Heilbuttangeln, Victoria, BC, Kanada

  • Hier ein Bericht von meinem ersten Angeltrip im Heimrevier nach unserem Port Hardy Erlebnis. Letzten Dienstag waren gute Heilbuttgezeiten, kein Wind und die Moeglichkeit mir den Tag auf Arbeit freizuschaufeln. Meine Schwiegermutter war aus Deutschland zu Besuch und ich wollte sie mitnehmen. Sie hat zwar mit Angeln nichts weiter am Hut aber fuer eine Bootstour bei schoenem Wetter war sie immer mal wieder zu haben. Letzten Dienstag schien perfekt dafuer!


    Wir slippten in Pedder Bay Marina und fuhren ueber das spiegelglatte Wasser Richtung Constance Bank. Es ebbte den Morgen ueber leicht und ich suchte mir die Stromabseite der Bank, wo die Butte hoffentlich liegen und herumkreuzen wuerden um allerlei von der Bank heruntergespueltes Futter auszulesen.


    Noch unterwegs sah ich auf einmal Walflossen vor uns auftauchen. Wir pirschten uns dichter heran und schalteten dann den Motor ab. Eine Gruppe Orcas kam direkt auf uns zu; vielleicht 6 oder 7 und ein Baby war auch dabei das sich immer mal wieder an der Oberflaeche waelzte und spielte. Tolle Show, besonders fuer meine Schwiegermutter. Nur 5 Minuten weiter waren wir an meiner angepeilten Heilbuttstelle. Waehrend Schwiegermutter weiter nach den Walen sah, machte ich das Geraet klar, liess den Duftsack ein und nahm dann die Warteposition ein. Ein herrlicher, sonniger, windstiller Tag!


    Auf einmal hoerte man Schnaufen. Diesmal tauchte ein Buckelwal unweit des Bootes auf. Da musste wohl eine Menge Futter hier sein, wenn sich so eine Menge Wale versammelt. Schon mal kein schlechtes Zeichen und ausserdem eine tolle Show fuer die Mutter! Die Stroemung nahm schon nach einer kurzen Weile ordentlich zu – mehr als ich erwartet hatte. Manchmal sind die Stroemungstabellen eben auch nicht super genau. Weil wir auch ein paar Lachse springen sahen, montierte ich eine Lachsrute an der Mitte des Hecks mit einem Schleppblinker. Man weiss ja nie!


    Ein kleines Zuppeln an der rechten Buttrute liess mich aufpassen. Als nichts mehr passierte, kurbelte ich ein um den Koeder zu kontrollieren. War doch ein kleiner Ratfish (Meerkatze) dran! Schwiegermutter fand das Tier sehr interessant; ich war gespannt ob die Theorie von der Ratfish-Heilbuttsymbiose wieder klappte. 10 Minuten spaeter werkelte ich gerade an der Lachsrute herum als ich die rechte Buttrute in die Knie gehen sah. Schnell griff ich hin und gab noch paar Kurbelumdrehungen dazu um sicherzugehen, dass der Haken einsank. Der hing! Ich nahm die Rute aus dem Halter und schob sie in den Gimbal, den ich vorsichtshalber schon umgeschnallt hatte. Oha, der ging ab – das war ein richtiger Butt! Er zog unaufhaltsam ein Stueck Schnur von der Rolle und haemmerte kraeftig los. Ist eine Weile her, dass ich einen so starken Butt am Wickel hatte!


    3 oder 4 Mal hatte ich ihn 10 – 20 m hoch vom Grund und immer wieder riss er Schnur ab bis er wieder am Grund zurueck war. Schwiegermutter hatte sich gerade zu einem Nickerchen hingelegt – ich rief nach ihr und erklaerte, dass ich Hilfe braeuchte. Sie holte die Lachsrute ein und machte die Harpune klar.


    Inzwischen bekam ich den Burschen langsam nach oben. Die Stroemung hatte das Downriggerkabel etwas schraeg nach hinten gezogen und ich hatte etwas Bammel der Fisch koennte daherumschwimmen. Ich haette besser den Rigger sofort hochgezogen und dieses Hindernis damit beseitigt. Zu spaet jetzt, ich wollte nicht riskieren, die Schnur vom Kabel durchgesaegt zu bekommen, falls Kabel und Schnur sich schon beruehrten. Dann war er da, ein schoener Butt, groesser als ich ihn seit 2 Jahren gefangen hatte! Wo war der in Port Hardy gewesen?


    Es war noch etwas schwierig den Butt am Downriggerkabel vorbeizumanoevrieren. Dann musste Schwiegermutter die Rute halten und ich stiess mit der Harpune zu. Alles lief glatt und ich konnte den Burschen am Boot vertaeuen und ausbluten lassen. Klasse! Wir freuten uns ueber den Erfolg! Das war eine Menge Fleisch – fast 50 Pfund der Butt! Damit waren wir fertig mit Heilbuttangeln und ich packte langsam alles zusammen. Da wir aber erst 1,5 Stunden draussen gewesen waren, wollten wir noch nicht zurueck sondern noch auf Lachs probieren – nur zum Spass, catch & release.


    Dazu fuhren wir am Race Rock mit seiner Seeloewenkolonie vorbei zu den Bedford Islands vor der Becher Bay. Eine Dreiviertelstunde tat sich gar nichts, nicht mal ein Pink. Dann sah ich an der Nootka-Blinkerrute ein leichtes Rucken und schnappte mir die Rute und schlug an. Whoohooo, sofort wurde mir der Rollengriff aus den Fingern gerissen und die Schnur flog nur so davon. Natuerlich gab ich Schwiegermutter die Rute – sie sollte mal einen Grosslachs drillen. Ich erklaerte ihr schnell das Einmaleins eines Grossfischdrills und sie hielt sich wirklich tapfer. Der Fisch sausste hierhin und dorthin und legte einige spektakulaere Fluchten hin. Ich rechnete jede Sekunde mit dem Verlust des Fisches. War ja egal, der wuerde ja eh wieder freigelassen – waere aber trotzdem schoen wenn wir ihn mal wenigstens zu sehen bekaemen.


    Und er tat uns den Gefallen; eine grosse Schwanzflosse tauchte nach einiger Zeit 10 m hinter dem Boot auf und gab gleich wieder Dampf. Irgendwann wurde er dann muede und Mutter bekam ihn in Bootsnaehe. Wow, das war ein Brocken! Sie zog ihn das erste Mal dicht ans Boot – nee, das gefiel ihm nicht und zack war er wieder tief unter dem Boot. Dann kam er auf der anderen Bootseite wieder hoch; jetzt konnten wir diesen Prachtburschen schoen sehen – mitte 20 Pfund, sicher! Jetzt wollte ich ihn auch keschern um ein schoenes Foto mit Schwiegermutter zu kriegen; nicht jeder hat in seinen 70gern noch einen 23-24 pfuendigen Lachs besiegt!

    Ich stand mit dem Kescher bereit; der Fisch noch nicht ganz ein Reichweite mit dem Kopf zum Boot. Ich rief “Trete einen Schritt zurueck und zieh!!” Sie versuchte aber der Fisch straeubte sich, riss den Rachen auf und schuettelte wild den Kopf hin und her und…..schwupps, kam mir der Flasher und Blinker entgegengeflogen und der Fisch drehte langsam ab und verschwand in der Tiefe. Ach so dicht dran! Aber macht nichts! Bis auf das Siegerfoto hatten wir alles von dem Fisch bekommen was man sich wuenschen kann! Hatte Schwiegermutter klasse gemacht, sie war ganz erschoepft!


    Wir drehten noch eine Runde an der Stelle und fuhren dann sehr zufrieden zurueck. Ein herrlicher Tag auf dem Wasser, mit toller Walshow und endlich wieder mal einen grossen Butt! Und einen Grosslachsdrill noch obendrein. Mehr kann man sich ja kaum noch wuenschen!







  • Am letzten Sonntag ging es also auf Heilbutt. Weil es bei mir diese Saison wohl anscheinend wieder nicht mit einem Tyee klappen sollte, schielte ich hoffnungsvoll auf einen Grossbutt. Zwar hatte ich dieses Jahr wieder einige Heilies auf die Schuppen gelegt und mit dem kuerzlichen 50 Pfuender auch keine schlechten, aber ein Drill mit einem ueber 100 Pfuender waere auch mal was. Den muesste man allerdings laut geltender Regeln wieder freilassen – was mir auch nicht weiter schwerfallen sollte da die Familienkueltruhe schon gut versorgt war. Es ging nur um persoenliche Rekorde – der liegt bei mir bei 78 Pfund und ist schon etliche Jahre alt. Ich hatte meinem Freund Claude schon mal bei der Landung eines 108 Pfuenders geholfen – ich wusste also um was es ging!


    Dave, sein Sohn Nathan und auch mein Sohn Ricardo kamen mit. Der Tag sollte eine ausserordentliche Herausforderung werden. So ziemlich nichts lief so wie es sollte. Trotz mehrfacher Konsultierung mehrerer Windvoraussagen, die alle Windstille andeuteten, bekamen wir es direkt vor der Pedder Bay mit ordentlichem Seegang zu tun. Wir dachten erst es muesse von einer Reststroemung sein und sich bald legen aber je weiter raus wir fuhren, desto unangenehmer wurde der Wellengang. Mit meinem alten Boot waere ich schon wieder umgekehrt.


    Auf der Constance Bank endlich angekommen, sah es nicht besser aus – 1.5 m Wellen mit einer unangenehmen Frequenz. Da wir immer noch auf Besserung hofften, warfen wir trotzdem den Anker. Es sollte 11 Uhr Stroemungsstillstand sein und von da an leicht ebben. Das ist die Konstellation die fuer mich auf der Westseite der Bank fuer Heilbutte normalerweise funktioniert. Seltsamerweise flutete es noch so hart, dass die Ankerboje voll unter Wasser gezogen wurde. Unter solchen Bedingungen hatte das tiefe Grundangeln keinen Zweck – es musste 2 Knoten oder mehr stroemen. So holten wir den Anker wieder ein und fuhren weiter auf die Bank und schleppten eine halbe Stunde auf Lachs. Dave erwischte sogar einen kleineren Chinook und ich verpasste noch einen guten Biss.


    Dann sahen wir 2 andere Boote in der Gegend ankern und nahmen an, dass die Stroemung nun besser war. War sie auch wenn auch immer noch stark. Sehr komisch! Die Wellen bekamen wir nun seitwaerts was das Boot schwer rollen liess. Keine gemuetlichen Bedingungen. Als wir 2 Ruten bekoedert und im Wasser hatten, machten wir es uns so bequehm wie moeglich. Beim ersten Koedercheck hing ich im Downriggerkabel, an dem der Duftsack hing. Es stellte sich heraus, dass eine Unterstroemung herrschte die das Stahlkabel des Riggers diagonal unter und hinter das Boot zog. Wenn ich also meine Rute zu nah am Boot einliess, schwirrte das Geschirr unweigerlich in das Kabel. Ich musste also das schwere Zeug regelrecht auswerfen. Sollten wir einen Fisch bekommen, mussten wir hoellisch aufpassen. In Port Hardy hatten wir erlebt was passiert wenn ein Butt die Hauptschnur um das Riggerkabel verwickelt.


