Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Gerd; das haengt davon ab was Du vorhast:
    1) Lachstrolling oder Pilken im Meer auf Chinook: Juli/August am besten (Grosslachs) sonst ganzes Jahr auf kleinere Fresslachse (Winter Chinooks)
    1a) Trolling und Pilken auf Buckellachs: Ende Juli/Aug jedes ungerade Jahr
    2) Trolling/Spinnfischen/Fliegenfischen auf Cohos im Meer: Sept/Okt
    3) Spinnfischen auf Chinooks im Fluss auf Vancouver Island (wenig Moeglichkeiten): Sept/Okt
    4) Spinn/Flugangeln auf Coho/Chum im Fluss: Okt/Nov
    5) Steelheadfischen im Fluss: Jan-April
    6) Forellen in Fluss oder Seen: April-Juni und Okt-Dez
    7) Schwarzbarsch in Seen: April-Okt
    8.) Heilbutt vor Victoria: Feb-Juni, Sept/Okt
    9) Heilbutt/Lingcod/Felsenbarsch an West- und Nordinsel: Juni-Sept


    Das ist so ungefaehr der Angelkalender hier auf Vancouver Island. Die Flusslachsangelei haengt stark vom Timing der Herbstregen ab. Da koennen Touris schon mal Pech haben und die Fluesse sind im Okt noch trocken und die Lachse koennen nicht rein.


    Auf dem Festland im noerdlichen BC sind die Fluesse gletschergespeist und Lachse steigen den ganzen Sommer ueber auf, zB im Skeena Gebiet. Leider sind die Bestaende dort im Moment so schlecht, dass die Angelei teilweise komplett verboten ist. Kann ich momentan nicht empfehlen. Eher noch der Kitimat River.

  • Oh Mann, da muss man ja mindestens 3 Monate bleiben :lol:
    Das nenn ich mal ausführlich beschrieben, danke :clap: Man könnte ja glatt meinen, dass Du damit Deinen Lebensunterhalt verdienst
    Ich wusste gar nicht, dass ihr so hoch im Norden auch Schwarzbarsch habt, jetzt wird es wirklich interessant. :x

  • Endlich war er wieder hier; unser jaehrlicher Maenner-Angeltrip zu entlegenen Gegenden auf unserer Insel. Nachdem wir letztes Jahr an der Insels Westkueste den Fischerort Bamfield unsicher gemacht hatten, wollte die Mehrheit dieses Jahr wieder nach Port Hardy am Nordende der Insel. Nach 3 vorherigen Trips nach Hardy in den vergangenen Jahren, kannten wir die Gegend mittlerweile recht gut. Die endlose Inselwelt vor Port Hardy zum Festland hin, die wilde offene Nordkueste von Vancouver Island und das etwa 20 km entfernte Festland boten allerdings so viel Abwechslung an, dass keiner etwa Angst vor Langeweile gehabt haette. Hier konnte man ein Leben lang fischen ohne die gleiche Stelle zweimal zu beangeln.


    Wir waren dieses Jahr eine kleinere Runde da einige unserer Angelfreunde familiaere oder berufliche Verbindlichkeiten hatten. Dave hatte uns eine fabelhafte Unterkunft gebucht; fast schon zu luxurioes. Allerdings hatten wir diesmal keinen Bootsdock direkt vor der Unterkunft sondern mussten 5 Minuten fahren. Die Marina war klein aber gut gepflegt und ausgestattet. Mein “kleiner” Sohn Alexander kam dieses Jahr zum ersten Mal mit auf diese Maennertour, nachdem mein “Grosser”, Ricardo, schon etliche Male dabei war. Dave, Alex und ich fuhren schon am Donnerstag nach der Arbeit los und legten wie schon oft zuvor einen Uebernachtungsstop in Campbell River ein, was etwa die Haelfte der 6,5 stuendigen Strecke war. Dort blieben wir bei Daves Freund Stewart und bummelten nach dem Abendbrot zum anglerisch immer interessanten Discovery Pier. Dort waren bei Sonnenuntergang noch einige Angler aktiv um etwa einen Chinook oder ein paar Pinks vom Pier zu erwischen. Ich haette gerne mal wieder dem aeussert schwierigen Landungsmanoever eines Lachses zugeschaut. Es ist schon nicht leicht einen der vorbeiziehenden Lachse im vielleicht 10 m tiefen, schnell stroemenden Wasser zum Anbiss zu verleiten. Dann noch den Lachs vom Pier mit Schonhaken am Koeder zwischen einigen anderen Anglern auszudrillen. Dann den Lachs zwischen die Pierpfaehlung zu zerren und dann in der Stroemung einen Seilkescher etwa 5 m runterzulassen und den Fisch irgendwie daraufzubugsieren. Wahnsinn, dass jedes Jahr ueber 30 Pfund schwere Lachse so gefangen werden! Leider war an diesem Abend die Beisszeit wohl vorbei.


