Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • 10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound


    Tag 2


    Als unsere Flotille Richtung Nordwesten aufbrach um die mittige Inselkette im Barkley Sound in ca. 15 km Entfernung zu erreichen, bretterten Glenn und Jason mit ihren Soehnen auf dem Guide Boot zur Big Bank offshore. Mir tat schon nach den 15 km inshore der Ruecken weh; es herrschte heute eine haessliche kurzfrequentige Duenung mit knapp metrigen Windwellen schraeg darueber. Das Meer war eine einzige Waschmaschinenspuelung und ich konnte kaum mehr als 30 km/h fahren und musste staendig das Gas hoch und runterdrehen. Einfach nur haesslich! Endlich an den aeussersten Inseln angekommen, waren wir wenigstens im Schatten der Duenung. Aber die Windwellen kamen hier voll rein und prallten von den Klippen zurueck und machten das Wasser auch hier sehr unruhig. Aber es mussten wohl Lachse hier sein denn es schleppten mit Sicherheit um die 50 Boote in der generellen Gegend. Grosskampftag. Wir sahen auch viele Guideboote, die ihren Kunden wohl nicht die letzte gute Niere herauspoltern wollten indem sie bei solchen Bedingunen offshore fuhren. Eine weise Entscheidung fand ich. Glenn und Jason’s Boot fingen zwar ihr Limit an Heilbutt und auch einige Lachse offshore aber alle reiherten sich die Kehle wund. Dafuer wollte ich keine $1500 zahlen!


    Ich steuerte zuerst und Dave und Ian machten ihre Ruten klar. Hier bei diesem Bootsbetrieb musste einer staendig am Steuer aufpassen. Die meisten Boote folgten einem klassischem Muster das besagt: “rechte Rute zum Ufer”. Damit fuhr eine dichte Flotte synchron eine entgegen-dem-Uhrzeigersinn gerichtete Schleife mit den Booten rechts dicht an Land und die Boote links weiter draussen wieder zurueck. Das funktioniert ganz gut damit jeder mal eine Passage dicht vor den Klippen bekam und das machte die Bootsbewegungen berechenbar. Natuerlich gab es immer wieder Idioten die das entweder nicht verstanden oder absichtlich ignorierten und damit fuer brenzliche Situationen sorgten. Besonders interessant wurde es immer wenn ein Boot im Drill war. Hier musste der Skipper mit Feingefuehl dicht am Fisch bleiben und dabei versuchen den Drill nach aussen zu verlagern. Da war immer auch Ruecksicht der anderen Boote noetig – was aber normalerweise kein Problem war weil ja jeder hoffte dann auch so nachsichtig behandelt zu werden.


    Und Lachse waren vor Ort. Wasser war kalt und klar hier. Dave angelte mit Koederfisch und das war wohl gefragt heute. Der erste Biss an Dave’s Rute liess nicht lange auf sich warten und Dave genoss seinen ersten Grosslachsdrill dieses Jahr. Ein ca. 15 Pfuender kam an Bord. Jetzt war ich mal dran und Dave steuerte. Ich fischte meine Flash Fly und bekam bald einen guten Biss der allerdings nicht haengen blieb. Ich machte daraufhin auch einen Koederfisch dran und bald schon ruckte meine Rute wieder los und loeste auch gleich aus; Anschlag sass und ab ging die Post! Der Fisch machte ordentlich Alarm und nahm auch gut Schnur. Die umliegenden Boote machten brav Platz und so konnte ich einen etwa 12 pfuendigen Chinook sicher landen. Klasse! Jetzt durfte Dave wieder ran und Dave war on fire. Nicht lange und seine Rute riss wild nach hinten und er stuerzte hinzu und war am Fisch. Nach 2 guten Fluchten war der Lachs dann bald muede und Dave hievte ihn Richtung Boot wo Ian mit dem Kescher wartete und ihn versenkte. Wieder so ein 14-15 Pfuender. Damit hatte Dave ja schon sein Chinook-Tageslimit. Aber es sollte ja auch gute Cohos geben.


    Ian stellte jetzt auch auf Koederfisch um. Aber jetzt war erstmal Beisspause. Wir versuchten es mal um die letzte Schaerenklippe herum zur Aussenseite zu kommen – hoffnungslos. Dort kam dann wieder die brutale Duenung um die Ecke gebrettert und kollidierte mit den Windwellen – nicht befischbar heute! Auch Brad in seinem groesseren und schwereren Grady White versuchte es und kam mit dem Schwanz eingezogen schnell wieder zurueck. So schleppten wir tiefer in den Sound und liessen den Grossteil der Flotte hinter uns. Schoen mal ein bisschen Platz zu haben! Und da riss es ploetzlich Ian’s Rute zurueck und er war an einem guten Fisch. Dave und ich raeumten das Deck um Ian allen Platz zu geben und er hatte den halben Sound um seinen Fisch in Ruhe auszudrillen. Aber sein Lachs kaempfte wieder komisch und kam aehnlich wie gestern Abend noch ziemlich gruen zum Boot wo er dann ploetzlich verrueckt spielte. Leider ging das diesmal nicht so gut aus wie gestern und der Haken kam ihm bald entgegengeflogen.


    Schade, denn der hatte groesser ausgesehen als alle zuvor. Schnell waren die Ruten wieder bekoedert und im Wasser und wir zogen nun Schleife um Schleife um die Bisstelle, Nach einiger Zeit war es dann wieder Dave’s Rute die abzog. Diesmal blieb allerdings auch Dave zweiter Sieger – der Fisch blieb kaum 10 Sekunden lang haengen. Wir verbuchten noch einige Fehlbisse – irgendwie waren die Lachse jetzt vorsichtiger und knapperten nur. Als wir wieder Richtung offenes Meer zogen, kamen wir nun in einen Schwarm kleinerer Chinooks – alle so 3-5 Pfund. Beim Ersten dachten wir schon wir haetten einen Cohoschwarm gefunden aber es waren unreife Fresslachse der Chinookgattung.


    Wir sahen einen der Topguides dieser Gegend und folgten ihm eine Weile. Er fuhr eine ungewoehnliche und aggressive Linie durch die vielen Untiefen und Unterwasserriffe. Vielleicht konnte man hier noch einen neuen Trick lernen? Aber das waere uns beinahe teuer zu stehen gekommen; Dave war am Steuer und bewunderte laut eine Pyramide an Futterfisch auf dem Echo. Sah wie ein Zuckerhut aus. Wir hatten unsere Koeder auf 20 und 25m Tiefe, das Echodisplay zeigte immer noch 35m Tiefe an aber ploetzlich polterte meine Rute und mein Downrigger los. Erst dachte ich Fisch aber als ich den Downrigger festhaengen und wieder losreissen sah, wusste ich das war Grundkontakt. Ich schrie “Downriggers hoch!” und Ian stuerzte nun auch zu seiner Seite wo der Rigger nun auch schwer ruckte. Ich dachte nur: “bleib nicht haengen bitte, bitte….” waehrend der automatische Einzug schwer arbeitete. Mit riesem Schwein bekamen wir nicht nur beide Downriggergewichte und Geraet sondern auch beide Koedersysteme wieder komplett zurueck.


    Pffff, das war Riesenglueck! Dave starrte entgeistert auf den Plotter und das Echo. Da war ein total unmarkiertes Riff das aus dem Nichts auf 15m hochkam. War superklein und keine Andeutung davon auf der Navionics Karte. Da es so ploetzlich und steil wie ein Obelisk hochkam, hatte selbst das Echo Probleme mit der Erkennungssoftware – es hatte weiterhin die Umgebungstiefe angezeigt und das Riff als Futterschwarm gedeutet. Wow. Sofort setzten wir eine Markierung auf dem Plotter.


