Es ist 7.00 Uhr morgens und der Wecker rappelt unaufhörlich. TRÖÖÖT TRÖÖÖT TRÖÖÖT
Ich springe aus dem Bett, greife nach der Fernbedienung auf dem Nachttisch und setze einen kräftigen Anhieb.
Oooohhh, dass war ja garkein Bissanzeiger.
Ich raffe mich auf um den nächsten Tag auf der Arbeit zu verbringen. Sicher, mir macht die Arbeit Spaß, aber es gibt doch immer etwas, was man lieber macht, als das, was man gerade macht.
Die Frühstückspause ist rum und die ersten Gedanken an die Buhnenfelder des Rheins schießen mir durch den Kopf. Schnell raus aus der Birne ihr bösen Gedanken. Ihr haltet mich von der Arbeit ab.
Immer wieder verliere ich einen flüchtigen Gedanken daran, was ich am Abend am Wasser veranstalten werde.
Endlich Mittagspause. Abschalten und mal an was anderes denken. "Hab ich für die nächste Saison genug gute Schnur auf den Rollen?" "Sind die Ruten alle in Ordnung?" "Brauch ich noch Köder?" "Ich wollte doch noch Stahlvorfächer basteln." "Ich hab ja noch garnicht .........." Mist, die Pause ist schon wieder rum und ich habe ganz vergessen was zu futtern. Egal, ich kanns vertragen. Hauptsache das Equpiment ist auf Vordermann gebracht.
Wieder am Arbeitsplatz angekommen habe ich das Gefühl, Petrus will mich heute ärgern. Mir kommt es so vor, dass jeder zweite Anrufer Fischer heißt.
Es geht Richtung Feierabend und ich sitze schon ganz zittrig auf meinem Stuhl. Wie ein Drittklässler am letzten Tag vor den Sommerferien starre ich auf die Uhr und hoffe, dass ich bald Heim darf. Ich will ja so schnell wie möglich ans Wasser.
Zu Hause angekommen berichtet mir mein böser Magen, dass er ja mittags garnicht gefüttert wurde. Bauch, sei blos ruhig. Du bekommst was zu futtern, wenn mir danach ist. Ich muss ja noch mein ganzes Angelgeraffel in die Karre werfen. Das Auto ist gepackt und es kann los gehen, wenn da nicht der Nachbar wäre. Heeee, kannst du mir grad mal helfen ? Ich muss hier ne Couch in den zweiten Stock tragen. *grrmmpfff* Mit einem unheimlich gequälten "Lächeln" packe ich mit an und hoffe, dass ich mir nicht die Schulter verletze. Will ja noch angeln.
Endlich sitze ich im Auto und fange langsam an mich selber zu verdauen. HUUUNGEER. Aber wozu hat Petrus den Mc-Drive erfunden ??? Richtig. Damit der Angler auf dem Weg zum Wasser Zeit spart. Am Fastfood-Tempel mit der goldenen Möwe angekommen stelle ich mir bei der Ansicht der Warteschlange die Frage, ob es noch mehr Petrijünger ans Wasser treibt ?!?!?! Die Sonne verschwindet und es fängt langsam an zu dämmern. Mittlerweile bestehe ich nur noch aus Haut und Knochen. Eine Träne kullert mir die Wange runter, als ich endlich am Bestellschalter ankomme. Mit letzter Kraft bestelle ich mir eine Kleinigkeit. -- Ein Burger-Maxi-Menü, eine 20er-Packung Hühnerteile mit süß-sauer, nen riesen Berg fritierte Kartoffelstäbchen und dazu nen Liter Cola-Light. Muss ja auf die Linie achten.
Die Wartezeit bis zum essen, vertreibe ich mir damit, dass ich an den Kofferraum gehe, die Steckrute zusammenstecke und die Schnur durch die Ringe friemel. Wieder auf meinem Fahrersitz angekommen, packe ich die Rolle Fluocarbon, ein Päckchen Snaps, die Box mit Bleiköpfchen und die noch größere Box mit Gummiködern auf meinen Schoß um ein wenig zu basteln. Wenn die Rute montiert ist, kann man am Wasser gleich loslegen. Spart Zeit.
Die Montage ist zur Hälfte fertig, da wird auch schon das Dinner gereicht. Jetzt heißt es logistische Qualitäten zu beweisen. Während der Fahrt wird noch ein bissl gebastelt und auch gegessen.
Endlich komme ich am Wasser an. Ich steige aus dem Auto aus und sage mir innerlich: "Ein kleiner Schritt für mich, ein größerer Schritt um endlich ans Wasser zukommen."
Die Steinpackung ist erklommen. Der Köder wird aus der Öse gehängt. Und jetzt ist der Moment gekommen. Ich wunderte mich schon die ganze Zeit warum ich so nen Tintenfischgeschmack im Mund habe ?!?!?! Da hängt doch echt ein Hühnchenteil am Bleikopf und ich hab nen ganzen 4.8" Fat Swing Impact gespachtelt.
Also Hühnchenteil vom Bleikopf gepuhlt, schnell vertilgt, neuen Köder aufgezogen und der erste Wurf folgt.
Ein befriedigendes "AAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHH" ertönt, als der Köder durch die Luft fliegt und mit einem dezenten platschen die Wasseroberfläche durchbricht.
Die Sucht ist befriedigt. Das Zittern ist vorbei. Auch wenn ich mit diesem ersten Wurf den Köder bei einem Hänger verlieren würde und auch keine neuen dabei hätte, hätte sich auch dieser Tag für mich gelohnt.
Es reicht ein Wurf. Ein Wurf um die Sucht ANGELN zu befriedigen.
Ich denke öfter ans angeln, als ich mir je gedacht habe. Denn nirgends kann ich so gut abschalten, wie beim angeln.
Natürlich ist das Ganze ein bissl übertrieben, aber wenn man mal so überlegt ....................
Lasst mal hören. Ist es bei euch auch so ?
Ist für euch Angeln wie eine "Droge" ohne die ihr nicht mehr könnt ?
Lieben Gruß
und
stets Petri Heil
Euer Domi