Hallo Leute,
Ich glaube, ich wurde vom Schreibvirus infiziert. Hoffe euch gefällts...Müsst nur schreien wenn ich euch zu sehr traktiere
Gruss, daniel
Eine der beliebtesten Beschäftigungen der Menschen, ist es Geschichten an andere weiterzugeben. Klassische Beispiele für Augenblicke, in denen Geschichten weitergegeben werden sind Gemeinschaften am Lagerfeuer, der gemütliche Plausch in der nächsten Kneipe oder der Opa, der seinen Enkeln an einem verregneten Sonntag Nachmittag eine Geschichte aus seiner Jugend erzählt. Heute möchte ich jedoch nicht eine Geschichte erzählen, sondern sie laufen lassen. Als Erzähler möchte ich nur ganz selten eingreifen. Ich hoffe, es gefällt euch.
„Wo bin ich?“, „es ist so Dunkel“, „ich habe Angst, macht das Licht an“, „ah, danke, jetzt wird es heller“.
„Einen wunderschönen guten Morgen meine Lieblinge“
„Lieblinge?“
„Dann lasst mal sehen was heute auf dem Programm steht...ah ja, ihr kommt heute raus, habe einen guten Käufer für euch gefunden.“
„Käufer? Wo bin ich?“
„Du und du, ach, dich hätte ich beinahe vergessen, du kommst auch raus.“
„Hey! Nimm deine Griffel von mir weg!“, „Was ist das?“, „Nein steck mich nicht da rein!“
„jetzt ist es wieder Dunkel.“
„Wo bin ich?“, „ich sehe nur verschwommen“
„Das liegt daran, dass du in einer Plastikverpackung steckst.“
„Was? Wer hat das gesagt?“
„Ich habe das gesagt“
„Wer bist du?“
„Gestatten, Blechschmidt, Heinz Blechschmidt, Ich bin ein Löffelblinker“
„ha..ha..hallo “
Eine Stimme im Lautsprecher: „469 bitte 138“, „469 bitte“
„W..W..Wer war das? Wer hat da gesprochen?“
„Hihi, bist wohl zum ersten mal in einem Kaufhaus, frisch aus der Produktion, wat? Ein Neuling sozusagen“
„Wasch? wer ischt ein Neuling?“
„Der Rappala Wobbler hier, hat von nichts ne Ahnung, ein Frischling, kam mit der letzten Lieferung.“
„Ka..Kann mir einer sagen was ich hier mache?“
„Haha, da bischt bei mir an der richtigen Adresse, gestatten: Ralf, Ralf Schpinnerblatt, isch kenne den ganzen Laden hier. Isch habe gute Kontakte zu den Karpfen- und Friedfischhaken, mein Vater war ein bekannter Karpfenschwimmer.“
Heinz im Flüsterton: „Junge, glaub ihm kein Wort, er ist ein Spinner. Die Bleiköpfe haben mir erzählt, dass er bald zum Sonderpreis angeboten wird, dann geht’s Ratz Fatz und wir sind ihn los.“
„Wa..Was ist ein Sonderpreis?“
Ein rosa Comoran Wobbler meldet sich zu Wort: „Hihi, der Junge hat ja wirklich keine Ahnung.“,
„Entschuldigung...Hallo, ich bin die Susanne, lass dich mal ansehen, du hast ja noch Kunststoffreste an der Tauchschaufel, wie süß, du kommst wirklich frisch aus der Produktion.“
„Wa..Was mache ich hier? Warum bin ich hier?“
„Du mein Junge, du bist ein kleiner Forellenwobbler und befindest dich hier in einem großen Kaufhaus, in der Angelabteilung, du stehst zum Verkauf aus, wie wir alle.“
„Verkauf!? Wa..wa..wer sollte mich den kaufen?“
„Die Menschen, mein Kind, wir sind Angelzubehör, geschaffen damit die Menschen, mit unserer Hilfe ihrem Hobby nachgehen können. Wenn ein Mensch dich kauft, wirst du an einer Schnur ins Wasser geworfen und wieder eingezogen, um so einen Fisch zum anbeißen zu bewegen.“
„Beißen?!!! Jemand wird mich beißen?!!“
Heinz: „Alarmstufe Rot!!! Kleiner Junge mit Papa auf 12 Uhr, versteckt euch!!
