Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Die Freiwilligentruppe, die die Lachsbrut- und Aufzuchtstation am Sooke River (ca. 45 Min von downtown Victoria) betreut, hatte letzte Woche um Hilfe beim Brutbestandeinsammeln gebeten. Diese Freiwilligengesellschaft besteht fast nur aus Rentnern und aelteren Herrschaften da viele Taetigkeiten eben in die normale Arbeitszeit der juengeren Generationen fallen. Diese Truppe entnimmt jaehrlich etwa 300000 bis 500000 Lachseier (3/4 davon Chinook, Rest Coho) und brueten diese im Schutze der Station aus um die Smolts dann im Fruehjahr im Fluss oder Meer freizulassen. Durch diese Massnahme konnte der Sooke River Chinookstamm vom Aussterben gerettet werden und die Cohobestaende gefestigt werden. Chum (Hundslachse) Bestaende sind noch natuerlich in gutem Zustand. Der Unterschied liegt an der Lebensweise der verschiedenen Lachsarten. Cohos verbringen nach Schlupf ein Jahr im Suesswasser – meist in kleinsten Baechen. Daher ist der Zustand der kleinen Nebenbaeche des Sooke Rivers entscheidend fuer die Cohobestaende und leider muss man feststellen, das viele dieser Kleinstgewaesser durch Bebauung und Anwohner in ihrer Urspruenglichkeit arg bedroht sind. Daher ist Cohobestandstuetzung notwendig um die Zahlen zu halten. Chinook Lachse bleiben nach dem Schlupf auch einige Monate im Fluss; meist im Hauptfluss. Da die Sommer hier immer trockener werden und Wasserentnahmen den Fluss im Sommer regelmaessig zu einem Rinnsal versiegen lassen, ausserdem Bebauung und Ufergrundstueckbewirtschaftung die natuerliche schattenspendende Ufervegetation beeinflusst haben, haben es die kleinen Chinooks nicht einfach den Sommer im Fluss zu ueberstehen. Tiefe, schattige Pools sind der einzige Lebensraum, der dies den kleinen Chinooks erlaubt und davon gibt es leider nicht mehr viele. Daher war die Bestandsstuetzung fuer Chinooks ueberlebensnotwendig – schon seit den fruehen 80gern. Die Chum sind regelrechte Nestfluechter. Nach Schlupf und Verzehr ihres Dottersackes ziehen die winzigen Chum sofort aus dem Fluss ins Meer. Das passiert schon im Mai wenn der Sooke River noch genug Abfluss hat. Daher sind die Chumbestaende nicht von den schwierigen Sommerbedingungen im Sooke River beeinflusst und in gutem Zustand.


    Um ein paar kraeftige junge Haende mit ins Felde zu fuehren, nahm ich meinen Sohn Ricardo und seinen Freund Alec mit. Die beiden ueberredeten mich eine Fliegenrute und Zubehoer mitzunehmen, falls nachher noch ein bisschen Zeit fuer Angeln sein sollte. Am Sooke River ist nur Fliegenangeln und Catch&Release erlaubt. Wir alle drei nahmen natuerlich die Wathosen mit denn die Lachsentnahme erfolgt mittels Netzen im Fluss. Ich habe das Spektakel schon einige Male mitgemacht; ist immer wieder faszinieren die vielen Lachse zu sehen, anzufassen und die grossen Chinooks zum Tankertruck zu tragen. Ricardo war auch schon mal dabeigewesen.


