Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Tag 4:


    Der letzte Tag stand an und es sollte der letzte aber dafuer heftigste Windtag werden. Die Vorhersage fuer die naechsten Tage war absolute Windstille. Kaum zu glauben unser Pech! So machten wir uns ein letztes Mal zum Leuchtturm auf. Wir wussten, dass wir nur ein paar Stunden haben wuerden bis uns der Wind wieder in den Fjord jagen wuerde. Es hiess nun diese Stunden zu nutzen. Vielleicht waren ja mit der letzten Flut ueber Nacht ein paar neue Schwaerme in Kuestennaehe gekommen. Lachsbedingungen koennen sich taeglich, manchmal sogar mir jeder Gezeit drastisch aendern!


    Das Meer war eigentlich nicht zu rauh am Morgen und so setzten wir sogar 3 Downrigger ein um unsere Chancen zu maximieren. Wir wollten heute nur noch richtig gute Fische mitnehmen; wir hatten schon eine Menge auf Eis. Heute galt Qualitaet ueber Quantitaet. Und es sollte auch nicht allzu heiss hergehen. Wir bekamen den einen oder anderen Biss aber alles nur von Kleinkram. Man konnte meist schon am Biss erkennen ob es ein Kleinfisch war. Ein Glow-Gruener Cohokiller Blinker schien aber heute das Mass aller Dinge zu sein. Fast alle Bisse kamen daran.


    Dann riss es einmal wieder etwas beherzter an der Rute und der Clip loeste aus. Alec sprang elektrifiziert hinzu – es galt Ricardo’s 16 Pfund zu schlagen! Der Fisch kaempfte ordentlich, war aber kein Grosser. Alec brachte einen vielleicht 5,5 Pfund Coho an das Boot. Mitnehmen? Der war sauber im Vorderkiefer gehabt. “Freilassen”, entschied ich. Es ging nun wieder auf den Gezeitenwechsel zu und wie hergezaubert tauchte ploetzlich eine Menge Futterfisch auf dem Echolot auf. Meist in Bodennaehe. Ich hiess die Jungs wenigstens einen der Blinker am Grund langzuziehen. Da! Ploetzlich loeste die tiefe Rute aus und ruckte hart an. Ricardo sprintete hin und ruckte fest an. Ein paar schwere Kopfstoesse und ein Ansatz einer Fluch und….weg. Mist! Das war was Groesseres! Ricardo setzte die Rute schnell wieder ein und ich fuhr eine Schleife ueber die selbe Stelle. Nichts.


    Weiter oberhalb drehten wir wieder um und ich fuhr nun etwas flacher. Die tiefe Rute begann zu ruckeln weil das Blei ueber den Grund polterte. Alec holte das Riggerkabel Stueck fuer Stueck hoch aber ich hiess ihn es immer mal wieder den Grund beruehren zu lassen. Ploetzlich schnappte die Rute zurueck – war es nur fehlausgeloest vom Grundkontakt oder Fisch? Im erstem Moment wenn die Rute zurueckschnappt und die Schnur schlapp wird kann man das nicht sagen aber ich hatte ein Gefuehl und das war fischig! Ich rief Alec zu “Fish On!” und er krallte sich die Rute und kurbelte wie besessen um die schlappe Schnur einzuholen und Kontakt zu kriegen. Und tatsaechlich, die Rute zog sich krumm. “Oh ja, oh ja!”, meinte Alec nur als er schwere Kopfstoesse und die erste kleine Flucht verspuerte. Das war ein richtiger Fisch! Ricardo holte die Rigger und die 2. Rute ein. Ian stand schon mit dem Kescher bereit. “Der ist noch lange nicht kescherreif”, sagte ich zu Ian und er stellte den Kescher erstmal wieder weg.


    Alec gewann nun schon erstaunlich viel Schnur zurueck; auch wenn es schwer ging, eigentlich hatte ich ein paar weite Fluchten erwartet. Dann war der Fisch ploetzlich schon da und wir konnten ihn ca. 5 m neben dem Boot bewundern. Aber er war noch tief und sah noch voll fit aus. Da, jetzt hatte er uns gesehen und nahm reisaus! Jetzt jaulte die Rolle auf und Alec liess blitzschnell die Kurbelgriffe fahren sonst haette er kraeftig was auf die Finger bekommen. So muss das gehen! Der Fisch musste bis auf den Grund gesaust sein. Alec pumpte ihm wieder hoch aber wieder raste der Fisch stur nach unten.


    Ich drehte das Boot so das wir mit dem Heck die Wellen aufnahmen und moeglichst wenig herumschaukelten. Dann hatte Alec den Fisch wieder am Boot; diesmal an der Oberflaeche. “Mindestens 15 Pfund”, sagte ich, “das ist ein Kandidat fuer den Titel!”. Aber Alec liess sich nicht aus der Ruhe bringen und war voll konzentriert. Ricardo schnappte sich nun den Kescher. Ich dachte nur “Hm, hoffentlich ist da keine Sabotage im Spiel!”, immerhin wuerde Alec Ricardo entthronen wenn der Fisch schwerer als 16 Pfund ist! Aber hier war nur ehrliche Teamarbeit am Werk. Beim ersten Kescherversuch sausste der Fisch nochmal ab und Ricardo nahm augenblicklich das Netz hoch um nichts zu verfitzen. Als Alec zum naechsten Landungsversuch ausholte und den Fisch mit Schwung Richtung Boot zog, stiess Ricardo mit dem Netz zu und sackte den Fisch ein. Yeeesssss!


