Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • @ Gerd:
    Ja, es ist wirklich erstaunlich wie produktiv solche Kleingewaesser sein koennen! Aber man darf nicht vergessen, dass gerade diese Kleingewaesser das Rueckgrat der Lachsbestaende sind. Klar sind die Bedingungen in den Stroemen auch wichtig allerdings sind die Kleingewaesser in den allermeisten Faellen die eigentlichen Laich- und Brutstellen der Lachse.


    Hier um Vancouver gab es vor noch nicht allzu langer Zeit noch hunderte dieser kleinen Lachsbaeche. In Deutschland gab es vor 100 – 150 Jahren noch tausende. Wenn jedes dieser Kleingewaesser 100-300 Lachse beherbergt, dann kann man sich leicht ausrechnen was die Gesamtbedeutung dieser ist. Leider hat man das Gesamtbild erst sehr spaet und in Deutschland erst zu spaet gesehen. Es gibt jetzt hier um Vancouver herum noch ein paar Dutzend intakter Lachsbaeche. Die meisten sind unrettbar unter Hochhaeusern, Einkaufszentren und Parkplaetzen verloren. In Deutschland sind die allermeisten verbaut, begradigt, verrohrt, verschmutzt und umgeleitet oder entwaessert worden. Daher ist es sehr schwer Lachse wieder einzubuergern auch wenn Stroeme wie Rhein, Elbe, Oder etc vielleicht wieder lachsfaehige Bedingungen aufweisen. Daher sollten uns alle noch verbliebenen oder rettbaren stadtnahen Kleingewaesser heilig sein.


    Jacks sind sozusagen eine kalkulierte Laune der Natur. Eine Art Versicherungseinrichtung um das Ueberleben der Lachse auch bei Naturkatastrophen zum gewaehrleisten. Cohos (Silberlachse) und Chinooks (Koenigslachse) haben eine regelmaessige Jackkomponente in jedem Jahrgang von ca. 10 – 30%. Sockeyes (Rotlachse) von unter 10% bis fast keine. Auch der Atlantische Lachs hat diese Erscheinungsform herausgebildet.


    Normalerweise verbringen Cohos und Chinooks 3-4 Jahre im Meer bevor sie zum Laichen in die Fluesse zurueckkehren. Die diese Meeresaufenthaltzeit voll auskosten nennt man volljaehrig. Die Jacks jedoch sind fruehreife Lachse (oft maennlich) die sich schon nach 1-2 Jahre Meeresaufenthalt dem aelteren Jahrgang zum Laichzug anschliessen. Zwar sind sie kleiner als die volljaehrigen und haben deswegen bei der Laichpartnersuche keinen leichten Stand, einige schaffen es aber trotzdem ihre Gene weiterzugeben. Nachkommen von Jacks sind aber nicht unbedingt wieder Jacks.


    Naturkatastrophen wie Erdrutsche, Erdbeben, Extremkaelte, Duerren, Flutkatastrophen etc. koennen ganze Jahrgaenge von Lachsen ausrotten indem die Brut vernichtet wird oder der Laichzug blockiert wird o.ae. Das Ausfallen eines ganzen Lachsjahrganges haette dann katastrophale Auswirkungen fuer das ganze Oekosystem denn Baeren, Adler, Wale, Robben, Otter.... brauchen die Lachse zum Ueberleben. Die Jacks koennen das auffangen und einen ausgerotteten Jahrgang wieder aufbauen, naemlich kommen dann die fruehreifen Jacks anstelle des ausgerotteten Jahrgangs und sichern so das Ueberleben einer Generation. Es dauert natuerlich ein paar Jahre bis die uebliche Jahrgangsstaerke wieder hergestellt ist, aber es funktioniert.


    Heutzutage sind es allerdings nicht nur die sehr seltenen Naturkatastrophen vor denen die Jacks die Lachse retten muessen sondern vor den viel haeufigeren menschenverursachten Katastrophen wie z.B. Gifteinleitungen oder Ueberfischung u.a.. In 1913, z.B., wurde eine Eisenbahn durch den engen Fraser Canyon gebaut und bei einer Spengung ein enormer Erdrutsch ausgeloest. Felsbrocken versperrten den Lachsen den Wanderweg durch den Canyon und die meisten Lachse erreichten in dem jahr nicht die Laichgruende. Ein ganzer Jahrgang war praktisch ausgerottet. Cohos und Chinooks, durch ihre starke Jackkomponente, konnten innerhalb weniger Generationen ihre Bestaende wieder aufbauen. Die Fraser Sockeyes, mit einer sehr schwachen Jackkomponente, kommen heute noch alle 4 Jahre in stark reduzierten Zahlen zurueck.


    Da die Jackkompenente an einem Gewaesser relativ konstant ist von Jahr zu Jahr, kann man von Jackaufsteigerzahlen Schluesse ueber Lachszahlen der naechsten 1 bis 2 Jahre ziehen. Im Colquitz Creek haben die Gewaesserwarte dieses Jahr eine ueberdurchschnittliche Jackkomponente beobachten, was Gutes fuer die naechsten Jahrgaenge zu hoffen laesst!

  • Mein Gott, es erscheint mir wie Jahre her das ich das letzte Mal angeln war und hier was zu berichten hatte! Der Herbst verflog im Nebel aller beruflichen sowie familiaeren Verpflichtungen – leider ohne eine Gelegenheit zu eruebrigen die dieses Jahr verspaeteten Lachse im Fluss zu jagen oder die fetten Forellen in den lokalen Seen zu ueberlisten. Auch die erhofften Trips auf Lachs und Stoer am unteren Fraser River mit meinem Freund Glenn fielen diesen Herbst aus da er eine Firma uebernommen hat und daher zeitlich Land unter hatte.


    Die kurze Festtagspause, die dieses Jahr auch erstaunlicherweise fuer die Eishockeysaison galt, schien also meine letzte Moeglichkeit dieses Jahr zu sein, das Boot nochmal zu wassern und vielleicht ein paar schuppige Silberlinge auf den Tisch zu legen. Den Gedanken nochmal erfolgreich auf Heilbutt zu gehen, hatte ich schon fast gaenzlich abgelegt – jedoch hatten ein Bekannter doch letzte Woche beim Winter Springfischen zwei kleinere Butte vom Grund gekratzt. Passiert immermal wieder – also ganz ausgeschlossen war ein letzter 2013 Butt nicht!


    Weihnachten verging wie im Fluge und leider war es mir unmoeglich schon am 26.12. mal auf’s Wasser zu entwischen. Der 27.12 war dann leider etwas windig, obwohl die wenigen, die sich in die Wellen warfen ordentlich entlohnt wurden mit schoenen Winterlachsen. Die guten Berichte kamen von der ganzen Suedinsel – Victoria bis Sooke waren besonders Hot! Vor Victoria hatte sich wieder ein paar schlaue Robben auf Lachsdiebstahl bei Anglern eingestellt. Angeblich wurden bis zu 50% der gehakten Lachse von den Robben geschnappt. Daher entschied ich mich nach Sooke zu fahren als die Bedingungen am 28.12. perfekt schienen.


    Mein Sohn Ricardo war sofort mit an Bord – auch er schien das Angeln vermisst zu haben. Ausserdem war er mein erprobter Chinook-Good-Luck-Charm. Ich warf probehalber mal die Motoren vorher an und musste feststellen, das alles erstmal wieder warmlaufen musste. Gluecklicherweise hatte ich Benzinstabilisierer in die Tanks gefuellt und so waren die Ventile und Duesen frei. Samstag morgen gegen 10 Uhr kamen wir dann an einer halb verwaisten Bootsrampe in Sooke an. Ich hatte geglaubt es waere mehr los auf Grund der guten Meldungen. Aber der Wind am Vortag hatte wohl viele abgeschreckt. Ich musste mich beim slippen richtig konzentrieren um nichts zu vergessen – war ich doch etwas rostig geworden mit der Routine. Ging aber alles glatt.




