Tag 4
Nicht ganz so frueh machten wir uns auf den Weg. Es sollte bedingungsmaessig der beste Tag werden. Also dann mal los. Aber diesmal bis zum Hockey Stick, 17 nautische Meilen. Das Meer war extrem ruhig und so dauerte unsere Fahrt trotz weiterer Entfernung nicht laenger als gestern. An der eishockeystockfoermigen Bank angekommen, bestaunten wir Ententeichbedingungen. Wow. Es waren hier schon um die 20 Boote unterwegs, inklusive des Guides von unserem Dock. “Also dann mal los”, mahnte ich an. Die Crew arbeitete nun schon wie eine gut geoelte Maschine; alle Handgriffe waren eingespielt. Im Nu hatten wir 3 Ruten an 3 Downrigger draussen. Ich fischte diesmal einen 13 cm Heringsblinker relativ flach und es sollte ein Erfolgsschlager werden. Diesmal angelte ich Dave in Grund und Boden. Im 5 Minutentakt hatte ich schoene Cohos und halbwuesige Chinooks am Band. Waehrend Dave nur hin und wieder mal zuschlug. Als Ricardo aus seinem Morgenschlaefchen aufwachte, uebergab ich regelrecht kaputt an ihn und goennte mir erst mal ein spaetes Fruehstuck und steuerte das Boot. Es schienen hier noch mehr Lachsschwaerme zu stehen und zu fressen. Und die Fische waren aggressiv!
Auch die tiefe Rute brachte den einen oder anderen Fisch, allerdings keine Grossen. Glenn vermeldete einige Chinooks zwischen 10 und 15 Pfund. Wir konnten keinen ueber 10 Pfund finden. Wie verhext. Ricardo hatte einen Heidenspass mit den Cohos extrem flach. Manchmal schnappten sie sich den Blinker wenn er nur 15 m hinter dem Boot an der Oberflaeche schlidderte.
Nebel zog hin und wieder mal rein und wieder raus. Wir mussten auch wieder mit der Stroemung kaempfen um ueberhaupt auf der Bank zu bleiben. Dave fuellte noch den Rest seines Besitzlimits mit schoenen Cohos und einem Sockeye. Ich nahm wieder nichts mit. Nach 3-4 Stunden mussten wir um die 50-60 Lachse gefangen haben. Da beschlossen wir mit Glenns Crew ein paar Untiefen auf dem Rueckweg nach Heilbutt abzuklopfen. Wir hatten Ricardos Thun in leckere Streifen geschnitten und so zwei Naturkoederruten fertig gemacht. An einem vielversprechendem Unterwasserberg hielten wir an und liessen die Ruten ab. Nach einer langen Weile brachte ich einen Dornhai hoch. Dave dann auch einen. Dann waren wir ueber den Berg hinweggetrieben und ich fuhr die naechste Stelle an.
Glenns Boot war im etwas dichter gewordenen Nebel verschwunden. Es war schon irgendwie unheimlich wenn man weit vom Ufer im Nebel in einem kleinen Boot sitzt und nichts und niemand mehr um sich herum sehen kann. Aber Wind und Wellen spielten fabelhaft mit. Der Wellengang war gerade genug um die Koeder ein bisschen in Bewegung zu halten. Die Drift perfekt. Wir unterhielten uns ueber dieses und jenes als ich ploetzlich harte Rucke an Daves Rute sah. Dave hatte gerade seine Fressbox in der Hand und konnte nicht sofort reagieren, also sprang ich vom Fahrersitz zu seiner Rute. Als ich aber ankam, war da keine Bewegung mehr drin. Mist, der hatte wieder losgelassen! Das war kein Dornhai gewesen!