    Da wir immer noch auf die typischen Herbstregenfaelle warteten, die den Lachsansturm auf den Sooke River erst ermoeglichten, erwartete ich nicht zu viel Erfolg dieser Aktion. Der Fluss war hoechstens auf 50% des mittleren Abflussniveaus und ich konnte mir kaum vorstellen wie viele und besonders die grossen Lachse einige der flachen Stellen manoevrieren koennten. Es kamen viele um bei dem Event zu helfen – war auch ein toller, sonniger Spaetsommertag. Die Society hatte diesmal grosse durchflossene Becken am Hochufer aufgestellt, die mit Pumpe und Feuerwehrschlauch mit frischen Flusswasser beschickt wurden. Dort wuerden die noch nicht ganz reifen Chinooks gehaeltert werden. Die reifen sollten direkt zur Brutstation abtransportiert werden. Bei den pazifischen Lachsen muss man sich bei der Ei und Milchentnahme keine so grosse Muehe machen – die pazifischen Lachse sterben eh alle nach dem Laichen. Daher gibt es kein vorsichtiges Abstreifen sondern die reifen Lachse werden getoetet und dann ihre Produkte durch Aufschneiden der Bauchhoehle entnommen. Ok, die Maennchen werden aehnlich dem Atlantischen Lachs abgestreift – geht einfach schneller so. Man muss nur aufpassen, dass ja kein Blut an die Eier kommt, sonst sind die futsch.
    Die alten Hasen teilten uns Juengere an die Netze ein. Ein paar Taucher und Schnorchler waren dafuer zustaendig, dass das Netz dicht am Flussboden entlang glitt damit uns kein Lachs entwischen konnte. Dann wurde ein besonders tiefer Pool mit dem Netz eingekreist. Es dauerte jedoch eine Weile bis Bewegung in die Sache kam und meine Jungs fragten mich ungeduldig ob sie nicht schon ein bisschen angeln gehen konnten, weiter stromab wo man Lachse springen sah. Ok, meinte ich, „aber kommt wieder wenn es losgeht!“. Jaja, und weg waren die beiden. Natuerlich wurden sie nicht wieder gesehen, bis ich sie zur Abfahrt abholte! Diese Jugend!


    Endlich zogen wir das Netz um den Pool zusammen. Ich hatte zwar eine Polbrille konnte aber trotzdem erst nicht viel Lachs erkennen. Das wird wohl mager ausgehen, dachte ich. Ich war fuer’s Keschern eingeteilt weil die Truppe mich gut kannte und wusste, dass ich Lachse unterscheiden konnte und wusste wie man die behandeln muss. Erst als die Runde zu vielleicht 10 x 10 m zusammenkam, sah man wie ploetzlich das Wasser kochte vor grossen Fischen. Etliche versuchten den Netzrand zu ueberspringen aber dort standen die Netzhalter dicht an dicht und bildeten eine undurchdringliche Barriere. Aber nicht ganz ungefaehrlich wenn so ein 20 pfuendiger Chum mit voller Wucht gegen die Menschenkette ansprang. Das war ein Yahoo und Getoese! Erstaulicherweise stellte sich heraus, dass auch eine gute Anzahl Chinooks im Netz waren. Die hatten sich wahrscheinlich ganz unten im Pool aufgehalten. Wir kescherten die ersten heraus. Chum und den einen oder anderen fruehen Coho entliessen wir ueber den Netzrand in die Freiheit. Ich trug mindestens zwei Tyees selber hoch zu den Tanks und einige in den 20gern. Es kamen auch 2 oder 3 maechtige Chinooks in der geschaetzten 40 Pfundklasse in die Tanks. Auch eine Anzahl an Chinook-Jacks, verfruehte Lachse, kam zu Tage. Das Netz wurde bald noch enger gezogen, so dass wir mit den Keschern in dem vielleicht 5m Durchmesser Raum nicht mehr operieren konnten ohne uns gegeseitig die Augen auszustossen. Wir griffen uns jetzt die Lachse mit der Hand um die Schwanzwurzel. Es war ein Riesenspass mit den Haenden im trueben Wasser zu fuehlen und dann zuzugreifen. Ich wurde vom Kopf bis zum Wathosenansatz pitsch nass und war nachher auch richtig erschoepft. Tolle Fische kamen ans Tageslicht: maechtige Chum-Maennchen mit boese ausehenden Kiefern an denen Reisszaehne in alle Richtungen herausschauten – bis mind. 25 Pfund schwer, toll gefaerbte traechtige Chum-Weibchen die etwas kleiner ausfallen als die Maennchen, einige hakennasentragende Cohomaennchen mit zartrosa Seiten um die 10-15 Pfund, Chinookmaennchen – golden bis schwarz mit schnabelartiger Schnauze bis ueber 40 Pfund – meist aber zwischen 15 und 20 Pfund, vollreife Chinookweibchen mit schwarzem Bauch denen die Eier schon aus dem Bauch spritzten wenn man zu fest anfasste. Dazu noch die kleineren Chinook-Jacks um die 5 Pfund und einige wunderhuebsche und wohlgenaehrte Kehlschnittforellen zwischen 20 und 40 cm, die mit den Lachsen mitzogen um ihre Gelege zu berauben.


