Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Petri und mal wieder vielen Dank für den Bericht, kann das Salzwasser mal wieder fast riechen! :thumbup:

    Da sieht man dann doch mal das wir Alle eigentlich nur auf`ner klitzekleinen blauen Murmel die sich in einem gigantischen Nichts um eine kleine Sonne dreht leben!

    Hab mir die Tage hier in Frankfurt/Deutschland fasziniert die Satellitenaufnahmen der gewaltigen Vulkanexplosion vor Tonga im Pazifik auf der anderen Seite angeschaut 8| und jetzt lese ich einen Bericht von dir aus East Sooke/Kanada das ihr das an den Strömungen merkt!

    Kann schon zum Nachdenken anregen.... ;)

  • Verrueckt, nicht? Der Vulkanausbruch war 9000 km von uns entfernt. Ich habe am selben Tag noch Bilder und Videos von anderen Teilen der Nordpazifikkueste gesehen: ein Video zeigte an der Muendung eines Fluesschens an der Westkueste von Vancouver Island wie eine ca. 50cm hohe Welle flussaufwaerts wanderte. Weiter unten in Kalifornien sind in einer Marina mehrere Boote am Dock gesunken, die falsch vertaeut waren, als die Welle kam.

  • 4.6. 2022; Sooke


    Meine Mutter war zu Besuch aus Deutschland hier und wollte auch mal eine Boetchenfahrt mitmachen. Dafuer musste allerdings das Wasser glatt sein und die Angelei etwas angepasst werden. Aber ein paar Stuendchen sind es dann doch geworden am vorherigen Samstag. Wir starteted am spaeteren Morgen in Sunny Shores und setzten gleich noch die Krabbenfalle aus und fuhren dann bei kuehlem aber windlosem Wetter bis zum Otter Point. Der Motor freute sich auch mal wieder summen zu koennen. Ein paar andere Boote waren schon unterwegs aber der verregnete, windige und kuehle Fruehling dieses Jahr hat viele Angler noch abgehalten. Auch die komplizierten Fischereiregeln wieder dieses Jahr haben einige Angler abgetoernt.


    Ich setzte eine Blinker- und eine Squidkoederrute an den Downriggern ein und dann schipperten wir gemuetlich die Kueste gegen West. Das Meer war total ruhig und wir hatten sogar das Glueck das die Sonne hier und da mal durchkam. Das Angeln begann aber aeusserst zaehe. Ich glaube es dauerte fast 2 Stunden bis wir vor dem Muir Creek den ersten Anfasser hatten. Der hatte es aber in sich. Ich hatte Mutter erklaert, wie sich ein Biss bemerkbar macht und ploetzlich warnte sie mich und fuchtelte Richtung der Steuerbordrute. Ich drehte mich um und sah die Rute gerade noch ausloesen und dann schwer nach unten wippen. Aha, das war nichts Kleines! Ich sprang hin und hieb an. Etwas Schweres blieb haengen. Und ging dann langsam aber stetig auf Distanz. Ich konnte nichts weiter machen als die Rolle abbremsen und den Motor etwas herunterdrehen. Mutter war auch ganz aufgeregt und fragte ob sie irgendwas machen sollte. “Nee, bleib ruhig, hab’ alles unter Kontrolle”, entgegnete ich. Es war nur ein anderes Boot in der ungefaehren Naehe und daher hatte ich allen Raum der Welt fuer den Drill. Als der Fisch mal stehenblieb, fuehlte ich schwere Kopfstoesse. Das war ein Brocken! Oder ich war es nicht mehr gewoehnt wie sich ein Grosslachs anfuehlt. Jetzt ging er wieder ab…. und ploetzlich war der Kontakt weg! Arrrrrggg, das war aber aergerlich! Mutter war auch enttaeuscht. Wenigstens gesehen haetten wir ihn mal gerne.


    Nun ja, vielleicht fing ja eine Beisszeit an. Ich drehte grosse Kreise um die Bissstelle. Nach 20 Minuten ruckte die Blinkerrute los und ich hatte sie gleich in der Hand. Anschlag sass; der fuehlte sich etwas kleiner an, aber wir waren dennoch freudig gespannt. Ich brachte ihn stetig Richtung Boot und bald musste er an der Oberflaeche auftauchen – ein Ruck und die Rute wurde schlaff. Waaaas? Das gibt’s doch nicht! Mutter schuettelte nur den Kopf – vielleicht war ihr Sohn ja doch nicht so ein toller Angler wie er immer vorgibt? Jetzt ging es aber um die Ehre! Ich schaerfte den Haken und liess den Blinker wieder zu selben Tiefe. Der naechste Biss kam 10 Minuten spaeter und diesmal musste es klappen! Der Lachs kam sofort zur Oberflaeche geschossen und sprang trotz des Flashers einen Meter aus dem Wasser. Wow! Er war nicht gross aber brauchbar. Und ich wollte meiner Mutter doch gerne einen Lachs mit ins Rueckreisegepaeck mitgeben. Der Fisch wollte es uns aber nicht leicht machen und kam jezt auf das Boot zugeschossen. Ich kurbelte wie ein Berserker und drehte den Motor etwas auf um aufzuschliessen. Trotzdem wurde die Schnur kurz schlapp und es fuehlte sich an als ob ich auch diesen Lachs verloren haette. Ich wollte gerade losfluchen und aufhoeren zu kurbeln als der Widerstand ploetzlich wieder da war. Schwein gehabt! Jetzt sausste er hierhin und dahin und machte allerlei Manoever um das Boot herum. Ich hiess Mutter den Kescher nehmen und den Fisch einsacken wenn ich ihn dicht am Boot hatte. Der Downrigger mit Clips und Oesen war aber noch draussen und als sie mit dem Kescher zulangen wollte, blieb das Netz an einem Downriggerclip haengen. Der Fisch floh unter das Boot und Mutter versuchte eifrig das Netz freizukriegen.


    Was nun? Ich griff nach dem Gaff und war entschlossen den Lachs beim naechsten Landungsversuch zu gaffen. Aber da hatte Mutter den Kescher wieder startklar und ich konnte ihn ueber den Buegel schliddern. Geschafft! Na also! Wir klatschen uns ab und freuten uns ueber die schoene Beute. Auch wenn der Fisch nur so knapp 7 Pfund war – den hatten wir uns verdient!


    Aber vielleicht kam ja noch mehr? Nur noch zum Angucken – viel mehr Platz war nicht im Reisegepaeck. Und tatsaechlich packte noch ein Lachs am Blinker zu und der schien wieder einen Nummer groesser zu sein, aber bevor wir uns auch nur grossartig darueber freuen konnten, kam der Haken wieder los. Irgendwie bissen die Kerle heute nur spitz! Schade. Wir waren nun schon fast wieder zum Otter Point zurueck und ich liess den Blinker nochmal bis zum sandigen Grund. Kurz darauf machte sich ein leichtes Rueckeln an der Rutespitze bemerkbar. Ich schlug einfach mal an und etwas blieb haengen, es fuehlte sich nicht gross an und so drueckte ich Mutter die Rute in die Hand. Sie war ganz verbluefft aber kurbelte dann eifrig den Fisch heran. Ich dachte an einen kleinen Shaker Lachs aber zu meinem Erstaunen hing ein kleiner Dorsch (Pacific Cod) dran. Zu klein zum Mitnehmen aber Mutter hatte einen Fisch gefangen und auch noch einen den sie gut von zu Hause her kennt!


    Wir stellten dann bald das Trolling ein und ich wollte noch ein bisschen Grundfisch jagen. Vielleicht eine Scholle? Ich suchte nach einem sandigen Uferstreifen aber fand nur kiesige Straende. Mein Buttloeffel holperte ueber den griffigen Untergrund und ich hatte kein so gutes Gefuehl dabei. Ploetzlich wurde es aber schwer und irgendetwas musste am Haken haengen – kaempfte aber nicht. Kraut? Nee, eine richtig grosse Krabbe! Wow! Das gibt’s auch nicht haeufig am Haken. Ich wollte sie schnell ins Boot wuppen aber leider hing sie nicht am Haken sondern hatte sich nur festgekrallt. Sie liess augenblicklich los und taumelte in die Tiefe bevor ich irgendetwas machen konnte. Schade! Wenn mal bloss die Falle nicht leer blieb – wir hofften fest auf Krabbendinner heute!


    Um Secretary Island herum pilkte ich noch etwas und ein paar Greenlings und ein paar kleine Felsenbarsche und ein Baby-Ling kamen kurz hoch. Einen der groesseren Greenlinge nahmen wir noch mit. Dann war es Zeit fuer die Heimfahrt. Gespannt zogen wir noch die Krabbenfalle ein – jawoll, da war eine ganze Ladung drin. Wir nahmen die 3 groessten und maennlichen und liessen den Rest wieder frei. Dinner war gerettet. Es war ein schoener Ausflug mit meiner Mutter. Eine sehr seltene Gelegenheit mit ihr Zeit auf einem Boot zu verbringen. Und die Beute konnte sich doch sehen lassen. An meiner Bissverwertungsquote muss ich aber noch arbeiten!










  • 10.6. 2022; Bamfield – Tag 1


    Letztes Wochenende war nun also die erste Angeltour in 2022. Dabei war diese Tour nach Bamfield im Barkley Sound, an der Westkueste Vancouver Islands, gar nicht langfristig geplant gewesen wie sonst alle unsere Angeltouren. Jerrod, unser alter Angelfreund, der jetzt 2h noerdlich von Victoria wohnt, hatte neue Freunde gemacht und einer davon besass ein Wasserfronthaus mitten im Angelmekka Bamfield. Einst ueber AirBnB zu vermieten, gab es jetzt diese Unterkunft nur noch fuer Freunde und Familie; und Jerrod bekam es fuer letztes Wochenende. So lud er, Carl und seinen Sohn Max und mich mit Ricardo, zu sich selber und seinem Sohn Demario ein. 3 Papas mit ihren 3 Soehnen! Max war 12 und hatte eigentlich mit Angeln nichts am Hut. Aber Carl wollte es mal wieder versuchen und vielleicht sprang ja ein Funke ueber! Demario war 14 und interessiert am Angeln, aber anfaellig fuer Seekrankheit. Von einem gewissen Grad an Autismus betroffen, fielen ihm auch viele Dinge nicht so einfach wie anderen Jugendlichen in seinem Alter. Aber er ist ein total lieber Kerl der begeisterungsfaehig ist und auf den man sich voll verlassen kann.