    Wir fuhren auch noch am Tyeepool vorbei; die Arena eines der aeltesten nordamerikanischen Angelclubs, des Tyee Clubs. Vor ueber 100 Jahren in Campbell River gegruendet, dessen Mitglieder sich ruehmend an einer begrenzten Stelle vor der Muendung des Campbell Rivers in die Johnston Strait einen 30+ Pfund Chinook (genannt Tyee) von einem Ruderboot mit 12 Pfund Schnur und nur einem Blinker oder Wobbler mit Einzel-Schonhaken gefangen zu haben. Ein Kultunternehmen, dass eine ganze Guideflotte geschaffen hat. Einige Beruehmtheiten aus Kunst, Sport und Politik konnten sich schon in die elite Mitgliedschaft einreihen. Waehrend vor 60-70 Jahren noch bis zu 200 neue Mitglieder pro Jahr aufgenommen wurden, sind es in den letzten Jahren noch hoechstens eine Handvoll pro Jahr gewesen. Viele probieren es etliche Male und fangen nicht mal einen Lachs ueberhaupt, geschweige denn einen Tyee. Trotzdem ist es noch ein beliebtes Unterfangen und an diesem Donnerstag Abend waren bestimmt 50-60 Ruderboote unterwegs, so dicht, dass man haette von Boot zu Boot springen koennen. Vielleicht koennen die lokalen Freiwilligen ja irgendwann mal wieder den beruehmten Campbell River Grosslachsstamm auf Vordermann bringen so dass 60 Pfuender nicht nur noch in schwarz-weissen historischen Fotos und Schautafeln des Tyee Clubs zu finden sind.
    Am Freitag donnerten wir dann die Reststrecke nach Hardy hoch. Bei feinem Sommerwetter kamen wir am fruehen Nachmittag an, nahmen die Unterkunft in Beschlag und liessen mein Boot ins Wasser. Bis die 4 anderen Jungs kamen, wollten wir schon mal Testfischen. Einige gute Lachsstellen lagen nur Minuten vor unserer Marina. Wer meine frueheren Berichte von Port Hardy gelesen hat, weiss, dass wir in Hardy nie so richtig gut Lachs gefangen hatten. Ok, das gilt fuer Chinook; bei Cohos und Pink hatten wir oefters zugeschlagen, aber die grossen Chinooks hier oben hatten wir nie richtig entraetseln koennen. Dafuer war uns die Grundfischangelei immer treu gewesen und hatte uns Sternstunden bei Heilbutt und Lingcod besorgt. Damit rechneten wir wieder.


    Dave, Alex und ich waren die Crew fuer mein Boot fuer die kommenden Tage. Alle erfahren am Lachs- und Grundfischgeraet. Da sollte doch was gehen. Wir fuhren zum Duval Point am Ausgang der Hardy Bay. So dicht vor dem Ort war dort immer etwas Bootsbetrieb und auch an diesem Nachmittag schleppten dort schon 10 Boote. Wir reihten uns ein und fuhren eine altbekannte Strecke, die uns in der Vergangenheit schon viele Cohos und Pinks und den einen oder anderen halbstarken Chinook gebracht hatte. Beide Ruten bekamen einen Koederfisch verpasst. Alex ging auf 26 m runter, Dave auf 18 m. Fuenf Minuten spaeter machte ich gerade einen Schlenker um ein bisschen Treibgut als Alex’ Rute leicht wippte. Hm, wird was Kleines sein, dachten wir und Alex schlich dementsprechen auch unmotiviert hin, nahm die Rute auf und ruckte an. Nanu? Die Rute blieb tief gekruemmt beim Anschlag stehen. “Noch im Clip?” riefen Dave und ich gleichzeitig. Alex ruckte nochmal feste an und auf einmal ging die Post ab!


    Der Fisch hatte wohl jetzt erst gemerkt, was Sache ist und riss nun aus. Die Rute wurde Alex fast aus der Hand gezogen denn die Bremse war noch sehr fest. Waehrend die Rolle stoehnend lossang, fummelte er an der Bremse herum – vorsichtig, um die schnell rotierenden Griffe nicht auf die Finger geschlagen zu bekommen. Der Fisch nahm gleichmal 50-60 m Schnur. Das war ein richtiger Fisch! Nach 5 Minuten! Was fuer ein Start in den Urlaub! Dave raeumte das Deck und ich manoevrierte das Boot ins offene Wasser weg von Booten und Uferkante. Gluecklicherweise spielte der Fisch mit und kam hinterher. Alex parierte alle Finten des Fisches klasse und nach 10 Minuten hatte er ihn in Bootsnaehe. Dave war mit dem Kescher bereit. Noch ein paar wilde Kapriolen um das Boot herum liessen Alex’ Puls nochmal schneller schlagen, aber dann sackte Dave den Fisch ein. Fantastisch! 18 Pfund nach 5 Minuten. Neuer Hardy Rekordstart! Alex war stolz auf seinen Fang.


    Wir drehten nun wieder Runden um die Fangstelle. Dave’s Rute zeigte einen Biss an und er schlug hart an. Fisch On, aber kein Grosser, das war schnell klar. Neben dem Boot fing Dave’s Fisch dann an zu toben – es dauerte eine Weile bis wir ueberhaupt identifizieren konnten, was Dave hier am Haken hatte. Ein fetter Pink – Buckellachs. Der durfte wieder schwimmen. Dave meinte, am Ende der Tour wuerde er vielleicht 2-3 davon mitnehmen, aber nicht am ersten Abend. Alex fing auch noch einen Pink, ich hatte noch einen untermassigen Chinook und dann war es Zeit heimzufahren um die anderen zu begruessen. Die wuerden ja staunen, dass wir schon Erfolg gehabt hatten. Wir schleppten schon in die Hardy Bay Richtung Marina und Dave holte schon seine Rute ein als ich einen Ruck an der anderen Rute sah. Da! Noch ein vorsichtiger Anfasser. Ich schnappte die Rute, nahm Fuehlung auf und als ich noch einen Ruck spuerte, setzte ich mal auf Verdacht einen Anschlag. Oha, sofort war die Rute krumm und ein paar gewichtige Kopfstoesse waren spuerbar. Das war kein Kleiner! Aber er wollte nicht abziehen. Langsam aber sicher brachte ich den Fisch zum Boot; wir waren alle gespannt was da wohl zum Vorschein kam; ich konnte immer wieder heftige Kopfstoesse spueren aber der Fisch wollte keine Flucht machen. Sehr komisch und gefaehrlich; so einen gruenen Fisch voller Energie an kurzer Schnur neben dem Boot herumtoben war nicht ideal. Da tauchte das erste Mal eine Schwanzflosse auf – und die war gross! “Mein Gott, Lachs! Los, renne Dich muede!” rief ich ihm zu. 5 m hinter dem Boot konnten wir ihn das erste Mal voll sehen; der war ueber 20 Pfund, auf jeden Fall. Jetzt kam er mit dem Kopf aus dem Wasser und schuettelte den Rachen hin un her – das ist normalerweise das Ende eines jeden Schonhakens der knapp hing. Ich hatte Glueck, der Drilling sass wohl gut!


