze ging auf ca. 40 m Tiefe direkt ueber Grund. Die zweite Rute bestueckte ich erstmalig mit einem neuen Koeder den ich im Handel gefunden hatte: eine Art Kombination aus Streamer und Wobbler. Eine uebergrosse Glitterfliege mit einem Kopf inklusiver Tauchschaufel. Das Ganze auch in glow-gruener Ausfuehrung. Spielte verfuehrerisch neben dem Boot. Ich liess diesen Neuling erstmal ohne Flasher bis ca. 3 m ueber Grund hinab.


    Das Echolot gab nicht viele Schluesse wo die Fische eventuell waeren. Nur zweimal machte ich Koederfischschwaerme in Grundnaehe auf dem Bildschirm aus. Ich schleppte die gaengige Strecke 2-3 Mal auf und ab. Mal auf der flacheren Seite in reichlich 30 m Tiefe und mal tiefer - dichter an der 50 m Marke. Ich hatte eine Menge markierter Stellen auf dem Echolotscreen von erfolgreichen frueheren Trips. Auch bei den Nachbarbooten tat sich nichts wie wir uns gegenseitig anzeigten.


    Als ich wiedermal eine kleinere Koederwolke auf dem Schirm sah, liess ich den Blinker bis auf den Grund hinab und liess das Schleppblei durch den Sand/Kies schleifen. Das wirbelt den Grund etwas auf und zieht neugierige Raeuber an. Und tatsaechlich ruckte es ploetzlich staerker an der Blinkerrute als das es nur Bodenkontakt sein konnte. Ich nahm die Rute auf, spannte die Schnur und ruckte an. Der Downriggerclip entliess die Schnur und nun konnte ich den Fischkontakt spueren. Es konnte kein Grosser sein. Nach 5 Minuten hatte ich einen vielleicht knapp 50 cm Chinook neben dem Boot. Hm, massig ist er, dachte ich, aber viel dran war da noch nicht. Der Haken hing nur knapp im Oberkiefer. Ich langte runter und nahm den Haken heraus. Der Fisch flitzte wie der Blitz in die gruene Tiefe. Da kommt bestimmt noch Besseres, dachte ich mir.


    Ich zog noch ein paar enge Kurven ueber die gleiche Stelle, leider ohne weiteren Erfolg. Bald schleppte ich wieder weiter herum und kam gerade an dem einen Charterboot relativ dicht vorbei als deren Guide aufsprang und sich eine der Ruten schnappte, anschlug und die Rute lachend an einen der 4 Gaeste gab. Der war sofort in einen rassigen Drill verwickelt wie ich an den Anfeuerrufen und am Heulen der Rolle hoerte. In sicherer Entfernung um den Nachbardrill nicht zu stoeren, wendete ich das Boot und ueberfuhr die selbe Stelle nochmal. Als ich erneut ueber die Stelle zick-zackte, riss es ploetzlich brutal an der Blinkerrute und die Rute loeste aus. Im dem Moment als sich die Schnur wieder spannte und der Fisch Schnur von der Rolle zog, hatte ich die Rute schon in der Hand und kontrollierte den Schnurabzug.


    Das war kein ganz Kleiner! Er blieb tief und zog immer wieder Schnur ab wenn ich versuchte ihn zu drehen und Schnur zurueckzugewinnen. Waehrend des Drill liess ich den leeren Downrigger hochkommen um eine Bootsseite frei fuer die Landung zu haben. Der Schleppmotor tuckerte nun nur ganz langsam vorwaerts um nicht zuviel Druck auf den Fisch zu machen. Nach paar Minuten hatte ich den Fisch das erste Mal in Bootsnaehe. Er mochte mein Boot aber partout nicht leiden und zog immer wieder weg, wenn auch flach jetzt. Ich schaute mich bange nach Robben um, die in dieser Gegend von Anglern gefuerchtet sind weil ganz gerissen. Die lieben es solche Situationen auszunutzen wenn ein fast abgekaempfter Lachs in Bootsnaehe herumplatscht. So ein Robbenangriff ist fuer Soloangler, die etwas laenger brauchen einen Fisch zu landen, immer mit dem Verlust des Fisches und meist auch des Koeders verbunden. Aber ich hatte Glueck heute. Endlich konnte ich den Fisch dicht ans Boot herandirigieren und mit einer Hand im Kescher versenken. Geschafft!


