Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Nach einer kleinen gesundheitsbedingten Auszeit am Wasser gibt es endlich wieder was zu berichten. Am ersten Oktoberwochenende wollte ich noch einmal das Boot auf’s Meer schleppen denn die Berichte vom Cohofischen waren zu verlockend. Trotz einiger ergiebiger Regenfaelle trieben sich naemlich noch einige Cohoschwaerme vor dem Sooke Hafenfjord herum und warteten auf eine bessere Gelegenheit um in die lokalen Baeche und Fluesse zu ziehen. Einige der Cohoschwaerme waren sicher auch Populationen von Fluessen auf dem Festland, die hier nur so spaet noch vorbeiziehen. Ab 1.10. konnte man nun auch einen wilden (unmarkierten) Coho pro Lizenz pro Tag behalten. Und so schnappte ich mir meinen “Kleinen” und hoffte auf viel Spass mit den Silberraketen.


    Wir schleppten 3-4 Stunden immer zwischen Beechey Head und Secretary Island weit draussen umher. Es waren noch einige andere Boote unterwegs aber weit draussen verteilten sich die paar Boote und es war ein sehr entspanntes Angeln. Wir versuchten verschiedene Tiefen mit unseren Coho-Lieblingskoedern ab und fanden zuerst Kontakt zwischen 20m und 30m. Es war kein grosses Beissfest aber alle 30 oder 40 Minute rappelte es mal an der Rute. Leider waren die Cohos keine sehr Grossen; so um die 6 Pfund herum. Wir liessen die ersten wieder frei – egal ob markiert oder nicht. Ich wollte nur einen zum Abendbrot mitnehmen – der sollte aber ueber 10 Pfund sein.


    Ich zog uns noch weiter raus in der Hoffnung dass in der Mitte der JdF Strasse vielleicht ein Schwarm an Cohomonstern unterwegs war. Dort bekamen wir nun ploetzlich Bisse an der dritten Rute, die nur eine kleine Tauchscheibe mit einem grossen Apex dran hatte. Die Bisse kamen hart und brutal aber viele gingen uns im Drill verloren. Es machte aber einen Riesenspass, die Lachse so ohne Downrigger und Flasher beissen zu haben und drillen zu koennen. Einer der zwei Cohos die wie landen konnten, war durch’s Auge gehakt und obwohl auch der nicht viel mehr als 6-7 Pfund hatte, kam der zu Verwertungszwecken ins Boot.


    Dann schleppte ich mit der Flutstroemung schon Richtung Heimatmarina. Als wir wieder dichter unter Land waren, kamen ploetzlich einige Bisse an der 15m tiefen Rute. Die Cohos waren aber wirklich ueberall und nirgens heute, dachte ich. Man musste staendig neu probieren. Ploetzlich riss es wieder hart an dieser Blinkerrute und als Alex die Rute in der Hand hatte, lief sogar Schnur von der Rolle. Aha, entweder ein starker Coho oder vielleicht ein spaeter Chinook? Alex gab sich Muehe und hatte den Fisch schoen unter Kontrolle bis dicht an’s Boot. Aber dann drehte der Bursche den Turbo an und kam 2-3 Male voll aus dem Wasser katapultiert. Klare Sache, ein Coho, und ein Prachtstueck dazu! Der war locker ueber 10 Pfund und sicherlich der groesste dieser Gattung dieses Jahr auf meinem Boot. Ich machte gerade den Kescher klar und hoerte dabei ein Seufzen von Alex – ich schaute hoch und sah die schlappe Rute. Fisch weg! Ahhh, so ein Mist! Vielleicht haette ich ihn ja sowieso wieder freigelassen aber ein Foto haetten wir beide gerne gehabt. Nun ja. Wir erwischten noch einen kleineren am selben Blinker aber sonst war es das gewesen. War nicht gerade heiss aber auch nicht langweilig gewesen. Und Angeln ist immer ein guter Zeitvertreib!

  • Fuer meine Jungs beginnt nun eine der schoensten Zeiten im Angeljahr – wenn die Lachse in den Fluessen sind. Wir haben hier auf der Sued-Insel leider nicht viele beangelbare Lachsfluesse aber der Sooke River ist einer der diesen Spass zulaesst. Alles nur Catch & Release und nur mit der Fliege – aber meinen Jungs ist das egal. So waren wir letztes Wochenende gleich zweimal am Fluss: Samstag und Montag (Feiertag). Ich komme immer gerne mit; allerdings mehr um mich an der Begeisterung der Jungs zu freuen als das selber so ueberschwenglich zu geniessen. Es macht mir schon auch Spass an der Fliegenrute diese zaehnestarrenden Kraftpakete von manchmal ueber 20 Pfund zu drillen. Allerdings nach 3 oder 4 Drills bin ich kaputt und ausgeangelt. Dann beobachte ich lieber die Lachse bei ihrem Laichakt, oder suche interessiert nach Raubforellen, die versuchen die Lachsweibchen zu rammen um die Eiablage fruehzeitig auszuloesen. Oder schaue ob ein Baer auf Lachsfang unterwegs ist. Oder wie sich die Raubvoegel um Lachskadaver balgen. Oder schmeisse Steine auf freche Robben die sich bis hier, einige Kilometer stromauf von der Muendung, bis an die Laichbetten der Lachse vorgearbeitet haben um hier nun ein Schlachtfest zu veranstalten.


    Ich muss die Lachse hier im Suesswasser nicht mehr unbedingt beangeln. Sollen die mal ihr Ding jetzt machen und eifrig fuer einen gesunden Nachwuchs sorgen. Wenn ich meine Angel hier schwinge, bin ich stets bemueht einen der wenigen echten Beisser zu erwischen. Foul-gehakte Lachse interessieren mich nicht und ich versuche dann so schnell wie moeglich den Haken herauszureissen. Es ist auch eine geraetezerstoerende Anstrengung mit der Fliegenrute einen im Schwanz gehakten Lachs gegen die starke Stroemung an’s Ufer zu zerren. Die Jungs sind da nicht so zimperlich und nehmen auch gerne den einen oder anderen foul-gehakten Lachs in Kauf; und feuern sich dann noch gegenseitig an wenn ein fettes Maennchen sie den halben Fluss hinunterschleppt; aehnlich der Szene im Film “Aus der Mitte entspringt ein Fluss” wo Brad Pitt halb schwimmend seiner Riesenforelle hinterherjagt. Es ist Action pur und die Jungs sind kaum zu bremsen. Allerdings hatten auch sie nach 3h gestern genug. Jeder hatte wohl ein halbes Dutzend Lachse gelandet und nochmal soviel verloren.


    Es waren alles Chum – Hundslachse. Einmal dachte ich einen Coho gehakt zu haben denn es schimmerte nach dem Biss mehr roetlich auf, aber der Fisch kam los und ich konnte keinen guten Blick darauf gewinnen. Die Chinooks waren nach den ersten Regenfaellen im September schon viel weiter oben im System. Wir hatten einen relativ nassen Sommer und schon ungewoehnlich frueh im September ergiebige Regenfaelle. Nach den Chinook im September, kamen jetzt die Chum und die Cohos in den Fluss. Die Cohos beissen noch ganz gut auf allerlei Koeder wenn sie frisch aufgestiegen sind. Chum beissen hin und wieder noch – mehr aus aggressivem Verhalten um bei der Paarbildung oder beim Laichbettenbau nicht gestoert zu werden. Daher funktionieren oft sehr grosse, buschige und knallbunte Fliegen fuer die Chum. Trick ist ein extrem schnell sinkendes Vorfach zu benutzen. Kommt die Fliege in der Stroemung nicht in Grundnaehe, ist es fast hoffnungslos.

  • Ein schöner Bericht,danke dafür. :clap: Aber Lachse "foul" zu haken und sich dann auch noch drüber freuen....ich denke,da musst du deinen Jungs nochmal was über Respekt vor dem Fisch erzählen. Über die Fischerei auf den Laichbetten kann man geteilter Meinung sein, ich würde da wohl auch eher nur Zuschauer sein wenn ich ohnehin im Meer auf Küchenlachse angeln kann. Aber jeder nach seiner Facon....