    Ein vielstimmiger Jubelruf hallte gegen den Wind als der Fisch vor uns zu Fuessen lag. Endlich ein ordentlicher Chinook. Blitzeblank, der kam frisch von offshore! Alec fummelte die Handwaage heraus aber in dem Wellengang schwankte die Anzeige zwischen 15 und 17 Pfund. Das war zu knapp um zu entscheiden. Die Waage in der Marina musste es zeigen. Jetzt wollten wir aber sehen ob da noch mehr da waren. Chinooks sind keine Einzelgaenger. Wir liessen auch Graham die Einzelheiten wissen und so pfluegten wir nun zu zweit den Boden. Aber es ging nichts mehr. Die hoeheren Ruten brachten noch den einen oder anderen Shaker aber kein Chinook tauchte mehr auf. Der Wind wurde immer ungemuetlicher und selbst die grossen Guideboote kamen von offshore zurueck und drehten noch ein paar Runden im Leuchtturmwindschatten. Schwere Herzens brachen wir ab und stellten erneut auf Pilkerei um. Graham verschwand an seine Stelle hinter den ersten Inseln und wir huepften von Stelle zu Stelle quer durch die Fjord und Inselwelt. Wir fanden unzaehlige Felsenbarsche in allen erdenklichen Farben. Einige hatten schon so 3-4 Pfund auf den Rippen aber wir beschlossen nur schwerverletzte Fische mitzunehmen oder noch einen schoenen Ling. Ich hatte wieder viel zu tun die Barsche zum Grund zurueckzuschicken. Lings hatten wir aber nur einen oder zwei kleinere. Ploetzlich brachte Alec eine Mego-Seegurke hoch und nun hatte er das Gelaechter auf seiner Seite.


    Wieder kamen wir an einem Seeotter vorbei und konnten diesen beim stillen Driften eine ganze Weile beobachten. Ein Seeadler stiess ploetzlich zu als Ricardo mal wieder einen Barsch entliess, der nicht schnell genug abtauchte. War leider zu schnell und ploetzlich um noch ein Foto zu erwischen. Wir hatten viel Spass bei dieser Angelei wenn es auch keine Riesenfische waren die wir fingen. Aber die Spannung war staendig da, da es jeden Augenblick geschehen konnte, dass ein grosser Lincod einstieg. Graham funkte, dass seine Crew 4 schoene Lings an Bord gebracht haette. Sie sagten absichtlich nicht wie gross und Alec zitterte nun um seinen Titel. Als wir uns dann am fruehen Nachmittag an der Marina trafen, war schnell klar, dass Alec’s Chinook mit knapp 17 Pfund zum Gesamtsieg reichte. Aber Graham’s Crew hatte nochmal kraeftig zugelangt mit 4 massigen Lings wobei die groessten jeweils 13 und 14 Pfund schwer waren. Nicht schlecht und ein guter Abschluss! Wir holten noch die Krabbenfalle ein und es waren 8 oder 9 schoene, grosse Dungenesskrabben drin – leider alles nur Weibchen wie sich schnell herausstellte. Die muessen wieder zurueck. Was war denn das fuer eine Stelle, nur Weiber? Ein Kloster dort unten? Nach ein paar schoenen Gruppenfotos in der Marina ging es an’s Schlachten und Putzen und Einpacken. Abfahrt war der naechsten Morgen.


    Nach dem Abendessen, zog ich mit den Grossen, Alec und Ricardo, nochmal los. Alec hatte schon am vorherigen Abend schon mal gefragt ob einer mit ihm zum Conuma River fahren koennte. Er wollte dort mal sein Forellenspinnzeug zum Einsatz bringen. Ich war zu beschaeftigt am Abend zuvor aber heute hatte ich noch etwas Energie uebrig. Ricardo wollte auch mit. So zogen wir zu dritt los. Der Conuma River ist nicht sehr gross. Besonders jetzt im Sommer ist er nur ein paar Meter breit. Ich hatte Alec schon gewarnt, dass sich vorhandene Forellen jetzt in einige tiefere Abschnitte zurueckziehen wuerden und nur mal kurz frueh morgens und spaet abends fressen wuerden. So waren unsere Erwartungen nicht sehr hoch, aber eine Flusserkundung ist immer spannend auch wenn nicht fischreich.


    Wir parkten den Truck an der Lachsaufzucht- und Brutstation, die jetzt friedlich und fast verlassen dastand. Hier wuerden im Herbst hunderten Chinooks die Eier und Samen entnommen um fuer eine Aufstockung der Wildbestaende zu sorgen. Auch die Cohos standen seit 2 Jahren auf dem Stuetzprogramm. Einer der Gruende fuer die fantastische Lachsangelei im Fjord im Hochsommer. Hinter der Station kamen wir zum Fluss. Er war sogar noch etwas wasserreicher als ich gedacht hatte; es hatte ja auch die letzten Tage genug geregnet! Ricardo und ich machten erst unsere Ruten fertig; ich meine Fliegenrute und Ricardo eine Spinnrute. Alec war schon fertig und ueberquerte gerade eine Flussarm in seinen Gummistiefeln. Ich warnte ihn sich ja leise anzuschleichen da etwaige Forellen super scheu sein wuerden bei diesem niedrigen Wasserstand und glasklarem Wasser. Ich wiess auf einen Baumstumpf im Seitenarm hin der in einem tiefen Pool stand.


