Samstag den 6.10.2012 beschlossen wir mal was anderes zu probieren. Einmal sah es in Sooke wieder windiger aus und dann wollte ich den beiden mal ein anderes Stueck Wasserwelt zeigen. Ich erzaehlte Rainer und Peter vom Saanich Inlet, einem wunderschoenen Fjord direkt noerdlich von Victoria, der sich mehrere Kilometer durch die Huegel und Berge schlaengelt. Mit nur ca. 1 km Breite und durch Berge geschuetzt, kann man dort auch bei Orkanwinden noch bequem Boetchen fahren und angeln.
Noch bis Anfang der 90ger Jahre war das Saanich Inlet ein Mekka fuer Angler und Walbeobachter. Leider haben Ueberfischung der Heringsbestaende, die Beeintraechtigung der stadtnahen Lachsbaeche, Ueberfischung der langsamwuechsigen Felsenbarschbestaende und besonders die Abwaertsspirale der einst grossartigen Lachsbestaende im nahen Cowichan River ihren Tribut verlangt und nur noch wenige Angler finden es lohnenswert dorthin zum Angeln zu gehen.
Brentwood Bay am Saanich Inlet (ca. 20 Minuten von downtown Victoria) war bis ca. 1990 eine betriebsame Marina mit bis zu 12 Angelcharter Adressen und hunderten Sportbooten. Chinooks bis ueber 30 Pfund und Cohos bis 15 Pfund im Sommer, viele Winter Springs (Chinooks) und Blueback Cohos (2-5 Pfund) neben Massen an Lings, Felsenbarschen und Red Snapper im restlichen Jahr waren ueblich. Wale tauchten haeufiger im Fjord auf. Jetzt gibt es umfangreiche Sperrzonen und Schonzeiten, Wale sind schon lange nicht mehr gesehen worden – ohne Futter gibt es auch keinen Grund warum sie dahin ziehen sollten.
Krabbenfangen und Garnelenfangen ist jedoch noch sehr beliebt. Ich habe auch von einigen Anwohnern vernommen, dass es durchaus Zeiten mit Lachsen im Fjord gibt – man muss nur wissen wann und wo. Auch Linge sollen in ordentlichen Groessen und Mengen an einigen Stellen wieder vorhanden sein – nur man hoert wenig weil es nur wenige versuchen – was auch gut so ist. Es gibt auch mittlerweile eine Freiwilligentruppe die sich bemueht die Heringsschwaerme wieder zurueckzubringen. Mein Fishing Derby Komitee hat schon beschlossen diese Gruppe auch finanziell zu unterstuetzen. Vielleicht ist es ja moeglich diesen Juwel wieder zurueckzubringen.
Ich fahre 1-2 Mal im Jahr dorthin um die Ruhe und Lieblichkeit des Fjordes zu geniessen. Dabei lege ich normalerweise die Krabbenfalle aus, haeufig mit gutem Erfolg. Die Zeit des Wartens vertreibe ich mir dann oft mit Schollen- und Haifang in den flachen, sandigen Buchten des sonst bis zu 300 m tiefen Fjordes.
Schollen und Dornhaie stehen ganz unten auf der Zielliste der kanadischen Angler. Aber die wissen gar nicht was fuer einen Spass die dabei verpassen. Ich, und besonders Kinder, lieben die leichte Angelei vom Boot auf die gierigen Schollen. Und hin und wieder greift sich dann auch mal ein Dornhai den Fischfetzen, oder ein Felsenbarsch oder auch schon mal ein Oktopus. Das ist eine kurzweilige und entspannende Angelei, die ich gerne mal im Kontast zum Lachsangeln betreibe. Ausserdem halte ich Schollenfilet immer noch fuer eines der feinsten Fischdelikatessen.
So wasserten wir unser Boot am spaeten Sa Morgen nahe Brentwood Bay an einer Indianerreservatsrampe. Peter war schon am Bootssteg begeistert von der Unterwasserwelt dort. Im glasklaren Wasser konnte man schoene Seesterne, Seeanemonen und viele Krabben beobachten. Bei strahlendem Sonnenschein duesten wir mit Vollgas ueber den spiegelglatten Fjord. Ich wollte auf der anderen Seite bei Mill Bay die Krabbenfalle einlassen und dort an einigen sandigen Stellen den Schollen nachstellen.