    Mein Boot war noch in der Werkstatt zur Durchsicht und so mussten wir fuer uns 6 Carls klapprige Jalopy neben Jerrods fein modifiziertem Boot mitnehmen. Jerrod hatte seinem 30 Jahre alten 6m Malibu Kajuetboot den anfaelligen Inbordmotor entnommen, einen Schwimmpod hinten anfertigen lassen und 2 nagelneue Suzukis drangehaengt. Was fuer ein Unterschied in Bezug auf Platz im Boot, Power und Verlaesslichkeit! Wir trafen uns Freitag frueh morgens in Nanaimo am Highway und fuhren dann zusammen unsere beiden vollgepackten Gespanne nach Port Alberni. Von dort ging es dann nur noch zu Wasser weiter – 1h Bootsfahrt, den Port Alberni Fjord hinaus zum Barkley Sound, an dessen Suedufer das kleine Angelnest Bamfield liegt. Nur ueber eine rauhe Schotterpist oder per Boot oder Wasserflugzeug zu erreichen, hat sich ein besonderer Charm in Bamfield erhalten; einer der sich sehr von dem der von Touristenmassen durchstroemten noerdlicheren Orten wie Tofino unterscheidet. In Bamfield ist alles auf’s Angeln ausgelegt.


    Unsere Unterkunft war ein tolles Westkuesten-Stilhaus aus den 40ger oder 50ger Jahren, teils noch orginal, teils modernisiert. Mit eigenem Dock fuer 4-5 Boote, direkt am Boardwalk der das “Downtown-Ufer” in Bamfield miteinander vernetzt und verbindet. Das Haus war mit Eismaschine, Tiefkuehltruhe, grossem Schlachttisch am Dock und einem Vakuumverpacker perfekt fuer Angler ausgestattet. 3 Schlafzimmer mit 6 – notfalls bis 9 Betten, grosses Wohnzimmer und voll ausgestattete Kueche und Bad. Dazu eine tolle Rundumveranda mit Blick auf den Hafenfjord und Grill. Feine Sache, das wird nicht das letzte Mal unser Ferienheim sein!


    Einmal angekommen, packten wir nur schnell unsere Sachen ins Haus und teilten uns dann zum Fischen auf die beiden Boote auf. Ich liess Ricardo bei Carl und Max und ging selber zu Jerrod und Demario auf’s Boot. Wir wollten Lachse jagen. Jerrod hatte schon seine Guide-Kumpels nach Informationen ausgequetscht und die Instruktionen waren: “nur um die Ecke herum, dicht am Grund, Squidimitate oder schlanke, kleine Blinker”. Graham, ein weiterer Victorianer, der mit Sohn und Freund zufaellig auch in Bamfield zum Angeln hier war, versuchte auf dem offenen Pazifik zu den ersten Offshorebaenken zu kommen – ueber Funk liess er uns wissen, dass das keinen Zweck hatte heute – hohe Duenung und Windwellen obendrauf; einfach zu rauh fuer Kleinboote. Nun gut, Benzinsparen ist auch keine schlechte Idee dieser Tage!



    So fuhren wir nur 5 Minuten aus dem Bamfield Hafenfjord hinaus und schleppten fortan das linke Suedufer entlang. Jerrod montierte ein Plastiksquid mit Flasher, ich versuchte es mit einem schlanken 7cm Blinker. Jerrod hielt uns an der 40m Tiefenlinie und wir fischten praktisch am Grund. Es dauerte nicht lange und Jerrod hatte den ersten Anfasser. Ein kleiner Chinook um die 5 Pfund. Eigentlich hatten wir auf Grosslachs gehofft und so wollten wir unser Entnahmelimit nicht mit Kleinlachs belegen – so blieb diese Groessenklasse gleich im Wasser. Wir hatten nun regelmaessig, so alle 10 Minuten so einen kleineren Chinook oder die noch kleinere Shakergruppe am Haken. Es waren auch eine Menge Guideboote um uns herum weil es auch ihnen unmoeglich war heute offshore zu fischen. Wir sahen die Guides Chinooks weit unter 10 Pfund keschern. Das sagte uns, dass wohl nicht viel Groesseres zu haben war.


    Jerrod hatte wohl den besseren Koeder gewaehlt, denn er hatte 3 Mal mehr Bisse als ich. Bald hatte er einen ziemlich sportlichen Fisch am Band und vielleicht wurde das unser erster Keeper. Ich raeumte gleich meine Rute ein und beide Downrigger, Demario steuerte inzwischen das Boot. Der Fisch schien schwer zu sein, kaempfte aber nicht wirklich, nahm kaum Schnur. Komisch. Als der Fisch dann das erste Mal paar Meter hinter dem Boot auftauchte, waren wir erst etwas enttaeuscht, aber wussten bald was los war; er hatte einen der zwei Einzelhaken am Kiemendeckel haengen und kam daher mit einem bloeden Winkel heran. Der Fisch drehte grosse Piroutten neben und hinter dem Boot – es dauerte einige Minuten bis wir den Fisch endlich im Boot hatten. Ein etwa 10 Pfuender, der ging mit!

  • Cont....10.6. 2022; Bamfield – Tag 1


    Ein Boot neben uns bekam auch einen Biss an dieser Stellen und so fokusierten wir unsere Bemuehungen die naechsten 1-2 Stunden an diesem Kuestenanbschnitt. Ich wechselte inzwischen auch zu einem Squidimitat und fing ein paar Kleinlachse. Demario hatte auch ein paar Shaker am Band. Es fehlte an Qualitaet. Nach einer Weile wechselte ich wieder zum Blinker zurueck und liess zum Grund. Ich hatte gerade den Hebel am Downrigger losgelassen als die Rute herumruckelte und dann gleich ausloeste – das koennte etwas Besseres sein. Ich nahm die Rute auf, kurbelte auf Spannung und hieb an. Jawoll, da war Gewicht am anderen Ende. Ich erwartete jetzt eine lange Flucht, aber die kam nicht. Der Fisch sass einfach stur und schwer in der Tiefe und ich zog ihn langsam mit der reduzierten Schleppgeschwindigkeit. Vielleicht ein Butt? Grundnah genug angelten wir ja. Ich began zu pumpen und der Widersacher kam langsam aber sicher heran.


    Wir starrten gebannt ins Wasser um den ersten Blick zuf den Fisch zu erhaschen. Bis auf ein paar widerwillige Kopfstoesse hatte ich nichts gemerkt. Nur schwer. Da, ein silberner Umriss tauchte 3-4m unter dem Boot auf – es war ein Lachs aber er verhielt sich sehr merkwuerdig. Er hatte wohl noch gar nicht gemerkt, dass er gehakt war. Und jetzt war er ganz guen und frisch an kurzer Leine am Boot; nicht ideal! Ich zog ihn hoch. Ich konnte den Blinker gar nicht sehen – er musste ihn voll inhaliert haben. Jerrod wartete mit dem Kescher aber hatte nun ploetzlich Angst wegen des noch heruashaengenden Downriggers und fummelte daran herum um ihn aus dem Weg zu rotieren. Das war aber der Moment wo er den Fisch haette keschern sollen – der Lachs stand ein oder zwei Sekunden still unter der Oberflaeche neben dem Boot. Als Jerrod dann endlich hinlangte, ging der Lachs schon wieder auf Tauchstation und jetzt richtig! Jetzt wurde er wach und tobte gerade hinunter und dann unter dem Boot durch. Ich steckte die Rute tief ins Wasser und fuehrte die Schnur hinter den Aussenbordern vorbei.


    Dann hatte ich ihn augenblicklich wieder in Oberflaechennaehe aber auf der anderen Seite und bis Jerrod mit dem Kescher da ankam, war der Fisch wieder unter und gleich auch hinter dem Boot. Er schlug Schaum und waelzte sich, sprang halb und sausste dann wieder tief runter so das meine Rolle nur so kreischte. Wow, was fuer eine Kraft! Und dann ein haesslicher Ruck und der Widerstand war weg. Sch….! Wir schauten uns alle enttaeuscht an. Als ich einholte, sahen wir das der Blinker weg war. Weil der Fisch den Blinker so tief geschluckt hatte, rieb sich das Vorfach an den scharfen Zaehnen durch. Sehr aergerlich. Der hatte mindestens 15 Pfund gehabt, meinten Jerrod und ich eintraechtlich. Wir angelten noch eine Weile weiter und fingen noch ein paar kleinere. Jerrod haette fast noch einen etwa 7 Pfuender mitgenommen aber dann doch Gnade walten lassen. Da musste doch noch was Groesseres kommen.


    Nun ja, es kam – aber in der Form groesserer Wellen. Als die Ebbe entgegen des Westwindes stroemte, bauten sich die Wellen im Sound auf. Es wurde richtig ungemuetlich und Demario wurde seekrank. Armer Kerl, dachte ich, ich weiss wie miserabel sich das anfuehlt. Wir brachen danach ab. Als wir gerade losfuhren, ueberhoerten wir einen Funkspruch von 2 Booten die gerade eine Baerenmutter mit Baby am Strand beobachteten. Ich fragte Demario ob er sich das gerne mal ansehen wollte und er war begeistert und vergass sogar seinen Zustand fuer einen Moment. Bald machten wir aus welcher Strand gemeint war und Jerrod fuhr uns dicht unter Land. Da waren die beiden Teddybaeren; Mutter wuehlte nach Futter suchend unter Steinen und Baumstaemmen am Kiesstrand waehrend das kleine Fellknaeuel ueberall herumtollte. Es konnte nur ein paar Wochen alt sein. Wir schauten den beiden eine ganze Weile zu und Mamabaer aeugte hin und wieder mal warnend herueber. Carl brachte die Jalopy auch noch hierher um Max das Duo zu zeigen. Aber dann liessen wir die beiden in Ruhe und fuhren zum Haus zurueck. Als wir an den Bamfield Haeusern vorbeischipperten, zeigte Demario ploetzlich auf: am Ufer zwischen den Haeusern tummelte sich ein grosser Schwarzbaer am Ufer entlang. Bestimmt der Papa der kleinen Familie. Mitten im Ort! Also ja kein Essen oder Muell draussen lassen!


    Jerrod war der Einzige der was zu filetieren hatte. Die Jalopy Crew hatte auch nichts ueber 5 oder 6 Pfund gefangen und alles wieder freigelassen. Hm, das wuerde wohl schwieriger als gedacht. Wir waren uns auch einig, dass wir eine Menge Fehlbisse verbucht hatten und einige Fische von aussen gehakt waren. Ein Zeichen, dass die Lachse nicht richtig bissen und nur mit den Koedern spielten.


    Abends liefen wir den Bordwalk die 10 Minuten bis zum Government Dock und versuchten Squids zu pilken. Wir hatten uns dafuer extra die Squidpilker in Glow-Farben gekauft. Angeblich waren in der vergangenen Woche eine Menge Squids direkt im Hafen und man konnte sie unter den Docklaternen im Dunkeln gut fangen. Frische, selbstgefangen Kalamari – das waere doch mal was! Leider schien kein Squid mehr im Hafenfjord zu sein – Graham und seine Crew versuchten es vom Boot aus und bekamen auch nichts. Schade. Dann war Abendbrotzeit!


