Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Einfach immer wieder toll zu lesen und vor allem weltklasse Bilder. Ich bin immer wieder begeistert von Deinen (mooching??)-Ruten , die schon bis ins Handteil gehen, ohne dass ein Fisch hängt.
    Mal eine Frage zu dem lecker Filet-Bild. Es sieht so aus, als hättest Du Dich bei allen vier Filet 'verschnitten' und zwar genau an der Stelle, an der die Wirbelsäule verläuft, also die Fleischgräten sind. Offenbar schneidest Du diese komplett aus dem Filet raus. Ich mach mir immer die Mühe, und ziehe diese Gräten mit einer Pinzette, bekommst Du die Gräten alle mit dem Schnitt raus?

  • Gut gesehen, Gerd. Genau so. Weil meine bessere Haelfte ohne Graetenfreigarantie keinen Fisch essen wuerde, habe ich mir angewoehnt die Graetenzeile in jedem Filet gleich herauszuschneiden. Das dauert hoechstens eine Minute pro Filet bei den einfachen Fischen (Lachs, Forelle, Barsch, Ling, Heilbutt, Zander, Dorschartige). Bei Hecht oder Gott behuete Karpfen doktort man da schon laenger herum. Ich erfuehle erst mit den Fingern kurz den Graetenverlauf und schneide dann an den Graeten entlang bis zur Haut durch und laengs der Zeile entlang. Am hinteren Teil verliert man das Gefuehl der Graeten weil die dort schon sehr weich sind. Ich kenne den weiteren Verlauf schon aus Erfahrung und schneide so noch ein paar cm weiter. Danach ist es eh egal ob man auch die allerletzte erwischt weil sie dort nur noch hauchduenn und unmerkbar sind, selbst fuer meine pingelige Frau! Der einzige Trick des ersten Schnitt entlang der Graeten ist, dass man das Messer beim Tieferschneiden von einer vertikalen Haltung mit zunehmender Tiefe mehr horizontal rotiert um dem Graetenverlauf exakt zu folgen. Nach diesem ersten Schnitt nehme ich das Filet auf und fummele das Messer von der Schwanzseite her direkt hinter die Graetenzeile und lege nun Stueck fuer Stueck die Graetenzeile von der zweiten Seite frei. Dazu presst man nur das Messer dicht an die Graeten, und zwar diesmal von unten nach oben - also von der Haut zur Oberflaeche hochziehen - man kann die Klinge dabei schoen vom ersten Schnitt her durchschimmern sehen so das man kein Fleisch verschwendet. Wenn das Messer vorne am Kopftteil des Filets ankommt, hat man die komplette Graetenzeile freigelegt. Jetzt reisse ich diese Zeile nur noch von der Haut los und verfuettere sie an die Moewen oder Robben, fertig. Keine Fummelei mit Pinzette oder Zange um dann doch welche zu vergessen und Aerger zu kriegen!

  • War am Sonntage nochmal mit meinem Sohn und seinem Freund Alec draussen. Es sind immer noch gute Coho Schulen unterwegs wenn es auch nicht gerade red hot fuer uns war. Ricardo hatte 2 schoene Cohos von vielleicht 8-9 Pfund ans Boot gebracht und Alec hatte auch zwei besseren am Band aber beide verloren. Auch wieder einige gefraessige Kleinlachse die staendig fuer Unruhe sorgten. Best war aber eine tolle Orca Show, wir hatten alles ausgestellt und sind lautlaus herumgedriftet waehrend die Orcas um uns herum spielten, jagten. Fantastisch!

  • Wenn ich das dunkle Fleisch sehe, knurrt mir spontan der Magen. Meine Kollegen und ich erinnern uns immer gerne zurück an den Lachs aus Alaska - man war der lecker! Und das sage ich, wo ich (fast) keinen Fisch esse :roll:

    Ich suche immer alte ABU Angelrollen, Kartons und Papiere sowie Werbematerial.
    Ich freue mich über Angebote aller Art per PN oder Mail. Danke

  • Und hier macht man Urlaub wenn man an der kanadischen Westkueste lebt! Wer erraten kann wo das ist, gewinnt eine Uebernachtung und einen Bootstrip auf Lachs/Heilbutt vor Victoria auf Vancouver Island :-)


    So eine Stadtromantik hat schon auch etwas, besondern in solchen verrueckten Farben. Und wenn es dann auch mit den Fischen klappt...!? Ich scheine es noch nicht verlernt zu haben. War Spass!