    Ein schoener etwa 10 pfuendiger markierter Winter Spring lag vor mir. Den Blinkereinzelhaken sauber im Mundwinkel – 75 cm makelloses Silber mit einem violettem Hauch am Ruecken! Schnell abgeschlagen und die Kiemen zum Ausbluten zerschnitten und in die Fischkiste verstaut. Mal sehen ob noch mehr ging. Zwei Chinooks pro Tag pro Lizenz war das Limit.


    Den Blinker spruehte ich noch mit etwas mit Fischoel ein, lud die Glowfarbe mit einer Taschenlampe auf und ab ging’s wieder in die Tiefe. Ich kreiste jetzt wieder in weiten Schleifen ueber die gleiche Stelle. Es war ca. 10:30 Uhr. Nicht weit weg sah ich Aufregung auf dem zweiten Charterboot – die mussten was erwischt haben. An dem Streamer tat sich nichts. Ich schaltete noch einen Flasher vor den Streamer um vielleicht etwas mehr Action zu erzeugen. Da ruckte ploetzlich wieder die Blinkerrute. Aber es blieb bei einem Ruck.


    Bei einer Rechtskurve schliff die Blinkerrute auf der Innenseite fuer paar Sekunden hart auf Grund. Ich meinte etwas gesehen zu haben und schlug an. Schien aber Fehlalarm gewesen zu sein. Als der Koeder hochkam hing jedoch ein Mini-Ling Cod daran, vielleicht 25 cm. Bis in 3 Jahren!


    Dann hatte ich genug vom unproduktiven Streamer und wechselte gegen einen Glow-Coho Killer Blinker aus. Dieser Blinker imitiert perfekt die kleineren Sandaale. Man muss nur die Originalhaken austauschen und einen Wirbel zwischen Blinker und Haken schalten sonst verliert man groessere Fische. Diesen Koeder setzte ich auf 40 m Tiefe so dass er bald in unmittelbarer Grundnaehe fischte aber auch mal bis zu 10 m ueber Grund. Kurz nach dem Einlassen, ruckte es auch an diesem Koeder kurz einmal – wieder kam nichts hinterher. Waehrend ich gespannt auf die Coho Killerrute starrte, musste etwas an der anderen Rute passiert sein. Als ich mein Blick mal wieder die Runde machte sah ich die Rute schlaff im Rutenhalter stehen. Hm? Nur eine Sekunde spaeter zog die Rute kraeftig nach unten. Aha, Fish On!


    Ich riss die Rute aus dem Halter – anschlagen war schon gar nicht mehr machbar, die Rolle heulte auf und es riss mir mindestens 20 m von der Rollen. Feiner Spass! Waehrend des Runs konnte ich nicht viel machen also steuerte ich mit einer Hand das Boot etwas von den anderen Booten weg um Raum fuer den Drill zu haben. Jetzt blieb der Fisch stehen – die Schnur wurde schlaffer, ich begann zu kurbeln, konnte aber den Wiederstand nicht mehr finden. Rannte der Fisch auf’s Boot zu? Ich kurbelte wie ein Besessener aber es war zu spaet. Der Schonhaken hatte sich wohl beim Umdrehen und beim kurzen Schnurerschlaffen befreit. Nun ja. Man kann nicht alle kriegen!


