11.8.-15.8. 2021; Malcolm Island; Tag 2
Um 5:00 Uhr bliess Dave zum Aufstehen. Ruck zuck gefruehstueckt und um 6:00 Uhr legten wir ab. Das Wasser war wie ein Spiegel. Was fuer ein Unterschied 12 Stunden machen koennen! Erwartungsfroh setzten wir 3 Ruten an den Downriggern ein. Alex verschwand sofort in die Koje und kam fuer Stunden nicht mehr raus. Teenager!
Wir schleppten die bekannten Strecken am Ufer entlang an denen wir letztes Jahr so erfolgreich waren. Wo Ricardo sogar seinen ersten Tyee gefangen hatte (>30 Pfund Chinook). Mal sehen was heute ging. Ich hatte bald einen Biss und brachte einen kleineren Pink ans Boot. Nee, mit sowas Kleinem fangen wir nicht an, dachte ich und liess ihn wieder frei. Dann tat sich nichts fuer eine halbe Stunde. Auf den 3 oder 4 anderen Booten um uns herum war auch Beissstille. Ich liess meinen Koederfisch auf etwa 25m dicht zum Boden hinab und rupps, riss es die Schnur gleich aus dem Clip. Na also! Der Fisch fuehlte sich ok an aber machte nicht viel Spektakel. Ich kurbelte ihn stetig zu Boot und dann sahen wir einen vielleicht 6-7 pfuendigen Chinook. Am Boot drehte er dann durch und wollte alle anderen noch ausliegenden Angelschnuere einsammeln. Das kostete mich einige Muehe um einen Riesenfitz zu verhindern. Dann hielt ich das Vorfach in der Hand und der Fisch lag eine Sekunde ruhig neben dem Boot: nee, der war auch noch zu klein! Wir wollten zweistellige Chinooks! Und so liess ich den Kerl wieder schwimmen. Da musste doch noch mehr kommen. Aber muss ist so eine Sache beim Angeln….
Bis unsere Bekannten Chris, Cam und Fred ca. 9:00 Uhr vorbeikamen, ging nichts mehr. Wir schleppten zusammen weiter bis zum Lizard Point und desponierten dann dort um. Weil das Meer wie ein Ententeich war, wollten wir heute mal bis zum Festland fahren. Dort sollten sich ein paar Cohoschwaerme herumtreiben. Ausserdem konnte man vielleicht mal einen Grizzly am Ufer sehen. Unterwegs wollten wir an der George Bank auf Grundfisch herumdriften. Vielleicht konnte man dort einen Heilbutt oder Ling abfassen. Wir kamen durch Nebelbaenke und Treibgut nach gut 10 Minuten Fahrt an der Untiefe an. Wir montierten die schwereren Geraete auf die Grundraeuber und harrten der Dinge. Die Drift war ohne Wind zu langsam fuer meinen Geschmack. Alexander war jetzt auch wach und pilkte nebenher. Er fing ein paar Felsenbarsche von denen Dave 2 behalten wollte. Aber weder auf unserem Boot noch auf Chris’ Boot wollte etwas Besseres beissen. Wir setzten nochmal um, aber als da auch nichts Vernuenftiges hochkam, zogen wir ein und duesten bis vor das Festland.
Hier muendete das weitverzweigte und tief ins Festland eingeschnittene Kingcome Inlet. Etliche Lachsstaemme kamen von diesem Einzugsgebiet, das auch durch seine Abgelegenheit wenig befischt wurde. Alex pilkte noch ein bisschen als wir ankamen und wieder auf Trolling umstellten und ploetzlich platschte es gewaltig direkt neben dem Boot. Erschrocken sahen Dave und ich auf und blickten auf Alex. Der starrte mit grossen Augen zurueck und deutete nur noch ins Wasser. Als ich ueber die Bordwand schaute sah ich nur noch einen stattlichen Schatten davonhuschen. Da hatte doch ein ordentlicher Lachs den Pilker direkt am Boot attackiert; leider aber nicht fest genug gehangen. Aber jetzt wussten wir, dass Lachse vor Ort waren. Wir schleppten relativ dicht unter Land. Dave’s Rute lief jetzt heiss und er verbuchte 3 oder 4 gute Bisse auf Koederfisch die er aber alle nicht verwerten konnte. Einige der Bisse waren richtig heftig. Ich angelte mit Blinker und hatte keine Abnehmer. Dann endlich, nach einem harten Biss blieb endlich was haengen und Dave konnte einen schoenen 7-8 pfundigen Coho zum Boot drillen. Ich sackte den Fisch mit dem Kescher ein und legte ihn auf den Tisch am Heck.