  • Ich muss schon sagen, interessante Varianten genannt aber einer kennt sich wohl genau aus in "meinem Revier": rhinefisher, hat es perfekt getroffen! Die Erftmuendung in den Rhein, bei Neuss. Eine Stelle, die fuer mich viel Geschichte hat und tolle Fische abgegeben hat. Und wie man sieht, immer noch erfolgsversprechend ist, trotz extremen Niedrigstand. Was ich gar nicht fassen konnte, wieviele Kreuzfahrtschiffe mittlerweile den Rhein passieren. Waren das vor 25 Jahren noch ein paar pro Jahr, sah ich letzte Woche 3-4 pro Stunde! Unfassbar!

  • Zitat von cohosalmon

    Ich muss schon sagen, interessante Varianten genannt aber einer kennt sich wohl genau aus in "meinem Revier": rhinefisher, hat es perfekt getroffen! Die Erftmuendung in den Rhein, bei Neuss. Eine Stelle, die fuer mich viel Geschichte hat und tolle Fische abgegeben hat. Und wie man sieht, immer noch erfolgsversprechend ist, trotz extremen Niedrigstand. Was ich gar nicht fassen konnte, wieviele Kreuzfahrtschiffe mittlerweile den Rhein passieren. Waren das vor 25 Jahren noch ein paar pro Jahr, sah ich letzte Woche 3-4 pro Stunde! Unfassbar!


    Wirklich schöner Spot dort - und noch immer recht ergiebig!
    Wenn ich mal nach BC komme, was tatsächlich noch auf meiner Liste steht, komme ich sehr gerne auf dein Angebot zurück.. :D .
    Bis dahin muß ich mich halt mit deinen wirklich lesenswerten Berichten begnügen.
    Tatsächlich interessiert mich dein Boot mehr als die Angelei.. 8) - wirklich nettes Teil.. :gut:

  • Na dann mal her mit Dir, rhinefisher! Das Bett ist schon gemacht und das Boot betankt!


    So, wieder zurueck in BC musste ich doch gleich mal probieren ob die Flussangelerfolge in D auch hier weitergehen konnten. Seit es Anfang September schon mal kraeftig geregnet hatte, waren einige Lachse schon in die hiessigen Fluesse aufgestiegen. Fuer die Lachse leider, hatten die Regenfaelle dann schnell aufgehoert und die Pegelstaende sind danach wieder kraeftig gefallen. Somit kam es zu der Situation, dass die Fruehaufsteiger nun in einzelnen Pools haengengeblieben sind und die naechste Welle von aufstiegswilligen Lachsen vor den Flussmuendungen festhing. Das gilt allerdings nur fuer die Fluesse im suedlichen BC; im Norden und auch im noerdlichen Teil der Insel war es weiterhin feucht geblieben und die Fluesse liessen einen ununterbrochenen Lachsaufstieg zu.


