Eine Vorfachfrage

  • Hechte werden bei mir nicht mit irgendeinem Bait verludern, sowas fische ich nämlich nicht.


    Ich fische seit über 30 Jahren, seit 10 Jahren fast ausschließlich auf Barsch und Zander. Dabei befische ich Gewässer, welchen einen nachweislich respektablen Bestand an Hechten haben, allerdings auch durchgehend sehr sichtiges Wasser.In all diesen Jahren kannst Du abgerissene Hechte an der Hand eines schlechten Schreiners abzählen, es sind nämlich ganz genau 0.
    In diesen Jahren habe ich allerdings beim Zanderangeln Abrisse durch Großwelse gehabt, welche nicht mehr an einer Hand abgezählt werden können - Pro Jahr.


    Deine Theorie, dass beim Barschangeln Hechte durch abgerissene Köder verludern werden, kannst Du ja sicherlich irgendwie belegen, nech ?


    Du unterstellst mir hier, dass es mir schaizzegal ist, wenn ich Wobbler mit Hecht abreise. Dem ist nicht so, denn zum einen fische ich fast ausschließlich Wobbler, die man durchaus als höherpreisig bezeichnen kann, zum anderen habe ich keine Maschine zu Geld drucken. Jeder Abriss belastet dann das ohnehin knappe Angelkonto. Daraus kannst Du gerne schließen, dass es mir nicht egal ist. Aber die Wahrscheinlichkeit tendiert gegen 0, wie Du aus meinen vorgenannten Zahlen zu Jahren ohne Abriss entnehmen kannst.


    Edit: Habe gerade gesehen, dass Du Deinen Beitrag noch um Autos und Alkohol ergänzt hast.


    Um es mal ganz klipp und klar auszudrücken:
    Autofahren unter Alkoholeinfluss ist verboten.
    Angeln mit Kunstködern ohne Stahlvorfach ist nicht verboten. Ich kann mich daran erinnern, mal einen Satz gelesen zu haben der wie folgt lautet:


    Das Fanggerät ist dem zu erwartenden Fang anzupassen. Nun fische ich auf Barsch und erwarte Fänge der Zwei-Kilo-Kategorie. Diesen Fischen stelle ich in der Regel mit Ruten der 2-8g - Klasse nach, dazu 500er oder 1000er Rollen, welche zum einen mit Geflecht der max. 4-5 Kilo-Klasse oder noch lieber mit Mono-/ FC-Schnüren in Durchmessern von 0,20mm bespult sind. Alles absolut ausreichend.

  • Zitat von Heiner Hanenkamp


    Erzähle mir bitte keinen vom Pferd, dass es ohne Vorfach keine Abrisse gibt bei Hechtbissen.


    Hab ich wann erzählt ?
    Ich habe lediglich gesagt, dass ich noch keinen Abriss hatte.


    Übrigens auch nicht beim DS-Fischen mit Tauwurm und FC. Und dabei habe ich schon etliche Hechte gefangen. Soll ich jetzt immer DS mit Stahl fischen ?

  • Ja, ja, ich kenne diese Argumentation. Keiner hatte je einen Abriss auf Anfrage.


    Jeder Hechtangler mit ein bisschen Erfahrung weiß, dass selbst Baits vom Format eines Regular Bull Dawg schon von Hechten, die kaum das Mindestmaß überschritten haben, nicht selten voll genommen werden, bis zum Anschlag.


    Barschköder sind aber viel kleiner und verschwinden locker ganz im Maul schon eines kleinen Hechtes, und zwar mit einem Stück Schnur dazu. Kommt das im Drill gegen die Zähne, ist es durch.

  • Ich unterstelle das, was ich geschrieben habe. Denn ich angle lange genug auf Hecht, um zu wissen, was Geschichtchen sind und was nicht.


    Der Grund ist ein ganz einfacher: Man möchte aus eigennützigen Gründen, Fangquote und/oder Verwendung des Lieblingsköders, auf Vorfächer verzichten. Der Rest sind die dafür erforderlichen Rechtfertigungs-Rationalisierungen.


    Wenn man das macht, dann gibt es eine Möglichkeit: Verzicht auf Drillinge und Verwendung von Baittypen, die sich mit einem einzigen Einerhaken fischen lassen. Solche Baits gibt es, und dann kann man es rechtfertigen.

  • Jungs, nu bleibt dach mal ruhig auf'm Freitagmorgen.


