Etwa um die gleiche Zeit wie gestern trafen wir in Pedder Bay ein und brauchten diesmal nur an Bord zu gehen. Auf dem Weg aus der Marina besprachen Claude und ich den Game-Plan. Claude meinte wir sollten es an einer der felsigen Untiefen vor Pedder Bay versuchen. Ist erstmal naeher und zweitens hatte er so ein Gefuehl nachdem wir im Tiefen nicht so berauschenden Erfolg hatten gestern, vielleicht zogen die Butte ja im Flacheren um die Riffs umher. Ich stimmte zu.
Keine 7 oder 8 Minuten spaeter waren wir vor Ort. Ein weiteres Boot ankerte etwa 200 m ueber den Auslaeufern des Unterwassergebirges. Wir warfen den Anker direkt ueber der Bergspitze in etwa 53 m Tiefe. Bis die ganze Ankerleine raus war (ca. 160 m) sassen wir in ca. 70 – 80 m Tiefe. Das Gute am Ankern direkt auf der Bergspitze ist, dass die Stroemung einen immer auf der stromabwaertigen Seite fischen laesst – wo sich auch die Fische vorzugsweise aufhalten wenn sie im tieferen lauern auf alles was ueber den Berg gespuelt kommt.
Ich setzte diesmal auf eine Makrele als Koeder und traeufelte noch kraeftig Lockstoff auf den Duftsack bevor ich alles hinabliess. Claude vertraute wieder seinem mit rostigen Haken bestueckten Hering. Wir merkten bald, dass hier der Untergrund anders geartet war. Als wir langsam von der wechselnden Stroemung um den Ankerpunkt herumschwangen, hing Claude’s Geschirr zweimal fest am Grund. Gluecklicherweise konnte er es beidemale wieder losbekommen. Wir wollten ja nur nicht die rostigen Haken verlieren!
Ich passte scharf auf, dass sich nicht etwa das Dowriggerblei mit Duftsack festhing. Nach etwa einer Stunde knabberte bei mir was am Koeder. Ich zog ein paar Mal an und merkte schliesslich, dass etwas am Haken haengen musste. Ich kurbelte schnell hoch und wieder kam ein Ratfish zu Tage. Sehr gut meinte Claude nur. Es war nun die Zeit des Stroemungsstillstandes bevor sich die Richtung dann drehte und die Stroemung wieder zunahm. Und als ob der Ratfish tatsaechlich ein Warnzeichen waere, verneigte sich ploetzlich Claude’s Rute und die Rolle schnurrte los. Das ist doch....! Gelassen und leicht grinsend ging Claude wieder ans Werk. Die regelmaessigen Kopfstoessen liessen keinen Zweifel – das war ein Hali! Ich liess noch schnell meinen neubestueckten Haken wieder hinunter um vielleicht den groesseren Bruder dieses Fisches zu fangen.
Der Koeder konnte noch nicht am Grund gewesen sein – ich schaetze so 20 m ueber Grund – als die Schnur ploetzlich stoppte. Ich stutzte einen Augenblick, schloss die Rolle und kurbelte ein paar Umdrehungen bis ich Widerstand fuehlte. Ich spuerte 2 – 3 kraeftige Rucke am anderen Ende und ruckte zurueck. Irgendetwas hing und zog zurueck. Ich begann zu pumpen und gewann ein paar Meter. Dann wurde es ploetzlich richtig schwer und nichts ging mehr. Ich spuerte auch keine Rucke mehr. Sehr seltsam.
Claude schaute auch schon misstrauisch herueber ob ich nicht bald mit Gaff oder Harpune kommen wollte – er waere gleich oben.
Als ich paar Mal kraeftig an der Schnur riss merkte ich was los war: ich hing am Downriggerkabel fest. Mist! Ein Knopfdruck brachte alles nach oben. Tatsaechlich hing der Spreizdraht am Kabel fest, meine Makrele war arg zerfleddert. Wir vermuteten, dass sich ein Fisch den hinunter flatternden Koeder kurz geschnappt hatte, dann beim Wegschwimmen aber am Kabel verfangen hatte und dann den Haken wieder losgeworden war. Koennte ein Lachs oder ein Lingcod, vielleicht auch ein Butt gewesen sein.
Naja, Claude machte da nicht so viel Aufsehen und ich durfte gleich wieder einen Butt fuer ihn gaffen. Selbes Kaliber wie gestern. Claude konnte es nicht lassen, wieder aufreizend seine rostigen Haken vor meinen Augen nachzuschaerfen. Alles nur Glueck!
Nachdem Claude noch einem Ratfish kurz das Tageslicht gezeigt hatte, war wieder Ruhe. Die Stroemung nahm jetzt merklich zu. Ich musste auf 1 kg Bebleiung erhoehen. Claude fischt sowieso nie mit weniger. Nach 2 Stunden liess die harte Stroemung ploetzlich nach ich war gerade dabei meinen Koeder zu kontrollieren als ich hinter meinem Ruecken das bekannte Holzrollenschnurren hoerte. Das gibt’s doch nicht! Claude schnappte sich seine Rute und schlug an. Haha, die Rute war wieder krumm. Claude drehte sich schweigend zu mir um und drueckte mir mit einem triumphierendem Laecheln seine Rute in die Hand. Er haette genug getan heute, meinte er dann. Nun gut, so durfte ich also mit dem Pruegel und den rostigen Haken endlich mal wieder einen Butt drillen.
Der Fisch machte ganz schoen Radau und liess mich 2 mal die Rolle kurz sausen lassen. Nach und nach gewann ich die Oberhand und der Fisch tauchte auf. Ein Stueck groesser als der davor – wenn auch kein Riese aber 30 Pfund duerfte er gut haben. Claude jagte ihm die Harpunenspitze durch die Eingeweide und zu zweit erledigten wir ihn noch ausserhalb des Bootes. Ein kleine Dusche war fuer uns beide noch mit einbegriffen. Zufrieden packten wir ihn zu dem anderen in die Kiste. Damit waren wir fertig – diese Saison darf man nur einen Butt pro Tag pro Lizenz behalten.
Beim Einpacken wiess Claude nochmal ausdruecklich auf die rostigen Haken hin. Vielleicht sollte ich ja ab jetzt auch mal mein Geschirr in Salzwasser einlegen bis es faengig ist!
Zurueck an der Marina filetierten wir die 2 schoenen Fische. Der Heilbuttfluesterer hatte mal wieder alles richtig gemacht. Nach einer kurzen Zeit kam ein anderer Angler mit einem 94 Pfuender zum Schlachttisch. Moechte mal wissen wie rostig seine Haken gewesen sein mussten!! Vielleicht beim naechsten Mal!