    Durch die immer noch starke Stroemung wurden unsere Koeder sehr weit vom Boot abgetrieben – ich konnte an meiner trotz geflochtener Schnur kaum Bodenkontakt fuehlen. Ich hatte kein sehr gutes Gefuehl bei diesen Bedingungen. Nach einer Stunde meinte ich ein paar kleine Rucke an meiner Rute gesehen zu haben. Als weiter nichts passierte, holte ich nach einer Weile ein. Es war ploetzlich schwer und ich meinte sogar ein paar Rucke zu verspueren. Dann hoerten man das Schleifgeraeusch am Downriggerkabel. Gibt’s doch nicht, schon wieder! Ich drueckte den Riggerhochholknopf und als der Motor alles was auch immer da unten am Kabel hing heraufholen wollte, merkte ich wieder harte Stoesse in der Rute. Ich hielt den Downrigger wieder an und meinte ernsthaft zu Dave, dass da ein Fisch am Haken hing. Vorsichtig hievte ich Meter um Meter hoch bis Dave die Stelle erreichen konnte wo die Angelschnur um das Stahlkabel gewickelt war. Schnell fuehrten wir die Rute zweimal um das Kabel herum und ich war endlich frei. Dave holte den Rigger nun komplett hoch.


    Ich konnte nun deutlich die Kopfstoesse eines ordentlichen Fisches spueren. Das war kein Hai oder anderes Gemuese, das war ein Butt. Dann kam er in Sicht – ein feiner Butt mitte 30 Pfund! Dave stach mit der Harpune zu und der Fisch war sicher! Ha, etwas chaotisch und unkonventionell aber wir hatten es geschafft! Wir schuettelten nur den Kopf! Ich untersuchte meine Schnur auf etwaige Schaeden vom Kabelkontakt und dann ging es weiter.


    Nach einer Weile sah ich meine Rute beim rythmischen Rucken im Wellengang anhalten, zwei, drei kraeftige Rucke – ich tippte die Kinder an – “schaut hin, Buttbiss!” und ploetzlich war die Rute krumm und Schnur zog von der Rolle. Ich sprang hinzu und kurbelte noch ein paar Mal hart hinein bis die Rute voll gespannt war – der hing! Da die Kinder von der Schaukelei etwas beeindruckt waren, und unter solchen Bedingungen wohl keinen Butt drillen wollten, schnappte ich mir wieder die Rute, steckte das Rutenende in den Gimbal und drillte meinen zweiten Butt heute. Und was fuer ein Drill. Kaum hatte ich den Fisch 20-30 m hochgekurbelt, riss er unaufhaltsam Schnur ab bis er wieder am Boden war. Das ging 3-4 Male so und wir debatierten schon ob das mein neuer Rekordbutt sein koennte. Es war jedenfalls ewig her, dass ich so einen starken Gegner am anderen Ende bekaempft hatte.


    Der Fisch musste nun schon in hoeheren Gefilden sein aber ich musste eine kurze Kurbelpause einlegen um meine Finger fuer einen Moment etwas zu entkrampfen – der Drill waehrte wohl schon 15 Minuten – diese Pause nutzte der Fisch um wieder eine Flucht nach unten hinzulegen und waehrend also Schnur abzog ruckte es kurz und ploetzlich wurde die Schnur schlapp. Oh nein! Gibt’s doch nicht! Ich liess das Geschirr schnell noch mal nach unten denn vielleicht gab’s noch eine kleine Chance dass der Bursche beim Abtauchen nochmal zugriff. Aber er hatte wohl genug und verzog sich schnell. Wenn ein Butt kurz nach dem Biss und sogar nach einer kurzen Drillzeit aussteigt, konnte man viele nochmal zu einem zweiten Biss ueberreden. Der hier war wohl gut gewarnt nach der Tortur.


    Enttaeuscht schauten wir uns alle an. Was fuer eine Platte mag das wohl gewesen sein? Ich war erstmal selber platt und ruhte mich aus. Wir angelten noch eine gute Stunde weiter ohne weiteres Geschehen. Dann machten wir Schluss und fuhren mit einem Angelerlebnis mehr im Lebenslauf zurueck. Wellengang, Gezeiten und Grossfisch waren nicht sehr kooperativ gewesen. Aber wir waren mit dem 35 Pfuender zufrieden und Dave bekam ein grossen Teil des Fisches fuer seine Familienfeste mit. Morgen war fuer ‘ne Weile die letzte Chance auf Grossfisch. Nach dem heutigen Erlebnis wollte ich auch nochmal Heilbutt versuchen.


  • Die langersehnte Angelpause von Arbeit und Hausrenos war nun endlich da! Ihr kennt das ja auch mit Norwegen und anderen Angeltrips auf die man sich schon Monate vorher freut, auf die man sich geistig und angeltechnisch schon lange vorbereitet und auf die man so lange hinfiebert. Ja, auch wenn man hier Lachs- und Heilbuttangeln direkt vor der Tuere hat, freut man sich darauf mal was Anderes zu sehen und zu beangeln.


    Wir waren dieses Jahr wieder nur 2 Boote da unser Freund Jerrod aus beruflichen Gruenden kurzfristig absagen musste. Carl sollte Glenn und seinen Sohn Cody mitnehmen und ich bekam Dave, Ross und meinen jungen Angelfreund Alec mit auf’s Boot. Das Wetter wuerde nicht so tropisch wie letztes Jahr werden; das war schon klar, aber wir hofften, dass der Wind wieder mitspielte und uns vielleicht einen Tag offshore fischen liess. Natuerlich traeumten wir alle von riesigen Lachsen – alle in der Tyee-Klasse, dicken Butten und zaehnestarrenden Lingcod-Monster. Auch auf grosse Cohos hofften wir, hatten wir doch letztes Jahr einige in der 13-15 Pfund Klasse erwischt. Cohos scheint es dieses Jahr bei uns im Sueden fast keine zu geben oder sie sind sehr spaet dran. Ueberhaupt ist 2016 kein besonders gutes Lachsjahr bisher. Die Angelcenter an der Westkueste und der Ostkueste der Insel berichten alle von langen, zaehen Angeltagen mit sehr ueberschaubaren Resultaten. Die Windverhaeltnisse liessen nur hin und wieder mal ein Fenster fuer weite Offshore-Touren, aber wenn dann konnten dort gute Faenge gemacht werden. Ob das natuerlich die schmerzlich erwarteten lokale Lachse waren, die nur von besseren Fressgelegenheiten offshore Gebrauch machten, oder ob das nur vorbeiziehende Ami-Lachse waren – das kann keiner mit Sicherheit sagen. Wir hofften jedenfalls das die Lachse nur spaet dran waren und wir sie dann daher an der Nordspitze der Insel aufspueren wuerden.


    Am ersten Morgen ging es sehr frueh raus. Es war noch dunkel als ich vom Wecker angeklingelt wurde. Aber wir waren alle heiss und daher schnell auf den Beinen. Ein kurzes Power-Fruehstueck, die Futterpakete eingepackt und ab auf die Boote. Carl’s Mannschaft war etwas traeger und so langten wir etwas frueher am ersten Punkt an. Drei Ruten wurden an den 2 Downriggern eingesetzt mit den unterschiedlichsten Koedern. Man musste ja erst einmal ausfuehlen was die Fische hier diesmal mochten. Es dauerte nicht lange und Alec’s Rute machte Alarm. Er war auf Zack und schlug an und hatte gleich einen guten Gegner am Band. Ein paar Mal musste er die Rolle freigeben und etwas Schnur nachgeben. Bald brachte er einen strammen Coho neben das Boot wo der Fisch nochmal verrueckt spielte und sich aus dem Wasser katapultierte. Dave stellte nochmal klar, dass man hier einen unmarkierten Coho pro Tag behalten konnte. So sackte ich den etwa 9 pfuendigen Coho ein bevor er sich doch noch loswinden konnte. Der Anfang war gemacht, der Schneider vermieden nach nichtmal 10 Minuten! Die Hoffnungen blieben hoch.


    Auch Ross und Daves Ruten fanden bald Abnehmer – Pinks! Zwar waren wir generell nicht sehr scharf auf eine endlose Pinkshow aber wir brauchten ein paar Lachsstuecke fuer Heilbuttkoeder und Duftsack und so durften 2 dieser quirrligen Gesellen zum Coho in die Fischbox. Dann kam Carls Boot und gesellte sich zu den mitlerweile 10 anderen Booten um den Duval Point. Nach einer Stunde und nur noch dem einen oder anderen Pink, beschlossen wir eine Inselkette weiter unser Grosslachsglueck zu versuchen.


    Dave hatte gerade seine mit Koederfisch bestueckte Rute hinabgelassen und sich umgedreht, als Alec schon aufgeregt auf seine wippende Rutenspitze zeigte. Dave hechtete zur Rute, riss sie heraus und ruckte an. Yup, der hing! An seiner nedelaehnlich-weichen Rute sah jeder Fisch aus wie ein Riese – der hier zog auch ganz ordentlich. Konnte aber kein Kapitaler sein, Schnur geben musste Dave gar nicht. Wir liessen sogar noch die anderen beiden Ruten drin und dachten Dave koennte seinen mittelpraechtigen Lachs leicht daran vorbeidirigieren. Aber als Dave den Fisch hinter dem Boot hatte, ging der Tanz erst richtig los. Ganz so klein war der Chinook naemlich nicht – so um die 10 Pfund und nun war es zu spaet die Ruten noch einzuholen. Ross hatte sich den Kescher geschnappt, konnte den Fisch aber zwischen Ruten und Downriggerkabeln nie richtig erwischen. Es war schon lustig anzusehen, was der Lachs in ein paar Minuten fuer ein Chaos anrichten kann. Endlich hatte Ross ihn eingesackt. Mitnehmen oder nicht? Jeder Lizenzbesitzer konnte 4 Chinooks auf dem ganzen Trip mit nach Hause nehmen. Offensichtlich wuerden wir alle mehrere 20 und 30 Pfuender fangen und mitnehmen also kann man ja am Morgen des ersten Tages keinen 10 Pfuender behalten! Allerdings wollten wir ja auch mal ein Fischessen machen fuer die ganze Belegschaft und dieser Lachs hatte genau die richtigen Masse dafuer. Also ging er mit!


    Wir kreisten nun unermuedlich um die Fangstelle. Auch die Jalopy, Carls Boot gesellte sich dazu. Nichts, aber auch gar nichts ging mehr. Wir suchten die ganze Inselkette nach Lachsen ab. Wir fanden riesige Futterfischschwaerme aber keine Raeuber herum. Oder sie bissen nicht. Wir versuchten es aggressiv dicht ueber Grund und hakten ein paar kleine Felsenbarsche. Aber Silber gab es nicht. Dave fing sogar etwas was er sich nie hatte traeumen lassen; ein Adler kam von den Baumwipfeln herab und griff sich kurz hinter unserem Boot den an der Overflaeche ruhenden Flasher waeren Dave umkoederte. Der Adler ergriff den Flasher und flog auf und um ein Haar haette Dave seine ganze Rute eingebuest denn er hatte ueberhaupt dich darauf geachtet und die Rute nur lose zwischen die Beine geklemmt. Der Ausdruck seiner Augen war koestlich als es ploetzlich an seiner Rute riss, er blitzschnell zugriff, gar nicht verstand was los war – dachte wohl ein Fisch haette sich den Koeder an der Oberflaeche geschnappt, aber dann zeigte die Schnur steil in die Luft und die Rolle kreischte los wie besessen. Bis er begriff das ein Adler mit seinem Geschirr abmarschierte – es schien eine Ewigkeit! Wir johlten vor Vergnuegen. Nach paar Sekunden kam dem Adler das Ganze wohl Spanisch vor und er liess das dumme glitzernde Plastikteil fallen. Dave war froh sein Geraet ohne Verluste wieder zurueckzuhaben. So was hatten noch keiner von uns erlebt! Adlerdrill!