  • 11.6. 2022; Bamfield – Tag 2


    Auch wenn der erste Abend nicht gar zu lang wurde denn wir waren alle ziemlich erschoepft, kamen einige von uns nichts so zeitig wie geplant aus der Koje. Jerrod, der von seiner Arbeit fruehes Aufstehen gewohnt war, gab irgendwann um 6:00 Uhr auf und fuhr mit Demario alleine raus. Die Japopy war nicht vor 7:30 Uhr einsatzfaehig. So waren wir heute morgen zu viert auf der Jalopy waehrend das andere Boot nur 2 Angler hatte. Max schien aber nicht allzu grosse Ambitionen zum Morgenangeln zu haben und verschwand sofort in der Bootskoje. So bedienten Ricardo und ich die beiden Schleppruten auf der Jalopy.


    Jerrod fischte wie schon am Tag zuvor nur um die Ecke herum. Carl hatte einen Tipp zu den aeusseren Schaeren erhalten. Und dort dampften wir nun hin. Je weiter wir dem offenen Meer entgegen kamen, desto rauer wurde es. Die Passage die Carl im Auge hatte stellte sich als unbefischbar bei diesem Wind raus – dort herrschten Bedingungen wie in einer Waschmaschine. So drehte Carl ab und fuhr uns in den Windschatten der ersten Inselgruppe. Es war zwar auch hier nicht ruhig aber fischbar; besonders als wir mit den Wellen schleppten. Ricardo hatte einen Squidkoeder und ich einen kleinen Blinker. Es war hier nur so 20-30m tief. Da ruckte das erste Mal Ricardo’s Rute los. Er brachte einen Shaker zum Boot und hakte ihn ab. Wir schauten uns nach Max um – normalerweise wechselt man sich beim Schleppangeln ab – aber dem ging es nicht so toll und er winkte ab. So setzte Ricardo seine Rute wieder ein. Keine 5 Minuten spaeter riss es einmal hart an seiner Rute und sie schnappte sofort zurueck – der Downriggerclip hatte direkt ausgeloest. Das musste was Besseres sein!


    Er hatte sofort ein ordentliches Gegengewicht und verlor gleich ein paar Meter Schnur. Dann kam der Fisch auf das Boot zu geschossen und Ricardo legte sich in die Kurbel. Gut abgefangen. Dann zog er wieder erbarmungslos ab – ich holte jetzt meine Rute ein um keinen Schnursalat bei der Landung zu riskieren. Aber soweit waren wir noch nicht. Man sah die Rutenspitze wild rucken – das war ein Zeichen fuer heftiges Kopfschuetteln unter Wasser und fuehrt oft zum Fischverlust – ich dachte es gerade und mit einem Fluch begleitet kurbelte Ricardo ploetzlich wie ein Verrueckter - aber der Widerstand war weg. Mist! Wie schon meiner gestern!


    Max hing mit dem Gesicht ueber der Reling und war zum Auswurf bereit. Der Arme! Carl schleppte uns weiter hinter die Inseln in ruhigere Gefilde. Eine Runde zur Bisstelle zurueck traute er sich nicht im Anbetracht Max’s Zustandes. Ricardo und ich fingen noch eine Handvoll kleiner Chinooks die wieder schwimmen durften. Dann loeste meine Rute ploetzlich aus und ich war sofort dabei. “Jawoll! Das ist was Groesseres!”, meinte ich. Carl drehte den Motor etwas zurueck als er wahrnahm wie der Fisch abzog. Da steckte Anschub dahinter, alle Achtung. Als der Moment kam, wo der Fisch stoppte, gab ich Gas um die Spannung zu halten, aber es gab einen Ruck und ich fuehlte nichts mehr. Die Wut kroch in mir hoch. Schon der 3. Grosslachs, den wir verloren – 2 bei mir alleine! Was sind den das fuer Sch…fische!


    Carl lachte vor sich hin, Ricardo verstand mich und schuettelte auch nur den Kopf. Ich ueberliess meinen Platz Carl und steuerte das Boot eine Weile um abzukuehlen – eigentlich um mich im Boot etwas aufzuwaermen. Ich drehte diesmal eine grosse Schleife um die Bisstelle aber es passierte nichts mehr. Max hatte sich zwar nicht uebergeben, bettelte aber am Hause abgesetzt zu werden. So packten wir erstmal ein und fuhren zurueck nach Bamfield. Jerrod hatte 2 kleinere Chinooks so zwischen 6 und 8 Pfund behalten und wir sahen ihm gerade noch zu wie er den 2. einsackte. Er kam dann auch mit zum Haus – kurze Mittagspause.



    Kurze Zeit spaeter liefen Jerrod, Ricardo und ich wieder aus zum weiteren Lachsangeln. Carl hatte den Juengeren ein bisschen Pilken versprochen – immer die interessantere Angelmethode fuer Jungangler. Wir schleppten die Kueste um die Ecke den ganzen Nachmittag hoch und runter und hatten nur ein paar Shaker fuer die ganze Muehe. Auch die Guides, den wir begegneten, hatten nichts oder fast nichts an Bord. Graham, der andere Victorianer hatte wohl mehr Glueck heute beim Lingcod pilken. Vielleicht waere das die bessere Variante gewesen!? Jedenfalls schien auf der Jalopy mehr los zu sein. Die fingen jede Menge Grundfisch und Max sogar einen 8 pfuendigen Chinook auf Pilker. Als wir zurueck waren, stand er stolz am Schlachtisch und filetierte den Lachs sehr fein unter der Anleitung seines Vaters. Schau mal einer an, dass interessiert ihn mehr als das Angeln selber!


    Nach dem Abendbrot putzte Jerrod sein Boot und Demario half ihm dabei. Ich schaute mal mit einem Bier vorbei und Jerrod zeigte ploetzlich zur Kanadaflagge vor dem Nachbarhaus – fast windstill. Er meinte es waere eine Schande so einen Abend an Land zu verbringen – es blieb ja noch bis 21:30 Uhr hell. Ich sagte ich waere bereit und schwupps sprang ich an Bord und wir legten ab ohne den Anderen Bescheid zu sagen. Ups…


    Wieder nur um die Ecke herum; dort schleppten vielleicht noch 4 andere Boote inclusive Graham. Er hatte auch noch keinen ordentlichen Lachs heute gefangen. Demario war nun schon ein Experte am Geraet und so musste Jerrod nur steuern. Er fuhr die 40m Kontour entlang und wir fischten beide weisse Squids am Grund. Dann versuchte Demario mal um die 35 m und bekam sofort einen Biss. Kein Winzling aber auch kein Riese. Unter 10 Pfund aber Demario war richtig stolz darauf. Kaum hatte er seinen Koeder wieder bei 35m Tiefe platziert, wieder ein Biss. Der schien vielleicht noch eine Ecke groesser aber Demario verlor ihn. Waehrend er sein Geraet neu einsetzte, holte ich meinen Koeder auf 33m hoch. Ich setzte mich gerade hin als Demario und Jerrod gleichzeitig aufriefen und herumfuchtelten. Ich drehte mich um und sah meine Rute ausloesen und dann auf Tauchstation zu gehen. Oha, ein Guter!


    Als ich die Rute in der Hand hielt, hieb ich nochmal kraeftig an und das wurde gleich mit einem rasenden Zug quittiert. Die Rolle sang nur so. “Bitte, bitte… bleib’ dran dieses Mal!” dachte ich nur. Ich war richtig nervoes, als gelte es ein Preisderby zu gewinnen. Der Lachs nahm eine Menge Schnur – aber das war gut so, so tobte er sich in der Ferne und Tiefe aus; es waren keine stoerende Boote in der Naehe, wir waren nicht direkt am Ufer und hatten alle Zeit der Welt. Wenn nur der Haken festhing! Nach 2 langen Fluchten gewann ich nun langsam Schnur zurueck. 20m hinter dem Boot begann der Fisch zu bocken und den Kopf zu schuetteln. “Nein, nicht das!” Graham sah unseren Kampf und kam vorbei um uns anzufeuern und ein paar Fotos zu schiessen. Ich setzte jetzt alles auf eine Karte und zog den Fisch hart ans Boot. Jerrod war mit dem Kescher bereit aber nochmal buechste der Fisch aus und schwamm halb unter das Boot und auf der anderen Seite wieder heraus. Ich fuehrte die Schnur hinten um die Motoren herum und zog den Fisch auf anderen Bootsseite wieder zur Oberflaeche. Jerrod langte zu und sackte ihn ein. Ein dreistimmiger Siegesruf erhallte und Graham und seine Crew jaulten zurueck. Feiner Fisch. Knapp 20 Pfund schaetzten wir. Endlich! Es ging also doch! Der Haken sass ganz knapp im Maulrand. Die Kerle frassen einfach nicht richtig!

  • Cont. 11.6. 2022; Bamfield – Tag 2


    Aber vielleicht ging noch mehr? Ich ging jetzt ans Steuer – ich war fertig fuer heute Abend. Jerrod und Demario machten ihre Ruten klar. 10 Minuten spaeter zog Demario’s Rute ab und auch er war an einem guten Fisch. Der zog auch gleich Leine und Demario hatte Probleme zwischen dem Rolleloslassen und dann wieder Kurbeln. Da wurde seine Behinderung deutlich und Jerrod musste ihm helfen die Rute zu halten. Es war ein wildes Durcheinander da hinten im Boot – aber es blieb friedlich und Jerrod blieb unendlich geduldig mit seinem Sohn. Demario schwankte zwischen freudig aufjauchzen und schmerzhaft aufjaulen wenn ihm mal wieder die Rollenkurbel auf die Finger pruegelte. Irgendwann ging der Fisch verloren, leider. Ich haette es Demario so gegoennt. Aber er hatte mal gefuehlt wie sich ein richtiger Fisch anfuehlt und er war nun heiss auf den naechsten Drill! Nach diesem Biss war der Spuk aber auf einmal vorbei. Kein Biss mehr. Auch bei Graham tat sich nichts mehr. War der Lachsschwarm einfach weitergezogen und weg oder hielten die Lachse nun ploetzlich ihr Maul geschlossen? Keine Ahnung. Lachse sind eben unergruendliche Geschoepfe.


    Als wir nun so die letzten Minuten des Tageslichtes vor den Klippen der Hafeneinfahrt entlangtuckerten, machte uns Demario auf etwas aufmerksam. Ein weiteres Boot schaukelte dicht vor dem Ufer an den Klippen und es schienen ein Mann und eine Frau darauf zu pilken. Der Mann stand mit einer total gebogenen Rute auf der einen Seite. Demario meinte er haette gerade einen kraeftigen Anschlag gesetzt und seit dem war die Rute krumm – und ich meine richtig krumm! Jerrod meinte vielleicht ein Haenger? Offensichtlich pilkten die beiden dort auf Lingcod oder Felsenbarsch. Aber so viel Widerstand? Jerrod fuhr etwas dichter ran. Wir sahen die Rute kraeftig wippen. Das war Fisch und kein Haenger! Ein grosser Chinook? Wir schleppten 10 oder 15 Minuten weiter in der Gegend und behielten das Boot im Auge. Es schien jetzt als ob die beiden einen Landungsversuch auf der anderen Bootsseite unternahmen aber wir sahen die Frau den Kescher wieder wegstecken und den Mann wild herumfuchteln.” Da muss wohl was schief gegangen sein”, dachten wir laut. Was das wohl war? Aber der Fisch war wohl noch dran denn der Mann ging wieder in Drillstellung. Etwas spaeter sahen wir wieder Aktivitaeten auf der anderen Bootsseite und diesmal hoerte man laute Freudenschreie.