    Gerd, ich glaube dir gerne, dass du noch keinen Abriss bei deiner Art zu angeln hattest, unterstelle dir dabei aber tatsächlich eine ganz ordentliche Portion Glück. Spielst du eigentlich Lotto?! :D


    Ernsthaft, ich habe in diesem Jahr schon Großfische verloren, weil sie sich an zu leichtem Gerät an zu kleinen Köder vergriffen hatten, obwohl ich immer ein 50 langes Stahl/Titan Vorfach verwende. Das zeigt mir, das selbst bei aller Vorsicht einfach auch mal Sch*** am Wasser passieren kann.


    Für mich persönlich steht aber fest, dass ich bei meiner Angelei zumindest versuche, allen ernsthaft zu erwartenden Fischen möglich fair entgegen zu treten. Den Wels möchte ich hier für mich mal ausklammern, das er zwar vorkommt, die Bisse auf Kunstköder bei mir aber an einer halben Hand abzuzählen sind und so eine große Fressluke wohl auch nur schwer zu vernageln ist.

  • Ich rede bei solchen Themen gern Tacheles und ungeschminkt, weil ich gewisse Ausreden und Beschönigungen gründlich satt habe, nicht nur in diesem speziellen Falle.


    Die Situation an vielen deutschen Gewässern mit ihren in Grund und Boden gefischten Beständen ist nicht mehr dafür geeignet, nur ja immer nett und freundlich und möglichst unverbindlich daher zu reden, damit sich bloß keiner auf die Füße getreten fühlt.


    Es gibt eine ganze Menge von tradierten Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die gründlich überdacht gehören. Dazu gehört zum Beispiel auch der allseits beliebte Stückzahl- und Fangquoten-Fetischismus um jeden Preis. Und das kann und wird nicht ohne Streit abgehen.

  • Zitat von Heiner Hanenkamp


    Denn ich angle lange genug auf Hecht, um zu wissen, was Geschichtchen sind und was nicht.


    Siehste - da ist schon mal ein entscheidender Unterschied. Ich angele nicht auf Hecht.


    Dazu zitiere ich mich mal selbst


    Zitat von Gerd aus Ferd

    Klar, zum gezielten Hechtfang geht kein Weg am bissfesten Vorfach vorbei.


    Zitat von Onkel Tom

    Gerd, ich glaube dir gerne, dass du noch keinen Abriss bei deiner Art zu angeln hattest, unterstelle dir dabei aber tatsächlich eine ganz ordentliche Portion Glück. Spielst du eigentlich Lotto?! :D


    .


    Das ist durchaus so, dass ich bisher ordentlich Glück hatte. Allerdings hatten sämtliche Beifanghechte lediglich die Haken im Mund und nicht den kompletten Köder. Vielleicht eine Folge des sehr schnellen Anhiebes ? Vielleicht auch der örtlichen Gegebenheiten, dass die Steinpackung des Rheins die Wucht eines Hechtangriffes bremst, da er sich sonst den Schnabel verbiegt ? Keine Ahnung, woran es liegen mag.



    Zitat von Onkel Tom

    Ernsthaft, ich habe in diesem Jahr schon Großfische verloren, weil sie sich an zu leichtem Gerät an zu kleinen Köder vergriffen hatten, obwohl ich immer ein 50 langes Stahl/Titan Vorfach verwende. Das zeigt mir, das selbst bei aller Vorsicht einfach auch mal Sch*** am Wasser passieren kann.


    Thomas - das ist jetzt absolut NICHT gegen Dich gerichtet, aber:


    So ist nunmal angeln. Trotz ausreichendem Vorfach den Fisch verlieren,wird immer wieder passieren. Mit einer leichten Gerätezusammenstellung zum Barscheln dann wohl noch öfter. Dann kappt der Hecht nicht das Vorfach direkt am Köder, sondern sprengt die Hauptschnur und nimmt noch nen halben Meter Stahl mit. Also fische ich im Umkehrschluss waidgerechter als Stahlvorfach-Verwender :shock: :shock:



    Wie gesagt, mich gegen alle Eventualitäten abzusichern würde bedeuten, dass ich ausschließlich das Gerät fische, dass dem größten vorkommendem Fisch paroli bieten kann. Dann habe ich eine Vollkasko-Versicherung, die der deutschen Mentalität entspricht. Und falls es dann doch mal zum Fisch- / Köderverlust kommt, verklage ich den Hersteller des Teiles, das seinen Dienst versagt hat.

