Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Tag 4
    Nicht ganz so frueh machten wir uns auf den Weg. Es sollte bedingungsmaessig der beste Tag werden. Also dann mal los. Aber diesmal bis zum Hockey Stick, 17 nautische Meilen. Das Meer war extrem ruhig und so dauerte unsere Fahrt trotz weiterer Entfernung nicht laenger als gestern. An der eishockeystockfoermigen Bank angekommen, bestaunten wir Ententeichbedingungen. Wow. Es waren hier schon um die 20 Boote unterwegs, inklusive des Guides von unserem Dock. “Also dann mal los”, mahnte ich an. Die Crew arbeitete nun schon wie eine gut geoelte Maschine; alle Handgriffe waren eingespielt. Im Nu hatten wir 3 Ruten an 3 Downrigger draussen. Ich fischte diesmal einen 13 cm Heringsblinker relativ flach und es sollte ein Erfolgsschlager werden. Diesmal angelte ich Dave in Grund und Boden. Im 5 Minutentakt hatte ich schoene Cohos und halbwuesige Chinooks am Band. Waehrend Dave nur hin und wieder mal zuschlug. Als Ricardo aus seinem Morgenschlaefchen aufwachte, uebergab ich regelrecht kaputt an ihn und goennte mir erst mal ein spaetes Fruehstuck und steuerte das Boot. Es schienen hier noch mehr Lachsschwaerme zu stehen und zu fressen. Und die Fische waren aggressiv!


    Auch die tiefe Rute brachte den einen oder anderen Fisch, allerdings keine Grossen. Glenn vermeldete einige Chinooks zwischen 10 und 15 Pfund. Wir konnten keinen ueber 10 Pfund finden. Wie verhext. Ricardo hatte einen Heidenspass mit den Cohos extrem flach. Manchmal schnappten sie sich den Blinker wenn er nur 15 m hinter dem Boot an der Oberflaeche schlidderte.


    Nebel zog hin und wieder mal rein und wieder raus. Wir mussten auch wieder mit der Stroemung kaempfen um ueberhaupt auf der Bank zu bleiben. Dave fuellte noch den Rest seines Besitzlimits mit schoenen Cohos und einem Sockeye. Ich nahm wieder nichts mit. Nach 3-4 Stunden mussten wir um die 50-60 Lachse gefangen haben. Da beschlossen wir mit Glenns Crew ein paar Untiefen auf dem Rueckweg nach Heilbutt abzuklopfen. Wir hatten Ricardos Thun in leckere Streifen geschnitten und so zwei Naturkoederruten fertig gemacht. An einem vielversprechendem Unterwasserberg hielten wir an und liessen die Ruten ab. Nach einer langen Weile brachte ich einen Dornhai hoch. Dave dann auch einen. Dann waren wir ueber den Berg hinweggetrieben und ich fuhr die naechste Stelle an.


    Glenns Boot war im etwas dichter gewordenen Nebel verschwunden. Es war schon irgendwie unheimlich wenn man weit vom Ufer im Nebel in einem kleinen Boot sitzt und nichts und niemand mehr um sich herum sehen kann. Aber Wind und Wellen spielten fabelhaft mit. Der Wellengang war gerade genug um die Koeder ein bisschen in Bewegung zu halten. Die Drift perfekt. Wir unterhielten uns ueber dieses und jenes als ich ploetzlich harte Rucke an Daves Rute sah. Dave hatte gerade seine Fressbox in der Hand und konnte nicht sofort reagieren, also sprang ich vom Fahrersitz zu seiner Rute. Als ich aber ankam, war da keine Bewegung mehr drin. Mist, der hatte wieder losgelassen! Das war kein Dornhai gewesen!


    Eine halbe Stunde spaeter, riss es ploetzlich und ohne Warnung an Ricardos Rute. Er sass gleich daneben und reagierte blitzschnell. Die Rute ging in die Knie, Fish On! Der hing. Die Knarre was ausgestellt so konnte ich nicht hoeren ob der Fisch Schnur nahm. Spaeter berichtete Ricardo, dass der Fisch die ersten 10 Sekunden richtig abgezogen war. Daran messe ich meist die Groesse eines Buttes; nimmt er richtig Schnur kurz nach dem Anschlag kann man von mindestens 30 Pfund ausgehen. Kleinere nehmen meist keine Schnur. Rochen nehmen auch keine Schnur. Ricardo pumpte etwas Schweres hoch, daran bestand kein Zweifel aber ich konnte nicht sie typischen Heilbutt-Hammerschlaege in der Rute erkennen. Und weil es Exotenfaenger Ricardo war, vermuteten wir einen Riesenrochen. Ricardo stoehnte und aechzte aber pumpte seinen Widersacher Stueck fuer Stueck nach oben.


    Wir stierten alle gespannt ins Wasser. Endlich tauchte ein brauner Umriss auf, oh je, das war ein grosser Butt! Ich machte im Nu die Harpune klar und instruierte Ricardo den Fisch ganz sachte bis fast zur Oberflaeche zu bringen. “Ja nicht den Kopf ueber Wasser ziehen!” und “Ja nicht herumreissen!”. Der Fisch hatte noch keine Energie verbraucht und ich wusste, dass er explodieren wuerde sobald er bemerkte, dass hier etwas faul war. Manche Guides beruehren solch einen gruenen Butt mit der Harpunenspitze damit er wieder zum Grund rast und sich vor der Landung austobt. Ich wollte das Ricardo nicht antun und ich sah auch, dass nur einer der zwei Haken im Maul sass. Dies hier war kein Sportfisch, das war Essen auf dem Tisch der Familie, und zwar sehr leckeres!


    Ricardo hievte das Biest sachte bis kurz unter die Oberflaeche und ich stach mit der Harpune zu. Ich rammte die Harpunenspitze bis durch und zog den Schaft heraus. Augenblicklich musste ich das Seil fest packen denn der Butt drehte durch. Was jetzt die naechsten 2-3 Minuten passierte, habe ich beim Buttangeln noch nie erlebt und ich hatte schon einige sportliche Buttlandungen erlebt! Der Kerl tobte so, dass ich manchmal glaubte ich muesste das Harpunenseil loslassen. Er sprang (wirklich sprang!) zwei oder dreimal voll aus dem Wasser, vielleicht einen Meter hoch. Ricardo, der noch die Rute neben mir hielt, und ich waren von oben bis unten durchnaesst. Dave hatte sich in die Kabine zurueckgezogen. Der Butt raste ein paar Mal in seiner Tobsucht voll gegen das Boot an, so dass ich wirklich ueberlegte ob er die Glasfiberhuelle durchbrechen koennte. Ich musste mich voll einstemmen wenn er wegwollte. Unfassbar welche Kraft so ein Tier entwickeln kann. Da der Harpunenstich aber seine Organe zerrissen hatte, war dann aber auch bald Schluss. Gott sei Dank!


    Ich verpasste ihm noch ein paar kraeftige Schlaege mit dem Gaff auf den Kopf und zerschnitt dann seine Kiemen um ihn auszubluten. Dann band ich ihn zum Rollmops zusammen und liess ihn aussen am Boot haengen solange wir noch weiterangeln wollten. Wir freuten uns riesig ueber diesen Fang. Ricardo’s neuer Rekordfisch ueberhaupt. Das spornte jetzt natuerlich auch Dave und Glenn’s Crew an noch eine Platte zu erwischen. Es blieb aber weiterer Butterfolg aus. Als wir einpackten und wieder in Funkreichweite mit Carl kamen, erfuhren wir von deren Erfolgen. Sie hatten an einigen bekannten Lachsstellen geschleppt und konnten zwei Chinooks zwischen 10 und 12 Pfund und einen guten Coho um die 9 Pfund vorweisen. Nicht gerade die Rekordfische aber zumindest was.


    Den letzten Abend machten wir ein richtiges Festmahl mit Rippchen und Zubehoer und auch einigen Getraenken. Fuer den letzten Morgen wollten Carls und mein Boot an der Kueste auf Lachs schleppen waehrend Glenns Boot heiss auf Heilbutt war. Sie wollten aber nicht weit raus; nur die ersten Rinnen und Berge vor der Kueste, immer in Funkreichweite.

  • Tag 5
    Wir standen nochmals recht frueh auf damit sich die Morgentour auch lohnen wuerde. Das Haus musste 11 Uhr geraeumt sein, also gegen 10 Uhr mussten wir wieder ‘drin sein. Wir fuhren nur kurz um die Ecke, an einen wilden Kuestenabschnitt wo sich felsige Klippenstrecken mit sandigen Buchten abwechselten. Auch wenn eine ganze Anzahl Boote hier unterwegs waren, zog sich die Flotille auseinander und es war eigentlich ganz enspanntes Angeln. Carl und Ross meldeten einen etwa 14 pfuendigen Chinook gleich kurz nach Einlassen ueber Funk. Na mal sehen, vielleicht war ein neuer Schub Chinooks hereingekommen. Das Wasser war auch nicht mehr ganz so trueb wie noch vor 3 Tagen. Unsere Entspannung liess augenblicklich nach als wir ploetzlich trotz detailiertem Kartenplotter mit Sonar-Charts beide Downrigger am Boden festhaengen hatten als wir eine Felsklippe dicht unter Land umfahren wollten. Ich konnte meine Seite gerade noch hochziehen ohne dass sich das Geraet voll verhang. Dave hing fest. Als ich meine Seite in Sicherheit hatte, zirkelte ich einen Kreis zurueck um hoffentlich den Haenger freizukriegen. Nach einigen Versuchen war das Geraet dann ploetzlich frei. Huch, nochmal Glueck gehabt! Ein Vollabriss wird da ganz schoen teuer! Zeigt mal wieder, man kann sich nicht 100% auf die Elektronik verlassen. Die Tiefenkarte war an dieser Stelle ungefaehr 7 m abweichend von der Realitaet.