    Nun tobte der Lachs hinter dem Boot immer wieder kopfschuettelnd, dann gerade nach unten rasend, dann kam er wieder hoch. Immer noch keine Anstalten eine typische Chinookflucht hinzulegen. Jetzt waelzte sich der Fisch wie wild – ich hatte Muehe Spannung zu halten. Dann sprang er sogar 2 Mal halbherzig; was fuer ein seltsamer Lachsdrill. Ich wollte dieses gefaehrliche Spiel so schnell wie moeglich beenden. Ich zog so hart wie ich konnte aber kurz vor dem Boot drehte er wieder ab und raste kurz auf die andere Bootsseite. Ich schob die Schnur schnell an den Motoren vorbei zur anderen Seite und machte wieder Druck. Alex stand mit dem Kescher bereit. Ich zog hart an und sah wie der Fisch Kopf zuerst auf Alexander zukam. Der langte mit dem Kescher zu und in dem Moment setzte der Lachs zu Sprung an. Ich konnte es nicht gut erkennen denn Alex stand vor mir und verdeckte mir die Sicht aber ich sah wie er mit dem Kescher arbeitete. Als ich ueber seine Schultern lugte, sah ich den Fisch halb im Kescher und im Versuch sich wieder herauszuwinden. Alex packte den Kescher dicht am Ring und wuchtete das Netz hoch so dass der Fisch endlich tief in das Netz hereinfiel. Gewonnen! Geschafft! Ich half Alex beim Hereinholen des vollen Keschers. Ein toller Fisch! Und was fuer ein gerissenes Biest das gewesen war! Wir klatschten uns alle ab. 22 Pfund! Was fuer ein Tourbeginn!


    Unsere Freunde warteten an der Marina auf uns und bestaunten unsere fruehen Faenge. Sollte es mit den Chinooks diesmal einfach werden? Wir waren gespannt auf die kommenden Tage. Ich hatte im Prinzip schon allen Lachs den ich fuer die Familie mit nach Hause nehmen wollte. Wenn das so weitergehen sollte, wuerde ich viele Lachse wieder freilassen!

  • Das Wetter sollte absolut spitze sein heute – ueberhaupt kein Wind und Sonne pur. Eigentlich gar nicht typisch fuer die Nordinsel. Es war kurz vor Vollmond und wir hatten es mit grossen Gezeitenhueben zu tun diese Tage. Das resultierte in starke Stroemungen zwischen den Inseln und machte Grundfischangeln ueber Riffen oder auch Heilbuttangeln vom verankerten Boot sehr schwierig. Wir wollten heute die noch nicht ganz so starken Stroemungen vom spaeten Morgen bis Nachmittag zum Grundfischangeln ausnutzen. Am 3 und 4. Tag wuerde es immer schwieriger werden. Alle waren heiss auf grosse Lings und Butte!


    Den fruehen Morgen versuchten wir natuerlich am Duval Point unser Lachsglueck von gestern zu wiederholen. Unsere kleine Flotte von 3 Booten kam ungefaehr gleichzeitig an der Stelle an und wir liessen unsere Schleppruten an den Downriggern in die Tiefen. Es wurde ein kurzweiliger Morgen denn die Pinks waren hungrig und auch der einen oder andere kleinere Coho und Chinook war unterwegs. Pinks waren nicht so gefragt fuer die Fischkiste (eigentlich Bloedsinn, ein toller Fisch fuer die Kueche wenn man ihn sofort nach dem Fang kuehlt) und die anderen waren zu klein oder nicht markiert im Falle der paar Cohos. Es schienen keine Grossen vor Ort zu sein heute. Wir verstreuten uns schliesslich in alle Himmelsrichtungen. Carl und Ross in der Therapy zog es zum Castle Point, Jerrod und sein Sohn Demario auf der MyTyee zogen weitere Schleifen bei Duval und wir drei fuhren in den Gordon Channel. Jerrod kam bald zu uns und wir zogen unsere Koeder tief und flach durch eine sehr fischige Strecke; viel Futterfisch auf dem Echo, sogar ein Buckelwal labte sich an der Vielfalt und tauchte einmal 10 m vor unserem Boot auf – etwas zu dicht fuer unsern Geschmack! Leider war auch hier kein vorzeigbarer Lachs zu holen.


