Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Da bist Du nicht alleine, Gerd! Im Gegenteil, so empfinden wohl die allermeisten der 200 Bootskaptaene und deren Mannschaften an einem Grosskampftag. Leider ist die Welt mit Menschen vollgestopft und auch hier in Kanada muss man in Stadtnaehe mit Menschenmassen rechnen, auch beim Angeln. Gluecklichweise kann man hier mit einer 1-2 stuendigen Autofahrt noch eine wirkliche Wildnis und Einsamkeit erreichen, wenn man das will. Nicht aber innerhalb und unmittelbar in Naehe der Grosstaedte. Beim Trolling hat man sich hier an Bootsmengen gewoehnt und es haben sich ungeschriebene Regeln eingebuergert. So fahren alle erfahrenen Trollingkapitaene "Rechte Rute zum Ufer" die Hot Spots ab. Das ergibt dann eine geordnete Schlange die die Stellen schleifenmaessig abfaehrt. Hat man einen Biss, schaert man aus soweit man kann um den Karusellbetrieb nicht allzuweit zu stoeren und um andere auch an die Erfolgsstelle heranzulassen. Laesst der Fischdrill kein Ausschaeren zu, bleibt man still am Ort und die Bootsschlange kurvt an einem vorbei. Diese Etikette funktioniert ziemlich prima auch wenn es immer wieder mal Neulinge oder Aersche gibt, die gegen den offensichtlichen Strom schwimmen muessen und Chaos anrichten. Aber dieses dichte Kampfangeln ist schon anstrengend. Da ist nichts mit Autopilot einschalten und mal wegnicken!

  • Zitat von cohosalmon

    so empfinden wohl die allermeisten der 200 Bootskaptaene und deren Mannschaften an einem Grosskampftag.


    200 :shock: Zweihundert in Worten :shock: Boah, das ist ja übel. Aber wenn ich immer von Deinen Fängen lese und diese auf die anderen Boote hoch rechne, dann habt ihr ja noch immer einen wahnsinnigen Fischbestand :p

  • Zitat von Gerd

    200 :shock: Zweihundert in Worten :shock: Boah, das ist ja übel. Aber wenn ich immer von Deinen Fängen lese und diese auf die anderen Boote hoch rechne, dann habt ihr ja noch immer einen wahnsinnigen Fischbestand :p


    Du vergisst dabei, dass ich ein Ausnahmeangler bin und wie kaum ein Anderer fange! lolol :badgrin: :no:

  • So, nach einer ganze Weile Funkstille meinerseits, hier mal wieder ein Bericht von der Westkueste BC’s. Es war die letzten Wochenenden immer sehr windig was mich von Angeltrips auf’s Meer abhielt. Meine Jungs und ich hatten daher nur hin und wieder mal die lokalen Seen unsicher gemacht und mit der Fliege schoene Forellen gehakt. Die Jungs hatten es auch ein paar Mal auf Schwarzbarsch probiert aber irgendwie waren die dieses Jahr nicht sehr spielfreudig.


    Um den Nationalfeiertag am 1. Juli hatten wir eigentlich wieder ein grosses Angelabenteuer geplant: wir wollten an einen der vielen Hechtseen in der Provinz Saskatchewan fahren. Die Familie unseres Angelfreundes Alec hatte Verwandte die dort eine Huette und ein paar Boote haben. Wir hatten schon den ganzen Winter geplant und Hechtfliegen gebunden und uns darauf gefreut. Leider machte nun Corona einen Strich durch diese Planung; der lokale Indianerstammesrat machte die Zufahrtsstrassen durch ihr Reservat fuer Touristen dicht. So mussten wir kurzfristig umplanen.


    Wir beschlossen auf unserer Insel zu bleiben um jeglichen Corona-Reisestress zu vermeiden. Ich fragte vor 3 Wochen mal vorsichtig beim Moutcha Bay Resort im Nootka Sound an, ob da noch eine Unterkunft fuer 6 zu kriegen waere. Normalerweise muesste man die erste Juliwoche um den Feiertag mindestens 6 Monate vorher buchen um noch irgendwas zu bekommen. Aber dieses Jahr ist eben alles anders. Wir konnten uns die Wohnung und den Bootsliegeplatz aussuchen! Keine auslaendischen Touris dieses Jahr und auch nur wenige oelreiche Albertaner liessen die Angelresorts regelrecht leerstehen. 2 von 3 Lodges und Resorts machen diesen Sommer gar nicht erst auf; einige werden wohl fuer immer schliessen. Die Fishing Guides stehen arbeitlos umher und warten vergeblich auf irgendeinen Kunden. Die paar Gaeste die dieses Jahr kommen, sind aus BC und bringen ihr eigenes Boot und brauchen keinen Guide. Eine ganze Industrie haengt in der Luft. Schon traurig zu sehen.


    Fuer uns war es natuerlich schoen, dass wir das halbe Resort fuer uns alleine hatten. Ich konnte mir den bequehmsten Liegeplatz in der Marina aussuchen, die Angelstellen hatten wir fast fuer uns alleine und jeglicher Resort-Service stand uns sofortig zur Verfuegung. Wir kamen am Montag den 29. Juni an, fischten 3 Tage bis zum 2. Juli und fuhren dann in Ruhe am Freitag den 3.7. gegen Mittag wieder ab. Wie immer liess ich mein Boot am Ende der Asphaltstrasse in Gold River zu Wasser und fuhr mit den juengeren Burschen Alex und Owen die 45 Minuten zum Resort, waehrend der zweite Vater Ian mit den aelteren beiden Abiturienten Ricardo und Alec mit dem Auto ueber die Schotterpiste zum Resort kamen. Diese Bootstour durch die Fjordwelt ist immer ein Highlight und normalerweise eine ruhige Fahrt ueber glassglattes Wasser. Aber hier sollte sich schon mal andeuten, was uns dieses Jahr am Nootka Sound erwartete: Wind und Wellen. Einige lange Fjordstrecken lagen voll laengs am Wind und wir mussten uns da schon gegen 1.5 m Wellen vorkaempfen.


    Tag 1
    Und leider sah der Wetterbericht fuer die naechsten Tage nicht besser aus. Wir holten uns Montag Abend noch das 18 Fuss Centerkonsolen Alu-Mietboot ab und der Resortangestellte warnte uns vor einem ordentlichen Wellengang vor der Kueste. Der Vorteil so frueh in der Saison hierherzukommen ist normalerweise noch guenstigere Preise und Verfuegbarkeiten und nicht so viele Touristen. Der Nachteil ist, dass die Lachse noch nicht tief in den geschuetzt liegenden Fjorden sind, sondern sich noch vor der offenen Kueste tummeln wo man den Elementen ausgeliefert ist. Und diesmal hatten wir eine windige Periode erwischt. Als wir am Montagmorgen gegen 5:30 Uhr nach 45 minuetiger Fahrt am Nootka Leuchtturm des Fjordeinganges ankamen, begruesste uns ein 2-3 m hoher Wellengang – mit ca. 3-4 sec Frequenz. Brrrr, sehr ungemuetlich!


    Ich hatte die beiden juengeren Burschen beim mir im Boot waehrend Ian, ein Nichtangler und auch nicht sehr erfahrener Bootskapitaen, die beiden aelteren und boots-und angelerfahrenen Jungs an Bord hatte. So glich sich das Niveau etwas aus. Gott sei Dank sind die Mietboote vom Moutcha Bay Resort top notch, sehr seetauglich und stabil – sonst waere das bei dieser Schaukelei gar nicht gegangen. Wir hatten diese Boot schon mehrfach gemietet und wussten um deren Nachteil – nicht genug bequehme Sitzmoeglichkeiten. So hatten wir einfach 2 bequehme Campingstuehle mitgenommen was den Komfortlevel eindeutig anhob.


    Wir setzten zwei Ruten am Downrigger direkt vor dem Leuchtturm aus. Ich hatte mir sagen lassen, dass die Chinooks sich noch fleissig an Squids labten. So montierte ich ein glow-weisses Squidimitat und an der anderen Seite einen silbernen Cohokillerblinker, der kleine Sandaale imitieren sollte. Und so zogen wir unsere ersten Runden dicht unter Land entlang der Sandstraende und zwischen den umherliegenden Felsinseln. Es tat sich erstmal gar nichts. Alex ging bald in die Koje unter Deck. Auch auf Ian’s Boot blieb es still. Nach einer Stunde fand ich einen schmalen Durchgang zwischen zwei Felsinseln, der meiner Meinung nach fischig aussah. Ich hiess Owen die Ruten etwas flacher zu bringen weil der Durchlass nur so um die 15 m tief war. Wir waren gerade durch und der Boden begann wieder zu fallen als die Squidrute loszog und wild nach hinten riss. Owen sprang erschrocken auf; ich rief ihm noch zu, dass die Schnur schon aus dem Clip raus sei. Er hieb kraeftig an und musste sofort ein paar Meter Schnur abgeben. Das musste ein guter Fisch sein!