    Wir drehten ein paar Runden in einer gutausehenden Bucht. Meine Rute riss ploetzlich runter und aus dem Clip. Sofort war ich dran und hieb an. Die Schnur kam sofort nach oben und schon katapultierte sich ein vielleicht 10 pfuendiger Coho voll aus dem Wasser. Klasse Show! Der Fisch machte richtig Dampf und ich genoss den Drill im flachen Wasser. Als er muede war, konnte ich ihn leicht am Boot vom Haken befreien. Mehr konnten wir aber aus der Bucht nicht herauskitzeln. Als naechstes entlang der Kueste kam ein felsiger Abschnitt an dessen Klippen sich die kleine Duenung wild brach. Mit ein paar Kelppflanzen zwischen einzelnen Felsen sah das auch sehr fischig aus. Ich hielt uns in ca. 17 m Wassertiefe und unsere Koederfische liefen zwischen 10 und 15 m. Wir waren ca. 50 m vom Land entfernt als meine Rute einen harten Ruck erfuhr und sofort ausloeste. Das sah vielversprechend aus!


    Ich nahm die Rute und schlug an, was mir mit einigen schwere Kopfstoessen quittiert wurde. Oh ja, das war ein Guter! Nach einigen Sekunden nahm der Fisch die Flucht auf und die Rolle sang los. Ich konnte die Kurbelgriffe gar nicht mehr sehen so schnell drehte sich die Rolle und ich zog die Bremse fester denn die Schnur zeigte auf eine Klippe in ca. 100m Enfernung. “Wir muessen dem hinterher, der will in die Felsen!”, rief ich Dave zu. Ricardo kam nun auch aus der Koje und uebernahm das Ruder. Der Fisch war nicht zu bremsen; mal verlangsamte er seine Flucht um dann wieder voll davonzustuermen. Dann sah ich in der Entfernung einen grossen Platsch an der Oberflaeche und im selben Moment verdoppelte sich die Geschwindigkeit mit der die Schnur abzog. Ich drehte die Bremse fast zu und trotzdem riss es mit Gewalt Schnur ab.


    Ich wusste nur zu gut was passiert war; eine Robbe hatte sich meinen Lachs geschnappt. Den einzigen Grossen den ich bei dieser Tour drangekriegt hatte und diese Sch…robbe musste sich diesen greifen und nicht etwa einen der vielen Halbstarken die wir die letzten Tage gefangen hatten. Ich haette heulen koennen. Aber noch bestand eine geringe Chance den Fisch der Robbe streitig zu machen. Die Robbe wollte auf die Klippen. Der Moment wenn sie mit dem grossen Lachs an Land wollte war unsere Chance – da wuerde sie unbeholfen klettern muessen mit dem Fisch im Schlepptau. Vielleicht konnten wir den Fisch da wegziehen und schnell ans Boot bringen. Diese Gedanken flogen durch meinen Kopf und ich zeigte Ricardo an der Robbe Richtung Land zu folgen. Wir waren vielleicht 50 m weg von der Klippe auf die die Robbe beharrlich zusteuerte, als ein anderes Angelboot um die Ecke kam und sich anschickte genau zwischen Klippe und uns durchzufahren. Dave schrie und winkte dem Boot zu, die zwei Insassen starrten wir gebannt auf unsere wilden Gebaerden und fuhren weiter. Ich fuehlte einen dumpfen Stoss als meine Schnur von seinem Downriggerkabel erfasst und durchschnitten wurde. Alles weg.
    Fassungslos schauten wir uns alle an. Dann richtete sich unsere Wut Richtung des anderen Bootes und ich will mal lieber nicht wiederholen was da so ueber den Ozean flog. Die beiden schauten verdutzt zu uns aber schienen immer noch nichts zu kapieren, sie tuckerten einfach weiter als waere nichts geschehen. Ich gab auf’, was soll’s auch, es war vorbei und aus und ich bekam wieder nicht meinen Tyee. Erst die Robbe und dann ein Googan, dagegen kann man einfach nicht gewinnen. Es waere eh hoechst fraglich gewesen, ob wir den Fisch auch nur von der Robbe zurueckgekriegt haetten. Aber diese Ignoranz der anderen Angler war schon bedenklich.


    Ich packte mein Zeug ein; ich war fertig mit der Stelle. Dave schleppte noch ein bisschen weiter Richtung Bamfield zurueck. Da schnappte seine Rute ploetzlich zurueck und er hatte einen Fisch ‘dran. “Nichts Grosses”, meinte er und winkte ab. Seine Rute war aber arg gebogen, so holte ich doch lieber mal den Kescher heraus. Als er den Fisch neben das Boot brachten, staunten wir beide – das war ein ordentlicher Chinook in der 15 Pfund Klasse! Er machte keine Anstalten sich auszutoben. Von dem Erlebnis und miserablen Kescherergebnis offshore am ersten Tag gewarnt, verweigerte ich einen waghalsigen Kescherversuch; noch dazu halb zwischen den Motoren. So ruckte Dave ein paar Mal an um den Fisch aufzuwecken und tatsaechlich ging er jetzt ab. Allerdings dauerte das nicht lange an denn ploetzlich wurde Daves Rute schlapp. Was? Weg? Er holte ein und die Haken fehlten. Vorfach durchgebissen. Das war nicht unser Morgen. Jetzt hatte auch Dave genug und wir packten kopfschuettelnd ein.


    Glenns Boot konnte keinen Heilbutt mehr erwischen und Ross mit seinem 14 Pfuender war der einzige erfolgreiche Angler in unserer Truppe am letzten Morgen. So troesteten wir uns alle gegenseitig. Ich hatte besonders viel Trost noetig! Wir raeumten das Haus und die Kapitaene fuhren die Boote zurueck zum Ausgangshafen nahe Port Alberni, waehrend die anderen die Trucks ueber die 2 stuendige holprige Schotterpiste zur Marina zurueck brachten. Ricardo kam mit mir auf dem Boot mit und wir genossen die flotte Fahrt durch den langen schmalen Fjord. Die Fahrt dauerte etwas mehr als eine Stunde bis zur Marina. Es war schon erstaunlich wie so ein enger Fjord an einigen Stellen ueber 300m tief sein kann! Es war wieder eine schoene Tour, die beste Unterkunft bisher, beste Wetterverhaeltnisse und bisher unbekannte Offshoregefuehle. Viel Fisch aber wenig Grosse. Highlights und auch einige Tiefpunkte. Eigentlich alles dabei! Kann es schon gar nicht erwarten bis zum naechsten Mal!

  • Hier mal ein kurzer Bericht vom vorherigen Wochenende. Wir hatten Deutschlandbesuch von einem Forumsmitglied und seiner besseren Haelfte. Wir hatten schon vor einiger Zeit kommuniziert und uns fuer das Wochenende zum Angeln auf dem Meer verabredet. Moritz und Lotte hatten eine Rundreise durch BC unternommen, mit der letzten Station auf Vancouver Island. Leider hatten sie riesiges Pech; durch die extremen Waldbraende im Inneren BCs war auf der ganzen Tour wegen Rauch und Qualm kaum ein Berg oder Panorama zu sehen gewesen. Die Luft kann auch nicht sehr angenehm gerochen haben; sogar hier auf der Insel war es fuer 3-4 Tage dunkel und verqualmt gewesen. Das war wirklich ein bloedes Timing fuer so eine weite Reise! Aber ich sag’s hier nochmal, die Waldbrandsituation von Saskatchewan bis BC in Kanada und bis nach Kalifornien runter wird jedes Jahr schlimmer und kann einem den Urlaub und seine Traumreise arg versauen. Wer die Moeglichkeit hat, vermeidet Juli und August und plant lieber die Vor-oder Nachsaison. Juni und September sind fantastische Zeiten um hier zu reisen. Nicht nur weil man die Braende vermeidet, aber auch weil alles nicht so voll und auch billiger ist.


    So konnte ich den beiden hier bei uns vor Victoria und Sooke nicht mal die herrlichen Bergpanoramen des Mt. Baker oder des Olympic National Park zeigen. Alles war im Halbdunkel und im rauchigen Nebel verhuellt. Wir planten 2 Tage Lachsschleppen vor East Sooke. Es war zwar gerade Hochsaison auf Lachse hier vor Ort mit 3 verschiedenen Lachsarten, die gerade durchzogen, allerdings kamen erschwerend die extremen Gezeiten dazu. Das Wochenende war kurz nach Vollmond und hatte die mit niedrigsten Ebbfluten des ganzen Jahres. Keine Idealbedingungen zum Angeln. An Heilbutt war schon gar nicht zu denken. Ich war trotzdem hoffnungsvoll, dass ich Moritz an seinen ersten Lachs bringen wuerde.