    Schliesslich gesellten wir uns alle zu Carl und Ross am Castle Point. Auch hier ging es nur schleppend. Dave wollte eine Runde im Flachen kurz vor den Klippen und dem Kelpguertel machen. Wir holten unsere Koeder in 10 und 14 m Tiefe hoch und Dave fuhr uns nur Meter am Krautrand entlang. Da! Dave’s Rute schnappte zurueck – Fish on! Der schien besser wenn auch kein Riese. Jetzt ruckte auch meine Rute los – Doppelbiss! Auch mein Fisch machte Betrieb wenn er auch keine richtige Flucht hinlegte. Alexander, der als richtiger Teenager bis jetzt in der Koje geschnarcht hatte, kam nun bei all der Aufregung heraus. Er half die Downrigger einzuholen und machte den Kescher bereit. Dave’s Fisch entpuppte sich als ein schicker Coho um die 7 Pfund herum – allerdings unmarkiert. Wurde also gleich wieder am Boot enthakt. Als ich endlich meinen widerspenstigen Gegner am Boot hatte, konnten wir einen halbstarken Chinook erkennen – etwa 8 Pfund. Dave ueberlegte eine Sekunde ob er ihn haben wollte – ich hatte schon verneint – aber dann beschlossen wir den auch wieder freizulassen.


    Na gut, da schienen Fische im Kraut zu stehen. Wir drehten noch zweimal die gleiche Runde und jedes Mal konnten wir noch einen Lachs zum Biss ueberreden. Dave fing noch einen unmarkierten Coho, etwas kleiner als der vorherige, und Alexander hatte noch einen kleinen Chinook. Carl und Ross, die weiter draussen schleppten, konnten auch Bisse vermelden. Es ging auf den Gezeitenumschwung hin und die Fische fingen an zu beissen. Einmal fuhren wir dicht an Jerrod vorbei und sahen ihn aufspringen, einen wilden Anschlag setzen und hoerten kurz darauf laut fluchen. Ueber Funk erzaehlte er uns dann frustriert, dass er zwei heftige Bisse hatte und jedesmal war der Fisch weg wenn er anzog. Er hatte dann aber doch noch Glueck als er einen schoenen 8-9 pfuendigen markierten Coho erwischte.


    Wir mussten uns nun entscheiden; entweder die Beisszeit hier ausnutzen und vielleicht doch noch eine Schule grosser Lachse finden oder jetzt zu unseren Grundfischstellen fahren und die guten Stroemungsverhaeltnisse an den Riffen und Rinnen ausnutzen. Wir waehlten zweiteres. Wir fuhren erst zu unserem Heilbuttloch wo wir vor 3 Jahren einige grosse Butte herausgezogen hatten. Unter anderem meinen Rekordbutt von geschaetzten 150 Pfund; war zu gross, musste wieder freigelassen werden. Ich weiss noch ganz genau das Gefuehl damals als sich bei einer vermeintlichen Haenge ploetzlich Vancouver Island zu bewegen anfing und ein wilder Tanz losging! Darauf hofften wir alle.


    Es herrschte kaum eine Drift, kein Wind und wenig Stroemung. Das war gut um die kleine Stelle von vielleicht einem halben Hektar mit 3 Booten zu beackern. Aber das schien den Butten wohl nicht zu gefallen. Wir drifteten faul hierhin und dahin, jedes Boot 2 Ruten mit leckeren Heringen, Lachsfetzen oder Oktopusstuecken bestueckt – es musste da unten duften wie am All-You-Can-Eat Buffet. Kein Anfasser, bei keinem. Alexander ging sogar auf den Bug und pilkte von da. Da rief er ploetzlich vor Erschrecken auf! Ich sah ihn mit seiner kraeftigen Spinnrute fast ins Wasser gehen – die Rute im Halbkreis gespannt. Noch bevor wir irgend etwas machen konnten war ploetzlich der Widerstand weg. “War das ein Fisch oder ein Haenger?”, fragten wir aufgeregt. Alex meinte es haette sich kurz bewegt und er waere beim Ablassen noch gar nicht am Grunde gewesen. Aber Alex hatte vorher schon Probleme gehabt Grundkontakt richtig zu erkennen, also so richtig traute ich seiner Geschichte nicht. Aber wenn das ein Fisch gewesen war, dann ein ordentlicher der Zielfischgattung. In jedem Fall spornte uns dieser Zwischenfall wieder an und wir machten hoffnungsvoll noch eine Stunde weiter.


    Ohne jeglichen Fischkontakt, beschlossen wir endlich dieses Unterfangen abzubrechen. Vielleicht waren die Lings am Alex Rock in besserer Beisslaune. Wir hatten ja Alex dabei – da musste doch was am Alex Rock gehen! Das war die Stelle wo wir in den vergangenen Jahren wahre Monsterlings herausgeholt hatten – Jerrod vor Jahren sein ueber 50 Pfund Ling der 3 ausgewachsene Buckellachse im Magen hatte und sich noch den 3 pfuendigen Felsenbarsch an Jerrod’s Rute einverleiben wollte. Was fuer ein Monster das gewesen war (siehe Fotos in damaligen Bericht). Wir waren das erste Boot an der Stelle und setzten zur ersten Drift an. Bei starker Stroemung war dieses Riff ein Koedergrab da die Felsen hoch und runtergingen und bei jedem Bodenkontakt laenger als 1 Sekunde der Pilker festhing und kaum wieder herauskaum. Heute hielt sich die Stroemung in Grenzen aber ich warnte Alex, der hier das erste Mal fischte, trotzdem. Dave und Alex liessen ihre Pilker runter. Ich wartete noch etwas – wollte erst sehen wie die Koeder trieben. Gleichzeitig riefen Dave und Alex “Fish on” – schien aber nichts groesseres zu sein. Dave hatte einen mittleren Felsenbarsch zuerst oben – ich sah ihn in ca. 3 m Tiefe – und dann sah ich einen grossen dunklen Schatten folgen! “Dave, lass den Barsch haengen – ein Ling kommt hinterher!”, rief ich aufgeregt Dave zu. Der stoppte mit dem Einholen und wir sahen vielleicht 2 m tief wie ein ordentlicher Ling um den Barsch herumschwamm. Aber er biss nicht zu sondern versuchte an den glitzernden Pilker ranzukommen dessen Haken aber leider komplett vom Barsch inhaliert waren. So liess ich augenblicklich meinen Pilker da runter und der Ling sprang sofort an und ich spuerte einen heftigen Ruck in meiner Rute.