    Bei bedeckten Himmel aber null Wind verliessen wir den Hafen und stoppten zuerst bei einer gaengigen Krabbenstelle an der wir die Falle auslegten. Dann liess ich den Motor mal wieder richtig drehen und im Nu waren wir vor der Hafeneinfahrt vor den Sooke Bluffs. Es waren etwa 5 – 6 andere Boote ueber die paar Kilometer Kueste bis zum Otter Point verstreut. Manche schienen recht tief zu schleppen weil weiter draussen; die meisten hielten sich allerdings an die uebliche Strecke mit etwa 40 m Wassertiefe.


    Wie schon mehrfach in anderen Berichten erwaehnt, jagen die Wintersprings dicht ueber Grund ihre Hauptbeute: Sandaale sowie die um diese Jahreszeit tiefstehenden Heringe. Dementsprechend war hart-am-Grund Schleppen angesagt. Ich montierte einen UV Squirt (schlanker Hootchie – imitiert klasse Sandaale)- mit einem Miniknicklicht eingebaut und eine Koederfischmontage an die beiden Ruten. Ricardo wollte zwar zu gerne seine “Magic-Tiefe” 101 Fuss fischen, da wir aber ueber mindestens 120 Fuss tiefen Wasser schleppen wollten und dicht am Grund die Fische vermuteten, redete ich ihm diese Flause heute aus.


    Die Koederfischmontage liess ich genau auf 40 m hinab was durch den Stroemungsdruck den Koeder auf etwa 2-3 m ueber Grund hielt. Den Squirtkoeder und das dazugehoerige Downriggerblei liess ich regelmaessig auf Grund auftitschen. Die dadurch aufwirbelnden Wolken wuerden hoffentlich die neugierigen und hungrigen Lachse anlocken. Es passierte eine Weile gar nichts. Aber ich genoss das Gefuehl wieder auf dem Wasser zu sein, die Ruhe und Entspanntheit gepaart mit der Vorfreude auf Dinge die da hoffentlich bald kommen wuerden. Auch war ich erleichtert, dass Boot und Geschirr die viel zu lange Angelpause scheinbar unbeschadet ueberstanden hatten.


    Da ruckelte ploetzlich die Rute mit dem modifizierten Plastikkoeder los. Ich fuehlte Widerstand und gleich stand auch schon Ricardo mit erwartungsfrohen Augen auf mich gerichtet da. “Ok, ok, Du kannst den Spass haben!” meinte ich laechelnd und uebergab die Rute. Es konnte nichts Grosses sein denn er kurbelte unbeeindruckt den Fisch heran. Ein ca. 1- 2 kg Winter Spring tauchte neben dem Boot auf. Ich uebernahm die Rute und Ricardo hebelte profimaessig den Schonhaken aus dem Kiefer. Wie ein Silberblitz schoss der Lachs in die Tiefe zurueck. Naja, ein Anfang aber stark steigerungswuerdig!




    Ricardo liess wieder ein und ich drehte eine weite Schleife ueber die Stelle. Vielleicht war ja auch eine Gruppe groessere Lachse dabei. Die Berichte der vergangenen Tage hatten von Fischen bis ueber 10 Pfund gesprochen. Geruechte von ein paar bis 15 Pfund kursierten auch. Da, schon wieder ruckte es ungeduldig an der Plastikkoederrute und sie loeste aus. Wieder ein Kleinlachs. Darauf ging es Schlag auf Schlag und auch die Koederfischrute bekam Arbeit. Wir hatten 2 Doubleheader – jedoch alle nur so zwischen 40 – 60 cm (2-5 Pfund). Solange die leicht zu loesen waren, wollten wir diese Kinder wieder zurueckschicken. Da muss doch noch was besseres gehen!


    Ich verliess die productive Kleinlachszone und schleppte die kurze Strecke bis zum Sooke Trailerpark. Dort zog eine tiefe Rinne (ca. 40 m tief) bis dicht unter Ufer. Und alles sandig, schlammig – perfekt fuer Sandaale und Shrimps etc. Schon beim ersten Pass loesste die Koederfischrute aus und verneigt sich ordentlich. Das muss was Groesseres sein! Ricardo, wer sonst!, drillte den durchaus sturen Fisch perfekt und brachte ihn nach paar Minuten in Sichtweite. Im Winter ist das Wasser klarer und wir konnten den Lachs schon von weiten sehen. Das war ein Keeper, das war sicher. Er machte noch paar Kapriolen neben dem Boot aber der Drilling plus Angsthaken hatten den Burschen fest verhaftet und ich kescherte ihn sicher! Abgeklatscht, gecheert und ein kurzer Schnappschuss mit der Kamera und weiter im Progamm! Da muessen doch noch mehr sein da unten! Wenigstens noch einen!



    Am Ende der tiefen Rinne drehte ich um und kam in flachere Zonen was die Plastikkoederrute ueber Grund holpern liess. “Wenn jetzt bloss kein Felsbrocken da unten liegt…” dachte ich und sah die Rute ploetzlich ausloessen. Ich sprang hinzu und nahm Fuehlung auf. Aha, da ist was ‘dran…. Im selben Augenblick wurde ich schon von einem vehementen Zug an der Schnur ueberrascht. Ha, ein Guter! Die Rolle kreischte kurz auf –und schon wieder sah ich in die verlangenden Augen meines Sohnes! Das hat man nun davon wenn man es den Kindern gerecht machen will!


    Der Fisch machte ordentlich Betrieb und ich zog vorsichtshalber die andere Rute auch ein. Schiff klar zur Landung! Waehrend ich mit dem Kescher wartete und das Hin und Her freudig beobachtete, ermahnte ich Ricardo, dass dieser Koeder nur einen Einzelhaken hat und es darauf ankommt, die Schnur jeden Augenblick straff zu lassen. Das haette ich wohl nicht sagen sollen denn keine 10 Sekunden danach schnappte die Rute zurueck und der Fisch war weg. Nun ja, man kann nicht jeden kriegen beruhigte ich meinen Sohn, der sich sichtlich ueber den Verlust aergerte.


    Wir versuchten es noch zweimal die Rinne hoch und runter aber irgendwie war jetzt Schluss. Ein Mini-Ling Cod durft noch mal kurz Tageslicht schnuppern aber die Lachse waren wie verflogen. Ich sah 2 Boote weiter draussen schleppen und fand das einen Versuch wert. Als wir in Sichtweite des anderen Bootes waren, konnte ich sie durch den Zoom meiner Kamera gerade bei der Landung eines halbstarken Lachses beobachten. Also muss was gehen hier draussen. Wow, ich liess die Plastikkoederrute auf ueber 60 m hinab bevor ich Grundkontakt spuerte. Die andere liess ich auf ca. 45 m Tiefe. Und die Koederfischrute zuckte ploetzlich los. Ricardo kam herangeschossen und wollte sich revangieren. Leider stellte sich dieser Gegner als unterklassig heraus und wurde schnell wieder erloest.


    Wir waren noch mit dem Einsetzen der Rute beschaeftigt als ich die andere Rute ausloesen und sich verneigen sah. “Fish On”, rief ich Ricardo zu der zuerst mich entgeistert anschaute als ob ich ihn veralbern wollte. Ich nickte zur anderen Rute hin und nun begriff er. Der Fisch hatte inzwischen schon ein paar Meter Schnur abgezogen und Ricardo hatte Muehe die vollgespannte Rute dem Rutenhalter zu entnehmen. “Schon ausgeloest!” ermahnte ich ihn um zu verhindern, dass er durch Rucken den Haken vielleicht ausriss. Alles schon gehabt!


    Auch der Lachs kaempfte anstaendig um sein Leben und Ricardo war angenehm ueberrascht, wie sportlich diese doch nur mittelmaessig grossen Fische waren. Die Wintersprings – Fresslachse – stehen gut im Futter und sind durch ihre dauernden Raubzuege ueber den weiten Plateaus gut trainiert!
    Der Lachs war mittlerweile schon in Sichtweite und schlug wild um sich kurz hinter dem Boot. Er war sicher knapp 10 Pfund und fett wie ein Football! Ich stand mit dem Kescher bereit und gab Kommando den Fisch jetzt mit einem Schwung Richtung Kescher zu schliddern. Ricardo holte aus und fing an hart zu ziehen. Der Fisch kam auf den Kescher zu aber Ricardo ging der Hebelarmraum aus und musste kurz nachkurbeln um wieder die Rute anheben zu koennen. Diesen Moment des Stillstandes nutzte der Fisch aus und bekam den Kopf wieder gedreht und zog 20 cm vor dem Kescherrand wieder ab. Nur einen Augenblick spaeter flog uns der Flasher und Koeder entgegen. Weg! So ein Mist! So knapp! Behutsam, Ricardo’s ehrgeiziges Temperament beruecksichtigend, erklaerte ich ihm, dass das Landungsmanoever ein einziger und ununterbrochener Schwung bis in den Kescher sein muss. Da darf es keine Pause oder Verzoegerung geben wenn es auf den Kescher hinzugeht.