    Wir packten gerade unser Geraet ein und so fuhr Jerrod am anderen Boot dicht vorbei. Ich rief fragend herueber und der Mann hievte strahlend einen grossen Butt hoch. Fantastisch! Und nur an einem kleinen Pilker im flachen Klippenwasser. Wer haette das gedacht? Spaeter bekam Jerrod ein Foto zugesendet – er kennt den Lodgemanager wo das erfolgreiche Angelpaerchen uebernachtete. Ungefaehr 60 Pfund. Petri Heil!


  • 12.6. 2022; Bamfield – Tag 3


    Unser 3. Tag ist schnell erzaehlt weil es nur noch ein kurzer Morgen war. Um 11:00 Uhr wollten wir aus unserem Haus raus sein und dann die Rueckfahrt durch den Port Alberni Canal (Fjord) antreten in welchem es um Mittag herum oft zu starken Foenwinden und dadurch zu ungemuetlichem Wellengang kam. Ricardo und ich gingen nochmal mit auf die Jalopy denn Carl hatte Max nochmal ein bisschen Pilken versprochen. Auch mir machte diese Angelei viel Spass. Jerrod war nochmal auf Lachs aus.


    Carl fuhr uns an ein paar nahe felsige Untiefen und dort fingen wir eine Menge Grundfische. Ricardo und ich hatten 2 -3 bessere Schollen die man haette mitnehmen koennen aber sonst gab es nur kleinere Lingcods und Felsenbarsche. Einer meiner Lings hatte fast das Mass von 60 cm – aber eben nur fast. Es war kurzweilig und brachte einige gute Lacher. Wie immer war mein Grosser mal wieder fuer absurde Faenge gut. Er brachte einmal ein “Ding” vom Meeresgrund das ich sofort als “Otterhoden” erkannte. Max lachte sich kaputt und Ricardo und ich hatten unseren Spass damit. Die letzten 500m zum Haus zurueck packten wir nochmal die Schleppruten aus und Carl hatte doch tatsaechlich noch einen guten Biss. Und der Fisch musste ordentlich Gewicht haben!


    Ich drosselte etwas den Motor und fuhr sogar langsam auf den Fisch zu da Carl kaum Schnur gewinnen konnte. Richtig Schnur nahm der Fisch aber nicht – nur sauschwer. Was war denn das? Waehrend wir schon still auf eine Buttueberraschung hofften, durchbrach der Fisch dann bald die Oberflaeche und wir konnten erkennen was Sache war: er hatte einen mittleren Lachs irgendwie an der Seite gehakt. Kein Wunder das das schwer ging! Wie schon erwaehnt, stellten wir mal wieder fest, dass die Lachse nur mit den Koeder spielten und dann oft komisch gehakt wurden. Der Haken hielt aber und Carl fing so noch einen Letztesekundenfisch den Max dann wieder schoen filetierte. Dann ging es heimwaerts durch den schon wieder augewuehlten Fjord zurueck nach Port Alberni. Barkley Sound, Vancouver Island, ist immer fuer ein Abenteuer gut!


  • 27.7. 2022; Malcolm Island, Tag 1


    Die 3. Angeltour dieses Jahr stand letzte Woche an – unser jaehrlicher Trip nach Malcolm Island, ca. 6h noerdlich von Victoria, an der nordoestlichen Seite von Vancouver Island gelegen. Seit vielen Jahren machen Dave und ich diesen Trip und normalerweise haben wir einen meiner Jungs dabei. Dieses Jahr war ein bisschen anders da beide meiner Soehne so langsam ihrer eigenen Wege gehen und zufaelligerweise beide diesen Sommer in Deutschland verweilten. So war es nur Dave und ich – wie ein altes Angelehepaar. Wir hatten noch ueberlegt einen anderen Angelfreund dazu einzuladen aber hatten davon letztendlich abgesehen. Malcolm Island ist schon etwas Besonderes und nichts fuer jedermann. Diese Insel wurde vor ueber hundert Jahren von einer finnischen Siedergruppe besiedelt, die die einheimischen Indianer verdraengt hatten. Wahrscheinlich eine der vielen seltsamen religoesen Sekten die ihre Eigenheiten und Kulte fuer sich und weg von jeglicher institutionellen Bevormundung ausleben wollten. Jahrzehntelang blieben diese Siedler fuer sich abgeschieden und lebten von Fischfang, Bootsbau und Forstwirtschaft. Bis heute wollen die Malcolmer nicht wirklich viel mit der Aussenwelt zu tun haben; es gibt kaum touristische Infrastructur; kein Hotel oder Motel, nur einen kleineren Wildnis-Campingplatz. Kein Restaurant oder Pub und die einzige Marina in Sointula (800 Pop.) bietet Fremden nicht so ohne Weiteres Liegeplaetze an. Es gibt keine grossen Stores oder Shoppingplaetze und keinerlei Touristenattraktionen. Die Leute sind sehr alternativ-hippy-maessig angehaucht. Wirklich ein seltsamer Platz!


    Aber die Natur ringsherum ist ueberwaeltigend schoen! Das 360 Grad Bergpanorama; auf der oestlichen Seite zum gewaltigen Kuestengebirge auf dem Festland hin und nach Westen das alpine Gebiet auf Vancouver Island. Dann umgeben von der Queen Charlotte Strait – wohl eines der produktivsten Binnenmeere an der Pazifikkueste. Es liegt geschuetzt hinter Vancouver Island und somit ohne Duenung, aber durch die Meeresengen trotzdem dicht verbunden mit dem offenen Pazifik, so dass die volle Artenfuelle des Pazifiks hier hereinkommt. Die wilden Gezeitenstroemungen durch die angrenzenden Meeresengen verlangsamen sich in dem grossen Becken der Queen Charlotte Strait und dadurch sammelt und setzt sich da allerlei Futter ab in diesem riesigen Sammelbecken. Schaltet man den Bootsmotor aus, vergeht keine Minute in der man nicht in irgendeiner, und oft aus mehreren Richtungen, das Schnaufen und Prusten von einer Vielfalt an Meeressaeugern hoert. Wenn das Meer ruhig ist, sieht man ueberall Walfontaenen aufsteigen und frueher oder spaeter kommt man an Orcas, Buckelwalen, Definen, Seelowen, Robben und Seeottern vorbei – ohne wirklich danach zu suchen.


    Und natuerlich lieben auch die Fische diese angeschwemmte Futtervielfalt! Alle 5 pazifischen Lachsarten schwimmen durch die Strait an beiden Seiten von Malcolm Island vorbei, auf dem Weg zu ihren Heimatfluessen nah und fern im Sueden. Heilbutte sind zahlreich vorhanden und an den Felsriffen allerlei Lingcods und Felsenbarscharten. Hier hat man die volle Palette des offenen Pazifik ohne die rauen Offshore-Bedingungen. Viele Paddler, Segler und Booter kosten das aus. Angler zieht es auch hierher aber die ungastlichen Bedingungen auf Malcolm Island halten die Zahl der Angler um Malcolm Island begrenzt. Einige kommen von Port McNeill oder Telegraph Cove von Vancouver Island aber bis zur noerdlichen Seite von Malcolm ist das schon eine gute Stunde Fahrt und bei heutigen Spritpreisen fuer viele Abschrenkung genug. Dave und ich sind darueber nicht boese denn der begrenzte Anglerverkehr ist sicherlich schoen fuer die paar die die Moeglichkeit haben auf Malcolm Island zu gastieren. Daves Frau wuchs auf Malcolm Island auf und dadurch hatte Dave Beziehungen zur lokalen Szene. Wir wohnten wie schon seit Jahren in einer kleinen Suite bei einem aelteren Paar – Frank und Donna – die diese Suite ein paar Mal im Jahr vermieteten. Am liebsten nur an Leute die sie kennen. Die beiden kuemmerten sich wie immer ruehrend um uns. Frank hatte fuer Angler wie uns eine funktionale Schlachtbank in seinem Garten gebaut. Ausserdem hatten sie grosse Gefrierkapazitaeten und Vaccumverpackgeraete. Fuer einen Liegeplatz an der Government Wharf sorgte Frank auch – die 6 oder 7 vorhandenen Kleinbootsliegeplaetze waren restlos mit einheimischen Booten belegt – das ganze Jahr. Fremde haben hier keine Chance in Mitchell Bay ueber Nacht am Dock zu bleiben. Aber Frank zieht jedes Mal wenn wir kommen sein Boot heraus oder vertaeut es an seinem Nachbars Boot und macht so fuer unser Boot Platz. Nur mit dieser Art Arrangements mit Einheimischen kann man hier auf Malcolm Island Urlaub machen. Eine einzige Ausnahme gibt es fuer Angler – Malcolm Island hat eine Fishing Lodge – die fruehere Sunds Lodge – jetzt Sointula Lodge genannt. Ueber diese bin ich ueberhaupt erst vor 12 Jahren das erste Mal hierhergekommen. Ein feines Konzept mit vollem Verwoehnprogramm hatte die alte Sunds Lodge mir damals geboten. Ich weiss nicht genau ob das neue Management unter neuem Namen etwas gross veraendert hat, aber wer das Geld fuer so einen Trip hatte, bekam viel Fisch und Komfort fuer sein Geld geboten und eine fast schon einmalige Gelegenheit diese Gegend hier zu befischen.


    Unser erster Tag war praktisch nur die Anreise. Wir liessen das Boot in Alder Bay auf Vancouver Island ins Meer und waehrend Dave mit dem Truck auf die Faehre ging, schipperte ich das Boot nach Mitchell Bay. Das Wasser war spiegelglatt und da Dave etwa 2h bis zur Unterkunft brauchen wuerde, konnte ich mir mit der Ueberfahrt Zeit lassen. Am besten geht das mit Ruten im Wasser. Als ich die Haelfte der Strecke hinter mir hatte, setzte ich eine Blinker und eine Shrimprute an den beiden Downriggern ein und schleppte praktisch bis vor den Dock in Mitchell Bay. Es dauerte nicht lange und die erste Rute wippte wild los! Klasse! Ein feister unmarkierter Coho kam ans Boot. Hier durfte man 1 unmarkierten und 1 markierten Coho pro Tag behalten. Aber ich beschloss heute noch kein Schlachtfest anzufangen. Und als ob die Fische das gehoert haetten, stuerzten sie sich nun regelmaessig auf die Koeder. Ich fing noch einen Coho und einen Pink und verlor noch ein paar in den Drills. Was fuer ein Spass. Die Bisse kamen noch haeufiger je dichter ich zum Dock in Mitchell Bay kam. Es sprangen auch etliche Lachse voll aus dem Wasser in der Bucht. Hier musste ja was los sein im Wasser – die Bucht wimmelte nur so von Pinks (Buckellachsen) und Cohos.


