Ich habe gerade einen aufregenden Live-Bericht eines Bekannten von der Vancouver Island Westkueste bekommen! Dort hatten sich ein paar Angelfanatiker mit hochseetauglichen Booten zum nun schon lengendaeren Tuna-Shootout getroffen.
Jedes Jahr zwischen Ende August und Oktober druecken Meerestroemungen warmes, glasklares und blaues Wasser bis dicht vor die Inselkueste. Mit dicht meine ich so zwischen 20 und 70 km. Mit dem warmen Wasser kommen daher auch die pelgischen Raeuber in Reichweite der Sportfischerflotte. Kommerzielle Fischer haben schon seit jeher die Albacore Thune vor BC’s offshore Kueste befischt. Die nordpazifischen Albacorethunbestaende sind eine der wenigen der Thungattung die noch in gutem Zustand sind. Das man in BC allerdings mit der Angel auf Thunfischjagd geht, ist relativ neu – ein vielleicht 4-5 Jahre alter Trend.
Weiter suedlicher in Washington/Oregon und natuerlich Kalifornien ist die Thunangelei schon lange etabliert, auch weil die warmen Stroemungen weiter suedlich natuerlich haeufiger und dichter unter Land kommen. So treffen sich nun seit ca. 2 Jahren ein paar seetuechtige Angelverrueckte mit hochseetauglichen Booten in den BC Kuestenorten wie Bamfield, Tofino und Ucluelet um bei den richtigen Bedingungen in Rudeln auf Thunfischjagd zu gehen. Es ist nicht immer leicht ein Fenster zu finden in dem alle wichtigen Bedingungen zusammenfallen: Wassertemperatur >16^C, Chlorophyllgrenze (klares, blaues Wasser) und Wind und Wellen natuerlich.
Das ist es auch was mich bisher davon abgeschreckt hat so ein Abenteuer mal mitzumachen. Erstmal brauch’ man ein hochseetaugliches Boot – mind. 8 m lang, vorzugsweise mit Duplexmotoren denn wenn einem 60 km offshore der Hauptmotor liegen bleibt, dann hat man hoffentlich einen leistungsfaehigen Ersatz oder allerwenigstens ein paar Partnerboote herum, die einen heimschleppen koennen. Denn das ist der offene Pazifik da draussen und der naechste Stop ist Japan – falls man je ankommt. Ausserdem muss das Boot eine Kabine haben, neueste Elektronik inkl. Radar und Funk, am besten noch Satelitenfunk, und ausreichend Stauraum fuer viel Eis und Fisch. So eine Bootsklasse ist dann eben nicht das sparsamste Gefaehrt und Kumpels berichten mir, dass um die $500 pro Ausfahrt vertankt werden. Gut das teilt man sich mit 3-4 Kumpels aber auch bei solchem Aufwand und Unkosten ist da noch keine Fanggarantie dabei. Einige bleiben bei passendem Wetter gleich uebernacht ‘draussen um die Anfahrtzeit und Kosten ordentlich auszunutzen. Mir, dem schon paar Mal bei schwerer Duenung der Magen zum Halse herauskam, wird bei solchen Gedanken schon etwas mulmig.
Allerdings, wenn ich dann solche Berichte wie eben erhalte, dann nehme ich mir fest vor in den naechsten Jahren so eine Tour mal mitzumachen! Bekannte mit tauglichen Booten habe ich. Der Trick ist, dass man so lange auf’s offene Meer faehrt, bis man das klare, warme Wasser findet und dort dann mit mehreren Leinen schnell umherschleppt. Bei ca. 10 – 15 km/h Schleppgeschwindigkeit zieht man mehrere Koeder relativ dicht hinter dem Boot her. Dabei kommen die typischen Oberflaechenhuepfer als auch Tauchwobbler zum Einsatz. Ich habe auch schon von Downriggererfolgen gehoert und auch wenn man einen Schwarm im Fressrausch erwischt, dann kann man Thune erpilken. Alle Koeder muessen schnell gefuehrt werden um die Aufmerksamkeit der Thune zu erregen.
Manchmal kann es eine Weile dauern bis man Thune findet, oder besser bis die Thune die Koeder finden aber wenn man dann am Fisch ist, bricht oft die Hoelle los! Oftmals kommt nicht nur ein Biss sondern in kurzer Folge haengen ploetzlich 3, 4 oder sogar mehr Thune an den Angeln. Das gibt dann oft ein lustiges Chaos an Bord weil diese kampfstarken Fische zuersteinmal ordentlich Schnur von den Rollen abreissen. Nun haben wir vor der BC Kueste nicht die Riesenthune wie die Gelb- oder gar Blauflossenthune. Die Hauptart hier sind die Albacore Thune mit Groessen zwischen 10 und 50 Pfund. Aber wer schon mal Thune gefangen hat, wird bestaetigen, dass es kaum eine vergleichbar starke Fischart gibt. Nicht umsonst sind Thune mit die schnellsten Schwimmer auf der Welt.
Ich hatte vor paar Jahren mal die Gelegenheit kleine Gelbflossenthune vor San Diego zu fangen. Ich war geschockt was die bis zu 30 Pfund Fische an der Rute veranstalteten. Thunfischangeln ist wirklich ein Erlebnis!
Wichtig ist noch, nachdem man die Albies gegafft hat, muessen sie sofort auf Eis gelegt werden. Als Warmblueter verderben Thune ungekuehlt sehr schnell. Daher ist die Eis-und Lagerkapazitaet an Bord kritisch und kann schnell das Ende einer erfolgreichen Thunfischtour diktieren. Da die Sportangelei auf die Albies hier in BC noch so jung ist, gibt es vom Fischereiministerium noch nichtmal Mindestmasse oder Mengen. In den USA sind 7 pro Tag pro Lizenz erlaubt. Das duerfte fuer den Privatbedarf wohl auch mehr als ausreichend sein.
Anbei mal paar Fotos von den erhaltenen Berichten. Die erste Serie und das Video ist von einem Trip eines Bekannten im Juli diesen Jahres. Wir hatten eine abnormal fruehe und starke warme Stroemung an der Westkueste dieses Jahr, welche schon im Juli sehr warmes Wasser bis in die Inlets und Fjorde gespuelt hat. Sehr zum Leidwesen der Lachse – ich hatte das auch auf meiner diesjaehrigen Nootkareise bemerkt.
http://www.youtube.com/watch?v=aYERh...ature=youtu.be
Die zweite Bildserie ist die, die ich eben erst erhalten habe. Gestern hat eine Bootsflotte von Bamfield aus tuechtig zugeschlagen und im Schnitt 20 Albies pro Boot gelandet; alle zwischen 15 und 30 Pfund. Muss ein Mordsspass gewesen sein. Ein paar Boote sind noch uebernacht ‘draussen geblieben und fischen heute noch. Habe von denen noch nichts gehoert. Mann, juckt das in den Fingern!
Hat vielleicht zufaellig einer von Euch schon mal so einen Thunfischtrip hier gemacht hier? Es gibt wohl mittlerweile eine Handvoll Guides, die das auch anbieten.