..für alle, die ein wenig differenzierter an das thema "skinhead" gehen wollen. Das könnte helfen so einige Vorurteile und schwarz/weissmalerei auszuräumen..
Heute 22:30 auf ARTE:
ZitatAlles anzeigenMontag, 20. September 2004 um 22:30
VPS : 22.30
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02.10.2004 um 01:20
Skinhead Attitude
Dokumentarfilm, Frankreich / Schweiz 2004, ARTE / SSR, Erstausstrahlung
Von: Daniel Schweize
"Skinhead Attitude" ist die erste Darstellung der 40-jährigen Geschichte der Skinhead-Bewegung von ihren linksradikalen Anfängen bis hin zur rechtsradikalen Ausrichtung. Die Dokumentation schildert auch die jüngsten Umwandlungs- und Radikalisierungsprozesse dieser Jugend-Subkultur.
Von London über Helsingborg, Dallas, Las Vegas und Montreal bis nach Berlin haben sich die Skinheads als eine rebellische, gewalttätige, oft extremistische Jugendbewegung durchgesetzt. Sie sind die am meisten gefürchtete Straßenbewegung. "Skinhead Attitude" begleitet das 22-jährige Skinhead-Girl Karole. Sie gehört zu dem antirassistischen Zweig der Bewegung. Karole bekennt sich den negativen Vorurteilen der Umwelt zum Trotz als Skin, noch dazu als weiblicher innerhalb einer machistischen Bewegung.
In Form eines musikalischen Road-Movies zeichnet der Film das Porträt der jungen Skinheads von heute. Ausgangspunkt ist London, wo Zeitzeugen der ersten Skinhead-Generation zu Wort kommen wie der schwarze Musiker Laurel Aïtken, der Gefährte der jamaikanischen "Rude Boys", die zu Ska tanzten und sich mit den englischen "Proleten" vermischten. Karole führt den Zuschauer zu prägenden Gestalten dieser Musikszene. Anhand von deren Erinnerungen sowie von teilweise neuem Archivmaterial wird die Geschichte der Gegenkultur junger Proletarier, aber auch die ihrer Vereinnahmung durch den Rechtsradikalismus, nachgezeichnet. Mit der Krise, in die die Skinheads durch ihre Hinwendung zu den Neonazis gerieten, und durch die Entstehung der Punk-Bewegung radikalisierten sich die "Streetkids". Eine neue Generation trat auf den Plan. "Skrewdriver", eine ehemalige Punkband, führte mit ihrem chauvinistischen Sänger Ian Stuart den Bruch herbei. "White Noise", die Musik der Neonazis, entstand. Ihre Kennzeichen sind schwarze Jacken, rasierte Schädel, Hakenkreuze und Brutalität. Die Nazi-Skins verbreiteten sich fortan in ganz Europa. Ein Teil der Skinheads wurde zu militanten Rassisten. Als Ian Stuart und seine Gruppe aus der Musikindustrie verbannt wurden, gründeten sie die Bewegung "Blood & Honour", die sich durch den Verkauf von Schallplatten, CDs und T-Shirts finanzierte. Es entstand aber auch eine antirassistische Bewegung mit Roddy Moreno und seiner Gruppe "The Oppressed" und mit der Gründung von SHARP ("Skinheads Against Racial Prejudice"). Als Reaktion auf "Blood & Honour" machten die Antirassisten mobil, es kam zu Polarisierung und Rivalität zwischen Antirassisten und Rassisten. Von den Medien verteufelt, entwickelten sich die verschiedenen Zweige der Skinhead-Bewegung im Zuge der gesellschaftlichen Globalisierung im Untergrund weiter. SHARP entwickelte sich in den großen nordamerikanischen Städten, die Nazi-Skins dagegen in den Vororten und dann in den traditionell sehr rassistischen Südstaaten. Krieg und Konfrontation prägen nunmehr die Beziehungen zwischen den rechts- und den linksradikalen Skinheads.
Das kleine Extra
"Skinhead Attitude" zeigt die Hintergründe einer Subkultur, die zu den radikalsten und widersprüchlichsten Jugendbewegungen überhaupt gehört. Die Reise führt in die Abgründe einer randständigen Welt, deren Parole "no future" lautet und die dennoch darauf beharrt, zu überleben und ihr Anderssein auszuleben. Einige dieser jungen Leute betrachten sich sogar als die letzten "working class heroes".
wewewe.arte-tv.com/de/woche/244,year=2004,week=39,day=3,broadcastingNum=407957.html