Hallo Liebe Forum - Gemeinde,
ich muss einen eigenen Thread aufmachen für das was mir gestern passiert ist
und weshalb ich noch heute zittrige Knie bekomme.
Aber der Reihe nach....
Angefangen hat alles mit dem Gedanken, dass ich doch unbedingt mal eine Boddentour
starten muss, denn obwohl ich aus MV komme haben mich diese Gewässer noch nicht zu
Gesicht bekommen. Doch wie es sooft ist - von dem Gedanken bis zur Ausführung kann schon
einige Zeit vergehen und oftmals fehlt es schlicht an Umsetzungswillen.
Dennoch habe ich es diesen September geschafft mich für einen Tag ( 08.10. -
dieses Datum werde ich nicht mehr vergessen !! ) beim Team Boddenangeln zu Guide
Christian Maier ( was für ein Klasse - sympatischer Typ !!) einzubuchen.
Nun stand also das Datum fest und damit verbunden die Bange Frage - wie wird das Wetter ?!
Um es kurz zu machen ( und wie jeder weiss ) - eine mittelschwere Katastrophe
zog auf, soll heissen ein Temperatursturz binnen 2 Tagen um 10 Grad, kalter
Sturm aus Nordwest - was soll das bloss werden ?? Können wir überhaupt fahren ?? Und
wenn ja, wie hat sich der Kältesturz auf das Beissverhalten der Hechte ausgewirkt ??
Fragen über Fragen, welche auch am Morgen des 08.10. nicht verschwanden - angekommen
in Barhöft - windig, kalt und immer wieder starke Schauer mit tlws. Hagel. Na Super !!
Die Bodden zeigen sich mal wieder von Ihrer schönsten Seite....
Ein erster Lichtblick bot sich mit dem auftauchen von unserem Guide Christian Maier
ein Kerl wie ein Baum, dabei aber locker und nordisch - sympatisch, auf meine Frage
was er denn glaubt ob wir heute überhaupt was fangen können - " Ja DAS weiss man nie
auf den Bodden " und ein Blick Richtung Bojen - " Oha wir haben aber ganz schön Strömung
aus der Ostsee in den Bodden " ( Die Bojen lagen extrem schräg im Wasser durch die starke Strömung)
Mein Gedanke, OK -ist das jetzt gut oder schlecht ?? Aber auch darauf hatte Christian
die passende Antwort, " Wenn wir so starken Einstrom haben können wir auch mal Glück
haben und die dicken Hechte, welche das Jahr über auf der offenen Ostsee jagen finden den Weg in
die Bodden " - was für eine Motivation !! Also Motor an und ab in die Fahrrinne,
aber was ist das ?? Die Strömung ist so stark, dass wir bei abgestelltem Motor
trotzdem knapp 3 Knoten treiben, zusätzlich ist eine scharfe Kante erkennbar
zwischen Wasser aus den Bodden ( extrem Trübe, fast Braun ) und dem frisch einströmenden
Ostsee-Wasser ( Glasklar mit grosser sichtweite ), ein echtes Schauspiel und genial anzuschaun !
Doch Fischkontakt konnten wir hier im Tiefenwasser nicht verbuchen, wahrscheinlich
war die Strömung einfach zu stark. Aber ein ordentlicher Guide macht was ?? Richtig, Alternativen
suchen - also ab mitten auf den Kubitzer Bodden in sehr flaches Wasser ( 1-1,5 Meter tief )
auch Christian war überrascht wie klar das Wasser hier war - wir konnten den Grund sehen,
kiesig und mit viel Kraut bewachsen - also wieder die 16 cm Gummis rausgefeuert und einfach
eingeleiert mit kurzen Stopps - unser Weg zum Erfolg, denn schon nach kurzer Zeit konnten
wir den ersten Kontakt verwandeln - ein schöner Hecht von 60 cm hatte sich den Kopyto
von unserem Mitangler aus Sachsen Anhalt ( ein sehr nettes Pärchen, aber nur er hat geangelt
während Sie nur zuschauen wollte ) geschnappt. Erleichterung machte sich breit, es schienen
Hechte am Platz zu sein und Hunger hatten Sie auch ! Nur die Grösse war noch nicht das, was
wir erwarteten. Ein Paar Driften später und wir hatten gut 10 Hechte im Boot, allesamt im
flachen Wasser über Kraut gefangen und nur dort, war kein Kraut mehr in Reichweite waren
auch keine Bisse mehr zu verzeichnen. Es war sehr kurzweilig und extrem spassig, hätten wir alle
Bisse verwandelt hätten wir in den ersten zwei Stunden gut und gerne 30-40 Hechte fangen können.