    Schnell machte ich die Rute wieder einsatzbereit. Dann tat sich eine Weile nichts mehr bei mir. Ich sah aber ein anderes Kleinboot mit seiner Zweimannbesatzung in Drillmodus uebergehen und in einiger Entfernung sah ich den Kescher eintauchen. Die Lachse waren also immernoch da und auch beiswillig. Bei einer weiteren Schleife vom etwas tieferen Wasser zum Flacheren geriet ich in das Fahrwasser des einen Charterbootes. Direkt vor meinen Augen sah ich seine Mittelrute eine tiefe Verneigung machen, zurueckschnellen und dann wieder nach unten reissen. Der Guide war schnell da und setzte den Anschlag und ueberreichte die Rute einem yahooendem Gast. Die hatten wirklich Spass wie es aussah. Als ich scharf abdrehte um denen Spielraum zu geben, fiel mein Blick auf meine Coho-Killerrute und die wollte schon fast schwimmen gehen. Als ob es kein Morgen mehr gaebe, riss es an der Rute und nun schrie auch die Rolle laut auf.


    Es war gar nicht einfach die Rute unter solcher Spannung aus dem Halter zu bekommen. Wieder hielt sich der Fisch anfaenglich sehr tief und kaum hatte ich mal einen Meter zurueckgewonnen, da schaffte es der Fisch sich wieder zu drehen und abzuziehen. Ganz schoene Kraftpakete diese Winter Springs! Nach und nach arbeitete ich den Fisch nach oben. In ca. 20 m Entfernung stellte er sich quer gegen den Stroemungsdruck und machte mir die letzten Meter sehr schwer. Ich sah den Haken im klaren Wasser nur ganz vorn in der Schnauze haengen. Das wird knapp!


    Der Fisch nutzte auch wirklich jeden Vorteil den er ergattern konnte aus und zog jetzt auf die andere Bootseite wo die 2. Rute noch ausgelegt war. Und natuerlich schoss der Lachs einmal um die Schnur herum um sich dort zu verwickeln! Jetzt spaetestens braeuchte man einen Helfer! Der Kescher kam zwischen Downriggerkabel und zweiter Angelschnur nicht an den Fisch heran der nun in greifbarer Naehe parallel mit dem Boot mitschwamm und sicher neue Kraeft tankte mit jeder Sekunde die ich zoegerte. Ich schaffte es die Rute einmal um die andere Schnur herumzufuehren und die Schnuere damit zu entwickeln. Dann zog ich den Fisch hart aus der Gefahrenzone heraus, der dabei wild zu toben begann so dass das Wasser neben dem Boot aufschaeumte. Ich liess aber keine Schnur mehr von der Rolle, hatte die Finger fest an der Spule. Mit der anderen Hand schaufelte ich den Kescher unter das schaeumende Getobe und in dem Augenblick in dem meine Schnur schlaff wurde und der Blinker hochschoss, zog ich den Kescher zu und.....der Fisch war tatsaechlich drin! Haha!! Gewonnen!


    Ich vollfuehrte einen kleinen Freudentanz und holte den Fisch herein. Ein kleines Stueck kuerzer als der vorherige aber fast das gleiche Kaliber! Wieder markiert. Ein klasse Kampf! Damit war ich fertig. Ich haette noch ein bisschen Catch und Release angeln koennen, aber es war kurz vor Mittag und ich wollte lieber in Ruhe die Fische filetieren und mein Boot entsalzen und dann noch etwas Zeit fuer die Familie haben. Zufrieden packte ich ein, funkte noch mit dem einen oder anderen – andere Boote hatten auch noch Erfolg. Eine Beiszeitt von ueber 2 Stunden passiert auch nicht jeden Tag.


    Die Krabbenfalle hatte wohl neben einem Kloster gelegen – jedenfalls waren nur Weibchen darin, die ordnungsgemaess alle wieder freigelassen wurden. Aber das liess mir meine Laune nicht verderben. Ich hatte einen tollen Tag gehabt und freue mich nun auf immer groesser werdende Lachse diese Saison!






  • So, Samstag war Derby-Tag in Sidney. Mit 300 Tickets verkauft war die Veranstaltung ausverkauft. Da unsere neue Angler-Interessengemeinschaft einen Stand in der Veranstaltungshalle hatte und wir nunmal sowieso schon dort waren, dachten wir es waere sinnvoll und Spass auch gleich am Wettkampf teilzunehmen und ein Team zu stellen. Chris Miller stellte sein komfortables 21 Fuss Aluboot (Silverstreak) zur Verfuegung und der Praesident der Interessengemeinschaft, noch ein Chris, gesellte sich gerne dazu.