    Was jetzt kam habe ich eigentlich geschworen zu verschweigen. Ein guter Bekannter, der Head Guide von Nootka Marine Adventures hatte mich am naechsten Tag schwoeren lassen, unser Erlebnis am Fluss strengstens geheim zu halten. Nun, da ich weiss von Euch plaudert keiner, erzaehle ich es Euch trotzdem. Aber nicht weitersagen ! Alec und Ricardo hatten eigentlich kein richtiges Forellenzeug dabei ausser den Ruten. Alex hatte sich aus der Lachsblinkerkiste ein paar schlanke ca. 8 cm lange Blinker herausgesucht. Ricardo wollte es mit einer orangen Plastikperle als Lachseiimitat versuchen. Ich hatte nicht allzuviel Hoffnung fuer die beiden. Am erfolgversprechendsten erschienen mir noch meine Fliegen. Die meisten kleineren Inselfluesse beinhalteten nur ein paar kleinwuechsige Regenbogen- oder kehlschnittforellen. Es gab in der felsigen Gegend nicht viel Nahrung um Forellen gross und vielfaeltig gedeihen zu lassen. Der groesste Nahrungsschub fuer die Insel-Flussfische kommt jeden Herbst mit den Lachsen (Eier, Kadaver, Junglachse). Zu dieser Zeit (Herbst-Winter) kann man grosse Raubforellen in kleinen Fluessen antreffen (Steelhead, Searun Cutthroat Trout). Aber nachdem die Lachssmolts die Fluesse verlassen haben im Fruehling, gehen auch diese Raubforellen in die Muendungsgebiete oder direkt ins Meer um dort genuegend Futter zu finden. Kleine, genuegsame Forellen bleiben dann im Fluss zurueck. So kannte ich es von den meisten Inselfluessen und Baechen.


    Alec warf seinen Blinker hinter den Baumstumpf in den Pool. Beim zweiten Wurf schrie er ploetzlich auf; ein riesiger Fisch waere dem Blinker ein Stueck weit gefolgt. Unglaeubig blickten Ricardo und ich uns an und schuettelten laechelnd den Kopf – Anglerlatein! Ich verfolgte Alecs naechsten Wurf und schon kurz nach dem Auftreffen des Blinkers war seine kleine Spinnrute krumm wie ein Halbkreis. Haenger? Nein! Etwas zog unaufhaltsam ab Richtung Ufergestruepp und als Alec den Fisch zu halten versuchte, sprang er zweimal hintereinander voll aus dem Wasser und schlug dabei mehrere Saltos in der Luft. Wahnsinn! Das war mindestens ein 60 cm Fisch! Es platschte nur so als der Fisch in dem kleinen Pool auf dem Wasser aufschlug. Eine kurze Flucht zum Eingang des Pools und ploetzlich war der Widerstand an Alecs Rute weg. Betroffen kurbelte Alec ein und schaute nur immer wieder unglaeubig auf seinen Blinker, den Pool und uns. Wir waren alle sprachlos. Ricardo und ich wateten vorsichtig zu Alec und leise wiess ich ihn an es nochmal zu versuchen. Mit zitternden Haenden warf Alec nun immer wieder hinter den Baumstumpf im Pool. Aber es tat sich nichts mehr. Mann, was fuer ein Brocken war das denn. Wir konnten es immer noch nicht fassen. Ob das eine Sommer-Steelhead war? Die kommen in groesseren Fluessen schon im Sommer rein um dann im naechsten Fruehjahr zu laichen. Da unsere Inselfluesse zumeist recht kleine Fluesse sind, gibt es hier eigentlich nur eine handvoll bekannte Gewaesser mit Sommer-Steelheads. Und wenn schon, dann nur ein paar wenige Exemplare die streng geschuetzt sind. Ich hatte aber noch nie was von Steelheads im Conuma gehoert oder gelesen, geschweige denn Sommer-Steelheads.


    Ich schlug vor die Stelle nun ruhen zu lassen und in 1-2 Stunden noch mal zurueckzukommen. Ich haette doch nur zu gerne den Fisch mal nahe vor mir begutachtet. Vielleicht war es eine solitaere Searun Cutthroat? Die koenne bis um die 5 Pfund gross werden. Wir wanderten am Flussufer flussab. Ein braunes Ding, dass sich weiter unten am Ufer bewegte, liess uns erst auf Baer tippen. Als wir vorsichtig naeher kamen, erkannten wir aber einen jungen Hirsch der sich dann auch schnell trollte. Wir warfen noch hier und da ein paar tiefe Stellen an, konnten aber keine Abnehmer finden. Alec musste sogar schwimmen gehen, da er seinen festhaengenden Blinker nicht hergeben wollte. Weiter flussab wurde der Fluss breit, flach und traege – es ging dort dem Delta entgegen. Das sah nicht nach vielversprechenden Forellenstellen aus.


    So wanderten wir wieder zurueck und aufgeregt zur Baumstumpfstelle. Wir schlichen uns wie die Indianer an. Alec versuchte es zuerst alleine. Nichts. Ich ging weiter hoch zum Pooleingang und bearbeitet diese Stelle mit der Fliege und Ricardo warf seine Perle in den unteren Poolabschnitt. Nichts. Nicht ein Nachlaeufer und der grosse Brocken war wohl verschreckt. Schade!