    Dave erwartete mich schon und dann bezogen wir erstmal unser Quartier. Bis wir uns eingerichtet hatten und mit unseren Vermietern noch ausfuerhrlich gequatscht hatten, war es schon zu dunkel geworden fuer eine Nachtausfahrt. Dafuer wuchs die Vorfreude auf morgen! Es sollte windstill werden und Frank erzaehlte von grossen Mengen an Pinks und Cohos. Wir hofften aber auch auf ein paar grosse Chinooks!


  • 28.7. 2022; Malcolm Island, Tag 2


    Der erste richtige Angeltag wurde mit Ungeduld erwartet. Man wird eben doch immer wieder zum Kind wenn es um’s Angeln geht. Wir rauschten 5:00 Uhr aus den Betten und fruehstueckten noch im Halbdunkeln. Sobald es sicher war loszufahren, legten wir vom Dock ab. Das Meer war spiegelglatt und kein Nebel behinderte die schnelle Fahrt. Nur auf riesige Teppiche von Treibgut mussten wir aufpassen – an den Gezeitenlinien wo sich die Stroemungen brachen, dort sammelte sich allerlei inklusive Baumstaemme und Holzstuecke die vor allem einem Glasfiberboot gefaehrlich werden konnten.


    Wir wollten zum sagenumwobenen Black Bluff, einer meiner Happy Places, wo wir schon Sternstunden erlebt hatten. Eine Bucht mit vorgelagertem Kelpguertel die oft gute Lachsrudel beherbergte. Und keine Falte auf dem Wasser. Auch kein anderes Boot in Sicht. Traumhaft. Wir bereiteten unsere Koederfischsystem vor und setzten sie auf unsere bevorzugten Tiefen ein und dann steuerte uns Dave das erste Mal dicht an der Krautkante vorbei. Nichts. Schade, das roch doch foermlich nach Fisch! Wir zogen noch ein paar Runden mal flacher und mal tiefer durch die Bucht. Bald experimentierte ich mit dem Koeder direkt auf dem Grund. Irgendwo mussten die Kerle doch stecken! Das Echolot zeigte uns hin und wieder mal verheissungsvolle Signale aber die wollten einfach nicht zupacken.


    Nachdem uns Dave einmal fast auf das Riff neben dem Krautguertel gefahren hatte, fuhren wir etwas weiter draussen bei 40m Wassertiefe entlang. Ich hatte meinen Koeder in 27m angeboten und ploetzlich ruckte es hart und loeste die Rute auch gleich aus. Wie von der Tarantel gestochen stuerzte ich zur Rute, riss sie aus dem Halter und ruckte an. Etwas Schweres war zu spueren. Aber noch passierte nichts. Ich hing mich rein und kurbelte den Gegner ein paar Meter heran. Dann musste der Fisch wohl aufgewacht sein denn ploetzlich zog sich die Rute lang und langsam zog es Schnur von der Rolle – immer schneller bis die Rolle nur so saussten. Na also, ein richtiger Fisch! Dave raeumte schnell das Deck und seine Rute weg. Nach der ersten Flucht bekam ich eine Menge Schnur zurueck aber wir bekamen den Fisch noch nicht zu sehen bevor er zum zweiten Mal ansetzte. Diese Flucht war aber schon etwas kuerzer und als er stehenblieb, konnte ich Druck machen und den Fisch drehen und Richtung Boot zerren. Dann sahen wir einen breiten Ruecken noch tief hinter dem Boot auftauchen – immer wieder einer meiner Lieblingsmomente beim Lachsangeln.


    Aber der Kampf war noch nicht vorbei! Ein paar Mal sausste der Fisch noch in die Tiefe und einmal musste ich die Schnur hinter und unter den Motoren durchfischen um dem Fisch auf die andere Bootsseite zu bringen. Dave stand ungeduldig mit dem Kescher bereit. Fast waere der Lachs beim ersten Kescherversuch nochmal aus dem Netz herausgekommen aber Dave fasste nach und hievte den Fisch endlich ins Boot. Klasse! Ein schoener Anfang. Der war bestimmt 20 Pfund schwer. Das Black Bluff hatte mal wieder zugeschlagen! Schnell wurde der Fisch versorgt und verpackt und bald schleppten wir weiter. Dave hatte nun natuerlich auch auf das Purple Haze Kombo gewechselt! Wir wunderten uns das hier am Black Bluff scheinbar keine der Pinks oder Cohos da waren. Hier konnte man heute morgen “unbelaestigt” auf grosse Chinooks angeln. Wir hatten das noch nicht fertig diskutiert da rappelte meine Rute wild los. Noch bevor ich die Rute richtig in der Hand hatte sprang ein mittlerer Lachs 30m hinter dem Boot.


    Ja, das war mein Fisch! Der wollte sich wohl seinen Widersacher erstmal genauer ansehen! Es war zwar kein langwieriger Drill wie mit einem grossen Chinook aber dieser Coho verkaufte sein Leben teuer. Er sprang paar Male und sausste im Affenzahn hin und her. Aber bald hatte ich ihn am Boot. Der hatte gut 6-7 Pfund. War aber ein Unmarkierter von welchen jeder von uns nur einen pro Tag und insgesamt 2 pro Trip mitnehmen durften. Der hier hatte den Drilling recht tief im Maul und so beschloss ich ihn mitzunehmen. Viel groessere Cohos erwarteten wir Ende Juli nicht zu fangen.


    Zehn Minuten spaeter das gleiche Spiel nochmal – wieder an meiner Rute. Und der Coho war sogar schon knapp 8 Pfund und ging auch mit – diesmal auf Daves Lizenz denn er schien ja heute keine Fische fangen zu koennen; so zog ich ihn halt auf. Der Trost wenigstens einen Fisch fuer sich in der Box zu haben schien etwas zu wirken aber er war schon etwas angefressen, dass er noch keinen Biss gehabt hatte waehrend ich die Fischkiste fuellte. Er fischte jetzt exakt meine Tiefe waehrend er ueber der Fangstelle kreiste.


    Um nicht 2 Ruten auf der gleichen Tiefe zu fischen, ging ich weiter runter bis auf 35m – kurz ueber Grund. Ich goennte mir erstmal ein Brot und kaute gerade gemuetlich und genoss die Gegend als ich ein bekanntes Geraeusch hoerte – meine Rollenknarre! Ein Blick zurueck zur Rute und die war horizontal zurueckgerissen und gab schwer Schnur frei. “Mein Gott, man kann ja nichtmal Luftholen!”, meinte ich lachend in Richtung des deprimierten Daves. Diesmal war wieder was Groesseres dran und der Fisch zog ordentlich ab. Dann wurde die Schnur flacher und der Fisch sprang – er sprang tatsaechlich trotz Flasher 3 oder 4 Mal komplett und mindestens einen Meter aus dem Wasser heraus so dass es da draussen auf dem stillen Wasser nur so toste. Das war kein typisches Chinookverhalten und ich johlte vor Freude dazu. Das hat mal wirklich selten, dass so ein groesserer Chinook akrobatisch wird. Nach einigem beherzten Hin und Her brachte ich den Brocken zum Boot und Dave sackte ihn ein. Der hatte vielleicht 15-16 Pfund auf den Rippen. Auch nicht schlecht!


    Dave schuettelte nur den Kopf und machte still und besiegt sein Geraet wieder fertig. Ich erinnerte ihn, dass das oft so war auf unseren Trips, dass einer an einem Tag heiss lief und dann am naechsten Tag der Andere. Mit 2 Chinook und 2 Cohos waren wir beide ausgereizt mit diesen beiden Arten. Ich hatte mein und Daves Limit alleine gefangen! Das Black Bluff war wiedermal gut zu mir gewesen! Aber jetzt blieben die Bisse aus obwohl wir es noch ca. 2h versuchten. Dann packten wir ein und fuhren zum Lizard Point und der Slide Stelle. Wir schleppten da eine Weile weiter umgeben von einer Menge anderer Boote. Waehrend Dave nun den einen oder anderen Pink und Coho hakte, versuchte ich es direkt auf dem Grund auf Heilbutt. Aber auch da fanden die Pinks und Coho noch meinen Koederfisch. Hier auf dieser Inselseite standen diese Schwarmlachse dick und dicht. Dave nahm noch 2 oder 3 fette Pinks mit. Da in einem geraden Jahr kein Buckellachsaufstieg im grossen Fraser River stattfand, mussten diese Pinks ins Knight Inlet ziehen. Das musste ein sehr gutes Pinkjahr fuer dieses Inlet sein und die Pinks waren dick und fett und zeugten von guten Aufwuchsbedingungen. Spaeter erzaehlte mir Frank, dass die Anti-Fischfarmaktivisten schon jubelten und behaupteten, dass der letztjaehrige Bann von Netzgehegen-Lachsfarmen in dieser Gegend der Grund des fantastischen Pinkaufkommens waere. Waehrend ich persoenlich den Fischfarmbann auch begruesse, kann ich mir aber kaum vorstellen, dass diese letztjaehrige Massnahme schon so schnell so gravierenden Erfolg gehabt haben soll. Aber wer weiss – ich freue mich jedenfalls ueber jeden gute Nachricht dieser Tage!


    Um etwa 15:00 Uhr packten wir ein – ich hochzufrieden, Dave etwas nachdenklich ob seiner suboptimalen Vorstellung.


  • 29.7. 2022; Malcolm Island, Tag 3


    Auch der 3. Tag sollte frueh noch ohne Wind ablaufen; dann aber ab fruehen Nachmittag sollte es auffrischen. Wir wollten den Morgen auf der nahen Inselnordseite zwischen Donegal Head und Lizard Point verbringen – nicht ganz so weit wie das Black Bluff. Der Gedanke war, dass die Chinooks am Black Bluff gestern nun bis zum Lizard Point und da herum weitergezogen waren und wir sie so noch einmal belaestigen konnten. Also kurz nach 5 aus den Federn und nach einem schnellen Fruehstueck ging’s los. Leider muckerte mein grosser Motor etwas herum beim Losfahren und hinterliess bei mir ein ungutes Gefuehl. Fuehlte sich wie ein elektrischen Problem an – sporadische Aussetzer – schwierig zu diagnostizieren. Gut das wir heute nicht ganz so weit fuhren!


