Meine zweite Tour an den Po in Italien begann am 17.3 und fing gleich bombastisch an!
Auf der A7 Richtung Hannover blieb auf einmal mein Auto stehen, mitten auf der Überholspur....
Zum Glück konnte ich noch an den Seitenstreifen rollen! Der ADAC lies fast eine Stunde auf sich warten, die Diagnose war Zahnriemen hinüber, das Auto im Eimer und die Reperatur hätte mehr gekostet als er noch wert war. So wurde ich dann abgeschleppt und mein Auto schlussendlich verschrottet. Meine Laune war auf dem Höchststand! An Italien war eigentlich nicht mehr zu denken und wirklich Lust hatte ich auch nicht mehr, aber mein Freund und Tourpartner Andreas war ein Engel in der Not. Kurzerhand setzte er sich ins Auto und fuhr noch 250km um mich abzuholen, vielen Dank an dieser Stelle nochmal!
Am nächsten Tag ging es dann ab in Richtung Italien, mit deutlich besserer Laune. Die Fahrt war super, wir hatten natürlich genug Gesprächsstoff über unseren Zielfisch, überlegten uns welche Montagen wir fisch wollten und natürlich wie uns der Grande Fiume erwarten würde.
Angekommen in der Waller-Welt gönnten wir uns noch ein Bier und unterhielten uns mit andren Gästen die im Camp waren.
Die Fangaussichten waren mies, es wurde in der letzten Zeit sehr wenig gefangen, der Po fiel stetig von Tag zu Tag. Beste Vorraussetzungen also!
Wir hatten vor die Woche über vom Boot zu fischen, dadurch waren wir sehr flexibel was die Platzwahl und Platzwechsel angeht, denn wir mussten kein Camp ewig auf- und abbauen. Sehr geile Sache!!!
Unser erster Spot war eine Sandbank, denn im Camp bekamen wir den Tipp, dass an diesen zur Zeit noch am besten gefangen wird. Das Boot wurde festgemacht, der Spot mit dem Echolot nach intressanten Strukturen erkundet. Wir legten im strahlendsten Sonnenschein 6 Ruten aus und staffelten von sehr flachen Bereichen bis in recht tiefe Bereiche um erstmal zu sehn wo die meisten Bisse kamen und die Waller zum fressen langziehen.
Tja, was soll ich groß sagen, die Nacht verlief so, wie sie sich kein Welsangler wünscht. Ruhig! Ab und an bimmelte ein Glöckchen und der Bissanzeiger piepste kurz, mehr war nicht drin! Also hieß es am nächsten Tag moven und einen neuen Spot beziehen.
Der neue Platz war nah eines Auslaufs von einem Überschwemmungsgebiet und wir hofften dort noch einige Welse abfangen zu können.
Die Ruten wurden gesetzt und wir entschlossen uns dazu diesen Platz über wenigstens 2 Nächte zu befischen, damit an den Ruten Ruhe herrscht. Auch hier war die erste Nacht nicht von Erfolg gekrönt, es war das gleiche Spiel wie am andren Platz. Kurz mal ein Bimmeln, hier mal ein Piepser und nichts weiter! Meine Laune ging langsam aber sicher gegen Null! Der dritte Tag am großen Fluss und immernoch kein Wels auf der Habenseite...
So kam es dazu, dass ich am Nachmittag gelangweilt in einem Szenemagazin blätterte, während Andreas mit dem Schlauchboot unterwegs war. Mittlerweile hatten wir beide einen guten Sonnenbrand und die Lippen waren spröde, die Hände trocken. Kurz gesagt ich war bedient! Auch beim vertikalen konnte Andreas keinen Fisch bekommen und so legten wir zum Abend noch eine Jokerrute aus mit einer Brasse an der Oberfläche.
Es muss gegen 20 Uhr gewesen sein, als genau diese Rute krumm ging und Andreas endlich unseren ersten Wels fangen konnte.
Der Racker hatte eine geschätzte Länge von ca. 80-90cm und der Bauch war gut gefüllt. Scheinbar hatten die Welse vor kurzem eine Fressperiode. Wir freuten uns wie die Kinder über den kleinen Waller, zeigte er uns doch, dass wir auf dem richtigen Weg waren! Auf den Wels gönnten wir uns ein Colamixgetränk und kurz danach ging mein Freund in den Schlafsack und ich saß noch einige Zeit und beobachtete die Ruten.
Der Vollmond schien hell auf den Po und es herrschte Grabesstille, ab und zu hörte man ein Käuzchen schreien.
Es muss gegen Mitternacht gewesen sein, ich wollte mich auch grad in den Schlafsack kuscheln, als plötzlich meine Battle Cat Buster kurz und kraftvoll nach vorn gerissen wurde! Im selben Moment stand sie schon wieder grade im Halter. Ich nahm schnell die Rute auf, rief nur "Fisch!" als Andreas schon neben mir stand. Der Fisch kam auf uns zu und ich kurbelte um schnell Kontakt zu ihm zu bekommen. Endlich spürte ich den Fisch und setzte den Anhieb, was den Wels kaum zu intressieren schien, er war fast auf Höhe des Mutterschiffs und kam weiter auf uns zu. Den folgenden Dialog möchte ich euch nicht vorenthalten, der Wels war mittlerweile vorm Boot und zeigte kurz seine Schwanzflosse.