    Am Samstag kam mein Sohn Alex mit und wir slippten in Sunny Shores im Sooke Basin. Ich wollte mal wieder die Krabbenfalle auslegen um die beiden vielleicht auch mit diesem kulinarischen Genuss zu verwoehnen. Im Sooke Basin hatte ich die letzten Jahre den konstantesten Erfolg beim Krabbenfangen. Dann fuhren wir zur Trap Shack Bucht vor dem East Sooke Park um Lachse aufzustoebern. Dort war schon Grosskampftag; volle Hochsaison, 2 Fishing Derbies und ertraeglicher Wind. Das hatte so einige Angler angelockt. Der Moritz passte ganz genau auf, wie Alex und ich das Schleppgeraet bedienten und ich muss sagen, ich hatte noch nie einen so schnellen Lerner dabei. Der hatte die Handgriffe im Nu drauf und bediente das Geraet bald nicht nur wie ein Profi sondern hatte sich auch gleich genau meine Eigenheiten abgeguckt; wie ich wo was hinstecke und ablege usw. Ein ganz helles Kerlchen, dieser Moritz! Lotte musste erstmal lernen, wie kalt so ein Tag auf dem Boot ist wenn die Sonne nicht durch Nebel/Rauch durchbrennt. Aber sie war ganz tapfer.


    Das Angeln war ganz zaehe. Wir drehten Runde um Runde ohne jeden Anfasser. Wir sahen auch sonst keinen was fangen. Nach einiger Zeit versuchten wir etwas weiter draussen ob vielleicht noch ein paar der Rotlachse herumhingen. Auch nichts. Dann holte Moritz einen kleinen Shaker heraus – einen vielleicht 25 cm Coho. Sein erster Lachs, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Wo sich Moritz aber schnell als Experte herausstellte war das Barschefangen. An allen erdenklichen Lachsschleppkoedern und in allerlei Tiefen brachte er es fertig kleinere Felsenbarsche verschiedenster Gattungen zu haken. Ich glaube ich fange in einem Jahr beim Schleppen nicht so viele Barsche wie Moritz in den 2 Tagen! Und er war trotz der ausbleibenden Lachse guten Mutes und gab nicht auf.
    Zum Mittag fuhren wir zur einer kleinen Privatmarina wo es ein kleines Bistro mit guter Hauskueche gab. Dort konnte man als Gast anlegen und war nur Minuten von den Lachsgruenden weg. Sehr praktisch. Und die Kalamaris waren sehr lecker! Etwas aufgewaermt wagten wir noch eine kleine Extraschicht auf dem Wasser. Vor dem Beechey Head hatten wir eine kurze Phase mit ein paar veielversprechenden Bissen. Einer loeste den Clip sofort aus, blieb aber leider nicht haengen. Zwei kleine Chinook-Shakers zeigten an, dass Leben im Wasser war. Aber wo waren die Grossen? Schliesslich gaben wir auf.


    So musste es zum Abendbrot eben Steak geben. Zur Verfeinerung gelang uns der Fang zwei schoener Krabben. Klasse, dass das wenigstens geklappt hatte! Mit leckerem Okanagan Valley Wein, feinen Steaks und frischen Krabben und Knoblauchbutter machten wir uns einen der besten Dinner des Jahres!


    Am Sonntag wollten wir es noch mal wissen. Alex hatte allerdings andere Plaene, aber Moritz war ja nun schon ein Vollprofi und so konnte ich auf Alex’s Hilfe verzichten. Diesmal slippten wir in der Cheanuh Marina, East Sooke. Ich beschloss ersteinmal in der Becher Bay zu bleiben, welche bei Ebbe eine grosse Kehrstroemung bildet. Vielleicht hingen hier ein paar grosse Chinooks herum. Aber wieder sollte es ein Geduldsspiel werden. Moritz vertrieb sich die Zeit wieder einige Barsche zu fangen. Wie er das nur machte? Manchmal hingen unsere Koeder 30 m ueber Grund und er fing Barsche, die sich eigentlich nur wenige Meter aus ihren Verstecken trauten? Mit ihm muesste man mal Pilken gehen!


    Wir kreisten um die Beford Islands herum, beobachteten Adler und Robben. Von Walen war leider auch keine Spur dieses Wochenende. Wir sahen die Whale Watch Boote ein paar Mal nach Westen vorbeiduesen aber die Wale blieben wohl da. Lotte hatte aber auch schnell gelernt und sich heute warm angezogen. Sie machte viele Fotos und drueckte Moritz noch fest die Daumen fuer einen Lachs. Wir warfen wirklich alles in den Ring, alle heissen Koeder der letzten Jahre mussten mal heran, eine Rute blieb immer mit Koederfisch bestueckt und so ziemlich alle Tiefenlagen sahen irgendwann einmal unsere Koeder. Es war kaum zu glauben!


    Ich werkelte gerade mit der Steuerbordrute herum als ich aus meinem Augenwinkel die Backbordrute fast schon aus dem Rutenhalter herausreissen sah. Ich rief im gleichen Augenblick wie Lotte Moritz anrief. Der hechtete zur Rute, riss sie heraus und ruckte an. In diesem Moment durchbrach ein guter Lachs etwa 20 m hinter dem Boot die Oberflaeche und sprang zweimal vielleicht einen Meter heraus. War das Zufall oder war das unser Fisch? Es riss beachtlich an Moritz’s Rute. Da musste Gewicht dran sein, die Rute bog sich zum Aeussersten. Das war kein Shaker, das musste der Springer sein! Ich riet Moritz die Bremse etwas zu lockern und den Fisch fahren zu lassen, wenn er abzog. Jetzt nur mit Ruhe und Vorsicht, den wollten wir auf keinen Fall leichtsinnig verlieren! Ich raeumte alle anderen Ruten aus dem Weg und machte den Kescher klar. Moritz brachte den Fisch schon Richtung Boot. Das war kein Chinook, das war ein guter Coho. Diese Akrobaten waren fuer ihre wilden Luftspektakel beruehmt!


    Als Moritz den Fisch in Bootsnaehe hatte, drehte der aber auf. Mehrfach riss er in kurzen Spurts Schnur von der Rolle und waelzte sich wild an der Oberflaeche. Moritz grinste und erfreute sich an dem Kampf. Der gab nicht so einfach auf. Ich stand mit dem Kescher bereit aber kam nicht an dieses Energiebuendel heran. Immer wieder buechste er im letzten Moment aus. Dann endlich, als Moritz sich richtig in die Rute reinlegte, kam der Lachs an der Oberflaeche auf das Boot zugeschliddert und ich sackte ihn ein. Geschafft! Ein ordenlicher Lachs lag im Kescher. Es war ein unmarkierter Coho, der demzufolge wieder zurueck musste. Aber erst nach einem kurzem Fotoshooting. Ich enthakte den Fisch und Moritz machte sich die Haende nass. Dann packte er sich den Lachs aus dem Kescher und hielt ihn stolz in die Kamera. Lotte schoss ein paar Fotos mit einem aergerlichen Silberlachsmaennchen und einem gluecklichen Faenger! Der Lachs bekam schon langsam einen Laichhaken. Innerhalb von 10 Sekunden war der Lachs wieder im Wasser und sausste augenblicklich davon. Na also!


    War das jetzt der Auftakt zum grossen Beissen? Nein! Wir drehten einige Runden in der Bucht ohne weitere Lachse. Zurueck in der Becher Bay holte Moritz noch zwei kleine Chinooks ans Boot und natuerlich ein paar Barsche. Dann hatten wir noch ein paar besondere Erlebnisse. Erst wurden wir am Aldridge Point auf eine kreischende Vogelschar aufmerksam. Als wir in die Naehe kamen, sah das Wasser schlierig rotbraun aus. Krill! Unglaubliche Mengen Krill waren durch die extremen Gezeiten von weit offshore in die Juan de Fuca Strasse hereingedrueckt worden und hatten sich hier in der Becher Bay angesammelt. Wohin man auch sah, waren diese roetlichen Schlieren an der Oberflaeche zu sehen. Teils sprangen diese kleinen Minishrimp zentimeterweit aus dem Wasser, so dass es aussah als ob das Wasser kochte. Wieviele Milliarden Tierchen mussten das sein! Moritz fing den Kescher voll und hielt ihn kurz hoch – so konnten wir die Tierchen mal kurz begutachten bevor sie durch das Keschernetz durchschluepften. Wahnsinn! Sowas hatte ich in 16 Jahren erst einmal zuvor gesehen. Damals hatten wir einen phaenomenale Cohofischerei darauffolgend denn die Cohos ziehen diesen Krillschwaermen hinterher. Aber nicht nur Cohos fressen Krill; soziemlich alles im und ueber dem Meer findet dieses Minishrimp super lecker.


    Und als ob der Pazifik Moritz und Lotte zeigen wollte, dass er ausser Lachs noch so viel mehr Leben zu bieten hat, kamen wir an einen kleinen Heringsball der von Moewen von oben und von etwas von unten bearbeitet wurde und einen dichten Schwarmball kurz unter der Oberflaeche formte. Moritz sackte fast den ganzen Schwarm mit dem Kescher ein, liess ihn aber im Wasser. Ich befand, dass die Heringe zu klein fuer brauchbare Koeder waren und so schauten wir uns das Gewimmel nur mal kurz an. Na wer kann schon sagen, dass er an einem Tag so um die 700 Fische gefangen hat? Moritz kann! Dann packten wir ein und fuhren zurueck. Das Minimalziel war erreicht, Moritz hatte seinen ersten Lachs, einen vielleicht 10 pfuendigen Coho gefangen. Ansonsten war die Angelei super zaehe gewesen. Dafuer hat uns das Meer mit einigen Sondererlebnissen ueberrascht, die man so auch nicht haeufig hat. Man weiss halt nie…aber das ist ja auch das Spannende am Angeln! Petri Heil, Moritz und danke fuer die schoenen Fotos, Lotte!

