Sinn oder Unsinn von Trophäen und dem Verwerten kapitaler Fische

  • Beim Gerätehändler oder in Vereinsgeschäftsstellen sieht man sie noch: Präparierte Köpfe von in Vereinsgewässern oder anderswo gefangener kapitaler Welse, Hechte, Zander...um nur einige zu nennen. Es ist zwar schön und gut, solche Fische zu fangen, aber wie sieht es danach mit dem Verwerten aus?


    Schließlich fängt und behält heutzutage niemand Fische nur aufgrund von daraus herzustellenden Präparaten! Das war in den 70er und 80er Jahren noch ganz anders. Da wurden kapitale Welse, Hechte und Zander zwischen 1und 3m gefangen, getötet und dann, egal wie der Geschmack war,gegessen?
    C & R war damals ja noch unbekannt,..Aus den Zeiten stammen noch viele Trophäen, kann ich mir vorstellen. Ein 16- oder noch mehr pfündiger Karpfen, Hecht oder Zander oder ein meinetwegen 25pfündiger Waller haben mehr Fleisch auf den (sehr zahlreichen)( Y-)Gräten, als eine 3 köpfige Familie in einem halben Jahr essen kann. Ist bestimmt auch eine herausforderung, solch einen Giganten küchenfertig zu machen bzw. zu filetieren!
    Da dies bestimmt der Fisch des Lebens ist, will man sich von ihm ein Andenken machen lassen, das ist auch nachvollziehbar.
    Was ist eure Meinung dazu? Besser C&R von Kapitalen Fischen, als Stress mit ihnen in der Küche, beim verwerten und der Aufwand mit dem Präparierenlassen des Kopfes?


    Oder ein Ganzpräparat? Zum einen, wer kann das bezahlen und zum anderen, wer hat für so eins auch wirklich Platz in der Wohnung? Früher als Jugendlicher, habe ich die Köpfe von meinen damals gefangenen Großbarschen und einem Hecht mit Salz entschleimt, getrocknet und auf kleine Brettchen befestigt, die ich mir dann an die Wand gehängt habe bis ichnoch größere gefangen habe. Heute würde ich mir von anständigen Barschen und Zandern höchstens den Rückenkamm trocknen und von letzteren evtl. noch den Unterkiefer. Von einem großen Aal habe ich mal ein wunderschönes professionell gemachtes Präparat gesehen: Zum einen den Kopf, darunter ein Schildchen mit den Daten und darunter die abgezogene Haut, schön auf ein unten spitz zulaufendes, langes Holzbrett befestigt. So ähnlich habe ich das auch vor.


    Hat jemand von euch auch eine Fisch-Trophäe zu Hause? Evtl. von einem im Urlaub gefangenen Meeresräuber? Das wäre wieder Stoff für ein neues Thema: Bekommt man solche Fischteile, entweder am Urlaubsort fertigpräpariert oder wenn sie nach dem Fang tiefgefroren sind, um in Deutschland präpariert zu werden, überhaupt durch den Zoll?

  • Die guten Präparatoren haben sehr gut gefüllte Auftragsbücher und das hat sich über die Jahre auch nicht geändert. Nur das Preislevel ist drastisch gestiegen :roll:


    Auch in den 70er und 80er Jahren wurden viele Fische wieder schwimmen gelassen. Man fokussierte sich auf wenige Arten, die man essen wollte, der Rest war reiner Sport. Damals hat danach nur kein Hahn gekräht, da man davon wenig mitbekommen hat und die Profilierungssucht noch nicht so ausgeprägt war. Da machte sich noch kein Jungangler Gedanken, in welchem "Team" oder bei welchem "Sponsor" er landen wird. Man hatte einfach Spaß am Wasser.


    Ich habe und hatte noch nie ein Präparat und würde mir auch keins aufhängen. Von meinen schönen Fängen habe ich von klein auf Fotos gemacht und mich daran erfreut. Doch das muss jeder handhaben, wie er mag. Ich finde ein Aal Präparat, wie von Dir beschrieben, z.B. absolut daneben. Aber Geschmäcker sind eben verschieden :lol:

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  • Meine Meinung dazu ist ganz simpel, ich finde solche Trophäen geschmacklos und nicht mehr zeitgemäß!
    Die Entnahme kapitaler Fische halte ich auch für fragwürdig, diese Fische haben gute Gene und sollten sie auch mehr als einmal weitergegeben können, umsonst sind sie nicht so groß und alt geworden.


