Hallo zusammen,
wie wahrscheinlich viele von euch wissen, haben vor knapp zwei Wochen auch in Bayern die Sommerferien begonnen.
Ein super warmes und sonniges Wetter, welches ebenfalls seit 1-2 Wochen vorherrscht, lässt das Verlangen nach „Out-door-Aktivitäten“ in der freien Natur, im Schwimmbad und natürlich nicht zu vergessen am See stark ansteigen.
So auch bei mir, als dass ich die letzte Woche überwiegend an meinem Vereinssee, mit Angeln und Baden (ich sag nur: 31 Grad, da bleibt keine Anglerhose trocken) verbracht habe.
Dazu kam, dass ein Spezl von mir, gegen Ende letzter Schulwoche, einen schönen Zander aus dem See landen konnte; fast eine ganze Stunde Schilderung des Zanders und der näheren Umstände des Fangens am Telefon, gaben meiner Motivation dann den Rest und ich war plötzlich wild entschlossen die nahenden Ferien ausschließlich zum Zanderangeln zu nutzen.
Gesagt – Getan: Mit der rechten Hand wurde das Zeugnis in die nächste freie Schublade befördert, während die Linke schon die Zanderausrüstung in den Rucksack stopfte. Eine gute Vorfreude auf den vermeintlich schon sicheren Zander lässt den Weg zum Wasser und den Aufbau der Ruten im Eiltempo geschehen.
Mein Digital-Kamera-Tagebuch lässt seine Bilder reden:
Erster (Ferien)Tag, Montag, heute gibt’s Zander...oder?:
Gegen zwei Uhr Nachmittags erreichen wir den See, Köderfische sind schnell mit Brot gestippt und Ruten mit Schwimmer-, auf 1-2 Metern Tiefe, und Grundmontagen werden in der Nähe von Unterwasserpflanzen und Seerosenfeldern ausgelegt. Gegen halb fünf der erste Biss: Ein schnell piepender Bissanzeiger lässt meinen Spezl hastig vom kleinen Klappstuhl aufspringen und anschlagen, der Fisch kann sich jedoch nach einer kurzen Flucht befreien – Schade, vielleicht das nächste Mal...
Der Tag geht ohne weitere Fischkontakte zu Ende und gegen zehn Uhr Abends kurbeln wir die Köder ein.
Dienstag, der Kopfdieb:
Unser gestriger Angelplatz ist besetzt – Pech gehabt, dann halt auf die andere Seite. In der Dämmerung bekomm ich zwei kurze Fluchten auf meine Grundrute, zweimal geht der Anschlag ins Leere, einmal fehlt der Kopf des Rotauges.
Mittwoch, wer oder was beißt Rotaugen die Köpfe ab?
Wieder die andere Seite des Baggersees: der gestrige mysteriöse Besucher hat unser Interesse geweckt, jetzt heißt es: ja nicht den Kopf verlieren. Wir platzieren die Zanderhaken an den Grundmontagen jeweils näher am Kopf des Rotauges und wieder, gegen Dämmerung, im Zwielicht beißt der Räuber, ein drittes Mal, doch wir waren schneller: nach kurzem Drill erscheint eine schwarze Schildkröte mit kleinen gelben Streifen an der Wasseroberfläche. Allgemeines Schmunzeln und Gelächter. Der Kopfräuber wird schonend in sein Element zurückgelassen.
Donnerstag, der Hechtbiss:
Wir nehmen unseren alten Platz wieder ein; mit mittlerweile etwas gedämpftem Enthusiasmus fliegen die Rotaugen wieder an ihre alten Plätze. Gegen sieben Uhr dann der erste Biss des Tages: Mein Optonic piept laut in die kommende Nacht hinein, aber was war das? Nach einem guten Anhieb, ein Zischen und mein Zandervorfach fliegt knapp an meinem Gesicht vorbei und landet im Gras, der Haken ist weg: Hecht! Ooooh, wie bin ich im Dreieck gesprungen: wer konnte den Ahnen das auf ein 6 cm Rotaugen auf Grund ein Hecht knallt und bei dem gefühlten Widerstand, kein Kleiner.