    Die beiden kamen etwas spaet zur Bootsrampe so dass wir erst kurz nach 6:00 Uhr starten konnten. Einen Vorteil hatte die Verspaetung allerdings: alle anderen Boote waren schon draussen und wir hatten die Rampe fuer uns alleine! Eine Stunde frueher waere da wohl die Hoelle losgewesen. Keiner von uns hatte schon mal richtig auf Lachs vor Sidney geangelt. Sidney liegt am Nordzipfel der Saanich Halbinsel vor Victoria und ist der Eingang zu den Gulf Islands – die Inselwelt zwischen Vancouver Island und Vancouver – Stadt auf dem Festland. Zwar kommen immer noch einige Lachszuege an Sidney vorbei, jedoch ist es nur noch ein Schatten seiner alten beruehmten Tage. Die Einheimischen wissen aber wo man noch hier und da Erfolg hat.


    Wir suchten uns drei bekannte und erfolgsversprechende Stellen auf der Karte heraus und steuerten zuerst Fairfax Point an. Eine recht steile Felskueste, vor der man bis dicht unter Land schleppen kann weil es schnell tief abfaellt. An zwei Stellen entdeckten wir Koederschwaerme auf dem Echolot und konzentrierten uns auf diesen Abschnitt. Wir versuchten es mit Koederfischmontage und Plastik und Metall. Es ging nichts. Kein Biss. Wir sahen auch auf den anderen Boot ringsum keinerlei Action. Ueber Funk wurden jedoch die ersten guten Fische bei der Derbyzentrale registriert. Immerhin, es ging um $11000 fuer den Gewinner!


    Nach 2-3 Stunden entschieden wir eine andere Stelle aufzusuchen. 10 Minuten Fahrt mit dem schnellen und bequemen Silverstreak und wir kamen am Saanichton Spit an. Eine sandig/kiesige Landzunge, die von starker Stroemung umspuelt wird. Wieder markierten wir Koederschwaerme – diesmal dicht am Grund in 30 m Tiefe. Hin und wieder tauchten auch einige grosse Fischsicheln direkt ueber Grund auf. Wir schleppten nun hart am Grund was auf Dauer ganz schoen anstrengend ist weil man staendig den Downrigger und die Angelschnur rein- oder auslassen muss. Ein Haufen Schwimmkraut machte das Angeln nicht gerade einfacher. Wir kamen bei 25 Grad und praller Sonne ganz schoen ins Schwitzen.


    Als ich mal wieder den schwenkbaren Downriggerarm mit der Rute im Halter hochklappte um die Schnur und Kabel vor vorbeischwimmendem Kraut zu schuetzen, ruettelte es ploetzlich stark am Downrigger als ich ihn noch in der Hand hielt. Ich sah auch die Angelrute kraeftig pumpen – dachte aber im erstem Moment, dass das Blei und Koeder hart ueber Grund rumpelten. Als dann die Rute jedoch ausloeste und sich tief verneigte und die Rolle zu kreischen anfing, schrie ich Fish On! Das konnte nur ein guter Fisch sein. Waehrend ich die Rute aufnahm und mich um den rasenden Fisch kuemmerte, raeumten meine beiden Kollegen die 2. Rute und beide Downrigger schnell ein. Mein Fisch riss immernoch rasend Schnur von der Rolle. Da ich noch gar keine Chance hatte die Bremse zu justieren, zog der Fisch gegen eine relative hart eingestellte Bremse. Ich wollte einfach nicht riskieren meine Finger zwischen die sich rasend schnell drehenden Kurbelgriffe zu stecken und an dem Bremsknopf zu drehen. Erstens tut es ausserordentlich weh wenn die fliegenden Kurbelgriffe bei einer derartigen Geschwindigkeit auf die Finger knallen und zweitens koennte ein ploetzliches Blockieren des Schnurabzug das Geschirr zum Bersten zu bringen. Also liess ich ihn hart ziehen.


