OK - das ist was fürs Sommerloch. Aber anderseits ist gerade Grillsaison.
Und darum erlaube ich mir, folgenden Artikel aus dem Nordbayerischen Kurier vom 03.07.04 zu zitieren:
ZitatAlles anzeigenExperte: Die besten Bratwürste in Franken sind evangelisch
Erstaunliche Erkenntnisse nach 900 Metzgerbesuchen
Nürnberg/Coburg von Peter Reindl
Die fränkische Bratwurst hat eines ihrer letzten Geheimnisse offenbart: Es gibt evangelische und katholische Bratwürste, und beide unterscheiden sich sehr. Zu danken ist diese Erkenntnis dem gelernten Forstwirt Heinrich Höllerl. 900 Bratwurstmetzger in Franken hat er in seiner genüsslichen Monographie des Kult-Nahrungsmittels erfasst, die unter dem Titel "Die Bratwurst ist eine Fränkin" im Würzburger Echter -Verlag erschienen ist. Zwar ist ihm trotz beachtlichen Leibesumfangs nicht gelungen, alle selbst zu testen, die ausgiebig verspeisten Stichproben bringen ihn jedoch zu einem eindeutigen Urteil: "Die guten Bratwürste sind alle evangelisch."
Es hängt vom Brät ab
Die Erkenntis kam dem Bratwurstexperten im Halbschlaf: Beim wohligen Nachsinnen über die kulinaraischen Freuden fiel ihm jäh auf, dass er sich alle Bratwürste, die ihm geschmeckt hatten, in evangelischen Regionen einverleibt hatte. Er forschte weiter und fand heraus, was ihm an den anderen den Geschmack verdorben hatte: Das Brät ist schuld, also die teigige Masse. Dass man beim Kauf beim Metzger üblicherweise zwischen feinen und groben Bratwürsten unterscheidet, ficht Höllerl nicht an.
Die Masse komme einerseits aus dem ganz fein arbeitenden sogenannten Kutter, wie jene Bratlinge, die unter dem Namen Schweinswürstl südlich der Donau serviert werden. Hingegen komme die ideale Protestantenwurst aus dem Fleischwolf, ist demzufolge gröber als ihr katholisches Pendant und ausgiebig mit Majoran gewürzt. In einem Expeditionsbericht durch Bratwurstfranken beschreibt die Erlanger Studentenverbindung Fridericiana, wie messerscharf die Grenzen gezogen sind:
"Unsere Wanderung führte durch katholische und evangelische Gegenden und entsprechend wechselten sich die katholischen und evangelischen Bratwürste ab, also solche mit feinem und solche mit grobem Gehäck."
Der Coburger Bratwurstkenner Martin Koch schwört gar Stein und Bein, er kenne einen Metzgerladen, in dem könne er noch heute evangelische oder katholische Bratwürste verlangen, ohne dass die Verkäuferin mit der Wimper zucke.
Wie es dazu kam, dass der konfessionelle Fleckerlteppich Frankens unterschiedliche Geschmäcker zu Wege brachte, ist Höllerl ein Rätsel. Vielleicht hänge es ja mit den strengen Zunftordnungen der evangelischen Reichsstädte zusammen. Oder aber mit dem protestantischen Hang zum Purismus, der nicht einmal in der Wurst überflüssiges Beiwerk dulde.
Ach, was hab ich jetzt Appetit gekriegt auf ein Paar saftige, grobe und würzige fränkische Bratwürste! "Zwaa im Weggla" - wie man in Franken sagt.
Oder auf einige der kleinen Nürnberger auf Sauerkraut. Auf jeden Fall mit einer Ladung Kren (Meerrettich) oder scharfen Senf.
Die oberbayerischen Schweinswürstl dagegen, womöglich gar noch mit süßem Senf ist mein protestantischer Gaumen gründlich leid!