Hallo,
im aktuellen Blinker (Ausgabe Januar 2020) ist ein Artikel zur Thematik Angler und Müll erschienen.
Finde ich gut, dass in einer Angelzeitschrift ein Artikel darüber erscheint und ich finde natürlich auch die darin angeführten Aktivitäten zur Reinhaltung der Natur sehr gut. Ich möchte aber als Ergänzung nachfolgend auf einen Müllaspekt hinweisen, der mir im Artikel viel zu kurz kommt. Nämlich dass wir Angler auch eine erhebliche Menge 'unsichtbaren' Müll im Wasser hinterlassen.
In dem Artikel geht es hptsl. darum, dass der weit überwiegende Teil der Angler Naturliebhaber sind, die die Natur sauber halten, Müll vermeiden und sogar den Müll, den andere hinterlassen, entfernen.
Ja mit dem Müll am Ufer ist das so und das ist auch lobenswert, aber ist das auch insgesamt gesehen so, also wenn man auch den 'unsichtbaren' Müll im Wasser mit einbezieht?
Im Artikel kommt nicht zur Sprache, dass Jigangler jährlich viele Tonnen Müll in Form von abgerissenen Jigködern unwiederbringlich in der Natur hinterlassen. Wobei es sich dabei um nicht unproblematischen Müll handelt. Die Köder bestehen bekanntermaßen meist aus Bleikopf und Gummiköder. Blei ist aber ein giftiges Schwermetall und die Gummiköder aus PVC stellen Plastikmüll dar, enthalten zudem aber auch giftige Weichmacher, die zB in Kinderspielzeugen verboten sind.
Um welche Mengen geht es?
Laut einem Artikel in Rute&Rolle, Ausgabe 02/2019 werden in Europa jährlich 2000 bis 6000 Tonnen Blei von Anglern (nicht nur Jiganglern) als Müll in den Gewässern hinterlassen. Dazu kommen viele Tonnen an PVC inkl. giftiger Weichmacher in Form der Gummiköder. (Dazu habe ich keine Daten über die konkrete Menge.)
Und es ist nicht so, dass diesen Müll hptsl. halbherzige Gelegenheitangler (die im Artikel als Müllerzeuger erwähnt werden) hinterlassen, sondern leidenschaftliche (wie ich zumindest vermute) Jigangler, die diesen Mülleintrag in die Natur bewusst in Kauf nehmen. Zumindest habe ich schon öfter Meldungen der Art gelesen: ‚Ja, Jigangeln in Flüssen mit Steinpackungen ist verlustreich. 10 Köder sind da bei einem Angelausflug schnell mal weg. Wen das stört, der soll das halt nicht machen.‘ Angesichts des anhaltenden Zander-Hypes gehe ich davon aus, dass es da nicht um ein paar, sondern wahrscheinlich um tausende Jigangler allein in Deutschland geht.
Mich stört diese Art von Müll und Umweltverschmutzung genauso wie der sichtbare Müll am Ufer und ich finde, dass (auch von Anglerseite) mehr dagegen unternommen werden sollte. Und mich stört natürlich, dass ich als Jigangler selbst dazu beitrage. Was mich aber auch sehr stört, ist, dass ich von Seiten der Hersteller lange Jahre praktisch keine und in letzter Zeit immer noch relativ wenige Anstrengungen sehe, umweltschonendere und nachhaltige Köder und Lösungen anzubieten.
Aus ‚Notwehr‘ gegen diese Situation stelle ich seit 3 Jahren meine Jigköder selbst her. Die Bleiköpfe habe ich durch ungiftige Stahlköpfe ersetzt. Zusätzlich statte ich meine Köder mit Sollbruchstellen für Kopf- und tw. für Hakenhänger aus, wodurch die Materialverluste und damit die Müllmengen sinken. Ich fange damit genauso meine Zander in der Donau. Giftiges Blei brauche ich dazu nicht (mehr) und teurer ist es auch nicht.
Wie die praktische Umsetzung aussieht, kann gerne in meinem Stahljigs-Artikel im Blinker, Ausgabe 06/2019, in meinem Stahljigs-Forumthema und auf meiner privaten Stahljigs-Website (ist kein Shop) nachgelesen werden.
So sieht ein Stahljig mit 10g-Stahlkopf und 3/0er-Jighaken aus.
Zum Abschluss und aus aktuellem Anlass noch mein Wunsch ans Christkind (bzw. an die Blinker-Redaktion): Vielleicht wäre es möglich, zeitnah auch einmal einen Artikel über den angesprochenen 'unsichtbaren' Müll im Wasser zu bringen, insbesondere mit Datenmaterial hinterlegt, damit man besser weiß, um welche Mengen es sich dabei handelt und welche Möglichkeiten und Anstrengungen es gibt, diesen (teilweise giftigen) Müllberg zu reduzieren. Für eine kurze Stellungnahme der Redaktion wäre ich dankbar.
Was ist eure Meinung dazu?
Grüße
Erich