    Kurz darauf wurde Red Hot ueber Funk gerufen und mein Freund Larry stellte sich vor. Er kam vom Otter Point auf uns zu und hatte uns schon von weitem erkannt. Auch er hatte einen Keeper im Boot und sonst nur eine Menge kleine. Auch er fischte mit seinem Sohn der von Toronto zu Besuch zu Hause war. Er beschloss es vor dem Trailerpark zu versuchen, waehrend wir noch eine halbe Stunde im Tiefen Richtung Hafen zurueckschleppen wollten.


    Ich wechselte den Koederfisch gegen einen 10 cm Glow Blinker aus und fing auch promt einen vielleicht 50 cm Winterspring damit. Vor den Sooke Bluffs angekommen und nur noch wenige Minuten bis zum geplanten Schlusspfiff sah ich ploetzlich 3 Delphine hinter dem Boot auftauchen. Ich zeigte Ricardo in die Richtung wo sie wieder auftauchen muessten. Da prustete es ploetzlich vor unserem Boot und auch da waren 2 Delphine. Als wir uns weiter umschauten sahen wir in allen Richtungen Flossen und Bugwellen auftauchen. Wir waren mitten in einem Riesenpod von Harbour Porpoises. Wir schaetzten 50 oder 60 auf etliche kleinere Trupps verteilt - die wohl jagten. Ich kramte die Kamera hervor aber wer schon mal versucht hat mit einer normalen Kamera Wale oder Delphine zu fotografieren, der weiss wie schwierig das ist. Die Kerle sind so schnell und nie weiss man wo sie wieder auftauchen. Ich schoss ein paar Videos und erwischte auch ein paar coole Sequenzen, die ich allerdings mal zusammenschneiden muss. Ich werde das spaeter mal nachreichen wenn es sich lohnt.


    Es was jedenfalls eine sehr beeindruckende Delphinshow die wir eine halbe Stunde geboten bekamen. Mehrfach tauchten die Burschen unter dem Boot durch oder durchbrachen die Oberflaeche direkt neben dem Boot. Gerade sagte ich Ricardo, das dieses Theater sicher dem Angelerfolg nicht zutraeglich waere obwohl Delphine nicht direkte Lachsjaeger sind. Aber so ein Wirbel muss doch einfach alle Fische verjagen. Da loeste ploetzlich die Plastikkoederrute aus und verneigte sich tief. Ricardo hatte sie im Nu in der Hand und musste sie auch gut festhalten! Was jetzt geschah, darauf wartet und hofft jeder Angler, nimmt dafuer Kaelte, Regen, Wind, Aerger mit der Frau und sonst noch was in Kauf – es ist es einfach wert. Der Fisch zog ab wie ein D-Zug. Ricardo konnte nichts machen als staunend die Schnur beim Verschwinden beobachten. Und wieviel Schnur verschwand! Ich moechte wetten, dass es volle 2 Minuten Vollgas waren bis der Fisch zum ersten Mal stehen blieb und Ricardo eine Moeglichkeit gab die Rollenkurbel zu beruehren.


    Das wiederrum hat er schmerzlich bereut, denn im selbem Augenblick zog der FIsch wieder im Affentempo ab und die Rollenkurbeln schlugen hart auf Ricardos Finger und Hand! Wir beide jaulten vor Aufregung, Schmerz und Freude auf! So muss dass sein! Man vergisst nach einiger Zeit wie stark so ein Lachs ein kann! Ich hatte mittlerweise die zweite Rute eingeholt und den Motor verlangsamt. Ricardo wollt Abloesung und ich tat ihm gerne den Gefallen. Ich spuerte das wonnige Schlagen der Kopfstoesse und das sture Zurueckziehen wenn man mal Druck machte. Das musste ein Prachtfisch sein! Mein groesster Winterlachs war so um die 15 Pfund. Der musste in der selben Liga spielen. Mindestens! Langsam gewann ich Schnur zurueck. Ein treibender Baumstamm machte die Situation noch etwas brenzlich aber mit Ricardos Steuerhilfe konnten wir erfolgreich davon wegnavigieren. Dann sahen wir den Burschen das erste Mal noch tief und hinter dem Boot. Herrlich wie so ein Lachs unter Wasser aussieht. EIn toller Fisch. Ich wollte jetzt Ricardo die Rute wiedergeben um selber das kritische Keschermanoever zu taetigen aber Ricardo bestand darauf, dass er selbst kescherte. Nun gut!

    Der Lachs war jetzt ausgedrillt und als er die Oberflaeche durchbrach, zog ich hart an und surfte ihn auf Ricardo zu. Ich sah in zustossen und dann brauste das Wasser hinter seinem Koerper auf. Ich konnte nicht sehen wie es ausgegangen war und fragt etwas aengstlich “haste ihn?”. “Ja” antwortete er, aber er waere zu schwer zum Hereinheben. Ich legte die Rute weg und half ihm.




    Da lag er; ein praechtiger Winterspring, 13 Pfund und gut im Futter! Einer meiner besseren Winterlachse und einer der besten Kaempfer! Wir klatschten uns ab und freuten uns ueber die tolle Beute. Das war’s fuer uns. Besser kann’s eh nicht werden. Ausserdem war es hoechste Zeit. Wir kurvten noch bei Larry vorbei, der seit unserer Unterhaltung nichts mehr hatte und Ricardo praesentierte stolz unseren Grossen! Auch von Larry und Sohn wurden wir begueckwuenscht!
    Gluecklich ueber einen fantastischen Angeltag fuhren wir zurueck, zogen die Krabbenfalle ein in der leider nur eine groessere Felsenkrabbe war (liessen wir wieder frei – mit einer anfangen lohnt sich nicht). Man sollte einfach viel haeufiger angeln gehen – es ist einfach zu schoen!


    Einen guten Rutsch Euch allen und einen guten Start in ein hoffentlich fischreiches neues Jahr!

  • Kurzer Lagebericht fuer Kanada am letzten Freitag:
    Halifax – Ostkueste: Schneesturm mit bis zu 30 cm Neuschnee ueber Nacht, White-Out Bedingungen.
    Montreal – gefrierender Regen mit starkem Wind und Schneetreiben. Nachts unter -10 Grad.
    Winnipeg – Tageshoechsttemperaturen um die -20 Grad, gefuehlte -35 Grad
    Calgary – Schnee, -15 Grad, gefuehlt -20
    Victoria – Sonnig, windstill, 14 Grad (PLUS!!!), Lachse beissen!!


    Mensch, was habe ich fuer ein Glueck hier gelandet zu sein! Eisangeln Eskimostyle waere die einzig alternative Angelmethode in jedem anderem Teil Kanadas um diese Jahreszeit. Statt dessen verabredete ich mich am Freitag mit meinem Angelfreund Larry zu einem fruehlingshaften Bootsausflug zu den nahen Lachsgruenden. Ich hatte frei und er ist Rentner und hatte sein Boot schon startklar in der Einfahrt stehen.



    Die letzten Wochen spukten schon eindrucksvolle Fangberichte durch die anglerfrequentierten Lokale und Foren. Ein 26 pfuendiger Chinook wurde von East Sooke direkt vor der Cheanuh Marina gemeldet – ein Wahnsinnfisch fuer diese Jahreszeit! Vor der Victoria Mole wurde ein 21 Pfuender gefangen und vor dem Victoria Hafen Winter Chinooks bis 17 Pfund. Im Anbetracht dass Lachse im letzten Jahr bis zur Laichzeit ihr Gewicht alle 3-4 Monate verdoppeln und es jetzt bis zur 2014 Laichzeit noch gut 7-8 Monate sind, kann man sich leicht die monstroesen Endgewichte dieser Lachse errechnen. Neben den kapitalen Exemplaren sollten sich aber auch etliche “normalgewichtige” Winterlachse vor Victorias Toren herumtreiben und willig die Angebote der Angler annehmen. Das hoerte sich alles unwiderstehlich an und ich freute mich wie ein kleines Kind auf die Tour mit Larry!