    Ich schaute flussauf und an der naechsten Flussbiegung sah es noch verdaechtig aus. Also marschierten wir noch dahin. Hier kam der Fluss breit aus einer Rieselstrecke in eine schnellfliessende Rinne die etwas tiefer war. Ich warf meine Koecherfliegenlarve ein paar mal quer zu Stroemung. Keine Abnehmer. Dann kam Alec und warf bis kurz vor das andere Ufer in den stroemungsarmen Saum der Rinne. Ploetzlich ein Einschlag in seiner Rute, die Rute fast am bersten und die Rolle sang los. Die Augen von Alec quollen fast ueber und er stoehnte nur “Ja, ja, oh my god….”. Ich sah einen grossen Schwall und eine riesige Schwanzflosse im ruhigen Wasser auftauchen, dort wohin Alecs Schnur hinzeigte. Dann jagte der Fisch in die schnelle Stroemung, machte noch eine Wendung und schon kam Alec der leere Blinker entgegengeflogen. “Nooooooo…..”, schallte es durch den Wald. Das kann doch nicht wahr sein! Noch so ein Klopper, eher noch groesser als der Erste, und schon wieder ausgeschlitzt! Verdammten Einzelschonhaken! Ich haette ein Vermoegen dafuer gegeben, so einen Fisch mal vor den Fuessen zu haben. Alle nachfolgenden Versuche diesen Brocken oder einen anderen nochmal zu ueberreden, blieben erfolglos. So kamen wir fast fassungslos ueber das Erlebte bei unserer Truppe wieder an die auch nur unglaeubig mit dem Kopf schuettelten.


    Wie gesagt, am naechsten Tag fragte ich meinen Bekannten, der hier seit Jahren als Guide und Operations Manager arbeitet und jede Pfuetze in der Umgebung schon befischt hat. Als er mich etwas zur Seite genommen hatte, erklaerte er mir, dass er und ein paar wenige Eingeweihte diese Fische schon seit Jahren zum Spass beangelten, aber nur ohne Gaeste. Er erklaerte, dass es sich um sowas aehnliches wie eine Steelhead handeln wuerde; nur eine Form die nicht wie die normalen Steelheads weit im Meer umherziehen sondern eine seltene Steelheadform die sich in der Warmwasserzeit nur ins Brackwasser zurueckzieht um dann im Herbst mit den Lachsen wieder in den Fluss zu kommen. Er nannte sie eine Delta-Regenbogenforelle. Es waeren nur so um die 40-50 davon da und die wuerden bis zu 10 Pfund schwer. Er und seine Kumpels wuerden nur strengstes Catch & Release betreiben wenn sich es mal auf diese Forellen versuchen wuerden. Und keiner sagte das Geheimnis weiter. Er befuerchtet, wenn die Resortleitung oder andere Angler das erstmal herauskriegen wuerden, dann waere diese seltene Art wohl bald verschwunden auch wenn generell Catch & Release an Vancouver Island Fluessen galt. So, nun wisst Ihr es. Ich hoffe Ihr geht vorsichtig mit diesem Schatz um!


    Beim letzten abendlichen Zusammensein waren wir uns alle einig, dass es ein schoener, sehr lustiger und allgmein auch erfolgreicher Trip gewesen war. Klar hatten wir uns gehofft die Bonanza der grossen Chinookschwaerme ausnutzen zu koennen und waren etwas enttaeuscht, dass der Wind das einfach nicht erlaubte. Aber wir hatten ein paar gute Fische gefangen, tolle Erlebnisse gehabt, in fantastischer Gesellschaft viel gelacht und keine nennenswerten Verluste oder Havarien gehabt. Alles in allem wieder ein erfolgreicher Trip!

  • Ich weis nicht. Ich bin nur dabei, meine Mutter und die Verwandtschaft haben alles geplant. ich schreibe wenn ich dorthin komme. Wäre doch cool wenn wir zwei uns tatsächlich treffen können.
    Keine Waldbrände direkt aber gestern und vorgestern konnte man nicht so weit sehen weil Rauch in der Luft war.
    Letzte Woche haben hier in der Nähe ein paar Kinder mit Streichhölzern gespielt. Der Brand wurde schnell gelöscht da sehr viele Häuser in der Nähe sind

  • Melde Dich auf jeden Fall mal falls Du Richtung Insel kommen solltest. Bin vom 8.8. bis 12.8. in Bamfield an der Westkueste. Wir sind da mit 3 Booten und koennen Dich gerne noch 1-2 Tage mit raus nehmen wenn Du Lust hast. Kannst mir ja mal Deine Email Adresse ueber eine PN schicken.

  • Unser jaehrlicher Maenner-Angeltrip war endlich wieder faellig; wir hatten uns schon lange darauf gefreut. Nach 3 Jahren Port Hardy am Nordzipfel von Vancouver Island hatten wir dieses Jahr beschlossen ein neues Revier zu erforschen. Die Wahl fiel auf Bamfield an der Westkueste der Insel. Naja, ganz unbeschrieben war Bamfield fuer uns alle nicht; Carl hatte seine alte Jalopy schon vor Jahren mal nach Bamfield gebracht und Dave, Glenn und ich hatten vor 4 Jahren den glorreichen Trip zur Tyee Lodge in Bamfield gemacht. Ausserdem war ich schon vor etlichen Jahren mal mit meiner Familie dort – der Bericht muss ziemlich am Anfang meiner Berichterstattungen hier sein. Wir hatten jedenfalls alle gute Errinnerungen an Bamfield. Es ist ein ziemlich cooles Fischerdorf, dass wirklich zum Grossteil nur vom Angeltourismus lebt. Es ist nur ueber eine rauhe Schotterpiste zu erreichen oder aber per Boot wenn man in Port Alberni slippt. Der Fakt, dass man nur ueber eine rauhe Schotterpiste hinkommt, schreckt viele Normaltouristen ab; nur die Hardcoreangler finden sich hier zusammen. Alle Huetten und Haeuser sind um den natuerlichen Hafen gebaut und es gibt auf beiden Hafenseiten Bordwalks die die Haeuser, ein/zwei Imbissbuden, den Pub und eine kleine Meeresbiologiestation miteinander verbinden. Ausserdem gibt es eine Tankstelle, einen Reparatur-Alles-Laden und einen kleinen Lebensmittelladen. Das war’s. Richtig niedlich!