    Hinter dem Donegal Head setzten wir diesmal 3 Ruten an 3 Downriggern ein und gesellten uns zu 10 oder 12 anderen Booten. Es dauerte nicht lange und Dave sprang auf und hatte was dran. Er brachte einen fetten Pink ans Boot. Mitnehmen oder nicht? “Mae, da geht noch mehr!”, dachten wir. Und es sollte sich bewahrheiten: es begann eine tolle Kleinlachsfischerei – und wir waren nicht allein beim Fangen. Auch auf den anderen Booten sahen wir die Angler fleissig anschlagen, drillen und keschern. Cohos bis zu 7 Pfund und Pinks um die 4-5 Pfund – mindestens alle 10 Minuten ein Fisch. Wir behielten ein paar fette Pinks und ich einen vielleicht 7 pfuendigen unmarkierten Coho. Und wir liessen dutzende wieder frei. Aber es wollte sich kein Chinook blicken lassen. Wir sahen ein Boot eine ganze Weile in einen langwierigen Drill verwickelt und nach vielleicht 10 Minuten einen gut 20 pfuendigen Chinook keschern. Es waren also einige Chinooks da aber wir befuerchteten, dass die kleineren Lachsarten so schnell an unsere Koeder sprangen, so dass wir gar keine Chance hatten zu den Chinooks durchzukommen. Es hatte gar keinen Zweck die dritte Rute weiterzubenutzen – das war einfach zu viel Arbeit.


    Bei einer Schleife in etwas flacheres Wasser bemerkten wir ein paar grosse Fischsicheln am Echolot. Das konnten Chinooks sein, meinten wir und in diesem Moment ruckte meine Rute mit dem Blinker an und loeste auch sofort aus. Ich hatte gleich das Gefuehl, das hier etwas mehr Gewicht dahintersteckte. Erst liess sich der Fisch widerwillig naeher ziehen aber dann gab es ploetzlich 2 harte Rucke und jetzt musste ich Schnur geben. Und die Schnur lief immer schneller raus. Yeeeess, ein besserer Fisch! Dave zoegerte noch mit dem Herausholen seiner Rute – er traute mir noch nicht so recht. Dann kam der Fisch auf’s Boot zugeschossen und ich kurbelte wie ein Weltmeister. Dann sahen wir ihn auch schon – schoener Kerl, vielleicht 12-13 Pfund. Aber jetzt wollte er stur auf die andere Bootsseite wo Dave noch seine Rute am Downrigger draussen hatte. Um einen fuerchterlichen Tueddel zu verhindern musst ich dem Fisch die Notbremse anschalten und ich hielt ihn auf Biegen und Brechen. Er tobte und schaeumte das Wasser und ploetzlich war er ab. Schade, der erste groessere Fisch heute und dann geht genau der ab. Typisch!


    Wir drehten noch ein paar Runden um die Stelle und obwohl wir die grossen Fischsicheln wieder fanden, wollte davon keiner mehr zuschnappen. Nach einer Weile brachen wir ab und wollten es vor Anker auf Heilbutt probieren. Lachs hatten wir ja schon eine Menge in der Kiste. Wir fuhren zur Stelle wo wir letztes Jahr 2 Butte erwischt hatten. Anker ausgelegt und Ruten mit saftigen Koedern bestueckt. Und natuerlich musste auch der volle Duftsack in die 80m Tiefe hinab. Auf die Wirkung der Duftfahne mussten wir nicht lange warten denn die laestigen Dornhaie fanden unsere Koeder schon nach wenigen Minuten. Von da an kamen non-stop 1 bis manchmal 2 Haie gleichzeitig hoch. Erst hatten wir noch die Hoffnung, dass unsere ganze Muehe mit den Haien mit wenigstens einem schoenen Butt belohnt werden wuerde. Aber nach 4 Stunden brachen wir desillusioniert ab. Wir mussten jeder 40 Haie hochgekurbelt haben – mir taten Arme und Ruecken weh und Dave konnte gar nichts mehr sagen. Da ich unbedingt noch Heilbutt fangen wollte, beschlossen wir auf der Inselnordseite, an den Lachsgruenden, mit Koederfisch hart am Boden zu schleppen um so vielleicht den einen oder anderen Butt abzuschleppen. Vor einigen Jahren hatte das hier hervorragend geklappt. Funktionierte leider auch nicht. Ich fing eine schoene Scholle aber das war’s auch gewesen mit Plattfisch. Ausser noch paar kleinen Felsenbarschen liess sich nichts Buttaehnliches ueberreden.


    Um die Grundfischerei noch zu retten, schlug Dave vor zu einer uns bekannten Lingcodstelle zu fahren. Ich war erst etwas abgeneigt weil wir dafuer ein Stueck offenes Wasser ueberquehren mussten und ich meinem Motor heute nicht trauen konnte. Schliesslich liess ich mich doch breitschlagen und wir fuhren zum Eingang des Broughton Archipelagos; einer Inselwelt mit unzaehligen Inseln und Klippen. Hier hatten wir vor Jahren an einer Steilwand mal eine Sternstunde beim Lingcodangeln erwischt. Leider hatte das Fischereiministerium wohl auch von den tollen Faengen gehoert und die Stelle 2 Jahre spaeter als Schongebiet ausgezeichnet. Also genau an unserer alten Stelle durften wir nicht mehr fischen aber die Schongebietsgrenze war nur 50m von der Stelle entfernt und die felsige Steinwand ging auch ausserhalb der Grenze weiter. Warum sollten also nicht auch paar Lings kurz hinter der Grenze auf Lauer liegen?


    Wir montierten unsere schwereren Pilker und klopften damit die Felskanten ab. Nach 10 Minuten stoehnte und halb lachte Dave ploetzlich auf – aha er war am Fisch. Jawoll, rief er freudig als Schnur von seiner Rolle gerissen wurde. Das war ein guter Fisch und Dave schwaermte wieder von diesen aggressiven Lingcods. Bald pumpte er ihn Stueck fuer Stueck hoch – da war er – ein braungeflecktes und zaehnestarrendes Untier. Ich schlug ihm das Gaff in den Schaedel und hievte den Fisch hinein. Feiner Fisch, um die 15 Pfund schwer. Trotz weiterer Versuche hakten wir nur noch Kleinkram – ich unter anderem einen herrlich aussehenden Irish Lord – eine Art Seeskorpion. Cool aussehendes Ding! Dann merkten wir wie der Wind auffrischte und ich draengelte zum Aufbruch – wir hatten noch ein Stueck zu fahren und ich war einbisschen bange wegen dem muckernden Motor. Wir kamen aber gut an – wenn auch mit etwas gelegentlichem Ruckeln.


    Ein Stueck von Dave’s Lingcod brutzelte ich als Backfisch zum Abendbrot zurecht – frischer geht’s nicht! Die Stimmung war gut – auch Dave war wieder guter Laune – er hatte gefangen und hatte mit dem Lingcod sogar den Tagessieg an sich gerissen! Wir fuhren nach dem Abendbrot nochmal eine halbe Stunde zu einem Sonnenuntergangstrolling direkt vor unserem Dock. Fingen noch ein paar Pinks und Cohos. Die waren ueberall und die Pinks sprangen auch wie verrueckt umher. Magical!


  • 30.7. 2022; Malcolm Island, Tag 4


    Der letzte volle Tag auf dieser Tour stand an und der Wind sollte morgens wieder nur sehr leicht sein bis er dann nachmittags auffrischen sollte. Also musste das Black Bluff nochmal herhalten. Dave wollte nun endlich seine nagelneue Islander-Rolle an einem dicken Chinook austesten. Und ich war noch scharf auf einen Heilbutt!


    So duesten wir trotz anhaltender Motorprobleme die ganze Strecke bis zum Bluff. War anstrengendes Fahren denn der Nebel war streckenweise sehr dicht. Ich hatte weniger Angst vor einer Bootskollision, aber das ganze Treibgut mit allerlei Baumstaemmen und Holzstuecken machte mir Sorgen und ein paar Mal musste ich abrupt ausweichen. Dave stand auch mit der Nase an die Windschutzscheibe gepresst. Ging aber alles gut und mein Happy Place lag wieder friedlich und fischig aussehend vor uns. Und fuer uns alleine.


    Wir zogen bald schon 2 Koederfische am System dicht vor dem Kelpguertel entlang. Es roch foermlich nach Fisch. Es war auch eine Menge Futterfisch da – manchmal sah es aus als ob es regnete, wenn die Brut an der Oberflaeche spielte. Aber es waren keine Raeuber da - oder beisswillig. Nach einer ergebnislosen Stunde kam auch noch eine dicke Gezeitenlinie hereingetrieben und brachte allerlei Grass und Schlingpflanzen mit und machte das Angeln sehr muehseelig. Wir sahen am herausragenden Punkt des Black Bluff zwei Boote entlangschleppen. Vielleicht ging es dort besser – auch wenn wir das Black Bluff eigentlich immer tief in der Bucht fischten. Kaum waren wir vor der Spitze in etwas tieferem Wasser, da riss es an Dave’s Rute. Er hieb an und stoehnte gleich auf; “Schwerer Fisch!”.


    Na also, Dave konnte es also doch noch! Waehrend der Fisch lospolterte und wir Dave’s neue Rolle singen hoerten, raeumte ich das Deck auf. Dann stand ich mit dem Kescher parat und wartete auf meinen Einsatz. Dave’s Fisch liess sich nicht so leicht ueberwinden und er riss immer wieder beherzt aus. Dann katapultierte er sich sogar voll aus dem Wasser. Uns blieb kurz der Atem weg – aber der Haken sass! Die anderen zwei Boote machten uns Platz und andere Hindernisse gab es hier nicht im Wasser und so kam der Drill nach paar Minuten zu einem routiniertem Ende. Der Lachs wurde muede und Dave schleifte ihn heran – ein Versuch mit dem Kescher genuegte und ein 16 Pfuender lag im Boot! Klasse, Dave war gluecklich.


    Der Fisch wurde schnell versorgt und die beiden Ruten kamen schnell wieder zum Einsatz. Ich drehte nun grosse Schleifen um den Fangplatz und tatsaechlich nach 10 Minuten ruckte wieder Dave’s Rute los. Und wieder ein guter Fisch! Auch dieser Chinook tobte viel an der Oberflaeche lang und sausste hin und her und machte Dave viel Freude. Als er ihn das erste Mal am Boot hatte und wir einen guten Blick darauf hatten, waren wir fast enttaeuscht: der war einiges kleiner als der erste – hatte weit ueber seiner Gewichtsklasse gekaempft. Ich sackte den vielleicht 10-11 Pfuender bald ein und wir packten ihn in die Kiste zum Ersten.