    Als ich letztes Jahr meinen Fisch des Lebens fangen durfte in Form einen 255er Wallers, war ganz klar dass er zurück in sein Element gehört. Ich hab jetzt einige schöne Fotos zur Erinnerung und kann mich jedes mal dran freuen. Für mich die schönere Methode sich eine Erinnerung zu schaffen, als ein Präparat was irgendwann im Keller verstaubt.
    Das war in Italien und dort wird ein zurücksetzen zum Glück toleriert. Aber genauso halte ich es auch in Deutschland, Fische bis zu einer gewissen Größe dürfen gern ab und zu zum essen kommen (Bsp Zander bis max. 65cm) alles was mein persönliches Maximalmaß überschreitet, geht zurück sofern der Köder nicht zu tief geschluckt ist und der Fisch es verkraftet. Und alles was das Mindestmaß nicht erreicht geht eh zurück.

  • Was das Präparieren betrifft, muss jeder seine eigene Entscheidung treffen - gilt übrigens auch für Jagdtrophäen. Ich selbst muss so was nicht daheim haben, aber ich mache mich nicht zum Richter über andere. Und was das Entnehmen von kpitalen Fischen betrifft,
    ist das wohl diffenziert zu sehen - abhängig vom Fischbestand und der Alterspyramide. Die sollte jedenfalls passen, wenn irgendwie möglich. Was die Weitergabe von Genen etc. betrifft, ist darauf zu achten, dass ab einem gewissen Alter Menge die Qualität der Eier und des Spermas nicht mehr zunimmt, sondern abnimmt. Und dass Fische eine gewisse Lebensspanne haben, Es ist z.B. unsinnig, eine Äsche mit 55 oder 60 cm zurückzusetzen, die hat bestensfalls noch 1 oder zwei Saisonen vor sich und baut schon ab. Die Wahrheit ist also weder weiss noch schwarz, sondern grau. In Österreich gibt es z.T. Zwischenbrittelmasse bei manchen Fischarten - das kann in gewissen Gewässern durchaus sinnvoll sein.

  • Mir wäre es auch lieber kapitale Hechte zurück zu schmeißen und die mit 60 zu essen. Aber, ich darf nur 2 pro Jahr entnehmen. Dann lieber 2x 1m als 2x 60cm. Ich habe mir da auch ein kleines netz an Fischabnehmern aufgebaut. Ein Wels mit 2m wäre in einer Woche verteilt. Hauptsächlich wird mir Fisch von Familie, Bekannten, Freunden und einem Fischhändler abgenommen. Ich habe auch Kontakt zu Flüchtlingen die auch gerne Fisch essen. Naja ehemalige Flüchtlinge die haben ja jetzt einen deutschen pass. Und mein Meterhecht von vorletztem Jahr haben wir mit 11 Leuten in der Familie verdrückt.
    Ich verlange für fisch kein Geld, aber wenn mir jemand 5 oder 10€ in die Hand drückt wär ich ja schön blöd ab zu lehnen.
    Ich habe auch ein Fischpräparat daheim. Eine Seeforelle mit über 70cm. Allerdings ist das so ne Geschichte. Die ist geschätzte 50 Jahre alt (das Präparat) und hing immer in einem guten Gasthaus in der Ortschaft in Österreich wo wir immer bei meinem Opa in den Bergen Urlaub machen. Seit ich denken kann hab ich in diesem Restaurant immer den Fisch voll angestarrt und mir vorgestellt ich Fang mal so einen Fisch. Irgendwann war sie dann weg, da war ich natürlich voll schockiert und meine Mutter hat ohne mein wissen danach gefragt. Den hat sie dann gekauft und mir zum Geburtstag geschenkt.
    seit dem hängt der fisch bei mir im Zimmer.


    Präparate finde ich schön und eine tolle Erinnerung, da hat man den Fisch mehr oder weniger in Originalgröße und in 3D als Gegenstand daheim. Nur wegen einem Präparat sollte man aber keinen fisch entnehmen. Und wenn jemand große Fische fängt finde ich es soll ihm selbst überlassen sein, was er damit macht. Solange man sich an die Regeln hält sollte man auch einen 2m Wels entnehmen dürfen, sofern man ihn verwertet und nicht Hundefutter draus macht. Genauso große Karpfen und Hechte und Zander. Ein Hecht mit einem Meter hat sich schon mehr als genug vermehrt, mit 60cm wird die Dame begonnen haben und bis zum Meter war sie sicher mehr als 3 mal Ablaichen. Es ist ja nicht so, dass ein Meterhecht erst ab einem Meter die gewünschten Gene enthält, da verändert sich ja nichts, der hat und hatte ja immer die gleichen Gene.
    Ich finde es auch nicht gut, wenn man Entnahme von großen fischen anzweifelt. Klar gibt es Fälle in denen es Sinn macht die zurück zu setzen, aber das ist find ich weniger der Fall. Außerdem brauchen große Fische viel Nahrung zur Substanzerhaltung, kleine Fische können mit einem kg Futter viel mehr Gewicht zulegen als große. Also steigert man die Produktivität eines Gewässers wenn man größere Fische entnimmt. Da aber kaum jemand noch nur wegen Essen angelt macht eine Ertragssteigerung in der Art auch nicht immer Sinn, da mehr Leute eher gerne mal einen Dicken fangen als die große Masse.
    Ich finde Angler sollten da mehr zusammenhalten und sich gegenseitig mehr Freiheiten lassen. Deshalb finde ich es auch ok, wenn jemand dicke Karpfen entnimmt. Ich würde sowas nicht machen, auch nicht mit Limit, aber wenn sich derjenige daran freut und den Fisch auch isst kann er das doch machen. Und wenn ich ihm zum Karpfen gratuliere wird er bestimmt ein Auge zudrücken wenn ich irgendwas zurück schmeiß, auch wenn er davon nichts hält.