  • Ungewoehnlich, aber wahr; es hat schon Anfang September ausgiebig geregnet und die Flussangelsaison ist da! Aber nicht nur das, Gott sei Dank ist damit auch die schlimme Waldbrandsaison im inneren BC’s zu Ende und Mensch und Natur koennen wieder atmen! Normalerweise habe ich September seit ich hierher gekommen bin als eine trockene und noch durchaus sommerliche Zeit kennengelernt. Die meisten Jahre kamen die Herbstregenfaelle erst ab Mitte Oktober und bis dahin konnte man sich noch getrost einer sommerlichen Illusion hingeben. Nicht dieses Jahr. Am 6.9. oeffneten sich die Himmelsschleusen und es kam herunter, aber richtig! Den ganzen Freitag hindurch und auch am Sa mit kuerzeren Pausen. Was alle Sommerfans und viele Touristen natuerlich schade finden, ist aber ein Segen fuer die Natur und vorallem fuer die Lachse. Die Rotlachse, die Buckellachse und die Chinooks sammelten sich schon vor den Flussmuendungen und warteten auf eine Gelegenheit zu ihren Laichgruenden vorstossen zu koennen. Es hat Jahre gegeben, in denen die fruehen Lachse im Brackwasser zugrunde gingen bevor sie auch nur eine Chance hatten fuer Nachwuchs zu sorgen weil die Regenfaelle und damit guenstige Fluss und Bachpegelstaende erst Ende Oktober kamen; was aber zu spaet fuer einige Lachsarten war. Chinooks z.B. brauchen mindestens 30 cm Wassertiefe um aufsteigen zu koennen. Ausserdem sterben Lachse in sommerlich warmen, abgestandenen Wasser schnell ab.


    Somit haben wir dieses Jahr die seltene Konstellation, dass noch gutes Lachsangeln im Meer moeglich ist weil noch etliche Lachsstaemme und Lachsarten im Meer unterwegs sind, aber auch schon eine Lachsfischerei im Suesswasser moeglich ist. Im Anbetracht der Moutcha Bay Kajakderby Fangresultate vom 1.9-2.9., wo Angler von Kleinbooten 100 Chinooks direkt vor dem Resort an der Muendung des Conuma River gefangen hatten, hatte ich mit meinen beiden Jungs und deren Freund Alec beschlossen am letzten Wochenende dorthin zu fahren um mit dem Kanu und unserem Froschboot ein paar grosse Chinooks zu drillen. Wir waren alle super aufgeregt in der Erwartung wie wohl ein Grosslachsdrill von solchen Kleinbooten erfolgreich oder weniger erfolgreich ablaufen koennte. Das Schoene war, dass wir das 17 Fuss Kanu und das Froschboot ohne Anhaenger einfach mit dem SUV mitbringen konnten und so die 1 stuendige Schotterpistenstrecke von Gold River zu Moutcha Bay Resort kein logistisches Hindernis ergab. Kanu auf’s Dach und Froschboot hintenrein.


    Wir donnerten erst am Sa Nachmittag die 3 Stunden nach Campbell River. Dort zueckten wir gleich einmal die Ruten als wir am Campbell River selber direkt neben der Strasse anhielten. Ich packte meine Fliegenrute heraus, die drei Jungs die Spinnruten. Was muss ich sagen, Fliege war die richtige Wahl. Da der Abfluss des Campbell Rivers von einem Staudamm geregelt wurde, hatten die schweren Regenfaelle nicht zu einer grossartigen Abflusserhoehung gefuehrt. So floss der Campbell relativ flach und klar ueber die vielen Steine durch sein Bett. Da ich den Campbell River in der Vergangenheit schon zum Lachsaufsteig geschnorchelt hatte, wusste ich, wo sich die Lachse gerne aufhielten. Es waren jetzt viele Buckellachse im Fluss (Pinks) und ein paar Chinooks. Die besten Stellen waren kleinere Becken unterhalb von grossen Felsbrocken im Fluss. Dort standen die Pinks gerne in Gruppen um sich fuer den naechsten Aufstiegsabschnitt auszuruhen. Meine kleine rosa selbstgebundene Lachsfliege liess ich immer wieder durch so eine Stelle schwingen, moeglichst dicht ueber Grund und direkt an den stehenden Pinks vorbei oder mittendurch. Irgendwann schnappt dann mal einer zu, aus reinem Aerger, weniger aus Fressreflex. Aber man muss den Pinks die Fliege wirklich dicht vorsetzen, sie jagen ihr nicht hinterher wie das Cohos oder vielleicht noch Hundslachse taeten.


    Ich hatte kaum 3 oder 4 mal geworfen, rums und ich war am Fisch. Ich drillte 2 kleinere Pinks ins Flache und zeigte meinen Jungs stolz den Fang. Als ich noch zwei kurz danach hakte, aber im Drill verlor bettelte Alex mal mein Geschirr probieren zu duerfen. Er hatte anfangs noch etwas Probleme die schwere Sinktipschnur halbwegs gerade auszuwerfen, aber man musste ja gar nicht weit werfen. Etwa 10 m vor uns schoss das Wasser ueber ein paar Felsbrocken und dahinter hatte sich eine tiefere Rinne gebildet. Endlch hatte Alex die Technik gemeistert und ein Wurf landete perfekt in der Rinne. 2 Sekunden sinken lassen und dann schnell einstrippen; so hatte ich ihm gesagt. Er setzte zum zweiten Mal strippen an und ploetzlich war die Rute krumm und wippte stark. Alex jauchzte auf. Der Fisch schoss aus der Rinne durch ein paar Stroemungsrinnen stromab und Alex sprang von Stein zu Stein am Ufer hinterher. Selbst mit einer Klasse 8 Fliegenrute hatte man bei 4 Pfund Buckellachsen in der starken Stroemung ersteinmal nichts zu lachen. Das war ein knallhartes Tauziehen. Dann endlich konnte Alex den maennlichen Pink in ruhigeres Wasser ziehen und mit den Fuessen im flachen Wasser einkesseln. Ein kurzes Foto mit dem herrlich verfaerbten und verbuckelten Pinkmaennchen und dann sausste er wieder in den Fluss.
    Jetzt hatte Alex Blut geleckt und war voll konzentriert dabei. Es klappte mit dem Werfen auch schon ganz gut jetzt. Rums und schon war wieder einer dran. Der schlug sich noch frei aber 5 Minuten spaeter fing er noch ein Pinkmaennchen. Er war so stolz auf seinen Erfolg. Ich durfte auch noch mal ran und hakte einen Pink in der Rueckenflosse. Das passiert schon recht haeufig wenn man solch dicht gedraengte Lachsschulen anwirft. Ich versuche dann immer den Drill schnell zu beenden und den Haken auszureissen aber oft haengt der Schonhaken erstaunlich fest in einer Flosse oder in der ledrigen Haut. Dann hat man zu tun selbst einen kleineren Lachs, der sich quer stellen kann, gegen die Stroemung zu dirigieren. Den Jungs scheinte von aussen haken nichts auszumachen – je mehr Rabatz desto besser!


    Alec konnte nun auch nicht mehr zuschauen und erbat sich mal meine Rute. Er hatte allerdings Pech und verfing die Fliege zweimal in den Steinen und beschloss nach den Verlusten aufzugeben. Es war auch schon dunkel. Am Spinnzeug ging nicht viel. Ricardo hatte zwei fingerlange Forellen an einem kleinen Blinker erwischt. Die Lachse wollten nur Wolle heute!


    Hungrig fiel unsere Gruppe ueber ein naheliegendes Restaurant her um danach die einstuendige Fahrt nach Gold River im Dunkeln zu bewerkstelligen. Normalerweise ist die Fahrt von Campbell River nach Gold River eine Scenic Tour, fuehrte sie doch am Fusse des alpinen Strathcona Gebirge mit Gletscher vorbei, an einigen grossen Seen und herrlichen Gebirgsbaechen und Taelern entlang. Im Dunkeln, spaet abends bei einsetzendem Regen war die Piste nicht so toll, zumal ich ja immer Fahrdienst hatte. Um 22:00 Uhr waren wir in Gold River und fanden gluecklicherweise noch ein ordentliches Motel, dass noch offen war. Den Wecker auf frueh gestellt und ruck zuck eingeschlafen.

