Mepps-Spinner und dergleichen kennt jeder. Bucktailspinner sind im Prinzip nichts weiter als eine vergrößerte Version tradierter Spinner, mit einem kleinen Anhang ("Skirt") zur Erhöhung der Reizwirkung hinten dran, der aus Gummifäden, Silikonfäden, Hirschhaaren, Mylar, Federn oder einer Kombination aus mehreren Materialien bestehen kann.
Es gibt riesige Bucktailspinner, die gewaltig viel Druck machen und mit herkömmlichem Gerät nicht mehr fischbar sind. Es gibt aber auch solche, die zwar größer sind als das, was Viele so gewohnt sind, aber dennoch auch an herkömmlichem Stationärgerät, wie es sonst beim Spinnfischen auf Hecht verwendet wird, problemlos eingesetzt werden können. Einen will ich mal vorstellen, den Llungen Tale DC-8:
http://www.pikeshop.de/spinner…ls/llungen-tail-dc-8.html
Mit 18cm Länge und einem Gewicht von etwas mehr als 50g ist er ohne weiteres auch an einer herkömmlichen Spinnrute mit 80g Maximal-WG fischbar. Was man auf den Bildern nicht erkennt: Beim DC-8 ist vor dem Drilling ein azentrisches Bleigewicht montiert, das zwei Funktionen hat: Erstens verbessert es die Wurfeigenschaften und zweitens verhindert es effektiv Schnurdrall. Dieser Bucktailspinner hat ein Skirt aus Silikonfäden. Das ist besser als Gummifäden, da diese etwas dazu neigen, aneinander zu kleben.
Wann und wo kann man Bucktailspinner einsetzen? Natürlich sind das reine Hechtköder, andere Spezies gehen kaum darauf. 18cm Länge mögen für Leute, die klein-klein fischen, nach sehr viel klingen. Tatsächlich handelt es sich hier aber um einen kleinen Bucktailspinner, der auch in Gewässern mit eher nicht so guten Hechtbeständen ohne weiteres gefischt werden kann.
Bucktailspinner müssen, um gut zu spielen, relativ schnell eingeholt werden und laufen ziemlich flach, jedenfalls die meisten Modelle. Sie sind dann gut geeignet, wenn die Wassertemperaturen so hoch sind, dass die Kundschaft aktiv und in Jagdlaune ist. Also Köder für die warme Jahreszeit. Aber nicht gerade, wenn die Sonne vom Himmel knallt und 30° im Schatten herrschen, sondern... na, das kann sich dann sicher jeder selbst ausmalen. Des weiteren sind das eher Köder für Gewässer, die zumindest ein bisschen oder auch stärker eingetrübt sind.
Bucktailspinner lassen sich ausgezeichnet über Kraut fischen, sind aber ebenso als schnelle Suchköder im Freiwasser geeignet. Außerdem gehören sie zu den besten Ködern für das Nachtfischen, dann auch in glasklaren Gewässern, denn sie machen Druck, haben ein gut sichtbares Format vor dem Nachthimmel und haken erheblich sicherer als viele andere Kunstköder. Wer es damit einmal probieren will in der kommenden Saison (oder solang es noch warm ist in dieser Saison): Der Llungen DC-8 ist ein sehr gut gemachtes Einstiegsmodell, das kein spezielles Gerät benötigt. Außerdem lässt er sich gut werfen.
Kleiner Zusatztipp noch: Manche doppelblätterigen Bucktailspinner laufen etwas schwerer an nach dem Auftreffen auf dem Wasser. Ein kurzer, kräftiger Ruck mit der Rute und anschließendem Einholbeginn in zügigem Tempo lösen das Problem.