    Lachse waren den ganzen Tag Fehlanzeige. Als wir mitte Nachmittag zum Resort zurueckkamen, waren wir nicht nur die einzigen mit langen Gesichtern. Mit unserem Coho, 2 Pinks und einem halbstarken Chinook waren wir noch ueberdurchschnittlich ausgestatten. Carl hatte nur 2 Pinks und andere gar kein Silber. Wo waren nur die Chinooks and Cohos?

  • Um uns wieder etwas aufzubauen, zog ein paar Runden durch das Resort und sprach mit dem Resortbesitzer, der jahrzehntelang in Hardy Berufsfischer war, und auch mit anderen erfahrenen Gaesten. Er kam mit der Ueberzeugung zurueck, wir muessten durch die ganze Inselwelt zur Festlandskueste. Dort waeren einige gute Chinooks gefangen worden. Squidimitate waeren angeblich das Ticket. Die Windvorhersage sah gut aus um diese ca. einstuendige Tour zum Festland zu machen. Nur mussten wir am Nachmittag rechtzeitig die 2 groesseren Wasserstrassen manoevriert haben wo e smit einsetzender Ebbe und aufkommenden Foenwind zu Verwerfungen kommen wuerde.


    Wieder krochen wir motiviert super frueh aus den Kojen und bereiteten uns fuer einen langen Tag auf dem Boot vor. Kein Wind aber Nebelbaenke zogen am Horizont zum Festland hin auf. Diesmal war die Jalopy crew auch puenktlich wach und ich liess Carl mit dem Radar vorfahren. Es war eine angenehme Fahrt durch die schier endlose Inselwelt die wie eine Maerchenwelt aus dem mal dicker mal weniger dicken Nebel auftauchte. Nach reichlich 50 Minuten waren wir am Ziel – den Jeanette Point am Festland. Hier hatten wir letztes Jahr ein paar schoene Cohos und paar Pinks gefangen. Nicht weit davon hatten wir auch eine geeignete Stelle fuer Heilbutt und Lingcods entdeckt. Jetzt sollten hier also Chinooks ihr Unwesen treiben. Mal sehen!


    Wir setzten wieder 3 Ruten ein um das ganze Tiefenspektrum abzudecken. Um die Felsspitze am Point war das Wasser noch bis zu 20 m tief wenn die Rutenspitzen schon fast die Felsen kratzten. Dann fiel es schnell auf ueber 50 m ab. Das Echolot war voll von vielversprechenden Signalen und Futterschwaermen. Was das wohl fuer Koederschwaerme waren? Squids? Heringe? Carl konnte e suns bald ueber Funk sagen – sie hatten einen 35 cm langen Hering am Blinker gefangen! Haette ich bloss mal mein Heringspaternoster mitgebracht!


    Wir zogen Runde um Runde um den Point und in die umlegenden Buchten. Nichts. Als die beste Zeit anbrach, der Umschwung von Flut auf Ebbe, kamen einige Guide-Boote hinzu. Auch diese fingen nichts und zogen bald weiter noerdlich die Kueste hoch. Es kann doch nicht sein, dass hier kein Lachs lebt und frisst! Ich spaehte am Plotter eine enge Passage zwischen einigen Inseln heraus, durch die mal hindurchschleppen konnte und die ein gutes Versteck vor der Ebbstroemung war. Ich hiess meine Crew die Ruten bis auf 20 m hochzuholen und wagte dann die Passage. Da! Eine Rute loeste aus, gegenueber fing die 2. Rute an zu ruckeln und um das Chaos perfekt zu machen zog die dritte Rute auch noch ab. Elektrifiziert und beinahe erloest sprangen Ross, Dave und Alec zu den Rute und stolperten dabei fast ueber sich gegenseitig. War das der Moment in dem der Knoten platzte? Schnell war klar – NEIN – keine Lachse! Wir waren ueber eine Gruppe Felsenbarsche gefahren und die fanden unsere Koeder lecker. Fette, stramme Burschen und einer blieb in der Kiste haengen, aber nicht auf was wir so fiebernd gehofft hatten.


    Als wir aus der Passage herauskamen, befanden wir uns hinter einer Insel genau im Stroemungsschatten der Ebbstroemung. Wenn ich ein heimwaerts wandernder Lachs waere und nicht von der Ebbe wieder auf den offenen Pazifik hinausgezogen werden wollte, wuerde ich an dieser Stelle ausharren. Futterschwaerme schienen sich da auch aufzuhalten – da musste doch was gehen! Die erste Runde in der Kehrstroemung – die tiefe Rute loeste ploetzlich aus. Das war Alec’s Rute und er war gleich dabei. Das war kein Barsch; der Fisch wehrte sich kraeftig und bog Alecs Rute ordentlich durch. Coho? Wir machten die eine Seite klar zur Landung denn was immer es war, es ging in die Kiste! Vorsichtig, um den Fisch ja nicht noch zu verlieren, brachte Alec den Fisch endlich zum Boot. Ein strammer 8-9 Pfuender schluepfte ins Netz und als Ross ihn ins Boot hievte, staunten wir nicht schlecht ueber einen fetten Pink! Wow, das war einer der groessten Pinks den ich dieses Jahr gesehen hatte.


    Nun waren wir wieder motiviert! Ein Pink kam nicht allein und wo Pinks Zuflucht fanden, mussten doch auch andere Lachsarten zu finden sein. So drehten wir Kreis auf Kreis hinter der Insel, mit Koeder flach und tief. Gingen wir zu dicht ueber Grund nahmen Felsenbarsche unsere Koeder an. Aber kein weiterer Lachs schien interessiert oder vorhanden. Carl steuerte seine Jalopy gerade weiter draussen genau am Stroemungssaum halb im Nebel. Wir sahen ihn ploetzlich in seiner typischen Manier aufspringen und die Rute herausreissen. Aha, Fish on! Nun verfolgten wir ein tolles Spektakel im Nebelspuk. Carl war an einem guten Fisch wenn man der Rutenkruemmung glauben konnte. Aber dann war der Fisch schon ploetzlich am Boot den wir sahen den Flasher auftauchen und Glenn zum Kescher hasten. Aber weit gefehlt! Der Fisch wollte sich wohl nur mal kurz seinem Gegner vorstellen und ging dann auf Angriff ueber! Unter dem Boot durch sodass Carl um seine Motoren mit der Rute tief im Wasser reichen musste; ploetzlich stand er auf dem Vorderdeck und drillte von dort. Gebannt verfolgten wir das Schauspiel – doch immer noch hoffend, dass eine unserer Rute den Bruder dieses Fisches dort abfassen wuerde.


    Zu Carls Leidwesen hatte sich sein Gegner auf Nahkampf um das Boot herum eingstellt was die erfolgreiche Landung so unendlich viel schwieriger macht. Glenn sah ein paar Mal einen Bruchteil einer Sekunden eine Chance mit dem Kescher zuzulangen aber ging jedes Mal wieder leer aus – der Fisch war zu tief oder blitzschnell wieder weg. Nach etwa 15 Minuten, als wir schon ueber einen Kilometer von der Fangstelle abgetrieben waren, gelang Glenn dann endlich die Landung. Ein mehrstimmiger Siegesruf und hochgereckte Arme zeugten von der Erleichterung auf der Jalopy. Ein freudestrahlender Carl hielt uns einen wunderschoenen kapitalen Chinook hoch – um die 30 Pfund schaetzten wir alle. Wir beglueckwuenschten die Jungs und machten uns wieder motiviert zur Stelle zurueck. Da konnte doch nicht nur einer davon gewesen sein! Stunde um Stunde durchpluegten wir die Gegend – NICHTS! Auch die Jalopy konnte keinen Zauber mehr vollbringen.


    Als die Ebbe langsam nachliess, beschlossen wir auf Grundfisch umzuschalten. Carl suchte sich eine Stelle zum Ankern, wir wollten lieber etwas driften. Ich montierte einen monstroesen Gummifisch – auf den beisst nu rein Grossling oder Grossbutt. Wir klopften ein paar Unterwasserberge und Riffe im 20-30 m Bereich ab. Ich sass vorn am Bug und verbuchte ein paar Anfasser an meinem Gummimonster aber haengen blieb leider nichts. Wahrscheinlich nur halbstarke Barsche und Lings – ich konnte die Bisspuren am Gummi sehen. Hinten im Boot kamen ein paar Barsche und untermassige Lings kurz hoch und wieder zurueck. Carl vermeldete auch noch keine zaehlbaren Erfolge weiter draussen.


    Wir fuhren zur selben Bank hinaus wo Carl verankert auf Fisch hoffte; aber wir drifteten. Leider buessten wie wir auch ein paar Koeder ein bis Ross’ Rute ploetzlich flitze-krumm war. Aha, das war was Besseres! Der Fisch nahm paar Mal stossartig Schnur – das konnte nur ein guter Lingcod oder Heilbutt sein. Ross hatte Spass endlich mal einen Fisch zu drillen und genoss die ganzen 70 vertikalen Meter. Als wir uns alle auf die Landung eines Grossfisches fertig machten, kam die Ernuechtuerung – Ross hatte einen halbstarken Ling an der Schwanzflosse gehakt. Er hatte das Mass aber war kaum 10 Pfund schwer. Was soll man da sagen!


    Nach einer Weile mit nicht mehr als paar kleineren Grundbewohnern, beschlossen wir unser beruehmtes Ling-Riff vom letzten Jahr zu besuchen. Wenn nichts weiter ging, dort mussten wir Erfolg haben. Dort hatte Jerrod letztes Jahr seinen 50 Pfund Lingrekord gefangen und ich meinen auf 30 Pfund hochgeschraubt und etliche andere in der 15-25 Pfund Klasse hatten dran glauben muessen. Da muessten doch ein paar neue Brocken nachgewandert sein, dachten wir.


    Wir liessen Carl ueber Funk wissen wo wir zu finden waeren und duesten los. Nach 20 Minuten waren wir am Ort und 3 Pilkruten gingen in Aktion. Dave’s Rute ging ploetzlich in ein Kreisbogen ueber und er stoehnte gluecklich – Oh ja! Ha, das Riff enttaeuscht eben nicht! Ein kurzes aber heftiges Tauziehen begann, dass das Geschirr bis auf das Auesserste forderte. Dann kame in zaehnestarrender Rachen herauf und ich schlug das Gaff in den Kopf. Was fuer ein Brocken! Ich hievte das Vieh an Bord und Ross und Alec sprangen entsetzt zur Seite als das Monster vor ihre Fuesse fiel. Dave war happy und erledigte das Tier. Die Jalopy kam gerade herangebraust und sie johlten uns ihre Anerkennung zu als Dave den Brocken hochhielt. Genau 30 Pfund zeigte die Waage.