    Am Ende waren die Society Mitglieder sehr zufrieden mit unserer Ausbeute; wir hatten 102 Chinooks und davon 66 Weibchen erwischt. Mit einer durchschnittlichen Eiermenge von 3000 Stueck pro Weibchen ergab das schon 200000 Eier fuer die Station. Ueber die naechsten Wochen werden die sich noch das eine oder andere Weibchen mit anderen Methoden holen und so scheint diese neue Generation schonmal einen guten Start zu haben. Die Cohos kommen dann erst im Oktober und November, wenn die Regenzeit hier ist. Ich lief dann flussab um meine Jungs zu suchen und mit ihnen zu schimpfen. Als ich sie dann aber ganz eifrig und froehlich die Fliegenruten schwingen sah und soviel Spass mit den Chum haben sah, konnte ich einfach nicht mehr mit ihnen boese sein. Wer konnte als richtiger Angler schon so einem Angelspass fernbleiben. Alec hatte nur eine Klasse 5 Fliegenrute und war damit natuerlich vollkommen unterbewaffnet und konnte keinen der gehakten Chum wirklich landen. Die spielten Rodeo mit ihm. Ricardo hatte meine Klasse 7 Rute und war etwas besser geruestet aber kam auch schnell an die Grenze seinen Geraetes. Aber was fuer ein Spass! Es war gerade Flut und neue Schwaerme von frischen und aggressiven Chum kamen an der Stelle durch und alle 5-10 Minuten hatten die Jungs einen Abnehmer ihrer Fliegen. Ich musste es natuerlich auch mal kurz probieren und landete auch prompt einen feisten 13-14 pfuendigen Chum. Dann mussten wir los. Ich musste den Jungs versprechen, sie morgen frueh zeitig wieder hierher mitzunehmen. Als ob man mich dazu lange ueberreden muesste.


















    Wir waren dann um 7:30 Uhr am Sonntag wieder am Fluss. Wir zogen uns gerade das Watzeug an als ich erschrocken fragte, wer die Fliegenkisten eingepackt haette. Keiner! Na klasse! Ich hatte keine Lust eine Stunde wieder nach Hause zu fahren und dann wieder eine Stunde zurueck. Alec hatte 3 oder 4 brauchbare Lachsfliegen in seiner Box. Wenigstens was, aber beim Flussangeln gab es regelmaessig Verluste durch die Baeume und Gestraeuche ringsherum und auch durch Haengen und Abrisse. Tatsaechlich waren wir nach 30 Minuten angeln bei nur noch 2 brauchbaren Fliegen und ich machte erst einmal Pause um die Jungs weiterangeln zu lassen. Ricardo fischte wieder mit der #7 Rute und Alec hatte ich eine #9 Ausruestung geliehen und ich hatte eine feines #8 Kombo. Ich ueberlegte schon ein Lachseiimitat anzubinden und es auf die Kehlschnittforellen zu probieren. Als ich etwas stromauf lief, hoerte ich zwei dortige Angler ueber Fliegen fachsimpeln. Der eine meinte gerade, er binde schon seit Jahren alle seine Lachsfliegen selber und haette eine Unmenge seiner faengigsten Exemplare dabei und koennte gerne ein paar vergeben. Was fuer ein gluecklicher Umstand! Ich schaltete mich sofort in die Unterhaltung ein und fragte hoeflich ob er mir und meinen Jungs da unten auch ein paar abgeben koennte, wegen unseres Missgeschicks. Wohlwollend griff der alte Asiate besonders tief in seine Tasche und reichte mir etwa 8 oder 9 tolle Lachsfliegen in gruen und blau herueber. Aber unter der Bedingung, meinte er schmunzelnd, dass ich diese Modelle niemanden weiter zeigen wuerde. Na klar, ganz grosses Geheimnis, nickte ich eifrig und bedankte mich vielmals und dueste zu den Jungs. Der Tag war gerettet! Es gibt doch noch einige gute Menschen in dieser Welt – auch wenn man manchmal beim Betrachten der weltweiten Nachrichten den Glauben daran verlieren koennte!