    Ich drehte den Motor etwas zurueck und wollte schon die zweite Rute herausholen aber da bekam Owen schon gleichmaessig Schnur zurueck. Die Rute war aber noch krumm; etwas war dran aber es kaempfte nicht mehr. Komisch. Bald loeste sich das Raetsel – als ein zaehnestarrender Rachen hinter dem Flasher die Oberflaeche durchbrach. Ein Ling! Aber kein Grosser. Er hatte vielleicht das Mindestmass von 65 cm aber wir wollten spaeter noch groessere pilken. Ich hakte ihn ab und wir angelten weiter. Wir waren jetzt in einer 50 x 100m Bucht die von 3 Seiten von Felsinseln und Riffen umschlossen war und nur einen weiteren Ausgang zum offenen Meer hatte. Durch diese etwas geschuetztere Lage waren die Wellen hier auch etwas kleiner. Es war im Schnitt so 20-25m tief und es schien hier Futter zu geben, wie das Echolot anzeigte. Das roch nach Fisch!


    10 Minuten spaeter ruckte ploetzlich wieder die Squidrute los, loeste aus und verbeugte sich tief. Owen schnappte sich die Rute wieder weil Alex noch in der Koje schlief und diesmal war klar: Lachsalarm! Der Fisch nahm gleich einmal einen guten Rutsch Schnur. Das gab uns Zeit das Deck klar zu machen. Alexander kam nun auch aus der Koje und half mit das restliche Geschirr einzuholen. Ich hielt das Boot mit dem Wind um das Geschaukel zu verringern. Nach und nach brachte Owen den widerspenstigen Fisch ans Boot. Ein halbstarker Chinook, etwa 10 Pfund. Ein Anfang. Alex langte mit dem Kescher zu und wir hatten den Schneider abgeschuettelt! Wir klatschten uns ab und ich informierte Ian’s Crew ueber Funk. Schnell liessen wir die Ruten wieder ein und ich wiederholte die enge Schleife durch die Bucht. Und es dauerte nicht lange und diesmal zog die etwas flachere Blinkerrute ab. Nun war Alex dran und landete bald einen brauchbaren Coho – um die 6 Pfund. Eine willkommene Ueberraschung.


    Und nun ging es Schlag auf Schlag; alle 10 Minuten riss es an einer unserer Ruten wobei die Squidrute etwas beschaeftiger war. Alex und Owen landeten ein paar ordentliche Chinooks zwischen 8 und 12 Pfund die sehr aggressiv bissen und sehr sportlich kaempften. Manchmal, nach einem klasse Drill, waren wir ueberrascht, dass es kein groesserer Lachs war. Natuerlich machten die rauen Bedingungen die Drills noch extra schwierig aber die Jungs waren heiss und begeistert und erstaunlich effektiv; wir verwerteten jeden Biss in einen gelandeten Fisch. Ein paar kleinere Chinooks wurden wieder freigelassen aber die meisten Fische waren von guter Groesse. Ian’s Boot drehte mittlerweile auch Runde um Runde in unserer Bucht und ploetzlich waren auch die am Fisch. Wir sahen Ricardo mit einer krummen Rute auf dem Deck herumtanzen. Na also.


    Alex packte noch einen schicken Coho in die Fischkiste wo mittlerweile schon 4 Chinooks und 2 Cohos auf Eis lagen. Dann wurde es fuer eine Viertelstunde ruhig und die 1,5 stuendige Beisszeit schien zu Ende zu gehen. Da sah ich ploetzlich zwei kurze Rucke an der Squidrute und als ich Owen draufhinwiess, loeste die Rute schon aus und verneigte sich tief. Owen war wieder an der Reihe und schnappte sich die Rute, die nun schon fast aus seiner Hand gerissen wurde. Ich riet ihm die Bremse etwas zu lockern und nun sausste die Schnur nur so von der Rolle. Jawollll, ein Ripper! Das war ein guter Fisch! Alex und ich holten sofort das verbleibende Geraet ein. Ich liess Ian’s Crew wissen, dass wir einen guten Fisch am Band hatten – worauf nur ein Stoehnen kam; sie haetten genug von unseren Updates! Lol


    Bei Owen ging es hin und her; jedesmal wenn er wieder paar Umdrehungen Schnur auf die Rolle zurueckbekommen hatte, drehte sich der Fisch wieder und zog wieder ab. Der Fisch war noch ca. 100 m hinter dem Boot. Ian kam nun in diese Richtung und ich rief ihm ueber Funk zu abzudrehen was er auch prompt tat. Nach und nach kam der Fisch naeher und bald konnten wir eine fette Schwanzflosse an der Oberflaeche erkennen. Dem Kampf nach zu urteilen, haette ich wieder einen etwas groesseren Fisch erwartet aber der hier war definitiv unser Groesster bis jetzt heute. Da alle ausser mir wieder um die begehrte Mones Trophaee wettstreiteten, war dieser Fisch hier schon mal ein Statement fuer Owen’s Fuehrung. Alex kriegte kalte Fuesse als es ums Keschern ging und ueberliess das lieber mir dieses Mal. Ich fackelte nicht lange als der Fisch das erste Mal neben das Boot kam und mit meinem langen Kescherstiel konnte ich ihn auch etwa 1 m tief und etwas weg von Boot erreichen. Geschafft und eingesackt! 15.6 Pfund! Owen hatte eine solide Mones Cup Fuehrung! Die beiden Jungs grinsten vergnuegt. Das war ja noch ein toller Morgen geworden nach dem etwas zaehen Start.


    Aber mit diesem Fisch war wohl nun auch wirklich die Beisszeit vorbei. Nach ein paar weiteren und erfolglosen Runden in unserer Bucht wagten wir uns etwas weiter heraus. Es war hier sehr ungemuetlich; besonders gegen die Wellen. Ich beschloss nun noch die ca. 1 km Strecke bis zum Leuchtturm zurueck mit den Wellen zurueckzusurfen und dabei die etwas tiefere Scharkante abzuschleppen. Den Blinker flach und den Squidkoeder am Boden in ca. 40 m Tiefe entlang gezogen. Owen lag nun unter Deck und schlief. Alex fing noch ein oder zwei kleinere Shaker am Blinker. Dann zog ploetzlich die Squidrute ruhig aber stetig nach unten und loeste aus. Haenger? Nee, die lief knapp ueber Grund. Alex pumpte etwas Schweres langsam aber sicher heran. Kleiner Butt? Ich wettete darauf, Alex war sich nicht so sicher. Ling oder Felsenbarsch waeren schon an die Oeberflaeche gekommen. Und ich sollte Recht behalten; bald tauchte ein kleiner Butt neben dem Boot auf. Vielleicht 10 Pfund. Aber nach meinen mageren Butterfolgen vor Victoria dieses Jahr, war nun jeder Butt ein guter Butt: der ging mit. Das war ja eine bunte Palette heute beim Lachsangeln!


    Und um die Palette noch zu erweitern, verabredeten wir uns mit Ian’s Boot zum Pilkern vor den ersten Inselketten am Fjordeingang. Ian wollte das Mietboot bei Mittag wieder zurueckhaben um nur eine Halbtagsmiete bezahlen zu muessen, da die Windverhaeltnisse noch schlechter werden sollten am Nachmittag. Aber wir wollten noch ein Stuendchen im ruhigen Wasser zwischen den Inseln und Klippen pilken. Vielleicht kam ja noch ein ordentlicher Ling hoch. Aber die Lings wollten heute nicht. Ein paar kleinere Felsenbarsche und Snapper, die ich teilweise wieder hinunterbefoerdern musste wenn ihnen das Barotrauma zu schaffen machte. Owen brachte dann einmal einen riessigen Kupfer-Felsenbarsch hoch; aber da der in perfekter Verfassung war, liessen wir den auch wieder frei. Wir hatten genug Fisch und ich wollte nicht stundenlang filletieren muessen. Ian musste nun zurueck und Ricardo warf uns ihren einzigen Fang – einen 9 pfuendigen Chinook herueber. Autsch! Die hatten wir heute aber in Grund und Boden geangelt.


