Es war im Winter 1990, also so ziemlich gleich nach der Wende, da bekam ich mit halbem Ohr eine Unterhaltung in inserem Angelladen mit, wo es um einen kommerziellen Angelteich ging, so etwas kannte ich bisher überhaupt nicht, da es derartige Einrichtungen in der früheren DDR nicht gab.
Das Gewässer sollte ganz in der Nähe sein, das machte mich neugierig, anschauen wollte ich mir das schon mal, da ich mir garnichts darunter vorstellen konnte.
Nach einigem Fragen bekam ich ungefähr heraus wo sich das Gewässer befinden sollte, nach längerer Sucherei, irgendwo im Nichts an den Landesgrenzen von Mecklenburg/Vorpommern und Brandenburg fand ich es schließlich.
Da war zum einen ein Teich, in dem es Karpfen und Welse geben sollte und zum anderen einen kanalartig erweiterten Wiesenbach von ca. 1km Länge, in welchen sich Regenbogenforellen befanden.
An dem Teich saß keiner, aber an dem Bach war es recht voll, allerdings nur im unteren Bereich in Nähe des Parkplatzes, weiter oben kein Mensch.
So richtig gefallen hat mir das Ganze nun wirklich nicht.
Wie ich da nun so herumstrolchte, ohne Angelzeug, in Straßenklamotten wurde der Besitzer wohl auf mich aufmerksam, er kam auf mich zu und begrüßte mich mit den Worten :"Betreten der Anlage nur mit gültiger Angelerlaubnis!". Nach meinem "Ja,ja, Ich geh ja schon!" wurde er allerdings etwas freundlicher und suchte das Gespräch, wobei er mir dann sehr wortreich seine weiteren Pläne haarklein aufzeigte.
Nachdem auf der Rückfahrt, die durch seinen langen Monolog entstandenen Blutblasen auf meinen Trommelfellen etwas abgeklungen waren beschloß ich das Dingens da am Wochenende mal zu testen.
Eine Posenrute oder ähnliches mitzunehmen, konnte ich mich nicht so recht entschließen, auch die Angelei mit dem Zeug aus den vielen bunten Gläschen, welche ich da das erstemal in meinem Leben zu Gesicht bekam erschien mir wenig vertrauenderweckend.
Mehr aus Unschlüssigkeit feuerte ich also eine Fliegenrute und einige Meerforellenfliegen ins Auto und schlug dann Samstag früh dort auf.
Als erstes mußte ich mich ja nun mal mit der nötigen Angelberechtigung versehen, ich ging also in die kleine Hütte am Gewässer und machte mich kundig. "Bach oder Teich?" war die erste Frage des Besitzers, da ich die Forellen im Bach vermutete sagte ich Bach. " 4Std, 20,- Mark, keine Fangbegrenzung", er fing an einen Zettel auszufüllen, " Name, Anschrift, haste nen Fischereischein?" ich gab ihm die Auskünfte, er schob den Zettel rüber und sagte sehr bestimmt :"20 Mark!"
Ich zögerte etwas und fragte :"Ist eigentlich Fliegenfischen erlaubt?".
Nun wiederum zögerte er, er zog den Zettel wieder etwas zurück :" So richtig mit Fliegenrute, Fliegenschur und so?.......Hm, können wir ja mal probieren, was Unrechtes soll das ja nicht sein", der Zettel kam wieder näher, die 20 DM wechselten ihren Bsitzer.
"Hm" sagte er, "Geh mal lieber Stück von den Anderen weg, wer weiß wie die reagieren".
Da unten, wo es so voll war wollte ich sowieso nicht hin, ich stiefelte also bis ganz nach oben wo ein Drahtgitter das Gewässer begrenzte, dort war der Bach nicht wesentlich verbreitert worden, das alte welke, winterliche Gras ragte weit über das Ufer, in der Mitte war nur etwa ein Meter frei, das Wasser war etwa einen Meter tief.