    Um 9:30 Uhr traf ich Larry bei ihm zu Hause und stieg in seinen Pickup um. 20 Minuten spaeter liessen wir sein kleines 5.3 m Boot zu Wasser und duesten mit einer Anzahl anderer Sportboote vor die Kueste. Wir stoppten buchstaeblich 3 Minuten vor der Marina und sahen uns schon umgeben von 10 anderen Vorwochenendlern. Ich Dummerchen hatte noch meine gefuetterte Schwimmjacke eingepackt, dazu lange Unterhosen, Muetze.... was fuer eine Fehlplanung. Nahm alles nur Platz weg! Wir liessen sofort das Stoffdach vom Boot herunter und liessen uns die grelle Sonne auf die Ruecken scheinen. Das soll Ende Januar sein? Unglaublich!



    Wir liessen unsere Koeder (Larry fing mit Koederfisch an und ich mit Sandaal-Squirt mit Knicklicht) zum ca. 40 m tiefen Sandboden hinab und schleppten dicht am Grund weg von der Flotte. Die Wassertiefe wechselte gemaechlich zwischen 40 und 60 m und wir sahen zu, dass wir die Koeder entweder direkt am Grund oder hoechsten 5 m weg davon laufen hatten. Da ich Larry eine Weile nicht gesehen hatte, wollten wir eigentlich ein bisschen quatschen und Neuigkeiten austauschen aber irgendwie sollte das nicht recht funktionieren.


    Nach etwa 10 Minuten ruckte es ploetzlich energisch an Larrys Rute. Ich uebernahm das Steuer und Larry nahm den Drill auf. Der Fisch schien sich gut zu wehren wenn es auch kein Grosser sein konnte denn Larry musste keine Schnur hergeben. Ich war trotzdem ueberrascht, dass es nur ein ca. 50 cm Laechschen war. Trotz 45 cm Mindestmass entschieden wir nichts unter ca. 60 cm mitzunehmen. Der schnelle Start liess uns hoffnungsvoll sein, dass da noch was Groesseres kommen wuerde. Kaum hatte Larry einen neuen Koederfisch montiert und zum Grund herabgelassen – peng – schon wieder zappelte es an seinem Geschirr. Gleiches Spiel, gleiche Groesse.




    Solange Larry mit seinen Koederfischen nur die Kinderstube der Lachse verfuehrte, wollte ich zu meiner bewaehrten Zauberwaffe Vertrauen zeigen. Wir waren mittlerweile ca. 500 m offshore und um die 50 m tief. Larry setzte sein Spiel fort und fing nochmal 2 kleinere Chinooks. Einer blutete etwas und wir waren fast geneigt den zu behalten, entschieden aber doch auf Release als sich herausstellte, dass es nur eine aeussere unbedenkliche Verletzung durch den Haken war. Da, nun riss es zweimal an meiner Rute und der Clip loesste aus! Ich war sofort ‘dran und nahm Fuehlung auf – Nichts! Mist, verpasst! Waehrend ich einholte um neu einzusetzen, zog Larrys Rute ab und er berichtete hoffnungsvoll von kraeftigeren Kopfstoessen am anderen Schnurende.


    Gefuehlvoll brachte Larry den Fisch zur Bootsseite und da schwamm der erste Keeper-Lachs 2014! Zwar kein Riese aber mit um die 60 cm sollte er ca. 5 Pfund auf den Rippen haben. Winter Springs sind uebrigens von kaum zu ueberbietender Qualitaet! So, jetzt musste ich was tun um mit in’s Geschaeft einzusteigen. Ich wechselte meinen Koeder; allerdings nicht auf Koederfisch sondern auf den universellen Coho-Killer Blinker in Glowfarben.




    Nur Minuten nach meinem Koederwechsel ruckte es kurz an meiner Rute. Ich meinte erst es waere Bodenkontakt da weitere Action ausblieb. Vorsichtshalber nahm ich die Rute in die eine Hand und holte mit der anderen den Downrigger 3 m hoch. Ich wollte die Rute gerade wieder in den Halter stecken, als ich ein Ziehen an der Schnur wahrnahm. Aha, da spielt doch was am Koeder! Ich nahm Fuehlung auf und als ich deutliches Rucken verspuerte, schlug ich an und riss damit die Schnur aus dem Clip. Ich kurbelte schnell die momentan schlaffe Schnur ein und schlug nun nochmal in etwas Schweres am anderen Ende.


    Und das Etwas am anderen Ende fand das gar nicht so lustig und setzte augenblicklich zur Flucht an. Erst langsam und dann immer schneller werdend bis meine Rollenspule schliesslich den vielzitierten Rueckwaerts-Speicheneffekt erzielte. Larry und ich jaulten auf in Vorfreude auf einen heissen Tanz. Das war ein guter Fisch, da bestand kein Zweifel. Als der Fisch endlich eine Pause einlegte, entriss ich dem Fisch wieder eine gute Menge Schnur bis ein paar heftige Kopfstoesse andeuteten, dass er nun genug von meinem Zerren hatte und er unbedingt wieder weg wollte. Wieder sang meine Rolle ihr schoensten Lied! Aber diesmal war die Flucht schon kuerzer. Wieder arbeitet ich den Fisch heran der dann bei der naechsten Flucht nun schon flach lief und in ca. 50 m Entfernung an der Oberflaeche seine Spirenzchen machte. Das war gefaehrlich da der traege Flasher mal unter mal ueber Wasser war und dadurch den Haken ausschlitzen konnte.


    Dann raste der Lachs ploetzlich auf unser Boot zu und ich gab alles an der Kurbel um mitzuhalten. Ich rief Larry zum Kescher – man weiss ja nie – vielleicht gab es eine Moeglichkeit zum schnellen Ende. Der Fisch raste bis ca. 4 m hinter das Boot und wollte dann, als er Boot und uns gewahr wurde, wieder Reisaus nehmen. Ich liess ihn aber nicht den Kopf drehen und zog ihn mit Gewalt weiter Richtung Boot und Kescher. Larry langte weit raus und erwischte ihn – nein – er wuselte sich wieder ueber die Kescherstange – nein – Larry langte nach – nach bangen Sekunden sank der Lachs doch ins Netz und Larry zog zu! Geschafft! Besiegt! Wir jubelten laut und bestaunten einen schoenen, fetten Winterlachs. Mit 75 – 80 cm Laenge duerfte der gut 10 Pfund haben. Ein klasse Fisch!


    “Hm, Coho Killer...” meinte Larry nur. Ich musste den Koeder wieder etwas zurechtbiegen da der Lachs ihn total zerbissen und verbogen hatte. Der Einzelhaken sass bombenfest in der Zunge des Fisches. Als sich die Aufregung auf unserem Boot gelegt hatte, liess ich den Koder wieder hinab und Larry zog nun weite Kreise um die Erfolgsstelle. Leider wollte sich hier nichts mehr tun. Weiter zum Ufer, nahe der anderen Boote wurden wir auf zwei lauernde Robben aufmerksam. Nee, die wollten wir lieber nicht fuettern. Wir schleppten wieder weiter hinaus und ich erwischte einen kleinen untermassigen Chinook. Kurz darauf rappelte meine Rute wieder los und der fuehlte sich besser als der Kleine aber viel schwaecher als mein Grosser an. Energische Kopfstoesse mit wilden explosiven Fluchtversuchen die aber an der recht hart gestellten Bremse schon nach Zentimetern scheiterten.


