Ich habe jetzt seit fast genau 20 Jahren meinen Angelschein und ich muss sagen, dass sich die Sache in meinen Augen nicht zum Guten entwickelt. Störende Aspekte werden für mich von Jahr zu Jahr mehr.
Daher mal in ungeordneter Reihenfolge:
- Vermüllung von Angelplätzen: Wenn man auf einem Angelplatz ankommt und auf dem Boden haufenweise Schnüre, leere Köderboxen und Futterpäckchen findet, würde ich am liebsten direkt wieder heimfahren. Häufig mache ich dann den Platz einfach sauber und nehme den Müll mit, aber häufig sehe ich es auch nicht mehr ein und ziehe einfach weiter an einen anderen Platz.
- Zunehmende Angelverbote: Viele meiner ehemals liebsten Angelplätze haben mittlerweile ein Angelverbot, was in den meisten Fällen nichts mit dem (verständlichen und sinnvollen) Schutz des Fischbestandes (Laichschutzgebiet o.Ä.) zu tun hat, sondern lediglich daran liegt, dass man Angler gerne verstecken möchte und nicht in der Nähe von Touristen o.Ä. haben möchte. Angler sind eben nur so lange gerne gesehen, wie man an ihnen Geld verdienen kann.
- Fischneid unter Anglern: Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass vor 10-15 Jahren häufig mal nach einem Fang ein netter Plausch mit anderen Anglern entstanden ist. Heute erlebt man das kaum noch, man wird eher missbilligend beäugt und beobachtet, ob man auch bloß keinen Fehler macht.
- Altherrenvereine: Einige unserer Angelvereine der Gegend nehmen keine Leute mehr auf, weil die vorhandenen Mitglieder keine weiteren Leute am Wasser haben wollen. Auf Nachfrage wird man ziemlich unhöflich abgebügelt und Anträge landen einfach unbearbeitet im Müll. Mein Zielverein, der aufgrund der schönen Gewässerauswahl und der geringen Distanz für mich ideal gewesen wäre, besteht mittlerweile aus nur noch aus ca. 15 Mitgliedern, wobei das jüngste Mitglied auf die 50 zugeht und nur im Verein ist, weil es der Sohn eines Vorstandsmitgliedes ist. Die restlichen Mitglieder wurden aus teilweise fadenscheinigen Gründen aus dem Verein entfernt.
- Zunehmende Fischwilderei: Weil es mit den Vereinen eher mau in unserer Gegend ist, bin ich viel an den Flüssen der Region unterwegs. Das ist verhältnismäßig günstig und war für die letzten ca. 10-15 Jahre auch absolut zufriedenstellend. Dort gab es einen brauchbaren Fischbestand und echt traumhaft schöne Angelstellen. In den letzten 4-5 Jahren beobachte ich an den Flüssen aber immer mehr Fischwilderei. Seien es nun Reusen, Netze oder massenhaft ausgelegte Leinen mit Patternoster, an denen die Fische qualvoll verenden - Ich habe schon viel finden und beobachten müssen.
Der Oberhammer ist aber unser eigene Forellenteichanlage, die wir schon seit ca. 100 Jahren in Familienhand halten. Jedes Frühjahr setzen wir ca. 1500-2000 Jungfische ins Aufzuchtbecken, bevor sie im 2. Jahr in den eigentlichen Fischteich umgesetzt werden. Das erfolgt immer im Herbst und ist bei uns gerade erst geschehen. Von den ca. 1500 Forellen haben wir dieses Jahr nur ca. 100 Fische behalten - so wenig wie noch nie. Störe und Karpfen setzen wir schon garnicht mehr ein, weil die immer direkt und schon in Besatzgröße geklaut werden. Wir haben schon den Zaun auf 2m erhöht und mit Militärstacheldraht versehen, Wildkameras installiert, uns auf die Lauer gelegt und sogar schon Leute auf frischer Tat erwischt, aber als die Polizei nach ca. 30 Minuten eigetroffen ist, sind die einfach die einfach in den angrenzenden Wald gelaufen. Die Aufnahmen der Wildkameras haben sie garnicht großartig interessiert. Die Polizisten nehmen dann lustlos eine Anzeige auf, die irgendwann ungelöst geschlossen wird. Ein wenig Diebstahl gehörte am Teich immer dazu. Mein Opa hat schon immer davon erzählt, wie er hier und da mal Leute beim Schwarzangeln erwischt hat. Sowas kalukuliert man ein, aber in den letzten Jahren wird da richtig professionell und mit Plan regelrecht abgefischt. Erst lassen sie das Wasser am Mönch ab und dann wird mit dem Kescher der Fisch in Wannen geschaufelt. Nach circa 30 - 60 Minuten ist der Spuk vorbei und ruck zuck sind 100-200kg Fisch und mehr weg. Da sie nicht mal den Anstand haben das Wasser danach wieder aufzuaufstauen, ersticken dann noch viele der zurückgelassenen Fische im Schlamm. Der 2m hohe Zaun wird übrigens einfach mit dem Bolzenschneider durchgeknipst, damit man schön mit dem Auto bis an den Teich fahren kann. So macht das wirklich keinen Spaß mehr. Man investiert das ganze Jahr Zeit und Geld in die Aufzucht der Fische und dann bekommt man fast alles geklaut. Ich glaube nächsten Frühling setzen wir erstmals seit Kriegsende (seitdem hatte es der Opa, weiter können wir es nicht zurückverfolgen) keine Fische mehr zu, weil wir gegen diese professionelle Wilderei einfach machtlos sind und die Polizei sowas nur äußerst zögerlich und widerwillig verfolgt. - Vorwurf der Tierquälerei: Trifft man mal Spaziergänger o.Ä., denen ich nach Möglichkeit schon aus dem Weg gehe, muss man sich immer wieder die gleichen Vorwürfe der Tierquälerei anhören. Argumenten sind die meistens wenig zugänglich, daher versuche ich es meistens nicht mal mehr.
- Rechtsunsicherheit: Ich versuche mich an alle Regeln der Gewässer zu halten, aber man findet immer wieder Verbote, die nirgendwo schriftlich fixiert und einsehbar sind. Das nervt extrem, weil man solche Infos im Normalfall nur in Angelläden der Region oder erst dann erfährt, wenn es bereits zu spät ist.
- Abzocke mit Gastanglern: An einigen Seen werden Gastkarten für gutes Geld verkauft, 15-20€ sind da keine Seltenheit. Dafür darf man sich dann einen Platz im Gastanglerbereich suchen, der meistens fernab jeglicher Hotspots des Gewässers eingerichtet wurde. Wenn man keine fremden Leute am See haben möchte, ist das absolut ok, aber wenn man schon teure Tageskarten verkauft, dann bitte nicht so offensichtlich in den "toten" Ecken des Gewässers.
So, ich denke das waren die wichtigsten Punkte für mich. Warum ich trotzdem noch angle? Weil es trotzdem eins der schönsten Hobbys überhaupt ist und ich mich weigere das einfach so aufzugeben.