Andreas: "Der wird so bei 1,7m liegen:"
Achim: "Brauchen wir das Schlauchboot?"
Andreas: "Das sollte so gehen."
In dem Moment setzte der Wels zur ersten Flucht an und nahm gut Schnur von der fast geschlossenen Rolle!
Achim: "Wir brauchen das Boot!!!"
Also ab ins Schlauchboot und dem Fisch hinterher. Der Waller stand stur in der Tiefe, ab und zu war ein Kopfschütteln zu vernehmen im Blank, der bis zum ersten Ring gebogenen Battle Cat! Was für ein Drill! Ohne uns scheinbar zu merken, zog uns der Wels mit der Strömung den Fluss entlang. Es war Big Fish Time, das wussten wir beide! Immer wieder kam der Wels kurz in die Höhe, nur um dann wieder in die Tiefe zu schießen. Ich war froh Andreas an meiner Seite zu haben, er unterstützte mich wunderbar im Drill und gab mir Kraft den Fisch wieder hochzupumpen. Als der Fisch zum zweiten Mal seine Schwanzflosse zeigte stockte uns der Atem. Schon war der Wels wieder auf dem Weg in die Tiefe! Der Drill dauerte nun schon eine gefühlte Ewigkeit und ich merkte das Brennen in meinen Armen. Als dann endlich ein gewaltiger Schädel die Wasseroberfläche durchbrach, griff Andreas nach dem Vorfach und zog den Wels zu sich. Der Wallergriff ging ohne Probleme aber den Wels ins das viel zu kleine Schlauchboot zu bekommen, war ein Kraftakt für Andreas! Als er dort nun vor uns lag schauten wir uns nur an und grinsten über beide Ohren. Ich konnte einen Jubelschrei nicht unterdrücken und wir machten uns auf den Rückweg zum Boot, der Fisch hatte uns ca. 1km auf dem Fluss gezogen! Am Boot angekommen versorgten wir den Fisch schnell und schätzten ihn auf 220 plus und ca 80kg........fast getroffen wie sich am nächsten Tag rausstellen sollte!
In dieser Nacht konnte Andreas noch einen schönen Waller von 160cm fangen, ich hatte den Biss total verschlafen und die Hälfte vom Drill auch. Kurz nach dem Aufstehn hieß es wieder ab ins Schlauchboot und drillen, denn der nächste Fisch hatte gebissen. Kurzzeitig saß die Schnur fest, wir konnten sie aber retten und den vierten Wels für diese Tour ins Schlauchboot bringen. Mittags hieß es dann Fotosession machen und nochmal genau messen.
Bis wir unsren Big One, ich taufte ihn Norbert, versorgen und ablichten wollten, warteten wir noch auf 2 Freunde von Andreas, denn ein Teambild wollte ich unbedingt, da es ein Teamfisch war!
Gegen 13 Uhr war schließlich auch Markus Eule vor Ort, der grad mit Gästen vorbeikam und sah dass wir einen größeren Fisch zu versorgen hatten. Dank ihm entstanden diese wunderschönen Bilder.
Nachdem wir den Wels noch einmal ordentlich messen konnten, hatten wir Gewissheit!
2,55m und ca. 115kg!!! (Markus kannte den Wels und schätzte ihn auf dieses Gewicht)
Der Wahnsinn war perfekt!!! Mein Fisch des Lebens war vor mir und ich war einfach nur überglücklich. Nach der Fotosession entließ ich den Riesen wieder in sein Reich, er verabschiedete sich mit einem Wink seiner Schwanzflosse.
Der Rest unserer Tour ist eigentlich schnell zusammengefasst. Wir wechselten noch zweimal den Platz, bekamen aber keine Fische mehr. Stattdessen hatten wir mit Dreck in den Schnüren, einem Aussteiger am frühen Morgen und Forellendieben zu kämpfen. Wir machten das Beste aus der Sache und genossen unsere restliche Zeit am großen Fluss Italiens.
Ruhezeiten muss man sich nehmen wie sie kommen! Im Camp genossen wir eine super leckere original italiensche Pizza, absolut zu empfehlen!
Wenn ich jetzt ein paar Tage nach meiner Rückkehr so an die Woche zurückdenke, kann ich nur sagen, es war geil!!! Besser ging es nicht! Ich möchte mich auch hier nochmal bei Andreas bedanken für seine aufopferungsvolle Art, er hatte es sicher nicht immer leicht mit mir und hat mir einiges gezeigt, was ich jetzt in meine Fischerei einbringen kann! Danke!
Und euch wünsche ich viel Spaß beim Lesen dieses Berichts und hoffe ich konnte ein wenig vermitteln wie schön diese Woche war.
Beste Grüße und Petri Heil,
Achim