„Witzbold...“
„Ein Brüller Heinz, immer wieder ein Brüller“
Susanne: „Ruhe! Jetzt wird es ernst. Der Junge scheint fest entschlossen etwas zu kaufen.“
Ein roter Gummifisch schreit: „Nimm mich! Nimm mich! Ich werde dir auch sicher einen ganz dicken Hecht fangen“
„Haha, Du und einen Hecht fangen! Bei dir war doch sicher die Gussform verbogen. Ich lach mich krank.“ Bemerkt ein gelb-schwarzer, Flachlaufender Rappala Wobbler.
„Ey! Nimm die Tauchschaufel nicht zu voll, ich weiß wo du hängst!“
„Papi Papi, hier rüber, hier sind die Fische, die mag ich haben.“
„Ok, einen darfst du dir aussuchen.“
„Nicht mich, bitte nicht mich, ich will nicht gebissen werden.“
Susanne: „Och schaut ihn euch an, wie sein kleiner Bauchdrilling zittert...Kind, bleib ganz ruhig, du bist teuer, keiner wird dich kaufen.“
„Den will ich Papi! Den da!“
Heinz: „Oh nein, er will ihn.“
„Aber der ist doch viel zu teuer Schatz, leg ihn doch bitte wieder zurück.“
Susanne: „Sag ich doch.“
„Nein Papa, den will ich! Den und keinen anderen!“
„Hmm...na gut, aber das ist eine Ausnahme.“
„Hey! Nimm deine Finger von mir!“, „Hilfe!!“
Susanne: „Oh nein, armer Kleiner, ich wünsch dir viel Glück.“
Heinz: „Wird er schon packen.“
Susanne: „Ich hoffe es.“
„Wo bin ich?“, „Es ist so Dunkel“
„In einer Spinnerbox.“
„we..wer hat das gesagt?“
„Ich“
„Wer bist du?“
„Mein Name ist Christian und wie heißt du?“
„Ich...habe keinen Namen...“
„Na das ist mir ja noch gar nicht untergekommen. Haben dir deine früheren Regalnachbarn keinen gegeben?“
„Ich war nur sehr kurz im Kaufhaus...“
„Ach, deshalb. Na dann werde ich dir jetzt einen geben. Hmm...du bist ein kleiner Forellenwobbler, ich weiß, ich nenne dich Felix, Felix der kleine Wobbler.
„Felix...ein schöner Name, danke.“
„Gern Geschehen.“
„Also Felix, da du in dieser Box gelandet bist, gehe ich davon aus, dass der Junge dich ausgesucht hat.“
„ja...“
„Mich auch und das war vor knapp sechs Monaten. Du kannst dich schon einmal drauf einstellen hier länger zu verweilen, denn der Junge angelt nicht, er behält die Spinnerbox in seiner Schublade, neben seinem Bett. An manchen Abenden holt er sie raus und spielt mit uns, deswegen wurden dir auch die Drillinge abgenommen.“
„Sind...Sind wir zwei alleine hier?“
„Nein, insgesamt gibt es vier Kunstköder in dieser Box, dich ab heute mit eingeschlossen. Nur sind wir durch ein Kunststoffplätchen voneinander getrennt, deshalb kannst du die anderen nicht hören und sie dich auch nicht, wir beide jedoch liegen im selben Fach. Wenn der Junge wieder mit uns spielt, stell ich dich den anderen vor.“
„Es ist spät, lass uns jetzt schlafen. Gute Nacht Felix“
„Gu..Gute Nacht“
„schhhhhh, flieg Fischi, flieg!“
Herbert, ein weißer Twister: „Wann wird der Junge endlich kapieren, dass Fische schwimmen...“
„Fischi, greif an! Bruuuuu“
Herbert: „Sorry Markus! Hat’s weh getan?“
Markus, ein silberner FZ Blinker mit einem kleinen Kratzer am unteren Ende, welchen er sich geholt hat, als der Junge ihn einmal auf die Heizung hat fallen lassen: „Mir doch nicht, bist ein super Airback.“
Christian: „Hallo zusammen, ich möchte euch einen Neuen vorstellen, sein Name ist Felix.“
Felix: „Ha..Hallo“
Herbert: „Servus Felix“
Markus: „Moin Moin“
Christian: „und? Was gibt’s neues bei euch?“
Markus: „Na ja...Herbi hat mal wieder versucht beim Kartenspielen zu schummeln.“
Herbert: „Nein, Hab ich nicht!!