Der Coho hing nur am Angsthaken und der freie Drilling hing im Keschernetz fest. Ich wollte nur schnell den Drilling aus dem Netz haken damit er sich nicht total im Netz verfitzte, da schlug der Coho ploetzlich wild um sich – noch mit dem Angsthaken im Maul. Ich fuehlte einen stechenden Schmerz im kleinen Finger und sah, dass sich eine Drillingsflunke tief in das Mittelsegment des kleinen Fingers gezogen hatte. Auuua! Nun war ich mit dem immer noch gehakten Fisch verbunden und der hielt nicht still. Ich schrie vor Schmerz laut auf denn bei jedem Kopfstoss des Fisches vergrub sich der Drilling tiefer in meinem Fleisch. Autsch, das war schmerzvoll! Dave versucht krampfhaft den Fisch stillzuhalten was diesen total verrueckt machte. Alex wollte helfen aber kam gar nicht an die Stelle heran. Ich schrie Dave zu er muesste schnell das Schnurstueck zwischen Drilling und Angsthaken durchschneiden. Er kam mit dem Filetiermesser aber der Fisch hielt nicht still und ich fuchtelte vor Schmerz umher. Er zielte so gut wie moeglich und saebelte los auf die Gefahr hin, dass mein Finger mitabging. Ging alles gut – nur die Schnur war durch. Gott sei Dank.
Waehrend Dave nun den Coho entsorgte, war ich bemueht den Drilling aus meinem Finger herauszukriegen. Ich habe schon einige Angelhaken in meinem Leben in verschiedensten Koerperteilen gehabt, aber das war wohl der am tiefsten sitzende und einer der schmerzvollsten. So ein kleiner Finger hat wirklich nicht viel Fleisch – die Hakenspitze musste schon auf dem Knochen herumkratzen. Brrrrr Jetzt war ich froh wegen der Bestimmung, dass man Schonhaken zum Lachsangeln benutzen muss. Aber selbst ein angedrueckter Widerhaken kommt nicht allzuleicht aus einem Finger wieder heraus. Es bedurfte eines mutigen und kraeftigen Ruck mit der Zange und dann war ich frei. Endlich. Das Blut schoss heraus und spuelte wohl alle Keime mit heraus denn das Ganze hatte keinerlei Nachspiel. Na, der Coho war hart verdient! Dave verlor noch einen der selben Kategorie kurz vor dem Boot und dann war die Beisszeit vorbei. Fuer mich hatte sie gar nicht erst angefangen. Komisch. Wir versuchten es noch eine Weile und schauten immer wieder nach Baeren am Ufer aus. Und tatsaechlich, in einer Bucht kam zwar kein Grizzly aber ein grosser Schwarzbaer aus dem Dickicht und suchte das Ufer nach Fressbarem ab.
Chris funkte rueber, dass sie auch 2 schoene Cohos gefangen hatten und jetzt etwas Pilken wollten. So klapperten wir auf dem Weg nach Hause noch einige Riffe ab. Fred konnte dabei einen schoenen Ling auf die Schuppen legen. Fuer uns blieb nichts zaehlbares haengen. Chris’ Boot dueste dann wieder nach Vancouver Island waehrend wir auf Malcolm blieben. Nach dem Abendbrot schleppten wir noch im Dunkelwerden direkt vor unserem Dock vor einem Kelpguertel. Der Sohn unseres Vermieters machte es uns vor und fing dort neben uns 2 Chinooks von etwa 10-12 Pfund. Dave hatte einen Hammerbiss an seiner Rute – es zog so hart, dass ich dachte es reisst gleich den ganzen Rutenhalter ab. Aber Dave verlor den Fisch nach wenigen Sekunden. Nun ja, wir waren ja erst am Anfang unseres Trips!