    Und es ging weiter – die Beisszeit war da. Ob es nun eine neue Lachsschule war die hier gerade durchzog oder ob die vorhandenen Lachse nun auf einmal Lust hatten zu beissen, werden wir wohl nie wissen – aber es war ein toller Angelspass. Dave verpasste noch 2 gute Bisse. Dann war ich endlich mal dran und hatte einen ganz harten Biss und der Fisch riss auch gleich feste Schnur von der Rolle. Wir waren wieder auf einen guten Chinook eingestellt aber nach ein paar Minuten hatte ich den Fisch neben dem Boot und staunte – ein fetter Coho! Nun hiess es zu erkennen ob er markiert oder unmarkiert war. Wir hatten unser Besitzlimit an unmarkierten Cohos gestern erreicht und durften nur noch markierte behalten. Leider sah ich bald die Fettflosse und so durfte der Coho nach einem kurzen Fototermin wieder schwimmen. Dave hatte danach noch kurz einen sportlichen Fisch dran der aber irgendwie den Drilling plus Angsthaken losbekam. Und dann war nach etwa einer Stunde der Spass ploetzlich wieder vorbei. Nur noch ein paar kleine Shaker und der eine oder andere Pink biss an. Bald sahen wir auch einen guten Grund fuer das ploetzliche Verschwinden der Grosslachse: ein ganzer Pod Orcas kam vorbei! Die sahen wie auf der Jagd nach etwas aus. Das sollten uebrigens ausser den Delfinen die einzigen Waale gewesen sein, die wir auf dieser Tour beobachten konnten. Sonst sehen wir einige mehr!


    Ich draengelte nun es nochmal auf Heilbutt zu versuchen. Wir wollten erst an der weiter suedichen Inselseite den Kies-und Sandboden mit Koederfischen am Grund beschleppen. So hatten wir in der Vergangenheit schon einige Butte erwischt. Aber ich hatte staendig kleinere Felsenbarsche, Babylings oder Coho und Pinks am Haken. Dave hatte mehr Lachs und packte noch einen fetten Pink in die Kiste. Aber Butt wollte gar nicht. Ich fing sogar ein paar kleinere Schollen – also schonmal Plattfisch – aber keinen Butt!


    Eine Weile spaeter drifteten wir mit leckeren Pilkern und Fetzenkoedern umher – ein paar gute Felsenbarsche stiegen ein – aber kein Butt! Letztlich ankerten wir sogar noch in Mitchell Bay direkt vor unserem Dock. Vom Dock-Heilbutterlebnis vor 2 Jahren wussten wir ja das Heilbutte sich bis ins Flache am Dock herumdrueckten. Aber auch hier kamen die Dornhaie jedweglichen Butten zuvor und nach einiger Zeit gaben wir auf – Butt sollte dieses Mal nicht sein! Wir packten dennoch zufrieden zusammen – endlich hatte Dave mal zugeschlagen und Grosslachs gefangen! Morgen wuerde er schon fueh die Faehre nach Vancouver Island nehmen waehrend ich auf dem Heimweg noch ein bisschen fischen konnte. Ich wollte noch 2 fette Pinks mitnehmen um eine grosse Raeucherziehung zu machen. Das sollte sich bei der Menge an Pinks vor Mitchell Bay ja wohl leicht machen lassen. Ich hatte 2 Stunden Zeit dafuer.


    Als Dave weg war und ich alleine mit dem Boot vom Dock ablegte, entschied ich die erste Stunde sogar noch nur auf Chinook zu angeln – die letzte Stuende wuerde dann den 2 ausstehenden Pinks gewidmet. Leider kam kein Chinook zum spielen. Als ich auf Pinks/Cohos umstellte, kamen auch bald die erhofften Bisse. Problem war, der erste Fisch war ein kleiner Chinook – wieder zurueck. Der naechste Fisch war ein fetter Coho – unmarkiert - auch wieder zurueck. Der dritte war ein Pink – aber wohl der Kleinste den wir auf dem ganzen Trip gesehen hatten – auch wieder zurueck. Und dann verlor ich die naechsten 6(!!) Lachse im Drill. Ich hatte nur noch 10 Minuten bevor ich Richtung Treffpunkt los musste und hatte noch keinen Pink in der Kiste! Dave wuerde mich auslachen! Dann endlich konnte ich den ersten Pink einsacken. Auf einmal hoerten die Bisse auf. Ich war wohl schon zu weit draussen. Also wieder zurueck in die Bucht. Mit dem Schlusspfiff bekam ich dann einen Doppelbiss; ich setzte an beiden einen Anschlag und begann dann eine Rute zu drillen. Ich sah immer mal wieder zu anderen Rute rueber – der war immer noch dran. In der Naehe des Bootes begann mein Fisch zu springen – und der Haken schlitzte aus. Nein! Schnell schnappte ich mir die andere Rute – nahm Fuehlung auf, ja, der war noch dran. Jetzt bitte halte fest, Du Haken! Den letzten Meter schlidderte ich den Fisch zum Boot, schnappte mir die Schnur am Vorfach und wuppte ihn entschlossen ins Boot. Endlich! War fuer ein Krampf um den letzten Pink!


    Auf der Ueberfahrt kam ich dann an einer ganzen Seeotterfamilie vorbei. Super suess. Schoen zu sehen, dass diese einstmals fast komplett ausgerotteten Tier wieder ein Comeback machen! Als ich dann Dave an der Marina traf und er meine beiden Pinks sah, fragte er ob das schnell gegangen war. Ich antwortet cool es waere ein Klacks gewesen die zwei Schwaenze zu fangen; “Easy peasy”! Angler sind eben doch notorische Luegner!


  • 10.8. – 15.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 1


    So, der letzte Sommer-Angeltrip dieses Jahres ist Geschichte und war wieder ein voller Erfolg - in jeder Hinsicht. Es war unser jaehrlicher Maennertrip an eine abgelegene Kuestenstelle (ich will hier nur mal ausdruecklich erwaehnen das der Begriff Maennertrip nicht mit Absicht entstanden ist, wir wuerden ohne Weiteres auch Frauen/Toechter mitnehmen aber in all den Jahren hat keine unserer weiblichen Bekannten oder Verwandten jemals Interesse daran bekundet). Dieses Jahr waren wir 11 Kerle die sich diesmal die noerdlichen Nootka Soundteil – genannt Esperanza Inlet – herausgesucht hatten. Einige von uns (inklusive ich) hatten Erfahrung mit dem suedlichen Nootka Sound – dem mehr historischen Teil, wo Capt’n James Cook seine erste Anlandung an der spaeter kanadischen Westkueste machte und den Weg ebnete fuer seinen jungen Offizier Vancouver spaeter als eigener Kapitaen hierher zurueckzukehren und die Spanier davonzujagen und mit den Eingeborenen den Fellhandel fuer England anzufangen. Es war auch hier im suedlichen Nootka Sound wo ein gewisser Offizier Bligh unter James Cook diente – jener, der spaeter durch die Meuterei auf der Bounty bei Tahiti beruehmt wurde. Eine groessere Insel hier im Nootkasoundgebiet heisst heute “Bligh Island”.


    Aber im Esperanzafjord hatte von uns noch keiner geangelt. Ist auch noch weiter abgelegen und brauchte eine 2 stuendige Bootsanfahrt vom Ende des Asphalts in Gold River. Da wir nur 3 Kleinboote dabei hatten, hatte die 4 koepfige Delegation aus Vancouver (Glenn + Sohn und Jason + Sohn) ein Guideboot fuer 3 Tage aus der Port Eliza Lodge gebucht. Die 4 fuhren mit ihrem Pickup ueber die Schotterpisten bis Zeballos und wurden dort vom Guide mit dem Boot abgeholt. Wir anderen fuhren mit unseren 3 Booten die lange aber herrliche In-Fjordstrecke bis zur gleichen Lodge. In Esperanza gibt es nicht sehr viele Unterkunftsmoeglichkeiten; viel weniger als in Sued-Nootka. Hier gab es nur 3 Fishing Lodges und ein paar winzige abgelegene Doerfchen in welchen es vielleicht ein paar wenige Privatunterkuenfte gibt. Zwei der Fishing Lodges in Esperanza waren High-End- All-Inclusive Lodges und nicht fuer unseren Zweck brauch-und bezahlbar.


    Die Port Eliza Lodge ist dagegen eher ein Fish Camp – der Begriff Lodge wohl etwas hochtrabend fuer diese Wirtschaft. Hier sind Angler mit eigenen Booten willkommen und ausreichend versorgt. Die schwimmenden Huetten sind betagt und vom Wind und Salz schon was angefressen, aber sauber und funktional. Wir hatten mit Vollverpflegung gebucht und das Essen schmeckte und war reichlich – wenn auch nicht Sternequalitaet. Geraeumige Gefrierkapazitaet, mehrere Schlachttische, eine gute Marina mit Suesswasserschlauch, Benzin – wenn auch teuer, genuegend Aufenthaltsplaetze draussen und drinnen, genuegend Doppelzimmer mit (quietschenden) Betten und einer Garderobe – sonst nichts. Toll gelegen, nahe am Fjordausgang und super nahe zu den besten inshore Lachsstellen. Eine Eismaschine und soviel alkoholfreie Getraenke wie man will. Und fuer eine Extragebuehr kann der Fang vakuumverpackt, zertifiziert und beschriftet werden (das ist klasse denn wenn man einige Fischsorten privat verpackt, muss der Kopf oder Schwanz oder Fisch ganz gelassen werden um bei einer Kontrolle Fischart und Laenge bestimmen zu koennen. Eine Zertifizierstelle wie so eine Lodge darf selber kontrollieren und den Fisch dann in beliebige Stuecke zerlegen und entsprechend beschriften.). Es ist also wirklich alles da was man auf so einer mehrtaegigen Angeltour in der Wildnis mit Kleinboot braucht – es ist eben nur nicht glitzernd oder schick. Wer seine nichtangelnde Frau hier ausfuehren moechte, ist falsch am Platz.


    Wir fuhren schon am 10.8. in Victoria los und uebernachteten in Gold River in einem Motel. Wir wollten die Nachmittagswinde im Fjord vor Gold River umgehen und lieber morgens slippen. Das ging trotz 3 Boote ruckzuck und unsere Gespanne fanden auf dem grossen und bewachten Slipanlagenparkplatz leicht Platz. Dann duesten wir als Dreiergespann den Fjord rauswaerts. Normalerweise war mein Boot MaxWaldi immer das Schnellste und ich nahm immer die letzte Position ein. Doch Carl und Jerrod hatten beide mit nagelneuen und groesseren Suzukiaussenbordern aufgeruestet so das ich nun die lahme Ente im Konvoi war. Schon ein aergerliches Gefuehl. Aber nachdem ich die elektrischen Unstimmigkeiten noch vor dem Nootkatrip beseitigen konnte, lief mein Yamaha so fein und butterweich, dass jeder Gedanke an eine eventuelle $20000 Motorinvestition einfach nur Unsinn waere.