    Frueh raus und schnell das Continental Breakfast verdrueckt. Dann ab ins Auto und die 50 minuetige Fahrt nach Moutcha Bay ueber die Schotterpiste. Es goss in Stroemen und ich war mir nicht mehr ganz so sicher, ob es die ganze Muehe wirklich wert sein wuerde. Bei solchen Wolkenbruechen wuerden wir es nicht lange in den Kleinbooten aushalten. Wir kamen an den Zufluessen des Conuma Rivers vorbei oder fuhren drueber und es waren braune Sturzfluten. Oje, das sah nicht nach optimalen Flussangelbedingungen aus! Als wir in Moutcha Bay die Boote auspackten, liess der Regen nach. Na wenigstens was! Das Resort sah schon ganz schoen verlassen aus. Ein paar Boote lagen noch in der Marina und die Lodge mit ihren Gaestewohnungen war noch in Betrieb aber man merkte, dass hier bald Schluss war. Als wir vom Ufer ablegten, hoerte der Regen ganz auf. Alex und ich paddelten mit dem Kanu Richtung Flussmuendung und Ricardo und Alec fuhren im Froschboot mit dem Elektromotor nebenher. Wir entwickelten soetwa die gleiche Geschwindigkeit. Vom Hoerensagen wusste ich, dass bei Sommerwasserstand im Fluss die wanderlustigen Chinooks sich vor dem Resort und der Flussmuendung (ca. 500 m entfernt) in der Meeresbucht in grossen Gruppen versammeln und umherziehen um auf hoehere Pegelstaende im Fluss zu warten. Das kann in manchem Jahr wochenlang dauern und es koennen sich zehntausende grosse Chinooks ansammeln. Oft springen oder saussen sie dann an der Oberflaeche herum. Fressen tun sie zwar dann schon nicht mehr, aber hin und wieder ging einer aus reiner Aggression auf einen angebotenen Koeder wie Blinker, Pilker, Spinner oder Streamer. Die Prozentzahl der potentiellen Beisswilligen war zwar gering aber wenn man tausende Fische dicht beisammen hatte, dann fanden sich eben genug beisswillige darunter.


    Als wir nun zur Flussmuendung fuhren, sahen wir hier und da einen Springer oder im Flachen eine Bugwelle vereinzelter Lachse aber es gab kein Zeichen von grossen Schulen. Eine Menge Robben waren wohl auch auf der Suche nach den Lachsen. Wir waren zu spaet – die vielen Chinooks waren schon in den Fluss gezogen! Es kamen zwar immer wieder neue Schulen aber nur in kleineren und verstreuten Gruppen und so blieben alle unsere Anwurfversuche fruchtlos. Wir drifteten umher und warteten bis wir an der Oberflaeche Zeichen von Fischen sahen und warfen diese dann an. Aber wir konnten keinen Fisch zum Anbiss ueberreden. Es waren einfach nicht genuegend Fische da um eine realistische Chance auf einen der wenigen Beisswilligen zu haben. Wir beschlossen den Lachsen in den Fluss hinterherzuziehen. Es war gerade Flut und so hatten wir gute Bedingungen durch das Delta in den eigentlichen Flussstrom zu gelangen. Je weiter wir den Fluss hochkamen, desto mehr Leben war im Wasser. Und ueberall Wasservoegel und vorallem Adler die jetzt ihre fetten Wochen hatten. Es war aber auch anstrengend gegen die immer staerker werdende Stroemung anzupaddeln und Alec und Ricardo sorgten sich um den Batteriezustand – schliesslich mussten sie ja noch den Weg zurueck schaffen. So legten wir an einer guenstigen Stelle an und machten uns zu Fluss auf dem Weg flussaufwaerts. Wir nahmen unsere Fliegenruten mit.


    Wir wanderten einen Pfad vom Fluss weg durch den Wald bis wir vielleicht 2 km stromauf wieder an den Fluss kamen. Ich kannte diese Stellen hier; hier hatte Alec im Juli seine grossen Forellen gehakt. Aber der Fluss und die Stellen waren kaum wiederzuerkennen; das Baechlein war ein reissender Fluss von vielleicht 30 – 40 m Breite geworden und die Fluten waren braun. Wir wagten ein paar Wuerfe hier und da aber fanden keine richtig vielversprechende Stelle wo sich die ziehenden Lachse dichter versammelten. Wir schlugen uns einen kleinen Pfad am Ufer entlang wieder flussabwaerts und mussten paar Mal durch dickstes Gestrueppt und tiefe Wasserloecher klettern. Ploetzlich oeffnete sich der Dschungel und wir standen an einer Flusskurve. Die schnelle Stroemung traf vor unseren Fuessen auf den Prallhang – hier war nichts mit angeln. Aber auf der anderen Flussseite bildete sich am Gleithang eine ruhige Kehrstroemung. Ricardo und Alec riefen ploetzlich aufgeregt auf und zeigte dorthin. Ha, dort standen die Chinooks gestapelt. Wir sahen grosse Schulen von schwarzen Schatten unter der Oberflaeche ziehen. Immer wieder im Kreise zogen die Lachse durch diese Stelle. Das waren mehrere hundert und das waren nur die, die wir an der Oberflaeche sahen. Wieviele wuerden noch tief unten am Grund stehen? Sie ruhten sich aus um dann irgendwann die schnellen Flussstellen zu meistern. Es war hoffnungslos fuer uns diese Lachse zu erreichen. Ich versuchte verzweifelt stromauf und stromab eine Stelle zu finden wo man ohne Lebensgefahr den Fluss haette ueberqueren koennen – nichts. So blieb uns nur die Fische von fernab zu bewundern. Wir wanderten dann wieder zu unseren Booten zurueck um nun neumotiviert nach noch weiteren Lachsschulen zu suchen. Wir paddelten soweit stromauf wie gegen die Stroemung moeglich und fanden dann eine Stelle die Platz zum Anwerfen einer vielversprechenden Rinne hatte. Alex und ich waren zuerst dort und schwangen bald unsere Fliegeruten. Alex fischte einen Seitenarm hinter mir ab und ich konzentrierte mich auf die tiefe Rinne vor meinen Fuessen. Hin und wieder sprang oder buckelte ein Chinook in Wurfweite und spornte mich an. Ich musste nur aufpassen, da war ein versunkener Baumstamm ca. 10 m stromab von mir, genau in meinem Driftweg.


    Ricardo und Alec paddelten (um die Batterie zu sparen) nun auch auf meine Stelle zu und landeten gerade als ich einen Ruck an meiner Fliege spuerte. Ich zog augenblicklich an und die Rute blieb krumm. Im ersten Moment konnte ich noch kein Leben spueren und dachte ich haenge am Grund fest aber dann kamen die ersten Kopfstoesse. Fish on! Ich rief es laut aus und die Jungs hinter mir wurden lebhaft. Mein Fisch zog erstmal ruhig und gelassen Richtung Flussmitte. Alex war schon direkt hinter mir und feuerte mich lautstark an, Alec sprang nach dem Kescher der sich natuerlich in den Zweigen des Ufergebuesches verfing und Alec zur Panik brachte. Auf einmal war die Hoelle los hier! Ich liess mich nicht aus der Ruhe bringen; ich liess den Fisch immer wieder ein Stueck fahren, aber machte dann Druck. Ich konnte es mir nicht erlauben den Fisch weit wegschwimmen zu lassen. Ich hatte keine Moeglichkeit ihm etwa am Ufer zu folgen. Und ich konnte ihn auf keinen Fall stromab in den versunkenen Stamm lassen.


    Der Lachs war stark aber auch nicht unbeherrschbar, das merkte ich bald. Es konnte kein kapitaler 20 Pfund plus Chinook sein, aber es war auch kein Kleiner! Immer wenn ich ihn fast zur Oberflaeche gezogen bekam und vielleicht bald mal eine Gestalt haette sehen koennen, zog er wieder stur in die Tiefe. Dann hatte er ploetzlich die Idee stromab zu rasen. “Das darf nicht passieren!”, dachte ich nur und meine Hand hielt die Rollenspule fest. Die Rute bog sich zum Bersten aber hielt und der Lachs kam nun hoch. Jetzt sahen wir einen goldenen Schatten unter der Oberflaeche. Ein mittelmaessiger Chinook! Ich bekam ihn gedreht und er zog wieder stromauf. Langsam wurde er muede. Alec stand nun mit dem Kescher bereit vor mir. Ich gewann Schnur zurueck und machte Druck. Der Lachs kam hoch und auf uns zu. Ich wagte es, hielt die Rolle zu und lief ein paar Schritte rueckwaerts und zog den Fisch auf Alec zu. Der tauchte den Kescher ein und langte zu – verpasste aber den Fisch, der sich nun drehte und wieder wegwollte. Doch Alec schwang den Kescher herum und stellte ihn dem Fisch vor die Nase und der schwamm hinein. Geschafft! Gluecklich und stolz hob Alec den Kescher hoch.


    Da lag ein herrlich gezeichneter goldfarbener Chinook um die 10 Pfund drin. Die Jungs bewunderten und betaetschelten den Fisch, der sich nun im Kescher schwimmend ausruhte. Ich holte ihn fuer ein kurzes Foto heraus, nahm den Haken, der einwandfrei im Mundwinkel sass heraus, und liess ihn wieder schwimmen. Klasse! Es geht doch! Nun war der Bann gebrochen und die Jungs warfen nun ihre pinken Streamer immer wieder an meine Fangstelle. Fuer 4 Angler war hier kein Platz und so machte ich Pause und Snackzeit und schoss ein paar Fotos.