    Im selben Moment rief Alex am Bug auf und gestikulierte wild mit seiner krummen Rute. Ich schaute nach vorne und da hatte er seinen Felsenbarsch hochgeholt und ein schoener Ling hatte sich den nun geschnappt und wollte nicht mehr loslassen. Das Gespann lag direkt an der Oberflaeche. Lange wuerde es nicht dauern bis der Ling losliess und sich davonmachte. Mein Fisch nahm noch Schnur und ich hoffte er hing gut so klemmte ich mir meine Rute fest zwischen die Beine, reichte nach dem Gaff und schlug die Stahlspitze Alex’ Ling in den Schaedel und zerrte das erschrockene Biest ins Boot und warf ihn zwischen meine und Dave’s Fuesse. Jetzt erst merkte der Fisch den Schwindel und drehte durch und schlug wie ein Berserker um sich und schnappte nach allem mit seinem Gebiss. Dave sprang vor Angst fast ueber Bord und auch ich tanzte herum mit meiner krummen Rute wieder in der Hand. Leider verlor ich in diesem Moment den Kontakt zu meinem Fisch, der wahrscheinlich in der selben Groessenordnung wie Alex’ gewesen war. Ich erledigte nun den wilden Ling im Boot und verstaute ihn unter Deck. Wir grinsten uns nun alle belustigt an – der Alex kann eben am Alex Rock!


    Carl kam gerade an und sah das Ende der Geschichte und rief nur rueber “Diese Stelle ist ja wie ein Fischladen, ankommen, einsacken.” Unsere Drift war nun schon vorrueber und wir fuhren wieder zum Anfang. Ein Ling war ja mindestens noch da, aber der war eben auch schon verangelt. Was war noch da unten? Dave und Alex fingen Fisch auf Fisch – alles Felsenbarsche. Am unteren Ende des Riffs wurden die Barsche immer groesser. Viele waren weit ueber 5 Pfund und um die 60 cm und mehr lang. Aber bis auf ein nur gerade massiges Exemplar sollte es mit Ling nicht mehr weiter klappen. Ross, auf Carl’s Boot erwischte noch einen um die 12 Pfund aber das war’s. Von den etlichen Felsenbarschen behielt Dave nur 3 grosse von der Black Rockfish Sorte. Sehr leckere Art. Aber auch sonst fingen wir China Rockfish (wir nennen den BVB Barsch weil Schwarz-gelb), Quillback mit den furchterregenden Stachelflossen und auch Kupferbarsche.


    Da die Felsenbarsche oft am Barotrauma, wie Dorschartige, leiden wenn man sie schnell aus der Tiefe hochholt, war ich meist dafuer zustaendig, die betroffenen Barsche wieder auf die Tiefe herunterzulassen. Das ist hier in BC nun Pflicht nachdem wohl Studien ergeben hatten, dass die Barsche so trotz aufgeblaehtem Magen eine gute Ueberlebenschance haetten. Jedenfalls besser als an der Oberflaeche festzustecken und dort leichte Beute der Adler oder Robben zu werden. Ich hatte mir ein Drahtgeschirr gebastelt mit einem Kiloblei dran, das ich mit einer Buttrute benutzte die Fische wieder auf Tiefe zu bringen – waehrend Alex und Dave die Fische hochholten, war ich der Umkehrangler!


    Als die Stroemung zulegte und wir genug Koeder den Felsen geopfert hatten, machten wir Schluss hier. Es war aber ein so lauer Tag, so ruhig, sonnig und wir waren noch fischhungrig, dass wir alle beschlossen im Convoi zwischen die letzten Schaereninseln zu fahren, vor die offene Kueste. Heute konnte man das unbedenklich wagen. Die Fahrt war schoen, durch die endlose Inselwelt bei Ententeich-Bedingungen. Nicht einmal Duenung herrschte vor der Kueste. Hier hatten wir eine gute Stelle an der wir alles von Butt, Ling und Red Snapper schon zuvor gefangen hatten. Ein etwa 100 m tiefes Plateau was hauptsaechlich sandig, kiesig mit ein paar verstreuten Felsbrocken bestueckt war. Man haette ankern koennen aber es liess sich hier auch prima driften. Wir angelten wieder mit zwei Grundruten und Alex pilkte hin und wieder. Er fing ein paar kleine Felsenbarsche am Pilker um sich die Zeit zuvertreiben.


    Wir drifteten alle recht dicht nebeneinander und konnten uns gegenseitig zurufen. Ploetzlich war auf der MyTyee Aufregung. Jerrod brachte irgendwas Schweres hoch. Es schien nicht gross zu kaempfen und wir dachten alle gleich Red Snapper. Diese knall-orangen Rotbarsch-Verwandten wurden bis zu einem Meter gross und 150 Jahre alt. Beliebt fuer ihr weissen, festes Fleisch, waren die Bestaende in den letzten Jahren stark zurueckgegangen so dass nun die Entnahme verboten ist in BC. Weil man sie oft in groesseren Tiefen antrifft, leiden gefangene Exemplare meist an Barotrauma Symptomen. Demzufolge waren wir gar nicht scharf auf diese Burschen, auch wenn sie toll aussahen. Tatsaechlich sahen wir bald einen orangen Brocken neben Jerrods Boot. Sein Sohn war aus dem Haeuschen bei dem Anblick. Der war mindestens 15 Pfund schwer. Jerrod liess ihn vorsichtig am Downrigger wieder runter. Hoffentlich schaffte er dieser Kerl!