    Nach einiger Zeit uebernahm ich mal wieder das Steuer und liess Dave angeln. Und der war in Form und hatte bald wieder einen gute Biss der diesmal haengenblieb. Waehrend er einen sportlichen Lachs drillte, witzelte ich herum das Dave den Fisch sowieso wieder freilassen muesste weil er ja schon sein Tageslimit in der Box hatten. Ian war verbluefft ueber Dave’s Fangrate im Vergleich zu uns zweien aber ich erklaerte ihm dass das auf jedem Trip das Gleiche war; Dave hatte einen Tag an dem er heisser Angelgott war und dann wurde er immer kalt. Wir lachten und alberten herum waehrend Dave seinen Drill genoss. Dann versenkte Ian den Lachs im Kescher und Dave bot Ian diesen Lachs an. Ian nahm gerne an. Damit hatten wir 4 gute Chinooks in der Box wovon Dave 3 auf die Schuppen gelegt hatte. In Anbetracht des zunehmenden Windes und einer langen Rueckfahrt beschlossen wir den Rueckzug anzutreten und lieber noch ein paar Runden im Windschutz bei Kirby zu drehen. Es wurde wirklich wieder eine nierenpruegelnde Fahrt. Endlich erreichten wir die geschuetzte Seite der Schaerenkette. Hier drehten wir ein paar Runden in ruhigem Wasser. Was fuer eine Erholung! Leider waren nur ein paar Shakerschwaerme hier vor Ort. Aber wir bekamen eine coole Naturshow geboten. Ein Buckelwal trieb sich dicht unter Land zwischen den Klippen herum um kam etliche Male mit offenem Maul nach oben geschossen. Wahrscheinlich waren da Heringsschwaerme in den Felsluecken.


    Schwer auf der Kamera einzufangen aber das Schauspiel unterhielt uns lange praechtig. Und dann zeigte Dave ploetzlich vor das Boot. Da tauchte ein Seeloewe mit einem grossen Oktopus im Maul auf. Der Oktopus hatte seine 8 Fangarme um den Kopf des Seeloewen gewickelt und liess sich nicht so einfach herunterschlucken. Aber der Seeloewe machte das wohl nicht zum ersten Mal und warf seinen Kopf immer wieder hin und her und bekam so die Arme des Oktopus los und zeriss ihn schliesslich. Wow, Kampf der Giganten!


    Leider liessen sich hier aber keine Lachse finden oder ueberlisten und so packten wir endlich ein und brachten unseren Fisch zum Schlachttisch. Wir alle wackelten noch den ganzen Abend lang und die Offshore Gruppe musste erstmal wieder ihre leeren Maegen fuellen. Der Wind sollte morgen etwas nachlassen aber es sollte immer noch schaukelig werden. Erst am Dienstag und Mittwoch sah es nach Kaiserwetter aus.


  • 10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound


    Tag 3


    Nachdem wir trotz widrigem Wetter bei Austin and Cree ganz ordentlich gefangen hatten, herrschte in der gesamten Truppe Einigkeit die selbe Stelle bei etwas weniger Wind am naechsten Tag nochmal zu versuchen. Mir graute zwar etwas vor der langen Anfahrt aber die Aussicht auf fette Lachse milderte die Schmerzen. Es wurde eine ungemuetliche Fahrt aber nicht so schlimm wie gestern. Die grosse Flotte bearbeitete wieder die etwas geschuetztere Innenseite. Wir sahen da auch unsere anderen 3 Boote am Werke. Noch hatte keiner was gefangen. Ich war am Steuer und wurde mutig; “Lass uns gleich mal die Aussenseite probieren!”. Vielleicht 2 oder 3 andere Boote trieben sich dort herum und einen sahen wir auch schon in Drill. Hier musste doch was gehen! Hier kamen die Lachse zuerst an wenn sie von draussen auf Land trafen. Ich fuhr uns dicht unter die Klippen und warnte meine Crew auf der Hut zu sein weil das unbekanntes Territorium fuer uns alle war und wer weiss wie ungenau die Karte war. Wir fischten 15 und 20 m tief in ca. 30m tiefem Wasser. An einigen Kanten wurde es knapp und der Grund kam bis auf 20m hoch. Wir sahen eine Menge Fischsicheln und auch Futterschwaerme auf dem Echo. Es roch foermlich nach Fisch. Dave fischte wieder mit Koederfisch. Ich machte sogar den 3. Downrigger in der Mitte fertig und fischte dort mit der Flash Fly. Ian suchte sich erst einen Blinker aber wechselte nach 15 bisslosen Minuten zu einem glow-weissem Squidimitat.


    Kaum war das im Wasser, riss es seine Rute brutal zurueck und der Fisch zog schon Schnur von der Rolle bevor Ian ueberhaupt hinkam. Wow, das war mal ein Biss! Dave und ich hatten nun 2 andere Ruten herauszuholen und ich hielt noch die Bootssteuerung im Auge. Hektische Momente an Bord. Ians Fisch machte 2 gute Fluchten aber jetzt gewann er stetig an Schnur. Kurz vor dem Boot buechste der Lachs noch einige Male aus Aber dann sackte Dave ihn ein. Ein kurzer aber unheimlich tiefer und fetter Chinook, 16-17 Pfund. Klasse. Ruckzuck gingen die Koeder wieder ins Wasser und keine 10 Minuten spaeter riss es wieder an Ians Rute. Gibt’s doch nicht, meinte er und ich erinnerte ihn das Dave heute kalt bleiben wuerde! Wir lachten und konzentrierten uns dann wieder auf den Drill. Nach einem gutem Kampf musste sich ein weitere schoener Teenage Chinook ergeben. Damit war Ian nun heute am Limit fuer Chinooks und fuer den Trip ueberhaupt (2 pro Tag, 4 im Besitz). Ian steuerte nun und ich und Dave bewachten die Ruten. Ian fand die Stelle an der wir die Bisse bisher hatten – eine Schwelle zwischen zwei Riffen mit etwas tieferem Wasser rechts und links. Ian zog immer wieder eine 8 ueber die Stelle und es schien jedes Mal wenn wir die Schwelle ueberquerten; baeng, Biss. Dave war der naechste Drillkandidat. Ein leichtes Ruckeln an seiner Rute liess uns aufpassen – Dave wartete noch – dann ein harter Ruck und die Schnur loeste aus dem Clip. Rumms, Rute krumm und Dave am Fisch. Wieder ein sportlicher Drill mit einigen wilden Fluchten. Heute waren die Lachse gut drauf. So vergass man auch das das Wasser immer noch ziemlich wackelig war. Dave brachte einen feinen 18-19 Pfuender in das Boot. Der groesste fuer uns bisher.


    Dave rief ueber Funk unsere anderen Boote hierher die bis jetzt an der Innenseite noch nicht viel gefangen hatten. Und Ross und Mark waren Minuten spaeter schon am Fisch neben uns. Auch Carl und Brad sahen wir bald mit krummen Ruten auf Deck. Es war voll AN! Bei uns war ich nun endlich mal dran. Zuerst ein Zittern der Rutenspitze und dann ein ungeduldiges Ziehen. Ich dachte erst ein Shaker oder Klein-Chinook und kurbelte den geringeren Widerstand kompromisslos ans Boot um den Koeder wieder freizukriegen aber neben dem Boot erkannte ich das es ein mittlerer Coho war. Klasse! Der ging mit! Daraufhin setzte auch Ian wieder seine Rute ein da er ja auch noch 2 Coho behalten durfte heute. Aber wieder war es meine Rute und die Flash Fly die den naechsten Biss produzierte und nach dem Anschlag ging die Post ab.


    Es ist immer wieder ein Genuss wenn man so einen Grosslachs drillt. Und besonders wenn man den Drill entspannt geniessen kann, weil an so einem Tag wie heute weiss man, falls der Fisch verloren geht, kriegt man bald die naechste Chance. Aber dieser blieb haengen und ich landete eine feinen vielleicht 16 pfuendigen Chinook. Ian packte bald noch einen richtig guten Coho von vielleicht 8 oder 9 Pfund dazu. Die Fischbox war schon rappelvoll und der Deckel ging kaum noch zu. Dave verlor noch einen Grosse und wir liessen noch etwa ein halbes Dutzend kleinere und mittlere Chinooks bis 10 oder gar 12 Pfund frei. Als Dave mal wieder einen Lachs drillte liess ich meine Rute noch drin um einen Doppelbiss zu provozieren und tatsaechlich ruckte meine Rute ploetzlich los. Aber nach dem Anschlag merkte ich das das kein Chinook war. Ein fetter Felsenbarsch kam zu Tage. Der durfte zur Abwechslung auch mit.