    An der Oberflaeche wachte der Lachs dann erst richtig auf und ueberschlug sich regelrecht. Wenn der Flasher nicht gewesen waere, der Fisch waere wohl mehrfach hoch aus dem Wasser gesprungen. So blieb es beim wilden Schaumschlagen bis Larry dem Schauspiel mit dem Kescher ein Ende machte. Nicht schlecht, Standardgroesse fuer die Jahreszeit: vielleicht 5 -6 Pfund. Larry begann nun an an seinem Koederfischsystem zu zweifeln. Aber er verbuchte noch ein paar Bisse und landete in den naechsten 40 Minuten noch zwei Halbstarke. Wir warteten aber noch auf einen weiteren Grossen, den letzten der erlaubten 4 Chinooks pro Tag fuer 2 Angler.


    Es sollte jedoch dabei bleiben. Die letzte Stunde konnten wir keinen Biss mehr verbuchen. Die Beisszeit schien vorbei. Zufrieden und leicht sonnenverbrannt fuhren wir zur Marina und filetierten dort unsere 3 Lachse. Ein paar andere Boote kamen auch zeitnah herein und brachten ihre Faenge zur Schlachtbank. Mit Stolz bemerkten wir, dass wir den Groessten von allen hier erwischt hatten. Zwei Hafenrobben balgten sich um die Fischreste und die Spaziergaenger und Touristen hatten ihren Spass beim Zuschauen.




    Ein fantastischer Angeltag ging zu Ende und ich fuehle heute noch die Aufregung des Momentes als der schoene Lachs die Rolle saussen liess! Mann, war das mal wieder ein tolles Gefuehl! Kann die naechste Tour nicht erwarten. In der Zwischenzeit werden mir die leckeren Filets vom Grill und Raeucherofen die Zeit zu ueberstehen helfen!

  • Petri Heil und guten Hunger :lol: . Ein wie immer schön zu lesender Bericht und richtig nette Fotos.


    Ich hab da mal ne Frage. Woher kommt es denn, dass Deine Berichte immer in nahezu perfektem Deutsch sind. Bist Du in Deutschland aufgewachsen und hast Dich dann nach BC verdrückt ?

  • Gerd: Das "nahezu" tut schon weh!! :D
    Ich lebe nun schon seit 12 Jahren hier. Davor war ich ein "reiner" Deutscher!! Lol
    Ein bisschen Glueck und Abenteuerlust und schwupps war ich hier. Im Moment ist noch kein Zurueckreisetermin geplant. Aber man soll ja nie nie sagen. Ich geniesse einfach die fantastischen Angelmoeglichkeiten so oft wie es geht und trage auch meinen Teil bei die Arten zu erhalten oder auch wieder aufzubauen. Auch 'ne Lebensaufgabe!

  • Komme gerade von einer Konferenzschaltung mit dem Fischereiministerium und bin ganz aufgekratzt! Wenn die Vorhersagen der Biologen und Experten zutreffen, werden wir dieses Jahr in BC ein Lachsjahr erleben, wie es es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Selbst wenn nur die Haelfte davon wahr wird, muesste diese Angelsaison all die der letzten 15 Jahre uebertreffen. Sicher auch ein Erfolg lokaler Bemuehungen wie Bestandstuetzmassnahmen, Flussrenaturierung, Rueckbau von Stauwerken u.a.. Hauptdank gehoert sicher immer noch Mutter Natur, die wohl trotz allem was wir ihr entgegen schmeissen fantastische Ueberlebensbedingungen fuer diese Lachsgeneration geschaffen hatte.


    So ist z.B. der Ueberlebensindex fuer die Silberlachse (Coho) in der Georgia Strait (Wasserstrasse zwischen Vancouver Island und dem Festland) wieder auf 15% angestiegen. Noch bis vor 20 Jahren herrschte eine unglaubliche Fischerei in der Georgia Strait die auf die schier unerschoepflichen Silberlachsbestaende dort begruendet war. Damals erzielten die dortigen Silberlachsstaemme regelmaessig 15% Ueberlebensquoten. Mitte der 90ger brachen ganz ploetzlich die Bestaende zusammen und die Ueberlebensquote wurde bei ca. 2% ermittelt. Warum, weiss bis heute noch keiner genau. Viele spekulieren, dass ein wichtiger Faktor die Ueberfischung der lokalen Heringsbestaende war (und immer noch ist!).


    Die letzten zwei Jahre habe ich hier in meinen Berichten schon von einer wundersamen Erholung der Coho-Bestaende in der angrenzenden Juan de Fuca Strait berichtet. Seit 2012 haben wir wieder eine fantastische Cohofischerei zwischen Mitte Juni und November - etwas was es seit Mitte der 90ger Jahre nicht mehr gegeben hatte. Die Aufstiegszahlen in den hiesigen stadtnahen Baechen reflektieren den positiven Trend (habe auch davon hier schon berichtet - siehe Colquitz und Craigflower Creek Berichte). Angler duerfen daher hoffen, dass die Entnahmebestimmungen (bis jetzt durften nur "markierte", also in Brutstationen erbruetete Cohos entnommen werden - im Vergleich zu wilden "unmarkierten" liegt die Quote bei ca. 1:5 oder sogar 1:10) eine leichte Verbesserung erhalten.


    Der Fraser River erwartet ausserdem einen neuen Jahrhundert-Run an Rotlachsen (Sockeye). die Elterngeneration war 2010 mit 36 Millionen Rueckkehrern der groesste Run seit 1930 und offensichtlich hat die nachfolgende Generation beste Aufwuchsbedingungen genossen und die Vorhersagen gehen hoch bis zu 75 Millionen dieses Jahr! Das waere der groesste Sockeye-Run seit dem Beginn der industriellen Fischerei im Nordpazifik! Keiner hier kann sich vorstellen wie so viele Fische im Fluss aussehen! Viele dieser Rotlachse stammen vom Adams River (nahe Kamloops, BC) und 2010 war der Adams River komplett ROT von draengelnden Fischleibern. Vielleicht stapeln sich die Rotlachse dieses Jahr etagenweise! :D


    Ein gehoeriger Teil der Rotlachse fuer den Fraser River zieht hier durch die Juan de Fuca Strait zwischen July und August und duerften uns eine tolle Angelei versprechen! Nicht nur sind diese 5-12 pfuendigen Silberpakete ein Hochgenuss in der Kueche, sie sind - wenn man die speziellen Fangtricks beherrscht - ein fantastischer Sportfisch, der aeusserst akrobatisch um jeden Meter Schnur kaempft. Diese Rotlachsfischerei noch neben der schon tollen Cohofischerei duerfte fuer wahrhafte Sternstunden am Wasser sorgen!


    Apropo Rotlachs. Ein anderes Flusssystem, auch bekannt fuer zahlreiche Rotlachse, erwartet ebenfalls ein Rekordaufstieg! Das Somass River System bei Port Alberni, BC (Mitte - West von Vancouver Island) soll regelrecht ueberflutet werden mit Rot! Eine fantastische Fischerei im geschuetzten Fjord koennte sich unter den richtigen Bedingungen fuer die Angler abzeichnen. Im Fluss sowieso und ich denke da wird es dieses Jahr auch gesunde Entnahmeregeln geben. Die Fjordangelei auf Rotlachs haengt immer etwas vom Wetter ab: wenn die Rotlachse im Fjord (Alberni Canal) im Juni ankommen und es feucht und kuehl ist und der Fluss viel und kuehles Wasser hat, fliegen die Lachse im Nu in den Fluss ohne sich im Fjord aufzuhalten. Dann lachen die Flussangler waehrend die Fjordangler lange Nasen haben. Ist der Fluss seicht und warm weil es schon eine zeitlang sommerliches Wetter gab, warten die riesigen Rotlachsschwaerme im Fjord auf bessere Flussbedingungen und vertreiben sich die Zeit mit: Fressen. Sehr zum Wohlgefallen der Fjordangler aber zum Nachteil der Flussangler. Wer auf beides vorbereitet ist, kriegt auf jeden Fall seinen Spass!


    Und als ob das nicht genug waere, die Vorhersagen fuer die diesjaehrigen Chinook (Koenigslachs) Bestaende, sprengen auch jeden Rahmen von dem was ich persoenlich hier seit 12 Jahren gesehen und erlebt habe. Die sonst so gebeutelten Fraser River Chinooks zeigen einen erfreulichen Aufwaertstrend dieses Jahr - wenn auch erstmal wie es scheint nur fuer dieses Jahr. Aber auch andere hiessige Flusssysteme scheinen ein Comeback zu machen. Der schon fast toterklaerte Cowichan River ca. 1 Stunde noerdlich von Victoria, BC, hatte einen sehr erfreulichen Chinookaufstieg im letzten Jahr mit wichtigen Indikatoren hinweisend auf einen noch besseren dieses Jahr. Wenn's wahr wuerde, koennte das einige fischereilich verstaubte aber landschaftlich zauberhafte Kuestenflecke wiederbeleben.


