So, ich bin gesund und sehr munter wieder zurück vom Edersee, es war diesmal ein besonderer Trip, Zielfisch war der Zander, dieser sollte beim Vertikalangeln die Hauptbeute sein. Allerdings kommt es ja doch immer anders, als man denkt. Aber der Reihe nach.
Zusammen mit drei Angelkameraden sind wir der Einladung unseres angelnden Kumpels Carsten nachgekommen, der am Edersee eine kleine Pension betreibt. Wenn man so eine Einladung erhält, kann man diese ja nicht ausschlagen – zwei andere Angler mussten dies jedoch krankheitsbedingt. So setzten wir uns also Mittwochs abends in die Autos und „spaxten“ das Gaspedal fest, staufrei erreichten wir nach knapp zwei Stunden Fahrt unser Ziel. Herzlich wurden wir von Carsten empfangen und als erste Überraschung servierte er uns ein leckeres Abendessen, dieses wurde mit reichlich „Hopfenkeksen“ eingenommen, im Anschluss daran gab es den bereits in Toms Hütte erwähnten schlechten Schnaps. Allerdings unterbreitete uns Carsten auch gleich eine Hiobsbotschaft : Wir mussten sehr früh am nächsten Tag aufstehen, da tagsüber derzeit nicht sehr viel gefangen werden würde, lediglich die Morgen – und Abendstunden seien einigermaßen ergiebig. Diese kleine Kröte kann man jedoch schlucken und so schlüpften wir zeitig – so gegen 0 Uhr- in die Betten.
Nach ganzen 4,5 Stunden Schlaf klingelten die Wecker und wir krochen mehr oder weniger erholt aus dem Bett. Nach Carstens „Hallo-Wach-Kaffee“ stürmten wir Richtung See und wollten die gemieteten zwei Boote entern. Hier wartete die nächste Überraschung. Eines der Boote wurde von ihm simpel aber sehr effektiv umgebaut. Schließlich sollten wir es einigermaßen gemütlich haben.
Und damit kein Streit um das „gepimpte“ Boot entsteht, nahm Carsten Jürgen und Bernd auf sein Boot, Rene und ich stiegen in das andere Boot. Am ausgewählten Angelplatz angekommen fuhren wir die ersten Vertikalbahnen, bis auf einen kleinen Barsch bekamen wir jedoch vorerst keinen Fisch. Es wurde dann doch schon langsam hell, plötzlich ging es Schlag auf Schlag. Wir landeten in fast jeder Drift einen schönen Barsch, Fische unter 35cm waren die absolute Ausnahme.
Schlagartig war es jedoch vorbei mit den Barschen und wir hielten Kriegsrat. Mit breitem Grinsen drückte Carsten jedem von uns ein kleines Päckchen in die Hand – Inhalt war je ein Balance-Jig. Ich sagte noch zu Ihm : Was soll ich denn mit dem Sch…? Da liegen ein paar bei mir im Keller, die hat mein Großvater schon von seinem Großvater. Seine Antwort war kurz und einfach : Fische fangen.
So montierten wir die Urzeitköder uns siehe da: Wir fingen wieder ein paar Fische, nach einer weiteren guten Stunde war der Spuk allerdings vorbei.
Wir montierten wieder verschieden Gummifische und setzten die Boote um, um etwas tieferes Wasser zu beackern, schließlich war der Zielfisch ja der Zander. Schon in der ersten Drift erhielt ich einen harten Anfasser, der Fisch entpuppte sich jedoch als Hechtschniepel von ca 30 cm. Weitere dieser Fritten folgten und so beschlossen wir gegen 10 Uhr, das Angeln einzustellen und in die Pension zurückzukehren. Dort wurde uns dann weiterer Kaffee serviert, zusammen mit dem Frühstück. Nach dem Fühstück legten wir uns noch mal in die Betten und holten zwei Stunden Schlaf nach, gegen 16 Uhr ging es wieder aufs Wasser.
Wir konnten noch ein paar schöne Barsche landen, von den Zandern jedoch keine Spur. So kehrten wir zurück zur Pension und futterten die Barschfilets vom Morgen, die uns lecker gebacken mit Weißbrot serviert wurden. Der Kerl kann nicht nur angeln, sondern auch kochen.
Tag zwei begann fast wie der erste, allerdings frühstückten wir erst richtig und fuhren dann auf den See. Carsten konnte uns leider nicht begleiten, gab uns aber noch ein paar Tipps mit auf den Weg.
Wieder war der erste Fisch ein Barsch, dem weitere folgen sollten und wie am Vortag hörte die Beißphase plötzlich auf. Wir verließen die „Barschecke“ und befischten ein paar andere Plätze, die uns empfohlen wurden. Schon in der ersten Drift hatte Rene ein schönes Tock und landete den ersten Zander des Kurzurlaubes. Der Fisch hatte knapp über 50 cm und leider auch Glubschaugen, da die beangelte Tiefe doch etwas zu viel war, auch wenn das Echolot sprach, dass wir hier unbedingt weiterfischen sollen.
