Der ein oder andere wird sich evtl. daran erinnern, dass ich mal schrieb, ich würde wohl nie aktiv angeln.
In der Zeit, in der ich hier bin, habe ich fleißig gelesen und gelernt (immer noch viel zu wenig); und das Interesse am Angeln wuchs.
Samstag war dann der ultimative Tag.
Aber von Anfang an :
Ich bin mit ZS zu einem Forellenpuff gefahren.
Und nein, es war nicht geplant, dass ich es auch mal versuche.
Der Besitzer des Forellen-Puffs meinte zwar, es wäre doch nicht schlimm , dass ich keinen Angelschein hätte und sollte es mal ausprobieren, aber außer üben, wie man wirft, war eigentlich nichts geplant.
Unangenehme Begleiterscheinung : auf dem Gelände weidete auch eine Schafherde. Im Klartext hieß das, dass alles vollgek**** war. Egal, was man wo abstellte, es lag oder stand mit irgendeiner Ecke drin im Schlamassel.
Mein Sohn war auch mit, um mit 17 Monaten ist er in dem Alter, wo man sich eigentlich täglich erschießen möchte. Das seine Stürze (denn als Mann geht man nicht mehr an der Hand) gedämpft wurden, war da nur wenig tröstlich, erst recht nicht, als er mit dem Gesicht mitten in einem fetten Haufen landete *würg*
Ansonsten war es recht idyllisch. Der Hund des Teichbesitzers hat nach mir geschnappt (nach MIR !!! Sauvieh dieses; der soll mal ankommen und gerettet werden wollen !), ich wäre beinahe in den Teich gefallen, weil ich auf dem rutschigen Boden ausrutschte und mein perfekter Auerbacher wäre von den anderen Anwesenden vermutlich nie bemerkt worden, wenn ZS, diese miese Krücke, nicht fast lachend auf seinem Stuhl zusammen gebrochen wäre – lauthals, versteht sich. Uns gegenüber ein Perversling, der jedes Mal ein dümmlich-entrücktes Grinsen im Gesicht bekam, wenn ich meinen Sohn stillte….also alles bestens.
Zu dem Zeitpunkt habe ich noch dafür plädiert, den ersten Fang des Tages, den wir da schon hatten, standesgemäß zu beerdigen und ein Kreuzchen aus Zweigen auf sein Grab zu stellen. ZS versicherte mir glaubhaft, dass er mich in dem Fall leider umbringen müsste.
Allgemein war bei denen drumherum wenig bis meistens gar nichts gefangen worden.
Ich habe mir deshalb auch keine Gedanken gemacht, als ZS zum Auto ging - bis zu dem Moment, wo einer der Schwimmer sich bewegte und sich ein kleines bis mittelgroßes Panikgefühl bei mir breitmachte, das dann in offene Hysterie umschlug, als das Ding auch noch unterging.
Also habe ich wild hüpfend und winkend am Ufer gestanden, und wirklich alle haben mich angestarrt, als wäre ich irgendwo entsprungen, nur ZS hat nichts mitbekommen. Logisch
Dadurch, dass die Forelle wild rumzappelte , konnte ich auch nicht so tun, als hätt ichs nicht mitbekommen.
Was ne Sch**** !
Also hab ich die Rute hochgenommen (das erste Mal in meinem Leben, dass ich so ein Ding in der Hand hatte). Wieso ist denn die Rolle links, wenn doch die meisten Menschen Rechtshänder sind und wie funktioniert das alles eigentlich ??? In welche Richtung dreht man das Teil ? Mir war da mittlerweile schon richtig schlecht, aber half ja nix. Ich habs dann tatsächlich geschafft, den Fisch bis fast zur Uferböschung ranzuholen – ZS stiefelte immer noch irgendwo weit weg in der Walachei rum, und ich hatte das nächste Problem : wie zum Henker macht man das, die Angel festzuhalten und in der anderen gleichzeitig den Kescher, und dann auch noch das Vieh da irgendwie reinzukriegen ?? (Ich habe nie gewusst, dass angeln soooo schwierig ist)
Das alle rüberguckten machte die Sache nicht unbedingt leichter.
Als ich dann gerade den Kescher im Wasser hatte, gabs einen Ruck - und die Schnur war ab, samt Schwimmer.
Von gegenüber schrie ein ca. 13jähriger Bengel :"Guckt mal, die Schnur ist abgerissen, mit Schwimmer !!!" (Ich hasse Kinder)
Na ja, ich war überzeugt davon, dass die Rute jetzt im Eimer ist, hab das Ding vor lauter Schreck mit dem Griff in einen großen Haufen Schafscheiße gelegt und mir überlegt, wie ich DAS ZS beibringen soll. Und während ich noch dachte, der köpft mich (die Teile sind doch so schweineteuer), hat er ganz locker alles wieder in Ordnung gebracht.