    Vor Bamfield liegt der Barkley Sound; eine riesige Meeresbucht die von unzaehligen Inseln und Inselchen durchsetzt ist. Ausserdem faengt am Ende der Bucht der Port Alberni Canal an, einer der laengsten und tiefsten Inselfjorde. Fuer die Angelei hat man die geschuetzten Stellen im Barkley Sound fuer Lachs und Grundfisch jeder Zeit zur Verfuegung. In der Inselwildnis findet man bei jeder Windrichtung ein stilles Plaetzchen. Ein Teil der Inselwelt; die “Broken Islands”, sind allerdings ein Schongebiet in dem nicht geangelt werden darf. Aber das stoert kaum da dieses Gebiet nur einen Teil des Sounds ausmacht. Ausserdem kann man von Bamfield aus bei gutem Wetter die nahen oder fernen Offshore-Baenke erreichen, die eigentlich immer Fisch haben. Wir suchen uns immer Ziele fuer unseren jaehrlichen Trip, die eine gewissene Flexibilitaet bieten.


    Dave buchte uns ein unglaublich grosses Haus zu einem sehr guenstigen Preis: wir hatten 11 (!) Schlafzimmer ueber 2 Etagen fuer nicht mal $700 die Nacht. Eine grosse Kueche mit 3 Kuehlschraenken, 4 Baeder und einen semi-privaten Dock fast vor der Tuer. Einfach klasse. War zwar nicht alles in nagelneu Kondition aber fuer einen Maenner-Angelausflug allemal gut genug. Fuer mich ein Genuss dem Schnarchkonzert vollkommen entfliehen zu koennen! Was mich aber am meisten begeisterte, war das der Wind endlich Erbarmen hatte, nachdem dieses Jahr schon 2 meiner Angeltrips vom Wind stark beeinflusst gewesen waren. Dave hatte die Windvorhersage auf Speed Dial auf seinem Handy und es sah fuer die naechsten paar Tage bestens aus. Nach einem kurzem Gespraech mit einem Guide der den selben Dock benutzte, stellte sich heraus, dass die meiste Action offshore war. Eine Algenbluete im Barkley Sound machte gerade das Wasser sehr trueb und machte die Lachsangelei am Ufer zur Geduldsprobe. Es wurden zwar taeglich gute Lachse zwischen den Inseln gefangen aber es waren wenige und man musste teilweise Stunden auf einen Biss warten. Dagegen offshore sollten sich die Lachse tummeln. Von der 10 Meilen Bank und weiter waeren unzaehlige und ziemlich grosse Cohos nur so gestapelt und mit grossen Schulen kleinerer Chinooks durchmischt. Ein paar grosse Chinooks wurden auch gefangen, meist tief - nahe dem Grund unterhalb der kleineren Lachse. Heilbutt sollte auch gehen – wo auf den Baenken wurde uns leider nicht verraten.
    Das hoerte sich doch schon mal gut an! Glenn war das erste Mal mit seinem eigenen Meeresboot unterwegs. Sein Jetboat am Fraser River war fuer das Meer natuerlich nicht geeignet. Aber da seine Firma prima lief, hatte er kuerzlich bei einem guenstigen Gebrauchtboot in der 21 Fuss Klasse zugeschlagen. Da der Fraser River vor seiner Haustuere bis zu unserem Trip komplett fuer Lachsentnahme geschlossen war, war er besonders scharf ein paar Meeresfischfilets in seine Gefriertruhe zu packen. Er hatte seinen Sohn und einen Freund mit dabei.


    Auf meinem Boot sollten mein Sohn Ricardo und mein langjaehriger Angelpartner Dave fischen. Dave war auch auf Masse aus; er war seit unserem gemeinsamen Nanaimoabenteuer noch ueberhaupt nicht auf’s Meer gekommen. Carl hatte unseren gemeinsamen Freund Ross, der auch nur Gelegenheitsangler ist, und einen Arbeitskollegen Josh mit auf seinem Boot. Eigentlich waren nur Carl und ich regelmaessig auf dem Wasser und eher an Qualitaet statt Quantitaet interessiert; aber die Aussicht auf mal richtig non-stop Action liess auch unsere Augen glaenzen. Ich war ausserdem heiss auf Heilbutt – die Heilbuttsaison bei uns im Sueden der Insel war bisher sehr klaeglich.


    Es wurde also einstimmig beschlossen den ersten und hoechstwahrscheinlich auch den zweiten Tag weit raus zu brettern. Fuer mich etwas ausserhalb meiner Komfortzone, aber im Tandem mit zwei anderen Booten und dem guten und stabilen Windbericht liess ich mich ueberzeugen. Fuer den ersten Abend wollten wir allerdings nur kurz zwischen den Inseln pilken gehen. Darauf freute sich mein Sohn Ricardo schon richtig. Wir verteilten uns in verschiedene Richtungen und blieben ueber Funk in Kontakt. Nach ein paar kleineren Grundfischen hatten wir dann schnell eine klasse Stelle gefunden. Zwischen zwei Inseln war da eine ziemlich steile Kante mit sandigem Grund und einigen Steinen durchsetzt – darueber waren riessige Mengen Futterfisch versammelt. Und wo die sind, sind die Raeuber nicht weit.