  • Ja, ein solches Geburtstagsgeschenk sollte natürlich immer im Zimmer hängen, dann kann man nachts besser träumen 8)


    Dass ab einem gewissen Alter Menge die Qualität der Eier und des Spermas nicht mehr zunimmt, sondern abnimmt, mag ja sein, aber durch den hohen Eiweißgehalt ist es z.B. bei großen Karpfen dennoch wichtig für andere Fische und Tiere, z.B. Frösche und Enten, ich denke auch Graskarpfen :?:

  • Zitat von perikles777

    mit das beste was ich hier seit langem gelesen habe...endlich mal fachverstand statt moral....es spricht nichts dagegen einen 1,30m hecht oder einen grossen wels aus einem gewässer zu entnehmen...seine gene hat dieser fisch schon an generationen weiter getragen...


    Komisch - sehen das doch hier fast alle so... :? :shock:

  • Okay das ist nur ein beispiel. aber fang mal ne äsche mit 60cm :lol:
    ...in deutschland


    naja, was diese frage wohl auch mit sich bringt ist ein entnahmefenster.
    Wenn zu große fische schlechten laich haben und schon abbauen, macht es nicht sinn, das entnahmefenster nach oben hin offen zu lassen?
    Also z.B. hechte zu entnehmen von 50 bis 80cm und über 1m. so hat man einen mittelweg zwischen alt und gute gene.
    Auserdem fängt man jede menge große hechte über 80cm

  • Guten Morgen,


    ich habe nie Trophäen meiner Fische anfertigen lassen.Sie gingen zurück oder wurden gegessen. 2008 habe ich meinen persönlichen Rekordhecht gefangen, exakt 100cm lang. Ich habe ihn entnommen und einem Bekannten geschenkt,der bei uns im Ort Küchenchef in einem großen Hotel ist. Heute bin ich sehr großer Freund von C&R (egal,welcher Größe), doch offiziell erlaubt ist es ja nicht (jeder maßige Fisch ist zu entnehmen). Da hilft mir dann immer die Formulierung,dass ein Fisch zurückgesetzt werden darf,wenn er Beifang beim Angeln auf eine andere Fischart war. Nun ja, habe ich eben auf Weißfisch gestippt als mir der Karpfen ranging oder auf Zander geangelt als der Hecht biss......Letztlich bin ich dafür,dass jeder selbst entscheiden darf,ob er zurücksetzt oder nicht.Angeln auf den reinen Nahrungserwerb zu reduzieren ist doch reines Sich selber belügen.


    Die problemlose Verwertbarkeit (Geschmack/Struktur des Fleisches) großer Fische aus manchen Gewässern halte ich übrigens für nicht immer gegeben.


    Es kommt m.E. auch immer auf die Gewässer an. Wenn ich an unsere Teichanlage denke,da gibt es nicht viele und erst recht nicht viele große Raubfische.Es wird auch kein Raubfisch besetzt. Was ich da fange,kommt auch wieder zurück. Und ich freue mich immer ,wenn ich mal einen Hecht oder Zander fange,den ich schon kenne. In der Müritz z.B., wo es eine vollkommen andere Populationsgröße und Längen/Gewichtsverteilung gibt, könnte man durchaus auch mal den Meterhecht entnehmen. Ein Entnahmefenster finde ich übrigens eine super Idee.


    Letztlich hat es auch was mit Respekt gegenüber dem (großen) Fisch zu tun,wenn ich ihn zurücksetze.Der ist durch viele Feuer und Gefahren gegangen,bis ich ihn überlisten konnte,also warum soll gerade ich ihm jetzt auf den Kopf hauen?