    Wir liessen uns noch Zeit und die Jungs pilkten noch hier und da an vielversprechenden Stellen auf dem langen Heimweg. Sie fingen auch noch ein paar kleine Lings aber nichts zum mitnehmen. Dann machten wir auch Schluss duesten heim. Das war schon eine ganz schoene Rodeoangelei gewesen bei den Bedingungen aber solange die Fische so mitspielten, war es die ganze Muehe wert. Ich hatte die naechsten 2 Stunden zu tun mit Fische verarbeiten, verpacken und sie im Frosthaus des Resorts einzufriern. Die Jungs vergnuegten sich mit dem Fang kleiner Shiner und Surf Perch vom Dock und spielten mit der Krabbenfalle. Aber zu groesseren Unternehmungen hatte heute keiner mehr Energie. Aber irgendwann wollten wir auf jeden Fall mal zum Conuma River wo Alec vor 2 Jahren 2 riesige Forellen kurz gehakt aber verloren hatte (siehe mein Bericht vom Juni 2018). Diesem Phantom wollten wir dieses Mal unbedingt die Maske abziehen.

  • Immer wieder toll zu lesen, vielen Dank! Bei dem trüben Wetter hier aktuell und viel zu viel Arbeit ist das eine willkommene Abwechslung :-)

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    Ich freue mich über Angebote aller Art per PN oder Mail. Danke

  • Tag 2


    Leider sollte der Wind und die Wellen auch heute nicht besser werden. Frueh morgens sollte es ein bisschen ruhiger sein aber ab Mittag war wieder eine haessliche Bergundtalfahrt abzusehen. So quaehlten wir uns wieder 4:30 Uhr aus den Betten und nach einem Fruehstueck und Snacks packen, duesten wir die 45 Minuten vor die Fjordmuendung. Heute hatte ich die aelteren Burschen – groesser kann man ja nicht mehr sagen da die juengeren eigentlich schon laenger als die aelteren waren. Ricardo und Alec hatten gestern nur einen mittleren Chinook gefangen und wollten sich nicht noch einmal von ihren juengeren Bruedern das Fell ueber die Ohren ziehen lassen. Sie waren fest ueberzeugt, dass meine Erfahrung und Angelkunst der Unterschied gestern war. Nun mal sehen.


    Ian war ein paar Minuten vor uns abgefahren weil ich noch die Krabbenfalle an der Conuma River Muendung auslegen wollte. Vielleicht gab es ja frische Krabben zu Abendbrot heute. Als wir endlich am Leuchtturm ankamen, sahen wir Ian’s Boot schon mit Leinen im Wasser seine Bahn durch die unruhige See ziehen. Ich wollte direkt zu der faengigen Stelle von gestern; vielleicht waren die Lachse noch da und kamen wieder in einen Fressrausch. So hoffte auch meine Crew. Wir waren gerade an unserer Stelle angekommen und machten die Ruten klar da ueberschlug sich der Funk mit Alexander’s und Owen’s Stimme – Owen haette einen Riesenlachs gefangen, der groesste den sie je gesehen hatten – Alex’s Stimme klang so aufgeregt, dass ich wusste das war echte Aufregung und keiner von den gerne gespielten Tricks und Fake-News um die Mones Cup Jagd noch spannender zu machen. Sogar von einem moeglichen Tyee war die Rede. Ich freute mich riesig fuer die beiden und Ian; meine Crew sah das etwas anders und sie schuettelten nur unglaeubig die Koepfe. Alec war hyper-ehrgeizig und konnte nicht gut verlieren – schon gar nicht zu seinem juengeren Bruder, der eigentlich gar kein regelmaessiger Angler war.


    Wir schleppten wieder unsere Buchtrunde. Ich hatte diesmal nicht den Cohokillerblinker montiert sondern einen Riesen-Heringsblinker – ca. 20 cm lang. Ich hatte naemlich gestern beim Filletieren in 2 Chinooks grosse Heringe im Magen gefunden. Alex war dabei gewesen und wir haben dann diskutiert ob man dieses Beuteschema mal abklopfen sollte. Alex hatte sich dann aus meiner Blinkerkiste so einen Heringsblinker herausgesucht und genau damit hatte Owen heute morgen seinen kapitalen Lachs gefangen – so der Funkbericht von Alex. Das mussten wir auch probieren. Es wurde aber ein zaeher Morgen fuer uns. Hin und wieder kam mal ein Biss aber nicht der erhoffte Grosslachs. Wir hakten ein paar kleine Chinooks und hin und wieder einen massigen aber wir wollten nichts unter 10-15 Pfund behalten. Wir konnten aber 2 ordentliche Cohos und die Kiste legen – einer hatte fast 8 Pfund, was sehr ordentlich ist fuer einen Coho um diese fruehe Jahreszeit. Die nahm ich gerne fuer den Raeucherofen mit. Ich versuchte nun ein paar gute Stellen weiter draussen zu erreichen. Dort hatte ich einige Markierungen auf dem Plotter von vergangenen Touren. Wir kaempften uns gegen die hohen Wellen voran. Aber auch dort war nur hin und wieder ein Kleinlachs zu finden. Einen vielversprechenden Biss hatte Ricardo und die Rute war auch kurz krumm aber dann war der Widerstand auch direkt wieder weg. Bei diesem Wellengang war es schwer die Schnur konstant straff zu halten.


    Dann kam ploetzlich wieder Alex ans Funkgeraet – Ian wuerde gerade mit einem riesigen Lachs kaempfen und er haette schon fast alle Schnur genommen. Das gibt’s doch nicht! Alec und Ricardo kruemmten sich vor psychischen Schmerz. Ian, der Nichtangler!? Und wir kriegten nichts? Ian’s Boot war von uns aus nicht zu sehen – sie waren hinter ein paar Klippen und hunderten Wellenbergen in der Bucht in der wir heute frueh begonnen hatten. Nach 10 Minuten kam der Freudenschrei von zwei Teenagern voll aus dem Haeuschen durch den Funk – Ian hatte einen kapitalen Chinook gelandet. Wieder am Heringsblinker. Unfassbar. Diese Anfaenger, in diesen Wellenbedingungen landeten die schon den zweiten Grosslachs!? Im Prinzip wusste nur Alex auf deren Boot etwas vom Lachsangeln. Waehrend die auf Ian’s Boot tanzten und feierten, war bei uns bedrueckte Stimmung. Wir machten ja nichts anders, nur waren wir wohl nicht zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle.


    Gegen 10:00 Uhr hatten wir alle von der Schaukelei genug und wir wollten alle zum Pilken fahren. Wir verstreuten uns diesmal und versuchte ein paar andere Stellen als gestern. An einer steil abfallenden Kante liessen Ricardo und Alec zuerst ihre Pilker runter. Alec’s Rute war sofort krumm bevor der Pilker auch nur den Boden erreichen konnte. Ricardo bekam vielleicht 2 Pilkbewegungen hin bevor seine schwere Heilbuttrute tief in die Knie ging. Da war was Schweres dran! Alec brachte einen grossen Felsenbarsch ruck zuck hoch aber Ricardo musste erstmal Schnur lassen, was bei grossen Lings in den Klippen immer gefaehrlich ist. Wenn die in ihre Hoehle zurueckkommen dann ist Schluss und Abriss garantiert. Die Drift schob uns aber schnell ins tiefe Wasser und so kam der Fisch nicht mehr in Grundnaehe und Ricardo konnte seinen Widersacher keuchend nach oben pumpen. Ein zaehnestarrender Rachen tauchte zuerst auf – dahinter ein fetter marmorierter Koerper eines schoenen Lings. Der war knapp 20 Pfund. Der ging mit! Ein Blutbad veranstaltete die Landung ins Boot!


    Schnell setzte ich das Boot zur gleichen Drift um. Wieder waren beide Ruten sofort krumm. Diesmal ein etwas kleinerer Ling und wieder ein grosser Barsch. Aber wir liessen beide wieder frei. Mit den grossen Lachsen auf Ian’s Boot und dem einen Ling hatten wir genug Fisch fuer heute. Jetzt ging’s nur noch um Spass und den Mones Cup. Ein richtig grosser Ling von 30 Pfund und mehr war immer moeglich aber auch nicht alltaeglich. Ein Butt konnte die Grosslachse auch schlagen, der war aber nicht sehr wahrscheinlich hier in den Klippen. Also noch war nichts entschieden – es zaehlte der schwerste Fisch, egal welche Fischart. Und wir wussten ja noch nicht offiziell wie schwer Owen’s und Ian’s Lachse waren. Ich schaetzte mitte 20ger. Aber auch Ian’s Boot schien gute Lingstellen gefunden zu haben und die Lings waren wohl hungrig heute. Ian berichtete, dass Alex einen Ling nach dem anderen hochholte und auch in guten Groessen. Aber auch die liessen die alle wieder frei. Einmal, so berichtete Alex spaeter, hatte er einen mittleren Felsenbarsch am Pilker und er kurbelte ihn langsam hoch um ihm den Druckausgleich besser zu ermoeglichen. Irgendwo im Mittelwasser gab es dann ploetzlich einen Einschlag in der Rute und die Schnur wurde wie wild von der Rolle gerissen. Alex wusste sofort was los war; ein grosser Ling hatte sich den gehakten Felsenbarsch geschnappt. Langsam, ohne gross zu rucken, brachte er die Doublette zur Oberflaeche wo die anderen beiden ueber die Gefraessigkeit des Lings staunten. Kein Haken hielt den Ling aber der wollte den Barsch nicht loslassen! Erst als sie ihn mit dem Gaff mehrfach anschubsten, spukte er endlich den Barsch aus und verschwand in der Tiefe. Den Barsch konnten sie auch noch lebendig entlassen. Klasse Erlebnis!