Eine halbe Stunde spaeter, riss es ploetzlich und ohne Warnung an Ricardos Rute. Er sass gleich daneben und reagierte blitzschnell. Die Rute ging in die Knie, Fish On! Der hing. Die Knarre was ausgestellt so konnte ich nicht hoeren ob der Fisch Schnur nahm. Spaeter berichtete Ricardo, dass der Fisch die ersten 10 Sekunden richtig abgezogen war. Daran messe ich meist die Groesse eines Buttes; nimmt er richtig Schnur kurz nach dem Anschlag kann man von mindestens 30 Pfund ausgehen. Kleinere nehmen meist keine Schnur. Rochen nehmen auch keine Schnur. Ricardo pumpte etwas Schweres hoch, daran bestand kein Zweifel aber ich konnte nicht sie typischen Heilbutt-Hammerschlaege in der Rute erkennen. Und weil es Exotenfaenger Ricardo war, vermuteten wir einen Riesenrochen. Ricardo stoehnte und aechzte aber pumpte seinen Widersacher Stueck fuer Stueck nach oben.
Wir stierten alle gespannt ins Wasser. Endlich tauchte ein brauner Umriss auf, oh je, das war ein grosser Butt! Ich machte im Nu die Harpune klar und instruierte Ricardo den Fisch ganz sachte bis fast zur Oberflaeche zu bringen. “Ja nicht den Kopf ueber Wasser ziehen!” und “Ja nicht herumreissen!”. Der Fisch hatte noch keine Energie verbraucht und ich wusste, dass er explodieren wuerde sobald er bemerkte, dass hier etwas faul war. Manche Guides beruehren solch einen gruenen Butt mit der Harpunenspitze damit er wieder zum Grund rast und sich vor der Landung austobt. Ich wollte das Ricardo nicht antun und ich sah auch, dass nur einer der zwei Haken im Maul sass. Dies hier war kein Sportfisch, das war Essen auf dem Tisch der Familie, und zwar sehr leckeres!
Ricardo hievte das Biest sachte bis kurz unter die Oberflaeche und ich stach mit der Harpune zu. Ich rammte die Harpunenspitze bis durch und zog den Schaft heraus. Augenblicklich musste ich das Seil fest packen denn der Butt drehte durch. Was jetzt die naechsten 2-3 Minuten passierte, habe ich beim Buttangeln noch nie erlebt und ich hatte schon einige sportliche Buttlandungen erlebt! Der Kerl tobte so, dass ich manchmal glaubte ich muesste das Harpunenseil loslassen. Er sprang (wirklich sprang!) zwei oder dreimal voll aus dem Wasser, vielleicht einen Meter hoch. Ricardo, der noch die Rute neben mir hielt, und ich waren von oben bis unten durchnaesst. Dave hatte sich in die Kabine zurueckgezogen. Der Butt raste ein paar Mal in seiner Tobsucht voll gegen das Boot an, so dass ich wirklich ueberlegte ob er die Glasfiberhuelle durchbrechen koennte. Ich musste mich voll einstemmen wenn er wegwollte. Unfassbar welche Kraft so ein Tier entwickeln kann. Da der Harpunenstich aber seine Organe zerrissen hatte, war dann aber auch bald Schluss. Gott sei Dank!
Ich verpasste ihm noch ein paar kraeftige Schlaege mit dem Gaff auf den Kopf und zerschnitt dann seine Kiemen um ihn auszubluten. Dann band ich ihn zum Rollmops zusammen und liess ihn aussen am Boot haengen solange wir noch weiterangeln wollten. Wir freuten uns riesig ueber diesen Fang. Ricardo’s neuer Rekordfisch ueberhaupt. Das spornte jetzt natuerlich auch Dave und Glenn’s Crew an noch eine Platte zu erwischen. Es blieb aber weiterer Butterfolg aus. Als wir einpackten und wieder in Funkreichweite mit Carl kamen, erfuhren wir von deren Erfolgen. Sie hatten an einigen bekannten Lachsstellen geschleppt und konnten zwei Chinooks zwischen 10 und 12 Pfund und einen guten Coho um die 9 Pfund vorweisen. Nicht gerade die Rekordfische aber zumindest was.
Den letzten Abend machten wir ein richtiges Festmahl mit Rippchen und Zubehoer und auch einigen Getraenken. Fuer den letzten Morgen wollten Carls und mein Boot an der Kueste auf Lachs schleppen waehrend Glenns Boot heiss auf Heilbutt war. Sie wollten aber nicht weit raus; nur die ersten Rinnen und Berge vor der Kueste, immer in Funkreichweite.