    Kaputt von der Anstrengung aber gluecklich und ausgedrillt, beschlossen wir abzubrechen. Wir wollten etwas tiefer im Sound an einer Geheimstelle von Dave nochmal auf Lingcod probieren. Dave hatte da im Juni eine neue Methode entwickelt bei der man einen Gummifisch dicht ueber Grund halb schleppt halb driftet. Dave machte Ian ein gleiches Geraet fertig und ich steuerte das Boot. Die Bedingungen waren nicht ideal wegen des staerker werdenden Windes aber Dave erwischte letztendlich noch einen gut massigen Ling. Ian hatte nur einige untermassige Lings und einen brauchbaren Felsenbarsch. Dann machten wir Schluss im Anbetracht einer langwierigen Schlacht-und Filetieraktion vor uns.


    Zurueck am Resort waren alle Kollegen fleissig mit Fischverarbeitung beschaeftigt. Heute hatten alle gut gefangen. Brad hatte den groessten des ganzen Trips mit 25,5 Pfund erwischt. Ein toller Lachs! Ross und Mark hatten einmal einen Felsenbarsch am Haken auf den sich ein 20 pfuendiger Lingcod stuerzte und nicht wieder losliess bis er im Kescher lag. Superfang! Unsere Freunde auf dem Guideboot waren wieder 7-8 Meilen Offshore gefahren und hatten viele Cohos aber nur kleinere Chinooks gefangen. Sie waren diesmal seefest geblieben aber waren nicht so zufrieden mit ihrem Fang. Man sieht, auch Guides machen nicht immer alles richtig.


    Nach dem Abendbrot fuhren Brad’s und mein Boot nochmal zu einer Sonnenuntergangstour und diesmal vor das Cape Beale, was letztes Jahr so fischreich war. Aber hier war das Wasser wieder truebe und waermer und kein Lachs weit und breit zu sehen. Und das Meer war unfreundlich rau. Morgen sollte es windstill werden und die Rufe nach einer Tour zur ersten Offshore Bank wurden laut. Mal sehen….


  • 10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound


    Tag 4


    Dienstag frueh, halb 6, beim Fruehstueck, alle guckten auf ihr Handy und die Windvorhersage: es sah prima aus! Auch ein Blick nach draussen – kein Lueftchen, ein bisschen nebelig. Ian wuerde heute bei Jerrod aufs Boot gehen da Jerrods Angelpartner schon frueher nach Hause musste und er nicht alleine angeln sollte. Brad’s Boot, Mark’s Boot und unseres wollten die Fahrt zur ersten Offshore Bank wagen. Jerrod wollte lieber ufernah bleiben. Wir wollten direkt bei Cape Beale aus dem Sound heraus und wenn es machbar war, bis zur 7 Mile Bank raus. Dort standen die Chancen auf massenhaft Coho gut und auch fuer Butt bestanden hoehere Chances als an der Kueste. Obwohl wir schon immer im Barkley Sound Schwierigkeiten mit Heilbutt hatten. Die Guides fuhren 25 Meilen raus zu den sogenannten Chicken Ranches – die Aufwuchsgruende der kleineren Butte 10-20 Pfund. Die waren dort so zahlreich, dass die Guides jeden Tag fuer ihre Kunden das Limit produzieren konnten. Es ist aber fuer Kleinboote schon eine Ueberlegung 40km vor die Kueste zu fahren. Wir hatten das vor einigen Jahren einmal gemacht als das Meer wie Glas lag aber normalerweise machten wir das nicht. Die naeheren Baenke wie 7 oder 10 Mile haben im Fruehsommer auch noch eine gute Buttdichte aber Berufsfischer und auch die Guideflotte duennen die bis August ordentlich aus.


    Aber heute sollte es bis zur 7 Mile Bank gehen. Wir kamen als Dreierkonvoi aus dem Sound heraus, und ziemlich dichter Nebel empfing uns. Brad hatte Radar und fuhr vorneweg. Wir konnten gut 40 km/h gegen eine laengerfrequentige Duenung fahren. Null Windbewegung auf dem Wasser. Das Meer lag wie geschmolzenes aber geruehrtes Blei. Nach 25 Minuten waren wir auf der Bank. Das ist eine mehrere Quadratkilometer grosse Untiefe wo der Boden von 100 und 150 m auf etwa 60-70m hochkommt. Der Untergrund ist sandig-kiesig mit einigen Steinbrocken und Steinhaufen hier und da. Hier kann man grundnah auf Chinook, Heilbutt, Ling und Felsenbarsch schleppen. Auch kilogrosse Schollen sind nicht selten falls der Koeder passt. Manche driften und pilken oder andere ankern wenn die Duenung nicht zu hoch ist.


    Wir packten zuerst die Schleppruten aus. Ich zog einen Blinker am Grund lang in der Hoffnung auf eine Truppe Butts zu treffen. Dave schleppte nahe der Oberflaeche und bekam auch gleich ein paar halbstarke Chinooks ans Band. Als ich mal meinen Koeder zum Kontrollieren einzog, schnappte ein fetter Coho zu und ich brachte das 7-8 pfuendige Silberpacket in die Fischbox. Carl und Brad hatten bisher den gleichen maessigen Erfolg. Die mittleren Chinooks liessen wir alle wieder frei – die meisten von uns hatten entweder schon das volle Besitzlimit an Chinooks oder hatten noch einen Platz auf der Lizenz frei fuer einen richtigen Brocken. Dave hatte noch einen Chinookplatz auf seiner Lizenz und ich zwei. Als wir keine Grundfische aufstoebern konnten, entschloss ich das Boot zu verankern. Dabei konnte man eine Duftfahne aussenden und die Grundfische zu sich locken. Ich suchte uns eine Untiefe am Rand der Bank und liess dort den Anker runter. Wir machten die Heilbuttruten klar. Als Koeder hatten wir volle Auswahl: Hering, Lachsfetzen und Oktopus. Jeder von uns liess einen feinen Cocktail zum Grund in ca. 55m Tiefe hinab. Dann hiess es warten. Daves Rute bekam zuerst Besuch und wir dachten schon er haette einen kleinen Butt weil der Fisch ganz schoen Alarm an der Rute machte. Leider war es nur ein meterlanger Dornhai. Dann fing Dave einen kleinen Red Snapper mit Barotraumaanzeichen und ich hatte die Ehre ihn mit dem Release-Geschirr wieder in die Tiefe zu bringen. Vielleicht ueberlebte er es ja wirklich. Das ist jetzt Pflicht beim Grundfischangeln.


    Dann ruckte meine Rute an, hielt kurz still um dann langsam auf Tauchfahrt zu gehen. Ich sprang hin und kurbelte rein und etwas blieb haengen. Die starken Schlaege in der Rute waren nicht zu verwechseln – das war Butt! Klasse! Jetzt nur haengenbleiben. Stueck fuer Stueck pumpte ich den Butt hoch. Er konnte nicht sehr gross sein aber machte sich doch ordentlich bemerkbar an der Rute. Dann kam er ans Boot wo ihn Dave schon mit dem Gaff erwartete. Schwupps, kam er ueber die Reling. Na also, geht doch! Wir klatschten uns froh ab und wollten nun mehr. Normalerweise rauben solche halbstarken Butts in Trupps. Da sollte doch noch mehr gehen wenn die jetzt am Ort waren. Aber bis auf einen weiteren Dornhai hatten wir keine weiteren Anfasser.


    Carl und Brad hatten mittlerweile auch in der Naehe den Anker geworfen aber gaben schon vor uns wieder auf. Wir blieben noch 2 weitere Stunden und waren mit der Bank alleine. Komisches Gefuehl so weit draussen ohne Blickkontakt mit dem Ufer alleine auf dem Meer zu sein. Herrlich ruhig. Man konnte das Schnaufen von Delfinen schon von weitem hoeren. Hin und wieder tauchten auch mal zwei oder drei auf. Aber schliesslich glaubte auch ich nicht mehr an einen weiteren Butt und wir wollten lieber noch mal nach Cree Lachse drillen fahren. Der Anker kam ohne Probleme aus dem Steinhaufen raus (wenn man Felsenbarsche faengt, weiss man das es steinig ist). Dann duesten wir bei glattem Wasser die 25 Minuten bis Cree. Dort empfing uns erstmal ein Buckelwal der nicht allzuweit weg von den aeussersten Booten voll aus dem Wasser herauskatapultiert kam und mit einem Monsterplatschen wieder ins Wasser fiel. Das sah aus wie eine Minenexplosion! Wow, das hatten wir so auch noch nicht erlebt. Und da waren wohl einige Unterhosen voll in den naheliegenden Booten!