  • Wenn man mit Kunstködern auf Barsch angelt, angelt man automatisch auch auf Hecht.


    Die augenzwinkernde Argumentation, die in manchen Fachmagazin-Artikeln vertreten wird, man würde ja "gezielt auf Barsch angeln", ist, mit Verlaub, eine Anstiftung zur Fahrlässigkeit.


    Dass man sich nicht gegen jeden Fall hundertprozentig versichern kann, bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass man deshalb alles machen kann. Die beschissene Situation an vielen deutschen Gewässern ist nicht vom Himmel gefallen, sondern ist das Resultat der Summe aus gewissen Verhaltensweisen.


    Aber wenn wir selbst nicht in der Lage sind, das schöne und immer gern benutze Wörtchen "Selbstverantwortung" - in allzu vielen Köpfen allerdings bloß ein Synonym für: Ich mache, was ich will, und nach mir die Sintflut - mit Leben zu füllen, wird das eines nicht fernen Tages der Gesetzgeber erledigen. Aber dann muss man sich nicht wundern, wenn es rigide werden wird.

  • Ich hab einmal, es war mitte der 80er in Schweden, einen Hecht samt Wobbler verloren, weil ich keine SV dran hatte. Es ist kein schöner Anblick, wenn man dem Fisch im klaren Wasser zusieht, wie er gegen den Wobbler im Rachen kämpft. Ein paar Tage später fand ich den toten Fisch und der hatte meinen Wobbler noch. Es gibt, abgesehen von Fischgier, keinen Grund, bei Vorhandensein von Hecht auf ein SV zu verzichten.


    Auch die Argumente, das FC, oder HM hält dann schon mal einen Hecht sind Pippifax. Letztes Jahr angelte ich intensivst auf Seehecht. Mit 0,8 mm Vorfachschnur, die Haken eingeschlauft, also 2 x 0,8 mm dick. Man muss wissen, dass der Seehecht eher ein Zandergebiss hat, aber mit irrsinnig spitzen Zähnen. Nach 2 - 3 Seehechten konnte man das Vorfach entsorgen, es war über den Haken schlicht zerkaut!


    Und nun schaut euch bitte mal das scharfzahnige Gebiss eines Hechtes an. Da muss man als fairer Angler keinen einzigen Gedanken darüber verschwenden, welches Vorfachmaterial ausschließlich in Frage zu kommen hat.


    Klar kann man das Glück haben und ein paar Hechte an monofilen Vorfächern aus dem Wasser zu bringen. Es ist aber absolut nicht ausgeschlossen, dass du schon dem ersten beim Verrecken zusehen darfst.


    Wie weit geht deine Fairness, deine Gier?

  • Unterschrieben. Vor Fehlern und kleinen Nachlässigkeiten ist keiner gefeit. Aber es gibt gewisse Angelegenheiten, die gar nichts damit zu tun haben, sondern auf Vorsatz beruhen. Und da hört der Spaß auf.


    Wer glaubt, dass solche Dinge niemals öffentlich werden, der irrt. Auf kurz oder lang wird das Einfluss auf die Gesetzgebung haben, mancherorts ist das bereits so. Und wie das eben so ist, schießen solche Gesetzgebungen gern mal übers Ziel hinaus. Ich habe eigentlich kein gesteigertes Verlangen danach. Es wäre besser, wenn wir selbst die nötigen Veränderungen machten. Vielleicht ist das aber eine vergebliche Hoffnung.


    Was zum Beispiel dringend hinterfragt gehörte, ist das gesamte "Rekordangler-" und "Rekord"-Stückzahl-Getue. Angesichts der Lage an vielen deutschen Gewässern ist das absolut nicht mehr angesagt. Das kann kein wünschenswertes Vorbild für kommende Anglergenerationen mehr sein und gehört ersetzt durch eine völlig andere Sicht.

  • Solche Vorschriften hat es ja, auch zu recht, schon. Am Möhnesee gilt beispielsweise: Raubfischfang nur mit Stahlvorfach. Keine Diskussionen. Sieht man sich dort die Fänge an, so ist das auch kein Problem, selbst bei den Barschen nicht.

