Es war im Sommer 1982, Sommerferien auf Terschelling einer niederländischen Nordseeinsel, letzter Tag vor der Abreise.
Ich war 13 Jahre alt und hatte in diesem Urlaub mit meiner neuen Brandungsrute, ich war endlich groß genug um mit so einem Monster umgehen zu können, reichlich Flundern und Klieschen und die ersten 3 Wolfsbarsche meines Lebens gefangen.
Wolfsbarsche? Na sagen wir lieber Babywölfe, doch das war mir damals ziemlich egal, wusste ich doch noch nicht mal wie ein großer Wolfsbarsch aussieht, denn von den rund 15 Wolfsbarschen die ich bisher gesehen hatte war keiner größer als 35 cm gewesen.
Ich hatte am Vortag beschlossen am nächsten Tag noch mal los zu gehen um ein paar, zumindest aber einen Fisch für meine Oma, sie aß für ihr leben gerne Plattfische und sie hatte mir die Brandungsrute zu Weihnachten geschenkt, zu fangen.
Also packte ich meine Ausrüstung auf das Fahrrad und ab ging es an den Strand.
Das Wetter war mies, Windstärke 5-6 aus Nordwest und schwer bewölkt, es war eigentlich klar, es würde Regen geben, aber ich hatte Regenkleidung dabei.
Kaum am Strand angekommen der Wind war weiter aufgefrischt und wehte jetzt mit 6-7 Windstärken von schräg vorne auf den Strand. Die Brandung war gigantisch, zumindest für diese Jahreszeit. Obwohl es noch drei Stunden bis Höchststand waren hatte die Wasserlinie schon den Pegel der Springflut von einer Woche davor erreicht. Ich muss wohl nicht erst erwähnen, dass außer mir kein weiterer Angler am Strand war, aber ich gab nicht auf, ich wollte einen Fisch, mindestens.
Der erste Wurf landete in etwa 25 Meter Entfernung noch vor der Brandung, mein 100g Krallblei, schwerere hatte ich nicht, blieb aber nicht liegen, sondern wurde von einer bis dahin ungekannten Strömung seitlich an den Strand gespült.
Eigentlich wäre jetzt der Punkt gekommen wo man aufgeben sollte, aber nicht mit mir!
Ich montierte einfach eine zweite 100g Kralle dazu und versuchte erneut mein Glück. Obwohl die so entstandene Montage nicht wirklich zu werfen war gelang es mir in etwas mehr als knietiefes Wasser zu gelangen noch knapp vor der Brandung.
Es begann zu regnen, doch ich versuchte weiter mein Glück.
Es begann zu schütten, aber ich hielt durch.
Die Rute hatte ich beinahe flach auf den Ständer gelegt, damit sie nicht weggeweht wurde und ich den so sehnlich erhofften Biss vielleicht doch hätte sehen können.
Es geschah nichts, außer dass ich fror und langsam anfing zu verzweifeln.
Drei Wochen hatte ich so erfolgreich gefangen und nun wo ich doch einen Fisch für meine Oma wollte dieses Wetter, das war einfach nicht fair.
Es war jetzt beinahe Höchststand, ich hatte also schon drei Stunden dem Wetter getrotzt, als meine Rute voll nach vorne durchschlug um sofort danach ohne Schnurspannung im Rutenhalter zu liegen. Das konnte nur ein Stück Plane sein das in die Schnur geschwommen war und die Bleie vom Grund gelöst hatte.
Ich nahm die Rute auf und holte ein, als auf einmal richtig leben in die Spitze kam es ruckte die Schnur brach nach links aus, die Schnur wurde schlaff, sie scherte nach rechts aus... das musste ein Fisch sein ein starker Fisch, ein Fisch wie ich ihn noch nie erlebt hatte.
Kurz darauf sah ich meinen Gegner, es war ein Wolfsbarsch, damals vermutete ich das nur, heute bin ich sicher. Er musste mindesten 70, na vielleicht auch nur 65 cm haben.
Ich holte ihn näher heran und wollte ihn an den Strand ziehen, als ihn von hinten eine Welle anhob, beschleunigte und eine Rolle drehen ließ, er schwamm noch einen Meter auf den Strand zu, schüttelte sich, drehte ab und war verschwunden.
Wie ich mich fühlte, ich denke das brauche ich nicht beschreiben.
Weitere zwei Stunden versuchte ich meinen Fisch zu fangen offiziell nen Platten, doch mir war klar ich wollte einen großen Wolfsbarsch, doch ich fing sie beide nicht mehr an diesem Tag und in diesem Jahr.
Der Plattfisch kam mit dem ersten Wurf im nächsten Sommerurlaub, der Wolfsbarsch ließ noch 10 lange Jahre auf sich warten.
Meine Oma hat noch viele Jahre Fisch von mir bekommen, wenn auch nicht in diesem Sommer.
Aber die wichtigste Erkenntnis war für mich, dass gerade auch Misserfolge die Lust am Angeln steigern.