Eisfischen in Finnland

  • Da ich derzeit ein Auslandssemester in Finnland mache und an der University of Eastern Finland studiere, bin ich seit letzten Freitag in Kuopio. Beim Treffen mit den einheimischen student-tutors zeigte sich, dass einer von ihnen in seiner Freizeit Eisfischen betreibt und noch jemanden sucht, der ihm beim Netzauslegen hilft. Ich erklärte mich sofort dazu bereit und wir verabredeten uns für Sonntag. Bei gemütlichen -10°C fuhren wir dann bei Tagesanbruch (also 10 Uhr vormittags ;-) ) zu einem nahegelegenen See. Dort angekommen nahmen wir das ganze Zeug und gingen aufs Eis. Über 5m tiefem Wasser wurde ein Loch geschlagen und ein Holzbrett, das mit einer Art Metallfeder und einem Seil am Ende ausgestattet war, ins Wasser gelassen. Durch ziehen an dem Seil spannt sich die Feder, die sich unterm Eis festhakt, und beim loslassen des Seils rutscht das Brett jeweils einen halben Meter unter dem Eis weiter (ja, ich weiß dass man sich das schwer vorstellen kann, aber ich hab leider kein Foto von dem Teil gemacht). Auf diese Weise werden 60 m Schnur ausgebracht, während jemand (in diesem Fall ich) auf dem Eis mitgeht und durch Horchen feststellt, wo sich das Brett gerade befindet. An dem vermuteten Aufenthaltsort des Bretts werden dann so viele Löcher geschlagen (heute 5), bis man das Brett und damit das Seil findet. Dann muss nur mehr das Brett aus dem Wasser gehoben werden und stattdessen das Netz an das Seilende geknotet werden, das dann vom anderen Loch aus wieder zurückgezogen wird. Die ganze Prozedur dauerte fast 3 Stunden und war ganz schön anstrengend (was aber nicht schlecht ist weil einem dabei warm wird). Dazwischen fand ich aber trotzdem Zeit mir ein paar Löcher zu bohren und es ein bisschen mit der Angel zu versuchen. Nach ein paar Minuten spürte ich tatsächlich einen Biss auf den silbernen Zocker und ich konnte nach hartem Drill ;-) meinen ersten „Eisfisch“ , einen kleinen Barsch landen.



    Eine Lizenz zum Netzfischen kostet übrigens 6€ /30m Netz / Jahr (für die ganze Region, nicht für einen See wohlgemerkt), Eisfischen mit Angelrute ist gratis.



    Heut war ich zum ersten mal ohne Einheimischen am See, dafür mit einem österreichischen und einem polnischen Kollegen (beide ohne Eisangelerfahrung). Der erste Versuch mit einer Axt ein Loch zu schlagen scheiterte kläglich. Gottseidank haben die Supermärkte in Finnland auch am Sonntag offen und führen ein großes Sortiment an Eisbohrern. :) Also schnell einen gekauft und zurück an den See. Das Eis war ca. 30 cm dick, aber mit dem Bohrer war das kein Problem mehr. Bei den ersten Löchern über 3-4m Wassertiefe tat sich nichts, bei 5m bekam ich den ersten Biss. Kurze Zeit später der nächste Biss, und dieser Fisch blieb hängen. Mein zweiter Eisbarsch!



    Er biss auf einen silbernen Zocker mit ein paar roten Maden am Drilling. Ein weiterer kam mir im Drill ab, und ca. 10 Bisse konnte ich nicht verwerten. Nach 2 Stunden auf dem Eis wurde uns klar, dass -10°C nicht kalt ist solange man sich bewegt, wohl aber wenn man regungslos herumsteht, also packten wir zusammen. Die vielen Fehlbisse haben mir überhauptnicht gefallen, da muss ich in Zukunft was ändern. Vielleicht den Drilling gegen einen kleinen Einzelhaken ersetzen, oder gleich ohne Zocker, nur mit Einzelhaken und Bleikugel fischen. Auch will ich in Zukunft immer einen Barsch am Drilingshaken reinhängen, vielleicht schaut ja mal ein Hecht oder Zander vorbei.


    Schöne Grüße und Petri Heil aus dem hohen Norden!
    mfg Christoph

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