  • Gegen solche Vorschriften habe ich nichts, die sind sinnvoll. Nur fürchte ich, dass es in Zukunft noch zu ganz anderen Restriktionen kommen könnte.


    Es ist an der Zeit, sich langsam mit dem Gedanken zu beschäftigen, dass ein jedes Gewässer nur eine mehr oder weniger begrenzte Fähigkeit zur Regeneration hat. Wird die Grenze überschritten, ist der Abstieg vorprogrammiert. Dass man einen 5ha-Vereinstümpel nicht wie ein Großgewässer von 1000ha behandeln kann, was die Regulierung des Befischungsdrucks angeht, müsste eigentlich klar sein. Ist es aber nicht.


    Was das mit der Vorfachfrage zu tun hat? - Einfach mal darüber nachdenken, würde ich sagen. Viele kleine Scheißhaufen, jeder für sich allein vernachlässigbar, machen in der Summe einen großen.


    Was eigentlich hält einen davon ab, bei der Methoden- und Köderwahl oder auch der Hakenbestückung nicht bloß die "maximale Fangquote" in der Birne zu haben, sondern gleichwertig daneben auch den Aspekt, möglichst wenig Schaden anzurichten? - Welche Art von Denke ist das und woher kommt die? - Was fällig ist angesichts der Lage, ist eine zugegeben unangenehme Hinterfragung gewisser "Selbstverständlichkeiten", die sich wie in Beton gegossen in den Köpfen breit gemacht haben und das gesamte Verhalten am Wasser bestimmen.

  • Sie werden doch von den Meinungsbildnern genau in diese Richtung bugsiert. Groß ist gut. Bigger is better. Sogenannte Angel-Meister Bewerbe, oder die Tatsache, dass ein sauber gemachter Artikel so lange nichts gilt, bis die passenden Fotos von Riesenfischen dazu abgeliefert werden. Das drängt die weniger kritische Klientel genau in diese gewünschte, aber dennoch falsche Richtung. Und so weiter und so fort.

  • Das zum Beispiel ist ein Gesichtspunkt bei der Beantwortung der Frage, woher gewisse (Zwangs-) Vorstellungen kommen. Die "Vorfachfrage" ist in Wahrheit nämlich die Frage nach ganz bestimmten, eingefahrenen Denkweisen. Die ist bloß ein Indiz unter vielen dafür.


    Schon allein die Werbung: Kaufen Sie Wunderköder XY und fangen Sie dreißig Dorsche in zwei Stunden, so wie Weltmeister Dingsbumms. Das sagt eigentlich schon das Meiste.


    Die Ironie an der Sache: Nicht eben Wenige stehen mittlerweile vor Gewässern, wo man froh sein darf, wenn man pro Saison einen einzigen maßigen Hecht an die Angel kriegt. Die "Pflege" der Rekordangler-Zwangsvorstellung ist da nicht einmal mehr ein schlechter Witz, sondern bloß noch verrückt.


    Und konsequenter Weise schießen die sogenannten "Anglerparadiese" mit künstlichem Mastvieh mittlerweile wie die Pilze aus dem Boden. Allein in meiner unmittelbaren Umgebung zähle ich mittlerweile fünf. Vor ein paar Jahren war's noch eines. Allerdings finde ich solche Etablissements weniger paradiesisch, als vielmehr alptraumhaft. Erinnert mich irgendwie an jenes kleine Papp-Aquarium mit Magnetangel aus lang zurück liegenden Kindertagen. Oder an einen Kaugummiautomaten.


    Was bedeuten unter solchen Umständen noch die schönen bunten Bilderchen mit allerlei Rekordfängen aus anderer Herren Länder, hinten, fern, in der Türkei? - Nicht viel mehr als die Versicherung, dass es irgendwo auf der Welt noch Gewässer gibt, die nicht bereits in Grund und Boden gefischt wurden. Und tatsächlich, die gibt's noch.


    Aber was eigentlich ist mit dem Naheliegenden: Den Gewässern vor der eigenen Tür? Wo man den größten Teil seines Anglerlebens verbringen muss, wenn die Berufsbezeichnung nicht Frühpensionär oder glücklicher Erbe mit Vermögen lautet. Wäre es nicht langsam mal an der Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen? Und sich die Frage zu stellen, was man selbst dazu tun kann, damit die Situation sich zumindest langfristig wieder verbessert, allerwenigstens aber nicht noch schlechter wird?