    Wir pilkten zuerst alle drei und im Nu waren unsere Ruten krumm, manchmal alle drei gleichzeitig. Das interessante war, dass es oft total verschiedene Fischsorten waren. Hier mussten sich alle Gattungen zum Abendmahl versammelt haben! Ricardo brachte einen Fisch nach dem anderen nach oben. Viele Felsenbarsche der Gattung Canary Rockfish, einen fast 5 pfuendigen Yellowtail Rockfish, und eine breite Palette anderer Felsenbarsche. Dave brachte einen guten Copper Rockfisch und ein paar untermassige Ling Cods hoch. Wir behielten nur zwei der groessten Felsenbarsche. Ich musste einige der schoenen roetlichen Canaries wieder mit dem Ablassgeraet auf den Meeresgrund hinunterfuehren, um ihnen das Barotrauma zu ersparen. Bei der Fangrate der beiden an Bord war ich bald mit nichts anderem mehr beschaeftigt. Ich setzte ausserdem unser Boot immer wieder zum Ausgangspunkt unserer Drift zurueck.


    Dann sahen wir ploetzlich eine Menge Echos im Mittelwasser. Ricardo pilkte nun halbhoch und rumms hatte bald einen halbstarken Chinook am Haken. Er brachte noch ein paar an’s Boot. Die waren zwar massig, so um die 4-5 Pfund, aber wir wollten keine so kleine Chinooks mitnehmen. Einer hatte sich den Pilkerdrilling allerdings komplett und kompliziert inhaliert und musste demzufolge mit. Natuerlich blieb Ricardo seinem Ruf als der Exotikfaenger treu und holte auch mal eine Seegurke vom Grund, dann mal eine Scholle und ploetzlich auch einen massigen Ling Cod. Er war nicht zu stoppen der Junge und hatte einen Heidenspass mit dieser kurzweiligen Fischerei. Ich meldete unseren Erfolg zu Carl und Glenn und bald drifteten wir Seite an Seite und hatte unseren Angelspass gemeinsam. Nach etwa zwei Stunden, nahe der Daemmerung, brachen wir zufrieden ab und fuhren zurueck. Jeder hatte ein paar gute Fische zu saeubern. Das war ein klasse Anfang!

  • Tag 2
    Wir machten einen ziemlich fruehen Start am naechsten Morgen, da wir ja eine ziemliche Fahrtstrecke vor uns hatten. Wir peilten die 10 Meilen Bank an. Einer hinter dem anderen duesten wir los, Carl mit seinem Radar an der Spitze. Die Fahrt war nicht ganz unanstrengend; zwar war kaum Wind aber das Meer war trotzdem in Bewegung mit einer flachen aber kurzfrequentigen Duenung. Asserdem war es nebelig und hin und wieder war die Sicht nicht mehr als 100 m. Nach etwa 45 Minuten Fahrt waren wir da und es tauchten ploetzlich etliche andere Boote aus dem Nebel auf. Komisch, 45 Minuten lang ein leeres Meer und ploetzlich eine Stelle wo 20-30 Boote ziemlich dicht aufeinander sitzen!


    Dave hatte sein Geraet zuerst im Wasser und ich machte die zwei anderen Downrigger und Ruten klar; zumindest versuchte ich es. Noch bevor ich auch nur eine meiner 2 Ruten ins Wasser bekam, hatte Dave schon 3 Cohos ans Boot gebracht von denen zwei auch markiert und damit Keeper waren. Ich wurde staendig mit Keschereinsaetzen belaestigt und von meinem Geraet abgehalten! Na das ging ja wie das Bretzelbacken, dachten wir. Endlich war auch mein Geraet im Einsatz. Ich setzte einen grossen Blinker sehr tief in Grundnaehe um vielleicht einen der groesseren Chinooks zu erwischen und die andere Rute ueber die Mitte des Hecks etwas flacher. Bald rappelte es auch an meinen Ruten und Ricardo und ich brachten im Wechsel einige Lachse an’s Boot. Ich wollte eigentlich nur einen grossen Lachs mitnehmen, da ich schon viel Fisch in meiner Truhe hatte. Ich war nur fuer den Sport oder eine Trophaee hier.


    Es war eine kurzweilige Angelei. Auch wenn es mal eine 15 oder 20 minuetige Beisspause gab, wir fingen bestimmt 10 Lachse pro Stunde. Es herrschte eine flotte Stroemung ueber die Bank, die von etwa 200m tiefen Wasser auf 70m hochkam. Der Trick war auf der Bank zu bleiben. Hatte Dich die Stroemung in’s tiefe Wasser rausgezogen, liessen die Bisse schlagartig nach. Viele Bisse kamen auch tief unten bei 50 m oder mehr. Das nahm ein bisschen den Spass weg, weil die Bisse nicht so hart durchkamen und die Fische auch erstmal recht traege wirkten. Erst wenn die Lachse an der Oberflaeche ankamen oder am Boot waren, spielten sie verrueckt und machten Dampf. Das kostete Dave den ersten richtig schoenen Fisch; wieder einmal sah Dave ein Ruckeln seiner Rutenspitze und als er anruckte und anzog, blieb die Rute richtig krumm. Hm, etwas Besseres als die 6-10 Pfund Coho und Chinooks bisher? So richtig konnte Dave das nicht beantworten, es fuehlte sich schwer an und blieb tief aber nahm keine Schnur wie das grosse Chinooks eigentlich tun.