    Meine beiden Soehne und deren Freund Alec warteten schon seit Wochen sehnsuechtig auf die Moeglichkeit die Lachse im Sooke River zu jagen. In meiner Abwesenheit hatte mein aeltester, Ricardo, eine Schar Teenagers an den Fluss gefuehrt und einige Chum und Chinooks gefangen. Der Sooke River ist ein kleinerer Fluss der etwa 500-1000 Chinooks, 40000 Chum und vielleicht 5000 Cohos aufnimmt. Die Cohos kommen erst nach anhaltenden und ergiebigen Regenfaellen und laichen zu allermeist in einem Nebenbach des Sooke Rivers. Chum (Hundslachs) ist die einzige Lachsart im Sooke River, die ohne Stuetzmassnahmen noch fast historische Zahlen erreicht. Die originalen Sooke River Chinooks (bis zu etwa 3500 pro Jahr) waren 1981 Geschichte als nur noch ein einziger zurueckkehrte. Die Berufsfischerei und Schweinereien im Flusseinzugsgebiet hatten die Bestaende erledigt. Auch die Cohobestaende waren um diese Zeit arg in Gefahr. Ein lokaler Angler und Lachsliebhaber, Jack Brooks, nahm sich des arg gebeutelten Flusses an und begann mit Errichtung einer Brut- und Aufzuchtstation. Um den Fluss wieder mit Chinooks neu zu besiedeln, wurden Chinookeier vom Nitinat River an der Westkueste benutzt. Cohoeier wurden von den noch vorhandenen Cohos im Sooke River gewonnen. Die entstandene Jack Brooks Hatchery hat dann dafuer gesorgt, dass der Sooke River wieder Heimat von wenigstens 500-1000 Chinooks pro Jahr ist. Auch die Cohobestaende haben sich seitdem wieder stabilisiert. Die Berufsfischerei in BC ist seit den spaeten 70gern arg zurueckgefahren und hat bei weitem nicht mehr so viel Auswirkung auf die Bestaende. Da Nitinat/Sooke River Chinooks aber bis nach Alaska schwimmen, kommt es allerdings dort noch zu Stammverlusten durch die Alaskaflotte. Einige Suenden im Flussgebiet sind mittlerweile auch behoben worden, allerdings hat der Besiedlungsdruck fuer weitere Risiken gesorgt. So muss man sich wohl damit abfinden, dass der Sooke River, wie die meisten der stadtnahen Gewaesser, ohne Bestandsstuetzung auf Dauer nicht mehr auskommt, wenn man Lachse im Fluss sehen will. Bis jetzt sind diese Stuetzmassnahmen zu 100% von Anglern organisiert und finanziert.


    Ich brach mit 4 Teenagern ganz frueh am Sa auf um die besten Stellen an den wenigen tiefen Pools zu bekommen. Um diese Jahreszeit tummeln sich einige Angler um den einzigen nennenswerten und beangelbaren Lachsfluss um Victoria. Der Fluss ist eine ausschliessliche Fliegenstrecke und streng Catch&Release. Hauptfangziele sind Chum und Coho mit einer Chance auf hin und wieder einen Chinook. Manche beangeln auch die Laichraeuberforellen, die den Lachsen dicht folgen. Das sind dann Kehlschnittforellen zwischen 25 und 50 cm. Es gibt auch einen winzigen Bestand von Winter-Steelheadforellen. Wahrscheinlich nicht mehr als 10 oder 12 Stueck pro Jahr und die Chance auf einen Zufallsfang sind sehr gering. Allerdings koennen die Gewichte von bis zu 20 Pfund bringen; ich habe schon ein paar solche Exemplare in den Haelterbecken der Brutstation gesehen, wenn die Betreiber das Glueck hatten ein paar zu erwischen.
    Als wir am Fluss ankamen, war es gerade hell geworden und dennoch war unsere Lieblingsstelle schon von 3 Anglern belegt. Wir begnuegten uns mit einem tiefen Pool innerhalb einer Flusskurve. Am Poolausgang waren auch schon 2 Angler aber oberhalb derer war noch Platz fuer uns 5. Wir montierten alle unsere selbstgebundenen Cohofliegen und schnell stellte sich heraus, dass blau und gruen heute besonders beliebt waren. Dabei muss man sagen, dass die Lachse im Fluss nicht mehr fressen und man einen Biss aus Aggression heraus provozieren muss. Die im Pool ausharrenden Lachse ziehen rastlos umher, die Maennchen positionieren sich um die Weibchen und tragen allerlei Machtkaempfe aus. Das muss man ausnutzen und mit bunten Fliegen vor allem die Maennchen immer wieder nerven bis einer zubeisst. Daher faengt man meist Maennchen. Da man immer wieder in die dichten Schulen wirft, kommt es auch haeufig vor, dass man einen Lachs fehlhakt. Das ist dann immer eine Plackerei denn so einen 20-30 Pfund Lachs an der Ruecken oder Schwanzflosse ans Ufer zu zerren, ist Schwerstarbeit. Die Jungs schien das nicht zu stoeren aber ich versuche dann oft die Fliege schnell auszureissen um mir das Tauziehen zu ersparen. Mit den Schonhaken geht das oefters auch ganz gut.