    Wir fuhren wieder zu unsere Klippenstelle und fanden eine Menge Futter vor. Und dieses Zeichen truegte nicht: sobald wir die Koeder im Wasser hatten, kamen die Bisse. Harte und super aggressive Bisse – diesmal alle von Cohos. Und richtig tolle Kaliber dabei. Dave dachte einmal er haette einen Chinook am Band als sich der Lachs als ein Super-Coho entpuppte. Wir staunten als er im Boot lag – der war locker 12 Pfund schwer und einer der groessten Cohos die ich seit einiger Zeit gesehen hatte. Aber auch die anderen waren mindestens 7-9 Pfund. Wir machten unser Coho Tageslimit voll und zogen dann vor eine Untiefe die Ross uns fuer Chinook empfiehl – Mark und er hatten dort heute ihre besten Chinooks erwischt und waren nun am Limit. Dave und ich konnten noch Chinook behalten. Nach einer Weile zog dann auch meine Rute ab und ich meinte ich haette den groessten Lachs aller Zeiten am Haken. Der Fisch wollte keine richtige Flucht machen aber war unglaublich schwer und fast nicht von der Stelle zu bewegen. Ich zog und kurbelte fuer 10 Minuten Zentimeter fuer Zentimeter. Meine Arme schmerzten und noch hatten wir keine Ahnung mit was wir es hier zu tun hatten? Butt? Es war auf jeden Fall ein Fisch – man spuerte Stoesse in der Rute.


    Endlich bekamen wir einen Blick auf meinen Gegner – ein guter aber kein riesiger Lachs. Schon etwas golden gefaerbt. Warum war der so schwer? Da stimmte doch was nicht. Dann sahen wir das Malheur – der Haken hing hinter dem Kiemendeckel. Arrrrgggg. Es dauerte bestimmt noch weitere 10 Minuten bis wir diesen Fisch besiegt hatten. Immer wenn Dave mit dem Kescher zulangen wollten, machte der Lachs einen kurzen Wink mit dem Schwanz und spiralte wieder tief. Die Rute war kurz vorm Zerbrechen und ich konnte nicht mehr lange ziehen. Ich war kurz davor einfach die Schnur um den Gaffgriff zu wickeln und zu ziehen bis etwas riss oder der Fisch endlich kam. Aber gluecklicherweise entdeckte Dave das er den Telegriff des Keschers um noch eine Stufe ausfahren konnte und mit einem nun 2.5m langen Stiel konnte er den Fisch endlich erwischen. Gott sei Dank! Gute 18 Pfund. Danach war Schluss!


    Den tollen Tag liessen wir auf der Terasse des Restaurants ausklingen von wo wir eine unglaubliche Walshow im Hafen direkt vor dem Resort geboten bekamen. Ein Buckelwal spielte und frass vielleicht 30 m vor dem Ufer vor unserer Nase. Mein Boot lag vielleicht 20m daneben! Unfassbar. Zum Sonnenuntergang sind wir dann noch zum Bradys Beach spaziert wo uns unterwegs ein Schwarzbaer von einer Waldlichtung zuschaute. Ob ich den Strand so noch mal wiedersehen werde, jetzt wo die grosse Erschliessungswelle ueber Bamfield schwappte?


  • 10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound


    Tag 5


    Der letzte Morgen stand an. Wir mussten um 11 Uhr aus dem Resort raus sein aber die Managerin gab uns ein leeres Zimmer wo wir unser Zeug bis Mittag unterstellen konnten. So packten wir frueh morgens und stellten den Krempel in dem Zimmer ab. Den Fisch konnten wir noch in der Kuehltruhe bis zur Abfahrt lassen. Jerrod, Brad und Ross fischten gar nicht mehr. Carl und Brad halfen Jerrod sein Boot herauszuholen und fuhren dann nur noch zu einem nahem Spot. Glenn und Jason waren mit ihren Jungs schon am Vortag abgereist weil sie ja kein Guide Boot mehr gebucht hatten. So war MaxWaldi das einzige Boot das noch ernsthaft fischen wollte. Dave und ich hatten noch Platz fuer jeweils einen Chinook auf unserem Ticket und wir alle (Dave, Ian und ich) hatten noch Platz fuer paar Cohos. Es sollte heute wieder Ententeichwetter werden und so machten wir uns nochmal zur Aussenseite von Cree auf. Bei solchen Bedingungen war es ein Genuss ueber das Meer zu donnern. Ohne die Wellen konnte man auch viel besser die einheimischen Tiere sehen; wir konnten einige Walfontaenen in der Entfernung sehen, kamen an einem Seeotter vorbei und ueberfuhren fast einen Trupp Delfine der ploetzlich wie aus dem Nichts nur paar Meter vor dem Boot auftauchte.


    Wir versuchten 3 Ruten bei Cree einzulassen aber waehrend ich noch mit der mittleren Rute zu tun hatte, riss es schon an Ians Rute. Ein fetter Coho von fast 10 Pfund machte an seiner Rute ordentlich Alarm und schraubte sich einmal einen vollen Meter aus dem Wasser. Tolle Kaempfer diese Cohos. Der ging in die Box. Dann zog meine Flash Fly Rute ab und ich spuerte gutes Gegengewicht und schon zog der Fisch auch Schnur von der Rolle. Ich genoss den feinen Drill und nach paar Minuten kam ein schoener 13-14 pfuendiger Chinook ins Boot. Damit war ich mit Chinook fertig. Aber nicht mit angeln! Meine Rute war weiterhin im Einsatz und war nicht viel spaeter wieder gefragt als ein rappeliger Coho biss. Auch den brachte ich zum Kescher und in die Box, die sich schon wieder fuellte. Eigentlich war nun Dave dran der auch noch auf seinen letzten Chinook wartete, aber Dave war jetzt kalt. Er verpasste zwei Bisse und ploetzlich zog Ians Rute wieder ab.


    Das musste ein guter Fisch sein denn der zog richtig viel Schnur ab. Gluecklicherweise waren hier heute nicht ganz so viele Boote unterwegs – viele nutzten das glatte Meer zu einem Offshoretrip. So hatte Ian viel Platz seinen Fisch auszudrillen. Letztendlich kam ein schoener 17 Pfuender ins Boot. Er war sogar markiert aber da in Bamfield scheinbar kein Fischkopfdepot vorhanden war, konnten wir die Koepfe von markierten Lachsen nicht einschicken. Jedenfalls schenkte Ian seinen letzten Chinook Dave und der war damit auch voll zufrieden.


    Wir haetten noch 2h auf die letzten Cohos weiterangeln koennen; es war eine fantastische Angelei und bei diesen tollen Bedingungen, man konnte sich mal richtig nach Herzenslust ausdrillen! Aber ich schlug vor die letzten 2h noch auf Lingcod oder Heilbutt zu verwenden. Lings hatten wir fast keine gefangen – auch kaum beangelt, und Butt hatten wir nur den einen kleinen auf der 7 Mile Bank erwischt. Dave und Ian stimmten einem Buttversuch zu. Es war nicht mehr genug Zeit aber auch nicht mehr genug Sprit da um sehr weit raus zu fahren. Also blieb uns nur eine kuestennahe Struktur zu waehlen und es einfach zu versuchen. Bei so viel Wasser und Struktur war das wie blind einen Dartpfeil auf die Karte werfen. Aber manchmal muss man eben auch Glueck haben.


    Ich fuhr eine kleine Untiefe vielleicht 3 oder 4 km vor der Kueste an und warf den Anker. Dann machten wir 2 Ruten mit den feinsten Heilbuttkoedern fertig. Nach einer halben Stunde hatte Dave einen Anfasser an seiner Rute was sich wieder als ein kleinerer Red Snapper entpuppte. Wieder musste ich das Runterlassgeraet herauskramen und bedienen. Seit diese Fischart geschuetzt ist (vielleicht seit 3 oder 4 Jahren) haben sich die Bestaende schon deutlich erholt. Zumindest fangen wir in den letzten Jahren deutlich mehr Snapper als jemals zuvor. Die werden beim Grundfischangeln regelrecht zur Plage weil man sie eben immer wieder in die Tiefe runterlassen muss.