    Und die Fliegen waren wirklich aeusserst faengig. Wir fingen alle drei eine Vielzahl an schoener Chum Lachse. Einmal hatte ich einen besonders artistischen am Haken der mehrfach voll aus den Wasser sprang und meinem Geraet alles abverlangte. Nach einiger Zeit zog ich einen schoenen Chinook von ca. 15 – 17 Pfund ins Flache. Wir waren alle begeistert von dieser Fischerei. Als es auf Mittag zuging, hatten wir nur noch 2 der geschenkten Fliegen uebrig. Es war auch bald Zeit zu gehen. Ich nahm die beiden Jungs aber noch zu einem tiefen Pool stromauf mit in dem ich es mal kurz auf Kehlschnittforellen probieren wollte. Ich fing tatsaechlich ruckzuck eine wunderschoen Gezeichnete von etwas ueber 30 cm Laenge auf Lachseiimitat. Alec konnte auch noch eine etwas kleinere erwischen. Dann machten wir uns auf den Heimweg, vorbei an etlichen Baerenspuren am Ufer. Zu sehen bekamen wir allerdings keinen.

  • Selbstverstaendlich waere die Wiederherstellung eines urspruenglichen und natuerliches Flussgebietes die bessere Loesung jedoch ist das in einer stadtnahes Lage so gut wie unmoeglich. Urspruengliche Waelder sind verschwunden und durch Haeusersiedlungen ersetzt, Sumpf- und Feuchtgebiete trockengelegt und von Shoppingzentren und Parkplaetzen ersetzt, Menschen entnehmen Wasser fuer Trink-und Nutzwasser, kleine Baeche und Rinnsale die die groessere Fluesse speisen sind umverlegt oder verrohrt um Platz fuer Strassen und Haeuser zu machen....usw. Wir koennen die Zeit nicht mehr zurueck drehen. Menschen leben jetzt direkt am Fluss oder im Einzugsgebiet und wir koennen die Gegenden nicht mehr entvoelkern wegen der Fische. Es leben mittlerweile 8 Milliarden Menschen in dieser Welt. Fakt ist, das wird vielen Tierarten die Lebensraeume nehmen und sie letztendlich ausrotten. Mensch und Tier muessen besser lernen zusammenzuleben wobei hier die Hauptlast beim Mensch liegt, der ja angeblich Intelligenz hat! Und hier werden schon Fortschritte gemacht und alte Umweltsuenden beseitigt. Es gibt hier eine Menge Initiativen an den lokalen Lachsgewaessern um zu retten was noch zu retten ist. Aber keiner kann die Zustaende von vor 200 Jahren mehr herstellen und die Realitaet ist, wenn wir in kompromittierten stadtnahen Gewaessern Lachse haben wollen, sind Brut-und Aufzuchtstationen Teil des Bestandserhaltungsprogramms. Ich kann Dir eine Menge Fluesse und Baeche aufzaehlen in denen die Lachse verschwunden sind weil dieser Teil fehlt.