  • Ist ja nicht so, dass sie es mit Absicht machen. Aber beim Fischen auf solche dichten Schwaerme ist das nicht immer ganz zu vermeiden. Ist ja beim Pilken in Norwegen auch nicht anders; da haengt auch mal der eine oder andere Dorsch quer am Drilling. Die Jungs nehmen es wenn es passiert als eine extra Herausforderung so einen Gewaltdrill zu bestehen. Ich habe daran weniger Spass und versuche das Ganze schnell zu beenden. Aber da kommen eben ein paar Jaehrchen extra Reife zur Geltung. lol

  • Ich musste mich bis zum 28.12. gedulden, bis ich mal wieder auf’s Wasser kam. Dabei hatte ich schon ein paar Tage vor Weihnachten frei gehabt und gehofft da ein paar Touren, egal ob Suess- oder Salzwasser, hinzukriegen. Aber erst kam eine Schippe Schnee vor Weihnachten und dann kam Wind und Regen. Am 28.12. war dann endlich wenig Wind und die Himmelsschleusen blieben zu.


    Mein Freund Dave hatte von seiner Mutter eine nagelneue Downriggerrute und eine schicke Islander Rolle zu Weihnachten bekommen. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass Dave derartig brav gewesen war um das zu verdienen, aber manchmal muss man eben auch Schwein haben. Er war also total heiss das neue Geraet gleich mal auszuprobieren und hoffentlich auch gleich zu entschneidern.


    Ich holte ihn um 9:00 Uhr morgens ab und wir fuhren zur Cheanuh Marina in East Sooke. Wir hatten gute Berichte von der Whirl Bay gehoert – viele kleinere Winterlachse. Vielleicht fanden sich ja auch einige groessere. Wir staunten beide wie sich die kleine Indianersiedlung um die Marina seit dem Sommer entwickelt hatte. Etliche neue Haeuser waren wie Pilze aus dem Boden geschossen und leuchteten in vielen knalligen Farben an diesem grauen Tag. Erinnerte mich etwas an die farbigen Fischerhaeuser in Norwegen. Gefaellt mir gut!


    Es waren schon eine Vielzahl an leeren Anhaengern auf dem Parkplatz; schien was los zu sein heute. Wahrscheinlich waren ueber die Feiertage viele Angler wie ich rammdoesig geworden; viele Freizeitmoeglichkeiten hat man ja nicht unter den Coronabeschraenkungen. So wartete jeder ungeduldig auf eine Moeglichkeit die oede Hausroutine mit einem Bootstrip aufzulockern. Als wir nach 10 Minuten in der Whirl Bay ankamen, staunten wir nicht schlecht: statt der normalen 3-4 Boote waren dort schon locker 20 Boote unterwegs. Die meisten schleppten auf Lachs, aber wir sahen auch 2 oder 3 die auf Butt vor Anker lagen und mindestens ein Boot das zum Pilken dicht an den Klippen driftete. Ob wohl genug Fische fuer alle heute da waren?


    Wir setzten 2 Blinker in den Downriggern ein und liessen bis zum Grund ab. Ich versuchte es zunaechst an der 45m Kontour waehrend die meisten Bootee in klein wenig tiefer schleppten. Schon beim Ruten fertigmachen beobachteten wir 2 Boote mit krummen Ruten. Schienen aber klein zu sein. Ich hatte schon nach 30 Sekunden den ersten Biss und brachte einen kleinen Chinook von vielleicht 40 cm hoch. Schnell im Wasser abgehakt. Als ich meinen Blinker wieder am Grund hatte, ich fuehlte das Downriggerblei auf dem Boden aufschlagen, ruckelte meine Rute wieder los. Schon wieder? Rute raus, Anschlag, leichter Widerstand. Wieder so ein Bursche, vielleicht 5 cm laenger. Freigelassen. 45 cm ist zwar Mindestmass fuer Chinook aber mein persoenliches ist min. 50 cm. Nach weiteren 5 Minuten brachte ich den dritte Kleinlachs hoch und Dave hatte noch keinen Anfasser gehabt. Ich wusste was jetzt kommen wuerde. Dave schuettelte nur seinen Kopf, inspizierte mein Geraet kurz aber genau als ich wieder einliess und hatte paar Minuten spaeter eine exakte Kopie meines Geraetes an seiner Rute.


    Und jetzt ging’s abwechselnd an beiden Ruten im 10 Minutentakt. Wenn einmal eine Rute fuer laenger als 10 Minuten ruhig blieb, holten wir misstrauisch ein und fast jedes Mal hing tatsaechlich ein Mini-Ling oder ein Mini-Sablefish dran. Letztere faengt man eigentlich selten hier in der Juan de Fuca Strasse und wenn dann nur die Jungfische. Die grossen Exemplare ziehen normalerweise in 1000 m Tiefe weit draussen im Pazific und sind Ziel einer kommerziellen Fangflotte. Die ausgewachsenen Sablefish Exemplare werden so um die 1.5m gross. Die hier waren 30 cm und man merkte die Bisse nichtmal an den Ruten. Nach 2-3 Stunden waren wir erschoepft vom staendigen hoch und runter. Die Lachse waren alle zwischen 40 und reichlich 50 cm. Ueber Funk hoerten wir von einem 8 Pfuender den ein Angler gefunden hatte. Wir alle hofften, wenigstens einen oder zwei dieser Klasse zu finden. Aber wir verloren so langsam die Hoffnung und freundeten uns mit der Idee an paar der 50cm Klasse mitzunehmen. Dave hatte den ersten ueber 50 dran aber der schwamm in mein Downriggerkabel rein und schaffte es so den Haken noch vor dem Kescher loszuwerden.


    Dann hatte ich mal einen dran, der sich ein bisschen sportlicher benahm. Zum Schnur abziehen reichte es noch nicht aber immerhin zog er stur hin und her und schuettelte ordentlich seinen Kopf. Der Haken hing nahe am Auge – sowieso ein guter Kandidat zum Mitnehmen. Vielleicht 52 cm und reichlich 4 Pfund. Naja, heute muessen wir eben kleine Broetchen backen! Der ging mit.


    Dicht am Church Rock Riff brachte dann Dave einen um die 50 zu Tage. Ging auch mit. Dann schleppten wir am Church Rock vorbei zu den Bedford Islands. Vielleicht gab es hier zwar weniger aber dafuer groessere Lachse. Die Bissquote liess nun nach. Nach einer halben Stunde, schon hinter den Bedfords, hatte Dave dann einen Biss im Mittelwasser ueber 70m Wassertiefe. Der schien etwas mehr Rabbatz zu machen aber stieg unterwegs leider aus. Als ich mal wieder vorsichthalber meinen Koeder kontrollieren wollte, stieg bei mir ein Fisch beim Hochholen ein. Der war auch so um die 50 und ich packte ihn zu meinem anderen Lachs in der Kiste. Somit hatte ich eine schoene Rutsche fuer die Raeuchertonne zusammen. Wir schleppten nun den restlichen Weg nach Hause. Unterwegs fingen wir noch weitere Arten wie Mini Cohos, einen Greenling und Dave noch einen Felsenbarsch. Als er diesen an der Oberflaeche ans Boot zog, kam ein Adler von einer naheliegenden Klippe und stuerzte sich auf den Fisch. Nur mit wilden Gebruell und Gestik konnte Dave den Adler noch gerade rechtzeitig vor dem Zugreifen abhalten sonst haette er wie vor Jahren schon einmal einen Adler im Flug gedrillt.


    In der 40-45m tiefen Rinne direkt vor der Marina schleppten noch 2 weitere Boote und so liessen wir die Ruten wirklich bis fast for the Dock drin. Wir bekamen wieder eine Anzahl Bisse aber auch hier war die Durchschnittsgroesse der Winterlachse nicht groesser als zuvor. Die kleinen Kerle schienen ueberall zu sein. Moege das im Sommer mit den grossen Burschen auch so sein! Dave fand tatsaechlich in letzter Minute auch noch seinen zweiten Lachs von 50cm und so machten wir mit unserem Tageslimit von 4 Chinooks Schluss. Durch den hoeheren Fettgehalt des Lachsfleisches im Winter sind die Winterlachse eine besondere Delikatesse und wir freuten uns trotz der Kleine ueber etwas Ertrag.