    Unsere Hoffnung auf einen letzte-Minute-Butt schwand schon als Ians Rute ploetzlich wild schaukelte. Ich deutete darauf und Ian kam zur Rute und war kurbelbereit an der Rolle. Noch sah das wie ein Haibiss aus. Aber jetzt zog die Rutenspitze hart nach unten und ich deutete Ian an: “Jetzt!”. Er kurbelte schnell rein und die Rute zog sich voll krumm. Und nicht nur das, die Rutenspitze zog ins Wasser und es zog unaufhaltsam Schnur von der Rolle. Ich half Ian die Bremse etwas lockerer zu stellen und die Rute aus dem Halter zu holen. Dann band ich ihm den Gimbal um und so konnte er nun ordentlich drillen. Der Fisch nahm immer noch Schnur. Das war ein Guter! Wir waren alle aufgeregt – so eine Chance noch mal ganz am Schluss des Trips!


    Dave holte schnell seine Rute rein und so hatte Ian keinerlei Hindernisse mehr im Wasser. Ian hatte noch nicht viele Butte gefangen und vielleicht noch nie so einen grossen. Dave erklaerte ihm die Pumptechnik mit der es einfacher war den Fisch vom Boden wegzukriegen. Bald hatte er den Fisch vielleicht 10 oder 20m hoch aber er zog wieder fast bis zum Grund runter. Hoffentlich war der Butt nicht zu gross – 126 cm war dieses Jahr die Maximalgroesse. Das waren so 55 Pfund. Wir wollten alle gerne Buttfleisch mit nach Hause nehmen. Mal sehen. Wir konnten Ians Fortschritt mit dem Fisch auf dem Echolot beobachten. Noch 50m, noch 30m, noch 10…. Dave und ich starrten ins Wasser. Ich hatte die Harpune fertig in der Hand. Das war auf jedenfall keiner fuer das Gaff. Ich harpuniere alle Butte ueber 30 Pfund und bringe sie erst ins Boot wenn sie angebunden und ausblutete und tot sind. Diese herumtobenden und schleim- und blutspritzenden Wildtiere will ich nicht lebend im Boot haben. Zu gefaehrlich und zu viel Schweinerei.


    Dann tauchte eine grosse braune Platte auf; wow, immer wieder ein beeindruckender Anblick so ein grosser Butt neben dem Boot. Ich riet Ian nicht den Kopf ueber Wasser zu zerren es sei denn er wollte ihn nochmal vom Boden hochpumpen. Ian schuettelte den Kopf. Wir schauten ein paar Sekunden auf den Fisch – war der ueber 126 cm? Wir beschlossen einstimmig Nein. Ich war mir 98% sicher aber es war schon eine Weile her dass ich einen Butt dieser Groesse gefangen habe. Wir haetten ihn am Harpunenschaft, wo ich Laengenmarkierungen angebracht hatte, abschaetzen koennen aber wir vertrauten unserem Instinkt und ich stach zu. Sofort begann der Butt wild neben dem Boot zu toben und ich bekam eine Salzwasserdusche. Als er endlich ruhig wurde, nahm ich den Haken raus, knueppelte ihm paar Mal mit dem Gaffgriff auf den Kopf, zerschnitt seine Kiemen und band ihm am Buttseil an und liess ihn eine Weile an der Klampe am Boot draussen haengen. Inzwischen packten wir jubelnd das Angelzeug ein – wir waren fertig. Wir machten auf dem Hoehepunkt Schluss. Zuletzt holten wir den Butt ins Boot und vermassen ihn: 120 cm, 50 lbs. Klasse! Alles richtig gemacht. Unsere drei Familien wuerden nicht hungern ueber den Winter!


    Dann flogen wir zurueck. Dave versandte ein paar haemische Bilder und Kommentare zu unseren Freunden welche heute lieber ausgeschlafen hatten. Dann hatten wir noch eine Stunde Filetierdienst, packten dann unser ganzes Zeug aufs Boot und fuhren zur Slipanlage auf der anderen Seite des Bamfield Inlets. Die Rueckfahrt ging vergnuegt und flott und ohne Huerden. Und so war schon wieder ein epischer Angeltrip zu Ende. Das geht immer viel zu schnell. Es gab Fisch in Huelle und Fuelle. Wind/Wetter war ok; bisschen zu ruppig am Anfang aber dann fantastisch am Ende. So, wie am Ende muesste das Meer immer sein! Und endlich hatte es mal wieder mit Bamfield-Heilbutten geklappt! Jetzt bleiben die Erinnerungen und eine volle Tiefkuehltruhe.


  • 25.8. 2024; Sooke


    Es rappelt jetzt richtig an der Kueste der Suedinsel. Das ist der Gipfel der Lachssaison, der letzte Schwall der grossen Chinooks kommt gerade vor Sooke und Victoria durch. Es sind noch viele silberblanke Exemplare dabei aber es sind auch schon dunklere mit losen Eiern und schon furchteregenden Zaehnen im Mix. Das zeigt, einige der Chinooks sind dicht vor ihren Laichgruenden. Ausser den Chinooks sind gerade eine Menge Cohos vor Ort. Die sind noch frisch und rauben und fressen noch bis in den Oktober im Meer. 2024 scheint ein Jahr mit besonders vielen und besonders grossen Cohos zu werden. Die Groessen sind beeindruckend und die Groessten die ich seit Jahren gesehen habe! Viele sind jetzt schon an die oder sogar ueber 10 Pfund und das kann sich bis Oktober fast noch verdoppeln!


    Letzte Woche hatte es ungewoehnlichen Regen auf der Insel gegeben. Normalerweise sind August und auch September noch absolute Trockenzeit waehrend derer die Insellachse noch ungeduldig im Meer auf steigende Pegelstaende in ihren Geburtsgewaessern warten. Diese Regenwoche hat aber sicher viele Lachse angesport schneller und tiefer in ihre Ursprungsgewaesser zu stossen. Damit kann dieses Jahr die Meeresangelei auf die Lachse schnell vorbei sein. Letzter Sonntag sollte endlich mal ein windstiller Tag vor Sooke werden. Deswegen hatte ich nochmal meinen Arbeitskollegen Joe mit seiner Tochter Leah zum Angeln eingeladen. Seine Tochter war ja so interessiert am Angeln und Joe hatte vor paar Wochen einige gute Chinooks verloren und hatte so noch eine Rechnung mit denen offen. Ich holte die beiden um 7 Uhr frueh zu Hause ab und wir fuhren nach Sooke.


    Das Wasser im Sooke Inlet lag glatt wie Glas. Soweit so gut. Aber es konnte dafuer nebelig werden, wenn kein Wind die Feuchtigkeit vertrieb. Selbst die verfallene Sunny Shores Marina war heute betriebsam weil heute wirklich alles von Kanu bis Superjacht auf das Meer wollte. Als wir endlich ablegten, fuhren wir noch schnell zur Krabbenstelle und versenkten die Falle. Dann ging es durch ein paar duenne Nebelbaenke aus dem Inlet heraus auf die Juan de Fuca Strasse. Dort lag das Meer auch wie eine Bleidecke und der Nebel riss komplett auf. Wir duesten nach West bis zum Muir Creek. Am Otter Point hing wieder eine dichtere Nebelbank – so konnte ich nur vermuten dass dort sehr viele Boote unterwegs waren. Bei der Muir Creek Scharkante schleppten auch so 10-15 Boote aber hier verteilte sich das gut. Waehrend wir die Ruten fertigmachten, sahen wir schon ein Boot hinter uns einen ordentlichen Lachs keschern. Das war verheissungsvoll!


    Als wir die Kunstkoeder auf 15 und 20m Tiefe hatten, kam ein Guideboot im Zickzack auf uns zu. Ich kannte den Guide gut und fragte mich warum er wie besoffen herumeierte. Bald sagte uns Leah was Sache war; die jagten einen abgerissenen Lachs an der Oberflaeche. Der Lachs hatte noch den Koeder und das Vorfach bis zum Flasher anhaengen und konnte daher wohl nicht abtauchen und duempelte an der Oberflaeche herum und der Guide und seine Gaeste jagten den Fisch mit dem Kescher. Aber immer wenn sie fast in Kescherreichweite waren, riss der Lachs wieder ein Stueck aus. Verrueckte Szene.