Zwischendurch hochgeistige Gespräche:
"Es tut mir sooo leid."
"Quatsch, kann passieren."
"Dir ist das bestimmt noch nie passiert !"
"Doch"
"Das sagst du jetzt nur so."
Damit war das Thema angeln für mich eigentlich abgeschlossen und ich mächtig depremiert.
Bis Volker wieder einen Biß hatte und mir die Angel mit einem "Hier mach mal" in die Hand drückte. Ich wusste gar nicht, was ich zuerst machen sollte : sterben oder mich übergeben.
Ich war total nervös und ich habe bestimmt tausend Fehler gemacht . Glücklicherweise war ZS die Ruhe selbst und gab, immer wenns nötig war (ziehmlich oft ) knappe und verständliche Tips.
Am schwierigsten fand ich, den Fisch auch in den Kescher zu bekommen. Das hat eine gewisse Zeit in Anspruch genommen, mir bald einen Herzinfarkt beschert und geht mit Übung wohl wesentlich schneller. Von da ab habe ich eigentlich den honigkuchen-strahlenden Ausdruck nicht mehr aus dem Gesicht bekommen, über den ZS sich köstlich amüsiert hat.
Gut, kurzzeitig ist er mir dann noch mal entglitten, als er fragte, ob ich den Fisch auch töten wollte. Bisher habe ich nicht mal hingucken können, wenn er das gemacht hat, und ich habe immer gesagt, ich würde das niiiieee machen, weil ich viel zuviel Angst hätte, nicht richtig zu treffen und das arme Tier zu quälen.
Aber weil sowieso grad alles so klasse war und es ja auch außerdem irgendwie mein Fisch war, hab ich dem dann auch mal kurzzeitig dumm guckenden Volker das Messer aus der Hand genommen, habe mir zeigen lassen, wo man genau auf den Kopf hauen muß (davor hatte ich immer den meisten Bammel, und das Geräusch ist so fies), und es hat wider Erwarten sogar geklappt !! ZS meinte später, ich hätte dem Vieh so auf den Kopf gebrezelt, dass er gedacht hat, dem müssten die Augen rausflutschen. *gg* (Na ja, sicher ist sicher )
Dem Fisch ins Herz (oder ist das die Lunge ?) stechen habe ich schon beim ersten des Tages gemacht, und mich gewundert, dass die so eine feste Haut haben und es gar nicht so leicht geht, da durch zu stechen, wie es beim Zugucken immer scheint.
Na ja, und dann hatte ich erstmal zittrige Knie, hab dümmlich glotzend in der Gegend rumgestanden, meine weltschönste Forelle betrachtet und habe sogar ausnahmsweise mal den Schnabel gehalten.
Selbstredend musste ich für den Rest des Tages im 5-Minuten-Takt daran erinnern, dass ich einen Fisch gefangen habe (es hätte ja sonst in Vergessenheit geraten können)
Zuhause habe ich gleich den gesamten Freundes- und Verwandtenkreis durchtelefoniert. Dummerweise wissen Leute, die so gar keinen Bezug zum angeln haben, das gar nicht richtig zu schätzen.
Meine Freundin :"Den kannste doch nicht essen !"
"Wieso das nicht ?"
"Also, ICH könnte das nicht."
"Quatsch, der schmeckt bestimmt lecker. Übrigens heißt er Henry und du könntest ihm sogar in die Augen schauen, weil der Kopf noch dran ist."
- Unterdrückte Würgegeräusche am Telefon -
Mein stets korrekter Vater :"Aber Kind, du hast doch gar keinen Angelschein !!“ *seufz*
Ich habe dann eingesehen, dass es nichts bringt, Perlen vor die Säue zu werfen und Henry statt dessen lieber in die Pfanne geworfen.
Meine Tochter im Vorbeigehen (sie ist Vegetarierin) :"Oh Gott, er hat mich angeguckt !!" *andiestirngreif*
Obwohl ich sonst eine totale Niete am Herd bin, hat diesmal alles geklappt (ich sags ja, es war der Tag der Tage). Ich bin dann nur dazu gekommen, zu probieren (schmeckte super), und anschließend musste ich mitansehen, wie mein Jüngster Henry innerhalb von 5 Minuten in sich reinstopfte *heul*
Na ja, wenigstens hat er danach entgegen seiner Gewohnheit durchgeschlafen.
Fest stehen nun auf jeden Fall zwei Dinge :
1.) ich muß unbedingt einen Angelschein machen
2.) ich werde Henrys Familie ausrotten
In diesem Sinne von einer immer noch ganz seligen Kirsten viele Grüße