    Es war fantastisch mal wieder draussen auf dem Meer gewesen zu sein. Hatte richtig Spass gemacht; wir hatten locker 20 Lachse gelandet und einige noch verloren. Und wegen mangelnder Artenvielfalt kann man auch nicht mecker – lass mal zaehlen: Chinook, Coho, Ling, Sablefish, Greenling, Felsenbarsch – 6 verschiedene Arten! Leider alles nur die Kinderstube. Aber das gibt Hoffnung fuer die Zukunft! Frohes und gesundes Neues, Euch allen!

  • Gestern hatte ich mal wieder so eine Eingebung und ich bin froh, dass ich darauf gehoert habe. Ich war erst gar nicht so motiviert am Samstag Morgen das Boot und Geraet zu einer Winterlachstour fertig zu machen; die Coronamassnahmen, eine harte Arbeitswoche, gesundheitliche Problemchen und vielerlei haeusliche Verpflichtungen hatten mein Motivationsreservoir erschoepft. Aber es sollte der einzige windstille Wochenendtag werden, dazu noch sonnig und warm bevor die naechste Kaltfront hereinkam. Und mein Sohn Alexander hatte auch Lust und so liess ich mich ueberreden. Gott sei Dank!


    Da ich im Winter nicht so haeufig auf’s Meer rauskomme, sind einige Bootsteile und Angelgeraetschaften winterfest im Haus oder Schuppen verstaut. Und so dauerte es bis fast 11:00 Uhr bis wir das Boot im Schlepptau auf dem Highway nach Sooke unterwegs waren. Ich hatte mir East Sooke als Ziel herausgesucht – meiner Eingebung nach, dass vielleicht ein paar Lachsschulen direkt vor der Cheanuh Marina entlang zogen. Als wir das Boot wasserten, fragte ich noch den Hafenmeister nach den letzten Fangberichten und ob was direkt vor der Tuer ginge. Er hatte mehr Berichte von den weiteren Stellen wie Whirl Bay und Beechey Head gehoert. Ich wollte es dennoch erst direkt vor der Marina versuchen. Wenn da nichts ging, konnten wir immer noch weiter fahren. Es waren einige leere Bootsanhaenger auf dem Partkplatz; es mussten also mindestens ein Dutzend Boote auf dem Wasser sein. Bei dem Wetter verstaendlich. Bei strahlendem Sonnenschein und zweistelligen Temperaturen warfen wir nur kurz den grossen Motor an und waren in nichtmal 5 Minuten an der etwa 40m tiefen Rinne vor der Marina.


    Hier hatte ich schon in der Vergangenheit ein paar erfolgreiche Winterlachstouren gemacht – meist als Notloesung wenn er draussen auf der offenen JdF Strait zu windig war. Es musste sich also hier und dann einmal gutes Futter in dieser RInne sammeln um die Winterlachse anzuziehen. Komischerweise habe ich in all den Jahren noch kaum von Fangerfolgen im Sommer gehoert. Es versuchte aber auch kaum einer. Vielleicht war Futterfisch im Sommer hier in dieser Bucht, so dicht unter Land, noch seltener als im Winter. Aber komisch ist das schon.


    Als wir am Anfang der tiefen Rinne ankamen, waren da schon zwei Angelkayaks am Pilken. Bei den sommerlichen und windstillen Voraussetzungen heute kein Wunder. Wir schnappten uns zwei Flasher und zwei kleine, schlanke Blinker und liessen beide Koeder bis zum Grund. 7,5cm Blinker in Glow-Gruen Farben gehen immer im Winter. Beide Blinker ruckelten ueber Grund. Nach vielleicht 3 MInuten ruckte Alex’ Rute los. Das ging ja schnell! Als ich Alex beim Drill zusah, kam nun auch Leben in meine Rute. Rute raus, anrucken zum Ausloesen, straff kurbeln und nochmal anrucken zum Hakensetzen – auch bei mir blieb was haengen. Meiner war nur ein Shaker von vielleicht 40cm. Alex’ Fisch brauchte etwas laenger bis zum Boot. Ich dachte erst weil Alex eben viel schwaecher ist als ich aber es stellte sich heraus, dass sein Fisch eine Idee groesser war als meiner. Als er ihn neben dem Boot hatte, begutachteten wir ihn beide. Hm, der ist wohl ueber 50cm, mein selbstgesetztes Mindestmass. Ich dachte an eine volle Raeuchertonne und entschied schnell, dass der mitging. Damit war ein Anfang gemacht.


    WIr hatten unsere Ruten gerade wieder eingebracht und uns hingesetzt und angefangen die letzten Bundesligaergebnisse zu beurteilen, da ruckelte Alex’ Rute wieder los. Diesmal nur ein Kleiner. Das Echolot zeigte vielversprechende Futterwolken und auch Fischsicheln am Boden. Hier war heute Leben. Aber waren auch ein paar ordentliche Kaliber da? Es ging jetzt Biss auf Biss. Wir hatten auch einige Doppeldrills. Die meisten Lachse waren zwischen 30 und knapp 50 cm. Alex hakte dann einen der die Rute recht kraeftig krumm zog und tief blieb; haeufig ein Zeichen eines besseren Fisches. Leider vorlor er den Fisch. Wie auch einige kleinere danach. Tadelnd sprang ich zu meiner ruckenden Rute und zeigte ihm wie es geht. Der fuehlte sich ein bisschen besser an und tatsaechlich kam bald ein 56 cm Lachs an die Oberflaeche. Alex kescherte ihn expertenmaessig. Na also, geht doch! Der hatte schon knapp 5 Pfund. Am anderen Ende der Rinne lag eine Felsinsel und daneben fiel die Wassertiefe dann schnell auf 70-80m Tiefe zur offenen Becher Bay hin ab. Dort drehte ich eine weite 180 Grad Kurve um die Rinne wieder andersherum abzuschleppen. Auch hier verzeichneten wir wieder ein paar Bisse. Wir kamen gar nicht dazu unsere Mittagsbrote hinterzuschlingen da alle paar Minuten ein Biss kam.


    Wir waren auch ueberrascht wie kraeftig manchmal die Kleinen bissen; einige schafften es sogar die Schnur aus dem Clip zu zerren. Wir landeten wieder ein paar bis 50 cm und verloren ein paar. Aber klar war, unsere Taktik stimmte. Wir kamen hin und wieder dicht an den beiden Kayaks vorbei und tauschten Berichte aus. Sie hatten auch den einen oder anderen Biss oder Kleinlachs aber unsere Methode schien viel faengiger zu sein. Dann loeste meine Rute wieder direkt aus und die Rute begann wild zu wippen. Das muss doch groesser sein. Und tatsaechlich hatte ich 2 oder 3 Mal das Gefuehl, dass dieser Lachs hier Schnur nehmen wollte. Als der FIsch an die Oberflaeche kam, schlug er wild um sich und wir konnten erkennen, dass das wohl unserer bester Fisch bisher heute war. Ich zerrte ihn zum Boot und Alex hatte ihn beim 2. Kescherversuch im Netz. “Nicht schlecht, die Fische werden groesser!”, sagte ich. Der hatte 62 cm und hatte reichlich 5 Pfund. Damit hatten wir nur noch einen Platz auf unseren beiden Lizenzen. Der letzte sollte groesser sein – mindestens 7 Pfund, beschlossen wir. Wir fuhren die vielleicht 500m lange RInne noch einmal hoch und runter und fingen wieder bestimmte 5 oder 6 Lachse. Wir hatten beide noch den einen oder anderen schon ueber 50 cm aber eben noch nicht an der 7 Pfundmarke.