    Nach 10 Minuten wachte dann eine unserer Ruten auf und Joe sprang zu der ruckenden Rute hin, hieb an und gab die Rute zu Leah. Die hing sich rein und mit Papa’s Unterstuetzung brachte sie einen feinen etwa 7 pfuendigen Coho ans Boot. Leider ein unmarkierter den wir gleich im Wasser wieder freiliessen. Dann verpassten wir 2 oder 3 Bisse bis dann endlich wieder einer hing. Diesmal brachte Leah einen fantastischen 8-9 pfuendigen Coho ans Boot. Der Lachs tobte im letzten Moment neben dem Boot los und sprang uns fast in das Boot, so hoch kam er aus dem Wasser geschnellt. Letztlich sackte Joe ihn im Kescher ein. Ich warf einen intensive Blick auf ihn – markiert! Der konnte mit! Klasse. Leah war schon kaputt von diesen Minuten von Action. Wir hatten danach noch paar vielversprechende Bisse aber irgendwie bissen die Lachse heute spitz. Ich dachte erst meine Crew war schuld an den vielen Fehlbissen und sprang selber mal zu dem einen oder anderen Biss hin – aber mit dem selben misslichen Resultat. Sehr seltsam! Dann war Joe’s Rute ploetzlich richtig krumm und er hatte Muehe ueberhaupt Schnur zu gewinnen. Aber der Fisch nahm auch selber keine Schnur. Das war verdaechtig und meine Vermutung bestaetigte sich eine Weile spaeter – der war an dem Kiemendeckel gehakt und damit schwer zu baendigen. War ein Unmarkierter und ging wieder zurueck. Aber der Fisch bestaetigte den Verdacht, dass die Lachse heute nur in Spiel- nicht in richtiger Fresslaune waren. Daher die vielen Fehlbisse.


    Als die Sonne dann gegen 10 Uhr richtig herunterdonnerte, verloren sich die Bisse und es wurde etwas ruhiger. Ich tauschte Koeder und versuchte verschiedene Tiefen. Aus dem Nichts riss es ploetzlich die tiefere Rute aus dem Clip und als Joe die Rute aufnahm, zog der Fisch schwer dagegen und die Rolle heulte auf. Joe stoehnte noch: “That’s a big one!” als dann aber auch schon die Schnur schlaff wurde. Ab! Schade. Das war Chinook gewesen. Und schon wieder entkommen! Wir schauten uns kopfschuettelnd an. Ich zog jetzt einen grossen Kreis um die Bisstelle. Ein anderes Boot hatte wohl auch was hier gefunden und tat es uns gleich. Und tatsaechlich, kurze Zeit spaeter loeste die Rute direkt neben Leah aus und sie schnappte sich die Rute. Ich sah gleich – das war kein mittlerer Coho. Der Fisch riss gleich paar Meter Schnur ab und ich half Leah noch die Bremse etwas zu lockern. Sie hatte ein bisschen Probleme die Rute mit der ungewohnten Moochingrolle bei diesem Druck zu meistern – machte das aber eine Weile ganz gut. Als der Fisch dann mal wieder auf die Flucht ging uebergab sie erschoepft an Papa. Der legte sich rein und brachte bald einen schoenen 12 pfuendigen Chinook in den Kescher. Na also! Wir klatschten uns alle ab und Leah durfte den Fisch fuer das Foto halten.


    Dieser Lachs hatte auf ein weisses Squidimitat in 30m Tiefe gebissen. Die Lachse waren also durch die starke Sonneneinstrahlung etwas tiefer gegangen. Wir fuhren weiter den Kreis und hakten noch 2 oder 3 Cohos von denen einer markiert war, die anderen durften wieder schwimmen. Dem einen Coho fehlte die gesamte Rueckenflosse – einfach abgebissen, Hai oder Robbe oder so. Die schreckliche Wunde war aber sauber verheilt und anscheinend konnte dieser verstuemmelte Coho ueberleben und weiter jagen. Unglaublich wie resilient die Lachse sind. Ich haette diesen Coho gerne erloest und mitgenommen aber er hatte seine Fettflosse dran und musste daher wieder zurueck. Leah hatte sich jetzt etwas aus dem Spiel genommen und lag vorne auf der Bootsluke in der Sonne und schaute uns und der Umgebung zu. Ich schlug vor mal ein bisschen pilken zu gehen – vielleicht spornte das wieder ihre Beteiligung an. Ich fuhr uns zu einem Riff das mir schon schoene Fische in der Vergangenheit gebracht hatte. Ich erklaerte den beiden das Konzept und liess anangeln. Nach 3 oder 4 Rucken war Leah am Fisch. Ein ordentlicher Kupfer-Felsenbarsch kam hoch. Ich hoffte aber auf noch groessere Schwarze-Felsenbarsche und liess den wieder schwimmen.


    Ploetzlich schnaufte etwas laut direkt neben unserem Boot auf und wir schreckten auf. Ein Buckelwal tauchte vielleicht 7m neben dem Boot auf und schwamm langsam Richtung Ufer. Wow. Der musste vorher direkt unter dem Boot durchgeschwommen sein und an unseren Pilkern vorbei! Wir witzelten herum wieviel die taegliche Quote fuer Buckelwal fuer Angler waere und was das fuer ein Drill gewesen waere – Leah jedenfalls wollte erstmal keine Pilkrute mehr anfassen!


    Es war aber nicht allzuviel los auf dem Riff heute. Kein einziger Schwarzer Felsenbarsch zeigte sich, Joe brachte noch ein paar Red Snapper hoch, die wir wieder hinunterlassen mussten. Und dann noch ein paar wenige gute Kupfer- und Quillback Barsche. Zwei davon nahmen wir mit. Ich pilkte auch mal zwei kurze Driften und hakte einen untermassigen Lingcod. Als ich einmal einen kleineren Felsenbarsch hochbrachte, sahen wir im klaren Wasser wie 3 oder 4 gute Cohos den Barsch umkreisten. Wollten die auch noch an den Pilker ran oder schnappten sie sich nur die halbverdauten Heringe die der Barsch auskotzte? Leah und Joe waren begeistert von diesem Schauspiel und wir versuchten nach dem Freilassen des Barsches ob wir einen der Lachse pilken konnten. Aber die waren nun schon wieder auf und davon.



  • 25.8. 2024; Sooke Cont.


    Wir wechselten dann bald nochmal auf Schleppangeln. Leah machte es sich wieder auf einer Matte auf dem Bug des Bootes bequehm waehrend Joe und ich die Ruten hinten bedienten. Wir schleppten jetzt einfach Richtung Heimat an der Muir Creek Stelle vorbei. Und jetzt ging die Post ab. Im Minutentakt riss es an den Leinen; wir hatten mehrere Doppelbisse und fingen noch etliche unmarkierte Cohos. Allerdings waren auch noch 2 weitere feine Markierte dabei die in die Fischbox wanderten. Und die waren mit fast 10 Pfund wirklich tolle Fische! Dann vermeldete Joe ploetzlich haerteren Widerstand und seine Rolle sang auf. Aha, Chinookalarm. Nach einigen tollen Fluchten und einem staendigen Hin und Her kescherte ich einen schoenen Teenage Chinook fuer Joe. Er war richtig stolz auf seinen Fang und Leah applaudierte von vorne dazu. Er hatte noch einen Biss den er fuer einen Chinook hielt – der aber den Haken ruckzuck wieder abschuettelte. Nach dem folgenden Erlebnis war ich aber nicht mehr so sicher mit seiner Beurteilung.


    Es kam ploetzlich wieder ein heftiger Biss an der tiefen Squidrute und ich sah Joe mit einer vollkrummen Rute dastehen. Auch die Rolle kreischte paar Mal auf; wieder typisch Chinook. Jetzt schon eingespielt lief wieder das gleiche Spiel ab – ich raeumte das Deck und Joe drillte den Fisch. Ploetzlich kam die Schnur flach und ein fetter Silberbrocken schraubte sich einen Meter aus dem Wasser. Das war doch nicht etwa ein Coho? Und wenn dann war das ein Riese! Der musste weit ueber 10 Pfund sein. Joe drillte ihn aus und diesmal blieb der Haken haengen. Ich kescherte diesen Brocken und staunte nur noch. Was fuer ein Coho! Leah kam auch zum Gucken und wir bewunderten kurz den vielleicht 15 pfuendigen Silberbarren. Die Schnautze entwickelte schon den so coho-typischen Laichhaken. Ein kurzes Foto bei dem er Joe fast aus der Hand glitt und er ihn wie ein Baby umarmte. Dann ging er flugs wieder ins Meer. Wow. Es ist Jahre her seit ich so einen Cohobrocken gesehen hatte! Wer weiss, vielleicht waren einige der vermeintlich verlorenen Chinooks eigentlich Riesen-Cohos gewesen! Bald danach machten wir erschoepft und gluecklich Schluss. Was fuer eine fantastische Angelei gerade vor Sooke! 2 gute Chinooks und 4 herrliche Cohos, plus 2 Felsenbarsche und von der Krabbenfalle kamen noch 2 Dungeness Krabben dazu. Beste Westcoast Feinkost! Und alles bei Kaiserwetter, Sonnenschein und ohne Nebel. Besser geht’s kaum!