    Die Kehlschnittforelle (Cutthroat Trout) ist eine spezielle Unterart der Regenbogenforelle. Auch von den Kehlschnittforellen gibt es wieder einige Formen (Gebirgsform, Kuestenform...). Alle Kehlschnittarten haben auf dem unteren Kiemendeckel zwei orange schlitzfoermige Zeichnungen - als wenn man der Forelle die Kehle durchgeschnitten haette. Wir haben hier die Coastal Cutthroat in unseren Fluessen und Seen. In den Fluesse gibt es die bleibende Form, die ihr ganzes Leben in diesen naehrstoffarmen kuestennahen Fliessgewaessern verbringt und daher nicht sehr gross wird. Eine andere Cutthroatform hat sich angewoehnt ins Salzwasser abzuwandern, aehnlich der Steelhead und nur zur Lachslaichzeit zum Fressen oder zum selber laichen wieder in die Fluesse zu ziehen. Da im Meer viel mehr Futter als in den Fluessen ist, wird diese anadrome Cutthroatform einiges groesser - bis ueber 50 cm. Die Laichzeit der Lachse ist der einzige Zeitraum in dem in den hiesigen Fluessen viel Futter vorhanden ist und daher auch viel Leben im Fluss ist.

  • Ich bin letztes Wochenende nochmal mit meinen Jungs und deren Freund Alec zum Sooke River gefahren. Da wir nur 3 lachsmaessige Fliegenruten hatten, musste ich aussetzen. Ich war aber rund um die Uhr beschaeftigt, den Jungs beim vorsichtigen Landen, fotografieren und abhaken zu helfen. Und natuerlich Zeugwart spielen! Die Jungs kriegten ihr Grinsen gar nicht mehr von den Gesichtern, so viel Spass hatten sie. Die fingen jeder um die 10 Lachse und mehr und es waren auch einige richtige Brocken dabei. Natuerlich sind die Lachse jetzt nach schon einiger Zeit im Suesswasser nicht mehr alle in Topform aber an der Fliegenrute immer noch ein Mordsspass. Alle wurden natuerlich wieder vorsichtig zurueckgesetzt damit sie noch zum Laichen kommen.


    Viele Chum (Hundslachse bis 20 Pfund)












    Einige Coho (Silberlachse bis ueber 15 Pfund)








    Wenige Chinooks (Koenigslachse bis ueber 25 Pfund)

  • #A#N
    Der Wert des Fischfleisches eines Lachses im Suesswasser laesst tatsaechlich immer weiter nach je laenger er sich im Suesswasser befindet. Das liegt einfach daran dass der Lachs keine Nahrung mehr aufnimmt und saemtliche Fette und Reserven fuer die Aufstiegs-und Laichstrapaze und die Ausbildung der Fortflanzungsprodukte verpulvert. Das Fleisch wird weich und trocken. Manche raeuchern noch ein paar verfaerbte Lachse - das schmeckt wohl noch ganz gut, kommt aber darauf an in was fuer einem Zustand der Lachs schon ist. An den allermeisten Fluessen in BC ist sowieso nur C&R erlaubt an Lachsen.

  • Ein paar Impressionen von einem unserer letzten Trips an einen der Inselfluesse auf Lachsjagd. Ein Eishockeyturnier hatte uns ein langes Wochenende die Insel hoch nach Parksville gebracht. Dort muenden 3 bekannte Lachsfluesschen in das Meer: der Englishman River, der Little Qualicum River und der Big Qualicum River. Alle 3 zauberhafte kleinere Fluesse, die sich von West nach Ost durch die Bergwelt von Vancouver Island schlaengeln und bei Parkville muenden. Der Englishman River, durch seine hohen Faelle im gleichgenannten Provincial Park bekannt, beherbergt unterhalb der unueberwindlichen Faelle eine kostbare Wildform der Steelheadforelle, ausserdem Chum (Hundslachse) und Coho (Silberlachse).