    An diesem Tag waren die Lachse erst recht beissfaul. Die ersten paar Fische, die wir hakten waren alle fehlgehakt. Die Jungs jubelten trotzdem und hatten ihren Spass. Da der Fluss sehr niedrig war, musste man auch nicht weit werfen. So kam auch der blutige Fliegenfischanfaenger Jackson an einige Fische heran. Alec und Alexander machten wieder Wettkampfangeln und lagen Kopf an Kopf. Ich, als der Schiedsrichter, hatte allerdings festgelegt, dass der Gewinner heute nicht derjenige mit den meisten gelandeten Fischen war sondern der mit den meisten Fischarten war. Das war mal ein neuer Anreiz verschiedene Taktiken zu versuchen.


    Nach einer Weile, die Sonne stand nun schon voll im Tal, legten die Lachse richtig los. Ich hatte jetzt alle paar Minuten etwas dran, verlor aber viele gleich nach paar Sekunden. Ich aenderte meine Strategie leicht; nach dem Auswurf Richtung anderes Ufer wo der Prallhang war, liess ich meine Fliege absinken, wenn ich vermutete, dass sie am Grund angekommen war, hob ich meine Rute und liess die Fliege wieder hochkommen, dann wieder absinken. In der Absinkphase beobachtete ich die Schwimmschnur hinter der Sinkspitze genau. Da! Die Schnur zog ein Stueck seitlich ab, anrucken, der haengt! Die Lachse nahmen die Fliege am liebsten in der freien Sinkphase, nicht beim Einstrippen. Der Lachs schoss sofort an die Oberflaeche und raste unaufhaltsam stromab. Die Jungs unterhalb mussten mich durchlassen. Jetzt sprang er 2-3 mal, ein fetter maennlicher Chum mit den typischen violetten Tigerstreifen und furchterregenden Reisszaehnen. Es war schwer so einen Brocken an einer Klasse 9 Fliegenrute unter Kontrolle zu kriegen. Jedoch war die Kampfarene auf den Pool begrenzt und so musste man dem Fisch nicht kilometerweit hinterherwatzen. Ein paar Mal bekam ich kraeftig was auf die Finger von der rasenden Rollenkurbel. Hier muss man eine gute Rollenbremse haben damit man bei einem Run vollkommen die Haende von der Rolle nehmen kann und die Rollenbremse die Bremsarbeit machen lassen kann. Bei billigen Rollen muss man mit der Hand nachbremsen, das tut dann oefters weh!


    Mein Chum kam dann bald in Ufernaehe und ich sah, dass er die Fliege sauber im Mundwinkel hatte. Hat man die Lachse sauber gehakt, gelingt die Landung in einem ruhigen Pool innerhalb von 5-10 Minuten. Hat man einen Brocken fehlgehakt, kann das eine halbe Stunde dauern. Ich schoss noch ein paar Fotos von meinem Fang und liess ihn dann gleich wieder frei. Ein toller Spass! Es ging nun Schlag auf Schlag. Zu einem Zeitpunkt hatten 4 von uns gleichzeitig einen Lachs dran. Ich glaube 3 davon wurden gelandet. Alec brachte auch als erster einen Chinook heran. Das liess Alexander allerdings nicht auf sich sitzen und schlug auch bei einem Chinook zu der ihn tatsaechlich bis 200m unterhalb des Pools abschleppte. Die allermeisten gefangen Lachse waren aber Chum; einige richtige Brocken um die 25 Pfund herum. Ricardo erwischte wohl den groessten! Ricardo hatte auch entweder eine Forelle oder einen Jack-Chinook dran, der allerdings ausstieg bevor ich es gut erkennen konnte. Cohos waren leider noch keine im Fluss. Da muessen wir auf einen guten Regenguss warten.


    Mittag machten wir Schluss, wir hatten alle schmerzende Arme. Unser Fliegensortiment hatte sich arg gelichtet und Alexander hatte seine Klasse 8 Rute zerbrochen. Lachsangeln an der Fliegenausruestung ist harte Arbeit und Stress fuer’s Geraet aber ein toller Spass und immer wieder ein schoenes Flusserlebnis. Leider kamen uns heute keine Schwarzbaeren besuchen aber eine Otterfamilie von 6 Stueck machten ordentlich Laerm und Betrieb um uns herum.

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