    Ricardo brachte nach einem weiteren brachialem Drill noch so einen Ling um die 20 Pfund hoch. Wir befanden, dass der erste nicht kleiner war uns so durfte der hier wieder schwimmen wie noch ein paar andere Lings von mindestens 10 Pfund. Die bissen heute wie wild und die Jungs hatten richtig Spass dabei. Allerdings stieg kein richtig Kapitaler mehr ein, der vielleicht noch ein Cupgewinner haette sein koennen. Ian’s Boot war schon wieder zurueck als wir dann auch endlich einpackten. Zwei Krabben hatten Mass und so hatten wir eine feine Meerespalette auf dem Schlachttisch liegen.


    Ian’s Crew hatte heute aber wirklich abgeraeumt: Owen’s Chinook mit 23 Pfund, Ian’s mit 22,5 Pfund, Alex hatte noch einen 12 Pfund Chinook, und sie hatte noch ein paar schoene Lings um die 15 Pfund entlassen. Wow. Ricardo’s Ling sah mit 18,5 Pfund auch nicht schlecht aus aber lachsmaessig waren unsere beiden Cohos heute 2. Klasse. So kann es gehen, ein Tag der Held und der naechste Tag der Depp. Aber ich war wirklich stolz auf meinen “Kleinen”, Alex, der zum Grossteil fuer diesen Riesenerfolg verantwortlich war, da er die Stellen, die Koeder und die Strategien entschieden hatte. Aber auch Ian, der als Rookie unter solchen Umstaenden seinen groessten Fisch bisher ueberhaupt hatte landen koennen. Ein blau angeschlagener Daumen und ein tiefer Schnitt im Zeigefinger zeigten die Kampfspuren. Ausserdem war eine Rutenspitze zu Bruch gegangen. Aber diese Verluste waren den Erfolg wert gewesen.

  • Tag 2 - Verlaengerung
    Damit war der 2. Tag aber noch nicht vorbei; ein besonderes Highlight wartete noch auf uns. Nach dem Abendbrot brannten die Jungs, besonders Alec, zum nahen Conuma River zu fahren. Vor 2 Jahren hatte Alec dort um die gleiche Jahreszeit auf einen Forellenblinker unerwarteterweise zwei Riesenforellen gehakt aber leider auch sofort wieder verloren. Bei ersten Anbiss sahen ich und Ricardo die Forelle voll aus dem Wasser springen und hatten daher eine Ahnung der Groesse. Keiner von uns hatte in diesem kleinen Fluesschen um diese Zeit mit niedrigem Wasserstand Forellen in dieser Groesse erwartet. Typisch in unseren kleinen Inselbaechen waren kleinere Regenbogen oder Kehlschnittforellen so um die 25-30 cm. Mehr gaben die meisten naehrstoffarmen Baeche nicht her. Erst im Herbst mit steigenden Wasserstaenden und einziehenden Lachse kamen auch groessere Forellen aus dem Meer und Brackbereich in die Fliessgewaesser. Einige Fluesse haben auch Winter-Steelheadbestaende von Dezember bis April im Fluss. Ein paar sehr wenige auch Sommer-Steelheads von September bis April. Aber der Conuma River besass keine bekannten Steelheadbestaende und Juni/Juli war auch keine Zeit fuer Steeheads im Fluss. Gibran White, der landesweit bekannte Guide am Nootka Sound hatte mir nach unserem Erlebnis von einer ganz seltenen Regenbogenforellenart im Conuma erzaehlt, von der nur eine Handvoll Leute wissen und das als strenges Geheimnis wahren. Er sagte, es handelt sich um eine grosswuechsige Regenbogenforelle, die fast das ganze Jah rim Fluss selber lebt, aber im Hochsommer dem warmen Niedrigwasser ins Muendungsgebiet ins Brackwasser abwandert, dann aber im Herbst mit den ersten Niederschlaegen wieder den Fluss hochschwimmt.


    Dieser Forellenstamm ist unerforscht und daher offiziell nicht bekannt. Er schaetzte, dass es nur etwa 50 Exemplare davon gibt im Fluss, die aber zu ueber 10 Pfund abwachsen koennen. Mengen an Lachseier im Herbst/Winter und Lachsbrut im Fruehjahr und allerlei kleine Fische im Sommer im Brackwasser erlauben so einen Abwuchs. Einmal so eine Forelle ganz nah sehen, das war unser Wunsch und Alec’s heisser Traum seit langem. Aber ob wir so eine seltene Forelle nochmal antreffen wuerden?


    Wir fuhren die 10 Minuten Schotterpiste bis zur Lachsbrutstation flussauf und liessen dort das Auto stehen und marschierten zum Fluss. Wir hatte 3 Spinnruten dabei. Was Wasser war niedrig und sehr klar und die Jungs mussten sich an die Gumpen und Pools regelrecht anschleichen. Ich hatte einen Kescher mitgebracht damit wir etwaige Faenge auch mal begutachten konnten. Ian und Owen angelten auch nicht und schauten den anderen 3 Jungs zu. Alec ging zu genau der selben Baumwurzel unter der vor 2 Jahren die erste Grossforelle gelegen hatte. Nichts schien zu Hause zu sein. Alex ging ein wenig weiter flussab und riskierte ein paar gefaehrliche Wuerfe zwischen umgestuerztes Holz. Ploetzlich rief er “Ja, Fish On!” und riss die Rute hoch – aber nichts mehr. Ich war ein Stueck weg und wollte noch nicht wirklich glauben das das wirklich ein Fisch war. Aber er schwor hoch und heilig er haette ein Biss gehabt von unter dem Stamm, als ich herankam. Sollten diese Forellen hier fuer immer ein unfangbares Phantom bleiben? Da! Ein Schatten huschte Alex’ Blinker hinterher und ploetzlich war die kleine Rute krumm. Alex kam rueckwaerts aus dem Wasser und ich ging mit dem Kescher rein und schaufelte die sich wild schuettelnde Forelle in den Kescher. Geschafft! Man konnte also doch Fische landen an diesem Fluss!


    Eine schoengezeichnetet Flussforelle von vielleicht 32 cm lag im Kescher. Fuer so einen Bach schon ein ordentlicher Fisch aber nicht die Riesenforelle auf die wir scharf waren. Trotzdem war Alex richtig stolz auf seinen Fang, zurecht!


    Alec kam mittlerweile auch flussab und kraxelte unterhalb von Alex’s Angelstelle ueber einen ganzen Haufen wild umgestuerzter Baeume im Fluss. Man konnte von Ufer aus gar nicht mehr sehen wo er eigentlich fischte – er verschwand vollkommen im Gestruepp und Geaest. “Denk’ nicht, dass ich Dir mit dem Kescher dahin folge wenn Du was drankriegen solltest!”, rief ich ihm noch zu. Da ertoente ploetzlich ein Aufschrei aus dem Gebuesch – “Fish On, a giant, help!”. Der spinnt doch, dachte wir erst noch aber als die Rufe andauerten, riss Alex mir den Kescher aus der Hand und kletterte durch das Gestruepp zu Alec. Bald hoerten wir auch Alex rufen “Oh my god, a monster!”. Ok, jetzt wurde ich auch neugierig und kletterte ebenfalls hinterher. Als ich auf dem hoechsten Stamm stand und hinunterblickte sah ich Alec mit vollgekruemmter Rute dastehen und Richtung eines Ast und Wurzelgewirres schauen und aufgeregt gestikulieren. Alex stand mit dem Kescher im Wasser und wusste nicht was er machen sollte. Zwischen all dem Holz war nur einen kleine Wasserflaeche von vielleicht 3x3m wo der Fluss tief und gruen unter die Baumstaemme trieb. Wie konnte man hier ueberhaupt angeln, dachte ich noch.