    Der Little Qualicum River, etwa die gleiche Groesse wie der Englishman, kommt aus dem hochgelegenen Cameron Lake, den man auf dem Highway nach Port Alberni eine Strecke weit begleitet. Auch der Little Qualicum hat eine Serie von Wasserfaellen die in einem Park geschuetzt liegen. Oberhalb der Faelle kommen neben den heimischen Regenbogen- und Kehlschnittforellen auch Bachforellen vor, welche vor langer Zeit mal in den Cameron Lake eingesetzt wurden. Diese Bachforellen im See wachsen zu wahren Monstern ab; es sind schon Exemplare von ueber 10 kg gefangen wurden. Kleinere Exemplare wandern immer wieder in den Little Qualicum ab und bereichern dort die Vielfalt. Unterhalb der Faelle kommen im Herbst Chum, Coho und Chinook zum Laichen in den Fluss. Eine Brut- und Aufzuchtstation stuetzt die Bestaende.


    Der Big Qualicum River ist nur geringfuegig groesser als der Little Qualicum. Ein wunderschoener Fluss, der allerdings im Oberlauf abgedammt wurde um eine Talsperre zur Stromerzeugung zu errichten. Dadurch waren viele Lachse von ihren urspruenglichen Laichgebieten abgeschnitten. Um das zu kompensieren, hatte der Stromerzeuger (staatlich) eine Lachsbrut- und Aufzuchtsstation finanziert. Die Anlage ist fuer Besucher offen und ich nahm die Gelegenheit an dem besagten Wochenende war, mit meinem Sohn Alex mal herumzustoebern. In der Anlage wird im Herbst eine Barriere im Fluss errichtet und die aufsteigenden Lachse in Nebenkanaele und Becken umgeleitet bis die Anlage genuegend Lachse zur Bestandserhaltung hat. Dann wird die Barriere entfernt und nachfolgende Lachse koennen dann ungehindert zu den natuerlichen Laichplaetzen oberhalb der Station aufsteigen. Der Fokus der Anlage liegt eindeutig auf Chinook und Coho. Die Chumbestaende sind wohl noch selber tragfaehig. Es soll auch jedes Jahr eine Anzahl an Steelheads aufsteigen.


    Alex und ich bewunderten einige grosse Chinooks die unterhalb der Barriere in einem Pool Kraft sammelten. Einige schickten sich sogar an schon dort eine Laichkuhle zu bauen. War mit der Polbrille schoen zu beobachten. In einigen Becken tummelten sich die Chinooks. Die Betreiber hielten die Lachse dort bis sie reif zur Entnahme der Fortpflanzungsprodukte waren. Wir sahen einige Brummer bis um die 30 Pfund, aber keine richtigen Brecher. Die Qualicum Chinooks sind nicht fuer riesige Ausmasse bekannt, jedoch werden hin und wieder mal 40 Pfuender gefangen.


