Hier meine Erfahrungen. Das dürfte alles sagen:
So, ich bin jetzt wieder aus dem Urlaub zurück. Was ich da angelmäßig erlebt habe, gibt mir doch zu denken. Wir waren auf den Kanarischen Inseln und wo ich schon mal am Meer war, wollte ich da auch angeln. Nun gibt es da die Möglichkeit, einen Tag Ausfahrt zum Big-Game-Fischen zu buchen. Hab ich auch gemacht. Letzten Sonntag war es dann soweit.
Auf dem Boot waren sieben Angler, außer mir nur Niederländer, der Eigner (auch Niederländer) und der Kapitän, ein Spanier. Bei den Niederländern weiß ich von zwei Leuten, dass sie vorher noch nie geangelt haben. Die anderen hatten anscheinend schon Erfahrung mit Meeresangeln. Es ging also hinaus, ca. 20 Minuten mit Schleppgeschwindigkeit, eine Rute auf Wahoo hinter dem Boot. Dann sind wir hinter dem Riff angekommen und gingen vor Anker, wo das Wasser ca. 20 m tief war. Jeder bekam nun eine Angel zugewiesen. Es waren kurze Bootsruten mit Penn-Rollen der 30-lbs-Klasse. Als Köder gab es eine Kühlbox mit Makrelen, die zerteilt auf Einzelhaken an ca. ein Meter langen Vorfächern hinter dicken Bleioliven angeboten wurden. Der Eigner zerteilte die Makrelen, köderte sie selber an und ließ sie runter. Mit keinem Wort hat er erklärt, was er macht, bzw. was man selber machen soll, wenn ein Biss kommt, wie man Bisse erkennt usw. Mir und den anderen erfahreneren Angler dürfte das wohl nicht ausgemacht haben, aber da waren ja noch die Anfänger. Auch dass man gerade weiche Makrelenköder ab und zu erneuern muss, wurde ihnen nicht gesagt. So weit vorerst zur anglerischen Seite.
Nun kommt die musikalische. Fast die ganze Zeit lief niederländischer Musikantenstadelsound, bei dem ich in den Texten alle ordinären niederländischen Wörter, die ich kenne, erkannt habe. Zur Krönung hängte sich dann der Kapitän noch ein Gummiteil mit zwei Blei-„Eiern“ zwischen die Beine und tanzte damit vor der einzigen Frau an Bord, der Freundin eines Anglers.
Doch nun zurück zum Angeln. Als an der ersten Stelle nichts ging, sind wir weiter zu einer anderen. Auch hier tat sich nichts. Allmählich stieg auch der Bierdurst meiner Angelkollegen. Irgendwann kam dann der erste Biss, ein kleiner Rochen von vielleicht 40 cm Durchmesser. Gnadenlos mit der 30-lbs-Rute hochgeprügelt, Gaff rein, aufs hintere Deck getragen für Photos, und wieder zurückgesetzt. Bin mir nicht sicher, ob er das überstanden hat. Der Kapitän hat inzwischen mit kleinen Fischstückchen an einer Spinnangel geblinkert und einen schönen Dolphin gefangen. Wurde natürlich auch photographiert, nur nicht mit dem Fänger, sondern mit zwei der Mitangler, die bis dahin Schneider geblieben waren. Ein Photo ist davon sogar „Photo of the Day“ geworden. Dann flog sie in den Fischkasten, ohne vorher abgeschlagen und abgestochen zu werden. Dabei hätte man dafür doch alle Zeit der Welt gehabt. Dazwischen gab es auch mal Essen, das im Preis inbegriffen war. Nachdem noch zwei Rochen und eine Muräne gefangen wurden, war der Spaß dann auch schon wieder vorbei.
Ein recht fragwürdiger Spaß, wenn ihr mich fragt. Mit Angeln, was wir darunter verstehen, hat das nichts zu tun. Nur damit wir uns richtig verstehen: Auch ein kapitaler Fisch an meiner Angel hätte an meiner Meinung zu dieser Art von „Sport“-Fischen nichts geändert. Ich wäre auf ihn nicht stolz gewesen, weil ich ihn mir nicht selbst erarbeitet hätte. Da geh ich doch lieber an einen See, spür die Fische auf, überliste sie und behandle sie dann aber auch waidgerecht. Außerdem ist es billiger und ich spar mir die Musik.