„Herbert, zwei Karo Asse unter dem Bleikopf ist schummeln.“
„Und was sind drei Herz Könige im Sprengring?“
„Zufall...“
Felix: „Hihi, ihr seid lustig.“
Felix lebte sich schnell in die Gemeinschaft von Christian, Herbert und Markus ein. Viele Abende und Nächte, in denen der Junge vergessen hatte die Spinnerbox zu schließen und in denen er von Herbert und Markus die besten Kartentricks gezeigt bekam, vergingen. Felix und Christian wurden unzertrennliche Freunde.
Im Laufe der Jahre wurde der Junge größer und reifer, bis eines Tages der Vater beschloss seinen Sohn zum ersten mal mit zum Angeln zu nehmen...
„Morgen Christian“
„Guten Morgen Felix, gut geschlafen?“
„Nicht wirklich gut...bin Gestern auf meinen Sprengringen eingepennt, jetzt hab ich Abdrücke am Bauch.“
„Hehe, na die gehen auch wieder weg...“
„Papa, ich werd ein Bisschen Spinnfischen gehen, ok?“
„Ist gut, du musst aber vorher noch die Drillinge dranmachen, hier.“
Christian: „Was den jetzt los? Wo sind wir?“
Felix: „Ich hab meine Drillinge wieder!!! Meine Schätze, lasst euch drücken, wie habt ihr mir doch gefehlt.“
Herbert: „Wir haben alle unsere Haken wieder. Die Box ist offen, aber wir sind nicht im Zimmer des Jungen, ich ahne Böses...“
Markus: „Der wird doch nicht etwa...“
Christian: „Doch! Ich kann über den Rand sehen. Wir sind an einem See und der Junge baut seine Angelrute auf!!“
Herbert: „Jetzt wird’s ernst, kann einer von euch schwimmen?“
Markus: „Du mit deinem Bleischädel sicher nicht! Ich gebe dir fünf Meter, dann hängst du die nächsten Jahrzehnte am Grund dieses Baggersees.
Herbert: „Ich bin Rostfrei, wie sieht’s mit dir aus?“
Markus: „oh oh“
Der Junge: „Hmm...Ich glaube, ich werde als erstes den Twister ausprobieren.“
Markus: „Herbert, mein Kartenbruder, war schön dich gekannt zu haben.“
Felix: „Hör auf, nimm ihm nicht den Mut.“
Herbert: „Jetzt kommt der erste Wurf...Auf diesen Tag habe ich Jahre lange gewartet und jetzt habe ich etwas Angst.“
Christian: „Schaffst du schon, viel Glück und halt den Bleikopf steif.“
Herbert wird vom Jungen sechs mal ausgeworfen, dann entscheidet er sich einen anderen Köder zu probieren.
