Shimano hat schon vor einigen Monaten eine neue "Round Profile"-Multirolle in der gehobenen preislichen Mittelklasse auf den Markt gebracht, die Calcutta D-Serie. Der Shimano-Klassiker, die hervorragende Calcutta TE-Serie, dürfte damit wohl Geschichte sein, sie wird nicht mehr produziert. Auch der Goldton dieser Rollen ist nunmehr abgelöst von dem matt silbernen Ton der Calcutta D.
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Angeboten werden drei Größen in Linkshand- und Rechtshandausführung im 200er, 300er und 400er Format. In Japan gibt es außerdem noch eine 100er Größe zu kaufen, die aus unerfindlichen Gründen weder auf dem US- noch auf dem europäischen Markt angeboten werden wird. Die Rollen der Calcutta D-Serie sind deutlich kleiner als die Vorgängermodelle, bei dennoch nicht reduzierter Schnurkapazität. Außerdem kommt die Curado D mit einer kleinen Neuheit in Gestalt eines deutlich verkleinerten Drag Stars daher, der vor und nicht, wie sonst der Fall, hinter der Kurbel montiert ist. Das bietet einen gewissen ergonomischen Vorteil, da die Kurbel so näher am Gehäuse sitzt.
So weit, so gut also. Aber hier kommt die schlechte Nachricht: Bei sämtlichen für den US- und den europäischen gelieferten Modellen der Calcutta D hat die Seitenabdeckung vor der Fliehkraftbremse keinen Schnellverschluss, sondern man muss mit einem Schraubenzieher umständlich zwei Schrauben lösen, um den Deckel zu öffnen und die Fliehkraftbremse verstellen zu können.
Das mag so gerade eben noch angehen bei den 300er und 400er Modellen, denn mit diesen Rollen werden eh schwerere Baits geworfen, so dass man in aller Regel, allerdings auch nicht immer, mit einer einzigen Einstellung der Fliehkraftbremse auskommt. Aber beim 200er Modell ist das, höflich gesagt, eine nicht mehr nachvollziehbare Entscheidung. Und weniger höflich ausgedrückt, ist das eine ziemlich herbe Enttäuschung. Zumal sowohl die 200er als auch die 100er der ansonsten baugleichen Serie für den japanischen Markt beide mit einem Schnellverschluss der Seitenabdeckung geliefert werden, wie das auch bei den Vorgängermodellen der Calcutta D der Fall gewesen ist. Europäische und US-Kunden gelten offenbar als Kunden zweiter Klasse. Im Internet-Zeitalter wird sich das allerdings nicht lange unter den Teppich kehren lassen.
Ein klarer Fall von einer bestimmt nicht gerade populären Sparmaßnahme. Besonders in den USA dürfte das Shimano wohl einige Kunden kosten. Wie überhaupt auffällt bei Shimano, dass sie in letzter Zeit dazu neigen, in ihrem Mittelklasse-Angebot das Nachfolgemodell einer Serie technisch abzuspecken, anstatt ein Upgrade zu liefern wie in den Jahren zuvor. So zum Beispiel auch bei der populären Curado-Serie (weniger Kugellager, Drag Star aus Plastik statt aus Metall).
Man sieht: Die keineswegs ausgestandene Wirtschaftskrise samt reduzierter Kaufkraft vor allem der US-Kundschaft macht sich auch hier ziemlich unangenehm bemerkbar. Allerdings: Solche konstruktiven Schoten wie eine nur furchtbar umständlich zugängliche Fliehkraft- bzw. Magnetbremse leistet sich die Konkurrenz nicht. Da wird man sich wohl überlegen müssen, ob man nicht besser bei einem anderen Hersteller einkaufen sollte. Zumal die Calcutta D nicht gerade preiswert zu nennen ist, wenn man ihre technische Ausstattung in Betracht zieht. Und nur auf den Nimbus verflossener Zeiten zu setzen, wird wohl nicht lange gutgehen können.