    Und wie bitte: Wenn ich das tue, machen's aber alle Anderen weiterhin anders und fangen mir die besten Viecher weg? - Nun, eben darum bleibt's, wie es ist. Denn alle Anderen denken exakt das gleiche, und wenn Keiner anfängt, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen und daraus real wirksame Konsequenzen zu ziehen, geht es immer so weiter, wie gehabt.


    Soviel zur "Vorfachfrage".

  • ...und täglich grüßt das Murmeltier... :roll:


    Ich fische Kunstköder aus Prinzip nur mit Stahl oder Titan, Ausnahme sind Minigummiköder mit Einzelhaken (3 cm und kleiner), die aber auch nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.
    Ich fange damit nicht gerade schlecht, auch die ach so vorfachscheuen Döbel, Bachforellen, Barsche ect. stören sich nicht an einem dünnen Stahlvorfach. Ich schalte zwar bei klarem Wasser auch etwa 1,5 Meter Mono (kein FC, ist total überbewertet) vor das Vorfach, aber eben das Vorfach ist immer bißfest.
    Jeder, der ohne Stahlvorfach in Gewässern mit Hechtbeständen fischt, handelt meiner Meinung nach grob fahrlässig und unwaidmannisch :!:


    Lieber fange ich den einen oder anderen Fisch weniger, der sich evtl. doch am Vorfach stören sollte, als dass ich aus purer Fischgeilheit einen Hecht zum Verludern verurteile.


    Ich könnte jetzt noch viele Beispiele nennen, in denen Bekannte große Hechte verloren haben oder ich die in Grund und Boden geangelt habe, obwohl die FC als Vorfach hatten, aber ich schenke mir das jetzt mal... ;)


    Wer sich dadurch jetzt persönlich auf den Schlips getreten fühlt, der mag das tun, aber ich nehme deswegen kein Wort zurück... ;)

  • Das Murmeltier grüßt deshalb täglich, weil es längst noch nicht erledigt ist. Mir hängen die immer gleichen Scheinbegründungen zwar auch längst zum Hals heraus, aber es gibt keinen anderen Weg, als da beharrlich und immer wieder gegenzuhalten. Wenn's sein muss, tausendmal.


    Auch das folgende Beispiel habe ich anderswo schon oft gebracht, und es macht mir nichts aus, es zu wiederholen:


    Eine kleine Handvoll aktiver, versierter Raubfischspezies, die alles abschlagen und sich auch sonst wie die Wildsäue aufführen, können einen 20ha-See binnen weniger Jahre auf den Hund bringen. In bereits stark angeschlagenen Gewässern ist jedes, ich wiederhole: jedes Viech, welches vermeidbar das Zeitliche segnet, ein Verlust. Und umgekehrt jedes Viech, das überlebt, ein signifikanter Gewinn.


    Es ist langsam an der Zeit zu kapieren, dass wir selbst es gewesen sind, die die miserable Situation an allzu vielen Gewässern herbeigeführt haben. Und nicht Russen, Polen, Schwarzangler oder irgendwelche anderen obskuren Finsterlinge. Wenn wir wollen, dass es eines Tages wieder besser wird - die Fehler der Vergangenheit lassen sich freilich nicht über Nacht und kostenlos mehr reparieren -, müssen sich nicht alle anderen ändern, sondern wir selbst. Und das beginnt im eigenen Kopf und nicht im Hinterteil, auf dem man sitzt.


    Ein verbaler - sorry - Arschtritt kann da nicht schaden. Falsch verstandene Harmoniesucht um des lieben Friedens willen bringt an dieser Stelle keinen Millimeter weiter. Denn hier handelt es sich um fest in den Köpfen verankerte Gewohnheiten und Vorstellungen mit Jahrzehnte langer Aushärtung hinter sich, die buchstäblich aufgebrochen werden muss. Und die Zeit drängt. Denn am Horizont hängt bereits die Gesetzeskeule mitsamt empfindlicher Beschränkungen. Ich habe aber keinen Bock darauf, die herunter sausen zu sehen.


    Woher ich das weiß mit der "Aushärtung"? - Weil ich den gleichen Mist in meiner eigenen Birne habe und daher eine ziemlich exakte Vorstellung davon besitze, wie schwer es ist, sich davon zu befreien. Die ganzen sattsam bekannten Scheinargumente und Rechtfertigungen habe ich erst einmal in meinem eigenen Kopf zur Stecke bringen müssen Zug um Zug, und ich kenne sie alle. Deswegen habe ich weiter oben auch geschrieben: "Darauf habe ich gewartet". Denn mir war klar, was gleich kommen würde - alles schon tausendmal gehört, das ganze Programm und die ganzen bauernschlauen Winkelzüglein.