    Wir genossen diese action-reiche Fischerei auch wenn es nur Kleinlachse waren. Sie bissen teilweise hart wie ein Grosser und kaempften wild um ihre Freiheit. Wir hakten alle Lachse noch im Wasser mit der Zange ab um keinen Schaden bei den vielen Releasen zu machen. Alle saussten unbeschadet wieder in die Tiefe. Das Wasser war eiskalt und mit Sauerstoff gesaettigt. Wir warfen unsere Jacken in der Kajuete und liessen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Die Olympic Mountains auf der anderen Seite brachen auch gerade durch die Wolken und Nebel auf der US Seite der JdF Strait. Herrlich! . Am tiefen Ende der Rinne machte ich gerade wieder die Kehrwende als meine Rute losruckte. Ich war sofort da und ruckte dagegen. Wieder ein beherzter Widerstand. Da sah ich auch Alex’s Rute in Bewegung treten und rief Alex hinzu. Seine Rute war gut krumm aber er konnte nicht viel Gegenwehr verspueren und kurbelte langsam dagegen. Ich brachte nun einen weitere Chinook so um die 60cm zum Boot und dachte das wird nun doch unser Letzter und danach machen wir eben Schluss. Es schien ja kaum groessere Lachse zu geben, aber der hier macht die Raeuchertonne dann auch voll.


    Aber ich wartete noch bis Alex’s Fisch sich zeigte. Der kam naemlich gerade an die Oberflaeche. Bis jetzt hatte er der Fisch nur still dagegengehalten aber jetzt tobte er an der Oberflaeche. Ha, der koennte tatsaechlich groesser sein als meiner! Und so hielt ich meinen Lachs noch an der Leine im Wasser neben dem Boot bis wir Gewissheit hatten. Als Alex seinen Fisch endlich das erste Mal neben dem Boot hatte, schauten wir beide aufmerksam hin. Der war definitiv der Groesste heute und damit auch groesser as meiner am Blinker. So liess ich meinen wieder frei und im selben Moment sah ich , wie Alex seinen FIsch selber in den Kescher schaufelte. Er warf ihn vor unsere Fuesse und sagte: “Da hast Du Deinen 7 Pfuender!”. 66 cm und knapp 7 Pfund stellten sich nachher heraus. Na das war ja nochmal ein Glueck zu allerletzt. Da haette ich mich schon ein bisschen geaergert wenn ich meinen schon behalten haette und wir Alex’s Fisch wieder haetten schwimmen lassen muessen.


    Wir schleppten dann noch das kurze Stueck zurueck bis vor die Marina und hatten nochmal 2 Bisse, wovon ein Shaker noch bis an das Boot kam. Dann machten wir Schluss. Wir hatten in 2,5h vielleicht 20 Lachse gefangen und 4 zwischen 4 und 7 Pfund behalten. Fast einen Sonnenbrand riskiert, nichts verloren und viel Spass zu zweit gehabt. Und bis auf die 2 Kayaker hatten wir die Stelle fuer uns alleine gehabt. Ein toller Winter-Samstag.

  • Hier mal eine Gelegenheit von meinen letzten Angelversuchen zu berichten. Waren keine ueberwaeltigenden Erlebnisse; nichtsdestotrotz ist es immer schoen mal an oder auf das Wasser zu kommen. Die Forellensaison ist im vollen Schwung und es rappelt an den lokalen Seen. Ich war paar Mal mit dem Belly Boot auf einem der Seen und habe mit der Fliegenrute auch ordentlich gefangen. In 2-3 Stunden sind jetzt immer 5-20 Forellen drin. Macht viel Spass an der Fliegenrute, besonders wenn man flach oder direkt an der Oberflaeche fischt. Einmal durchbrach eine stattliche Forelle vielleicht 20m hinter meinem Boot die Oberflaeche und schnellte sich bestimmt 1,5m aus dem Wasser. Wow, dachte ich und erst dann riss es ploetzlich an meiner Rute. Das war ja mein Fisch! Er machte eine lange Flucht und und ich fuehlte wildes Kopfschuetteln und dann war der Widerstand weg. Bruch des 2kg Vorfaches, leider. Das waere meine groesste Forelle dieses Jahr bisher geworden. Sonst fing ich alles nur so Portionsforellen zwischen 30 und 40 cm. The big one gets away – wie immer! Jetzt wo das Seewasser immer waermer wird, sind meine Jungs und deren Freunde auch oefter auf Schwarzbarsch unterwegs gewesen, auch mit gutem Erfolg wie ich hoere. Aber wohl noch keine richtigen Klopper von 4 Pfund und mehr. Kommt noch.


    Ich hatte es Anfang Maerz auch einmal auf Heilbutt vor Victoria probiert. Ein schoener ruhiger Fruehlingstag mit brauchbaren Gezeiten. Und ich war weiss Gott nicht der Einzige an dem Tag. Aber die Butte hatten wohl keine Lust. Nach 4 Stunden hatte ich nur einen Hering an eine Seekatze (Rat Fish) verfuettert. Die Seekatze hatte zwei Eierkapseln an einem durchsichtigen aber sehr dauerhaften Faden haengen. Das sah sehr komisch aber auch interessant aus. Haette ich ein Salzwasseraquarium zuhause gehabt, haette ich die beiden Eier gerne mitgenommen und mal versucht sie auszubrueten. Die Eier hielten an dem Faden richtig fest, sogar als ich den Fisch aus dem Wasser hob um den Haken zu entfernen, und als die Seekatze wieder wegschwamm, zog sie fein ihre Kinderstube hinter sich her. Was es alles gibt! Zurueck an der Marina erfuhr ich, dass an diesem Tag auf 20 Booten nur ein Butt gefangen worden war. Autsch!


    Letzten Samstag hatten beide meiner Jungs arbeits-und schulfrei und beiden hatten Lust auf Meeresangeln. Es wurde ein herrlicher Fruehsommertag in East Sooke auf der Juan de Fuca Strasse. Wir kamen nicht sehr frueh an der Cheanuh Marina an und der Morgelnebel wurde gerade von der Sonne verdraengt. Wir schleppten erst auf Lachs in der Rinne direkt vor der Marina wo wir im Winter schon mal gute Erfolge hatten. Wir hatten einige der Top Guides neben uns – nicht weil diese Rinne eine so heisse Angelstelle ist, sondern weil es im Moment hier in der Gegend die einzige Stelle ist, an der man einen gefangenen Chinook behalten kann. Ueberall sonst nur Catch & Release. Muss was damit zu tun haben, dass der lokale Indianerstamm die Cheanuh Marina fuehrt und ohne jegliche Lachsentnahme um den finanziellen Umsatz fuerchtet. Es ist schon traurig wie sehr die einst ganzjaehrige und fantastische Lachsangelei in BC mittlerweile eingeschraenkt ist. Teils wegen einbrechender Lachsbestaende aber auch wegen teuflischen politischen Spielchen. Wer weiss ob wir in einigen Jahren ueberhaupt noch Lachse beangeln koennen. Wer das nochmal erleben moechte, sollte nach Ablauf der Coronabeschraenkungen ganz schnell noch mal planen – ich kann da gerne helfen um sicherzustellen, dass man nicht in einer geschlossenen Zone/Zeit landet.


    Wir drehten ein paar Runden in dem kleinen Fanggebiet und Alex hatte tatsaechlich bald einen Biss und brachte einen kleinen aber Keeper Chinook ans Boot. Vielleicht 5 Pfund. Alex fand es waere eine Schande um diese Jahreszeit so einen kleinen Chinook zu behalten und liess ihn wieder frei. Na, ob das nicht vielleicht unsere einzige Chance heute war, einen Lachs mit nach Hause zu nehmen? Es tat sich danach nichts mehr an den Lachsruten. Ich sah auch keine Action auf den Guidebooten und so duesten wir nach einer Stunde weiter nach Westen zur Trap Shack Bucht. War natuerlich nur C&R Fischen hier aber wir wollten mal sehen, ob schon paar grosse Brocken da waren und wir vielleicht ein oder zwei aufregende Drills erleben konnten. Wir schleppten kreuz und quer umher und hatten auch ein paar ordentliche Bisse aber irgendwie blieb nie was haengen. Ich laesterte, dass die Jungs wohl gar kein Gespuer mehr fuer’s Angeln haetten! Sie fingen dann noch 2 kleine untermassige Lachse und jedes Mal wenn die Koeder in Bodennaehe kamen, eine der vielen Grundfischarten. Aber insgesamt war die Lachsangelei an diesem Tag muehsam und zaehe. Am 13:00 Uhr liess die harte Ebbstroemung nach und ich setzte das Boot vor ein paar Klippen und Untiefen damit die Jungs mal beim Pilken ihr Glueck versuchen konnten. Bald waren die Rute auch krumm. Alex fing einen gerade untermassigen Ling nach dem anderen als gaebe es nichts anderes da unten. Ricardo brachte auch mal Felsenbarsche, Schollen oder Seeskorpione hoch. Und dann ploetzlich war bei ihm die Rute richtig krumm. Eine Sekunde dachte er an einen Haenger aber dann wippte die Rute schwer und es nahm Schnur.