    Ploetzlich war Alec’s Rute krumm. Aha, Fish on! Wieder ging ein Spektakel los und Alec kommentierte jede Bewegung seines Fisches lautstark und aufgeregt. Man haette ein tolles Anglerhoerspiel daraus machen koennen. Nach einigen Aufregungen konnten wir auch diesen Chinook keschern. Selbe Erscheinung, einen Tick groesser als meiner, musste ich zugeben. Nach ausreichender Bewunderung durfte auch der wieder schwimmen. Weitere Bemuehungen blieben nun vergeblich; vielleicht auch weil es mittlerweile auf Ebbe wechselte und keine neue Lachse aufstiegen. Ich mahnte zum Aufbruch, schliesslich wollten wir vor dem Dunkelwerden nochmal am Campell River Buckellachse aergern! Ich fuhr mit Alex zuerst flussab. Wir stoppten nochmal auf der anderen Flussseite und Alex schwang nochmal seine Rute. Ich suchte noch einen geeigneten Standort als Ricardo ploetzlich “Baer!” zu mir herrief. Ich schaute mich um, konnte aber in dem Ufergestruepp nichts erkennen. “100 m weg von Euch!” hoerte ich die Jungs rufen. Sie paddelten etwa 100 m stromauf am Ufer entlang und ich sah sie ans Ufer starren und zeigen. “Jetzt nur noch 50 m, der kommt direkt auf Dich zu, Papa!”. Ok, es war Zeit einzupacken. Wenn ein Baer sich ein Ziel gesetzt hat, sollte man nicht im Wege stehen.


    Als ich Alexander ins Kanu eingepackt hatte, riefen die Jungs “Er ist direkt hinter Euch!”. Wir legten ab und fuhren ein paar Meter stromauf. “Da ist er!”, rief Alex vorne im Kanu. Jetzt sah ich auch die schwarze Wolle im Dickicht. Er lief am Ufer entlang und durchs Gestruepp und kletterte ueber gefallene Baeume. Wir verfolgten ihn leise vom Wasser aus. Er hatte uns gerochen und drehte nun um und zog wieder stromauf. Wir blieben ihm lautlos fuer vielleicht 15 Minuten auf den Fersen. Er kuemmerte sich bald nicht mehr um uns und frass an Straeuchern und schwamm durch einen Altarm. War toll einen Baeren mal so lange beobachten zu koennen. Aber dann war es hoechste Zeit zum Aufbruch. Wir liessen uns die erste stromab Stecke mehr oder weniger von der Stroemung treiben. Um eine Flusskurve herum stand ploetzlich auf einer kleinen Lichtung eine ganze Herde von Wapitihirschen am Ufer. Wir kamen wenige Meter an ihnen vorbei und der Leithirsch schaute uns nicht gerade begeistert an. Wir sahen zu, dass wir zum anderen Flussufer kamen. Die Hirsche marschierten auch weiter weg vom Ufer so dass wir bald eine sichere Distanz hatten. Wenn man so einen Hirsch von der Bootsperspektive sieht, bemerkt man erst einmal wie riesig diese Tiere sind. Alexander war sehr beeindruckt. Wir paddelten weiter durch das wilde Flussarmgewirr des Deltas bis wir wieder in die Meeresbucht kamen.


    Dort stand uns nun leider der Wind ins Gesicht. Und an den flachen Sandbaenken vor der Flussmuendung bauten sich schon kleine Wellen auf. Nichts Schlimmes aber doch genug um unsere Kleinbootkapitaene ins Schwitzen zu bringen. Obendrauf war nun die Batterie des Froschbootes erschoepft und die beiden mussten sich in die Riemen legen. Die letzten 200 m band ich das Froschboot noch hinten an das Kanu und half mit voranzukommen. Erschoepft kamen wir am Moutcha Bay Resort wieder an. Schnell war alles auf- und eingeladen und dann donnerte ich los. Wir schafften es in reichlich 1,5 h nach Campbell River; schneller geht es wirklich nicht ohne Kopf und Kragen zu riskieren. Dort hatten wir dann noch 2 h Tageslicht. Wir wollten es erst im kleineren Quinsam River, einem Nebenfluss des Campbell Rivers, probieren aber hier waren die Fluesse noch nicht so angeschwollen, im Gegenteil es war sehr flach im Quinsam und nicht sehr geeignet fuer unser Geraet. So setzten wir um und angelten an der Muendung des Quinsam in den Campbell.


    Es sah dort erst auch nicht so vielversprechend aus, aber ich machte eine gute Stelle aus wo doch wohl sicher ein paar Pinks hinter einer ueberflossenen Steinreihe standen. Und ich hatte nicht unrecht. Ricardo angelte dort als erster und holte einen Pink nach dem anderen heraus. Wann auch immer ich zu ihm hinschaute war seine #7 Fliegenrute voll durchgekruemmt. Und er strahlte von Ohr zu Ohr. Alec gesellte sich zu ihm und war nun auch bald am Fisch. Alex kam als letzter hinzu und brauchte etwas laenger um die richtige Wurfweite und Treibtaktik zu finden. Bald kamen auch die ersten Haenger und Abrisse hinzu und da ich Traeger der Utensilien war, war ich bald nur noch mit Reparaturen beschaeftigt. Machte mir aber nichts aus. Die Jungs hatten einen Heidenspass!


    Ich suchte mir nur paar Meter stromab von den Jungs eine ganz kleine Kehrstroemung hinter einem grossen Stein raus um auch mal paar Wuerfe zu probieren. Die Stelle war vielleicht 2x3m gross und konnte keinen grossen Schwarm beherbergen aber es sah fischig aus dort. Es stellte sich raus, dass die Stelle auch nicht sehr tief war, vielleicht 1 m. Mit meinem schweren Sinkkopf hing ich schnell am Grund fest wenn ich nicht sofort nach dem Auswerfen begann einzustrippen. Die Stelle war nur 5-6 m weg von meinem Standort und so brauchte ich die Fliegenschnur eigentlich nur auszuschwingen. Es tat sich aber nichts. Ricardo hatte ploetzlich etwas Groesseres gehakt was im Nu die Haupstroemung erreichte und den Fluss hinabschoss. Ricardo stolperte im flachen Wasser hinterher. Hier war vielleicht ein Chinook eingestiegen aber Ricardo mit seiner leichten #7 Rute vollkommen ueberfordert. Das konnte nicht gutgehen. Der Fisch war schon mehr als 100m weiter stromab und in einer Stromschnelle brach der Kontakt ab. Ricardo war sichtlich enttaeuscht aber konzentrierte sich bald wieder auf die zahlreichen Pinks an seiner Stelle. Es wurde nun schon duster als auf einmal 3 Schwarzbaeren am anderen Ufer aus dem Dickicht kamen. Eine Mutter mit zwei fast schon erwachsenen Jungen. Die drei trollen sich gemaechlich am anderen Ufer entlang, sicherlich in der Hoffnung eine leichte Lachsbeute zu finden.


    Ein harter Ruck an meiner Rute riss mich aus meinen Beobachtungen heraus. Aha, da war also doch ein Fisch. Ich konnte den Pink von der Haupstroemung fernhalten und drillte ihn im flacheren Wasser aus bevor ich ihn wieder auf die Reise schickte. Ich kontrollierte meine Fliege und schwang sie wieder zur Stelle. Ich schwoere sie hatte gerade das Wasser beruehrt da war schon wieder ein Fisch dran. Nanu? Erst gar nichts und nun zwei hintereinander? Noch ein Pink Weibchen im Laichkleid. Der naechste Wurf ging leer aus aber der naechste danach brachte den naechsten Biss. Und ploetzlich waren sie da. Es musste nun auf einmal in meinem kleinen Loch nur so wimmeln vor Fisch. Ich konnte im Halbdunkeln auch hier und da eine Rueckenflosse erkennen. Es musste ein neuer Schwarm aufgestiegen sein und machte jetzt an meiner Stelle Rast. Ich fing nun einen Fisch nach dem anderen, einige hakte ich auch von aussen, ein untruegliches Zeichen, dass der Fisch dick vor meinen Fuessen stand. Alex praesentierte mir nun auch noch stolz einen gefangenen Pink. Als es stockdunkel war liessen die Bisse merklich nach und wir machten Schluss. Ein toller Abschluss eines abenteuerlichen Wochenendausfluges. Wir suchten uns noch ein Restaurant zum gemeinsamen Abendbrot und liessen die vielen Eindruecke noch mal nachwirken. Dann ging es auf den Highway zur dreistuendigen Heimfahrt. Natuerlich war ich total platt nach der Tour aber es war wirklich ein tolles Erlebnis gewesen.

  • Zitat von Gerd

    Petri. So ein paar Regentage könnten wir hier auch mal brauchen. Nicht der Lachse wegen, auch nicht wegen der Waldbrände. Aber ich will endlich Pilze :(



    Iiiiiiiihhhhhhh.....


    Gerd...
    ... DU willst Pilze ??? :badgrin:

    Wir müssen eindeutig aufhören so wenig zu angeln !!!


    P.S.: Diese Info wurde auf 100% recycelten Datensätzen geschrieben und ist nach der Löschung sämtlicher Buchstaben und Zahlen erneut verwendbar.

  • Schicke Lachse, die Angelei hat mir damals richtig viel Spaß gemacht. Irgendwann waren die Finger so kaputt, dass ich kaum noch die Rolle halten konnte. Aber an Aufhören war nicht zu denken. Wenn der Urlaub im Paradies nur nicht immer so teuer wäre...

    Ich suche immer alte ABU Angelrollen, Kartons und Papiere sowie Werbematerial.
    Ich freue mich über Angebote aller Art per PN oder Mail. Danke

  • Ich wurde jetzt schon mehrmals gefragt ob und wie man an Lachse herankommt wenn im Fluss nichts geht. Da der Lachsaufstieg vorallem in regengespeisten Fliessgewaessern wie auf Vancouver Island z.B. nicht genau berechenbar ist und Touristen normalerweise nur so ein Zeitfenster von 2-3 Wochen haben, kann man die Lachse auf seiner Traumreise sogar komplett verpassen. Das passiert meistens wenn die Spaetsommer oder Herbstregen verspaetet sind. Dann sitzen die Lachse vor den Flussmuendungen im Meer fest. So wie und wo kommt man als Touriangler da am besten an die Lachse ran?