    Wir diskutierten noch ueber Snappers als ich ploetzlich meine Rute beachtlich wippen sah. Ich sprang hin und hieb an. Etwas hing fest am anderen Ende. Es war ordentlich schwer aber machte nicht viel Alarm. Etwa auch ein Snapper? Bitte nicht! Butt war gefragt! Ich pumpte das Was-auch-immer Stueck fuer Stueck hoch. Ich hatte einige gespannte Zuschauer auf den anderen Booten. Die riefen natuerlich dreckige Kommentare rueber was ich doch fuer eine Sissy waere fuer so einen kleinen Fisch so lange zu brauchen und dergleichen. Wie das eben so zugeht auf einer Herrentour. Alexander hatte seinen Spass daran. Nun endlich sollte der Fisch in SIcht kommen – ein Butt, tatsaechlich! Kaum hatte ich das gesagt und mich schon gefreut als der Butt nun doch noch Gas gab und sofort wieder etliche Meter abtauchte. “Jetzt nur nicht noch verlieren!”, dachte ich noch. Ich pumpte ihn wieder hoch und Alex wollte ihn unbedingt gaffen – nun gut, mein Sohn, nur keinen Fehler machen. Aber routiniert schlug er dem Butt das Eisen in den Kopf und zerrte den vielleicht 15-17 pfuendigen Kleinbutt an Bord. Na gut, kein Riese aber der Anfang ist gemacht.


    Voller Hoffnung drifteten wir noch gute 2 Stunden ueber das Plateau aber wir konnten weder einen weiteren Butt noch einen Ling ueberreden. Alle wollten nochmal die Pilker schwingen um den Tag noch mit etwas Action ausklingen zu lassen. Wir suchten uns ein paar Kanten vor den Inselchen und Riffen und hier war wieder Barsch-Mania angesagt. Als wir so ziemlich alle Farben des Regenbogens an irgendwelchen Barschen gesehen hatten und die Arme schmerzten, machten wir Schluss und fuhren die 45 Minuten heim. Oh, nicht ganz, Dave bestand noch an einem Riff unterwegs anzuhalten und ratet mal was es da bis zum Abwinken gab: Felsenbarsche. Unfassbar, die waren dieses Jahr ueberall und in erstaunlichen Groessen. Schade, dass man nur 1 pro Tag mitnehmen darf.


    Ich konnte mich nicht beschweren, das Vater-Sohn Duo hatte einen schoenen Ling und einen kleinen Butt fuer die Familienversorgung mitgebracht. Das war in Ordnung. Dave hatte 3 Barsche fuer sich und einen kleinen Ling und war nicht ganz zufrieden. Die anderen Boote waren noch aermer ausgegangen. Also die Grundfischerei konnte sich noch stark verbessern, war das doch immer das Hardy Highlight gewesen.

  • Zitat von cohosalmon


    – waehrend Alex und Dave die Fische hochholten, war ich der Umkehrangler!


    Der geilste Ausdruck seit langem :lol: :lol:
    Tolle Fische sind diese Barsche, gefallen mir.
    Wie funktioniert denn das 'Release-Geschirr'. Klar, geht mit dem Blei auf Tiefe, aber wie wird der Fisch davon getrennt ? Hier in D wärste mit sowas mit einem Bein vorm Kadi :evil:

  • Gerd: da gibt es ein paar raffinierte Geraete die bei einem voreingestellten Druck den Fisch, der an einer Lippzange haengt, wieder freilaesst. Jerrod hat zB so ein Geraet und hatte seinen grossen Snapper wieder auf Tiefe gebracht. Google mal Seaqualizer


    Ich benutzte eine selbstgebastelte Montour wie diese hier: https://www.rockfishidentifica…5fooduvfe34i745tsalrb9wyy
    wobei ich sagen muss, ich habe dieses Drahtgeschirr schon seit vielen Jahren schon so verwende und ich mir das haette patentieren lassen sollen. Die verlangen bis zu $20 dafuer und haben sich die Idee dazu sicher von mir geklaut! Geht nicht ganz so elegant wie der Seaqualizer und auch nicht ganz so schonend; Du durchstichst die Haut im Unterkiefer von oben nach unten und das Gewicht zieht den Fisch nun mit nach unten. Wenn Du meinst Du hast die Zieltiefe, ruckst Du an, was den Draht aus dem Unterkiefer herauszieht und voila. Das kleine Lock im Unterkiefer heilt ganz schnell und beeintraechtigt die Fische nicht. Klappt prima, habe ueber Jahre vielleicht nur 2 oder 3 Exemplare, die wieder hochkamen weil ich nicht tief genug ging. Dann sammle ich dan Fisch wieder ein und mache das Ganze nochmal.

  • Ich sehe den Gerd jetzt schon im Winter auf dem Lake Eder rumdümpeln und die in der Tiefe gefangen Zander wieder zurücksetzen... :lol:

    Wir müssen eindeutig aufhören so wenig zu angeln !!!


    P.S.: Diese Info wurde auf 100% recycelten Datensätzen geschrieben und ist nach der Löschung sämtlicher Buchstaben und Zahlen erneut verwendbar.