    Nach einer Weile brachte Dave etwas nach oben. Ich stand mit dem Kescher bereit und starrte neben dem Boot ins Wasser. Das Wasser war auch hier nicht ganz klar wegen der Algenbluete, wenn auch nicht ganz so schlimm wie inshore. Ploetzlich tauchte ein breiter Ruecken auf! Der war nicht schlecht; ein mindestens 15 pfuendiger Chinook! Aber der hatte noch gar keine Energie verbraucht und war noch gruen! Und ich sah ihn kaum im trueben Wasser. Er stand nun ca. 1 m tief neben dem Boot. Ich zoegerte trotzdem nicht und stiess den Kescher direkt vor den Kopf des Fisches. Nun war es vorbei mit der Ruhe; der Fisch explodierte sausste auch kurz in den Kescher rein – das konnte ich deutlich spueren aber es dauerte vielleicht 1-2 Sekunden um den Kescher aus einem Meter Tiefe heraufzuholen und das war genug fuer den Fisch den Ausgang zu finden und sich wieder hinauszuwinden. Dabei blieb der zweite Haken von Dave’s Squidimitat im Netz haengen und der Lachs riss sich so den Haken selber aus den Maul heraus. Flupp, weg war er! Dave schaute verdutzt und ich traute mir gar recht ihm laenger ins Gesicht zu sehen – ich wusste wie sehr er es hasst Fische zu verlieren. Gott sei Dank hatte ich noch einigen Kredit gut bei ihm fuer Fische die er mir beim Keschern schon verloren hatte!


    Dave war definitiv on fire heute; obwohl er nur mit einer Rute angelte brachte er wohl zwei Drittel aller Fische an’s Boot und hatte auch bald eine schoene Sammlung in der Fischkiste. Er wechselte oft Koeder und Tiefe was sich bezahlt machte denn ploetzlich hatte er in nur 25 m Tiefe einen guten Fisch am Band. Der nahm Schnur und so raeumten Ricardo und ich unsere beiden Rute auf und machten das Deck klar fuer Landung. Als nach einigem hin und her Dave den Fisch endlich am Boot hatte, fuehlte ich einen strengen Blick in meinem Nacken- wenn ich diesen Fisch auch noch versemmelte, dann warf mich Dave in’s Wasser, soviel war klar. So nahm ich mir Zeit und sondierte die Situation, nahm das Gas komplett weg und wartete geduldig bis der Fisch an der Oberflaeche war. Kurz und fett war er! Dann sackte ich ihn ein – na also! Wir strahlten alle ob des Erfolgs. Die Waage schwankte zwischen 16 und etwas und 17.5 Pfund. Dave war mit 16.5 Pfund vorerst zufrieden. Damit hatte er sein Tageslimit an Lachs.


    Ich bot ihm an noch auf mein oder Ricardos Limit zu fischen, da wir nicht vorhatten Lachs zubehalten, es sei denn ein richtiger Brocken biss. Carl’s Crew funkte, dass sie es nun mit Naturkoeder auf Heilbutt versuchen wollten da auch sie ihr Lachslimit hatten. Glenn’s Crew war noch nicht ganz so weit und blieb mit uns auf der Bank. Wir trollten noch zwei Stunden bis Glenn am Limit war. Dave hatte noch zwei schoene Cohos eingeboxt und Ricardo hatte auch noch einige schoene unmarkierte Cohos in der 8-10 Pfundklasse gefangen und wieder freigelassen. Die Cohos bissen meist flach und waren ein toller Sport!


    Wir trafen uns alle 3 an Carls Driftstelle. Die waren inzwischen auf eine Stelle mit vielen kleineren Sablefish gestolpert und hatten einige dieser leckeren Gesellen eingesackt. Mit 40-50 cm im Schnitt waren die zwar noch jugendlich (werden bis 1,5 m lang) aber man hat nicht oft die Gelegenheit diese Art mit der Angel zu fangen, da der typische Lebensraum in unerreichbaren Tiefen ist. Heilbutt konnten sie allerdings nicht finden. Wir verabredeten auf dem Rueckweg mal an der 5 Meilen Bank zu stoppen um einfach mal zu sehen war da ging. Vielleicht musste man ja gar nicht 10 Meilen rausfahren.


    Wir liessen an der 5 Meilen Bank also nochmal unsere Lachsruten ins Wasser. Ich montierte einen Megablinker und schickte den bis auf Grund. Es war hier deutlich ruhiger. Nach einer halben Stunde hatten wir lediglich zwei untermassige Chinooks vorzuweisen. Carl draengte schon zum Aufbruch als sich meine tiefe Blinkerrute ploetzlich tief durchbog und aus dem Clip ausloeste. Ich sprang hin und schlug an. Wegen der Tiefe (ca. 70 m) und der Schnurdehnung konnte man kaum Durchschlag eines Anhiebes erwarten. Es fuehlte sich sauschwer an aber ES nahm keine Schnur. Ich konnte nichtmal Kopfstoesse erfuehlen. Komisch. Ich stellte den Motor auf Leerlauf und legte mich in die Rute, pumpte Meter fuer Meter. Es war keine Gegenwehr zu spueren ausser ein grosses Gewicht. Ich sprach jetzt laut aus was ich insgeheim ja auch gehofft hatte: Heilbutt. Oder ein Monster Ling. Solche grossen Grundfische spueren manchmal den Haken nicht und lassen sich dann laaaangsam nach oben bringen ohne irgendwelche Anstalten zu machen. Ich vermute, dass diese Fische willig dem langsamen Zug nach oben folgen als ob eine starke Stroemung sie erwischt haette.