    1) Wer das Budget hat kann natuerlich mit einem Guideboot die Lachse bequehm und fast mit Fanggarantie erreichen. Vielen ist das zu teuer und fuer einige ist der Reiz auch groesser die Lachse selber und mit eigenem Geraet zu ueberlisten.


    2) An einigen wenigen Stellen gibt es Mietboote mit denen man es als Touri Lachsangeln im Meer probieren kann (Moutcha Bay Resort - Nootka, Pedder Bay Marina - Victoria, Horseshoe Bay - North Vancouver).


    3) An der Kueste von Van Island kann man Lachse auch vom Ufer aus fangen. Die Arten die dazu infrage kommen sind vornehmlich Coho (Silber) und Pink (Buckel). Seltener gelingt der Fang eines Chinooks (Koenig) vom Ufer aus. Erst einmal muss man sagen, dass die Moeglichkeit auf diese 3 Arten ueberhaupt nur zwischen Juli und Sept besteht. Cohos und Pinks sind ausserhalb dieser Zeit weit offshore im Pazifik. Chinooks sind zwar ganzjaehrig in Kuestennaehe, aber nur in dieser Zeitspanne in Wurfweite vom Ufer.


    4) Am ehesten hat man die Chance an Cohos vom Ufer aus heranzukommen. Stellen die dazu geeignet sind, sind Klippen mit tieferem Wasser und Kelppflanzenguertel davor. Frueh morgens und abends rauben an solchen Stellen garantiert ein paar Cohos. Besonders an der ganzen Westkueste Vancouver Islands ist das erfolgsversprechend. Aber auch an einigen Strecken der Sued und Ostkueste der Insel und an der Festlandkueste. Schlanke Blinker, kleine Pilker oder grosse Streamer an der Fliegenrute mit extrem schnellsinkender Schnur. Immer Ausschau nach an der Oberflaeche raubenden Fischen halten. Entweder sind das Felsenbarsche oder Cohos.


    5) Ab Ende August bis Ende Okt sind die Sand-und Kiesstraende vor Flussmuendungen hochinteressant fuer Cohos und Pinks. Bei Ebbe eher im Salzwasser um die Muendung herum, bei Flut direkt im Muendungsbereich oder direkt im Fluss. Spinner, schlanke Blinker und vorallem Streamer sind hier erfolgreich. Auch hier Augen offenhalten, die Lachse verraten sich an der Oberflaeche. Fuer diese Angelei sind Wathosen ratsam. Gute Stellen auf Van Island fuer diese Fischerei: Port Renfrew - San Juan River Muendung, Campbell River - Campbell River Muendung, Oyster River Muendung, Big Qualicum River Muendung.


    6) Die beste Chance einen Chinook vom Ufer aus zu fangen, abgesehen von Zufallsfaengen beim obengenannten Cohoangeln von Klippen, ist von menschengemachten Strukturen wie Piers und Molen. Da waeren z.B. die Mole (breakwater) in Victoria, der Pier in Sidney fuer eine halbe Chance auf Chinook; am besten geht's am Pier von Campbell River. Der ist extra in die Reiseroute aller Lachszuege hineingebaut worden um bootlosen Anglern eine faire Chance zu geben. Zwar wuerde ich da auch keine taegliche Fanggarantie geben, aber wer sich im August dort 3 Tage richtig Zeit dafuer nimmt, wird sehr wahrscheinlich mit einem Lachs belohnt. Die haben sogar Leihgeraet am Pier-Kiosk, Wenn man den Buckellachszug perfekt erwischt, kann man auch Sternstunden mit zweistelligen Ergebnissen haben. Der Trick ist seinen Pilker (60-100g) beim Stroemungsstillstand anzubieten. Ausserhalb dieses kurzen Zeitfensters reisst die Stoemung der Johnston Strait wie ein Fluss und man hat kaum eine Chance den Pilker in Grundnaehe zu kriegen. Tipp: knall-pinke Pilker versuchen!

  • Es ergab sich die seltene Gelegenheit mal ein paar Stunden unter der Woche auszubuechsen und das Boot ins Wasser zu schmeissen. Das Wetter war schoen und windstill, die Flut stand ab mitte Morgen an und die Cohos zogen vor Sooke ihren Heimatfluessen entgegen. Auch der eine oder andere Chinook wurde noch gefangen; wenn man jetzt einen erwischte, bestand die Chance auf einen besonders grossen! Es hielt mich nichts im Buero!
    Gegen 11:00 Uhr war ich in Sooke auf dem Wasser, solo. Ich hatte noch ein paar eingefrorene und eingelegte Anchovies als Koederfische, die ich verwerten wollte. Ansonsten waren Cohos eigentlich immer gut auf Metall oder Plastik zu fangen. Man musste nur die Schulen der herumziehenden Cohos finden. Chinooks ziehen oft dicht unter Land und um Strukturen herum; Cohos sind da unberechenbarer. Manchmal muss man mehrere Kilometer offshore und manchmal jagen sie direkt an der Surflinie herum.


    Ich setzte 2 Ruten an den Downriggern ein sobald ich vor dem Sooke Hafenfjord angekommen war. Es war hier nur 30 m tief und ich liess eine Rute mit einem glow-weissen Squidimitat bis in Grundnaehe herab, waehrend die andere mit Koederfisch auf Halbtiefe gehen sollte. Ich war gerade noch beim Zusammenstellen der Koederfischrute beschaeftigt, als ich ein aechzendes Geraeusch von der fischenden Rute hoerte. Ein Blick und die Rute wurde hart nach hinten gerissen, war praktisch horizontal und die Rolle liess widerwillig Schnur ab. Ich liess alles fallen und rettete meine Rute – wer weiss wie lange Halter und Rute diesem Druck noch standgehalten haetten!


    Der Fisch kam sofort an die Oberflaeche geschossen und katapultierte sich zweimal voll aus dem Wasser; das zweite Mal mit tollem Salto. Wow! Ich benutzte Release-Flasher die nach einem harten Ruck ausloesten und danach nur noch schlapp auf der Schnur glitten ohne Widerstand zu leisten. Damit konnte der Fisch ungehindert akrobatisch werden und man hatte einen direkten und unbehinderten Draht zum Fisch. Viel mehr Spass! Und dieser Coho nutzte diese Freiheit voll aus. Er tobte eine Weile an der Oberflaeche und schoss dann wieder tief. Der war ein guter, um die 10 Pfund. Es sollten auch einige in der 15 Pfund Klasse gefangen worden sein! Cohos sind zwar nicht ganz so kraftvoll wie grosse Chinooks, einfach der geringeren Gewichtsklasse wegen, aber Pfund fuer Pfund verkaufen sich die Cohos fantastisch und liefern einen atemberaubenden Drill.


    Bald hatte ich den Burschen in Bootsnaehe aber damit war der Kampf noch lange nicht vorbei. Neben dem Boot drehte er wieder auf und raste nach vorne, ueberholte mein Boot und wollte vorn quer kreuzen. Die andere Seite war noch frei weil die zweite Rute noch gar nicht drin war. Ich steckte meine Rute tief ins Wasser und zog die Schnur unter den Motoren und dem Boot auf die andere Bootsseite. Jetzt wurde es spannend: handelte es sich um einen markierten oder unmarkierten? Bis 1.10. konnte man nur markierte Cohos mitnehmen, alle anderen mussten schonend wieder freigelassen werden. Waehrend der Fisch nun neben dem Boot etwas Luft holte, versuchte ich eine Fettflosse zu erkennen. Nicht ganz einfach mit der Lichtreflektion auf dem Wasser und den Wellchen. Da war sie, Fettflosse war dran, der musste wieder los. Ich hatte meine Kamera noch gar nicht ausgepackt, also nur kurz die Zange geschnappt, das Vorfach festgehalten und einen guestigen Moment mitten im wild Herumschlagen des Fisches zu finden um den Einzel-Schonhaken auszuklinken. Schwupps, schon war er weg! Na das war ein toller Anfang gewesen!


    Ich musste mich erst einmal wieder auf Kurs bringen und das Chaos auf dem Deck lichten. Nach einigen Minuten waren dann beide Ruten im Wasser und ich steuerte wieder die Fangstelle an. Es gab an dieser Stelle zwar keinerlei Untergrundstrukture, die die Fische anlocken koennte, aber ich machte einen Stroemungssaum unweit von mir aus. Da brach sich die einsetzende Flutstroemung an einer Kehrstroemung. Zwar war es dort etwas wackeliger und es war auch eine Menge Schwimmkraut und Holz an der Oberflaeche, aber sowas roch immer nach Fisch. Ich versuchte knapp ausserhalb des Gemenge zu bleiben. Nach einer Weile wollte ich diese Strategies schon aufgeben als sich ploetzlich und ohne Vorwarnung wieder die Squidrute wild verneigte. Man konnte glauben, dass der Rutenhalter fast nachgeben muesste, so hart riss es an der Rute. Mann, die waren heute aggressiv! Die kamen wohl mit 50 km/h angeflogen und stoppten zum Anbiss nicht einmal ab!