Die absoluten Highlights waren zwei Bisse - einen hatte Guide Christian - nach der Attacke auf seinen
23 cm Gummi konnten wir extrem tiefe Bissspuren auf seinem Jigkopf bewundern, es waren richtig
tiefe Einkerbungen im Bleikopf zu sehen, dass musste ein Guter gewesen sein...
Das Zweite Highlight hatte unser Gast aus Sachsen Anhalt als ein Guter Meter Hecht unter dem
Boot seinen Gummi Attackieren wollte, sich im letzten Moment aber umentschied und wieder so schnell
verschwand wie er gekommen war.
Doch das alles sollte nichts gewesen sein im Vergleich zu dem was da noch kommen sollte....
Wir drifteten also Stunde für Stunde über die flachen Bereiche, hatten viel Spass und aktion
doch eine Sache fehlte uns zum Glück....der ersehnte Grosshecht. Doch konnten wir einen grossen
in dem flachen Wasser zum Biss überzeugen, waren überhaupt Grosse hier, da bisher "nur"
Fische bis max 70,75 cm den Weg ins Boot fanden !?? Wir waren uns unsicher, denn in tieferes Wasser
zu wechseln hieß wohl zwangsläufig auf Bisse und Spass zu verzichten. Da unser Guide ständig in
Kontakt mit den Anderen Booten stand und auch dort die meissten Bisse im flachen Wasser kamen
entschieden wir uns fürs erste im Flachen Bereich zu bleiben auch wenn der Wind immer weiter zunahm
und uns starke Regenschauer das Leben zusehens schwerer machten. Die Hechte freilich störte das
alles herzlich wenig, wir fingen fleissig weiter, hatten auch grössere Brocken dabei aber
immernoch nichts wirklich Kapitales.....
Unser Gast landet gerade Hecht Nummer 16 als plötzlich kurz vor dem Boot....rumms !! Ich schaue
sofort in die Richtung in welcher ich meinen 16 cm Gummi in Gold-Glitter mit Rotem Rücken vermute
und will nicht Glauben, was ich sehe, in 1,5 Meter tiefem Wasser sehe ich eine S förmige Silouette
( es ist schwer zu beschreiben, aber man sieht sofort das es was grosses ist ) -mein erster Gedanke
wird gleich zu worten verarbeitet - Meter !! Guide Christian - jaja sicher ! ;-), doch das zwinkern
ändert sich schnell als er sieht wie sich meine ( für Bodden leichte 60 Gramm WG ) Gunkhi zum Halbkreis
biegt und null Bewegung am Anderen ende auszumachen ist. Der Fisch steht für Sekunden am Grund ohne
eine Bewegung, doch dann gehts in einer Art und Weise vorwärts wie ich es noch nie erlebt habe.
Wie eine Dampflock pflügt der Fisch unter dem Driftsack hindurch, meine Abu singt das Lied Ihres
Lebens und der Fisch reisst gut und gerne 40-50 Meter Schnur ohne eine Pause von der Rolle. Wie gesagt
unter dem Driftsack hindurch, es bleibt nichts anderes übrig, als die gespannte Rute unter dem Seil
hindurch durch das Wasser zu tauchen und dabei nicht den Kontakt zum Fisch zu verlieren, das Manöver gelingt
zum Glück und der Fisch reisst weiter Meter für Meter von der Rolle. Doch auch in dieser Situation
bleibt unser Guide die Ruhe in Person und sagt mit ruhiger Stimme - " dem fahren wir ein Stück hinterher ".