Ich hatte 2 Ruten fuer das Naturkoederangeln vorbeitet und kleine Heringsstuecke als Koeder mitgebracht. Waehrend Peter und Rainer die Koeder badeten, haengte ich an meiner Rute einen kleinen Pilker ein und pilkte vom Bug. Es war nicht viel los an unserer ersten Stelle. Rainer fing eine kleine Grundel und ich erwischte eine ca. 33 cm Scholle. Dabei sollte es aber erstmal bleiben. Die beiden hatten Probleme die Heringsstuecke am Haken zu behalten da der aufgetaute Hering sehr weich war.
Wir beschlossen nochmal zur Krabbenfalle zurueckzufahren und uns etwas von den Lachsresten in der Falle als Schollenkoeder zurueckzuholen. Die ledrige Haut vom Lachs haelt prima am Haken – man kann den Koeder sogar nach etlichen gefangenen Fischen weiterbenutzen.
An einem kleinen Unterwasserberg fing Rainer ein paar kleine Felsenbarsche und weitere Grundeln. Alles das ging natuerlich wieder zurueck. Wo waren denn die ganzen Schollen heute? Vom motorlosen Herumdriften bei Null Wind und bratender Oktobersonne war uns so heiss, dass uns eine kleine Bootsfahrt gut taete, dachte ich. So blies ich zum Einholen und dueste wieder auf die andere Fjordseite – nur etwas noerdlicher von der Bootsrampe.
Ich kannte in Pat Bay noch ein paar vielversprechende Buchten. Dort hatte ich auch vor Jahren meinen Rekord-Dornhai beim Schollenangeln gefangen – immerhin 1.2 m lang! So was macht dann natuerlich richtig Radau am leichten Geraet!
In einer flachen Bucht vor einigen nicht ganz billig aussehenden Anwesen und Palaesten am Ufer liessen wir unsere Koeder wieder ein. Und diesmal fanden wir die Schollen. Ich machte den Anfang mit einer schoenen fast pfuendigen Scholle (ich hatte mit Rainer Ruten getauscht – er pilkte jetzt). Dann ging es Schlag auf Schlag und auch Peter brachte einige schoene Schollen ins Boot.
Ich liess ihn auch meistens meine Fische hochkurbeln da er so einen Spass dabei hatten. Es war immer wieder die selbe Drift ueber einem schmalen Streifen, die Fische produzierte. Kam man etwas seitlich ab, nahm die Bissquote deutlich ab. Als ich das Boot mal wieder perfekt abgestellt hatte, sah ich auch warum. Wir drifteten direkt ueber einen Felsbrocken oder aehnliches hinweg und die Fische stapelten sich dahinter bis ca. 50 m Richtung Ufer in 15 – 25 m Tiefe.
Als wir direkt ueber die Untiefe hinwegtrieben, wurde Rainers Pilkrute ploetzlich krumm und lachend drillte jetzt auch er etwas Groesseres. Er brachte einen schoenen Kupfer-Felsenbarsch an die Oberflaeche – mit 2-3 Pfund schon ein stattliches Exemplar fuer diese Zeiten im Saanich Inlet. Vor 30 Jahren fing man solche und groessere schubkarrenweise an einem Tag – und behielt sie damals auch – deswegen sieht es heute so aus wie es ist! Rainer’s ging natuerlich sorgsam wieder zurueck.
Als wir genug Schollen fuer unser Abendbrot hatten und auch etliche wieder zurueckgesetzt hatten, packten wir ein. Leider war uns kein Dornhai an den Haken gegangen. Eigentlich erstaunlich. Auf dem Rueckweg holten wir die Krabbenfalle ein und wir hatten 9 Dungeness Krabben darin. Leider waren bis auf eine alles Weibchen, die wieder freigelassen wurden.
Abends gab es dann leckeren Schollenfiletbackfisch und Krabbe und Raeucherlachs vom Vortagsfang! Hmmm!
Ok, nicht wirklich passend unter de Rubrik Lachsangeln aber ich fang jetzt nicht noch ein neues Thema dafuer an. Leider habe ich kaum Fotos von dem Trip da meistens Rainer seine Kamera bediente und ich seine Fotos noch nicht habe.