    Wir warteten gespannt was Ricardo da Zentimeter um Zentimeter hochbrachte. Zweimal zog der Fisch nochmal zum Grund und ich hoffte laut auf einen Heilbutt. Aber der Fang entpuppte sich als ein ordentlicher Ling, der nicht ganz sauber gehakt war und daher schwerer gewirkt hatte. Trotzdem ein feiner Fang! Um 14:00 Uhr machten wir Schluss, die Flutstroemung war nun schon so hart, dass man ueber die Untiefen nur so darueberhinweg flog und die Haengerquote sich drastisch erhoehte.


    War ein herrlicher Tag auf dem Wasser mit meinen Jungs. Wenn die Lachse kooperiert haetten, waere es perfekt gewesen. Aber wir hatten viel Spass miteinander gehabt und freuten uns schon auf diverse Angeltouren diesen Sommer; zu Kuestenabschnitten, die auch noch Lachsentnahme erlaubten. Noch.

  • 28.6.2021; Nootka Sound - Tag 1


    So, endlich kann ich mal wieder von einem Angelabenteuer berichten. Ende Juni ist immer die Zeit wenn ich mit meinen Jungs einen Angeltrip mache. EIn paar Jahre lang waren wir immer zum Nootka Sound an der Westkueste der Insel gefahren. Die Berichte sind hier alle eingestellt. Apropo, mir wird gerade bewusst, dass es mein 10 jaehriges Jubilaeum ist, seitdem ich Berichte hier veroeffentliche. EIne ganz schoen lange Zeit aber es macht mir immer noch Spass und ich lese selber manchmal meine alten Berichte. Es ist wie ein schoenes Familien-Fotoalbum.


    Jedenfalls waren eigentlich fuer letztes und auch dieses Jahr andere Angelziele geplant gewesen, wie zum Beispiel an einen der vielen Hechtseen in Saskatchewan oestlich der Rockies zu fahren. Oder an den gewaltigen Columbia River am Westhang der Rockies. Oder einen der vielen Seen im Inneren BCs um Forellen und Suesswasserlachse zu angeln. Corona hat durch alle diese Ideen einen Strich gemacht und wir hatten beschlossen, lieber nochmal auf der Insel zu bleiben. Bis vor kurzem durften wir naemlich nichtmal die Insel verlassen. So hatte ich uns wieder eine Ferienwohnung im Moutcha Bay Resort am Nootka Sound gebucht. Die ersten 2 Tage nur meine 2 Jungs und ich und dann noch zwei Tage an denen unser gemeinsamer Angelfreund Alec zu uns stiess. Fuer die letzte Nacht hatte ich uns eine der Jurten gebucht; in denen hatten wir noch nie gewohnt – sind auch sauteuer aber fuer eine Nacht zum ausprobieren wollte ich es uns mal goennen. War klasse; ein Schlafraum under dem Dach im 2. Geschoss – direkt unter einem Dachfenster mit herrlichem Sternenausblick schlafen, dann war unten noch ein geraeumiges Schlafzimmer mit 2 Betten und im Kreis anschliessend ein grosszuegiges Bad und eine grosses Wohnzimmer-Kueche-Kombination. Im Wohnzimmer war noch eine Couch die man haette ausziehen koennen. Also maximal 6 Leute koennten hier schlafen. Aussen zum Meer eine grosse Terasse mit tollem Blick auf die Marina und umliegenden Berge. Klasse!


    Auf der Fahrt zum Zielort schauten wir oefter auf die aktuellen Wind- und Wetterberichte. Wir hatten eine enorme Hitzewelle hier in BC und auch auf der sonst gemaessigten Insel hatten wir einige Tage mit 36 oder gar 37 Grad. Beim Fahren stoerte uns das nicht, der Klimanlage im Auto dank, aber im Resort wuerde es kein AC geben. Noch wichtiger fuer uns war aber was dieses Hitze-Hoch mit dem Wind machen wuerde. Die letzten 2 Trips nach Nootka waren sehr windig gewesen und hatten das Angeln sehr erschwert. Die Lachse waren so frueh im Jahr noch nicht im Fjord sondern frassen sich noch vor der offenen Kueste die Baeuche voll. Oder es waren Lachsstaemme die eh nicht lokal waren sondern nur auf ihrem langen Weg zu den suedlichen Lachsfluessen an der Fjordmuendung vorbei kamen. Aber alle brauchbaren Wind Apps widersprachen sich und so mussten wir einfach anwarten was auf uns zukam.


    Wir slippten MaxWaldi am Ende der Asphaltstrasse in Gold River und ich fuhr das Boot die 45 Minuten nach Moutcha Bay waehrend die Jungs (beide haben ja nun einen Fuehrerschein) das Auto ueber die Schotterpiste mitnahmen. Den leeren Anhaenger liess ich in Gold River auf einem gesicherten Parkplatz der zur Slipanlage gehoert. Die Bootsfahrt durch die verzweigte Fjordwelt zwischen den Bergen war ein Genuss bei der Hitze. Es war auch kaum Wind so dass das Wasser wie ein Ententeich war. Das mussten wir heute Abend gleich noch fuer einen Abendangeltrip ausnutzen. Am Resort bezogen wir schnell unsere Unterkunft und regelten den Bootsstellplatz in der halbleeren Marina. Immer noch ohne internationale Gaeste ging das Geschaeft wohl nur schleppend. Dann duesten wir das erste Mal vor die Kueste. War auch so 45 Minuten bei schneller Fahrt. Spritsparen tut man nicht wenn man in Moutcha Bay sein Lager hat. Es ist das einzige landbasierte Resort oder Unterkunft im suedlichen Teil vom Nootka Sound. Alle anderen Resorts sind nur per Boot oder Wasserflugzeug zu erreichen – aber dafuer teilweise viel dichter an der Aussenkueste als Moutcha Bay, was ganz tief hinten im Fjord liegt. Vor dem Leuchtturm Friendly Cove angekommen, oeffnete sich uns der Blick auf den offenen Pazifik. Und die Bedingungen waren gut heute Abend; die See ruhiger als wir sie hier schon seit Jahren gesehen hatten. Na dann mal los.


    Die Jungs kannten mittlerweile jeden noetigen Handgriff um das Schleppgeschirr fertig zu machen und so waren 2 Ruten innerhalb von 5 Minuten im Wasser. Mehr als 2 Ruten wuerden wir normalerweise nicht fischen. Den 3. Downrigger hatte ich mehr als Ersatz am Boot oder fuer eine 3. Rute wenn das Meer ganz ruhig war und die Fische zickig. Wir hofften auf schnelle Action. Und es zuppelte auch bald los an beiden Ruten. Egal ob Blinker oder Squidimitat, kleine Chinooks waren hungrig unterwegs und hielten uns auf Trab. Wir versuchten bald im flacheren Wasser den Kleinlachsen zu entkommen; ohne Erfolg und dann hinter ein paar Felsbrocken im Tieferen. Hier zog ploetzlich die Blinkerrute ab und loeste auch gleich aus. Ricardo sprang schnell hin und schlug an. Die Rute zog sich krumm und ich hoerte die Rolle losrattern. Aha, ein richtiger Fisch! Ricardo hatte sichtlich Spass daran mal wieder einen ordentlichen Lachs zu drillen. Lang war’s her. Er hatte es aber nicht verlernt und nach 2 -3 Fluchten brachte er den Fisch dann langsam zum Boot.