Ich begann stromauf zu werfen und zuppelte meine Fliegen an der Graskante entlang, eine Weile ging nichts, ich testete verschiedene Fliegen durch, eine schwarze Sticklefly mit Silbertinsel war dann plötzlich der Bringer, innerhalb einer 1/4 std. hatte ich 4 Fische mir recht respektabler Größe so zwischen 1,5 und 2kg, mich wunderte das etwas, da ich weiter unten bei den anderen Anglern nur wesentlich kleinere Fische gesehen hatte, dafür oft in großer Zahl.
Nach einer Weile war ich dann nicht mehr allein da oben, Einer nach dem Anderen rückte auf und beobachtete mich argwöhnisch, ich fischte weiter und fing auch weiter, einige Zeit später stand der Besitzer hinter mir, mich ebenfalls wortlos beobachtend, "rumms" machte es an der Angel, der nächste Fisch ging an Land.
Wie ich den Fisch versorgte, legte sich die Hand des Besitzers auf meine Schulter."Komm mal nen Stück weiter! Lass uns mal nen Stück weggehen von den Anderen!". Ich war etwas verdutzt, "Du, die haben sich bei mir beschwert, da wäre einer mit soner komischen Angel, der täte bloß immer reinwerfen und manchmal sei unmittelbar danach ein Fisch drann, da dachte ich mir die können nur dich meinen, hör mal bitte auf, Du hast ja auch schon ne ganze Menge, Du darfst ja eigentlich weiterangeln, aber versteh mich mal, ich krieg Ärger mit den Leuten, hier haste Deine 20,-Mark wieder!"
Fische hatte ich nun wirklich genug, ich packte zusammen.
Langsam ging ich zusammen mit dem Besitzer den Bach runter, es war ein wenig wie Spießrutenlaufen, unten angekommen sagte mir der besitzer:"Pass mal auf, ich hab da drüben im Teich mal paar größere Forellen eingesetzt, alle so um die 3 - 4 kg, da am Teich will ich aber den ollen Forellenteig nicht haben und nun ist es so, daß die einfach nicht gefangen werden, zum einen weil die nicht ohne den Teig da angeln wollen oder die sind einfach zu doof dazu, kannste ja da nochmal versuchen, ich will mal nen richtigen Drill an ner Fliegenrute sehen!"
Wir latschten um den ganzen Teich rum bis auf die andere Seite wo uns keiner mehr sehen konnte, tatsächlich dümpelten in einer Flachzone, im winterlich klaren Wasser gut zu sehen einige respektable Fische herum.
Kurz und gut, die Sticklefly sauste über den Teich, es dauerte jedoch etwa eine Stunde bis sich der erste Fisch festmachte, nachdem der draußen war kam ein bestimmendes "Nun mach mal Schluss, war ja schließlich alles für umsonst!"
Ich habe dann das Gewässer wohl mindestens 3 Jahre nicht mehr besucht, als ich dann wieder mal vorbei kam, weil ich zufällig in der Gegend zu tun hatte, hatte sich dort eine ganze Menge verändert, der Bach war nicht mehr so lang wie früher, die oberen 200 Meter mit dem überhängenden Gras durften nicht mehr beangelt werden, dieser Bach war auch noch viel stärker frequentiert als vorher und hatte mit Angeln nicht mehr viel zu tun, dafür begann sich der Teich als winterlicher Geheimtip für schonzeitgefrustete "Fusselschmeißer" herumzusprechen, allzumal sich der Besitzer inzwischen ebenfalls mit Fliegengerät bewaffnet hatte und anfänglich bei seinen Versuchen einen recht hohen Unterhaltungswert besaß, inzwischen kann er das aber recht gut.
Nun kann man über solche Gewässer im Allgemeinen verschiedener Meinung sein, aber ich denke zumindest dort kann man, allerdings nur im Winter, sowas schon mal machen, da der Teich auch recht groß ist und nicht diese Badewannenmentalität vieler Forellenpuffs hat.