    Als der Fisch endlich stehen blieb, lockerte ich die Bremse etwas und machte Druck. Ich gewann einige Meter zurueck und spuerte starke Kopfschlaege. Ploetzlich liess der Widerstand nach. Er rast auf’s Boot zu dachte ich, und begann so schnell zu kurbeln wie ich konnte. Gleichzeitig drehte Chris den Motor auf um es mir zu erleichtern wieder Spannung zu bekommen. Nichts mehr, der Fisch war weg! So ein Mist! Wir philosophierten aufgeregt, dass das die Risiken der Schonhaken waren. Als ich eingezogen hatte, staunten wir nicht schlecht: Der Einzelhaken an dem kleinen Coho Killer Blinker war am Schaft glatt abgebrochen! Gibt’s doch gar nicht dachten wir uns.


    Wir fischten konzentriert weiter – nun mit 2 Coho Killer Blinkern (aber mit neuen Haken an beiden) an beiden Ruten. Es sollte sich aber nichts mehr tun. Wir wechselten noch einmal die Stelle und fischten die letzten 2 Stunden des Derbies dort. Chris hatte dort auch noch einen guten Biss auf Koederfisch am System aber auch der hing nicht. Es sollte einfach nicht sein an diesem sonst herrlichen Tag.


    Beim Dinner und der Preiszeremonie stellte sich heraus, dass ein 22,5 Pfund Chinook den Toppreis gewonnen hatte. Wir schauten uns vielsagend an und waren uns einig, dass mein Fisch wahrscheinlich groesser gewesen war. Ob ich den chinesischen Hersteller verklagen kann....:roll: ? Auf jeden Fall geh ich demnaechst mal ganz genau durch meine Blinkerkisten durch und tausche grosszuegig einige Originalhaken aus.








  • Letzten Freitag bin ich mal ganz frueh solo zur Lachsjagd aufgebrochen. Ich wollte mal sehen ob sich schon paar Gross-Chinooks vor der East Sooke Kueste herumtreiben. Einige Geruechte liessen das vermuten.


    Es war ein traumhafter Sonnenaufgang mit herrlich ruhigem Wasser und lauen Temperaturen. Nur leider liess sich kein Silber ueberreden. Ein Nachbarboot ganz frueh zeitig konnte in Sichtweite von mir einen ordentlichen vielleicht 15 Pfuender landen (Boot im Bild unten). Etwas spaeter an der Trap Shack sah ich ein aelteres Paerchen im Kleinboot im Doppeldrill mit Grosslachs. Konnte nicht erkennen ob die auch beide landen konnten. Fuer mich tat sich leider nichts.


    Am Beechey Head traf ich dicht an der felsigen Kueste auf grosse Kleinfischschwaerme und das Echolot zeigte auch groessere Fischsicheln herum an. Ich nahm meine Pilkrute und versuchte es eine zeitlang auf diese Weise einen Lachs zum Anbiss zu ueberreden. Wenn ich auch sonst die ganze Fischpalette fing, mit Lachs sollte es an diesem Tag fuer nicht einfach nichts werden. Ich habe Euch aber mal paar Fotos von den ueblichen Fisch-Spezien hier gemacht. Waren keine Riesen aber viele der Fische hier sind super-schoen gezeichnet. Von den schwarzen Felsenbarschen muss ich wohl an die 20 nach oben gebracht haben. Einer davon hatte sich heftig verhakt und wurde dann eine leckere Mahlzeit spaeter. Alles andere schwimmt wieder gesund und munter.


    Viel Spass!


    Fotos 1-3: USA Seite der JDF Strait



    Fotos 4,5: Beechey Head, East Sooke


    6: Gluecklicher Lachsfaenger


    7: Black Rockfish


    8: Copper Rockfish


    9: Baby Ling Cod


    10, 11: Maennliche Greenlings

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