    Minuten spaeter sahen wir Glenn’s Rute bis ins Wasser gerissen und ihn am Fisch. So kam auch auf der Jalopy ein guter Ling in die Box – um die 16 Pfund. Danach war aber Schluss und ausser ein paar Felsenbarschen liess sich kein Ling mehr locken. Ich verlor leider meinen Riesengummifisch in den Klippen – schade, ich hatte gerne mal den Abnehmer dieses 40-45 cm langen Koeders gesehen!


    Ein kurzer letzter Lachsversuch am Duval Point vor dem Resort brachte noch einen Pink auf der Jalopy aber dann waren wir ausgefischt. Wenn nicht sie Lings gewesen waeren, waere das eine aeusserst magere Ausbeute fuer 2 Boote und 10 Stunden Angeln gewesen. Carl’s Chinook zeigte 28,5 Pfund an der Waage und war der groesste Chinook seit Tagen im ganzen Resort. Hoffentlich ein Zeichen von Dingen die da kommen wuerden. Abends besprachen wir den Plan fuer den naechsten Tag. Dave hatte die neuesten Windmeldungen erhalten und die versprachen uns noch einen windfreien Tag – danach sollte es nachmittags ungemuetlich werden. So im Anbetracht der Tatsache, dass wir kaum Lachse zwischen den Inseln von Vancouver Island bis zum Festland hin gefunden hatten, vermuteten – hofften wir, dass sich die Silberlinge noch vor dem Nordzipfel der Insel vor der offenen Kueste herumtrieben. Bis dorthin war es 1 bis 1,5 Stunden Fahrt und durch die beruechtigte Nahwitti-Bar wo die Pazifikduenung auf eine 20 m flache Schwelle traf und wo sich bei voller Ebbe 3-4 Meter stehende Wellen bildeten. Aber ohne Risiko kein Gewinn und morgen war die letzte Chance fuer einen Offshoretrip. Alle waren dafuer es zu probieren.

  • Da fueh morgens die staerkste Ebbstroemung herrschte, brauchten wir also die Nahwitti-Barpassage gar nicht erst vor 9 – 10:00 versuchen. Das gab uns die Moeglichkeit mal etwas mehr Schlaf abzufassen und dann relaxt eine Weile am Duval Point zu angeln bis die Ebbe schwaecher wurde. Als wir gegen 7:00 bei Duval ankamen, fischten dort schon ca. 10 andere Boote. Was zu Hause als leer gelten wuerde, wurde hier als Kampfangeln betrachtet – 10 Boote an einer 3 ha grossen Stelle – mein Gott, wie voll! 


    Wir hatten die 3 Ruten gerade eingesetzt als die flache Rute losruckte – das war meine Rute und ICH war zuerst dran. Als Skipper muss man naemlich sehen wo man bleibt und viele Chancen hatte wir ja bis jetzt nicht bekommen! Es war schnell klar, dass das kein kapitaler Fisch war aber ich genoss mal wieder das Ziehen eines Fisches an der Rute – man vergisst ja schnell! Ein brauchbarer unmarkierter Coho kam bald zum Boot und da wir dieses jahr anscheinend nicht sehr waehlerisch mit Lachs sein durften, wurde der auch eingesackt. Nicht schlecht mit ca. 7 Pfund aber eine Welt von den kapitalen Cohos vom letzten Jahr (bis 15 Pfund) entfernt. Dannach wurde es wieder sehr ruhig und wir sahen auch auf den anderen Booten keinerlei Action. Wir schuettelten nur die Koepfe – jeden Morgen bekamen wir einen Trostlachs ruckzuck ins Boot und dann fuer den Rest des Tages nichts silbernes mehr.


    Die Jalopy schleppte schon weit im Norden der offenen Kueste zu. Carl funkte uns an und berichtete das Orcas um sein Boot herum waeren. Da wir bei Duval keinerlei Fisch-Action verpassten, packten wir schnell ein und duesten der Jalopy hinterher. Tatsaechlich bekamen wir noch eine schoene Walshow von einer Gruppe Orcas die mit einem Kalb auf Wanderschaft waren. Immer wieder toll diesen grazioesen Meeresriesen zu begegnen.


    Dann juckte uns die ungeduldige Erwartung; wuerden wir Schwaerme von Lachsen an der Aussenseite vorfinden. Es war noch etwas frueh und die Ebbstroemung lief noch recht schnell – keine optimalen Bedingungen fuer die Nahwitti-Passage aber wir konnten es nicht mehr erwarten und duesten im Tandem los, Carl voran. Das Meer auf der Innenseite war spiegelglatt und ein Genuss zu befahren. Ich merkte schon, dass Carl’s Jalopy einen neuen und staerkeren Motor hatte – bei dem unvermeidlich kommenden Rennen wuerde ich ihn diesmal nichts so leicht abhaengen – das merkte ich jetzt schon obwohl wir beide nicht voll ausfuhren. Es war hier und heute nicht der Zeitpunkt fuer ein Bootsrennen – wir durchquerten bislang unbekanntes Wasser. Dann kam die Passage und es wurde wesentlich kabbeliger. Wir mussten uns Welle um Welle vorankaempfen und staendig auf- und abtouren um nicht regelmaessig Wasser ueber das Dach zu bekommen. Alles in allem aber nicht gerade gefaehrlich zu diesem Zeitpunkt, aber ich konnte mir schon vorstellen, was hier los ist wenn es vom Westen her kachelt und eine starke Ebbe dagegendrueckt an einer Stelle wo der offene Pazifik durch eine Enge mit nur 20 m Tiefe durchmuss.


    Draussen angekommen, setzten wir aufgeregt unsere Ruten ein. Am Cape Sutil, gerade ausserhalb der Passage, war das Wasser immer noch unruhig, sah aber sehr fischig aus. Ein paar ins Meer gestreute Felsbloecke brachen die Brandung und sorgten fuer Strudel und Kelpfelder. Es war hier in Ufernaehe nur um die 20 m tief – es erinnerte uns sehr an das flache Strandfischen in Port Renfrew, was richtig Spass macht wenn man einen guten Lachs in nur 10 m Tiefe hakt und die dann nur horizontal ausreissen koennen. Das koennte ein richtiges Spektakel werden wenn die Lachse nur mitspielten. Taten sie aber nicht! Oder sie konnten nicht weil keine da waren. Zwar sahen wir Unmengen an Futterschwaermen, Delfine, Wale, Ross fing einen kleinen Heilbutt am Blinker, Felsenbarsche lauerten an jeder Unebenheit am Meeresboden – aber wo waren die Lachse? Die Jalopy fand auch keine obwohl wir uns strategisch ueber eine grosse Flaeche verteilten. Schliesslich gaben wir auf und drifteten auf Grundfisch ueber ein paar Plateaus weiter draussen. Perfekte Bedingungen, kein Wind, ganz leichte Duenung, regelrecht heiss in der Sonne aber auch die Grundfische hatten nun keine Lust mehr. Es war zum Verzweifeln.


    Am fruehen Nachmittag fuhren wir wieder durch die Passage auf die Innenseite wo Carl vor Anker ging und seinen Grill anschmiss. Wir drifteten ein bisschen in einigen Buchten herum und fanden ein paar Felsenbarsche und untermassige Lings zur Unterhaltung. Dann merkten wir wie der Wind zunahm und wir machten uns auf die lange Rueckreise. Die Jalopy sass noch am Anker als wir sie verliessen. Wir machten ein paar Abstecher durch die Inselketten um vielleicht ein paar interessante neue Stellen auszukundschaften aber die Wasserbedingungen wurden immer schlechter und die letzte halbe Stunde kaempften wir uns durch 1.5 m hohe Wellen. Wir funkten zu der Jalopy und rieten zur Heimkehr – sie waren nun auch schon unterwegs und bekamen ein paar Ladungen gegen die Windschutzscheibe und ueber das Dach. Erstaunlich wie schnell sich die Bedingungen aendern koennen. Wir waren froh als wir alle gegen 15:30 Uhr wieder heil am Dock waren. Da wir kaum Fische zu verarbeiten hatten, waren wir schnell fertig mit den Pflichten und hatten dann Zeit zum Ziplining quer ueber die Marina und zum Grillen und abends noch den einen oder anderen Witz am Lagerfeuer zu erzaehlen. Alles passte, nur die Lachse fehlten!

  • Am Abend hatten wir noch beschlossen den 4. Tag hauptsaechlich den Grundfischen zu widmen. Einmal weil wohl kaum Lachse vor Ort waren und auserdem weil einige unserer Resortnachbarn ein paar heisse Tips fuer Heilbutt abgegeben hatten im Austausch fuer unsere Lingcodstellen. Da der Gezeitenwechsel erst am spaeteren Morgen stattfinden wuerde, wollten wir noch einen letzten Morgenversuch auf Lachs an einer noch unverbrauchten Stelle, dem Castle Rock Point, machen. Der Wind sollte nach Mittag wieder auffrischen und die Strassen zwischen den Inselketten ordentlich aufwuehlen. Frueh war also das Gebot.


    Kurz nach Sonnenaufgang zogen wir unsere Kreise schon am Castle Rock. Es waren da schon 5-6 andere Boote am Schleppen. Hier hatten wir letztes Jahr herrliche Cohos gefangen und Ricardo auch den groessten Chinook des Trips. Aber wieder konnten wir in zwei Stunden nichts ueberlisten, was auch immer wir als Koeder anboten, blieb unberuehrt. Auch sahen wir kein anderes Boot nach dem Kescher langen. Wir zogen dann ab und fuhren zwischen ein paar nahegelegenen Inseln zu einer Stelle, die unsere Nachbarn fuer Butt empfohlen hatten. Wir versuchten erst eine tiefe Rinne zwischen zwei Inseln. Ausser ein paar kleinen Barschen und ein paar Koederverlusten war da aber nichts zuvermelden.


    Wir suchten weiter und fanden eine sandig-kiesige Bucht mit ca. 50 m Wassertiefe. Das sah buttverdaechtig aus. Die Drift war angenehm langsam und unsere Naturkoeder mussten eine unwiderstehliche Duftspur im Revier hinterlassen. Aber es tat sich nichts. Die Jalopy suchte neue Stellen um die weiteren Inseln herum. Als wir auf eine kleine Felsinsel zutrieben und ich den Boden schon am Echolot hochkommen sah, waren ploetzlich alle 3 Ruten krumm. Kein Buttalarm aber schoene fette Felsenbarsche kamen nach oben. Wir machten die Drift noch dreimal, immer mit dem gleichen Ausgang. Dann spuerten wir weiter herum. Carl war ausser Sicht, funkte uns ploetzlich an - sie waeren am Butt!