    Alec sah mich und zeigte auf einen versunkenen Baumstamm vor ihm im Wasser und meinte eine Riesenforelle hing an seinem Blinker und war in das Holz hineingestuermt. Jetzt sass sie fest. Alex rief aufgeregt, dass er sie saehe – sie waere riesig aber er kaeme nicht mit dem Kescher heran. Alec fragte was jetzt. Ja was jetzt? Was weiss ich? Ich dachte ans Aalangeln in Deutschland wo ich manchmal einen festgesetzten Aal wieder herausbekommen hatte indem ich die Schnur locker liess und wartete ob der Aal von sich aus wieder aus dem Versteck herauskam. Alec versuchte es. Und tatsaechlich, ploetzlich zog seine schlaffe Rute wieder krumm und ich sah ploetzlich einen grossen Schatten in der Gumpe herumsaussen. Alec und Alex schrien beide aufgeregt – der Fisch wollte weiter runter in noch dichteres Holz ziehen. Ich schrie nun auch “Ja keine Schnur geben, den musst Du jetzt mit Gewalt heranziehen bis Alex ihn keschern kann!” Alec hing sich voll rein und nun schaeumte und platschte es gewaltig vor den beiden und Alex schaufelte mit dem Kescher drauflos – und tatsaechlich sackte er den Fisch ein. Ein Freudenschrei der beiden ertoente und dann ein ehrfuerchtiges Staunen als sie ihre Beute im Kescher bestaunten. Ich hiess die beiden mir den vollen Kescher hochzureichen – ich wuerde ihn zum flachen Flussufer zu den anderen 3 tragen und dort warten bis die beiden aus dem Holzloch herausgeklettert waren. Als Alex mir den Kescher reichte und ich einen Blick hineinwarf, blieb auch mir die Spucke weg.


    Ich hatte nur 2 Mal in meinem Leben aehnlich grosse Wildforellen gesehen. Einmal am Nipigon River in Ontario mit einer aehnlich grossen Regenbogenforelle und einmal eine Kehlschnittforelle am Cameron Lake hier auf der Insel. Ansonsten kannte ich nur Steelheads in solchen Groessen. Als wir alle zusammen da waren, holte Alec den Fisch vorsichtig heraus. Makelos die Erscheinung, 60 cm lang und sicher mehrere Kilo schwer. Ein Traumfisch! In so einem kleinen Gewaesser! In so einer verrueckten Stelle! Was fuer ein Gluecksfang! Alec hatte den richtigen Flussriecher, auch wenn er im Meer heute nicht so toll abgeschnitten hatte, das hier war was ganz Besonderes. Und Alex, der blitzschnell mit dem Kescher in diese Gestruepp hinterhergeklettert war! Was fuer eine Anglerband habe ich da grossgezogen! Hut ab! Wir liessen den Fisch unbeschadet wieder frei und klatschten Alec gratulierend ab! Wir wanderten noch ein bisschen flussauf, konnten aber keinen Fisch mehr haken. Am naechsten Abend machten sich Alec, Alex und Ricardo nochmal auf und noch weiter oberhalb und Alec konnte noch eine dieser bezaubernden Fische fangen – eine Idee kleiner als die erste. Es war also wirklich kein Einzelfall. Das zweijahre alte Raetsel war geloest und Alec hatte einen Traumfisch gefangen.

  • Zitat von Argail

    Wow! ich finde es immer wieder klasse,dass du dich hinsetzt und solche Berichte in die Tasten hämmerst. Größten Respekt dafür und Petri Heil zu den geilen Fischen! :clap: :clap: :clap:


    Da bin ich ganz bei dir :clap:
    Wenn ich immer die traumhaft schöne Landschaft sehe bekomm ich Fernweh.

  • Vor allem die Abwechslung in dem Revier ist klasse. Nur blaue oder eingeschnittene Finger und Rutenbrüche müssen echt nicht sein :lol:

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  • Tag 3
    Der letzte unser 3 Angeltage stand an und es wurde klar, dass Wind und Wellengang auch heute kein Erbarmen haben wuerden. Die aelteren Jungs wollten wieder bei mir mitfahren weil sie vermuteten, dass nun wieder mein Boot heiss laufen wuerde und sie sich nicht wieder selber von der Action auswechseln wollten. Wir duesten wieder in aller Fruehe bis vor die offene Kueste. Es war heute nicht sonnig/windig sondern bedeckt und auch wenig Wind. Die See war aber noch von den vergangenen Tagen aufgewuehlt – es bedarf schon einer kleinen Weile Ruhe bis sich der grosse Pazifik beruhigt. Ich fuhr uns zu der ersten Bucht mit Sandstrand direkt hinter dem Leuchtturm. Hier drehte schon ein anderes Boot seine Runden. Ich liess die Jungs den Squidkoeder und Blinker sehr flach stellen und schleppte bis ganz dicht unter Land. Frueh morgens noch im Halbdunkeln ziehen die Lachse gerne sehr dicht am Land um zwischen Klippen und Pflanzen zu jagen. Bedecktes Wetter hilft oft um die gedimmten Lichtverhaeltnisse noch laenger herauszuzoegern und die morgendliche Beisszeit zu verlaengern.


    Die erste Runde passierte nichts aber ich sah eine Menge vielversprechende Signale auf dem Echolot. Bei der zweiten Runde ruckte die Blinkerrute los und loeste kurz Aufregung auf dem Boot aus aber Ricardo brachte nur einen kleinen Felsenbarsch ans Boot. Die Koeder waren in Grundnaehe – das passte. Da nun Alec an der Reihe war, legte sich Ricardo gleich mal unter Deck zum Schlafen. Ich zog die Schleife bis dicht an eine Felsinsel, die die Bucht zum Norden hin begrenzte. Hier war 20m tiefes Wasser bis dicht an den Felsen heran. Da musste doch ein Raeuber entlang ziehen, dachte ich. Es roch nach Fisch! Aber es tat sich nichts. Ich drehte gerade von der Klippe weg und der Boden fiel schon ab als ploetzlich die Squidrute hart anruckte, dann gleich ausloeste und wild zurueckgerissen wurde. Oh jaaaa! Alec sprang wie vom Stromschlag getroffen auf und riss die Rute an sich. Der hing!


    Und das es ein guter Fisch war wurde gleich klar als er mal eben so 50 m Schnur von der Rolle riss. Alec grinste von Ohr zu Ohr – auf diesen Moment hatte er seit 2 Tagen gewartet. In der Bucht waren wir etwas von dem Wellengang weiter draussen geschuetzt und so waren die Bedingungen fuer eine Grossfischlandung nicht schlecht. Das einzig andere Boot in unserer Bucht war gerade am anderen Buchtende und keine Gefahr fuer unseren Drill. 2, 3 gute Fluchten legte der Fisch hin und machte sich dadurch schoen muede. Alec fing die Fluchten gut ab und holte sich zwischendrin immer wieder ordentlich Schnur zurueck. Die grosse Frage war: “wie gross ist der Lachs?”. Wuerde er mehr als 23 Pfund haben? Wenn nicht, ging er auf jeden Fall wieder zurueck. Wir hatten genug Lachsfleisch auf Eis. Es ging nur noch um den Spass und den Titel. Zu gern haette Alec seinem Bruder den Titel noch am letzten Tag abgeknoepft. Ricardo wachte auf und kam heraus zum Helfen. Nach einer Weile brachte Alec den Fisch naeher ans Boot. Ich sah einen silbernen Schatten seitlich vom Boot – der war schoen aber keine 20. Schade.


    Der Fisch machte noch ein paar Kapriolen dicht am Boot, war aber insgesamt schon ausgedrillt. Ricardo sackte ihn bald mit dem Kescher ein. Ein kurzes Erinnerungsfoto und schon verschwand das Silberpaket wieder im Meer. Alec war zufrieden. Es war ein ordentlicher Fisch der gut gekaempft hatte. Seine Anglerehre war wiederhergestellt, wenn es auch nicht fuer den Titel gereicht hatte. Aber vielleicht kam ja noch mehr und noch Groesseres heute morgen! Wir wiederholten die Schleife. Allerdings aenderten sich die Bedingungen nun sehr schnell. Die Gezeiten drueckten nun eine ganze Menge Treibgut in die Bucht und besonders an die Stelle vor der faengigen Klippe. Es war super nervig und wir mussten alle paar Minuten die Leinen hochholen um Kraut abzupfluecken. Am Ende hatten wir die Koeder kaum noch im Wasser und wir brachen diese Strategie ab. Schade wirklich, denn ich bin mir sicher wir haetten noch ein oder zwei Lachse dort fangen koennen wenn wir die Stelle nur haetten ordentlich befischen koennen. Wir schleppten um die Felsinseln herum zu der zweiten kleinen Bucht, die schon so faengig gewesen war in den letzten beiden Tagen. Dort war Ian’s Boot unterwegs von denen wir noch gar nichts gehoert hatten. Auf dem Weg dahin hatten wir noch einen guten Biss den wir aber verpassten. Ein weiterer hing aber es war nur ein kleinerer Chinook.