    Ein weiteres Phaenomen wird die Herzen der Offshoreangler an der gesamten Westkueste huepfen lassen. Der Columbia River, der in Oregon, US muendet, erwartet einen unglaublichen Chinookaufstieg von vielen 100000 Exemplaren. Diese Koenige des Pazifiks ziehen von Alaska an der Westkueste entlang bis sie den Fluss ca. 400 km suedlich von hier finden. Die Amis erwarten eine fantastische Flussangelei auf diese Fische, die leicht 30-40 Pfund erreichen koennen. Leider kommt dieser Run hier vor Victoria und Sooke nicht vorbei. Der naechste Ort von hier um an dieser Fischerei teilzunehmen waere Port Renfrew auf Vancouver Island (ca. 2h).


    Nur der Vollstaendigkeit halber, Pinks (Buckellachse) steigen dieses Jahr nicht in den Fraser River auf und daher wird es hier im Sueden der Insel keine Fischerei darauf geben. Allerdings berichteten die Biologen von einem starken Pinkaufstieg in den Campbell River (Mitte Osten von Vancouver Island), was den dortigen Anglern neben starken Rotlachs, Coho und Chinook Runs eine schon fast verwirrende Fischvielfalt bieten duerfte.


    Chum oder Hundslachsbestaende bleiben dieses Jahr wieder etwas hinter den Erwartungen zurueck. Warum ist wohl nicht ganz klar. Diese starken Kaempfer und Spaetzuegler (kommen hier im Oktober/November vor dem Sooke River an um aufzusteigen) spielen allerdings fuer die Sportfischerei eine eher unbedeutende Rolle - sicher des spaeten Aufstiegstermins wegen.


    Wow, das koennte das Jahr der Jahre werden und ich werde Euch an meinen Touren durch meine Berichte teilhaben lassen. Wenn einige von Euch, die vielleicht noch schwanken in ihrer Angelurlaubszielwahl fuer dieses Jahr und vielleicht sowoeso mal eine Westkuestentour vorhatten, schlagt zu und kommt dieses Jahr! Wer weiss ob die Sterne nochmal so zusammenkommen! Wer Offshoreangeln mag und das Budget dafuer hat; die ganze Westkueste von Alaska bis nach Oregon duerfte dieses Jahr fuer schmerzende Arme sorgen. Wer es etwas lieblicher und landnaher mag, dem rate ich vorallem Campbell River, Port Alberni aber auch hier Victoria und Sooke. Mein "Geheimtipp" fuer die Flussangelei auf Lachs geht dieses Jahr eindeutig zum Columbia River, Oregon, US.


    Wer mehr wissen moechte - ich beantworte gerne Eure PNs.

  • Nachdem letzte Woche die 2014 Heilbuttpremiere zu wuenschen uebrig liess, war nun am letzten Samstag Entschaedigung bei der Lachsjagd geplant. Eine starke Ebbstroemung verhinderte jegliches Ankern und Heilbuttangeln und so blieb “nur” die Jagd auf Silber im Meer. Dave, mein Freund, rief mich Freitag Abend an und wollte unbedingt mit. Seine Familie wuesste schon gar nicht mehr wie ein Fischgericht aussieht und er haette vergessen wie herum man eine Angelrute haelt. Wer kann da schon Nein sagen….?


    Dave berichtete, dass einer seiner Facebookkontakte am Tage zuvor in Whirl Bay einen 25 pfuendigen Chinook abgeschleppt haette. Das ist ein enorm grosser Fisch fuer diese Jahreszeit. Wenn man bedenkt, dass es noch gut 6 Monate bis zur Laichzeit sind und Lachse im letzten Jahr alle 3-4 Monate ihr Gewicht verdoppeln koennen, kann man sich ausrechnen was fuer ein Potenzial in diesem Burschen gesteckt hat.


    Noch am Telefon mit Dave holte ich mein Fangtagebuch heraus und verglich die Eintraege mit der Stroemungstabelle fuer den kommenden Tag. Im April 2010 hatte ich bei genau dieser Stroemungskonstellation zwei sehr erfolgreiche Lachstage in Whirl Bay gehabt. Da war also was ‘dran an dieser Stelle. Wind sollte keine Huerde darstellen, vielleicht koennte es etwas feucht von oben werden aber das konnte uns nicht schrecken. So verabredeten wir uns fuer Sa Morgen um 8:00 bei Dave.


    Wir wasserten Red Hot mit nur einem weiteren Boot an der Cheanuh Marina in East Sooke und flogen dann durch den wunderschoenen Morgen ueber spiegelglattes Wasser. In Whirl Bay nach ca. 10 Minuten angekommen, fanden wir 4 andere Boote die schon die weitlaeufige Bucht befischten. Ich fuhr der starken Ebbstroemung entgegen zur Stromaufwaertsseite der Bucht und mutmasste, dass die Lachse stromab von dem Eingangsriff auf Lauer liegen wuerden.

    Ich montierte den vielfach bewaehrten Coho Killer Blinker in glow gruen waehrend Dave seinen Geheimwaffenblinker montierte. Beide Koeder gingen am Downrigger in unmittelbare Bodennaehe. Die ersten 2 Runden durch die Bucht zogen wir in etwas flacheren Gefilden um die 40 m Tiefe herum. Als wir dort keinerlei Action antrafen, kreisten wir in ewas tieferes Wasser um die 55 m Tiefe herum. Das ist fuer mich in Whirl Bay Standard Procedure – man muss erstmal herausfinden wo Futter und Lachse sind. Die anderen Boote schienen auch noch keinen Fischkontakt zu haben denn sie fischten auch kreuz und quer durch die Gegend.

    Ich steuerte eine Runde dicht am Eingangsriff entlang und warnte Dave wohl etwas zu spaet, dass der Boden gleich hochkommen wuerde. Ein kurzer Schlag an seinem Rigger und schwupps wurde das Riggerkabel schlapp. Dave fluchte kurz ob des Verlusts des Geschirrs. Gluecklicherweise hatte der Notsprengring am Downriggergewicht seinen Job getan und sich geoeffnet als die Bleikugel am Felsenriff festhing und so blieb uns die Wiederherstellung der ganzen Montage erspart und wir mussten “nur” das Blei ersetzen. Ich habe immer paar als Ersatz dabei.


    Jetzt wurde es aber Zeit, den Verlust in Gewinn umzusetzen! Und tatsaechlich, kurz nachdem wir eine groessere Futterwolke in Bodennaehe passiert hatten, ruckte meine Rute los. Der Anschlag sass und ein feister Gegner machte sich gleich in der entgegengesetzten Richtung davon! Ach, wie ich das vermisst hatte. Dave wurde etwas unruhig als zwei Robbenkoepfe in Sichtweite auftauchten und begann die vermeintlichen Fischdiebe zu bewerfen. Ich legte mich etwas staerker in die Rute um den Drill nicht allzulang auszudehnen und den Robben unnoetig Zeit zum Ueberlegen zu geben. Aber der Fisch war kein Kleiner und zerrte immer wieder stur dagegen und nahm mir paar Male die Schnur, die ich schon gewonnen hatte, wieder ab. Und bei einer solchen Wendung war es dann passiert und der Fisch war ploetzlich weg. “Damn barbless hooks!” schimpfte Dave. Ich trug’s mit Fassung. Wo einer war da waren auch noch mehr.