    Wir fanden die Jalopy in einer von 3 Inseln fast eingeschlossenen Zone die eine 50 m tiefe Rinne dazwischen hatte. Glenn hob gerade als wir ankamen einen respektablen Butt von 35 Pfund hoch! Das war der benoetigte Ansporn! Wir positionierten uns mit Wind und Stroemung so, dass wir die moeglichst laengste Drift durch die nur ca. 200 m lange Rinne hatten. Erste Drift nichts. Zweite Drift; Alec fragte mich gerade ob ich mal fuehlen koennte ob seine Rute wirklich am Grund war – ich hob kurz an und liess das Geschirr absacken bis ich das Blei auf den Boden fallen spuerte – da ein Ruck, ein Biss und ich riss schlagartig zurueck und etwas blieb haengen. Ich drueckte Alec seine Rute wieder in die Hand und er begann seinen Drill. Noch waehrend wir ratschlagten ob das ein Butt sein koennte, faltete sich Dave’s Rute zusammen und nahm Dave fast mit. Fish on! Wow, Doppelbiss! Schnell wurde klar, dass Dave’s Fisch um einiges groesser als Alec’s Fisch sein musste; er nahm Schnur, und nicht zu knapp. Dave hing mi taller Kraft an der Rute und johlte vor Vergnuegen und vor Entsetzen wissend das er die ganze verlorene Schnur wieder zurueckgewinnen musste.


    Ich hoffte nur, das Alec’s kleinerer Fisch bald oben war und wir unsere volle Aufmerksamkeit Dave’s Monster widmen konnten. Bals hatte Alec seinen Gegener hochgepump und ein etwa 15 pfuendiger Butt tauchte auf. Alec war aufgeregt – erst sein zweiter Butt ueberhaupt! Ich hiess in zuruecktreten und holte mit dem Handgaff aus um es dem Butt in den Kopf zu schlagen. In diesem Moment zog Alec noch mal an – wahrscheinlich um es mir leichter zu machen und den Fisch noch naeher ans Boot zu holen – leider riss dabei der Haken aus und der Butt hatte die Geistesgegenwart diese Situation auch sofort auszunutzen um abzutauchen. Ich war mitten im Schwung und das Gaff traf volle Pulle auf die Wasseroberflaeche waehrend der Butt schon 20-30 cm tief war. Der laute Platsch erschreckte den Fisch nochmehr und er huschte schnell in die Tiefe noch bevor ich vielleicht tief haette nachlangen koennen mit dem Gaff. Weg! So ein Mist! Alec war die Enttaeuschung auch ins Gesicht geschrieben. Aber wir hatten ja noch einen zweiten Butt am Band!


    Wir hofften all, dass der Haken und das ganze Geschirr insgesamt hielt, denn es wurde kraftmaessig voll ausgereizt. Der Fisch, mit Sicherheit ein Butt oder ein Monster-Lingcod hatte gut 4 oder 5 Mal wieder die ganze Schnur bis zum Boden hin abgenommen so das Dave den Fisch nun schon mindestens 200 Hoehenmeter bewegt hatte. Er stoehnte und wir feuerten ihn an. Auch die Jalopy hatte mitgekommen, dass bei uns was los war und kam neugierig in die Naehe. Dann endlich hatte Dave seinen Gegner oben und eine grosse braune Platte tauchte auf. Auweia, ob der mal nicht groesser als das Maximalmass von 133 cm ist – das wird knapp! Ich legte die Harpune weg und langte nach dem Massband. Gaaaaanz vorsichtig, um den Fisch nicht zu erschrecken zog ich das Band der Seite des Fisches entlang – ich lass 133 cm – genau an der Marke. Genauer kann man nicht im Wasser messen aber der duerfte stimmen. Also Harpune wieder her und ich zielte wir immer kurz hinter den Kiemendeckel. Zack, getroffen, aber die Pfeilspitze sank nicht durch den Koerper hindurch wie sie sollte sondern blieb an der Wirbelsaeule stecken. Oh Gott, wenn der jetzt verrueckt spielt wird es noch mal eng. Wie das Biest jetzt vertaeuen? Ich musste es riskieren – Ross hielt die Harpunenschnur fest, Dave war an der Rute auf eine neue Flucht gefasst und Alec holte mir das Buttau. Ich versuchte dem Butt das Tau vom Maul durch die Kiemen zu schieben um ihn dann aussen am Boot festzumachen. Aber der Butt klappte den Kiemendeckel nicht auf - so bekam ich das Tau nicht durch. Wenn der Fisch jetzt nur nicht durchdrehte!
    Wir hatten schon einen Butt verloren, ich war entschlossen diesen hier zu verhaften, und so schob ich schliesslich todesmutig meine ganz rechte Hand und halben Arm in seinen Rachen um das Tau unter dem Kiemendeckel wieder hinauszuforcieren. Ich spuerte die kleinen scharfen Zaehne an meiner Hand und Arm aber jetzt gab es kein Zurueck mehr! Der Butt schluckte nur paar Male kurz aber hielt sonst ganz still. Endlich war es geschafft und der Butt sicher vertaeut. Ich schlug ihn ab und liess ihn ausbluten. Er zuckte kein bisschen mehr. Es stellte sich heraus, dass ich Glueck im Unglueck gehabt hatte – ich hatte zwar die Harpunenspitze nicht durch den Fischkoerper hindurchbekommen aber ich hatte die Wirbelsaeule mit solcher Wucht getroffen, dass diese gebrochen war und der Fisch somit gelaehmt keinen Rabatz mehr machen konnte. Schwein aeh Butt gehabt!


    Wir klatschten uns froh ab und Dave tat einen kleinen Freudentanz. Das war sein Rekordbutt und ausserdem genug Filet fuer ein ganzes Jahr – 75 Pfund! Aber vielleicht ging hier ja noch mehr! Ross, Alec und ich liessen wieder unser Geschirr ab nachdem wir das Boot wieder in die Ausgangsstellung gebracht hatten. Wieder die zweite Drift nach Dave’s Fisch, ich hatte gerade eingelassen und steckte die Rute in den Heckrutenhalter und schaute mich nach der Driftrichtung um; als ich wieder zur Rute sah, war die Spitze etwas krumm und blieb so. Mist, Haenger! Ich sprang hin um den Haenger hoffentlich schnell zu loesen, riss die Rute heraus und ruckte 2- 3 Male hart an um das Geschirr von einer Felsenfalle zubefreien. Wir hatten schon genug geopfert heute, dachte ich. Dann, wie im Textbuch, ploetzlich began sich der Boden zu bewegen. Gibt’s doch nicht! Fisch, Fisch, schrieh ich! Und schon ging die Post ab – wie als ob ich einen D-Zug gehakt haette, zog die Schnur unaufhaltsam ab – ich konnte nur die Rut emit beiden Haenden krallen und abwarten. Ich rief nach dem Gimbal den mir Alec umschnallte.


    Was nun losging ist kaum mit Worten zu beschreiben – das ist kein normales Angeln mehr. Ich habe sowas schon beim Stoerfischen erlebt; das ist ein echtes Tauziehen mit einem Gegener von dem man weiss, dass er staerker ist als man selbst. Jetzt hing alles am Funktionieren des Geraetes unter maximaler Belastung, etwas Finesse und natuerlich Ausdauer meinerseits und einer gehoerigen Portion Glueck. Der Fisch war kaum vom Grund hochzubewegen, gaaanz langsam konnte ich den Fisch Meter um Meter hochhieven unter absoluter Grenzbelastung des Geraetes. Ich hatte immer wieder Angst, dass die Shimanorute ploetzlich ‘knall’ sagen wuerde und abbrach. Dann hatte ich den Fisch vielleicht 20 – 30 m hoch und ploetzlich spuerte ich harte Hammerschlaege in der Rute und der Fisch sausste unaufhaltsam wieder zum Grund. Er schwamm sogar ein Stueckchen weiter und drehte halb das Boot entgegen der Drift. Meine Crew johlte vor Vergnuegen; Dave funkte zu Carl und liess sie wissen was hier abging.
    Mein sowieso schon etwas laedierter Ruecken began zu schmerzen aber das Adrenalin daempfte das ab. Wieder gewann ich ein paar Meter um sie ruck zuck wieder herzugeben. Wenn nur das Geraet durchhielt und der Haken festsass. Eines war uns allen schon vollkommen klar, der Fisch war weit ueber das Maximalmass – ueber eine Landung brauchten wir uns gar keine Gedanken machen. Nur sehen und vielleicht mal anfassen wollten wir dieses Monster. Noch 2 oder 3 brutale Fluchten folgten aber dann fuehlte ich wie meinem Gegner die Kraft nachliess. Schliesslich kam der Bursche hoch. Dave sah ihn zuerst “Holy!” entfuhr es ihm. Ich schielte ueber die Bordwand und ein riesiger brauner Schatten tauchte auf. Ganz behutsam brachte ich die Tischplatte neben das Boot. Wir konnten es gar nicht fassen! Alec war sprachlos, Ross’ Augen fielen fast heraus – keiner von uns hatte je einen so grossen lebenden Butt gesehen! Dave hakte das Blei schnell ab vom Spreizdraht damit es nicht gegen das Boot knallen wuerde falls der Fisch zu toben begann. Aber der Fisch lag ganz ruhig neben dem Boot und nun ratterten die Kameras. Aber wie fotografiert man so ein Monster im Wasser so dass man die wahren Ausmasse im Foto ueberhaupt erkennen kann. Ich versuchte irgendwie meinen Kopf neben den Fisch zu bekommen aber diese Bilder wurden alle nichts – vorallen wenn ich das Vorfach mit der Hand ergriff und den Kopf auch nur ein bisschen hochhob – oha, da schlug der Fisch wild auf und wir alle bekamen eine volle Dusche! Ganz vorsichtig liess er sich am Ruecken streicheln – mehr ging nicht.


    Die Jalopy kam heran um den Kerl zu bestaunen. Glenn hob seinen Sohn Cody hoch damit er einen besseren Sichtwinkel hatte. Daumen hoch von allen da drueben. Dave legte nun das Massband an – nee, das mochte er auch nicht – wieder eine Dusche und ein Haken war raus. Er hing jetzt nur noch knapp im Mundwinkel. 1,70 m war er mindestens – laut online Tabellen brachte er wohl 150 Pfund oder mehr auf die Waage. Das hatten wir auch so geschaetzt. Unglaublich. Der Schwanz alleine war mindestens 50 cm breit! Als ich ihn wieder mal am Vorfach fuer ein Fotos vorfuehren wollte, schlug er wieder wild um sich, der zweite Haken schlitzte aus und mit zwei, drei platschenden Schwanzschlaegen verschwand das Ungetuem in der Tiefe. Was fuer ein Erlebnis! Das machte alle fischlosen Stunden zuvor wieder wett. Ich hoffte nur, dass einige der Bilder geworden sind – war es doch ausser der ewigen Erinnerung das Einzige was ich von dem Fisch mit nach Hause nehmen konnte. Aber wer wuerde nicht gerne mal so einen Fisch fangen!