    Wieder erlebte ich einen heissen Tanz, auch wenn dieser hier nicht ganz so springfreudig war. Dafuer schlug er bald in Bootsnaehe fast minutenlang Weisswasser; ich hatte keine Chance auch nur die volle Gestalt des Fisches zu erkennen so wild gebaerdete sich der Fisch. Wieder wollte er unter dem Boot durch aber diesmal konnte ich das nicht zulassen. Die Fernsteuerung fuer den Schleppmotor um meinen Hals war ein Segen bei so einem Solodrill. Dann stand der Coho mal ruhig neben dem Boot; aha, wieder ein wilder, so zwischen 8 und 9 Pfund. Schnell abgehakt und auf die Weiterreise geschickt. Das machte so viel Spass! Ich hatte sicher ein grossen Grinsen auf dem Gesicht!


    Komisch, dass auf Koederfisch nichts ging. Ich haette erwartet, dass das erste Wahl gewesen waere. Da ich die Squidrute tiefer gefischt hatte, liess ich den Koederfisch auch etwas tiefer herunter. Es schien, dass die Cohos heute 30 m und tiefer zogen, etwas ungewoehnlich. Und so trieb ich mich weiter in dieser Gegend herum. Da, ein Ruckeln am Koederfisch! Ich schlug an und fuehlte ein bisschen Gegenwehr; Shaker. Noch waehrend ich die Rute einzog, ruckelte auch die andere Rute los. Oh je. Ich war in einen grossen Schwarm Kleinlachse geraten. 30 cm Chinooks und noch kleinere Cohos; die sprangen jetzt einer nach dem anderen an die Haken. Die schienen ueberall zu sein. Nach dem 4. oder 5. machte ich hier Schluss; ich wollte die naechste Generation nicht verangeln. Es bestand immer die Gefahr, dass die grossen Einzelhaken durch das Auge oder durch die Kiemen gingen und dann die Ueberlebenschancen der kleinen Lachse stark reduziert wurde.


    Ich fuhr weiter raus wo ich einige andere Boote herumzirkeln sah. Um diese Jahreszeit schienen 3 Boote auf einen Quadratkilometer schon viel. Es ist sehr erholsam um diese Jahreszeit auf dem Meer zu fischen, besonders in der Woche; kaum Verkehr an den Marinas und an den Topstellen und wenn das Wetter noch so wunderschoen ist dann kann man relaxte Sternstunden beim Angeln erleben. Ich setzte die Koederfischrute noch tiefer, auf ca. 40m. Das Wasser war hier 130m tief. Ich fischte hier an einer scharfen Scharkante entlang. Da riss es auf einmal an der Koederfischrute. Sie ruckte noch wild bis ich sie aus dem Halter nahm, aber als ich anzog, war der Widerstand weg. Mist! Der Koederfisch war total zerfleddert. Schnell erneuerte ich den Koeder und liess wieder zur gleichen Tiefe ab. Nach 10 Minuten wieder das gleiche Spiel; ein wilder Biss aber nichts hing mehr dran als ich Kontakt aufnehmen wollte. Wie konnten diese Fisch nur einen Drilling und einen sauscharfen Angsthaken umgehen, aber den groessten Teil des Koederfisches erwischen? Gerissene Luder!


    Die Flutstroemung hatte mittlerweile ungemein Fahr aufgenommen und wenn man nicht gerade auf der Stelle bleiben wollte, blieb einem nichts anderes uebrig als langsam mitzudriften oder rasend schnell mit der Stroemung zu schleppen. Ich machte so ein Mittelding quer zur Stroemung und steuerte eine etwas ruhigere Kehrstroemung an. Hier war das Wasser wie Glas und ich konnte hin und wieder Koederfische aus dem Wasser springen sehen. Ich sah auch eine kleine Gruppe groesserer Fisch an der Oberflaeche finnen – das war wahrscheinlich eine Vorhut der Chums (Hundslachse), die sich gerne so verhielten. Auch sah ich zweimal einen Coho springen. Und letztlich tauchte auch noch ein Buckelwal ca. 100 m vor meinem Boot auf. Hier war Leben!


    Ich stellte beide Ruten wieder etwas flacher. Da! Die Koederfischrute loeste aus und ruckte los. Ich war gleich dabei und schlug an. Widerstand und Kopfstoesse, der hing. Waehrend ich mich auf den Drill vorbereitete, sah ich nun auch die Squidrute ausloesen und wild ruckeln. Na das konnte ja heiter werden, Doppelbiss! Ich drehte die Bremse der anderen Rolle etwas lockerer so dass der Fisch ersteinmal Schnur nehmen konnte und konzentrierte mich nun voll auf die Rute in meiner Hand. Vielleicht hatte ich ja Glueck und der Haken an der anderen Rute hielt bis ich mit dem hier fertig war!
    Ich machte ordentlich Druck aber der Fisch liess sich nicht draengen. Er zog ersteinmal stur seine Bahnen und hatte so seine Ideen. Auch dieser setzte einmal zur Flugakrobatik an und wollte dann partout auf die andere Bootsseite. Kostete mich einige Anstrengung das zu verhindern. Als ich den ersten guten Blick auf den Fisch werfen konnte, stach gleich eine schoene fette Fettflosse heraus. Aha, der musste eh wieder schwimmen. So forcierte ich den Drill denn ich sah, dass die andere Rute im Halter immer noch herumwippte. Beim Versuch den Coho am Vorfach zum Boots zu zerren und den Haken zu entfernen, bekam ich eine ordentliche Dusche und ich musste die Schnur wieder fahren lassen. Beim dritten Versuch hatte ich endlich Zugriff und hebelte den Drilling aus dem Mundwinkel. Der Drilling kam total zermuellert heraus und der Fisch schoss davon. Ich raeumte schnell die Rute weg und schnappte mir die andere. Der Fisch hing immer noch und weil ich erwartet hatte, dass er sich bis jetzt schon ausgetobt hatte, war ich ueberrascht was dieser Kerl noch so alles drauf hatte.


    Es ging noch paar Mal hin und her und ich musste noch ein paar Male Schnur geben. Selbst neben dem Boot gebaerdete sich der Fisch wie ein Verrueckter und schlug Schaum und sprang und sausste hin und her. Ich nahm die Kamera und schoss ein paar Fotos waehrend er sich austobte. In einer Ruhephase bekam ich mal einen guten Blickwinkel auf den Fisch und siehe da dieser war markiert! Ich hatte den Kescher gar nicht griffbereit und so packte ich nur das 40 Pfund Vorfach und schwuppte den Fisch ins Boot. Gelungen! Hier tobte er noch eine Weile herum und das Boot sah aus wie eine Schlachtbank. Ein feister 9 Pfuender! Nicht schlecht, dachte ich!


    Es dauerte eine Weile bis ich alles geordnet, bekoedert und wieder eingesetzt hatte. Ich drehte nun weitere Runden an dieser fischigen Stelle und wurde in den naechsten 1,5 Stunden noch mit zwei weiteren Cohos belohnt. Einer am Squid und einer am Koederfisch. Beide um die 10 Pfund und schoene Milchner mit Laichhakenansatz. Aber beide waren unmarkiert und durften weiterschwimmen.


    Ich verpasste noch ein/zwei Bisse und musste insgesamt feststellen, dass die Lachse jetzt nicht mehr so aggressiv wie noch heute vormittag bissen. Dann war auch mal eine Beisspause angesagt. Ich probierte sogar eine dritte Rute mit einem tieflaufenden Wobbler. Leider war das aber nicht so beliebt wie ich gehofft hatte. Ich hoerte ueber Funk, dass einige Cohos bei Secretary Island gefangen wurden und konnte dort in ca. 1 km Entfernung auch ein paar Boote ausmachen. So liess ich mich mit der Flut dahintreiben. Unterwegs kam ich wieder in einen Schwarm kleiner Chinooks hinein, die meinen Koederfischvorrat arg schroepften. Aber ich wollte eh bald einpacken. Vor der Insel zog ich ein paar Runden von dicht unter Land bis ueber tiefes Wasser. Ein Ruck an der Koederfischrute liess mich aufblicken, die Rute loeste aus aber blieb ruhig. Nichts, es kam kein Nachfasser. Der Koederfisch war wieder vollkommen zerstoert. Ich montierte einen meiner letzten Koederfische und setzte diese Rute wieder etwas tiefer.


    Ich war schon in meinen letzten 5 Minuten als die Koederfischrute nochmal anruckte. Diesmal stand ich gleich daneben und bekam schnell den Kontakt. Der hing! Ich genoss nochmal einen sportlichen Drill mit allem Spektakel den Cohos nun mal so bieten. Meine Jungs waeren jetzt so neidisch auf mich, dachte ich nur! Als ich den vielleicht 7 Pfuender am Boot hatte, war ich regelrecht ueberrascht noch mal einen markierten Coho zu sehen. Der durfte als Abschiedsfisch noch mit! Fantastisch! Wieder wuppte ich den Fisch nur ins Boot – es lohnt sich ja nicht den Kescher noch in der letzten Minute schleimig und nass zu machen! Damit war ich am Coho Limit. War auch Zeit einzupacken, musste ja noch filettieren! Ein klasse Tag, regelmaessig was am Haken, tolle Drills, bestes Spaetsommerwetter und 4 schoenste Filets zum mitnehmen! Schwer zu toppen!

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