Markus: „Und wie war’s? Hast Verwandte getroffen?“
Herbert: „ooh...mir ist noch ganz schwindlig vom Fliegen, im Wasser hab ich zwar nichts gesehen, aber es hat unglaublich Spaß gemacht.“
Der Junge: „Der Twister war mir zu leicht. Ich glaub ich probier mal den FZ-Blinker.“
Markus: „Mich?? MAMI !! Ich will nicht, ich roste!“
Herbert: „So schlimm ist es nicht, halt dir beim Fliegen einfach die Drillinge vor die Augen.“
„-schhh-“ macht die leichte Spinnrute, als sie beim Wurf die Luft zerschneidet.
„Ich fliege!!! Ich bin ein Vogel, ein Adler! Woohoo!!“
„Oh je, Wasser! Wasser!! oh Sch***“
„-platsch-“
Markus: „Geil!! Hey, ich will noch mal! Wirf mich noch mal rein, noch ein einziges mal, bitte bitte !“
Nachdem der Junge mit Markus neun Würfe gemacht hat, will er dieses mal den kleinen Forellenwobbler ausprobieren.
„-platsch-“
Felix: „Ich hab es geschafft! Ich bin im Wasser!!“
Felix bemerkt nicht wie ein Hecht auf ihn aufmerksam wird.
„Was für ein tolles Gefühl, wie leicht und geschmeidig das Wasser ist.“
Der Hecht folgt ihm und als er nur noch ein paar Zentimeter hinter ihm ist, erblinkt ihn Felix. Panisch versucht er schneller zu werden, aber die Schnur führt ihn zu langsam.
„Ahhh, Ein Monster, weg mit dir! Lass mich in Ruhe!“
„Ich warne dich, ich kann Karate!“
„Eiooooaaaaa, HAI ! HU HI HA, Nimm dies und das!“
Der Hecht lässt sich durch Felix nicht beeindrucken, wird schneller und packt zu!
„HaHaHa! Ausgesch*** ! Auf den Drilling gebissen !! Jetzt kommst du in die Dose, wirst eingeschweißt und nach Neufundland verschickt !!“
Der Hecht wird vom Jungen ausgedrillt und gekeschert.
Felix zu seinen Freunden: „Ab heute dürft ihr mich Felix der Große nennen !“
„Oder nein: Der unbesiegbare Felix ! Bezwinger des Monsters!!“
Die anderen Kunstköder sind froh ihn wieder zu haben und gratulieren ihm zu seinem Fang. Als der Junge den Fisch versorgt hat, will er es noch einmal mit dem Wobbler versuchen.
„Auf geht’s ! Wirf mich rein, ich kriege sie alle! Bansei!!!“
„Achtung! Da ist ein Ast! Das ist ein sehr großer Ast !! Oh Oh, das geht schief...“
Der Junge warf zu hoch und landete mit seinem Forellenwobbler in einem großen Baum. Er zehrte oft an der Schnur, immer und immer wieder...bis sie schließlich Riss.
Da hing Felix nun. Fest mit der Schnur um einen Ast gewickelt, welcher sich in einem Baumwipfel einer alten Eiche befand.
Es war eine einsame Zeit für Felix und sie verging sehr langsam. Er dachte viel nach, über seinen kurzen Aufenthalt im Kaufhaus und seine guten Freunde in der Spinnerbox.
Sollte das das traurige Ende der Geschichte sein?
Nein, denn...
Eines Tages erblickte ein älterer Mann den mittlerweile total verrosteten Forellenwobbler. Mit einer langen Schnur brach er den Ast ab und befreite Felix. Er nahm ihn mit zu sich nach Hause, tauschte die eingerosteten Drillinge gegen neue aus und polierte den Wobblerkörper auf Hochglanz.
Felix verbrachte eine lange Zeit in einem kleinen Wandschrank. Das Zimmer hatte einen großen Kamin, welcher in kalten Winternächten hell aufflackerte und wärmte. Es ging ihm gut.
Eines weiteren Tages, als der Mann nach Hause kam, brachte er drei kleine verrostete Kunstköder mit. Felix konnte seinen Augen nicht trauen als er in alt bekannte Gesichter blickte. Es waren seine Freunde aus der Spinnerbox.
ENDE