    Natuerlich mussten wir das nun weiter probieren. Drift auf Drift legten wir hin um weitere Butte aufzustoebern. Und diese kleine, unscheinbare Stelle war wohl immer noch nicht ausgeschoepft – Carl sprang ploetzlich zu einer seiner 3 Ruten und war am Fisch. Jetzt kamen die Yahoo-Rufe von der Jalopy. Carl musste wieder einmal um sein ganzes Boot herumrennen im Drill – bloss gut dass er ein Walk-Around-Boot hatte! Endlich stiess Glenn mit der Harpune zu und sie zogen einen schoenen 40 Pfuender ins Boot. Das war die beste Keeper-Groesse – ‘ne Menge Fleisch aber noch jung und zart!


    Dann hatten die Heilbutte wohl genug fuer heute und wir packten dann auch ein. Es gab mal wieder Fisch zu versorgen! Auf dem Heimweg wurde es zwischen den Inselketten schon etwas kabbelig aber als wir nun so Seite an Seite zum Resort zurueckfuhren, da kam bei uns der Wettkampfgeist wieder auf. Carl wollte nun mal sehen ob ich ihn noch abhaengen konnte und er kam ploetzlich an mir vorbeigeflogen. Das konnte ich mir natuerlich nicht bieten lassen und drehte auch auf. Es dauerte einige lange Sekunden bis ich mein Boot auf Maximalgeschwindigkeit hatte – es war ja auch kein glattes Wasser. Ich merkte schon, dass das ganz knapp werden wuerde und ich alles herausholen musste um wieder zu Carl aufzuholen und an ihm vorbeiziehen zu koennen. Trimmklappen alle hoch, Motor zur maximalen RPM hochgetrimmt – einen Tick bevor es Kavitation am Propeller geben wuerde, Gashebel voll durchgedrueckt – aha, jetzt holten wir langsam aber unaufhaltsam auf. Glenn stellte sich an als ob er mit dem Paddel nachhelfen wollte die Jalopy voranzubringen und Carl zeigte mir nur die geballte Faust als wir vorbeizogen. Ein 1802 Trophy ist zwar einen Tick kuerzer und etwas duenner als mein 19 Sea Ranger aber es wiegt eben mindestens 500 Pfund mehr leer da mit Holz unter dem GFK gebaut. So hatte ich wohl doch noch 4-5 km/h mehr auf Lager trotz praktisch identischer Motorisierung.

  • Unser 5. Tag war eigentlich nur noch ein letzter Morgen. Mittag wollten wir schon auf dem Highway zurueck sein. Ross war schon am Abend zuvor abgereist und wir hatten schon das Haus aufgeraeumt und halb gereinigt um moeglichst lange noch Fischen zu koennen. Es wurde ein kuehler und nebeliger Morgen und wir wollten wieder zur Heilbuttstelle. Dort angekommen konnten wir unsere zwei Boote kaum erkennen im Nebel. Unheimlich wenn man aber in der Stille jede Konversation im anderen Boot hoeren konnte ohne jemanden zu sehen.


    Wir drifteten versetzt die gleiche Strecke. Gegen 9:00 Uhr bog sich ploetzlich Alec’s Rute durch und er rief aufgeregt “Fish on, fish on!” Das schien wieder ein guter Fisch zu sein und ich suchte nach dem Gimbal. Als ich mich wieder umdrehte sah ich die Rute schlapp und Alec sich enttaeuscht umdrehen “er ist weg”. Ich hiess ihn sofort den Koeder wieder runterlassen – manchmal kommen die Butts zurueck zum Koeder! Der hier tat uns leider nicht den Gefallen. Schade!


    Da tauchte die Jalopy neben uns auf. Sie erkundigten sich gerade ob wir was haetten und noch waehrend wir redeten, riss es ploetzlich an Carls Rute und er hechtete hinzu. Wieder bekamen wir eine tolle Live-Fishing Show nebenan. Carl stoehnte und aechzte – er war an einem Grossbutt, das war klar. Mehrfach hoerten wir seine Rollenbremse aufheulen und Glenn stimmte mit seinem Johlen jedesmal dazu ein. Nach einer gefuehlten halben Stunde sahen wir einen grossen weissen Schatten neben der Jalopy auftauchen. Glenn fummelte mit einem Massband am Fisch herum und beschloss – er hat das korrekte Mass! Jetzt begann der Spass erst; Glenn stach mit der Harpune zu und wir alle dachten ‘Das war’s!” – denkste! Die Harpunenspitze (Carl benutzte eine glatte zylinderformige – ich eine pfeilartige mit Widerhaken) kam glatt wieder heraus und der Fisch tobte wieder zum Meeresgrund hinab und war nun total aus dem Haeusschen! Carl musste noch lange bange Minuten ueberstehen bis er das angestochene Biest wieder am Boot hatte. Die zweite Harpunierung ging dann glatt und nach einigem Ueberlegen und dann Knueppeln zogen die beiden Maenner den Butt mit 2 Gaffs ins Boot. Die Glueckpilze massen nochmal nach – 132 cm! An der Waage reichlich 70 Pfund. Carl tanzte vor Freude – auch er hatte nun seinen bisherigen Heilbuttrekord geknackt! Dann war bald Schluss. Ich beschloss Alec nochmal eine Chance auf einen Grossling zu geben, hatte er doch noch nicht so viel gelandet. An einem Riff unterwegs verloren wir ersteinmal noch einen Koeder. Dann stoppten wir an unserem bekannten Ling-Riff und schon an der ersten Drift faltete sich Dave’s Rute zusammen – oja, das war ein ordentlicher. Dave gab Alec seine Rute – dafuer sah ich Dave dankbar an! Alec musste sich ganz schoen reinknien denn der Ling gab nicht so schnell auf und wollte unbedingt wieder in seine Hoehle, was es natuerlich unbedingt zuverhindern galt. Dann hatte Alec ihn endlich oben und Dave schlug mit dem Gaff zu und brachte einen schoenen 15 pfuendigen Ling ins Boot. Somit hatte Alec doch noch was zum Vorzeigen fuer seine ganze Muehe!


    Damit ging der diesjaehrige Angeltrip nach Port Hardy zu Ende. Jetzt mit etwas Abstand schauen wir mit gemischten Gefuehlen zurueck; die Lachsangelei war enttaeuschend, keine Frage. Darueber konnte auch der eine Glueckchinook von Carl nicht hinwegtaeuschen. Und Lachsangeln war mindestens 50% der Erwartung gewesen. Aber das Grundfischen hatte es wieder in sich gehabt. Die Ling Cods waren verlaesslich und viel Spass und auch lecker – im Schnitt nicht ganz so gross wie letztes Jahr aber mit 15 – 30 Pfuendern kann man sich nicht beschweren. Heilbutt an unserer neuen Stelle war wie von einem anderen Stern; Dave, Carl und ich konnten neue persoenliche Buttrekorde aufstellen und Glenn, Carl und Dave hatten die Truhen voll mit leckersten Filets. Alles in allem ein toller Trip mit guten Freunden, gutem Wetter, keinen Havarien oder Verletzungen etc. Hatten viele schoene Momente, tolle Naturszenen, Stimmungen, viel Gelaechter auf beiden Booten. Ausser Lachs, alles gepasst! Ach, weil wir gerade bei Gelaechter sind; 7. Foto unten - Dave brachte das vom Meeresbooten herauf und ich meinte zu Alec mit ernster Miene: "Der Penis eines Delfins! Dave, schaemst Du Dich nicht!?" Alec, verbluefft: "Wirklich? Kann das sein? Oh mein Gott...!".... Uns standen Traenen in den Augen als Dave dieses Ding abmachte...!

    Apropo Lachse, jetzt nach einigen Wochen im Rueckblick und mit mehr Info von verschiedensten Quellen von der ganze Kueste; 2016 wird als ein ungewoehnlich schlechtes Lachsjahr in die Statistiken eingehen. Obwohl grosse Runs von Chinooks fuer die ganze Vancouver Island – Westkueste vorausgesagt waren, haben sich diese Vorhersagen bei weitem nicht bestaetigt. Die Rueckkehrprognosen wurden mittlerweile drastisch reduziert und wir konnten erfahren, dass die Zeit in der wir in Port Hardy waren die gesamte Nordinsel als auch samtliche Fishing Lodges an der Westkueste ueber Lachsmangel klagten und selbst gestandene Guides mit leeren Haenden zur Basis zurueckkamen. Warum das so war diesen Sommer wird wohl eine Weile dauern zu analysieren und sich hoffentlich nicht als der Beginn eines Tends herausstellen.

  • Richtig klasse Bilder! Das sieht nach ner Menge Spaß aus, verbunden mit nem fetten Muskelkater! :lol:


    Wo kann man denn diese Zusatzgriffe bestellen, die auf zwei der Bilder zu sehen sind? Würde ich gerne mal testen in Norwegen beim Naturköderangeln.

    Ich suche immer alte ABU Angelrollen, Kartons und Papiere sowie Werbematerial.
    Ich freue mich über Angebote aller Art per PN oder Mail. Danke

  • Zeit fuer einen neuen Bericht. Nachdem ich letzte Woche nochmal Kurzbesuch eines Forummitgliedes hatte den ich leider in 3 Stunden nach der Arbeit bei lausigem Wind und Wetter nicht an den Lachs bringen konnte, war es gestern mal wieder Zeit etwas Wintervorrat fuer die eigene Kuehltruhe zu verschaffen. Und zwar Heilbutt. Das ist unser Lieblingsspeisefisch; bei meiner fischmaekeligen Familie laesst sich keine Fischart so gut verfuettern wie Heilbutt. Ich habe schon mehrfach versucht diesen Banausen andere leckere Fischsorten unterzujubeln – wie z.B. Lingcod oder Felsenbarsch oder Scholle – aber habe nur Naseruempfen geerntet. Besonders Heilbutt als Backfisch oder aber in Speck gewickelt auf dem Grill – das geht immer und da werden auch Unmengen verspachtelt. Normalerweise habe ich auch jede Menge Heilbutt zur Verfuegung und kann mir erlauben auch grosszuegig meinen Freunden bei gemeinsamen Touren Fisch zu ueberlassen aber dieses Jahr mit meiner Reno und wenig Angelzeit da gaehnte ein grosses Loch im Heilbuttvorrat. Und das in dem Jahr in dem ich meinen Rekordbutt gefangen hatte! Der aber nicht verwertet werden durfte – wie Ihr ja sicher oben schon gelesen habt.
    So, gestern standen alle Ampeln auf gruen – gute Gezeiten, kein Wind und eine Mitfahrgelegenheit fuer meinen Eishockeysohn so dass ich keinen Taxidienst haben musste. Also packte ich mir meinen Sohn Alexander und saemtliches Angelzeug fuer Lachs und Heilbutt auf’s Boot und los gings nach einem fruehen Fruehstueck. Wir fuhren zur Pedder Bay Marina um sowohl zu den Buttgruenden vor Victoria als auch zu den Lachsgruenden vor Sooke Zugang zu haben. Ich hatte mir einen Unterwasserberg an der Constance Bank fuer Butt ausgeguckt. Dort wuerde die Stroemung schon frueh guenstig sein fuer’s Ankern und Buttangeln.
    Wir duesten ueber das leicht bewegte Wasser und nach 15 Minuten waren wir vor Ort. Leider aber nicht allein. Gutes Wetter, gute Gezeiten, Wochenende – ich weiss nicht was ich erwartet hatte aber es musste eigentlich klar gewesen sein, dass das ein Rezept fuer volles Haus war. Alle meine guten Heilbuttstellen waren mit Booten belegt. Keine Chance sich da noch reinzudraengeln ohne uns alle zu gefaehrden. Also weitergesucht. Ich sah einen kleinen Unterwasserberg kurz vor der US Grenze. Da kam der Boden von ueber 100 m Tiefe auf etwa 70 m hoch. Eigentlich perfekt. Nach weiteren 10 Minuten Fahrtzeit waren wir da und ich liess den Anker auf dem Berggipfel ab. Leider stellte sich heraus, dass die Stroemung hier einfach zu stark war um vernuenftig angeln zu koennen. Zwar griff der Anker irgendwann und wir sassen fest aber selbst mit 1 kg Bleibeschwerung konnten wir nicht Boden halten. Nach 30 Minuten gaben wir auf und packten enttaeuscht ein.