    Dann schleppten wir eine Weile neben Ian entlang. Aber auf beiden Booten passierte nichts. Als ich mal eine besonders aggressive Passage an einer Klippe machte, ruckte die Squidrute los und etwas riss auch kraeftig zurueck. Bald kam ein kleinerer aber fuerchterlich aergerlicher Ling an die Oberflaeche den wir wieder unbeschadet abhakten. Ich wollte heute wenn ueberhaupt nur Butt mitnehmen. Da sich anscheinend heute keine hungrigen Lachse in dieser kleinen Bucht herumtrieben, beschloss ich nun einmal weiter rauszuschleppen. Hier bekamen wir nun wieder die volle Gewalt des Pazifiks zu spueren. Es war super ungemuetlich, besonders in die kurzfrequentigen Wellen hineinzufahren. Aber wir bekamen ploetzlich Leben in die Ruten. Ricardo und Alec fingen ein paar kleinere Chinooks und auch 1 oder 2 Cohos. Alles wurde wieder freigelassen aber die Jungs hatten Spass mit ein bisschen mehr Action. Ian funkte rueber, dass er mit den Juengeren die letzten 1-2 Stunden noch mal Pilken gehen wollte. Nun diskutierten wir auch. Pilken war immer ein Thema und die Chance auf einen kapitalen Ling bestand. Ich wollte noch Butt und hatte auch noch nicht ganz die Grosslachse abgeschrieben. Es waere nicht das erste Mal, dass ich noch in letzter Sekunde einen Cupgewinnerfisch gefunden haette.


    Wir beschlossen es weiter draussen auf Butt zu versuchen, beim Driften mit schwerem Geschuetz. Dafuer wollte ich ungefaehr die 70m Kontour erreichen. Wir holten alles rein und machten uns fertig fuer eine wirbelsaeulenschaedigende 30 minuetige Tour weiter raus. Es war wirklich kein Spass gegen diese Wellen anzufahren. Interessanterweise wurde das Wasser ruhiger je tiefer das Wasser wurde. Die Wellen tuermten sich wohl erst richtig auf als sie auf den ansteigenden Boden vor der Kueste trafen. Ich hielt bei ca. 60 m an, das musste reichen. Es waren hier einige Rinnen und Huegel auf dem Plotter zu sehen – eine typische Chicken Range – Jagdgruende der jugendlichen Heilbutte. Hier faengt man normalerweise kleinere Butt so um die 20 Pfund. Allerdings waren immer mal wieder Ausnahmen moeglich. Es bestand also eine reelle Chance Owen’s 23 Pfund Chinook hier zu toppen und obendrein noch meinen Buttbedarf in der Kueche zu decken. Die Angelbedingungen hier draussen waren gar nicht so uebel. Wir hatten eine 2-3 m hohe Duenung aber die kam hier mehr geordnet und regelmaessig von einer Richtung. Die Drift war perfekt etwa 1 km/h was es uns erlaubte das unbekannte Terrain abzuklopfen aber den Koeder immer sicher in Grundnaehe zu halten.


    Ich hatte eine Menge Flossen und Bachlappenreste der gestrig gefangenen Lachse also Koeder mit. So bestueckten wir zwei Buttruten und liessen die Koeder am 500 oder 1000g Blei runter. Und wir fanden wohl gleich eine gut bewohnte Strecke. Es kamen regelmaessig Bisse von Felsenbarschen und kleineren Lings. Auch ein grosser Dornhai sprang einmal an Alec’s Rute und liess uns fuer einen Moment auf Butt hoffen. Dann riss es wieder kraeftig an Ricardo’s Rute und er vermeldete die typischen Buttstoesse beim Drill. Tatsaechlich brachte er einen etwa 17 pfuendigen Butt hoch den ich liebend gerne in die Fischkiste packte. Die Hoffnung auf einen Cupgewinnerfisch wuchs. Die Jungs hatten das alles gut im Griff als wir so schaukelnd dahin drifteten und so legte ich mich mal ein bisschen auf’s Ohr. Nach vielleicht einer halben Stunde wurde ich von Laerm auf dem Deck geweckt. Alec lief aufgeregt herum und suchte etwas in allen Stauraeumen. Den Gimbalguerten fuer Ricardo, meinte er als ich fragte, Ricardo haette einen Monsterbutt am Haken. Waaassss? Ich schoss aus der Kajuette und da stand Ricardo mit der vollgespannten schweren Buttrute und verlor gerade ein Stueck Schnur an seinen Gegner. Er stoehnte und meinte das waere der groesste Fisch den er je am Haken gehabt hatte.


    Oh nein, sagte ich laut, wenn das stimmte dann waere der Fisch zu gross zum Behalten. 126 cm war dieses Jahr das Butt-Maximalmass. Aber fuer den Mones Cup muesste es doch trotzdem qualifizieren, diskutierten die beiden. Jetzt konnte Ricardo nicht mehr und uebergab die Rute an Alec. Auch der stoehnte bald. Was fuer ein Monster war das denn? Ich dachte an meinen 150 Pfund Butt in Port Hardy vor paar Jahren. Der war auch schwer und hartnaeckig gewesen, aber das hier? Der Fisch schien alle paar Sekunden mal nachzulassen und Alec konnte ein Stueck Schnur gewinnen aber dann kam der Konter und ein Stueck Schnur war wieder weg. Ich funkte Ian an und liess sie wissen, dass Owen’s Titel in Gefahr war. Da schnappte ploetzlich die Rute zurueck und Alec fiel fast rueckwaerts um. Wassss? Neiiin! Weg! Alec holte enttaeuscht hoch. Na da soll doch!? Das Blei am Seitenarm war abgerissen. Ich fragte die beiden ob das wirklich ein Fisch gewesen war oder ob es auch ein Haenger gewesen sein koennte. Hmm, beide waren sich nicht mehr so sicher. Aber es hatte doch Schnur genommen, meinte Alec. Ich wiess auf die 2-3m hohe Duenung. Das machte Sinn. Die beiden hatten minutenlang mit Vancouver Island gekaempft. Wir lachten und hatten einen Spass an allerlei weitergesponnenen Fantasien. Ich vermeldete “Abriss” ueber Funk zu Ian und hoerte noch im Hintergrund ein lautes Jubeln. Diese Bengel sollten sich mal noch nicht zu sicher fuehlen. Noch war alles drin!


    Wir konnten aber keine weiteren Butte erwischen und waren wohl inzwischen auch ueber Brachland denn die Bisse ebbten ab. Ich surfte uns zurueck vor die Kueste und dort schleppten wir die letzten 2 km mit den Wellen zurueck zum Leuchtturm. Hier kam wieder Leben in die Lachsruten und es bissen in Regelmaessigkeit wieder kleinere Chinooks bis vielleicht 8 Pfund und auch der eine oder andere Coho. Dann hatte Alec mal was Schwereres am Haken und brachte einen kleinen Butt hoch. Klasse der ging mit! Ricardo verpasste ein paar Bisse/Fische und hatte dann noch einen harten Biss der gleich etwas Schnur abriss. Vielleicht doch noch ein letzte-minute Grosslachs? Jetzt ging aber auch alles schief; der Fisch schwamm in die andere Schnur und verwickelte sich wild. Wir brauchten mehrere Minuten um das zu loesen, waehrend der Fisch noch weit draussen war. Ich war eigentlich sicher der Fisch waere nun laengst weg weil ich keinen Zug beim Enttueddeln gespuert hatte. Aber nein, die Rute war noch krumm aber keine Gegenwehr. So pumpte Ricardo das Etwas heran und siehe da ein schoener Butt von ca. 20 Pfund tauchte hinter dem Boot auf. Was?? Der Blinker war mindestens 10 m ueber Grund gelaufen – das war sehr ungewoehnlich. Aber der Blinkerhaken hing ganz knapp in der Lippe und als ich gerade das Gaff schwang, ruckte der Butt sich los und tauchte ab. Sch….! So knapp! Sehr schade.