  • 17./18.9. 2024; Stamp River


    So, es ist September und damit Abenteuerzeit am Stamp River. Die Osnabruecker Freunde, von denen ich schon letztes Jahr berichtet hatte, waren wieder an ihrem angestammten Platz – im Stamp Falls B&B in Port Alberni und natuerlich auf ihrer Lachsklippe am Fluss. Leider war die Truppe dieses Jahr auf 2 zusammengeschrumpft, aber Peter und Alex hatten den Fluss und die Lachse trotzdem voll im Griff! Ich war letztes Jahr so fasziniert von deren Fangeffizient und Ausgetuefteltheit, dass ich das unbedingt mal meinem Sohn Ricardo zeigen wollte. Und so buchten wir zwei uns auch zwei Naechte im B&B ein und nahmen am Fangfest teil.


    Wie immer fingen wir am Morgen nach einem reichhaltigen Fruehstueck an der Felsklippe am Stamp River an. Die beiden hatten die letzten Tage gut gefangen und hatten ihr Fanglimit schon erreicht. Der Fokus war nun uns beide an den Fisch zu kriegen. Der Fluss war ziemlich niedrig und die Faenge waren nicht so rasant wie in frueheren Jahren. Die Berufsfischer hatten dieses Jahr auch extra Erlaubnisse bekommen und deswegen kamen jetzt weniger Lachse weiter oben im Fluss an. Aber mit etwas Geduld sollte was gehen, meinte der Lachsmeister Peter. Er hatte nach 5 Minuten schon seinen ersten Chinook am Band und entliess einen guten Teenager kurze Zeit spaeter. Als ich nach 10 oder 20 Wuerfen noch keinen Fischkontakt hatte, stellte er sich neben mich und wiess mich Schritt fuer Schritt an: Auswurf – nein, ein Meter zu weit nach rechts, einkurbeln, neu auswerfen – gut, 3 Sekunden sinken lassen, Rute halb hoch, ganz langsam ankurbeln um Schnur straff zu halten, Rute folgt der Schnur, etwas gegen die Stroemung druecken, Koeder schwingt in der Stroemung, am Fisch, rucken, haengt! Ganz einfach! Ich schuettelte nur lachend den Kopf und musste mich dann aber auf den wilden Drill konzentrieren. Der ziemlich dunkle Chinook sprang zweimal voll aus dem Wasser und machte ordentlich Alarm an meiner Rute. Alex half mit dem Kescher bei der Landung und dann durfte der vielleicht 15 Pfuender auch schnell wieder schwimmen.


    Es lief den Morgen ganz gut. Ricardo wurde von Alex ebenfalls bestens gecoacht und fing auch zwei oder drei Teenager Chinooks. Ein paar verloren wir noch und ein paar waren von aussen gehakt. Peter fing neben den ganzen ziemlich dunklen und reifen Chinooks aber auch 2 schoene noch silberne Coho. Davon wuerde ich auch noch einen mitnehmen aber ich konnte einfach keine Cohos erwischen. Ein paar andere Angler auf der anderen Uferseite fingen auch ein paar Lachse aber unsere Klippe war mit Abstand der produktivste Platz. Ein grosser Schwarzbaer tauchte auch ein paar Mal an verschiedenen Uferstellen auf um seinen Teil des Lachszuges zu beanspruchen. Er schien sich aber nicht von den Anglern stoeren zu lassen. Ab Mittag ging die Fangrate dann auf nahezu Null zurueck. Ein Gruppe Angler aus Bamberg kam uns besuchen und Peter und Alex kannten alle bestens. Es waren mehrere deutsche Anglergruppen in der Naehe und die meisten kannten sich seit Jahren. Bei Bier und Geschichten vergingen auch die fanglosen Stunden ohne Langeweile.


    Am spaeten Nachmittag kam dann wohl nochmal ein Trupp neuer Lachse im Pool an denn ploetzlich fingen wir wieder zwei oder drei Exemplare. Dann machten wir Schluss, fuhren zurueck zum B&B und machten uns ausgehfertig. Wir hatten naemlich einen Tisch im ueberregional bekannten Little Bavaria Restaurant bestellt. Das kannten die Osnabruecker Jungs auch noch nicht. Trotz anfaenglicher Skepsis mussten wir bald zugeben, dass die Kueche tatsaechlich deutsche Wurzeln hatte und sich geschmacklich nicht verstecken musste. Das Bier war sowieso viel besser als das hiessige. Wer haette das an der Westkueste von Vancouver Island erwartet!?


    Am naechsten Morgen waren die Bamberger schon vor uns auf unserer Lachsklippe. Aber Peter und Alex wussten von einer guten Ausweichstelle nur eine kurze Strecke stromab, an der Muendung des Sproat River in den Stamp. Das war mehr eine kiessige Rieselstrecke und Ricardo und ich bekamen wieder genaue Instruktionen. Und nicht umsonst. Wir hakten ruckzuck wieder ein paar Chinooks und vorallem frische, silberblanke Cohos. Die konnten kaum mehr als wenige Stunden im Fluss sein. Davon konnte ich dann auch noch ein schoenes Exemplar zum Beizen mitnehmen. Der Nachteil dieser Stelle waren haeufige Haenger in den Steinen. Nach einer Weile aber fand ich raus von welcher Richtung her ich ziehen musste um viele der Haenger wieder loszukriegen. Gegen Mittag verabschiedeten wir uns dann herzlich und Ricardo und ich traten den Heimweg nach Victoria an. Peter und Alex hatten noch 2 volle Tage bis zu ihrem Rueckflug und wie immer fingen sie auch noch einige schoene Lachse bis dahin.


    Das war wieder ein schoenes Erlebnis am herrlichen Stamp River. Und einfach nur unglaublich wie die Jungs diese Lachsfischerei beherrschen! Selbst die einheimischen Guides zollten ihnen allerhoechsten Respekt, und das will was heissen!


  • 22.9. 2024; Sooke


    Ein schoener, warmer und windstiller Tag war fuer letzten Sonntag angesagt worden. Mein juengster Sohn Alex hatte Zeit und Bock und so hatte ich ruckzuck das Boot fertig. Sollte auch nochmal als letzter eigener Test fuer den Hauptmotor dienen bevor ich ihn zum Verkauf vorstellte. Es steht naemlich bald ein Upgrade an: Suzuki 140! Aber dafuer muss der alte noch gut verkauft werden.


    Wir fuhren zur Cheanuh Marina in East Sooke und dort war schon richtig viel los. Bei einem so schoenen Spaetsommertag wollten es alle nochmal wissen. Wir fuhren ein ganzes Stueck nach Westen um kurz vor Secretary Island einzusetzen. Eine Rute mit der Flash Fly und eine mit einem weissem Squidimitat bestueckt begannen wir unsere Tour. Es wuerde auf Cohos gehen obwohl immer noch die Chance auf einen Chinook-Spaetzuegler bestand. Wir verpassten gleich einen rasanten Biss, aber auch mehrere Runden um die gleiche Stelle konnten den Fisch nicht noch einmal zum Biss ueberreden.


    Ploetzlich wurde ich angefunkt; mein Freund Jerrod war mit einem Freund unterwegs und hatte uns erkannt. Sie hatten schon 4 schoene, markierte Cohos im Boot. Sie fischten ein wenig weiter draussen und da wir ja nichts zu verlieren hatten, schleppten wir zu denen hinaus und ihnen in einiger Entfernung hinterher. Da! Unsere tiefere Rute wurde wild nach hinten gerissen! Alex war sofort dran und war gleich in einen wilden Drill verwickelt. Das musste ein guter Coho sein, er nahm sogar etwas Schnur obwohl Alex ihn hart ran nahm. Der Lachs katapultierte sich auch zweimal voll aus dem Wasser und wir sahen was fuer ein schoener Silberbrocken das war. Weit ueber 10 Pfund! Selbst neben dem Boot wollte der Fisch nicht aufgeben und er hielt keine Sekunde still um eine Fettflosse zu identifizieren oder nicht. So kescherte ich ihn endlich auf den Verdacht er waere markiert – nee, denkste, eine schoene, dicke Fettflosse dran. Ein kurzes Foto und ab ging der wieder ins Wasser. Was fuer ein Prachtcoho!