    Wir beschlossen erst einmal Lachse vor Sooke zu suchen und dann spaeter nochmal zur Bank zurueckzukommen. Bis direkt vor Sooke, wo die Cohos im Moment in guten Schwaermen durchzogen, waren es gute 45 Minuten Fahrtzeit gegen eine unangenehmen Wellenfrequenz. Endlich waren wir da und schon sahen wir etliche Walboote um Secretary Island. Wir blieben etwas weiter draussen und setzten unsere 3 Lachsruten ein. Blinker, Gummisquid und Bucktailfliege kamen zum Einsatz. Nur paar Minuten spaeter riss es kraeftig an der Blinkerrute und Alexander war am Fisch. Wir fischten heute ohne Flasher oder besser mit Flasher am Downriggerkabel statt an der Angelschnur. Damit konnten auch kleinere Fische ordentlich Alarm machen und vorallem springen! Alex erster Coho war zwar kein Riese, begeisterte meinen Jungen aber mit 2 tollen Spruengen bei denen sich der Fisch bestimmt einen Meter aus dem Wasser katapultierte. Dann hatte Alex den etwa 6 Pfuender neben das Boot gedrillt. Ein unmarkierter Wildcoho – wurde gleich im Wasser abghakt. Die Benutzung von Schonhaken machte das verletzungslose Freilassen sehr einfach.
    Ich drehte ein paar weitere Runden um die Fangstelle und bald loeste die Squidrute aus und auch ich durfte mal wieder einen Lachs drillen. Der war etwas kleiner und wieder ein wilder und durfte nach kurzer Fotosession wieder schwimmen. Dann hatten wir eine Periode in der wir nur ein paar kleine Shaker ans Band bekamen. Ich fuhr uns nun dichter unter Land, auch weil die Whale Watching Boote sich jetzt nach Westen trollten und Platz machten. Da rappelte ploetzlich die Fliegenrute los und Alexander war wieder schneller an der Rute als ich und hatte Spass mit einem weiteren sehr sportlichen Coho. Der hatte so 6-7 Pfund auf den Rippen und beim Fotoshoot im Wasser wurde klar, dass der sogar markiert war. Eigentlich hatte ich trotzdem vor ihn nicht mitzunehmen aber beim Enthaken beging der Lachs praktisch Selbstmord als er mit voller Wucht gegen das Boot von aussen schwomm und dann benommen liegen blieb. Sowas hatte ich auch noch nicht erlebt. Ich versuchte ihn noch wiederzubeleben aber als er nach 5 Minuten hin und herschwenken immer noch nicht zuckte und meine Haende im eiskalten Wasser erfroren, nahmen wir ihn einfach mit. Der wird uns als Raeucherlachs prima schmecken!
    Und als ob uns die Fischgoetter dafuer bestrafen wollten, ging von da an nichts mehr. Ich glaube einen kleinen Shaker hatten wir noch innerhalb der naechsten 2 Stunden. Alexander ging schon bald unter Deck und goennte sich einen Powernap. Ich fuhr nun mit der Flutstroemung wieder Richtung Victoria – in 2 Stunden wollten wir es nochmal auf Butt versuchen. Anglerisch war die langsame Rueckfahrt ein totaler Ausfall aber ein junger Buckelwalbulle unterhielt mich praechtig fuer eine ganze Weile. Der musste wohl dieselbe Reiseroute haben denn er schwamm fuer mindestens 30 Minuten neben oder kurz vor meinem Boot entlang. Manchmal kam er sogar etwas zu dicht fuer mein Behagen. Ich sah ihn auch einmal unter meinem Boot auf dem Echolot – schon cool wenn man ploetzlich so einen Riesenfleck auf dem Schirm hat und den sich bewegen sieht. Ich markierte auch etliche Lachsschwaerme die sich faul mit der Stroemung in 150 m Tiefe gegen Osten treiben liessen. Leider gab es dabei aber wohl keine hungrigen Herumschwaermer.


    Das letzte Stueck fuhren wir dann wieder mit dem grossen Motor und um 14:30 Uhr waren wir wieder an der Constance Bank. Diesmal war meine Lieblingsstelle frei und ich liess den Anker ab. Bis der Anker griff, sassen wir zwar nicht mehr genau ueber dem Unterwasserberg sonder eher in der Rinne zwischen zweien aber das sah auch recht fischig aus. Wenn die Butte ersteinmal die Duftspur aufgenommen hatten, wuerden sie uns unweigerlich finden. Ich liess den Duftsack hinab der diesmal auch leckeren Lachsrogen beinhaltete. Das musste die Butte doch wachruetteln! Hoffentlich nicht die Dornhaie! Bald waren 2 Grundruten bekoedert und hinabgelassen. Nun begann die faule Wartezeit.


    1,5 Stunden tat sich nichts, aber auch gar nichts. Nicht einmal ein Dornhai oder Ratfish – was ich nicht vermisste im Gegensatz zu meinem Sohn der dann doch lieber irgendetwas fing als gar nichts. Er legte sich wieder auf Ohr.


    Um 16:00 Uhr, genau bei Stroemungsstillstand, ruckte es ploetzlich an der rechten Rute – 2 Male kraeftig genug um mir Butt anzuzeigen – ich wartete einen Augenblick bis der Fisch den Koeder hoffentlich tief im Schlund hatte und als die Rutenspitze sich dann in Richtung Wasserspiegel aufmachte, kurbelte ich hart dagegen. Der hing! Alexander stand schon eine Sekunde lang bei mir und sprang ploetzlich zur linken Rute und rief “Fish On”. Ich sah ihn nun auch mit einer krummen Rute. Na toll, Doppelbiss! Wer soll denn nun gaffen/harpunieren? Und ich bekam keinen Gimbal umgeschnallt. Alexander konnte es gar nicht fassen, dass wir ploetzlich 2 Butte gleichzeitig hatten. Er erfreute sich an der kraeftigen Gegenwehr seines Fisches und er spekulierte ob es wohl sein neuer Rekordbutt wuerde. Mein Gegner war ein schwerer Fisch, das konnte ich hin und wieder an den wuchtigen Kopfstoessen erkennen aber irgendwie kaempfte er nicht typisch. Nahm auch keine Schnur. Hm. Egal, hauptsache der kam ins Boot – ich brauchte dringend neue Buttfilets fuer die Familienkueche!


    Nach einer Weile vorsichtigem aber stetigem Pumpen kam mein Fisch in Sicht. Ein praechtiger Butt – aber was war denn dass? Er kam Maul-zuerst nach oben und 2 Schnuere kamen aus seinem Maul heraus. Gibt’s ja nicht! Alexander und ich hingen am gleichen Fisch und nicht etwa foul-gehakt, der Gierschlund hatte sich tatsaechlich beide Koeder voll einverleibt. Kein Wunder, dass er so seltsam kaempfte bzw gar nicht richtig kaempfen konnte. Alexander war ganz aus dem Haeuschen. Aber was jetzt? Der Fisch hing unter den Motoren weil von der einen Seite von Alexander gezogen und von der anderen von mir. Harpunieren in dieser Position ging gar nicht – ersteinmal konnte ich nur das offene Mauls sehen und dann war er zwischen und unter den Motoren kaum erreichbar. Ich hiess Alex seine Bremse zu lockern und zog den Fisch mit meiner Rute auf Alexanders Seite immer schoen vorsichtig die Schnur von den Motoren fernzuhalten. Alexander machte inzwischen die Harpune klar und als ich den Fisch neben dem Boot hatte, tauschten wir Geraete; Alex uebernahm die Rute und ich die Harpune. Ich wusste, dass der Butt noch fast alle Energie und Kraft in sich hatte und bei jeder Beruehrung explodieren wuerde.


    Ich versenkte die Harpunenspitze hinter dem Kiemendeckel und rammte sie bis sie auf der anderen Seite wieder herauskam, zog dann schnell den Speer heraus und stemmte mich mit dem Harpunenseil fest in beiden Haenden ein. Keine Sekunde zu frueh denn nun ging es los. Der Butt tobte etwa 2m neben dem Boot wie ein Irrer und wir bekamen einige Duschschwalle ab. Alexander johlte vor Aufregung und Vergnuegen. Als der Butt sich erstmals beruhigte, schlug ich ihm mit dem Gaffknueppel paar Male kraeftig ueber den Schaedel, schnitt seine Kiemen durch und faedelte dann ein Tau durch Maul und Kiemendeckel und machte ihn am Boot aussen fest. Dort konnte er nun ausbluten und blieb schoen kuehl. Wir waren gluecklich und klatschten uns ab! Das war ein Ding! Da hat ja der Spruch “Gemeinsam gefangen” eine ganz neue Bedeutung bekommen! Der musste im Vorbeischwimmen erst den einen und dann den einige Meter daneben positionierten zweiten Koeder innerhalb von 1-2 Sekunden verschlungen haben. Beide Hakensysteme hingen tief unten im Schlund. Wir bestaunten den Fisch neben dem Boot. Ich schaetzte auf 30-40 Pfund. Da wuerde eine schoene Menge Filet abfallen.