    Wir wollten diesmal ordentlich Fisch mitnehmen, da die Fangbeschraenkungen im Sueden der Insel bisher dieses Jahr kaum Lachsentnahme erlaubten und es war ungewiss ob wir ueberhaupt diesen Sommer Lachse entnehmen duerfen im Sueden. Hier an der Westkueste waren die Entnahmebestimmungen noch grosszuegig. So war uns noch ein bisschen bange als Ricardo’s Lachs noch wild neben dem Boot herumtobte und partout unter das Boot und durch die Motoren wollte. Ricardo dirigierte den Fisch aber fein weg und ich drehte das Boot entsprechend so dass Alexander dann bald einen 12-13 Pfuender einsacken konnte. Feine Sache! Wir klatschten uns ab und freuten uns ueber den ersten guten Nootkafisch. Ich drehte eine weitere Schleife ueber die Fangstelle und diesmal kam Leben in die Squidrute. Jetzt sprang ich auf und hatte einen sportlichen Fisch am Band. Herrlich, dieses wilde Ziehen am anderen Ende. Wie ich das vermisst hatte. Der Lachs war aber nicht so sehr gross und bald hatte ich ihn am Boot und wieder liess sich Alexander nicht zweimal bitten und hievte den zweiten Chinook ins Boot. Der war nur so 8-9 Pfund aber ich war gluecklich mit dem Fang. So kann’s weitergehen und dann kommt auch irgendwann ein richtig Grosser!


    Es ging aber nicht so weiter. Die Bisse kamen jetzt nur noch hin und wieder von den kleinen Shakern. So schleppte ich uns weiter ins tiefere Wasser. Hier war eine Kante wo der Boden von 30 auf ueber 70 m abstuerzte. Hier konnte man immer einen Lachsschwarm erwarten. Ich fuhr uns parallel zur Kante in 30-40m Tiefe entlang. Den Squidkoeder zogen wir direkt am Boden entlang um vielleicht auch einen Butt abzufassen. Letztes Jahr hatten wir so 3 kleinere Heilbutte erwischt. Die Blinkerrute lief auf 20m im Mittelwasser und sollte Coho oder Chinook abfassen. Alexander bemerkte ploetzlich wie die Bodenrute komische Rucke anzeigte, die wohl nicht nur vom Bodenkontakt stammten. Er schlug an und loeste die Schnur zo aus dem Clip. Aber nichts. Er kurbelte schon ein um den Koeder zu kontrollieren und ploetzlich rief er “Fish on!”. Ha, da war was beim Herankurbeln eingestiegen. Und es musste etwas Grosses sein denn die Rute war maechtig krumm und Alex hatte Muehe ueberhaupt Schnur zu gewinnen. Aber Schnur nehmen wollte der Fisch auch nicht. Hm. Kein Chinook, soviel war uns klar. Vielleicht ein Butt der dem Koeder vom Boden gefolgt war und dann erst im Mittelwasser zugegriffen hatte? Wahrscheinlich.


    Aber als das Etwas die Wasseroberflaeche durchbrach, wurde uns klar was passiert war: ein guter Coho war eingestiegen, hatte den Haken aber nicht im Maul sondern im Nacken. So wurde der Drill zu einem Kraftakt fuer Alex. Ich war mir nicht ganz sicher ob man hier auch unmarkierte Cohos behalten darf. Als ich die Fettflosse sah, holte ich mir die Schnur und zog den Fisch zum Boot und hakte ihn einfach ab. War ein schoener vielleicht 6-7 Pfund Coho – gross fuer diese Jahreszeit – aber ich wollte erst noch im Resort nachfragen was es mit der Cohoentnahme auf sich hatte. Natuerlich stellte sich spaeter heraus, dass man einen unmarkierten pro Tag mitnehmen darf von maximal 2 Cohos total pro Tag. Naja, ein Opfer fuer die Lachsgoetter. Da kommen hoffentlich in den naechten Tagen noch mehr Cohos, dachten wir.


    Mehr konnten wir an diesem ersten Abend nicht fangen und bald machten wir uns in der Abendstimmung nach Hause. Die Fahrt brachte eine wohlige Kuehle inmitten dieses heissen Abends. In unserer Unterkunft stand die Luft und es war schwer bei der Hitze und der Vorfreude auf den morgigen Tag einzuschlafen!



  • 29.6.2021; Nootka Sound – Tag 2


    5:30 Uhr raus aus den Federn, fruehstuecken, Mittagssnacks und viel Fluessigkeit einpacken, nochmal den Pott besuchen, die Kuehlakkus mitnehmen und dann nichts wie zum Boot. Kurz vor 7 kamen wir vor dem Leuchtturm an. Es war etwas schuckelig aber machbar. Alexander hatte vorsichtshalber eine Reisetablette eingenommen und schlief nun die ersten Stunden wie im Koma. So hatten Ricardo und ich die Deckwache. Wir angelten wieder mit dem Squidkoeder und einem schlanken Sandaal-Blinker.


    Wir schleppten den ganzen Kuestenabschnitt zwischen Leuchtturm und Maquinna Point ab. Da! Es riss ploetzlich hart an der Blinkerrute und ich war diesmal schneller dran als Ricardo. Ich ruckte an und fuehlte schweren Widerstand – der Fisch stand einen Augenblick total still, dann kam ein Ruck und…. die Schnur wurde schlaff. Mist! Das war nichts Kleines gewesen. Etwas spaeter ruckte es hart an der Squidrute und sie loeste aus aber nichts hing mehr dran als Ricardo Fuehlung aufnahm. Das gibt es doch nicht! Die spielten nur mit unseren Koedern. Dann wurde es ganz ruhig und wir zogen Schleife um Schleife um die Felsinseln, an denen sich die Brandung brach. Ausser Kleinlachs konnten wir aber nichts mehr ueberlisten. Wir gingen tief in unsere Koederboxen aber es schien nicht an der Praesentation zu liegen. Entweder waren keine groesseren Lachse mehr da oder sie frassen einfach nicht. Es blieb bei dem kurzen Beissfenster ganz am Anfang. Manchmal hat man nur eine oder zwei Chancen. Als Alexander dann endlich munter wurde, war er wohl froh, dass er nichts weiter verpasst hatte. Es ging schon gegen Mittag zu und der Wind frischte auch auf. Ich schlug vor an den Inseln und Kanten vor der Fjordmuendung pilken zu gehen. Einstimmig angenommen. Vielleicht hatten die Lings, Felsenbarsche und vielleicht auch Butte Hunger.


    Wir hatten ueber die Jahre schon so ein paar Hot Spots fuer Grundfisch im GPS eingespeichert. Die klapperten wir zuerst ab. Ricardo hatte den ersten schweren Biss und seine Pilkrute war fast rund. Der Fisch nahm in den ersten Sekunden kraeftig Schnur und Ricardo musste schwer dagegen halten um ihn nicht in eine Hoehle oder Klippe entkommen zu lassen. Das sah sehr nach Ling Cod aus. Dann pumpte er den Fisch Stueck fuer Stueck hoch. Ein feiner, vielleicht 10-12 Pfund Ling kam an’s Boot heran. Alex wartete schon mit dem Gaff – eine seiner Lieblingsbeschaeftigungen – Lings durch den Schaedel gaffen. Er schwang das Gaff schon zum Schlag da waelzte sich der Ling nochmal und kam vom Haken los und tauchte auch sofort ganz knapp ausserhalb Alex’s Reichweite ab. So dicht dran gewesen! Nun ja.


    Der Wind wurde dann auch hier staerker und die Drift zu schnell fuer vernueftiges Pilken. Das kostete uns schon einige Pilker und ich beschloss das hier abzubrechen. Ich studierte den Kartenplotter genau – alle unseren ueblichen Stellen waeren aehnlich dem Wind ausgesetzt. Ich begann nach neuen vielversprechenden Stellen zu suchen. Erst nur mit der einfachen Kontourkarte. Darauf sah die Fjordmuendung ueberall recht langweilig sandig/kiesig aus mit keinen herausstehenden Untiefen oder Strukturen und so. Dann aktivierte ich mal die detaillierte Tiefenkarte und zoomte in einige Gegenden hinein. Und tatsaechlich fand ich da auf der anderen Fjordseite vor einer kleinen Bucht einen Unterwasserberg der von 30 m auf 25 m hochkam. Keine grosse Sache aber einen Versuch wert. Und vorallem war diese Stelle etwas vor dem Wind geschuetzt.