Wir wechselten die Stelle zum Wohl der Fische und wurden dafür belohnt. Es stellte sich ein wahrer Zanderregen ein, in nahezu jeder Drift Fisch. Die Fische hatten alle zwischen 45 und 50 cm und lagen damit unter unserem persönlichen Mindestmaß von 50 cm. Da die Tiefe ungefährlich war und die Fische absolut unversehrt, durften sie zurück, die Filets dieser Fritten sind ja nur knapp über Handgröße. In einer Drift bekam ich einen Anfasser, der alles bisherige in den Schatten stellte. Im ersten Moment glaubte ich an einen Handgelenkbruch, dennoch schaffte ich es, die Hand auf „natürlich“ zurückzustellen. Nach kurzem, knackigen Drill konnte Rene meinen Hecht von ca 70 cm keschern.
Weitere Driften blieben ohne Anfasser, so dass Rene den Köder wechselte. Er montierte anstelle eines Gummifisches einen „Jig-Streamer“, den er sich mal selbst gebastelt hatte, eine Pfauenfeder , gebunden an einen 21-Gramm Kopf. Kerle, was habe ich ihn ausgelacht. Schon in der ersten Drift jedoch geschah das Unfassbare – er setzte einen Anhieb. Erst dachte ich an Verarsche, aber die Rute blieb krumm, die Rolle gab Schnur frei – er war im Drill. Das Ergebnis war ein Hecht von ca 75 cm, der der optisch schönste Fisch des Urlaubes war – ein gelb-goldenes Exemplar. Der schönste Fisch des Urlaubs auf den hässlichsten Köder – diese Geschichten schreibt nur das Leben. Wir hielten uns die Bäuche vor Lachen, klatschten ab und wollten weiter Fischen. Der Pfauenfeder-Köder war jedoch bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt.
Danach fingen wir noch etliche weitere Hechte, die alle das Frittenmaß von 35 cm nicht überschritten. Sensationell, was der Edersee an Hechtlein hervorbringt. Wir konnten sie ausnahmslos im Wasser abhaken und schwimmen lassen. Obwohl die Bisse saustark waren, wurde es langsam lästig und so beschlossen wir Mittagspause zu machen und mal wieder eine Runde zu schlafen. Am späten Nachmittag ging es wieder aufs Wasser, diesmal begleitete uns Carsten wieder – Rene und ich bestiegen sein Boot und liesen uns chauffieren. Der Abend verlief sehr kurzweilig und wir konnten neben etlichen Barschen bis 42 cm auch noch ein paar Zander landen, die Großen blieben jedoch noch aus.
Tag drei begann mit einer kleinen Sensation – man sah stellenweise Sterne. Bisher war es durchgehend bewölkt und recht windig, sollte wir heute wirklich die Sonne sehen ? Außerdem war es merklich kühler und auch die Wassertemperatur lag erstmalig unter 10 Grad. Vielleicht hatten sich die Zander ja jetzt etwas mehr versammelt. Wir fischten wieder ein paar Plätze ab, von den Barschen war erstaunlicherweise nichts zu sehen. Im ersten Büchsenlicht bekam ich einen Biss und gleich nach dem Anhieb klopfte ein Kontrahent mit dem Kopf – der erste bessere Zander von knapp 70 cm.
Nun hatten wir die Burschen im Griff und landeten ein paar schönere Fische,bis das Beisen wieder ein Ende hatte.
Wir versetzten das Boot und schon in der ersten Drift bekam Rene einen Anfasser, den er mit einem Anhieb quittierte. Seine Fantasista Red mit 5 – 15 Gramm Wurfgewicht bog sich bedenklich, trotzdem konnte er erstaunlich Druck auf den Fisch aufbauen, nach ca 2 Minuten tauchte unter dem Boot ein „Fischmoped“ auf. Au jesses – ob dafür der Kescher ausreichend ist ? Kurz und gut, er war es. Schon im ersten Versuch landete der Fisch als Oregami im Gummikescher und danach im Fischkasten. Von dem Fisch mussten Bilder gemacht werden. Auch wurde er vermessen und meine Schätzung von Ü 100 war verdammt nahe dran. Der Fisch brachte es auf 108 cm.
Beim genauen Betrachten stellten wir fest, dass der Fisch im hinteren Drittel einen kleinen Knick hatte, deshalb konnte er sich wohl nicht so stark zur Wehr setzen.
Nach der obligatorischen Mittagspause ging es noch mal aufs Wasser, wieder kletterten Rene und ich in Carstens Boot, Jürgen und Bernd düsten zusammen im anderen Boot los. Wir fischten noch in die Dunkelheit und erweiterten die Artenliste der Fänge : Ich zockte einen Yoghurtbecher vom Grund, Carsten legte mit einem löchrigen Stumpf nach.
Schließlich fanden wir dann doch wieder Fisch, Carsten landete einen 90er Hecht, Rene und ich einige Barsche. Nach ein paar Platzwechseln fanden wir noch den ein oder anderen Zander und auch Jürgen und Bernd waren zum Abschluss erfolgreich mit ein paar dicken Barschen und einem Hecht von 70 cm.
Auch wenn das Wasser eigentlich noch viel zu warm war, konnten wir Abends alles in allem einen sehr erfolgreichen Urlaub feiern, bei dem vieles anders lief als erwartet aber zum Glück ist dann doch nicht alles planbar.
Zum Schluss : Ich kann fotografieren, die abgeschnittenen Köpfe bei manschen Fangbildern sind pure Absicht.