Exkurs - auch ein kleiner Blick über den Gartenzaun schadet nicht, sondern kann einige nützliche Anregungen liefern, wenn auch nicht unbedingt im Format 1:1 übertragbar. Aber auch anderer Herren Länder haben schöne Kinder und bisweilen sogar schönere:
Bucktailspinner gehören in den USA und Kanada zu den erfolgreichsten Muskie-Ködern überhaupt. Natürlich werden sie aber auch dort erfolgreich auf Hecht gefischt. Zwischen Muskie und Hecht gibt es allerdings ein paar kleine Unterschiede. Muskies vertragen hohe Wassertemperaturen viel besser als unser Hecht und stehen auch im Hochsommer häufig sehr flach, fast direkt unter der Wasseroberfläche. US-Kollegen fischen daher mit Bucktailspinnern einen Stiefel, der sich "Burnen" nennt. Das ist nichts weiter als ein Einholen des Bucktailspinners in extrem hohem Tempo.
Bei den großen Bucktail-Formaten, die dafür verwendet werden, ist mit "normalem" Gerät allerdings nicht mehr viel zu bestellen. Für diese Technik werden große Multirollen mit möglichst niedriger Übersetzung bei möglichst hohem Schnureinzug pro Kurbelumdrehung samt Power Handle verwendet, um nicht schon nach kurzer Zeit zu ermüden. So was wie die Shimano Trinidad zum Beispiel, eigentlich eines Meeresrolle. Das muss man hierzulande nicht unbedingt kopieren, Hecht ist nun einmal kein Muskie. Aber in bestimmten Situationen kann das "Burnen" von Bucktailspinnern auch auf Hecht eine ausgesprochen effektive Methode sein, die (fast) alles andere um Längen schlägt.
Fertige Rezepte gebe ich hier nicht, aber wer weiter oben aufmerksam gelesen hat, wird sich seinen Reim darauf machen können. Jedenfalls ist das häufig empfohlene "laaangsame" Führen beim Kunstköderfischen keineswegs generell richtig, sondern bisweilen völlig falsch und das genaue Gegenteil zutreffend. Deswegen gibt es eben auch sehr schnell führbare und nur sehr langsam führbare Baits, sowie alles Mögliche dazwischen. Ein Twitchbait gehört sicherlich nicht gerade zu den schnellen Baits, um ein Beispiel zu geben, denn allein seine Führung kostet Zeit. In einigen Situationen ist das absolut kontraproduktiv.
Jeder Bait hat seine Zeit und seinen Ort, die sich an seinen Eigenschaften ablesen lassen. Weshalb Mepps 3 und EffZett-Blinker zwar schön und gut sind, aber bloß einen Bruchteil der Situationen bedienen können, die so vorkommen am oder auf dem Wasser. Und auch der viel gepriesene Ansitz-Köfi kann bei weitem nicht alles bedienen, er ist nicht selten sogar eine denkbar schlechte, ausgesprochen ineffiziente Wahl. Leute, die sich mehr oder weniger bloß auf einen einzigen Köder bzw. eine einzige Methode festlegen, werden zuzeiten zwar gut fangen. Aber ganz sicher nicht rund um die Saison und in jeder Lage, denn das funktioniert so nicht.
Genauso wenig, wie es im ganzen bekannten Universum irgendeinen Wunder-Kunstköder gibt, der immer und jederzeit und jedenorts optimal oder auch nur halbwegs gut funktioniert. So was existiert schlicht nicht. Baits sind einfach Werkzeuge, die auf bestimmte Situationen passen und auf andere überhaupt nicht. Irgendwelche wundersamen, bloß erleuchteten Eingeweihten zugänglichen Geheimnisse gibt es da nicht. Denn die Physik, nach der sie funktionieren, ist ziemlich schlicht und stets die immer gleiche. Das ist alles längst ausgereizt in zig-facher Wiederholung, und wirklich Neues kommt schon lange nicht mehr nach. Was es stattdessen gibt, sind simple Qualitätsunterschiede, so wie bei Hosen, Jacken, Schuhen und anderem Krempel auch. Ein Schuh für 200 Öcken ist halt meistens besser verarbeitet und langlebiger und wahrscheinlich auch bequemer als einer für 14,50 aus der Grabbelkiste.