    Wir fokusierten nun unseren Aktionsradius um die Gegend herum wo wir den Biss hatten. Wir dampften nun gegen die Stroemung wieder zu der ungefaehren Stelle zurueck als ploetzlich meine Rute ausloeste. Ich zoegerte erst eine Sekunde weil ich befuerchtete, dass vielleicht nur der harte Stroemungsdruck die Schnur aus dem Clip gerissen hatte, aber als ich die Rute in die Knie gehen sah, wusste ich mich am Fisch! Ach, war das fuer ein Genuss einen kampfstarken Winterlachs an meinem neuen Geraet zu drillen – ich hatte mir auf der Victoria Boat und Outdoor Show eine neue Moochingrolle (Monarch by Forged Fly Fishing) gegoennt und diese mit einer 3.2 m Medium Action Fenwick HMX gekoppelt. Die Bremse der Rolle ist butterweich und der grosse Rollendurchmesser erlaubte einen zuegigen Einzug.


    Diesmal hing der Fisch gut und ich konnte ihn nach ein paar Minuten Richtung Kescher ziehen. Dave, mit Gedanken an Raeucher- oder Grilllachs, gab sich auch keine Bloesse und brachte den schoenen 9-pfuender ins Boot. Ha, der Bann war gebrochen! Dave wurde nachdenklich, ob er auf Coho Killer umruesten sollte. Er hatte noch keinen Zupfer verbucht.


    Ich versenkte mein Erfolgskoeder wieder und wir blieben auf der bewaehrten Strecke. Kurz darauf ein seltsames Rucken an meiner Rute – ich dachte erst unsere beiden Schnuere haetten sich bei einer Wendung verheddert aber bei Einziehen war klar, ich hatte einen Fisch am Band. Auch wenn der reichlich klein war und schnell wieder schwimmen durfte, konnte Dave nun nicht mehr warten und versuchte meine Montage exakt zu duplizieren. Nur einen Coho Killer in den Farben hatte er wohl nicht und begnuegte sich fuer’s erste mit dem Naechstbesten. Er bestand darauf, dass er nun an der Reihe waere – ich sollte mich mal zurueckhalten.


    Denkste, plop machte meine Rute und ruckte ungeduldig los. Fish On! Die Welt war fuer mich in Ordnung! Kein Wind, kein Regen – im Gegenteil ein paar Sonnenstrahlen kamen durch, die Fische bissen (bei mir!) – was will man mehr!!! Wieder genoss ich den Drill eines feisten Lachses. Als wir den ersten Blick auf ihn hinter dem Boot werfen konnten, stellten wir fest, dass er ungefaehr wie der erste gebaut war. Keeper! Dave langte zu und der vorherige bekam Gesellschaft in der Fischkiste. Ich scherzte, dass ich ja nun mein Tageslimit haette und aufhoeren wuerde zu fischen. Dave schuettelte nur unglaeubig den Kopf und mass meine Vorfachlaenge auf Zentimetergenauigkeit.

    Unser Erfolg blieb nicht unbemerkt bei den anderen Booten und es wurde belebt auf “unserer” Strecke. Mehrere Kapitaene beglueckwuenschten uns und erfragten die wichtigen Details. Dave zeigte nur unwillig auf mich “Muesst Ihr den hier fragen!”. Lachend gab ich gerne Auskunft. Mittlerweile gesellten sich auch zwei Charterboote dazu und wir sahen wie auch deren Kunden drillten.

    Wir machten da weiter wo wir aufgehoert hatten. Wir sahen eine Menge Futterfisch auf dem Echolot. Immer in kleineren Wolken aber dafuer regelmaessig, alle dicht am Boden um die 50-60 m Marke. Ich wuenschte nun auch Dave mal einen Fisch, aber die Fischgoetter wollten es anders. Wieder loeste meine Rute aus und ich drillte schmunzelnd dahin. Ich bot Dave sogar an den Fisch zu uebernehmen aber da ich Linkskurbeler bin und er rechts, stand er davon ab. Der Fisch war etwas kleiner, vielleicht 5 Pfund und ich ueberlegt, on wir lieber auf was Groesseres warten sollten. Aber Dave wollte ihn fuer sich haben. Nun gut. Nummer drei. Nur noch einer zum Schlusspfiff.


    Es dauerte nun ca. 15 Minuten bis auf einmal Dave’s Rute ausloeste. Waagerecht in der Luft liegend flog Dave heran und setzte den Anschlag – nichts! Gibt’s doch nicht! Waehrend ich peinlich beruehrt wegschaute, loeste meine Rute aus – Fish On! Ich schaute Dave nicht mehr in die Augen als ich mit zusammengepressten Lippen einen kleineren Lachs herankurbelte. Der ging wieder zurueck. Nicht lange danach, bei einer Wendung ueber tieferem Wasser, wo mein Koeder mindestens 10 m ueber Grund zog, rueckte es zwei mal kraeftig an meiner Rute. Ich ruckte zurueck und sofort flog die Schnur nur so von der Rolle. Jetzt musste sogar Dave lachen; kopfschuettelnd natuerlich!


    Der Drill ging hin und her, das war ein besserer Fisch, keine Frage. Ein anderes Boot stoppte und beobachtete uns. Dann kam der kritische Moment in dem der Flasher die Oberflaeche durchbrach und dadurch ein kurzer Ruck erfolgte – und dieses Mal war der Ruck wohl zu derb denn das Geschirr flog mir vehement entgegen – natuerlich ohne Fisch. Was soll’s. Man kann nicht alle kriegen! Dave fragte nun hoeflich, ob ich vielleicht noch so einen Coho Killer in der Kiste haette. Ich kramte herum und fand tatsaechlich den gleichen noch einmal.


    Aber es war wohl mehr dazu als der Koeder denn 10 Minuten spaeter ging MEINE Rute wieder auf Tauchstation und ich war am Fisch. Diesmal lehnte Dave mein Angebot nicht ab und schnappte sich meine Rute. “Ah, so fuehlt es sich an wenn man einen Fisch dran hat!” meinte er grinsend. Er genoss den Drill soweit seine ungeschickte linke Hand das zuliess und ich konnte den Lachs nach einiger Zeit problemlos keschern. Wieder die Einheitsgroesse – vielleicht 7-8 Pfund. Damit waren wir fertig. Dabei hatten wir noch 2 Stunden, die uns niemand irgendwo erwartete. Aber wir beschlossen heute keine Catch and Release Verlaengerung zu machen und uns lieber etwas frueher unseren haeuslichen Pflichten zu widmen.


    Fuer mich war das ein grossartiger Tag. Dave hatte da eine etwas gespaltene Meinung. Ich weiss auch nicht was er verbrochen hatte um so eine Lektion zu verdienen. Es war uns beiden auch wirklich unerklaerlich wie das Fangresultat so unterschiedlich ausfallen konnte. Dave hatte wirklich alles von mir kopiert und wurde trotzdem vollkommen ignoriert. Naja, seiner Familie war es gleich, Lachsfilet ist Lachsfilet, egal wer es gefangen hat. Aber ich bin mir sicher, dass das lokale Angelgeschaeft am naechsten Tag etliche der kleinen Coho Killerblinker umgesetzt hat…









  • Samstag war ich mal wieder auf dem Wasser. Mein Freund Carl wollte unbedingt mit und ich hatte nichts dagegen. Ich wollte nochmal die erfolgreiche Strecke in der Whirl Bay vom vorherigen Samstag probieren. Carl war eher an einer Heilbuttour interessiert. Wir schauten uns gemeinsam die Stroemungstabelle an und befanden, dass von Mittag bis 15:00 ein brauchbares Stroemungsfenster fuer Butt am Mudhole sei. Davor bestand ich auf 1-2 Stunden Lachsschleppen.


    Carl’s Jalopy war dieses Jahr noch nicht getestet und brauchte wahrscheinlich erst die eine oder andere Ueberredung zum Start und so nahmen wir lieber Red Hot mit. Wir wasserten in Pedder Bay Marina, da das genau in zwischen Whirl Bay und Mudhole lag. An der Bootsrampe trafen wir Gary Cooper, den TV Show Host von Nice Fish TV, eine der aeltesten und bekanntesten Angelshows hier in BC. Gary ist mit seinen 68 Jahren immer noch im Geschaeft und angelt selber immer noch fleissig. Die meiste Zeit angelt er auf Einladung aller moeglichen Angellodges und Resorts rund um die Welt fuer die Produktion seiner Shows. Schon bewundernswert wie er es geschafft hat aus seinem Hobby einen nicht nur eintraeglichen sondern auch einen einfach nur traumhaften Job zu machen. Wer wuerde nicht gerne alle tollen Angelreviere der Welt beangeln und dafuer noch bezahlt werden!? Trotz allem fischt Gary aber immer noch gerne in seinem Heimrevier um Victoria. Er hat seine 10 m Jacht in der Pedder Bay Marina liegen.