    Danach wollte ich mal aber ich verpasste 2 schoene Bisse – einen richtigen Ripper der schon Schnur von der Rolle zog bevor ich die Rute auch nur aus dem Halter holten konnte. Seltsamerweise war er dann aber auch augenblicklich wieder weg. So war dann Alex wieder dran und er brachte noch zwei weitere unmarkierte Cohos ans Boot – diesmal nicht ganz 10 Pfund. Trotz der guten Action hatten wir aber noch nichts zum Mitnehmen. Alex wollte unbedingt einen Lachs fuer unseren Nachbarn mitnehmen, als Dankeschoen fuer dessen Hilfe bei seinen Fahrzeugproblemchen. Bis jetzt noch nichts.


    Da Lachse aus einem Jahrgang und einer Herkunft meistens dicht zusammen schwaermen, war anzunehmen, dass der Herkunftsfluss dieses Cohostammes hier unter unserem Boot keine Brut-und Aufzuchtstation hatte. Somit war es wohl klueger woanders einen anderen Stamm mit unterstuetzter Population zu suchen. Wir fuhren demnach in etwas flacheres Wasser unter Land. Aber hier ging gar nichts. Auch kein verspaeteter Chinook liess sich bitten.


    So fuhren wir fuer die letzten 1,5h wieder vor Secretary Island und schleppten nun mit der einsetzenden Flut Richtung Heimatmarina. Erst war Totenstille; nichtmal ein Shaker. Nach einer halben Stunde kamen sahen wir ein anderes Boot mit einem Angler im Drill. Ich drehte uns dorthin und nicht lange danach wurde die Flash Fly Rute brutal nach hinten gerissen. Alex schnappte sich schnell die Rute und drillte einen guten Coho. Bei der ersten Bootsannaeherung konnten wir keine Fettflosse erkennen. Ich nahm den Kescher und sackte den Fisch bei der naechsten Gelegenheit ein. Eine kurze Inspektion ergab: markiert! Na also! Der ging mit 7-8 Pfund!


    Jetzt standen wir wieder im Schwarm und die Cohos bissen aggressiv. Ich durfte daraufhin auch noch einen unmarkierten Coho drillen und freilassen bis dann Alex nochmal zuschlug und einen weiteren markierten auf die Schuppen legte; der war schon ueber 8 Pfund. Wir verpassten noch eine Menge Bisse und ploetzlich riss sogar noch ein Downriggerkabel und nahm das 6 Kg Blei plus Zubehoer mit auf den Meeresgrund. Das war ein $100 Abriss. Naja, diese zu Ende gehende Saison war eine ziemlich verlustfreie bisher, daher aergerte ich mich nicht allzusehr. Manchmal muss man eben Opfer bringen. Aber ein sehr schoener Angeltag mit meinem Kleinen. Bald ist diese Lachsgeneration durch und im Fluss um fuer die naechste Generation zu sorgen.


  • Herbst 2024;


    Es ist nicht so das ich keine Lust mehr zum Schreiben haette. Aber der Herbst flog einfach so schnell dahin und es blieb kaum mal Zeit Bestand aufzunehmen. Es gab aber doch einige schoene Fischmomente, die ich hier nochmal im Rueckflug mit Euch teilen moechte.


    Im Oktober sind wir mit Grossfamilie nach Tofino an die Westkueste der Insel gefahren. Meine Mutter hatte sich das gewuenscht. Dort haben wir uns das wilde Meer nur vom Ufer aus beschaut; einige schoene Strandwanderungen gemacht und eine schoene Unterkunft direkt am Meer genossen. Fische gab’s dort nur zubereitet auf dem Teller im Restaurant. Frischer geht kaum und der lokal-gefangene Albacore-Thun war eine Koestlichkeit!


    Danach ging es 2 Tage nach Campbell River, wo wir im historischen Haig Brown Haus uebernachteten. Haig Brown war ein bekannter Schriftsteller und Fliegenfischer. Viele seiner Gedichte und Novellen aus den 20ger bis 60ger Jahren drehten sich um Vancouver Island Fluesse und Fische und deren Fang. Als es seine Familie nach Campbell River verschlug, hatte er besonders den dortigen Fluss ins Herz geschlossen. Ich hatte schon Werke von ihm in Deutschland gelesen. War schon cool in seinem alten Haus, das jetzt ein B&B ist, direkt neben dem Fluss zu wohnen. Und natuerlich hatten wir die Fliegenruten dabei; es waren noch Pinks, Chinooks und Coho im Fluss. Schon am ersten Abend standen meine beiden Jungs mit mir im Fluss und schwangen die Ruten. Wir erwischten ein paar kleine Pinks und einige Chinooks von denen wir aber nur einen in der harten Stroemung landen konnten. An einer Fliegenrute ist so ein Chinook wie ein Auto an der Hundeleine. Mit den gefaerbten Blaettern war es eine traumhafte Stimmung am Fluss. Es war aber auch ganz schoen Betrieb und einige unserer Lieblingsstellen waren schon besetzt. Und die Baeren waren natuerlich auch unterwegs!


    Wieder zuhause stand der Lachsfang fuer die Brutstation am Sooke River an. Die ganze Familie half diesmal wieder mit – und der Verein freute sich ueber eine Gruppe extra-grosser Helfer um das Fangnetz auch in den tiefen Flusstellen am Grund zu halten. Mein Freund Dave war auch wieder dabei. Und es war ein voller Erfolg – in einer Ziehung waren die 150 angestrebten Chinooks gefangen und damit die volle Kapazitaet der Brut- und Aufzuchtstation erreicht. Viele weitere wurden zur natuerlichen Fortpflanzung wieder freigelassen. So einen Luxus gab es nicht oft in der Vergangenheit. Ich trug wahrscheinlich den groessten Milchner zum Sammelcontainer – der duerfte an die 40 Pfund gereicht haben! Und wieder schauten uns die Baeren zu.


    Ab November war meine Freizeit mit einem Sonderprojekt gefuellt: ein neuer Motor kam an MaxWaldi ran! Der 21 Jahre alte 115 PS Yamaha lief zwar noch ordentlich aber zur Sicherheit tauschte ich ihn lieber aus bevor er mir grossen Aerger verursachte. Aber weil es ja immer auf Wachstum ankommt, musste ich natuerlich groesser gehen und bin so bei einem 140 PS Suzuki gelandet. Feine Maschine! Sehr leise wenn einmal warm, springt sofort an, hat natuerlich etwas mehr Bumms, bestes Gewicht/Leistungsverhaeltnis, sparsam und einen Mikroplastikfilter! Damit kann ich jetzt sagen, jeden Kilometer den ich auf dem Wasser fahre, mache ich den Ozean ein bisschen sauberer! 😊 Das Beste ist allerdings die elektronische Steuerung. Keine Kabelzuege mehr fuer Gas und Gangschaltung. Wie mit einem Joystick – super leicht und geschmeidig.


    War aber auch ne Menge Arbeit bis alles funktionstuechtig war; der Tank musste raus, einige Elektrik umverlegt oder veraendert werden. Das Armaturenbrett musste angepasst werden da der Suzuki nur noch eine Anzeigearmatur hat im Gegensatz zu den zweien von Yamaha. Das machte dann aber Platz frei fuer ein schickes neues Bluetooth-Stereo System. Ich bin noch nicht ganz fertig mit den 10h Einfahren. Zweimal hatte ich die Schleppruten dabei und auch ein bisschen eingesetzt. Der Motor faehrt auch sauber die niedrigen Schleppgeschwindigkeiten – hat mit dem Troll Mode eine feine Drehzahleinstellung. Ein paar Shaker und ein gerade 50 cm Winter Chinook bleiben mal haengen aber viel war nicht los. Ich hoffe das Wetter laesst mich mal ueber die Feiertage auf’s Wasser!


    Apropos Feiertage; Euch allen ein schoenes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein fischreiches neues Jahr!


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