So jetzt komme ich auch endlich mal dazu (zumindest einen ersten) etwas von meier Zeit in Kanada und den USA zu berichten.
Und natürlich ist es eine Geschichte von der es keine Fotos gibt und die sich sehr nach Anglerlatein anhört, obwohl sie 100% wahr ist.
Ich war unterwegs von Green Bay, Wiscionsin in Richtung Norden um mir die Upper Peninsula von Michigan anzusehen, wozu mir immer wieder geraten wurde (nebenbei: zu Recht). Da ich eine noch einen Tag gültige Lizenz für Wisconsin in der Tasche hatte, hielt ich immer wieder nach beangelbaren Gewässern Ausschau.
Irgenwann gegen Mittag führte die Straße dann über ein nettes Flüsschen (eines der vielen), als ich auf der Brücke das Namensschild sah war klar, das ist der Ort der Angelpause: Pike River.
Nach einer kurzen Besichtigung des Ufers eines sehr netten, an dieser Stelle aber recht schnellen und flachen Flüsschens, erschien mir der Fluss aber eher als Forellengewässer. Also schnell in die Wathose, die Telerute und ein paar Spinner und Wobbler gegriffen und nix wie ins Wasser.
Ich watete so langsam flussauwärts, zwischendurch immer ein paar Würfe, einige Fotos, las ich dann nach einer halben Stunde und einer Kurve einen älteren Mann auf einem Stein sitzend in einem Pool angelnd sah (davon gibt es noch das letzte Foto meiner Kamera, die mir beim Verlassen des Flusses leider auf den Boden geklatscht ist, ich habe dies nicht sofort bemerkt, sonst hätter ich den Rest villeicht nichtmehr erlebt, weil ich wegen schlechter Laune weitergefahren wäre). Mit viel Abstand um den Angelplatz des Mitanglers habe ich mich dem genährt und begonnen ihn ein wenig auszufragen. Ja, viele Forellen gäbe es vor allem Browns und Brooks, er würde hier häufig angeln, heute allerdings nur in der Mittagspause, weshalb er hier nur ein paar Würmer bade. Gefangen hatte er noch nix, allerdings gab er mir den (guten, wie sich herausstellte) Tip doch einige hundert Meter flussauwärts zu laufen dort gäbe es einen Wasserfall, davor sei es gut.
Diesen Tipp habe ich dann beherzigt und eine nicht nur aussichtsreiche, sondern auch noch superschöne Stelle mitten im Wald, mit einem unglaublichen Rauschen des Wasserfalls im Hintergund, inmitten der spätsommerlichen Mittagssonne...göttlich... ich war gerade dabei diese Naturbewunderung zu überwinden und die ersten Würfe zu machen, als auf einmal im Tiefflug ein Reiher die Schlucht hochgeflogen kam. Als er knappe vier Meter neben mir Platz nahm, blieb mir fast die Spucke weg.
In diesem Moment stellt ich dann fest, das mein Fotoapparat in die ewigen Jagdgründe eingegangen war, angesichts der Umstände war ich aber nicht wirklich zu Wutausbrüchen in der Lage.
Stattdessen wechselte ich vom Mepps auf einen flachlaufenden Reef Runner und siehe da, keine Sekunde nachdem der Wobbler ins Wasser getaucht war: Biss!
Der Anhieb kam automatisch, wäre aber nicht nötig gewesen der Fisch hing und zog knapp unter der Oberfläche stromab gen Wasserfall.
Die spannende Frage war: was war es? Wie immer im Ausland bin ich richtig glücklich, wenn es eine Spezies ist, die ich zum ertsen Mal fange.
Alles was ich sehen konnte war, dass der Fisch eine durchschnittliche Forellengröße hatte und müde wurde. Danach sah ich in den Augenwinkeln wie der nach wie vor am Ufer stehende Vogel ziemlich aufgeregt wurde und langsam aber sicher gen Wasser stakste, den Blick auf meinen Fisch gerichtet. Die unmittelbare Folge war: ich wurde ziemlich aufgeregt!
Es kam wie es kommen musste der Fisch war des Drills gegen die Strömung müde und kam die Oberfläche und der Reiher stürzte sich auf den Fisch. Ich versuchte noch den Reiher davon abzuhalten den Fisch zu greifen, er war aber schneller. Und so stand ich einem Reiher gegenüber
der einen Fisch im Schnabel hatte, der meinen Wobbler mit zwei Drillingen im Maul hatte.
Was dann folgte war länger als der eigentliche Drill, nämlich ein Tauziehen (an ca. 25er Mono) zwischen mir und dem Reiher, dass nur dadurch beendet wurde das ich die vier, fünf Meter zwischen uns mit hochgerissenen Armen auf den Vogel zu stürzte und gleichzeitig die Rute nach hinten riss. Bekam ich den Fisch frei, eine eigentlich sehr hübsche 30 cm lange Brook Trout mit hellblauem Bauch ... und einer tiefen Schnabelwunde.
Die habe ich dann dem sehr aufgeregten Vogel hingeworfen, der bis auf anderhalb Armlängen an mich herangekommen ist und binnen Sekunden den Fisch verschlungen hatte. Danach zog er sich auf eine etwas weiter entfernte Warteposition zurück.
Ich hatte schweissnasse Hände, allerdings nicht wegen der ersten Brook Trout, sondern wegen der Umstände dieses Drills und habe mich auf den Rückweg gemacht.
Dort traf ich dann den anderen Angler wieder, dem ich die ganze Geschichte erzählte. Er bestätigte den Vogel im Landeanflug gesehen zu haben, hatte allerdings noch nichts über einen sehr zutraulichen Reiher gehört. Meine spontane Vermutung, dass der Vogel vielleicht an Angler und ihre Fütterungen gewöhnt sei oder eine Handaufzucht sein könnte, konnte er nicht bestätigen.
Was mir bleibt ist eine unglaubwürdige Geschichte, eine kaputte Kamera und die Gewissheit, dass ich meine erste Brook Trout nicht vergessen werde.