Gesagt - getan. Eine gefühlte Ewigkeit später haben wir den Fisch wieder auf einige Meter ran, gesehen
haben wir unser Gegenüber allerdings noch immer nicht.Doch Wenig später lässt er sich das erste Mal
soweit an die Oberfläche pumpen, dass wir Ihn für einen kurzen Moment sehen - allen im Boot wird leicht mulmig
zu mute - was wir sehen ist ein Hecht der Marke, "Oh mein Gott " !! Selbst Guide Christian kann
seine Nervosität nicht mehr verbergen - das ist ein 1 Meter 30 Fisch !! Klasse, denn an diesem Punkt
nenne ich Wackelpudding-Beine mein eigen. Das muss er sein -der Fisch den man nur einmal im Leben zu Gesicht
bekommt, und was macht dieses Biest ?? Natürlich eine charmante Drehung, in die Schnur, Zwei drei schläge
ins Vorfach ( das hält zum Glück ! ) und es werden wieder etliche Meter 20er geflochtene von der
Rolle gerissen, dieses Mal zur abwechslung in Richtung Motor, hektik macht sich breit und schnell
werden die Ruten welche im Weg stehen bei Seite geräumt. Er ( Sie ) hängt noch und zieht seine Bahnen
einige Meter vor dem Boot, weiterhin im tieferen Wasser so, dass wir Sie noch immer nicht in voller
Pracht bewundern dürfen, doch langsam wird Sie müder und die Fluchten nicht mehr ganz so weit.
Die Anspannung in mir wird immer grösser, kann es wirklich sein dass ich auf meiner ersten Boddentour
den Hecht meines Lebens fangen kann ?? Ich mag noch garnicht recht dran Glauben, da lässt Sie sich das
erste Mal richtig an die Oberfläche pumpen, Guide Christian hat den Kescher bereit, macht sich lang und länger
und dann - gleitet der Fisch in die Maschen des ( riesigen !! ) Keschers.
Ich bin am ende, ich habe einen
Tennisarm und das einzige was ich noch kann ist schreien, vor Freude !! In den folgenden Stunden werde
ich der glücklichste Angler der Welt sein, denn wir haben Sie im Kescher, ein kapitaler Ausnahmefisch,
dass wird nun allen im Boot klar. Ich umarme Leute die ich erst seit ein Paar Stunden kenne, aber egal
dort liegt der Fisch meines Lebens !!!! Wunderschön gezeichnet, Extrem gut genährt und mit einem Schädel,
der einfach nur gewaltig ist. Wir legen das ( für diesen Fisch neu ausgepackte ) Massband an, Christian
gibt das kommando - " die Spitze vom Kopf liegt an !", zittrig Rolle ich das Masband aus - 1,00 Meter, 1,10 Meter,
1,20 Meter !! 1,30 Meter !!!! und das Ende Der Schwanzspitze ist erreicht bei 1,375 Meter !!! Bootsrekord
und dicht dran am All-time Bodden Monster von 1,39 Meter !! So einen Fisch sieht auch ein erfahrener
Boddenguide nicht häufig und so werden alle 4 Kameras auf dem Boot klar gemacht, Bilder werden geschossen.
All das nehme ich nur noch schämenhaft war, ich kann es nicht fassen, was für ein Monster wir im Boot haben.
Die Photos werden so schnell aber gründlich gemacht wie es geht, leider haben wir keine Waage dabei
aber ich kann sagen das ich es kaum geschafft habe diesen Fisch anzuheben, ich kann nicht sagen wie schwer
er war, aber ich bin kein Hemd und schwere Sachen habe ich auch schon gehoben, aber dieser Fisch.....
Dannn setzten wir den Ausnahmefisch vorsichtig zurück in den Bodden, ich bin glücklich, es ist erst halb Zwölf
aber alles was jetzt kommt verbuche ich unter "ferner liefen".
Am Ende dieses Tages brechen wir gegen
16.00 Uhr das angeln ab aufgrund des immer stärker werdenden Windes, 36 Hechte haben wir gefangen, viele
Fische verloren aber ein Ausnahmefisch konnte gefangen werden, und das nur auf unserem Boot.
Auf einem Anderen wurden an diesem Tag noch 3 Hechte über einen Meter gefangen darunter auch dort
ein Riese mit 1,28 Meter...ich hab es nie recht glauben können, aber für mich steht fest - die Bodden
sind das Beste Hechtgewässer in Europa. Solche Fänge sind wohl nur hier möglich. Doch eines muss einem
klar sein - die Hechte sind sehr schwer erarbeitet und ohne Ausdauer und Glück wird das auch hier nichts !
Ein ganz besonderer Dank geht an das Team Boddenangeln und besonders an unseren Guide Christian
Maier - hoch professionel und doch locker und lustig, einfach Spitze !
Ich denke ich habe nun genug geschrieben, meine Freude über den 08.10. wird wohl noch lange
anhalten, ich weiss nicht ob ich diesen Fisch jemals überbieten kann, aber das ist auch nicht nötig,
denn ich hatte das unverschämte Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
In diesem Sinne Petri Heil an alle.
Armin