  • Vor unserem 3. Tag sassen wir abends noch eine Weile und diskuierten den Plan fuer den naechsten Tag. Wir beschlossen, den Morgen auf Lachs und den Nachmittag auf Butt zu probieren. Wir kamen diesmal recht frueh aus den Betten; es war noch stock-dunkel beim Fruehstueck. Wir wollten bei Sonnenaufgang schon am Angelplatz sein. Wir und MyTyee entschieden zu einem neuen Platz, bei den Daphne Point bei den Masterman Islands zu fahren waehrend die Therapy in den Gordon Channel etwas weiter weg fuhr. Ueber Funk konnte man dann berichten und umdisponieren wenn es anderswo rappelte.


    Am Daphne Point und vor den Masterman Island herrschte schon etwas Betrieb. Die meisten der Boote konzentrierten sich auf einen felsigen Vorsprung der von einem Kelpguertel umrandet war. Sah auch fischig aus die Stelle! Wir reihten uns ein um so allen mal ein Pass an der vermeintlich heissen Stelle zu erlauben. Wir fischten nur zwei Ruten da mein Sohn wieder fuer den ganzen Morgen in der Koje verschwand. Beide Rute waren mit Koederfisch am System bestueckt. Ich fischte irgendwo zwischen 15 und 25 m tief, Dave probierte es hoch und runter. Er war hochmotiviert und wollte nun endlich auch einen grossen Chinook auf seine Lizenz schreiben. Normalerweise hatten wir immer eine kleine Gruppenwette um ein paar Dollar, wer den groessten Lachs, Ling und Butt fing. Dieser finanzielle Anreiz liess Dave, als Freizeitspieler, ueblicherweise in den hoechsten Gang schalten und normalerweise die meisten Wetten gewinnen. Dieses Jahr hatte wohl keiner von uns Lust schon wieder eine Gebuehr in Dave’s Rentenfont abzugeben. Obwohl wir diese Mal kein Geld im Spiel hatten, war Dave heute heiss!


    Vielleicht eine halbe Stunde spaeter, ich hatte gerade den Ruecken zu den Ruten gedreht, sprang Dave ploetzlich an mir vorbei und zu seiner Rute. Er riss die Rute aus dem Halter und hieb an. Seine Rute blieb im Halbkreis gebogen trotzdem die Schnur schon aus dem Clip war. Das war erstmal noch kein Grund zur Aufregung fuer mich da Dave eine Rute so schlaff wie ein gekochtes Spaghetti benutzte und diese Nudel sich auch bei kleinen Fischen beachtlich durchbog. Aber dann zog etwas gewaltig an seiner Schnur und die Rolle kraehte los. Das war ein richtiger Fisch. Und er lief und lief! Wir hatten vor und hinter uns Boote und ich brach’ aus unserer Reihe aus um Platz zum Drillen weiter draussen zu finden. Nur der Fisch spielte nicht mit und rannte Richtung Ufer und zwischen die dort schleppenden Boote. Ok, Strategiewechsel um den Fisch nur nicht noch an anderen Schnueren und Downriggerkabeln zu verlieren denn es schien, dass keiner der anderen Boote bemerkt hatte, was bei uns los war. Besonders das Boot hinter uns kam Dave’s Schnur schon gefaehrlich nahe.


    Ich drehte das Boot kurzentschlossen um und fuhr dem Fisch hart hinterher und draengelte mich so vor das naechste Boot. Dave musste kurbeln wie verrrueckt um den Kontakt zum Fisch zu halten waehrend ich den Abstand zum Fisch deutlich verkuerzte. Das andere Boot schien immer noch nicht zu begreifen dass wir einen Fisch dicht vor seinem Bug hatten aber ich hielt weiterhin voll auf ihn zu bis wir endlich fast ueber dem Fisch standen. Jetzt sah ich panisches Hantieren auf dem anderen Boot und es drehte hart ab. Ahhh, endlich! Manche koennen mitten in einer Flotte voll am Schlafen sein. Dave’s Fisch machte noch ordentlich Kapriolen und riss noch ein- zweimal kurz aus aber die erste lange Flucht hatte ihm den Zahn gezogen. Ich war mir meiner Verantwortung bewusst – ich durfte das Keschern von Dave’s ersten ordentlichen Fisch nicht versauen. Er brachte ihn das erste Mal ans Boot, konnte ihn aber nicht richtig zur Oberflaeche ziehen obwohl seine Rute schon fast barst. Einer der Gruende warum ich solche Nudelruten nicht leiden kann; es fehlt eben einfach das Rueckgrat um den Fisch auch mal mit Kraft zu dirigieren. “Zu tief”, rief ich Dave zu. Bei der naechsten Bootsannaeherung hievte und zerrte Dave was er konnte und der Lachs kam hoch. Ich schob den Kescher vor den Kopf des Lachses und er schwamm einfach hinein. Geschafft! Dave freute sich und wir klatschten uns ab. Der Lachs war bestimmt 17 Pfund, kein Riese aber ein schoener Fisch!


