Hallo,
Ich möchte euch heute einmal eine Geschichte erzählen.
Meine Geschichte handelt von einem kleinen Jungen, ok "klein" war er ja nicht gerade, man könnte sagen er war durchschnittlich groß. Sein genaues Alter hat er mir nie verraten, eins jedoch weiss ich noch genau, er war ein sehr ruhiger und gutmütiger Junge. Jeder im Dorf kannte ihn gut, denn sein Vater war ein sehr wichtiger Mann, er arbeitete im Stadtrat einer Kleinstadt, nur ein paar Kilometer von unserem Dorf entfernt.
Jeden Abend wenn er nach Hause kam fand er seinen Sohn in Gedanken versunken auf seinem Bett vor und jeden Abend fragte er ihn ob er nichts besseres zu tun hätte z.B. für die Schule zu lernen oder wenigstens einem Hobby nachzugehen. Doch der Junge gab daraufhin nie eine vernünftige Antwort. Meistens schob er es einfach auf das Wetter, "Aber es regnet doch" oder "Es ist viel zu heiß". Die Mutter des Jungen sah diesem Treiben Abend für Abend erneut zu. Sie war es ebenfalls Leid ihren Sohn jeden Tag aufzufordern doch an die frische Luft zu gehen oder wenigstens etwas sinnvolles zu machen.
An dieser Stelle möchte ich eine kleine Pause einlegen, denn hier beginnt ein Kapitel im Leben dieses kleinen, oh Entschuldigung, mittelgroßen Jungen, dass ich gerne etwas anders einleiten möchte.
*Knacks*, ein bischen erschrocken schaute der Junge nach unten, er war auf etwas längliches, schwarz schimmerndes gestiegen. Er bügte sich und hob es behutsam auf, es war eine alte aber noch funktionstaugliche Angel. Jemand musste sie hier auf der Wiese verloren haben. Der Junge wusste wie eine Angel aussah, er ging oft zu dem kleinen Dorfteich wenn seine Mutter ihn mal wieder bei brüllend heißer Mittagssonne zu einem Spaziergang gezwungen hatte.
Der kleine Teich, ok "klein" war er ja nicht gerade, man könnte sagen er war durchschnittlich groß, er war oft von Anglern besetzt. Diesen hatte der Junge oft zugesehen, wie sie ihre Köder immer wieder in den Teich warfen und sie wieder einholten nur um sie wieder auszuwerfen oder wie sie einfach nur dasaßen und stundenlang warteten, als wären sie aus Stein. Der Junge empfand das immer als total idiotisch. Doch nun hielt er eine solche Angel selber in der Hand und dieses Gefühl weckte Neugier in ihm. Seine Mutter hatte ihm doch eh gesagt, vor 5 Uhr solle er sich nicht wieder Zuhause blicken lassen, dachte er sich und seine Diggitaluhr zeigte gerade einmal 2 Uhr an.
Und so kam es, dass der Junge zum Dorfteich schlenderte.
Als er dort ankam fand er bereits einen Angler vor, welcher ihn freundlich grüßte und danach sofort auf die Angel in seiner Hand zu sprechen kam. "Die ist ja angebrochen!", bemerkte er und fragte sich innerlich was der Junge damit wohl noch fangen wolle. "Wird schon noch funktionieren", antwortete der Junge. Worauf der Angler schmunzelte und sich wieder seinen eigenen Gerten zudrehte.
Der Junge begab sich auf die andere Seite des Teiches und kramte in seinem Rucksack, er suchte das Brot, dass ihm seine Mutter mitgegeben hatte. Er fand es und knetete es um den viel zu großen Haken.
*Platsch*, machte der Schwimmer, der 3 Meter vor ihm wie eine Granate einschlug. "Ob das was wird", dachte er sich. Der Junge setzte sich ins Gras und stützte die Angel neben sich auf einen großen Stein.
Minuten vergingen, in denen er die schöne Landschaft um sich herum bewunderte.
"Ne, keinen Bock mehr, war ne scheiss Idee", mit diesen Worten packte er sich die Angel und in diesem Moment geschah es, der Schwimmer ging unter.
Der Junge zog an und spürte plötzlich etwas zappeln, er empfand ein unglaubliches Glücksgefühl als er einen knapp 7 Zentimeter langen, silber glitzernden Fisch aus dem Wasser hob. Er faßte den Fisch ganz behutsam und drehte den Haken vorsichtig aus dem kleinen Fischmaul.
Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass es schon eine halbe Stunde nach 5 war. Deshalb entschloß er sich den Heimweg anzutreten.
Als er Zuhause ankam hatte seine Mutter schon das Abendessen hergerichtet. Der Abend nahm ein schnelles Ende und müde sagte er seinen Eltern gute Nacht. Er legte sich in sein Bett und versuchte einzuschlafen. Doch es gelang ihm nicht, immer und immer wieder musste er an den kleinen Fisch denken. Aber warum nur? Es war doch ein Winzling, ein Babyfisch gewesen, kaum größer als sein Zeigefinger. Er drehte sich nochmals herum und dachte an das Zappeln in der Rute und den Stolz den er empfand als er den Fisch aus seinem Element hob. Plötzlich war ihm alles egal, ob es brüllend heiß war, regnete, stürmte oder schneite, er wollte nur eins: Angeln!
Könnt ihr euch vorstellen wie diese Geschichte ausgeht?
Richtig! Der Junge stand am nächsten Morgen ganz früh auf, stürzte ohne zu frühstücken aus dem Haus, nahm alles Brot mit was er im Haus finden konnte und eilte zum Dorfteich. Er fing weitere Fische, er absolvierte die Fischerprüfung, er kaufte sich weitere Angeln, Haken und Zubehör. Er wurde ein fanatischer Angler.
Ende
Anhang:
Ich habe diesem Jungen absichtlich keinen Namen gegeben, weil es sich hier nicht um eine einzelne Person handelt. In jedem, der sich wie ich in diesem Augenblick wünscht mit einer Angel an einem Dorfteich zu sitzen, wohnt dieser Junge. Es muss auch nicht umbedingt ein See sein, diese Gewässerart habe ich nur gewählt weil es meine favorisierte ist.
Ich kenne auch Fliegenfischer die diesen Jungen in sich tragen, der ihnen jedes Wochenende befiehlt zum angeln zu gehen und sie nie genug davon kriegen lässt.
In diesem Sinne: Lasst euren Jungen angeln!