    Ich gab uns noch eine Stunde Zeit. Alles was jetzt noch kaeme waere ein Bonus, war ich doch schon ueberaus zufrieden mit diesem Resultat. Die Zeit verrann und wir sahen an den Schnueren, dass die Stroemung langsam wieder zunahm. Als die Stunde um war, holte Alexander die eine Rute ein und verpackte sie. Ich holte den Duftsack heraus und verstaute das Packet in einem verschliessbaren Eimer und machte alles fuer die Rueckfahrt klar. Ein letzter Blick auf die noch verbliebene Rute und ich sagte laut: “Die letzten Sekunden Ihr Butte, letzte Chance fuer einen Tanz heute!”. Ich drehte mich um um die Duftstofflasche zu verstauen als Alexander “Fish On!” schrie. “Jaja, veralbern kann ich mich selber”, dachte ich schmunzelnd und schaute zoegerlich und gelassen zur Rute. Weg war die Gelassenheit – die Rute verneigte sich tief Richtung Wasser! Ich sprang hin und riss die Rute heraus und zog an – solider Widerstand! Gibt’s doch gar nicht! Alexander kriegte sich gar nicht mehr ein und huepfte vor Aufregung von einem Bein zum anderen. Ich verlangte den Gimbal und Alex schnallte ihn mir flugs um.
    Jetzt begann der Drill. Ein paar Meter bekam ich den Fisch hoch vom Grund bis er zu einer unaufhaltsamen Flucht ansetzte. Die neue Penn Squall Multi heulte los. Nachdem der Fisch wohl den Grund erreicht hatte, gab ich wieder Gas. Das ging noch 2 oder 3 Mal so bis ich endlich ordentlich Schnur gewann. Im Mittelwasser schuettelte sich der Fisch nochmal aber bekam wohl keine richtige Flucht mehr hin. Als er sichtbar wurde, freuten wir uns riesig – der sah noch groesser aus als unser vorheriger. Als er neben dem Boot lag, uebergab ich die Rute wieder Alex und stiess mit der Harpune zu. Dieser Butt war schon muede und machte nicht mehr so einen Alarm. Aber er musste frisch ins Boot denn wir wollten zurueck. Ich liess ihn noch kurz ausbluten und band dann seinen Kopf mit dem Schwanz fest zusammen; wie ein Rollmops, so dass er nicht mehr umsichschlagen konnte. Ohne so eine Vorsichtsmassnahme kann ein umhertollender Butt auf einem Boot ganz schoen Schaden anrichten. Dann holten wir den ersten noch rein und fuhren zurueck. Lachend schauten wir oefters auf die Buttladung im Bootsheck. Das wird ein Schlachtfest und die Tiefkuehltruhe war mit einem Schlag voll.


    An der Marina haengten wir beide an die Waage. Ich hatte deren Gewicht etwas unterschaetzt, ich hatte wohl noch mein Port Hardy Monster im Gedaechtnis was alles andere als Kinderkram aussehen laesst. Der erste war 46 Pfund und der zweite 48. Filetiert brachten beide 50 Pfund feines Filet zusammen. Wenn das sich nicht gelohnt hat! Muede, erschoepft aber stolz und froh fuehren wir nach Hause. Fish und Chips zweimal die Woche fuer ein ganzes Jahr!

  • Letztes Wochenende war grosses Victoria Heilbuttderby. Da das Wetter angenehm und windstill werden sollte und die Gezeiten gut fuer Heilbuttangeln waren, konnte man sich schon ausrechnen, dass jede bekannte Heilbuttstelle von Horden von Anglern belegt sein wuerde. Mein Freund Carl wollte sich davon aber nicht abschrecken lassen und ueberredete mich zu einer Heilbutttour am Sonntag – allerdings ohne Derbytickets. Wir beschlossen ein paar neue Stellen zu probieren die abseits der Massen und vielleicht auch tiefer als unser uebliches 100 m Limit lagen.


    Wir trafen uns 6:30 Uhr bei Carl und fuhren mit der Jalopy im Schlepp nach Pedder Bay, East Sooke. Der Anhaengerparkplatz zeugte schon von vielen Booten die schon auf dem Wasser waren. Wir slippten und fuhren erst einmal zur Whirl Bay um eine Runde auf Lachs zu schleppen, bis die Ebbe soweit nachgelassen hatte, dass wir ein paar tiefe Driften westlich der Race Rocks Inselkette probieren konnten. Die Lachsruten brachten keinen Erfolg. Als wir dann eine Stunde spaeter zu den ausgewaehlten Untiefen fuhren, trafen wir auch dort schon 3 andere Boote an, die verankert auf Heilbutt angelten. Wir machten unsere Heilbuttgeschirre klar, bekoederten mit Hering und Lachsstuecken und tasteten dann den Boden ab.


    Es dauerte nicht lange da hatten wir beide schon je ein Bleigewicht den Riffgoettern geopfert. Das ist halt der Nachteil des Driftangelns. Ploetzlich riss es an meiner Rute aber bis ich einen Anschlag setzen konnte, war schon nichts mehr. Es stellte sich heraus, dass mein Koeder schon etliche Meter ueber Grund hing – ob das wohl ein Butt gewesen sein mag? Nicht sehr haeufig faengt man die Butte hier weit weg vom Grund. Dann hatte Carl einen Biss und irgendetwas hing dran. Bei 100 m Tiefe dauerte es eine Weile bis wir das Opfer sahen: ein praechtiger Kupfer-Felsenbarsch hatte zugeschnappt. Der hatte bestimmt 5 Pfund, war aber leider noch geschont bis 1.5. Wir setzten noch zweimal zu derselben Drift an, aber ohne weiteren Erfolg.


    Wir durchforsteten die Tiefenkarte der Juan de Fuca Strasse – Carl hatte ein tolles App auf seinem Tablet, das eine viel hoehere Tiefenaufloesung hatte als die typische Chipkarte fuer’s GPS Geraet. Wir waehlten eine Sandnase in einem weitraeumigen Plateau in 120 m Tiefe aus, kurz vor der US Grenze. Dort duerften wir mit dem Meer alleine sein – ausser vielleicht der US Kuestenwache! Ob’s dort auch Butte gab war eine andere Frage. Wir duesten 20 Minuten ueber das fast spiegelglatte Meer. Die Stelle hatten wir tatsaechlich grossflaechig alleine, allerdings war ich erstaunt, dass 3 oder 4 Boote doch noch in der naeheren Umgebung verankert lagen. Wie voll mussten dann die bekannten Stellen sein?


    Als der Anker sass, brachten wir den Duftsack aus und liessen dann unsere beiden Ruten zum Grund. Es war totaler Stroemungsstillstand, was nicht gerade von Vorteil ist, wenn man eine Durftspur ausbringen will. “Da muessen wir uns wohl ein bisschen gedulden, falls wir nicht zufaellig gerade ueber dem Buttwohnzimmer geankert haben”, meinte ich zu Carl. Wir machten es uns bequehm und Carl warf den Grill an und wir grillten uns ein paar Wuerstchen. Nach einer halben Stunde ruckte es das erste Mal an meiner Rute. Das sah sehr nach Dornhai aus – nicht gerade was wir uns erhofft hatten – alle paar Minuten einen kleinen Hai von 120 m Tiefe hochzukurbeln! Aber ein Positives hatte die Dornhaiwelle, die nun ueber uns hereinbrach, doch, zeigte sie doch an, dass die Duftspur funktionierte. Ich brachte wohl um die 6-7 Haie bis zu 90 cm Laenge herauf und war es schon fast leid. Carl schien einen Koeder gefunden zu haben den die Haie nicht so mochten – er hatte eine grell-farbige Koedermarinade benutzt, die wirklich erbaermlich roch. Wuerden die Butte daran gehen wenn nicht einmal die Haie davon etwas wissen wollten? Waehrend ich einen Hai nach dem anderen fing, hatte er kaum mal einen Ruck verbucht. Nach anderthalb Stunden hatte Carl genug und bekoederte auch mal konservativ und prompt ging seine Rute in die Knie. Aha, das sollte doch wohl ein echter Fisch sein und Carl philosophierte waehrend des Drills schon wie er die Heilbuttfilets verwerten wollte. Der Fisch nahm zwar keine Schnur aber die Rutespitze verriet schwere Kopfstoesse – das konnte doch nur ein Butt sein, meinten wir beide.


    Was dann nach mehreren Minuten Kraftanstrengung nach oben kam, war allerdings ein rekordverdaechtiger Dornhai. Der musste ueber 1,2 m Laenge haben – nur einmal vor Jahren hatte ich so einen grossen Dornhai gesehen. Enttaeuscht entfernte Carl den Haken und liess ihn wieder frei. Gab es denn gar nichts anderes hier an dieser Stelle? Die Stroemung nahm nun kraeftig zu und die Schnuere liefen in einem flachen Winkel ins Wasser. Noch konnten wir aber Grund halten. Die Stroemung schien aber die Haie zumindest von unseren Koedern vertrieben haben denn es wurde nun ruhiger an den Ruten. Da ruckte es ploetzlich wieder heftig an meiner Rute und ich kurbelte hart hinein. Etwas Schweres blieb haengen.


    Hm, koennte das etwas anderes sein? Schwer genug fuehlte sich mein Gegner an aber ich vermisste das typischen Buttklopfen, das sich wir Hammerschlaege in der Rute anfuehlte. Auch Schnur wollte der Fisch nicht nehmen – hing einfach dran wie eine Sperrholzplatte in der Stroemung. Ich tippte schon auf Rochen oder eben wieder einen Rekord-Dornhai. Nach einiger Zeit tauchte ein breiter weisser Schatten im Wasser auf. “Da soll’s doch!”, das ist wirklich ein Butt! Carl machte schnell das Gaff klar und ich hievte den Burschen die letzten Meter bis zum Boot. Ohne irgendwelche Einwaende liess der Butt sich gaffen. Erst als er auf dem Bootsboden landete, donnerte er herum. “Zu spaet, mein Freund!”. Wir freuten uns ueber diesen 25 pfuendigen Erfolg – das machte die vorherige Haiarbeit wieder wett. Aber so einen lahmen Butt hatte ich auch noch nicht an der Angel gehabt!


    Natuerlich hofften wir jetzt auf eine Buttbeisszeit aber leider musste dieser wohl ein Einzelgaenger gewesen sein. Es liess sich nichts mehr ueberlisten. Kurz vor Schluss holte ich noch eine kleine Seltenheit hoch – einen jungen Sablefish – zu deutsch Kohlenfisch. Er war mit seinen vielleicht 40 cm ein Jungtier, koennen diese Fische doch weit ueber einen Meter und ueber 100 Pfund schwer werden. Allerdings werden solche Brocken nur im offenen Pazifik in grossen Tiefen gefangen. Sehr selten faengt man hier mal ein Jungtier dieser Art. Vor etwa 12 Jahren war mir das schon mal gelungen. Geraeuchert eine wahre Delikatesse! Gluecklicherweise war der kleine Kerl unverletzt und flitzte schnell wieder in die Tiefe. Dann packten wir zusammen, auch weil der Wind mittlerweile ungemuetlich wurde.


    Zurueck an der Marina erfuhren wir, dass die Derbyteilnehmer nicht gerade berauschenden Erfolg gehabt hatten dieses Jahr. Zwar wurden einige schoene Butte bis zum Max-Limit von 133 cm eingewogen, aber eine ganze Reihe von Anglern war wohl auch leer ausgegangen. Hoffentlich kein Zeichen fuer eine magere Buttsaison – jetzt wo ich gerade erst wieder auf Touren komme!

  • Von den Anglern ist da sicher keine Bestandsgefahr zu erwarten. Auch wenn sich die Angler an den Stosstagen manchmal an den beliebten Stellen draengeln so ist das doch ein grosses Meer und die tatsaechliche Entnahme durch die Angler verschwindend gering im Vergleich zum Bestand. Dafuer sorgen ja auch schon den recht strikten Entnahmebestimmungen (ein Butt pro Angler pro Tag, 6 pro Jahr max). Ein Longliner Berufsfischer nimmt in einer Sitzung mehr raus als die ganze Anglerflotte mehrere Wochen am Stueck. Vertrauen wir mal den Regulatoren und Wissenschaftlern, die behaupten die Buttbestaende in Kanada sind stabil und sogar steigend. Ich habe jedenfalls in den letzten 15 Jahren keinen Abfall der Buttbestaende gesehen - was meine Beobachtungen angeht. So weit so gut wuerde ich da sagen.

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