    Ich verurteile aber Angler nicht,die einen großen Fisch entnehmen. Schlimmer finde ich dagegen gewisse Menschen mit "östlich-europäischen" Wurzeln, die wirklich ALLES totschlagen,was an ihre Angeln geht, egal wie groß oder eben auch klein es ist, ob es im Laich steht oder vielleicht sogar eine geschützte Art ist. Diese menschlichen Kormorane sind mir ein viel größerer Graus als jemand,der seinen Meterhecht entnimmt,das Fleisch vernünftig verwertet und sich meinetwegen den Kopf hübsch präparieren lässt. Wäre nicht meins,aber wer es mag,bitte.


    Gruß und Tight Lines!


    Micha,der morgen auf den Kölpinsee fährt :dance:

  • Zitat

    Menschen mit "östlich-europäischen" Wurzeln, die wirklich ALLES totschlagen,was an ihre Angeln geht


    ja, das machen die nicht für die mülltonne und das muss nicht stimmen das alles polen sind. gerd kann dir dazue gerne mal seine meinung schreiben :D
    für den rest geb ich dir recht, seh ich auch so!

  • Bitte hier keine pauschalen Verurteilungen. Es gibt sowohl unter allen ethnischen Gruppen solche und solche. Ich kenne etliche Osteuropäer die lieber einen Fisch mehr zurück werfen als einen zu wenig, wenn die sich unsicher sind, ebenso genügend Einheimische, die aus ihrem Hausgewässer zerren und knüppeln was ans Band geht.


    Weitere Diskriminierungen führen ohne weiteren Hinweis zu Auszeiten und Sperrungen. Danke fürs Verständnis.

  • Danke für eure vielen interessanten und langen Beiträge!
    In einigen Angelzeitschriften/-Zeitungen ist im Moment ein Ganzpräparat des Weltrekord-Frauennerflings zu sehen, 60cm lang und 2,55kg schwer. Er ist im Angelladen des Fängers Jürgen Perl in Schönbrunn zu sehen. Für soooo einen kapitalen Weißfisch sehe ich eine Ganzpräpararation als gerechtfertigt an, der Fänger hat ihn sogar selbst präpariert...


    Wenn ich einen kapitalen Fisch fangen würde, dessen Verzehr gewährleistet wäre, würde ich meine 2 Gerätehändler fragen, ob er den Kopf für seinen Laden als Präparat haben möchte, welches er sich aber selbst anfertigen (lassen) müßte. Vielleicht würde ich dafür ja ein schönes Gerät bekommen....
    Ich bin trotzdem bescheiden. Ich bin schon froh, wenn an einem Spinn-Angeltag keine Köder festhängen und abreißen, (so wie heute 4 Stück) und wenigstens eine gute Forelle zubeißt und gelandet werden kann...


    Fotos von seinen Fischen des Lebens sind immer gut. Die kann man sich ausdrucken und an die Wand hängen. Schwierig ist es aber, von sich UND dem Fisch am Angelplatz ein Bild zu machen, wenn man alleine ist und kein Stativ mitnehmen will.
    Als ich noch ein Kind war, war ich mit meinem Vater bei einem Onkel von mir zu Besuch, der mal gejagt hatte und ein großer, hoher Raum seiner Wohnung hing voll mit den verschiedensten Trophäen.
    Habe damals richtig gestaunt, aber heute sehe ich das mit anderen Augen....


    Ich hatte mal einen Chef im Garten- und Landschaftsbau, der seine Leute monatelang auf ihren Lohn warten ließ, aber 2X im Jahr BIG GAME - und Jagdurlaub in Afrika machte. Einmal war ich in seiner Wohnung, was er da alles für Trophäen hatte, war einfach nicht normal! Es waren so viele Ganz- und Teilpräparate, das dieser Mann für mich so nur große Geltungsbedürfnisse haben musste....


    Allein die Kosten für Fracht, Zoll und daß Ausstopfen mussten schon in die 10 000ende gehen...Auch Haiköpfe waren dabei...Was wohl mit dem Rest passiert ist?
    Die einzigsten "Tropäen", die ich zu Hause habe, stammen noch aus meinen aktiven Schatzsuchertagen: Restaurierte und konservierte Kanonenkugeln, Armbrustbolzen, alte Schlüssel und andere Kleinigkeiten.


    Das hat mindestens genausviel Arbeit gemacht wie einen Fischkopf zu präparieren, was mich nur störte, war 1. der Dreck, der das restaurieren machte und der recht hohe Chemikalieneinsatz, der dafür nötig war.
    So sehe ich das auch bei Fischpräparaten. Es gibt vielleicht ja auch die Möglichkeit, einen Kopf als Schablone zu verwenden und von ihm irgendwie einen Abguß zu machen, der dann nur noch geschminkt werden muß und auf ein Brett montiert. Wahrscheinlich wird die Möglichkeit, ihn ausmessen zu lassen und im 3-D Drucker auszudrucken, nicht funktionieren....
    Hier für euch ein Bild vom Weltrekord-Frauennervling:

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