    85 Fuss tief, war Dave’s Erfolgstiefe. Er liess sofort seinen Koederfisch wieder dahin hinab. Ich blieb nur ein paar Meter flacher. Wir meldeten den Erfolg ueber Funk an unsere anderen Boote und setzten unsere Schleife fort. Wir sahen ein anderes Boot abdrehen und einen der Insassen einen feisten Fisch drillen. Es war Beisszeit! Es ging auf den Gezeitenwechsel zu, immer eine vielversprechende Angelzeit. Vielleicht eine weitere halbe Stunde verging ohne weitere Ereignisse, dann sah ich ploetzlich wieder Dave’s Rute eine tiefe Verneigung machen und zurueckspringen als der Clip ausloeste. Wieder stuerzte Dave wie von einer Tarantel gestochen los und griff sich die Rute. Schon sang die Rolle los und gab mir das Signal zum Vorbereiten fuer eine Grossfischlandung. Diesmal waren wir am oberen Ende unserer Schleife und nicht so dicht bedraengt von Booten. Hier konnten wir gleich freies Feld gewinnen und Dave konnte seinen Drill ohne Panik geniessen. Dieser Lachs machte lieber kurze aber kraeftige Sprints statt einer superlangen Flucht. Wir sahen ihn schon ein paar Mal in Bootsnaehe und immer wieder schoss er stur davon; etliche Male. Er wollte einfach nicht aufgeben. Selbst Dave musste doch schon langsam muede werden aber er hatte einen Heidenspass an dem Drill; der erste Druck war ja schon weg mit dem Fang seines vorherigen Fisches. Dieser FIsch war Bonus fuer ihn. Irgendwann kam der Lachs dann mal in Kescherreichweite und ich sackte ihn ein. Wieder ein feiner Fisch, vielleicht einen Tick kleiner als der davor. So schnell dreht sich das Fangglueck – heute war Dave’s Tag!


    Alexander wachte auf und wir schleppten noch ein paar Runden um die gleiche Stelle. Bis auf ein paar Shakers war aber auf keinem Boot irgendwelche Action zu sehen. Jerrod und Demario hatten noch keinen Biss gehabt! Die Therapy Crew hatte ein paar mittelpraechtige Cohos aufgestoebert aber keinen markierten gefunden. Zum Mittag verabredeten wir uns alle zu einem Trip zu den Kiesbaenken vor dem Port Hardy Flughafen. Dieses Kiesplateau war immer gut fuer einen Butt und man konnte dort unbedenklich ankern. Gesagt, getan. Die Fahrt war nur so 15 Minuten lang und wir verstreuten uns in Sichtweite entlang der 100 m Kontourlinie. Ich machte auch einen Duftsack fertig und hoffte, dass das eine hungrige Buttgruppe anlockte. Es dauerte auch nicht lange bis unsere Duftspur Aufmerksamkeit fand; allerdings nicht von der Zielfischart. Die Dornhaie hatten uns gefunden und waren unablaesslich an unseren Koedern so dass ich bald eine Rute auf einen grossen Dufttwister umstellte. Aber auch da knabberten die Haie daran herum wenn sie auch den Koeder nicht inhalierten. Nach 2 Stunden und unzaehligen Haien hatten wir genug. Auf den anderen Boote sah es aehnlich aus. Jerrod wollte wieder zum Lachsfischen zurueck. Die Therapy kam mit uns mit Richtung Malcolm Island. Ich hatte auf meinem GPS ein paar alte Markierungen gefunden; nur ein paar km von unser jetztigen Position entfernt. Dort hatte ich mit den Sunds Lodge Guides 2011 ein paar Butte gefangen. Vielleicht klappte das ja wieder? Das Wasser war ruhig und wir waren noch unternehmungslustig. 20 Minuten brauchten wir bis dahin. Dort ankerten wir aber nicht sondern drifteten nur. Ich setzte mich auf den Bug und pilkte etwas mit der leichteren Rute. Es war schoen hier, bei null Wind, kaum Stroemung mitten in der Queen Charlotte Strait zu sitzen, die hohen Gipfel des Kuestengebirges hinter uns und das Strathcona Gebirge auf der Insel vor uns und tausende Inselchen rechts und links neben uns. Wir mitten drin, umgeben von Walen und Delfinen. Man konnte sie ueber Kilometer weg atmen und prusten hoeren. Hier und da sah man eine Fontaene oder eine Schwanz- oder Rueckenflosse. Aber das einzig fischige was ich die Oberflaeche brachte war wieder nur ein Dornhai. Alexander hatte ein bisschen mehr Glueck am Pilker und fing noch einen Greenling und ein paar kleinere Felsenbarsche. Ross erwischte eine kleinen Sable Fish, was nicht sehr haeufig vorkam, aber von Butten oder anderen Game-Fischen war keine Spur. Das Kleingemuese durfte alles wieder schwimmen.


    Ohne vorzeigbaren Fischerfolg aber gut erholt fuhren wir wieder zurueck. Ich war mit Abendbrotmachen dran und dafuer wollte ich etwas frueher zur Unterkunft. Die Therapy gesellte sich nochmal am Daphne Point zu Jerrod zum Lachsschleppen. Als alle hungrig zur Unterkunft kamen, sprachen alle aufgeregt von Jerrods verlorenen Riesenfisch. Nach stundenlangem erfolglosem Schleppen bekam Jerrod einen harten Biss und war dann in einen Thriller – Drill verwickelt. Carl und Ross waren in der Naehe und konnten das Drama verfolgen. Nach einiger Zeit hatte Jerrod seinen Gegner ans Boot gedrillt aber Demario – 12 Jahre alt – konnte den Fisch nicht in den Kescher kriegen. Der Fisch war wohl riesig – alle meinten mindestens mitte 30 Pfund! Schliesslich gab Jerrod Demario die Rute und versuchte sich selbst am Kescher. Er hatte ihn halb im Kescher als sich der lose Angsthaken im Netz verfing und der Fisch so nicht tiefer ins Netz gleiten konnte. Der Fisch wand sich und riss sich den Drilling dabei heraus und kam rueckwaerts wieder in die Freiheit. Jerrod stiess wohl ein paar laute, wilde, kinderuntaugliche Flueche aus. Aber wie das Sprinchwort eben so geht: “Always the big one gets away!” Jerrod brauchte ein paar Bierchen und Jaegermeister zum Abendbrot!

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