    Da der Untergrund eher sandig/kiesig war, konnte ich mir auch Butte hier vorstellen obwohl die Stelle fuer meinen Buttgeschmack etwas flach war. Einfach mal probieren, dachten wir. Ricardo blieb bei seinem Pilker und hing nur ein kleines Lachsstueckchen an den Drilling dazu. Fuer Alexander montierte ich eine richtige Heilbuttmontage mit einer ganze Makrele als Koeder. Dann fuhr ich uns direkt auf den Gipfel des Berges und die Jungs liessen dort ein. Von dort trieben wir zuegig aber fischbar ins Tiefere. Ricardo’s Rute hatte den ersten Biss – ein Ruck – etwas blieb haengen. Konnte aber nicht sehr gross sein. Nach einer Minute kam eine schoene Scholle hoch. Na so ein Kaliber lohnt sich schon zum Mitnehmen! Wenn vielleicht noch ein oder 2 von der Sorte dazukaemen? Ricardo liess wieder ein und war kaum am Boden da war seine Rute wieder krumm. Und diesmal richtig! Der nahm sogar ein Stueck Schnur obwohl Ricardo die Bremse ziemlich hart eingestellt hatte. Vielleicht ein Butt? Wir warteten gespannt; Alex schon wieder mit dem Gaff in der Hand.


    Tatsaechlich! Ein kleinerer Butt tauchte auf. Der durfte natuerlich mit – auf Butt war unsere Kueche ganz scharf und nach einer duerftigen Fruehlingssaison bei uns in Victoria war jeder Butt ein guter Butt! Wir freuten uns und ich setzte das Boot gleich wieder zum Driftanfang um. Und nun ging es munter weiter. Alexander hatte kurz was Schweres am Haken, verlor aber Kontakt nach einigen Sekunden. Ricardo’s Rute war bald wieder bis zum Griff gebogen – dieses Mal kam ein Rochen hoch. Die Jungs befuehlten und bestaunten diesen Fang eine Weile. Dann durfte ich mal ran und hatte wieder eine schoene Scholle am Band. Die durfte auch mit. Dann stoehnte Ricardo ploetzlich auf – wow, der Fisch riss eine Menge Schnur von der Stationaerrolle. Es wurde ein Drill auf Biegen und Brechen aber nach etlichen Minuten bekamen wir einen grossen Umriss im Wasser zu sehen. Alex war schon wieder heiss auf’s Gaffen. Ein schoener Butt kam heran und Alex nagelte ihm das Gaff in den Schaedel und hievte ihn mit Muehe ins Boot. Hier tobte er nun wild umher und wir mussten uns vorsehen da er noch den Drilling halb aus dem Maul heraushaengen hatte. Blut und Schleim spritzte ueberall ins Boot und ich aergerte mich, dass ich nicht die Harpune benutzt hatte und den Butt ausserhalb des Bootes versorgt hatte, bis er bootsfaehig war. Zu spaet jetzt – das wuerde mich einige Stunden reinigen kosten. Aber trotzdem ueberwog die Freude ueber einen schoenen 25 pfuendigen Butt.


    Wer haette das gedacht von dieser unauffaelligen Stelle!? Wir bekamen noch einen Rochen an die Rute und dann wurde die Drift auch hier zu schnell um die Koeder noch vernuenftig am Boden zu halten. Da wir heute Abend noch eine Sonnenuntergangtour zum Conuma River machen wollten, packten wir heute etwas frueher ein. Auf dem Heimweg hielt ich noch an einer Pilkstelle an und die Jungs liessen nochmal ein. Hier fanden wir Felsenbarsche in allen Groessen. Einen grossen Kupferbarsch nahmen wir noch mit. Ricardo fing mal wieder den Exoten – einen vielleicht 10 cm winzigen Seeskorpion an einem 20cm Pilker. So was von gefraessig!


    Nach dem Filetieren und Verpacken des Fisches, und nach dem Abendbrot fuhren wir die 10 Minuten zu unseren bekannten Angelstellen am Conuma. Hier hatten wir schon Traumforellen gefangen. Ich hatte den ersten Nachlaeufer aber Ricardo fing ihn paar Minuten spaeter. Der Junge war in Hochform dieses Jahr! Eine herrliche 40 cm lange Regenbogner. Ging vorsichtig wieder zurueck. Er fing noch eine etwas kleinere an dem Abend. Ich blieb leider Schneider, genoss aber die herrliche und auch kuehle Abendstimmung am Fluss. Morgen wuerde unser Freund Alec dabei sein und der wusste genau wo die grossen Forellen stehen.


  • 30.6.2021; Nootka Sound – Tag 3


    Alec war um Mitternacht zu uns gestossen. Ich war schon tief am schlafen und hatte von seiner Ankunft nichts mehr mitgekriegt. Nach Deutschlands mickrigem Abgang bei der EM hatte ich mich schnell verkruemelt. Die Wecker holten uns 5:30 Uhr aus den Federn. Die Windvorhersage war nicht schlecht – auch wenn es nicht windstill warden sollte. Frueh war es moistens am besten; ab Mittag musste man immer mit einer Brise aus Westen von Japan her rechnen. Bald waren wir wieder unterwegs und fuhren durch die weitverzweigte Fjordwelt. Eine herrliche Welt – nur von einigen Lachsfarmen gestoert. Aber die sollen wohl auch bald einpacken muessen.


    Vor dem Leuchturm war es schon etwas schaukelig aber machbar. Wieder hatten wir unsere beiden gaengigen Koeder montiert und eingesetzt. Ich drehte eine Rund ganz agressiv im Flachen am Strand entlang. Hier war viel Futter zu finden; das Wasser “kochte” stellenweise vor kleinen Fischchen. Aber grosse Jaeger schienen hier nicht unterwegs zu sein. Und dann kam eine Schwimmkrautzone von der Flut hereingetrieben und wir mussten im Minutentakt die Schnuere reinigen. Ging nicht mehr zu angeln hier, und so fuhr ich uns weiter hinaus. Schade eigentlich, bei so viel Futter war es doch nur eine Frage der Zeit bis die Raeuber auftauchten.


    Alexander war schon wieder am Schlafen unter Deck. Alec und Ricardo wechselten sich an den Rute ab die hin und wieder mal durch Kleinlachse in Bewegung kamen. Ploetzlich schnappte die Squidrute zurueck … eine Sekunde waren wir nicht sicher ob es nur die Schnur aus dem Clip herausgezogen hatte, durch Kraut oder Quallen vielleicht, aber dann spannte sich die Schnur schnell und riss die Rutenspitze ins Wasser. Oha, das war ein richtiger Fisch! Endlich!


    Ricardo war an der Reihe und begann einen aufregenden Drill. Waehrend der Lachs eine Menge Schnur von der Rolle riss, raeumten Alec und ich die 2. Rute und die Downrigger aus dem Weg. Ricardo gewann mal etwas Schnur aber sofort verlor er auch wieder eine Menge. Der Fisch war richtig widerspenstig und der Wellengang machte den Drill noch komplizierter. Ich half mit dem Schleppmotor immer mal nach um die Schnur straff zu halten wenn der Lachs auf’s Boot zugeschossen kam. Nach einer Weile sahen wir die Schwanzflosse hinter dem Flasher auftauchen. Nicht schlecht! Kein Riese aber wahrscheinlich der groesste Lachs bisher. Wir hatten ja wieder die Mones Cup Trophaee zu vergeben fuer den schwersten Fisch am Ende des Trips. Das koennte die Fuehrung sein fuer Ricardo (die Fische von den Tagen zuvor zaehlten nicht weil ja Alec noch nicht dabei gewesen war). Immer wieder buechste der Lachs kurz hinter oder neben dem Boot aus und Ricardo musste schnell reagieren. Aber dann fuehrte er den Lachs souveraen in den Kescher. Na also, geht doch! Der war schon knapp 15 Pfund.