    Da wir erst 15:00 Uhr in unsere Unterkunft in Port Eliza rein konnten, verbrachten wir 1-2 Stuendchen mit Lachsschleppen am beruehmten Camel Rock im suedlichen Nootka Sound. Hier hatte ich vor genau 10 Jahren noch mit meinem Vater meinen letzten Tyee (Chinook > 30 Pfund) gefangen. Vielleicht sollte das ja ein Zeichen sein? Ein guter Biss riss mich ploetzlich aus meinen Traeumen aber als ich die Rute aufnahm, war kein Widerstand mehr da. Das war alles was uns geboten wurde bis zu unserer Weiterreise. Dann ging es das schmale Tahsis Inlet hoch bis zu der kleinen Durchbruchstelle zum Esperanza Inlet in Nord-Nootka. Der Durchgang war keine 100 m breit und da sich die ganze Gezeitenflut hier durchquetschen musste, herrschten hier ordentliche Stroemungen. Erinnerungen an die Straumen in Norwegen wurden wach. Beim Dorf Esperanza legten wir kurz an und fuellten unsere Tanks nochmal randvoll. Dann ging es weiter durch die bergige Waldwildnis. In einer Bucht setzten wir nochmal die Schleppruten ein und jetzt kamen auch die ersten Fische zum Boot. Aber leider nur Kleinlachs und ein paar Felsenbarsche. Ging alles wieder zurueck. Da sollte noch viel Groesseres kommen! Hoffentlich.


    Gegen 15:00 Uhr fanden wir dann die schwimmende Port Eliza Lodge im letzten Seitenarm des Esperanza Inlets – kurz vor der offenen Kueste. Total geschuetzt und mit wirklich coolen Felsformationen im Hintergrund. Apropo cool, war es gar nicht – es war drueckend heiss hier! Glenn und seine Truppe warteten schon mit kuehlen Getraenken und einigen Bieren im Vorlauf auf unsere Ankunft. Und es gab ein lautes und herzliches Willkommen. Glenn, den Stoerangelexperten hatte ich auch schon monatelang nicht mehr gesehen. Aber wir waren ja nicht zum Quatschen hierhergekommen! Nachdem wir unser Quartier bezogen hatten und unsere 3 Boote von Transport auf Angeln umgestellt hatten, ging es nach dem Abendessen nochmal zum Anangeln auf’s Wasser. Robert, der Lodgebesitzer und Mann-fuer-Alles, meinte heute Abend und morgen waere unser bestes Wetterfenster fuer die aeussere Kueste oder Offshore. Joshua kam mit auf mein Boot und dann duesten wir bis auf den offenen Pazifik. Dort stoppten wir kurz und berieten uns. Es war spiegelglatt und noch herrlich sonnig. Aber wir hatten auch nur noch 2,5h Licht. Zwar hatten Dave und Jerrod einige Offshorespots von Kollegen ausspioniert aber ganz weit raus wollten wir heute nicht mehr. Ich ueberzeugte die 2 anderen Kapitaene, dass wir in Sued-Nootka immer ordentlich Butt und Ling nur knapp ausserhalb der Surflinie gefangen haetten – fuer Butt sollte sandiger, kiesiger Boden ab 30m Tiefe faengig sein. Fuer Lingcod, hatte jede Klippe, jeder Stein hier draussen Potenzial. So fuhren wir auf gut Glueck bis zu knapp 60m Tiefe ueber was aussah wie lange Sandstrecken.


    Wir machten 2 Buttruten fuer Dave und Josh fertig und waehrend Dave einen ganzen Hering anbot, fischte Josh mit einem grossen Pilker und Lachsfetzen. Es passierte erstmal nichts auch wenn Josh manchmal das Gefuehl hatte, etwas knabberte an seinem Koeder. Aber jeder Anschlag ging leer aus. Wir drifteten dicht nebeneinander und sahen auch auf den anderen Booten keine Action. So holte ich mir zum Spass die schwere Spinnrute vom Dach und montierte einen Berkley-Twister in weiss am schweren Jigkopf. Kaum ratterte der ein paar Sekunden ueber Grund schnappte etwas zwei-dreimal danach. Ich ruckte einfach mal an und es blieb etwas haengen. War kein Riese aber die Rute war ziemlich krumm. Alle guckten gespannt auf mich – es dauerte aber eine Weile den Fisch von 60m hochzubringen. Eine richtig fette Scholle tauchte auf. Dave dachte erst ein kleiner Heilbutt. Ha! Die ging aber sowas von mit! Knapp 50cm! Schnell liess ich den Twister wieder runter und liess ihn in der lauen Drift einfach ueber Grund schleifen. Rumms! Wieder ein harter Biss und wieder ordentlich Widerstand. Die Jungs um mich herum staunten. Noch eine fette Scholle – fast das gleiche Kaliber. Das konnte den ganzen Abend soweitergehen! Im Prinzip hatte ich non-stop Bisse sobald der Twister am Boden war. Es gab aber viele Fehlbisse – wahrscheinlich die kleineren Plattfische die den riesigen Jighaken gar nicht in das Maul bekamen. So blieben nur die richtig Grossen haengen.


  • 10.8. – 15.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 1 cont.


    Beim naechsten Anschlag war die Rute vollkrumm und der Fisch war richtig schwer. Er rappelte auch paar Mal richtig herum so dass nun ich sogar an einen kleineren Heilbutt dachte. Als wir den Umriss endlich sahen, griff Dave sofort zum Gaff – das musste ein Heilbutt sein! Der Plattfisch war locker 60cm lang – aber als ich ihn oben hatte, sagte ich “Riesenscholle!”. Das war die groesste Scholle oder Flunder die ich nicht nur je selber gefangen hatte aber auch je gesehen hatte! Die war locker 4 oder 5 kg. Weil ich Scholle sagte und bisher die anderen Schollen einfach nur am Vorfach ins Boot gewuppte hatte, legte Dave das Gaff wieder weg. Aber ich sah das der Haken nur knapp sass und rief Dave er sollte gaffen. Das dauerte etwas lange und bis Dave endlich zielte und zuhauen wollte, schlug die Scholle wild um sich und kam frei. Arrrgggg, jetzt war ich mal aergerlich mit Dave und mir selber. So eine Prachtscholle werde ich vielleicht nie wieder sehen. Damn! Dave verzog sich ganz schuldbewusst – er hasste es ja normalerweise viel mehr Fisch zu verlieren. Aber Scholle hat hier in Westkanada so ziemlich niemand auf dem Radar und fast niemand behaelt sie wenn sie als Beifang am Haken hingen. Bei dem ueblichen Kleingemuese bis 30cm kann ich das ja noch verstehen – so viel Filetierarbeit fuer einen hauchduennen Fetzen – aber solche Brocken hier, die lohnen sich doch richtig!


    Und so machte die Spinnrute fleissig weiter. Ich gab Josh mal meine Rute und auch er fing eine tolle Scholle. Dann war ich wieder dran. Es ruckelte schon wieder am nun schon am zweiten Twisterschwanz, da der erste total zerstoert war. Aber erstmal blieb nichts haengen. Dann wurde es ploetzlich schwer – ich dachte erst an einen Haenger und ruckte hart an aber da kam nun ploetzlich Leben in den Haenger und die Rute wurde mir fast aus der Hand gezogen. Die Rollenbremse war ziemlich hart eingestellt und so musste ich hektisch nachfummeln. Das war ein Heilbutt – keine Zweifel. Dave rief es zu den anderen Booten herueber und alle schuettelten unglaeubig den Kopf – keiner hatte auch nur einen Biss gehabt bisher. Alle angelten mit grossen Koedern und schwerem Geschuetz – aber das war wohl hier und heute gar nicht gefragt. Finessangeln war angesagt. Aber ich stoehnte, dass der Butt nun ausgerechnet am feinsten Geraet haengen musste und ich mir richtig Muehen geben musste. Der Butt war kein Kleiner und ich bekam die ersten 5 Minuten ueberhaupt keine Schnur auf die Rolle, im Gegenteil, wenn ich vielleicht mal 5 Meter einkurbeln konnte, hatte er mir bestimmt schon 20m Schnur abgezogen. Ich musste mir mit Geduld und Geschick den Fisch erarbeiten. Als ich ihn dann erstmal auf halber Hoehe hatte, hing er eine Weile nur schwer in der Schnur und ich konnte ihn Stueck fuer Stueck hochpumpen. Kurz vor Sichtweite ging er dann ploetzlich wieder auf Tauchfahrt und ging fast bis zum Grund runter.


    Die Jungs neben mir feuerten mich an und machten natuerlich auch ihre Witze ob meiner nachlassenden Kondition. Das haette noch vor 10 Jahren nicht so lange gedauert – usw. Aber ich liess mich davon nicht irritieren und war voll fokusiert. Der Butt musste mit heimkommen! Hoffentlich hielt der Haken. Dave wartete schon mit der Harpune und dann sahen wir die braune Platte auftauchen. Majestaetisch! Ich hievte ihn bis zur Oberflaeche und trat zurueck und Dave rammte dem Butt die Hapunenspitze perfekt hinter die Kiemendeckel. Er war meine! Und jetzt tobte er wie wild aussen neben dem Boot und schlug paar Mal mit dem Kopf oder Schwanz an die Bordwand das es nur so krachte. Deswegen bringe ich nur ungerne lebende Heilbutte ins Boot – die koennen da richtig Schaden machen und wenigstens eine riesen Sauerei hinterlassen. Ich steckte dem Butt ein verdrahtetes Seil durch Maul und Kiemen und band ihn draussen am Boot an bevor ich die Harpunenspitze- und Seil entfernte. Dann noch einen kraeftigen Schlag zwischen die Augen mit dem Knueppel und die Kiemen zerschnitten und dann konnte er friedlich aussen ausbluten. Und wir weiterangeln. Der erste Abend hatte sich fuer mich doch schon richtig gelohnt. Wir fingen noch einen Snapper (Yelloweye Rockfisch) was uns andeutete, dass wir so langsam in steinigeren Untergrund drifteten. Dann war es aber Zeit zurueckzufahren. Jerrod packte schon ein und dampfte ab. Ein herrlicher Sonnenuntergang ueber dem friedlichen Pazifik. Morgen sollte es nochmal so ruhig werden – wenn die Meere doch immer so waeren, zumindest wenn man Angeln will!


    Zurueck an der Lodge filetierte ich meinen Fang. Die grossen Schollen hatten richtig fette Filets auf den Rippen. Carl musste ich erstmal deutlich den Unterschied zum Heilbutt zeigen – er war immer noch nicht ueberzeugt, dass das keine kleinen Heilbutte waren. Mein Butt war knapp 40 Pfund und 107cm. Damit konnte ich auf meiner Lizenz keinen weiteren Heilbutt mehr eintragen auf diesem Trip; das Limit war entweder 2 Butte unter 90 cm oder einen ueber 90 cm. Nach ein paar kuehlen Getraenken machten wir uns bald in die Betten – wir hatten alle einen langen Tag hinter und noch viel vor uns.


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