    Die letzten Minuten verannen und wir packten am Leuchtturm ein. Es sollte nicht mehr gewesen sein. Die Jungs waren aber mit ihrem Schicksal versoehnt auch wenn der Stachel sass, dass die Juengeren dieses Mal eindeutig besser abgeschnitten hatten. Aber Alec hatte heute noch einen schoenen Lachs gefangen. Ricardo den besten Butt und beide hatten sich fuer paar Minuten als Faenger eines Monsterbuttes gewaehnt und Owen noch mal kurz um seinen Gewinn zittern lassen.


    Ich schnitt den beiden Butten noch die Filets von den Rippen und auch noch von einem mittleren Ling den Alex behalten hatte da er den Pilker voll inhaliert hatte. Alex hatte wohl wieder besonders erfolgreich gepilkert auf Ian’s Boot. Er und Ricardo waren die Ling Kings des Trips. Owen gewann die Trophaee knapp vor seinem Vater und Alec hatte seine Traumforellen gefangen. Man kann’s doch nicht besser arrangieren. Bei Abreise am Freitag waren Owen's und Ian's Fische immer noch in den Top 10 seit Resortoeffnung. Was allerdings noch nicht so lange her war und mit fortgeschrittener Saison werden die Lachse immer grosser werden und ihre Bestmarken werden bald verschwinden. Aber sie waren stolz auf ihre Faenge und das konnten sie auch sein! Nur ich hatte kaum eine Rute in der Hand gehabt. Aber das machte mir gar nichts! Meine Zeit kommt noch diesen Sommer.

  • Frisch von unserem Familientrip nach Campbell River zurueck, lass ich im lokalen Anglerforum, dass sich eine Menge Cohos vor Sooke herumtrieben. Da Chinookentnahme hier an der Suedinsel im Moment verboten ist, waren Cohos die einzige Chance auf ein fangfrisches Lachsgericht. Um diese Zeit sind die Cohos zwar noch nichts sehr gross (4-6 lbs), aber es waeren wohl eine gute Menge markierte Cohos (also aus Brutstation und damit zur Entnahme freigegeben) dabei. So eine Cohoangelei ist recht kurzweilig und genau das richtige fuer Kinder. So schlug ich meinem “Kleinen” vor, einen oder zwei seiner Freunde zu einer Lachsangeltour einzuladen. Es ging dann gestern 6:00 Uhr frueh los nach Sooke. Kaum Verkehr auf den Strassen und nach 45 min war das Boot im Wasser.


    Wir liessen noch die Krabbenfalle an meiner Lieblingsstelle ein und duesten dann vor den Sooke Hafenfjord. Dort empfing uns erstmal dichter und kuehler Nebel obwohl es auf dem Land warm und trocken war. Wir drehten dann unsere Runden mit 2 oder sogar 3 Ruten vor der Secretary Island Insel. Erst nachdem sich der Seenebel gegen 10:00 Uhr lichtete, konnten wir erkennen wieviele andere Boote heute ausser uns unterwegs waren. Jack, Alexanders Freund, staunte. Er hatte noch kaum Angelerfahrung – besonders nicht mit Lachszeug, aber unter Alex’ Anleitung lernte er schnell. Wir bekamen regelmaessig Bisse und die Jungs brachten einige Cohos oder kleine Chinooks ans Boot. Jack wollte gerne zwei Lachse mit nach Hause nehmen. Aber bis jetzt fingen die Jungs nur unmarkierte, wilde Cohos. Ueber Funk hoerten wir, dass auch andere Angler Schwierigkeiten hatten, markierte Cohos zu finden.


    Es war zwar keine Non-Stop Action, aber doch regelmaessig Bisse bis kurz nach dem Gezeitenwechsel. Nach 3 Stunden hatten wir dann wenigstens 2 etwa 4pfuendige Cohos in der Kiste auf Eis. So hatte Jack wenigstens was zum Vorweisen nach seiner ganzen Arbeit heute. Als wir wieder einmal vor der Insel eine aggressive Schleife drehten um vielleicht ein paar faule Lachse wachzuruetteln, zuckte die Squidrute los. Nun schon routiniert nahm Jack die Rute auf, ruckte an und im Nu wurde ihm die Rute horizontal gezogen. Aha, das war was Besseres! Ich half ihm die Rollenbremse etwas zu locker. Aber dann kam der Fisch heran. Nein doch nicht – jetzt wieder ein brachialer Ausreisser, der aber nach paar Metern wieder vorbei war. Komischer Kampf! Ich ermunterte Jack Schnur einzukurbeln wenn immer moeglich aber immer wieder auf eine ploetzliche Flucht gefasst zu sein. Wer weiss, was da am Haken hing. Dann durchbrach der Flasher die Oberflaeche ca. 20m hinter dem Boot. Das gab einen Ruck und Jacks’s Rute wurde momentan schlaff, was er als Fischverlust ansah. Nach ein-zwei leichten Kurbelumdrehungen winkte er enttaeuscht ab und wollte die Rute schon abstellen, als Alexander sie ihm abnahm und schnell einkurbelte.


    Und ploetzlich war die Rute wieder voll krumm und der Fisch noch da. Was es alles gibt! Alex gab Jack die Rute wieder zurueck und nun bekamen wir das erste Mal einen Blick auf den Fisch neben dem Boot. Mir fielen fast die Augen raus als ich einen riesigen blaeulichen Schatten in vielleicht 3 m Tiefe wahrnahm. “Ein richtig grosser Chinook!” warnte ich. Der war noch lange nicht fertig. Alex stellte den Kescher wieder weg. In dem Moment kam der Fisch an die Oberflaeche geschossen und sprang und waelzte sich. “Wow” “Coool” “Holy sh…t” endfuhr es den Jungs! Der war locker mitte 20 Pfund wenn nicht sogar deutlich mehr. Ich wollte gar nicht “Tyee” denken, obwohl es kurz durch meine Gedanken schoss. Mitnehmen durften wir den Fisch eh nicht, aber den mal kurz halten? Das waere mit Abstand Jack’s groesster Fisch jemals. Ich schaute bange auf das Herumtoben den Lachses und auf Jack’s angespanntes Gesicht. So einen Brocken und dazu noch so ein unberechenbarer Bursche der noch keine Energie in einer langen Flucht verbraucht hatte. Selbst ein erfahrener Lachsangler haette hier geschwitzt! Ich hoffte nur, das der Lachs jetzt endlich zu einer energieverbrauchenden Flucht ansetzte und dann etwas mueder ans Boot zurueckkam. Aber er tat mir nicht den Gefallen. Jack konnte ihn nun wieder neben das Boot zerren und er sass einen Moment still und schien Gefallen an unseren staunenden Gesichtern zu haben.


    Nun, vielleicht konnte ich ihn ja tatsaechlich schon keschern obwohl er noch ziemlich tief war und natuerlich noch topfit. Ich langte nach dem Kescher und als ich wieder ins Wasser schaute, sah ich ihn wie wild den Kopf hin und herschuetteln waehrend er sich wieder zurueckfallen liess. Das war gar nicht gut! Ich sprang ins Cockpit und stellte den Schleppmotor ganz auf Standgas und als ich mich wieder umdrehte, hoerte ich eingemeinsames “Ah, Oh” der beiden Jungs. “Was ist?” “Weg”, er hatte die Haken abgeschuettelt. Hach, das war schade, aber abzusehen bei solch einem gerissenen Vieh. Der war ja mit allen Wassern gewaschen gewesen. Wir haetten ihn gerne mal in der Hand gehalten. Nun ja. Jetzt hatten wir wenigstens ein Abenteuer zu erzaehlen. Das waere sicher der groesste Lachs bis jetzt dieses Jahr auf meinem Boot gewesen.


    Wir fingen noch ein paar weitere wilde Cohos und ein paar Shaker und gegen Mittag machten wir Schluss. Die Krabbenfalle hatte einige schoene Krabben fuer uns und so konnte Jack ein praechtiges Westcoast Dinner heimbringen und Alex und ich hatten auch je eine Krabbe zum Abendbrot. Es ist immer wieder schoen Neulinge und besonders Kinder ans Angeln heranzubringen und zu sehen, was fuer ein Spass Angeln sein kann. Und wenn man dann noch was Leckeres nach Hause bringen kann!?