    Von dem Erfolg angespornt zogen wir weite Kreise um die Fangstelle. Aber jetzt kam wieder nur Kleinlachs. Nach einiger Zeit schlug ich ploetzlich vor einzupacken und die 10km bis zum Bajo Reef zu fahren. Da wollten wir schon immermal hin aber die letzten Jahre war es immer zu rauh dafuer gewesen. Heute traute ich es mir zu. Keine Einwaende. Alex schlief noch. Und so donnerte ich gegen die Wellen hinaus. Im Nachhinein eine dumme Entscheidung. Ich haette mir denken koennen, dass sich am Reef die Wellen noch hoeher tuermen wuerden wenn der Suedwestwind das Wasser vom Tiefen auf das teilweise nur paar Meter tiefe Riff schob. Nach 30 Minuten kamen wir an und es war eine Waschmachine im Schleudergang; 3-5 m Duenung und noch 1m Windwellen von kreuz und quer. Alex und mir wurde es auch balb uebel und wir konnten gar nicht angeln. Ricardo und Alec versuchten es zumindest aber es schien selbst den Fischen zu rauh zu sein. So packten wir bald, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, ein und surften mit den Wellen zurueck zur Kueste. Ein Seeotter sah uns verbluefft an als ob er sagen wollte: “Was macht ihr Verrueckten denn hier draussen!?”.


    Zurueck am Fjordeingang stiegen wir zum Pilken um. Natuerlich steuerte ich unseren neuen Hot Spot an. In der Gegend war auch schon ein anderes Boot am Pilken, aber nichht genau an unserem Berg. Gut so! Alex war jetzt auch mit dabei. Die Pilker wurden wieder mit einem Fischfetzen garniert. Ricardo benutzte einen neuen Koeder der wie ein kleiner Oktopus aussah. Dann ging es los. Und es dauerte nicht lange bis Alec einen harten Biss vermeldete. Er meinte es waere Zeit mal wieder einen Butt zu fangen da es etwa 5 Jahre her war seit seinem Letzten. Zu seinem Leidwesen stieg dieser Fisch bald wieder aus. Alex brachte wieder eine schoene Scholle, die ich gerne mitnahm. Dann jauchzte Alec wieder auf als seine Rute brutal nach unten gerissen wurde. Das musste ein Butt sein. Wir feuerten ihn an und tatsaechlich brachte er bald einen vielleicht 12 pfuendigen Butt herauf. Ich liess Alex dieses Mal an der Harpune ueben um den Fisch aussen am Boot schlachten zu koennen. Ging alles glatt und Alec hatte mal wieder einen Butt gefangen!


    Wir waren inzwischen ins Tiefe abgetrieben und so setzte ich das Boot wieder um. Kurz nach Bodenkontakt meldete Alex einen Biss und schweren Fisch. Noch ein Butt? Aber der Fisch zeigte nicht die wilden Hammerschlaege eines Buttes; ich vermutete einen Rochen… und sollte Recht behalten. Da war ja eine regelrechte Plattfischparade da unten! Ein paar verpasste Bisse liessen und noch hoffen, dass mindestend noch ein hungriger Grossfisch da unten lauerte. Bei einer erneuten Drift ging dann Ricardo’s Rute in die Knie und er war am Fisch. Ich sah die Rutenspitze paar Mal kraeftig wippen und der Fisch nahm auch Schnur. Das musste wieder ein Butt sein. Alex stand schon mit der Harpune bereit da vermeldete Alec einen Biss und “Fish on”. Gibt’s ja gar nicht! Aber eins nach dem anderen!


    Ricardo pumpte seinen Fisch hoch – jawoll, ein guter vielleicht 20 Pfuender – Alex hatte das Harpunieren nun auch drauf. Waehrend ich den Butt versorgte und vertaeute, gab uns Alec einen Update: er hatte wieder einen Rochen. Verrueckt. Als alles versorgt und der Rochen wieder abgehakt war setzte ich erneut um. Diese Drift blieb ohne Biss. Jetzt war der Berg wohl leergefischt? Ich schlug vor noch zwei Lingstellen zu probieren. Alle nickten zufrieden. An einer der aeusseren Inseln gab es einen fast senkrechte Felskante mit einer felsigen Sohle in ca. 40m Tiefe. Textbook Ling Cod Stelle. Hier hatten wir vor einem Jahr schon einige zaehnestarrende Monster hochgeholt und einige auch wieder freigelassen. Es muesste also was gehen. Es war aber auch eine pilkerfressende Stelle wenn man nicht voll konzentriert dabei war. Alex liess seinen Pilker eine Sekunde zu lange am Boden liegen und hing fest. Waehrend ich mich damit beschaeftigte rief Alec ploetzlich “auch Haenger, oder? Nee, Fisch!” Etwas sehr kraeftiges zog ihm fast die Rute aus der Hand und er fummelte schnell die Bremse etwas lockerer.


    Ricardo holte seine Schnur vorsichtshalber schnell rein damit der nicht den beiden in die Quere kam. Alex versuchte immer noch seinen Pilker loszureissen und ich konnte nicht viel helfen weil ich nicht ueber Alec’s Fisch fahren wollte. Der zog naemlich immer noch mit seinem Nootka-Monster hin und her. Dann ploetzlich ein: “Ahhhhhhhh” von Alec – sein Fisch war ploetzlich weg. Mist. Den haette ich gerne mal gesehen. Alex Pilker kam aber leider auch nicht mehr an’s Sonnenlicht. Ich beschloss noch mal eine andere, weniger gefaehrliche Stelle anzufahren. Hier war es 70 m tief und wir erwarteten Lings und Red Snapper, welche jetzt geschuetzt und wieder freigelassen werden mussten. Und tatsaechlich brachten Alec und Ricardo beide je einen halbwuechsigen Snapper hoch. Diese grell-orangenen Barsche, einem Rotbarsch sehr aehnlich, sehen immer wieder cool aus. Leider bekommt ihnen der Druckunterschied nicht sehr gut. Ich kurbelte beide mit dem Release-Geschirr wieder runter um deren Barotrauma rueckgaengig zu machen. Das sie nicht wieder an der Oberflaeche auftauchten, nahm ich mal als gutes Zeichen, dass dieses Freilasskonzept funktioniert hat.


    Dann stoehnte ploetzlich Alec auf: “Haenger!”. Keine 3 Sekunden konnten wir einen harten Schlag in der vollgespannten Pilkrute bemerken und der “Boden” fing ploetzlich an sich zu bewegen. Aha! Jetzt ging ein Tanz los! Der Fisch ging auf einen unaufhaltbare Fluch und Alec hielt mit aller Kraft an der Rute fest. Dann stoppte der Fisch und Alec schien ein paar Meter zu gewinnen. Dann riss es die Rutenspitze tief ins Wasser und der Fisch dueste wieder ab. Er riss immer wieder eine Menge Schnur ab gerade wenn Alec dachte er haette sich beruhigt und gibt auf. Es war ein Drill an der Belastungsgrenze des Geraetes. Ich hatte im Winter eine neue Penn-Battle Stationaerrolle gekauft und die funktionierte wirklich fein unter diesen extremen Umstaenden. Nach vielleicht 10 Minuten hatte Alec seinen Gegner oben – es konnte dem Drillverhalten nach eigentlich nur ein Butt sein. Eine herrliche 40 Pfund Platte tauchte auf und Gott sei Dank hatten wir nun schon eine Menge Buttlandungserfahrung. Bald hatte ich den Fisch getoetet, ausgeblutet und brachte ihn dann vertaeut ins Boot. Was fuer ein Grundfischtag! Ich musste nun schon rechnen, wieviel Butte wir pro Lizenz eigentlich noch mitnehmen durften. Es stellte sich heraus, wir hatten noch Platz fuer einen Butt bis 90 cm. Wow.


    Hochzufrieden fuhren wir zum Schlachtfest zurueck. Waehrend ich mich um die Fischversorgung kuemmerte, duesten die Jungs wieder zum abendlichen Conuma-Angeln. Und wieder fingen sie ein paar wunderschoene Flussforellen. Ausserdem kam in der Daemmerung eine Herde Hirsche an den Fluss. Das muss die Jungs auch beeindruckt haben.


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