    Wir plauderten mit Gary eine Weile und ich erzaehlte vom vorwoechigen Erfolg. Gary bat uns ihm unseren heutigen Bericht zu texten. Er wuerde am naechsten Tag ein paar Gaeste auf’s Wasser fuehren und haette gerne ein paar fangfrische Tipps. Artig versprachen wir es; mit solchen Prominenten stellt man sich besser gut!


    Als wir aus dem kurzen Fjord herauskamen, schlug uns eine unbequehme, kurzfrequentige Duenung entgegen. Wo das nur herkam? Es war absolut kein Wind und normalerweise kommt keine Duenung so tief in die Juan de Fuca Strasse. Da musste vor kurzem ein heftiger Pazifiksturm genau in der Richtung der JDF Strasse geblasen haben. So brauchten wir ca. 20 Minuten bis zur Whirl Bay und wurden ordentlich durchgeschuettelt. In der Bucht hielten sich die Wellen in Grenzen und wegen der Windstille war abzusehen, dass es zunehmend besser werden wuerde.


    Ich vertraute natuerlich wieder meinem Coho Killer Blinker. Carl montierte einen 10 cm Coyote Blinker – auch in Glow-Gruen. Ich folgte den GPS Spuren vom vorherigen Trip und wir hielten unsere Koeder in unmittelbarer Naehe zum Grund. Die Stroemung war gerade im Begriff von Ebbe auf Flut zu wechseln. Interessanter – oder besser – ungluecklicherweise hatte das Tiefenwasser schon auf Flut umgestellt waehrend das Oberflaechenwasser noch ebbte. Das machte das Schleppen in 50 m Tiefe schwierig und bei zwei Schwenkmanoevern erhielten wir jeweils einen moerderischen Schnursalat als sich unsere Geschirre verfingen.
    Wir trafen einen Bekannten mit seiner Familie; Bill ein alter Arbeitskollege von Carl und vielmaliger Teilnehmer und auch schon Gewinner meines Fishing Derbys. Bill versuchte es zuerst etwas flacher und wir wollten ueber Funk in Kontakt bleiben.


    Meine Rutenspitze ruckte hin und wieder weil der Koeder am Grund auftitschte. Carl hatte mehrmals schon einen Weckruf auf seinen Lippen als er dann doch realisierte, dass das nur der Bodenkontakt war. Doch dann sah ich wie es zwischen den periodischen Bodenrucken auf einmal ungeduldiger ruckelte. Das ist wirklich schwer zu unterscheiden und manchmal nur so ein vages Gefuehl. Beissen die Winterlachse aggressiv, so wie letztes Wochenende, dann loest die Schnur beim Biss sofort aus dem Downriggerclip aus und man weiss, dass man am Fisch ist. Heute war es mehr eine Ahnung die mich die Rute aufnehmen und anrucken liess. Der Clip loeste aus, ich kurbelte schnell auf Spannung und nahm Fuehlung auf – Fish On! Deutlich konnte man das unwillige Rucken eines Fisches tief da unten spueren.


    Der Fisch war kein Riese und kaempfte maessig und so verlief der Drill recht unspektakulaer. Erst kurz vor dem Kescher spielte er nochmal verrueckt und liess uns bangen da wir da schon erkannt hatten, wie knapp der Einzelschonhaken sass. Aber wir hatten Glueck und konnten ihn landen. 7-8 Pfund geschaetzt; kurz aber gut im Futter. Nun wollte Carl aber auch etwas erlegen. Er wollte schliesslich nicht wie Dave letzte Woche abenden.


    Ich gab Bill den Bericht ueber Funk und er kam auch sofort zu uns. Kurze Zeit spaeter sahen wir ihn auch einen Lachs landen. Carl wollte gerade seinen Koeder kontrollieren und vielleicht auch auswechseln und begann einzuholen, als ploetzlich etwas dagegenzog und er in Kampfstellung ueberging. Ha, da hatte ein Lachs beim Einholen zugeschnappt! Der schien auch ganz ordentlich zu sein denn er nahm auch 2 Mal eine ganze Strecke Schnur. Nach einer Weile sahen wir weit hinter dem Boot einen Schwall an der Oberflaeche auftauchen. Noch zwei Kurbelumdrehungen blieben Carl als dann ploetzlich der Kontakt abriss. Haken ausgeschlitzt! Oh well…


    Bei einem wiederholten Schnursalat beschlossen wir nun auf Heilbutt umzusetzen. Wir packten das Lachszeug weg und duesten zum Mudhole. Die Wellen hatten sich mittlerweile schoen gelegt. Wir liessen den Anker hinab und schickten unsere Heringskoeder mit Butt Juice und besten Wuenschen zum Grund – oder wohin eigentlich? Der Grund war fast nicht zu erreichen oder schon nach Sekunden wieder verloren. Nanu? Laut Stroemungstabelle sollte es hoechstens 1 – 1,5 Knoten sein. Das hier war deutlich mehr. Ich haengte noch ein 500 g Blei zu den schon 1000 g dran und selbst damit konnte ich hoechstens 5 Minuten Grund halten bis ich Schnur nachgeben musste. Wir verbuchten ein paar Haibisse und waren gar nicht begeistert von der Aussicht Dornhaie aus ueber 100 m Tiefe und gefuehlten 1000 m Entfernung regelmaessig hochzuholen.


    Da die Stroemung fuer die naechsten 2 Stunden nicht abnehmen sondern eher noch zunehmen wuerde, brachen wir nach ca. 40 Minuten wenig begeistert ab. So eine Pleite. Da waeren wir lieber beim Lachsschleppen geblieben. Wie das nur passieren konnte?


    Zurueck in der Marina klaerte sich unser Missgeschick auf. Ich hatte mich im Januar vom Fachmann meines Vertrauens ueberreden lassen, eine andere Stroemungstabelle zu kaufen als die, die ich jahrelang benutzte. Die, auf die ich mich schon seit Jahren verlasse und mit der ich durchweg zufrieden war, war naemlich aufgekauft worden bei der Firma die meine neue erstellte. Es gab jetzt also nur noch 2 Konkurrenten auf diesem Markt. Im Marina Store lagen beide Tabellen zum Verkauf und ich verglich die beiden fuer den heutigen Tag und siehe da, die die ich besass unterschaetzte die Stroemung bei fast 1 Knoten. Die andere Tabelle (Murray’s Tables) wiess richtig auf 2-2,5 Knoten heute hin. Wenn ich das gewusst haette, haetten wir es gar nicht erst auf Butt versucht, oder erst spaeter.


    Naja, kann man nichts machen. Dumm gelaufen und wieder was gelernt – und gekauft – naemlich die Murray’s Stroemungstabellen! Frage mich nur warum die die alten und gutfunktionierenden Tabellen nicht bei der Firmenuebernahme beibehalten haben.


    Beim Bootherausholen lachten wir uns ueber die Kapriolen eines Flussotters am Dock kaputt. Da stand am Ende des Docks einsam ein Picknicktisch mit Sonnenschirm auf einem blauen Outdoor-Teppich. Den Teppich fand der Otter wohl zu bequehm und angenehm und er rollte und waelzte sich darauf – zu trollig diese Otter!


    Auf dem Nachhauseweg textete Bill zu Carl: “3 Chinooks”. Und eine Stunde spaeter, wie ich nachher erfuhr, “1 Heilbutt ca. 30 Pfund”. Bill, Hut ab, Du hast wohl alles richtig gemacht! Ich schickte Gary Cooper abends eine Email mit dem Bericht von uns und Bill und Gary antwortete mir vor ca. 1 Stunde: Danke fuer die Tipps. Haben auf Deiner Strecke 4 schoene Chinooks zwischen 8 und 12 Pfund erlegt! Gary


    Na, da ist das Selbstbewusstsein wieder hergestellt wenn man so einen Dank von einem Profi bekommt!





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