Freitag, Nie wieder ohne Kevlar:
Nach der gestrigen Belehrung war mir eine Sache ganz klar: Nie wieder ohne Kevlar! Der Tag verlief sehr ruhig - zu ruhig für einen fast sechs stündigen Zanderansitz. Die Motivation, welche mich vor einer Woche noch an nichts anders als Angeln denken lassen wollte, schwand mit jeder Stunde warten ohne Biss. Na ja, that’s life – that’s fishing.
Samstag, Ausdauer zahlt sich aus, irgendwann:
Ja, das war meine Divise: Ausdauer zahlt sich aus, irgendwann. Gegen 5 Uhr Nachmittags geht’s an den See, diesmal mit Spinnfischerausrüstung: 3 Meter Zanderruten und jede Menge weiße, gelbe und rote Twister und Wobbler gehören zu unserem Waffenarsenal, das es heute gilt auf Herz und Nieren zu testen. Ergebnis nach ausdauerndem spinnen: kein Biss, keine Nachläufer, nichts außer kapitalen Stöcken, Baumstämmen und Unterwasserpflanzen. Wir wollten den Sand schon in den Kopf stecken, aber auch hier kein Erfolg in Sicht: nur Kies, weit und breit, deshalb heißt’s wohl auch „ehemalige Kiesgrube“.
Sonntag, und wann genau?
„Gehen wir heut Abend wieder Angeln?“, „Hmm...Na gut, vielleicht klappt’s ja am siebten Tag“, ein kleiner Ausschnitt aus einem Telefonat mit meinem Spezl, zwei Stunden bevor wir -mal wieder- auf Klappstühlen hinter unseren Zandermontagen (=meine natürlich mit Kevlar) saßen und auf den erlösenden Biss warteten. Was soll ich sagen, auch dieser Abend verging ohne jeglichen Fischkontakt, dafür immerhin mit 30 neuen Seiten im Buch.
Dienstag, irgendwann
Den Montag Abend musste ich einfach einmal anders, als mit Angeln verbringen. Doch schon einen Tag später, zog es mich wieder an den See, irgendwann musste es ja mal klappen, mit dem Zander.
Diesmal sind wir zu dritt und jeder angelt mit einer Grundrute auf Zander; bei der Zweiten haben wir uns entschieden mit Brot und Mais auf Karpfen auszulegen, damit man nach 7 Tagen ohne gelandeten Fisch, auch mal wieder das Keschernetz ins Wasser eintauchen durfte.
Gegen 8 Uhr konnten wir auch schon zwei schöne Karpfen zählen, beide zwischen sechs und acht Pfund. Doch dann passiert etwas, mit dem keiner von uns Dreien (und schon gar nicht ich und mein Zanderspezl) gerechnet haben. Mein Bissanzeiger (der an der Köderfischrute!) piepst plötzlich, wie aus dem Nichts heraus, wild los und will gar nicht mehr aufhören Lärm zu machen! Ich setze einen kräftigen Anhieb und nach zwei Minuten Drill wandert ein schöner Zander über den Kescher. Wahrlich, ein Fisch mit dem Niemand in dieser Sekunde gerechnet hatte.
Epilog:
Sieben Tage, zwei verlorene Fische, eine Schildkröte und dann am achten Tag, der Zander. Solche Fische behält man gut im Gedächtnis, gerade weil man nicht (mehr) mit ihnen gerechnet hatte. Man erinnert sich gerne, schreibt Geschichten über sie und gibt die Erinnerung somit weiter, auf das auch andere sich an ihrer erfreuen.
Hätte ich hier einen Film gedreht und keine Geschichte geschrieben, wäre für mich die Schlussszene klar gewesen: Die schwarze Schildkröte mit den kleinen gelben Streifen würde kurz auftauchen, neben einem Seerosenfeld, mit einem toten Rotauge im Maul und sie würde dem Zuschauer zuzwinkern, kurz bevor sie wieder abtaucht, in die Tiefen, zu den Fischen, zu den Zandern. Im Hintergrund, weit entfernt, drei Angler die zufrieden ihre Ausrüstung zum Auto tragen, ein Angler, in der linken Hand einen Zander haltend.