  • Mein Freund Carl bearbeitete mich die ganze letzte Woche am Wochenende mit ihm nach Port Renfrew zu kommen. Dort hatte er letzten Herbst ein Wildnisgrundstueck gekauft und einen Campinganhaenger hingeschleppt um es als Familienwochenendspielplatz zu nutzen. Sein Boot, die Jalopy, hatte er seit kurzem nun auch in der nahen Marina liegen, wartend auf ein paar Westcoast-Erlebnistrips. Ich bin mit Port Renfrew immer ein bisschen skeptisch; es kann dort zauberhaft sein wenn das Wetter und vorallem der Wind mitspielt. Die wilde, unverbaute Westkueste mit der Duenung in die Felsen krachend kann atemberaubend sein, und manchmal ist auch das Angeln von einem anderen Stern. Dagegen steht allerdings, dass es selten windstill ist und Port Renfrew hat keine Inseln oder Fjorde in denen man sich vor Wind und Wellen verstecken kann. Die Duenung hat meinem Magen schon so manchen Inhalt gekostet. Ausserdem liegt dort im Sommer oft dichter Seenebel durch den es kuehl und feucht ist, waehrend an Land die Sonne brennt. Ausserdem sind die Traumfaenge auch nicht oft und berechenbar und im Durchschnitt habe ich im geschuetzten und nahen Sooke nicht schlechter gefangen; mal so ueber die Jahre gerechnet. Und letztlich ist Port Renfrew nur ueber eine schlechte Strasse nach 2h achsenbrechender Fahrt erreichbar. Das alles zusammen macht Port Renfrew fuer mich nur etwa einmal im Jahr interessant.


    Aber ich hatte am Samstag nichts Besseres zu tun, wollte schon gerne eine Lachstour machen, der Wind in Renfrew sah lau aus und ich wollte auch endlich mal Carl’s persoenliches Wildniscamp begutachten. So trafen wir uns Freitag bei Dunkelwerden in seinem Wald und er zeigte mir noch sein Lager. Ein kleiner Bach mit Lachsbrut (Coho) schlaengelte sich dort auch durch den Urwald. Ich hoffe Carl passt auf diesen wertvollen Schatz gut auf! Samstag morgen machten wir einen gemuetlichen Start und waren nicht vor 7:00 Uhr auf dem Wasser. Eine leichte Duenung kam in die Port Renfrew Bucht herein aber keine Windwellen. Als wir an der Buchteinfahrt ankamen, sahen wir dichten Nebel an den westlichen und ueblichen Angelstellen haengen. Auf der Ostseite schleppten ein paar Boote vor den Felsklippen – East Point – auch eine Stelle, die manchmal heiss sein kann. Hm, im Nebel weiter westlich friern oder hier in der Sonne ein paar Runden drehen? Wir endschieden uns fuer die faule Tour und fuhren die kurze Strecke zum East Point.


    Carl montierte einen Heringsblinker und ich ein weisses Squidimitat. Keine Koederfische heute. Carl zog die erste Schleife dicht vor den Klippen. Wir sahen gute Futterschwaerme am Echolot – da sollte doch was gehen heute! Da! Meine Rute ruckte zweimal hart an und ich sprang auf und schnappte mir die Rute. Ich ruckte hart an, konnte aber keinen Widerstand finden. Fehlbiss. Schnell liess ich das Geschirr wieder runter. Als wir an der letzten Felsklippe in ca. 20 m Wassertiefe vorbeikamen, sahen wir wieder Futterwolken und auch einzelne Sicheln am Schirm. Und da ruckte schon auch Carls Rute los. Carl sprang in seiner typischen Art wie ein Besessener, horizontal in der Luft liegend, zur Rute und zog an. Kleinlachs. Schnell abgehakt und weiterangeln. Waehrend die paar anderen Boot alle weiter in eine flache Bucht fuhren, drehten wir wieder um und konzentrierten unsere Muehe auf diese letzte Felsklippe. Da musste mehr gehen.


    Carls Blinker schien zu gefallen; er verbuchte noch einen Biss der leer ausging. Ich steuerte nun und beim erneuten Anlauf an die Felsklippe sprang Carl ploetzlich auf, halb ueber meine Beine stolpernd, flog er wieder zu seiner Rute hin. Ich sah noch wie diese wild nach hinten gerissen wurde. Das war kein Kleinfisch. Carl schnappte sich seine Rute und meinte gleich “Big boy”. Der Fisch riss gleich mal ein ordentliches Stueck Schnur ab. Das war nicht ganz ungefaehrlich denn wir waren nicht weit vom Felsen mit Krautguertel weg und hinter und vor uns waren Boote. Ich holte flugs meine Rute ein und beide Downrigger hoch und drehte dann auf den Fisch zu und verstellte ausserdem den Weg fuer das nachfolgende Boot um die ja nicht ueber unsere Schnur fahren zu lassen. Die merken ruckzuck was los war und machten einen weiten Bogen um uns herum.


    Carl hatte inzwischen Spass mit seinem Gegener der immer mal wieder ausriss und dann sich wieder Richtung Boot zerren liess. Carl war es ein bisschen bange wegen dem einen Schonhaken am Blinker aber bis jetzt machte der FIsch keine allzu verrueckten Kapriolen. Dann kam der fuer mich schoenste Moment; wenn man einen Grosslachs das erste Mal noch tief im klaren Wasser auftauchen sieht. Majestaetisch schwamm der Chinook dort mit dem Boot mit. Noch viel zu tief um ihn zu keschern. Er war keine 20 Pfund aber viel fehlte auch nicht. Ein schoener Bursche. Er ging nochmal rechts und links hin und her und wir waren froh, dass ich beide Bootsseiten von allen Hindernissen befreit hatte. Nach paar weiteren Minuten konnte Carl den Lachs zur Oberflaeche bringen und bevor er nun noch verrueckt spielen konnte, sackte ich ihn mit dem Kescher ein. Jawollll!


    Wir freuten uns beide ueber diesen schoenen Fang: 17.5 Pfund in etwa. Carl’s erster dieses Jahr. Nun, vielleicht ging noch mehr. Ich montierte nun auch einen etwas kleineren Blinker und hatte noch einen Biss der wieder nicht hing. Ich hatte wohl heute Pech am Haken? Aber dann schien wohl die Fruehstueckszeit der Lachse vorbei zu sein. Keine Bisse mehr, auch kein anderes Boot zeigte irgendwelche Lachs-Action an. Wir sahen aber immer noch das Futter und die Sicheln. Fisch war da, aber die frassen jetzt nicht mehr. Das war jetzt so eine typische Situation wo man entweder bleibt und weiterschleppt bis die Fische wieder Hunger kriegen, oder man sucht eine neue Stelle von der man noch nicht weiss ob Fische da sind. Manche Top-Guide schwoeren auf “Stick and stay and make them pay” aber ich kenne auch andere, die lieber herumsuchen. Wir beschlossen mal weiter draussen zu schauen ob sich auch Cohos herumtrieben.


    Wir kamen nun in den Nebel, wenn auch nicht sehr dicken. Wir fanden ein paar Kilometer draussen eine Gezeitenlinie mit Treibgut, was immer Lachse anlockt. Da setzten wir nun 3 Ruten ein. Ich fischte am tiefsten; um die 35 m tief. Ein anderes Boot war in der Naehe und so konnten wir sehen ob vielleicht etwas weiter drueben eine Schule herumzog. Hier draussen musste man die aktiven Lachsschulen finden und es gab keine Boden oder Uferstruktur an der man sich orientieren konnte. Nach einer halben Stunde bekam ich den ersten Biss. Der hing und fuehlte sich auch ordentlich an. Ich brachte einen brauchbaren Coho ans Boot. Ich konnte erst keine Fettflosse erkennen und wollte den Fisch schon ins Boot schwuppen als Carl rief “Wild one!”. Tatsaechlich, er war unmarkiert. Nun ja, ich hakte ihn ab und liess ihn frei. Hoffentlich kam noch mehr. Ich fing darauf noch einen untermassigen Chinook und Carl hatte noch 2-3 Bisse flacher, die aber alle nicht festhingen und verloren gingen. Der Nebel wurde dicker und es kam auch etwas Wind auf. Es war nun gegen Mittag und Carl schlug vor reinzufahren, im Pub Mittag zu essen und dann mal zu schauen wie sich das Wetter entwickelte. Ich war einverstanden.


    Zurueck an Land hatten wir eine erstklassige Mahlzeit im Pub – allerdings nach etwas Anstehen. Das “Mache Heimaturlaub in BC” Motto diesen Sommer fuer alle Einheimischen schien fuer einige Orte wie Port Renfrew zu funktionieren: die Restaurants und Cafes und vorallem die Campingplaetze waren rappelvoll. Als wir nach dem Mahl wieder zur Marina gingen, empfing uns nun dort schon dichter Nebel und eine gute Brise Wind von West. Wir beschlossen abzubrechen – keiner von uns hatte Lust uns nun gegen die Wellen wieder hinauszukaempfen und dort in der Nebelsuppe von den Wellen hin und hergerockt zu werden. So blieb es bei diesem etwas mageren Erfolg im Anbetracht der langen und beschwerlichen Anreise. Aber ich hatte den Trip dennoch genossen.

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