    Aber jetzt, ein gewaltiger Gegenzug und noch waehrend ich an der Bremse herumfummelte ein Ruck und der Widerstand war weg. Oh, nein!!! So ein Mist! Ricardo war auch enttaeuscht, stand er doch schon mit Harpune und Gaff bereit. Wir packten ein und fuhren zurueck. Dave hatte 2 Stunden lang zu filetieren und zu vakuumieren. Diese Strapaze duerfte seinen Durst nach Masse wohl etwas gedaempft haben fuer die naechsten Tage! Das Besitzlimit ist sowieso nur zweimal das Tageslimit. Wir alle waren sehr zufrieden mit diesem Tag gewesen und meine Furcht vor den Weiten des Meeres war etwas abgeebbt. Und so wurde schon am Abend beschlossen, das Erlebnis nochmal zu wiederholen. Vielleicht konnte man ja auch mal die 20 Pfund Marke durchbrechen!

  • Tag 3
    Wir duesten wieder zur 10 Meilen Bank raus. Diesmal war die Fahrt etwas heftiger. Ein bisschen Wind hatte sich quer zur Duenung gelegt und wenn dann auch noch entgegen der Stroemung ueber Untiefen, bauten sich schon mal Wellen in der 2-3 m Hoehenkategorie auf. Die waren jedoch weitfrequentig so dass man keine grossen Sorgen haben musste, allerdings musste man schon vom Gas gehen sonst haette die Landung im Wellental einem eine Nierentransplantation gekostet. Diesmal waren wir eine Stunde unterwegs fuer die gleiche Strecke.


    Anglerisch wiederholte sich das gleiche Spiel. Ich versuchte die kleineren Lachse mit grossen Koedern und grossen Tiefen zu vermeiden. Daher war meine Fangquote wieder deutlich geringer als Daves. Allerdings konnte ich wieder keinen Grosslachs auf die Schuppen legen. Wir fingen aber wieder ein paar tolle Cohos die bestimmt 10 Pfund schwer waren. Dummerweise waren diese Brocken alle unmarkiert. Aber wir fingen auch genug markierte, so dass wir die Kiste ohne Probleme wieder haetten fuellen koennen. Aber auch Dave hatte keine grossen Ambitionen wieder ein Schlachtfest abzuhalten und behielt nur den einen oder anderen. Eine ganz neue Seite an Dave! In der Vergangenheit hatte ich oft seine Fische filetiert, da er da nicht so begabt war. Damals hatte er nie eine Gelegenheit ausgelassen, einen legalen Fisch mitzunehmen! Jetzt wo er selber die Arbeit hatte, sah die Sache schon anders aus! Ha!


    Carl und Glenns Bootscrew war da nicht so faul. Die langten wieder zu. Glenn hatte sogar 2 Sockeye (Rotlachse) gefunden. Er war sich mit der Identifizierung nicht ganz sicher und so spielte sich ein lustiger Funkverkehr zwischen uns ab (schau mal ins Maul, hat er Haare-eh Zaehne auf der Zunge, wie dick ist sein Schwanz etc), der sicher amuesierend fuer alle zufaelligen Mithoerer war. Highlight auf unserem Boot war wohl was unser Exotenfaenger wiedermal fabrizierte: Ricardo fing doch tatsaechlich einen kleinen Thunfisch! Wir rieben uns die Augen; ein Jack Mackerel, vielleicht 50 cm lang. Wie er das nur immer macht?


    Am Nachmittag nahm der Wind zu und wir beschlossen nicht zu spaet einzupacken. Der erste Teil der Rueckfahrt war noch ok. Als wir in Landnaehe kamen, bauten sich die Wellen auf und der Wind nahm zu. Es war wie in einer Waschmaschine. Die Wellen hatten hier keinen berechenbaren Rhythmus mehr sondern kamen von allen Seiten. Ricardo, wie sonst immer bei Hin-und Rueckfahrt fest am schlafen unter Deck, kam gebeutelt heraus weil er wohl paar Male an die Kabinendecke geschleudert worden war. Es war wirklich keine schoene Fahrt die letzten 3-4 km. Ich war aber beeindruckt, wie mein 19 Fuss Arima trotz des relativ flachen Bodens die Wellen gut vertrug. Ich hatte nie Bedenken um unsere Sicherheit haben muessen. Mein Boot war super stabil in diesem Geschuckel. Das Boot kann wohl weit mehr vertragen als ich – gut zu wissen!


    Kurz vor der Hafeneinfahrt zu Bamfield packten Carl und Ross nochmal fuer paar Minuten die Lachsruten aus. Und tatsaechlich, als ich schon an der Tankstelle stand, kam ein Funkspruch durch, Ross hatte einen schoenen Chinook erwischt. Schau mal einer an!


    Am Dock trafen wir den Guide, der gerade sein Boot saeuberte. Er hatte offshore zwei schoene Chinook von 22 und 26 Pfund erwischt. Wo, wie, bombardierten wir ihn. Eine Bank weiter draussen, “Hockey Stick” genannt. 17 Meilen vom Ufer. Hm. Beim Abendbrot debattierten wir; Carl und Ross wollten nicht mehr weit raus sondern es lieber zwischen den Inseln auf Grosschinook probieren. Ross’ 21 Pfuender heute hatte sie beiden ueberzeugt, dass da was ginge. Und Carl hatte sich wohl bei der Heimfahrt den Ruecken etwas angeschlagen – war ja auch nicht sehr bandscheibenfreundlich gewesen. Glenn dagegen hatte wohl noch etwas Platz auf den 3 Besitzlimits der drei und wollte gerne wieder weit raus. Ich war nun das Zuenglein an der Waage; Glenn wuerde nicht alleine raus fahren. Wind sollte gut werden. Ich befragte meine Crew und wir beschlossen mit Glenn raus zu fahren.

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