    Zuverlässig kommt dann nämlich stets was von dieser Art: "Dann darf man ja auch nicht mehr stippen ohne Stahl, denn da könnte ja auch ein Hecht beißen!" - Äh, ja sicher, wirklich clevere kleine Ausflucht, würdig jedes mittelprächtigen Provinzpolitikers. Bloß dass in einem Falle ein winzig kleiner Einerhaken im Maul sitzt, während im anderen Falle ein oder mehrere Drillinge dem Viech das Maul vernageln können, so dass es nicht mehr fressen kann und jämmerlich zugrunde geht.


    Die Frage hier, und nicht bloß hier, um die man nicht herum kommt, und wenn man sich noch so dumm stellt: Was ist jetzt wichtiger, Onkel Heiners selbstverliebte Fangquote oder der versaute Fisch? Man kann diese Frage so oder so beantworten, aber was man nicht kann: So tun, als existierte diese Frage nicht oder als hätte man keine andere Wahl, um das eigene schlechte Gewissen einzulullen. Denn das ist nicht so, man hat und trifft hier ganz offensichtlich eine Wahl - Stichwort: Selbstverantwortung. Und der kleine Bauerntrick, einen konstruierten Idealzustand gegen die niemals ideale Realität auszuspielen, zieht hier nicht. Shit happens, unvermeidlich, aber es macht einen Unterschied, ob es sich um vorsätzlichen, lernresistenten Shit handelt oder nicht.


    Beispiel, kein ausgedachtes: Wenn ich zum wiederholten Male gesehen habe, dass beim Fischen mit gewissen Minnows immer mal wieder ein Drilling in einem Schniepelauge landet, bei anderen Baittypen aber nicht, dann ist irgendwann der Moment gekommen, wo eine Entscheidung fällig wird. Denn wenn ich das realisiert habe, weil die allseits bekannten Verdrängungsmechanismen und Ausflüchte nicht mehr greifen wollen, liegt jeder weitere Schniepel, den ich so verangle, in meiner eigenen Verantwortung und nirgendwo anders sonst. Die Frage nämlich auch hier wieder, ganz ähnlich gelagert: Was ist wichtiger, mein erklärter Lieblingsbait oder zwei Dutzend Schniepel mit einem Drilling im Auge? - Und Punkt.


    Warum ich darauf so penetrant herumreite? - Ganz einfach: Man kann nicht im Brustton der Empörung möglichst viele Freiheiten fordern, um im nächstbesten Moment, wo keiner guckt, besagte Freiheiten zu missbrauchen in der Art eines verantwortungsbefreiten, gedankenlosen Kleinkindes, dessen Horizont grad nur bis zum eigenen Arsch oder von 12:00 bis Mittag reicht. Dann muss man sich nämlich nicht wundern, wenn eines Tages in Gestalt von allerlei empfindlichen Restriktionen der Big Daddy daher gelaufen kommt und all die schönen Freiheiten samt und sonders wieder einkassiert.


    [Sarkasmus ein]


    Bei so manchen Sportsfreunden - ich sag's mal etwas überspitzt, um es auf den Punkt zu bringen - kann man sich allerdings des Eindrucks kaum erwehren, sie glaubten allen Ernstes, die Gewässer seien eigentlich ihr Privatbesitz und der unbeschränkte Zugang zu denselben so was wie ein für alle Zeiten in Granit gemeißeltes Naturrecht, das ihnen qua Geburt zustünde, am besten noch garniert mit einem offiziellen Dankesschreiben des Bundespräsidenten in Person, serviert unter dem bewundernden Applaus des "Restes" der nicht angelnden Veranstaltung.


    Das ist allerdings eine ziemlich betriebsblinde, wenn nicht gefährliche optische Täuschung von fast schon rührender Naivität und Einfalt. Kein Wunder, dass die jedesmal geradezu außer sich vor lauter Empörung und Luft schnappend aus allen eingebildeten Wolken fallen, wenn solche tugendhaften terroristischen Vereinigungen wie Peta sie auf den harten Boden der erheblich weniger grandiosen Realitäten zurückholen auf ein ungeiles Sekündchen.