    Ich hatte Alex natuerlich auch ein bisschen angeln versprochen. Die Strecke oberhalb der Station beinhaltete ein paar Lachse die wohl schon vor dem Barriererrichten hochgekommen sein mussten; ich konnte etliche Chum aber auch einige Coho ausmachen. Um diese Zeit ist das eine Fliegenstrecke. Wir hatten eine #7 und eine #5 Ausruestung dabei. Nach ein paar Versuchen, wechselte Alex zur #5, mit der er beim Auswerfen besser klarkam. Eigentlich viel zu weich fuer die Lachsangelei hatte ich dieses Kombo nur fuer Forellen mitgebracht. Aber wie das so ist, nach 2 oder 3 Wuerfen an einer Stelle mit der #5 Ausruestung war Alexs Rute ploetzlich krumm. Und ich meine krumm bis zum Rollengriff! Ein vielleicht 12-13 pfuendiger Chum hatte zugeschnappt und raste nun flussab. Alex gab alles und was sein unterbemessenes Zeug hergab und brachte den Fisch zweimal fast in eine Landungszone. Aber der Lachs buechste wieder aus und nach vielleicht 10 Minuten Tauziehen loeste sich ploetzlich der Schonhaken. Alex war ganz schoen bedient – wenigsten anfassen hatte er seinen Gegner mal wollen, nach der ganzen Show, wie meinte er.
    Wir wanderten weiter stromauf; es lief ein bequehmer Waldweg direkt am Fluss entlang. Das hat man auch nicht oft auf der Insel! Natuerlich brachte so ein bequehmer Wanderweg auch den Nachteil, dass ausser uns noch eine Menge Spaziergaenger, Hundegassilaeufer und andere Angler unterwegs waren. Wir merkten auch, dass je hoeher wir kamen, desto weniger Lachse waren im Fluss. Wir machten an einem weiteren Pool unsere letzte Angelstation. Alex watete tief in den Pool hinein um das gegenueberliegende Ufer abzufischen und konzentrierte sich auf sein Werfen. Ich hatte keine Wathose mit und fand eine geeignete Stelle am Poolausgang. Dort sah ich in Wurfdistanz ein Lachsdreier, die eine geeignete Laichstelle besetzten. Wahrscheinlich zwei Maennchen, die sich um die Gunst eines Weibchens stritten. Immer wieder wuselten die 3 um die Stelle herum. Ich konnte nicht erkennen was fuer Lachse das waren. Um die 10 Pfund. Ich warf die Fische an – nicht einfach mit Gestruepp hinter mir und keine Gelegenheit in den Fluss hineinzugehen. Nach und nach sah ich wie meine Fliege in der Stroemung abtrieb und berechnete immer besser wie weit stromauf ich einwerfen musste, damit die Fliege dann genau ueber Grund vor den Lachsen auftauchte. Da der Flussgrund steinig war, blieben ein paar kurze Haenger nicht aus.


    Wiedereinmal kam die kleine pinke Fliege genau neben den Lachsen entlanggetrieben – und schwamm unbeachtet vorbei. Ich strippte langsam ein und ploetzlich loeste sich einer der 3 Lachse von der Stelle und kam der Fliege hinterher. Ich strippte weiter und schaute wie ein Luchs nach der Fliege. Der Fisch war 30 cm hinter der Fliege aber stiess noch nicht zu – schaute sich das Ding gruendlich an und kam damit immer naeher an mich heran. Jetzt war die Fliege schon im ruhigeren Uferwasser und der Lachs immer noch dicht auf den Fersen. Mensch, das kribbelte in meinen Fingern – “schnapp doch endlich zu, Du dummes Vieh!”, dachte ich aufgeregt. Ich hatte nur noch 3m bis zu meinen Fuessen uebrig und sah nun, dass es sich um einen stattlichen Coho handelte. Ploetzlich eine kurze Beschleunigung und der Lachs stiess zu und schnappte sich die Fliege um im selben Moment wieder ins Tiefe abzudrehen. Ein Ruck ging durch meine Rute – ich dachte “Jaaaaaaaawollllllll!!!!” und ruckte an. Der Ruck riss dem Fisch kurz den Kopf herum und dann….. plopp, kam mir meine Fliege entgegen. “Waaaaasss?”Unglaeubig sah ich wie der Coho in den unergruendlichen Tiefen des Pools verschwand. Ich holte mir misstrauisch meine Fliege von einem Strauch neben mir und musste kopfschuettelnd den Grund meines Missgeschickes erkennen: der Haken war abgebrochen; wahrscheinlich bei einem meiner vorherigen Haenger und ich hatte den Haken nicht kontrolliert. Tja, tja, es ist ja schon sportlich Lachse mit Schonhaken zu angeln aber so ganz ohne jeglichen Haken? Super schwer!


    Als ich Alex die Geschichte zurief, lachte er sich kaputt. So wanderten wir beide denn erfolglos aber trotzdem irgendwie bereichert wieder zum Auto zurueck.

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