    [Sarkasmus aus]



    Und hier noch ein kleiner Perspektivenwechsel anbei:


    Fertig bin ich selbst mit den alten "Selbstverständlichkeiten" längst noch nicht, aber immerhin schon mal auf dem Weg. Das ist nämlich gar keine Angelegenheit, die sich wie durch Zauberhand oder qua göttlicher Erleuchtung auf einmal in Wohlgefallen auflöst. Sondern ein Prozess, und zwar ein anstrengender. Wäre auch ein Wunder, wenn's anders wäre, denn mit besagten "Selbstverständlichkeiten" bin ich von Kindesbeinen an aufgewachsen. Das schüttelt man nicht mal so nebenbei ab wie eine lästige Fliege.


    Denn, oh Wunder, am Wasser ist es jedesmal wieder der gleiche kleine Kampf: Was ist wichtiger, das liebe Ego oder eine Vorgehensweise, die besser - wohlgemerkt: besser und nicht imaginäre hundertzehn Prozent - geeignet ist, die Bestände nicht unnötig zu schädigen? Mit einem Wort: Langfristig denkender Verstand gegen das bewusstlos in die Sekunde verliebtes Gefühl. Wesentlich daran ist gar nicht, "perfekt" zu sein, denn das ist keiner, auch nicht Heiner. Wesentlich daran ist, solche Gedanken überhaupt erst einmal in die Köpfe zu kriegen, ohne dass sofort die Klappe fällt und stereotyp das sattsam bekannte Abwehrverhalten einsetzt und abspult. Das wäre schon mehr als bloß die halbe Miete.


    Letztendlich geht es dabei darum, die alten internalisierten "Selbstverständlichkeiten" und "Werte" gegen andere zu ersetzen. Das freilich ist immer mit Aggressionen besetzt, denn der Mensch liebt keine Veränderungen, die das Gewohnte in Frage stellen. Und folglich wird daran festgehalten mit allen Mitteln, bis es überhaupt nicht mehr geht - und nicht selten ein Stück darüber hinaus, aber dann zu deutlich erhöhten Kosten.


    Aber natürlich kann man nicht auf ewig damit leben, sich immer wieder die gleichen Fragen zu stellen. Bei kommenden Anglergenerationen wird das (hoffentlich) nicht mehr so laufen, die hätten es dann, wie man so sagt, "gefressen". Und wer aufmerksam die einschlägige Fachpresse der letzten Jahre verfolgt hat, auch und gerade auch den BLINKER, der zum guten Teil die tradierte Anglerschaft bedient, der wird gesehen haben, dass da, wenn auch sehr langsam, was in Bewegung gekommen ist, nach Jahrzehnten der Erstarrung. Wo das enden wird, wissen wir nicht. Aber es hängt zu einem guten Teil, wenn auch keineswegs ausschließlich, von uns selbst ab, wo es enden wird. Und selbstverständlich ist das auch überlagert von kommerziellen Interessen. Das ist unvermeidlich so, denn so ist unsere ganze Gesellschaft nun einmal organisiert. Widerspruchsfrei und in exakt gerader Linie verlaufen solche "Paradigmenwechsel" nämlich nie.

  • Heiner... wirklich schön auf den Punkt gebracht....aber helfen wirds wohl nicht viel.. .
    Ich habe mittlerweile kaum noch Lust zu angeln - es erscheint mir immer mehr als Frevel an der Natur. Selbst im Rhein sehe ich die oft unschönen Folgen der "Sportfischerei".
    Es ist zum würgen.. .
    Petri

  • Ich weiß, was Du meinst, denn bei mir um die Ecke liegt die Elbe, wo man auch das eine oder andere zu sehen kriegt, wenn man da mit geschultem Auge entlang spaziert. Aber mir liegt daran, dass sich gewisse Denkweisen ändern. Nur: Das geht halt nicht von heut auf morgen. Ich kann aber verstehen, warum Du die Geduld verloren hast.


    Durchaus möglich, dass oben angedeutete "Gesetzeskeule" eben doch herunter sausen wird auf kurz oder lang. Wohlmöglich sogar wahrscheinlicher.


    Nebenbei: Kleiner Fehler im drittletzten Absatz oben: "in die Sekunde verliebte Gefühl" natürlich, nicht "verliebtes", sorry.

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